2. Kapitel

Wie Gurronsevas sah, war das Büro des Chefpsychologen größer als das Vorzimmer, und wenn es überhaupt mit irgend etwas Ähnlichkeit aufwies, dann allenfalls mit einer gut ausgestatteten Folterkammer aus der vorzivilisatorischen Vergangenheit seines Heimatplaneten Traltha. Ringsum an den Wänden befand sich eine seltsame und außergewöhnliche Sammlung von Sitzmöbeln, die bis zur Mitte des Raumes vordrangen und in zwei Fällen sogar von der Decke hingen. Die teilweise abenteuerlich anmutenden Konstruktionen ermöglichten es den Vertretern verschiedener Spezies, die etwas in O’Maras Büro zu erledigen hatten, bequem zu sitzen, zu liegen, zu hängen oder sich zusammenzurollen. Als Angehöriger einer Spezies, die es vorzog, auf sechs Beinen stehend zu arbeiten, zu essen, zu schlafen und auch alle übrigen Tätigkeiten zu verrichten — es sei denn, daß der gesellschaftliche Umgang mit anderen Lebensformen unbedingt erforderte, gleiche Augenhöhe einzuhalten — interessierte Gurronsevas dieser Teil der Büroausstattung nur wenig. Deshalb stolzierte er schnurstracks voran und blieb auf der freien Fläche vor dem drehbaren Schreibtisch stehen, hinter dem dieses Wesen mit den nur schwer zu bestimmenden Machtbefugnissen, jener O’Mara also, saß.

Gurronsevas richtete sämtliche Augen auf den Major, sagte jedoch keinen Ton; schließlich wußte O’Mara, wer vor ihm stand, und deshalb hielt er es für überflüssig, sich vorzustellen. Außerdem wollte er, auch auf die Gefahr hin, ein wenig aufsässig oder unhöflich zu wirken, von Anfang an klarstellen, daß es sich bei ihm um einen willensstarken Tralthaner handelte, der sich keine unnötige Unterhaltung aufzwingen ließ.

Nach terrestrischer Zählung der Lebensjahre schien der Major alt zu sein, auch wenn die Kopfbehaarung und die sichelförmigen Haarbüschel, die seine Augen beschatteten, eher grau als weiß waren. Der Chefpsychologe des Orbit Hospitals verzog keine Miene, und auch die beiden Hände, die auf der Schreibtischplatte lagen, blieben reglos, während er Gurronsevas’ starren Blick erwiderte. Das Schweigen zog sich in die Länge, bis der Major plötzlich mit dem Kopf nickte, und als er schließlich sprach, nannte er weder Gurronsevas’ Namen noch den eigenen.

Schweigend hatten sie eine kurze Zeit lang miteinander gewetteifert, wer von ihnen den stärkeren Willen besaß, doch wenngleich O’Mara nun das Wort ergriff, war sich Gurronsevas keinesfalls sicher, wer aus diesem kleinen Wettstreit letztendlich als Sieger hervorgegangen war.

„Zunächst einmal muß ich Sie am Orbit Hospital willkommen heißen“, begrüßte ihn O’Mara und ließ dabei nicht ein einziges Mal die dünnen Hautlappen hinunterklappen, die seine Augen schützten und feucht hielten. „Uns beiden ist klar, daß diese Worte nichts weiter als eine höfliche Floskel darstellen, da Sie weder auf Wunsch des Hospitals noch aufgrund einer ungewöhnlich hohen medizinischen oder technischen Begabung hierhergekommen sind. Vielmehr stehen Sie jetzt vor mir, weil irgend jemand in der medizinischen Verwaltung der Föderation einen plötzlichen Geistesblitz hatte und Sie hierhergeschickt hat, wobei es dieser gewisse Jemand uns überläßt, nun herauszufinden, ob diese Idee brauchbar ist oder nicht. Ist das eine einigermaßen richtige Zusammenfassung der Umstände?“

„Nein“, widersprach Gurronsevas. „Ich bin nicht hierhergeschickt worden, sondern habe mich freiwillig gemeldet.“

„Das ist eine bloße Spitzfindigkeit und wahrscheinlich ein Irrtum Ihrerseits“, erwiderte O’Mara. „Warum wollten Sie denn herkommen? Und bitte wiederholen Sie nicht die Angaben, die Sie in Ihrer ursprünglichen Bewerbung gemacht haben. Die ist zwar lang, sehr ausführlich, äußerst beeindruckend und wahrscheinlich auch zutreffend, aber die in dieser Art von Schriftstücken angeführten Fakten sind sehr oft zugunsten des Bewerbers geschönt. Damit will ich keineswegs behaupten, es seien vorsätzlich Fakten gefälscht worden, sondern nur, daß eine Spur freie Erfindung eingeflossen ist. Sie haben bisher noch keine Erfahrungen im Krankenhausbereich gesammelt, oder?“

„Sie wissen genau, daß ich über keine solchen Erfahrungen verfüge“, antwortete Gurronsevas, wobei er dem Drang widerstand, ärgerlich mit den Füßen aufzustampfen. „Das betrachte ich keineswegs als Hindernis für die Verrichtung meiner Aufgaben.“

O’Mara nickte. „Aber sagen Sie mir doch bitte — in so wenig Worten wie möglich—, ob Sie hier überhaupt arbeiten wollten.“

„Ich arbeite nicht“, entgegnete Gurronsevas, während er zwei seiner Füße hob und mit genügend Wucht wieder aufsetzte, um die auf dem Boden stehenden Büromöbel zum Wackeln zu bringen. „Ich bin weder Handwerker noch Techniker, ich bin Künstler.“

„Ich bitte vielmals um Verzeihung“, entschuldigte sich O’Mara mit einer Stimme, die vollkommen frei von Reue zu sein schien. „Was hat Sie denn dazu bewegen, ausgerechnet dieses Hospital mit Ihrer Kunst zu beehren?“

„Weil es für mich eine Herausforderung darstellt“, antwortete Gurronsevas grimmig. „Vielleicht sogar die größte Herausforderung überhaupt, zumal es sich beim Orbit Hospital um das größte und beste Krankenhaus im Universum handelt. Das soll keinesfalls ein plumper Versuch sein, Ihnen oder Ihrem Krankenhaus zu schmeicheln, sondern ist eine überall anerkannte Tatsache.“

O’Mara neigte ein wenig den Kopf. „Da haben Sie allerdings recht, und diese Tatsache hat sich sogar bis zu den Mitarbeitern unseres Hospitals herumgesprochen. Trotzdem bin ich froh, daß Sie nicht versucht haben, mir zu schmeicheln, denn das funktioniert nicht, ob nun auf plumpe Weise oder hintenherum. Ich kann mir auch kaum einen Anlaß vorstellen, weshalb ich jemand anderem Honig um den Bart schmieren sollte, obwohl man mir nachsagt, ich hätte mich bei der einen oder anderen Gelegenheit durchaus schon einmal dazu herabgelassen, anderen gegenüber mehr Höflichkeit an den Tag gelegt zu haben, als unbedingt notwendig gewesen wäre. Verstehen wir uns?

Na prima. So, und von nun an sollten Sie sich bei der Beantwortung meiner Fragen ein bißchen weniger wortkarg geben“, fuhr er fort, bevor Gurronsevas überhaupt etwas entgegnen konnte. „Was hat Sie an diesem medizinischen Tollhaus so gereizt? Wieso haben Sie sich entschlossen hierherzukommen? Und welchen Einfluß haben Sie selbst darauf gehabt, daß es Ihnen gelungen ist, die Sache zu deichseln? Sind Sie mit Ihrer vorigen Arbeitsstelle oder Ihren bisherigen Vorgesetzten unzufrieden gewesen oder Ihre Vorgesetzten mit Ihnen vielleicht?“

„Natürlich nicht!“ protestierte Gurronsevas. „Bisher war ich im Cromingan-Shesk in Retlin auf Nidia tätig, dem größten und höchstgelobten Hotel und Restaurant für viele verschiedene Spezies in der Föderation. Man hat mich dort sehr gut behandelt. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätten sich sofort mehrere Restaurationsbetriebe darum geschlagen, mich zu gewinnen. Eigentlich bin ich im Cromingan-Shesk recht zufrieden gewesen, bis vor etwa einem Jahr, als ich mit dem rangältesten Monitorkorpsoffizier des Stützpunkts auf Nidia, nämlich Flottenkommandant Roonardth, einem Kelgianer, gesprochen habe.“

Gurronsevas machte eine Pause und dachte an das geradezu lachhaft kurze und einfache Gespräch zurück, das seinem früheren zufriedenen — und langweiligen — Leben damals mit einem Schlag ein Ende bereiten sollte.

„Fahren Sie fort“, bat ihn O’Mara leise.

„Roonardth wollte mir persönlich gratulieren, und als ranghohe Persönlichkeit ließ er mich dazu an seinen Tisch rufen“, berichtete Gurronsevas weiter. „Wie Sie wissen, haben Kelgianer eine äußerst direkte Art und sind psychologisch nicht fähig, zu lügen oder auch nur ansatzweise höflich zu sein. Im Verlauf unseres Gesprächs erzählte mir Roonardth, er habe gerade die leckersten crelletinischen Weintriebe in seinem ganzen Leben gegessen, wobei der Genuß um so größer gewesen sei, weil er kürzlich im Orbit Hospital gelegen habe, in das er nach einem zwar nicht näher beschriebenen, aber eindeutig lebensgefährlichen Unfall im All eingeliefert worden sei. An der medizinischen Betreuung hatte er zwar nichts zu beanstanden gehabt, doch als er sich im Hospital über das Essen beschwerte, berichtete ihm — jedenfalls seinen Angaben zufolge — eine terrestrische Schwester von einer Verschwörung, die darauf abzielte, Langzeitpatienten mit einer allzu langwierigen Genesung zu vergiften. Nach den Worten der Schwester konnte er sich sogar glücklich schätzen, nicht in der Personalkantine essen zu müssen.

Zwar hat mir der Flottenkommandant damals erzählt, daß es sich bei dieser Bemerkung zweifellos um das handeln müsse, was Terrestrier als Humor bezeichneten, doch deutete er mir gegenüber auch an, daß es die Erholung der Patienten stark beschleunigen und die Moral der Mitarbeiter außerordentlich heben würde, wenn jemand wie ich die Leitung der Lebensmittelversorgung des Orbit Hospitals übernehmen könnte — falls es einen zweiten Gurronsevas überhaupt noch einmal im Universum geben würde“, fuhr der Tralthaner fort. „Das war natürlich ein großes Kompliment, über das ich mich sehr gefreut habe. Später habe ich dann angefangen, ernsthaft darüber nachzudenken, und allmählich stellte sich bei mir eine Unzufriedenheit mit meinem Leben ein, das, wie mir rasch klar wurde, relativ sinnlos und langweilig geworden war. Als Roonardth eine Weile später erneut zum Essen ins Restaurant kam, übertraf ich mich selbst, um die Gelegenheit zu einem weiteren Gespräch mit ihm zu bekommen, und dann habe ich den Flottenkommandanten gefragt, ob er seinen Vorschlag vom letzten Mal ernst gemeint habe.

Nun, und genau das traf ein“, schloß Gurronsevas seine Ausführungen. „Darüber hinaus besitzt Roonardth den entsprechenden Rang und verfügt über genügend Einfluß, so daß er die Abteilung, die für die Versorgung des Hospitals zuständig ist, davon überzeugen konnte, mich nach einer Wartezeit von einem Jahr ans Orbit Hospital kommen zu lassen.“

„Ich verstehe“, sagte O’Mara. „Nun ja, daß Roonardth über viel Einfluß verfugt, ist mir nichts Neues, daß er ihn über den Gaumen geltend macht, allerdings schon. Wie ich jedenfalls annehme, haben Sie die Wartezeit damit verbracht, sich mit der Anlage und Organisation des Hospitals vertraut zu machen, stimmt’s? Und wie jeder kleine Neuankömmling sind Sie bestimmt eifrig darauf bedacht, so schnell wie möglich auf alle einen guten Eindruck zu machen, und haben in diesem Sinne bereits Pläne geschmiedet, nicht wahr?“

Zuerst dachte Gurronsevas daran, den winzigen Terrestrier darauf hinzuweisen, daß man ihn als Tralthaner kaum als klein bezeichnen konnte, zumal er mehr als die fünffache Körpermasse seines Gegenübers besaß. Doch dann kam er zu dem Schluß, daß O’Mara diesen Begriff absichtlich gebraucht hatte, um zu versuchen, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, und antwortete einfach mit Ja.

Einen Augenblick lang musterte ihn der Major schweigend, dann nickte er und entblößte kurz die Zähne. „Schön, und was haben Sie in diesem Fall als nächstes vor?“

„Ich werde so bald wie möglich eine Versammlung sämtlicher Lebensmitteltechniker des Hospitals und aller medizinischen Mitarbeiter einberufen, die im weitesten Sinne mit Ernährungsfragen zu tun haben“, antwortete Gurronsevas, wobei er sich sichtlich bemühte, seine Begeisterung zu zügeln. „Auf dieser Versammlung beabsichtige ich, mich allen vorzustellen, falls der ein oder andere von dem mir vorauseilenden Ruf noch nichts gehört haben sollte oder.“

O’Mara ermahnte ihn mit erhobener Hand zur Ruhe. „Sie wollen sämtliche Lebensmitteltechniker einberufen?“ hakte er nach. „Auch die Chloratmer, die Lebensformen, die unter extremer Kälte leben, und andere Mitglieder ausgefallenerer Spezies?“

„Selbstverständlich“, bestätigte Gurronsevas. „Aber an der Kost ausgefallenerer Lebensformen würde ich keine größeren Veränderungen vornehmen.“ „Na, Gott sei Dank!“ seufzte O’Mara. „…ohne vorher eine sorgfältige Untersuchung der möglichen Auswirkungen vorzunehmen und den medizinischen und technischen Rat derjenigen einzuholen, die über eingehendere Erfahrungen mit den Ernährungsgewohnheiten exotischerer Lebensformen verfügen als ich. Doch mit der Zeit habe ich vor, die momentanen Grenzen meiner kulinarischen Sachkenntnisse auszudehnen — so umfassend diese bereits sind—, um auch die Ernährungsbedürfnisse von denjenigen Spezies einzubeziehen, die sich von den warmblütigen Sauerstoffatmern unterscheiden.

Schließlich bin ich ab sofort der Chefdiätist dieses Hospitals.“

O’Mara bewegte den Kopf von einer Seite zur anderen, eine Geste, die, wie Gurronsevas erfahren hatte, eine wortlose Verneinung bedeutete. Voller Ungeduld fragte sich der Tralthaner, was dieser unangenehme Terrestrier dagegen einzuwenden hatte, daß er, Gurronsevas, auf der Stelle seinen Pflichten nachkommen wollte.

„Ich werde Ihnen genau sagen, was Sie sind und was Sie tun werden“, sagte O’Mara. „In Ihrem Fall besteht ein möglicherweise gefährlicher Widerspruch. Als Neuling am Hospital, ohne vorherige technische oder medizinische Ausbildung, müßten Sie eigentlich als Auszubildender eingestuft werden. Statt dessen sind Sie als Leiter einer Abteilung hierhergekommen, deren vielschichtige Aufgaben Ihnen völlig unbekannt sind. Daß Sie sich Ihrer Unwissenheit bewußt sind und im Gegensatz zu unseren anderen Auszubildenden über umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit Vertretern anderer Spezies verfügen, sind zwei Punkte, die für Sie sprechen. Trotzdem werden Sie sich bald Vertretern von physiologischen Klassifikationen gegenübersehen, auf die Sie sich einstellen müssen und die man normalerweise nicht in den ehrwürdigen Speiseräumen des Nobelhotels Cromingan-Shesk antrifft. Da Sie offensichtlich eine hohe Meinung von Ihrer eigenen Wichtigkeit und Bedeutung haben und ich — in seltenen Fällen — durchaus taktvoll sein kann, habe ich es vermieden, die Formulierungen „Das werden Sie tun“ und „Das müssen Sie tun“ zu gebrauchen, obwohl sie in diesem Fall angemessener wären. Nein, unterbrechen Sie mich nicht!

Erinnern Sie sich bei der Aufnahme Ihrer Tätigkeit bitte daran, daß Sie hier trotz des Einflusses, den Sie vielleicht bei den ranghohen Feinschmeckern des Monitorkorps haben, nur auf Probe arbeiten, und diese Zeit kann auf drei Arten verkürzt werden“, fuhr O’Mara unbeirrt fort. „Erstens stellen Sie vielleicht fest, daß Sie von der Arbeit hier überfordert werden, und entschließen sich zu kündigen. Zweitens komme ich möglicherweise zu dem Schluß, daß Sie die Arbeit hier überfordert, und werfe Sie raus. Drittens — und dieser Punkt ist derart unwahrscheinlich, daß er in die Kategorie „Wunsch-träume-gehen-nur-selten-in-Erfüllung“ fällt — zeigen Sie eine solch hohe Begabung, daß wir gezwungen sind, Sie auf Ihrem Posten zu bestätigen und Sie zu bitten, weiterhin für uns tätig zu sein.

Machen Sie sich, bevor Sie irgend etwas tun oder planen, mit dem Hospital vertraut“, setzte O’Mara seine Ratschläge fort. „Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen, um sich einzugewöhnen, solange es sich in Grenzen hält. Lassen Sie sämtliche Änderungen, die sie möglicherweise an der Krankenkost vornehmen wollen, vorher von dem leitenden Diagnostiker der entsprechenden Abteilung auf mögliche schädliche medizinische Auswirkungen hin überprüfen. Sollten sich bei Ihnen selbst irgendwelche psychologischen Schwierigkeiten einstellen, werde ich natürlich versuchen, Ihnen zu helfen, vorausgesetzt, Sie können mich davon überzeugen, daß Sie nicht imstande sind, diese Probleme allein zu lösen. Falls Sie in der Eingewöhnungsphase sonstige Schwierigkeiten oder Fragen haben, dann bitten Sie Lieutenant Timmins um Hilfe. Falls Sie es nicht schon bemerkt haben, werden Sie spätestens dann feststellen, daß er ein freundlicher und hilfsbereiter Mitarbeiter ist und zu den wenigen Leuten in diesem Krankenhaus zählt, die — ganz im Gegensatz zu mir — in der Lage sind, Dummköpfe um sich herum zu ertragen.

Wenn ich mal mehr Zeit habe, werden wir die langweiligen verwaltungstechnischen Einzelheiten besprechen“, fuhr der Chefpsychologe fort. „Ihr Gehalt, der Anspruch auf bezahlten Urlaub, die ermäßigten Beförderungskosten zu Ihrem Heimatplaneten oder ausgewählten Ferienort und die kostenlose Bereitstellung von Schutzkleidung und Ausrüstungsgegenständen. Ob nun mit oder ohne Schutzkleidung, Sie sollten auf jeden Fall die Arm- oder Beinbinde eines Auszubildenden tragen, damit Sie.“

„Genug!“ schnitt ihm Gurronsevas mit lauter Stimme das Wort ab, wobei er sich gar nicht erst bemühte, seine Empörung zu verbergen. „Ich verlange kein Gehalt. Durch die Ausübung meiner einzigartigen Begabungen habe ich bereits mehr Reichtum angehäuft, als ich im Laufe meines restlichen Lebens auszugeben hoffen kann, egal, wie verschwenderisch ich noch werden sollte. Und ich erinnere Sie nochmals daran, daß ich ein in der ganzen Föderation berühmter Spezialist bin und kein Auszubildender. Darum werde ich auch nicht das Abzeichen eines Auszubildenden tragen oder.“

„Ganz wie Sie wollen“, unterbrach ihn O’Mara gelassen. „Gibt es sonst noch etwas, das Sie mir sagen möchten? Nein? Dann werden Sie, wie ich annehme, noch etliche andere Dinge zu erledigen haben, deren Vorteil darin besteht, daß sie keine solche Verschwendung Ihrer und meiner Zeit darstellen.“

Demonstrativ warf der Chefpsychologe einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr und tippte dann kurz auf ein Gerät, das auf dem Schreibtisch stand. Als der Kommunikator aufleuchtete, sagte er leise: „Braithwaite, lassen Sie jetzt bitte Chefarzt Cresk-Sar hereinkommen.“

Kochend vor Wut kehrte Gurronsevas ins Vorzimmer zurück und unternahm dabei keinen Versuch, die Füße leise auf den Boden zu setzen. Der nidianische Chefarzt, der darauf wartete, mit O’Mara zu sprechen, wich ihm eiligst aus, während die Blicke der Mitarbeiter unerschütterlich auf die Arbeitsbildschirme gerichtet blieben, obwohl die kleineren Geräte, die auf den Schreibtischen standen, bei jedem geräuschvollen Tritt des Tralthaners bebten. Erst als Gurronsevas den wartenden Timmins erreicht hatte, blieb er stehen.

„O’Mara ist jemand, der einen wirklich rasend machen kann“, grummelte er verärgert. „Als Heiler von Geist und Seele leidet er an einem geradezu erschreckenden Mangel an Mitgefühl oder Sensibilität, und auch wenn ich nicht in seinem Beruf arbeite, würde ich sagen, daß er mehr psychischen Kummer bereitet als heilt.“

Timmins schüttelte bedächtig den Kopf „Da liegen Sie völlig falsch, Sir“, widersprach er. „Der Major weist immer wieder sehr gerne darauf hin, seine Arbeit hier bestehe darin, die Leute auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, und nicht, sie abheben zu lassen. Falls Sie die Bedeutung dieser typisch terrestrischen Redewendung nicht verstehen, werde ich Sie Ihnen später erklären. O’Mara ist ein sehr guter Psychologe, der beste, den sich ein psychisch angespanntes oder traumatisiertes Lebewesen überhaupt nur wünschen kann, aber gegenüber Freunden und Kollegen, bei denen für ihn von Berufs wegen kein Grund zur Besorgnis besteht, gibt er gerne das Bild eines durch und durch gehässigen und sarkastischen Charakters ab. Sollte er Ihnen jemals Mitgefühl oder Anteilnahme entgegenbringen und Sie nicht wie einen Kollegen, sondern wie einen Patienten behandeln, dann erst stecken Sie in echten Schwierigkeiten.“

„Ich. ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe“, stammelte Gurronsevas.

„Im Grunde haben Sie sogar lobenswerte Zurückhaltung bewiesen, Sir“, fuhr der Lieutenant mit einem erneuten Lächeln fort. „Eigentlich sollte O’Maras Büro nämlich schalldicht sein; jedenfalls haben wir Sie nur einmal laut werden hören. Außerdem versuchen viele andere, beim Hinausgehen die Tür hinter sich zuzuschlagen.“

„Das ist doch eine Schiebetür, Lieutenant“, wandte Gurronsevas ein.

„Na, sehen Sie? Um so dümmer von denen“, meinte Timmins schmunzelnd.

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