8.Tag Kanyamagufa 20. Juni 1979

1. Abstieg

Am Morgen des 20. Juni schliefen sie alle lange und frühstückten dann gemütlich - sie nahmen sich sogar die Zeit, sich eine warme Mahlzeit zuzubereiten. Sie aalten sich in der Sonne und spielten mit Amy, die entzückt war über diese unerwartete und unverhoffte Aufmerksamkeit.

Erst nach zehn Uhr begannen sie mit dem Abstieg vom Muhavura in den Dschungel.

Da die Westhänge des Muhavura steil abfallen und unpassierbar sind, stiegen sie im rauchenden Vulkankrater etwa achthundert Meter tief ab. Munro, der sie führte, trug die Last Asaris, des kräftigsten Trägers, auf dem Kopf, da dieser Amy tragen mußte -die Felsen waren für ihre bloßen Füße zu heiß. Amy hatte Angst und hielt die Menschen für verrückt, die im Gänsemarsch im Kraterinneren abstiegen. Elliot überlegte, ob sie nicht recht hatte. Als sie den Kratersee erreichten, war die Hitze unerträglich. Beißender Rauch ließ ihre Augen tränen und brannte ihnen in der Nase. Sie hörten die Lava unter der schweren schwarzen Kruste blubbern und zischen. Dann erreichten sie die Formation, die Naragema genannt wurde - das Auge des Teufels. Es war ein natürlicher Felsbogen von fünfundvierzig Meter Höhe, dessen Steine auf der Innenseite so glatt waren, daß sie wie poliert wirkten. Durch diesen Bogen blies eine frische Brise, und sie sahen den grünen Dschungel unter sich. In dem Bogen machten sie Rast, und Karen Ross untersuchte die glatte Innenfläche. Sie gehörte zu einer Lavaröhre, die sich bei einem früheren Ausbruch gebildet haben mußte. Der größte Teil davon war weggeschleudert worden, so daß nur noch der schmale Bogen blieb.

»Er heißt Auge des Teufels«, sagte Munro, »weil er bei einem Vulkanausbruch von unten fast so aussieht wie ein rotglühendes Auge.«

Vom Teufelsauge stiegen sie rasch durch einen Bergwald ab und von da quer durch eine Fläche voller Steinzacken, die bei einem kürzlich erfolgten Lavaausbruch entstanden sein mußte und aussah, als sei sie nicht von dieser Welt. Hier kamen sie an schwarze Krater verbrannter Erde, manche eineinhalb bis zwei Meter tief. Munro dachte zuerst, die Streitkräfte von Zaire hätten dieses Gebiet als Schießplatz benutzt. Bei näherem Hinsehen aber stellten sie fest, daß ein Muster verbrannter Stellen in den Felsen geätzt war, das wie Tentakel von den Kratern nach außen reichte. So etwas hatte Munro noch nie gesehen. Karen Ross stellte sogleich ihre Antenne auf, schloß den Computer an und setzte sich mit Houston'in Verbindung. Sie schien sehr erregt. Während sie die Daten auf dem kleinen Bildschirm durchging, rastete die Gruppe. Munro sagte: »Was fragen Sie die eigentlich?«

»Den Zeitpunkt des letzten Ausbruchs hier und das Wetter damals. Er war im März - kennen Sie jemanden namens Seamans?«

»Ja«, sagte Elliot. »Tom Seamans schreibt die Programme für das Projekt Amy. Warum?«

»Er hat eine Mitteilung für Sie«, sagte sie und zeigte auf den Bildschirm.

Elliot trat näher und las: SEAMANS MITLNG FR ELYT WARTN. »Was besagt sie?« fragte Elliot. »Drücken Sie auf den Sendeknopf«, erwiderte sie. Er drückte ihn, und die Mitteilung erschien: ORGNALBARTD IN HUSTN UEBRPRUEFT NEU M.

»Das verstehe ich nicht«, sagte Elliot. Karen Ross erklärte ihm, das >M< bedeute, daß die Mitteilung noch weitergehe. Er müsse noch einmal auf den Sendeknopf drücken. Er mußte ihn mehrfach drücken, bis er die gesamte Mitteilung zusammen hatte, die vollständig lautete: ORGNALBAND IN HUSTN UEBRPRUEFT NEUS ERGBNS ZM T ON SIGNLINF O-COMPUTR AN AL YSN FERTG VERMÜTL SPRACH.

Elliot merkte, daß er die verkürzte und gedrängte Schrift besser lesen konnte, wenn er sie sich laut vorsprach: »Originalband in Houston überprüft, neues Ergebnis zum Tonsignal, Info-ComputerAnalysen fertig, vermutlich Sprache.« Er runzelte die Stirn. »Sprache?«

Karen Ross sagte: »Haben Sie ihn nicht gebeten, unser ursprüngliches Bandmaterial aus dem Kongo zu überprüfen?« »Ja, aber da ging es nur um eine Identifikation des Tiers, das auf dem Schirm zu sehen ist. Ich habe nie etwas über Toninformationen gesagt.« Elliot schüttelte den Kopf. »Ich wollte, ich könnte mit ihm reden.«

»Kein Problem«, sagte Karen Ross. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, ihn zu wecken.« Sie drückte den Einfangknopf. Fünfzehn Minuten später gab Elliot ein: Hallo, Tom, wie geht's? Auf dem Schirm erschien: HLO TOM WIGEZ? »Normalerweise verschwenden wir keine Satellitenzeit mit solchem Kram«, sagte Karen Ross. Auf dem Schirm erschien MUEDE WOBISTU. Er gab ein: Virunga.

VIRNGA.

»Wenn Travis die Mitschrift sieht, kriegt er einen Schreikrampf«, sagte Karen Ross. »Wissen Sie eigentlich, was eine solche Sendung kostet?« Aber Karen Ross hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, die Unterhaltung wandte sich bald dem Beruflichen zu:

HABET MITLNG ZUR TONINFO RKLAERT BITE.

ZUFAELG NTDEKT SER SPANND-NTERS CHEIDN GS -FUNKTN CMPTJTR

ANALYSN GRENZN TONINFO BAND {ATEMGERSCHE} ZU 99 PRZENT EIN VRMUTN SPRACHMRKMALE.

WASFR MRKMALE?

WIDRHOLNG LABST ABSICHT RKEN-S TRUKTRBEZIHN-GEN = WOL GSPROCHN SPRACH.

KNTIRTJEBRSEZW?

NOCH NCHT.

WRUM BTCHT?

CMPUTR HAT ZUWENIG TONINPO -BRAUCHN HER BLEIMAMBAL VILEICHT MORGN SOHN MER HLS+BNBRCH.

& GRILAS SOLN SPRECHN?

JAFALSGRILA.

»Der Teufel soll mich holen«, sagte Elliot. Noch nachdem er die Sendung beendet hatte, blieb Seamans' letzte Mitteilung in leuchtendem Grün auf dem Bildschirm erkennbar. JA PALS GRILA,

2. Die behaarten Menschen

Zwei Stunden nach dieser unerwarteten Neuigkeit hatte die Expedition zum erstenmal Berührung mit Gorillas. Sie waren inzwischen wieder in das Dunkel des äquatorialen Regenwalds getaucht und zogen auf dem geradesten Weg zu der Stelle, die von den Laserstrahlen über ihnen gekennzeichnet wurde. Da sie die Strahlen durch das Laubdach nicht sehen konnten, bediente sich Karen Ross eines optischen Anzeigegeräts, einer Kadmium-Fotozelle, die so gefiltert war, daß sie die spezifische LaserWellenlänge empfing. In Abständen blies Ross einen kleinen Heliumballon auf, schloß eine elektrische Leitung und die Meßeinrichtung an und ließ den Ballon aufsteigen. Sobald er oberhalb der Bäume war, drehte er sich, visierte einen der Laserstrahlen an und sendete durch die Leitung Koordinaten zum Computer hinab.

Sie folgten der Spur abnehmender Laserintensität eines einzelnen Strahls und warteten auf den »Echoimpuls-Wert«, der durch seine doppelt so hohe Intensität anzeigte, daß sich die beiden Strahlen über ihnen schnitten.

Das Verfahren war zeitraubend, und ihre Geduld nahm ab, als sie gegen Mittag plötzlich auf die charakteristischen Kothaufen von Gorillas stießen und verschiedene Schlafnester aus Eukalyptusblättern auf dem Boden und in den Bäumen erblickten. Eine Viertelstunde später zerriß ohrenbetäubendes Gebrüll die Luft. »Gorillas«, verkündete Munro. »Das war ein Mann, .der möchte, daß jemand verschwindet.« Amy machte Zeichen: Gorilla sagen weggehen. »Wir müssen weiter, Amy«, sagte er. Gorilla nicht wollen Menschen kommen.

»Menschen tun Gorillas nichts«, beruhigte Elliot sie. Aber Amy sah ihn nur verständnislos an und schüttelte den Kopf, als hätte er sie völlig falsch verstanden.

Tage später wurde ihm klar, daß er sie tatsächlich falsch verstanden hatte. Amy hatte nicht sagen wollen, die Gorillas hätten Angst, daß die Menschen ihnen etwas zuleide tun würden. Sie hatte ihm mitteilen wollen, daß die Gorillas befürchteten, die Menschen könnten zu Schaden kommen, und zwar durch Gorillas.

Sie hatten fast die Mitte einer kleinen Lichtung erreicht, als ein großer Silberrückenmann über den Blättern erschien und sie anbellte.

Elliot führte gerade die Gruppe, da Munro nach hinten gegangen war, um einem der Träger zu helfen.

Sechs Tiere standen am Rand der Lichtung, dunkle schwarze Umrisse vor dem Grün. Sie beobachteten die menschlichen Eindringlinge. Einige der Weibchen legten den Kopf auf die Seite und preßten mißbilligend die Lippen zusammen. Wieder brüllte der Anführer.

Es war ein kräftiges Männchen mit silbernem Rückensattel. Es hatte einen riesigen Kopf und war über ein Meter achtzig groß. Seine tonnenförmig vorgewölbte Brust ließ vermuten, daß es an die zweihundert Kilogramm wiegen mußte. Als er diesen Gorillamann sah, verstand Elliot, warum die ersten Erforscher des Kongo Gorillas für »behaarte Menschen« gehalten hatten, denn dieses großartige Exemplar sah aus wie ein hochgewachsener Mensch, sowohl der Größte als auch der Statur nach. Hinter Elliot flüsterte Karen Ross: »Was machen wir jetzt?« »Bleiben Sie hinter mir«, sagte Elliot. »Und rühren Sie sich nicht.«

Der Gorillamann ließ sich kurz auf alle viere nieder und gab ein leises Ho-ho-ho von sich, das kräftiger wurde, als er wieder auf die Hinterbeine sprang und dabei Hände voll Gras ausriß. Er warf das Gras in die Luft und trommelte dann mit den flachen Händen auf seine Brust, wobei ein dumpfer Laut entstand. »Bloß das nicht«, sagte Karen Ross.

Das Trommeln dauerte fünf Sekunden, dann ließ der Gorillamann sich wieder auf alle viere nieder. Er lief seitwärts durchs Gras, schlug mit der Hand in die Büsche und machte so viel Lärm wie möglich, um die Eindringlinge zu verscheuchen. Dann begann er wieder mit seinem Ho-ho-ho.

Er sah Elliot unverwandt an und erwartete offensichtlich, daß sein Imponierverhalten ihn zum Rückzug veranlassen würde. Als nichts dergleichen geschah, sprang er auf die Hinterbeine, trommelte sich auf die Brust und brüllte noch wütender. Und dann griff er an.

Laut brüllend kam er mit erschreckender Geschwindigkeit direkt auf Elliot zugestürmt. Elliot hörte Karen Ross hinter sich aufstöhnen. Er hätte gern kehrtgemacht, um davonzulaufen. Jeder Instinkt riet ihm davonzulaufen, aber er zwang sich, völlig still zu stehen - und zu Boden zu blicken.

Während er auf seine Füße sah und den riesigen Gorilla durch das hohe Gras auf sich zustürmen hörte, stellte er sich plötzlich vor, daß all sein abstraktes Bücherwissen und alles, was Wissenschaftler auf der ganzen Welt über Gorillas dachten, falsch war. Er sah den riesigen Kopf, die breite Brust und die langen, weitschwingenden Arme förmlich vor sich, während das kraftvolle Tier auf seine leichte Beute zueilte, ein unbewegliches Ziel, das töricht genug war, all die falschen Angaben der Wissenschaftler zu glauben, die dadurch geheiligt waren, daß man sie gedruckt hatte...

Es herrschte Stille.

Der Gorilla (der jetzt ganz dicht vor ihm stehen mußte) gab ein schnaubendes Geräusch von sich, und Elliot konnte im Gras nahe seinen Füßen den mächtigen Schatten des Tiers sehen. Er blickte immer noch nicht auf, sondern wartete, bis der Schatten sich fortbewegte.

Als er den Kopf hob, sah er den Gorillamann sich rückwärts zurückziehen, zur anderen Seite der Lichtung. Dort wandte er sich um und kratzte sich verdutzt den Kopf, als könnte er nicht verstehen, warum sein schreckliches Imponiergehabe die Eindringlinge nicht hatte vertreiben können. Er schlug ein letztes Mal auf den Boden, dann waren er und der Rest des Trupps im hohen Gras verschwunden. In der Lichtung herrschte tiefe Stille, bis Karen Ross in Elliots Arme sank.

»Na«, sagte Munro, als er zu ihnen stieß, »Sie scheinen ja doch ein bißchen von Gorillas zu verstehen.« Er tätschelte tröstend Karens Arm. »Schon gut. Sie tun einem nichts, wenn man nicht wegläuft. Sonst allerdings beißen sie Sie in den Hintern. Das ist in dieser Gegend unter Eingeborenen das Kennzeichen für Feigheit - denn es bedeutet, daß man davongelaufen ist.« Karen Ross schluchzte verhalten, und Elliot spürte, daß seine Knie zitterten. Er setzte sich hin. Alles war so schnell gegangen, daß es einige Augenblicke dauerte, bis ihm bewußt wurde, wie haargenau das Verhalten der Gorillas den Beschreibungen in Lehrbüchern entsprochen hatte, wozu auch gehörte, daß es zu keiner Kommunikation gekommen war, die auch nur im entferntesten mit Sprache zu tun hatte.

3. Das Konsortium

Eine Stunde später stießen sie auf das Wrack der Hercules-Transportmaschine. Hier, inmitten der Baumriesen, schien der Flugzeugriese den richtigen Größenmaßstab zu haben. Er lag, zur Hälfte verdeckt, im Dschungel. Der Bug war an hohen Bäumen zerschellt, das riesige Seitenleitwerk am Heck zum Boden hin verdreht. Die mächtigen Tragflächen waren geknickt und warfen abstruse Schatten auf den Dschungelboden. Durch die zerschmetterten Scheiben sahen sie im Cockpit den von schwarzen Fliegen bedeckten Körper des Piloten. Die Fliegen summten und klatschten gegen das Glas, als sie hineinsahen. Sie versuchten, weiter hinten einen Blick durch die Rumpffenster zu werfen, aber trotz des eingeknickten Fahrwerks befand sich der Rumpf des Flugzeugs zu hoch über dem Boden des Dschungels. Kahega gelang es, auf einen umgestürzten Baum zu klettern und sich von dort auf eine der Tragflächen vorzuarbeiten. Von dort aus blickte er in das Innere der Maschine. »Keine Menschen«, sagte er. »Vorräte?«

»Ja, viele. Kisten und Behälter.«

Munro ließ die anderen stehen und ging unter dem zerschmetterten Heckleitwerk hindurch, um die andere Seite der Maschine zu untersuchen. Die linke Tragfläche, die sie nicht hatten sehen können, war geschwärzt und zerschmettert, die Triebwerke fehlten. Das erklärte den Absturz - die letzte Rakete der FAZ hatte ihr Ziel gefunden und den größten Teil der Tragfläche weggerissen.

Dennoch behielt das Wrack für Munro etwas seltsam Rätselhaftes; etwas an seinem Aussehen stimmte nicht. Er blickte an dem Rumpf entlang, von dem eingedrückten Bug, an den Fenstern vorbei über den Tragflächenstummel hinweg zu den hinteren Türen ...

»Verdammt!« sagte Munro leise.

Er eilte zu den anderen. Sie saßen im Schatten der rechten Tragfläche auf einem der Fahrwerkreifen. Er war so hoch, daß Karen Ross darauf sitzen und mit den Beinen baumeln konnte, ohne den Boden zu berühren.

»Na«, sagte sie mit kaum verhohlener Befriedigung, »weit sind sie mit ihren Vorräten ja nicht gekommen.«

»Nein«, sagte Munro. »Das Flugzeug haben wir vorletzte Nacht gesehen. Das heißt, es liegt schon seit mindestens sechsunddrei-ßig Stunden hier unten.«

Munro wartete darauf, daß Karen Ross selbst dahinterkam. »Sechsunddreißig Stunden?« »Ja, sechsunddreißig Stunden.«

»Und sie sind nicht gekommen, um sich ihren Nachschub abzuholen ...«"

»Sie haben es nicht einmal versucht«, sagte Munro. »Sehen Sie sich die Frachtraumtüren an, vorn und hinten - niemand hat versucht, sie zu öffnen. Ich frage mich, warum sie nicht zurückgekommen sind.«

In einem Teil dichten Dschungels knirschte und knackte es auf einmal unter ihren Füßen. Als sie die Palmwedel beiseite schoben, sahen sie den Boden mit zerbrochenen weißen Knochen bedeckt.

»Kanyamagufa«, sagte Munro. Die Knochenstätte. Er warf einen raschen Blick auf die Träger, um zu sehen, wie sie reagierten, sie aber zeigten lediglich Erstaunen, keine Furcht. Es waren ostafrikanische Kikuyu, und sie hatten keine von den abergläubischen Vorstellungen der Stämme, die am Rand des Regenwalds wohnten.

Amy hob ihre Füße von den scharfkantigen, gebleichten Knochenstücken. Sie teilte Elliot mit: Boden tut weh. Elliot wollte von ihr wissen: »Was ist das für ein Ort?« Sie gab ihm zur Antwort: Stelle schlimm. »Was für eine schlimme Stelle?« Amy hatte keine Antwort darauf.

»Das sind ja Knochen!« sagte Karen Ross und blickte zu Boden. »Stimmt«, sagte Munro rasch, »aber nicht von Menschen. Nicht wahr, Elliot?«

Auch Elliot sah auf den Boden. Er erkannte die gebleichten Überreste von Skeletten verschiedener Tierarten, ohne sie allerdings sogleich einordnen zu können. »Elliot? Das sind doch keine Knochen von Menschen?«

»Sie sehen nicht danach aus«, stimmte Elliot zu und blickte zu Boden. Als erstes fiel ihm auf, daß die Mehrzahl deutlich von Kleintieren stammte, von Vögeln, von Affen aus der Familie der Meerkatzenartigen sowie von kleinen Waldnagern. Andere Knochenstücke stammten zwar von größeren Tieren, aber wie groß, das war schwer zu sagen. Vielleicht größere Schlankaffen - andererseits gab es solche Tiere hier im Regenwald nicht. Schimpansen? In diesem Teil des Kongo lebten auch keine Schimpansen. Vielleicht von Gorillas: er sah das Fragment eines Schädels mit einem kräftig ausgebildeten Überaugendach, nahm es auf und wandte es in den Händen hin und her. Es war ohne Frage ein Stück von einem Gorillaschädel. Er befühlte mit den Fingern die Dicke des Augenwulstes an der Stirnhöhle. Und er sah den Ansatz des für die Männchen dieser Art charakteristischen Scheitelkamms.

»Elliot?« fragte Munro, und seine Stimme klang angespannt und wißbegierig. »Nicht von Menschen, nicht wahr?« »Nein, nicht von Menschen, bestimmt nicht«, sagte Elliot und starrte weiter auf den Boden. Was konnte Gorillaschädel zertrümmern? Er kam zu dem Ergebnis, daß es nach dem Tod des Tiers geschehen sein mußte. Ein Gorilla war eingegangen, und viele Jahre später war das gebleichte Gebein auf die eine oder andere Weise zerschmettert worden. Es konnte bestimmt nicht geschehen sein, als das Tier noch lebte.

»Nicht von Menschen«, sagte Munro und sah auf den Boden. »Ziemlich viele Knochen, aber nicht von Menschen.« Ais er an Elliot vorbeikam, warf er ihm einen verschwörerischen Blick zu: Halten Sie den Mund! »Kahega und seine Männer wissen, daß Sie auf diesem Gebiet Fachmann sind«, sagte Munro und sah ihn unverwandt an.

Was hatte Munro gesehen? Sicherlich hatte er genug Tote gesehen, um ein menschliches Skelett von einem anderen unterscheiden zu können. Elliots Blick fiel auf einen gebogenen Knochen. Er ähnelte in etwa dem Gabelbein eines Truthahns, nur war er sehr viel größer und breiter und vom Alter völlig ausgebleicht. Er hob ihn auf. Es war ein Stück des Jochbogens von einem Menschenschädel, ein Wangenknochen, der unterhalb des Auges sitzt.

Er wandte das Knochenstück in seinen Händen hin und her. Er sah wieder auf den Waldboden, auf die Schlingpflanzen, die sich mit besitzergreifenden Ranken über den weißen Teppich aus Knochen zogen. Jetzt sah er viele feine Knochen, einige von ihnen so dünn, daß Licht hindurchschien - Knochen, die eigentlich nur von kleinen Tieren stammen konnten. Dann war er nicht mehr so sicher.

Ihm fiel etwas ein. Er hatte es während des Studiums gelernt. Welche sieben Knochen bildeten die knöcherne Augenhöhle des Menschen? Elliot versuchte sich zu erinnern. Jochbein, Stirnbein, Nasenbein, der große Keilbeinflügel ... das waren erst vier ... Siebbein ... fünf ... einer mußte unten liegen, vom Mund her kommend ... das os palatinum, das Gaumenbein ... machte sechs ... und noch einer fehlte ... Er fiel ihm nicht ein: Jochbein, Stirnbein, Nasenbein, Keilbein, Siebbein, Gaumenbein ... Feine Knochen, durchscheinende Knochen, kleine Knochen. Menschenknochen.

»Immerhin sind es keine Knochen von Menschen«, sagte Karen Ross.

»Nein, das nicht«, stimmte Elliot zu. Er warf einen Blick auf Amy.

Amy teilte ihm mit: Hier Menschen sterben. »Was hat sie gesagt?«

»Sie sagte, daß den Menschen die Luft hier nicht bekommt.« »Sehen wir zu, daß wir weiterkommen.«

Munro nahm ihn beiseite. »Gut gemacht, Professor«, lobte er ihn. »Wir müssen aufpassen, daß die Träger uns nicht verrückt werden. Was hat Ihr Gorilla gesagt?« »Daß hier Menschen ums Leben gekommen sind.« »Da weiß sie mehr als die anderen«, sagte Munro und nickte bitter. »Aber sie ahnen etwas.«

Hinter ihnen schritt der Trupp im Gänsemarsch. Niemand redete. »Was zum Teufel ist da bloß passiert?« fragte Elliot.

»Ziemlich viele Knochen«, sagte Munro. »Von Leoparden, Stummelaffen, anderen kleinen Affen, Menschen ...« »Und von Gorillas«, sagte Elliot.

»Ja«, sagte Munro. »Das habe ich auch gesehen, Gorillaknochen.« Er schüttelte den Kopf. »Was kann bloß einen Gorilla töten, Professor?« Darauf wußte Elliot keine Antwort.

Das Lager des Konsortiums bot ein Bild der Verwüstung. Die Zelte waren zerfetzt, auf den Leichen saßen Fliegen in dichten schwarzen Trauben. Der Gestank war in der feuchten Luft unerträglich, und das Gesumm der Fliegen klang irgendwie wütend. Alle außer Munro blieben am Rand des Lagers. »Es bleibt nichts anderes übrig«, sagte er. »Wir müssen herausfinden, was mit denen hier passiert ist -« Und damit tat er einen Schritt über die niedergewalzte Umzäunung und betrat das eigentliche Lager.

Als Munro weiterging, wurde der Alarm ausgelöst - ein durchdringendes, schrilles Geräusch. Die anderen bedeckten ihre Ohren mit den Händen. Amy knurrte vor Mißbehagen. Geräusch böse.

Munro warf ihnen einen Blick zu. »Mir macht das nichts aus«, sagte er. »Das habt ihr davon, daß ihr draußen geblieben seid.« Er ging zu einem der Toten hin und drehte ihn mit dem Fuß um. Dann beugte er sich nieder, wedelte die Wolke ärgerlich brummender Fliegen davon und untersuchte gründlich den Kopf. Karen Ross sah zu Elliot hinüber. Er schien unter der Einwirkung eines Schocks zu stehen. Typisch Naturwissenschaftler, dachte sie. Angesichts einer Katastrophe zu keiner Reaktion fähig. Amy neben ihm hielt sich ängstlich die Ohren zu. Karen Ross jedoch war durchaus zu Reaktionen fähig, sie atmete tief ein und überquerte ebenfalls den Zaun. »Ich muß wissen, was für eine Alarmanlage sie hatten.«

»Schön«, sagte Elliot. Er fühlte sich von alldem nicht betroffen. Er war benommen. Ihm war, als würde er gleich ohnmächtig. Der Anblick und der Geruch der Toten verursachten ihm Ekel. Er sah, wie Karen Ross sich durch das Lager vorarbeitete und einen schwarzen Kasten mit einem seltsamen Trichter ergriff. Sie folgte einer Leitung zur Mitte des Lagers hin. Gleich darauf hörte das Hochfrequenzsignal auf, sie hatte es abgeschaltet. Amy ließ wissen: Jetzt besser.

Mit der einen Hand untersuchte Karen Ross die elektronischen Einrichtungen in der Mitte des Lagers, während sie sich mit der anderen die Nase'zum Schutz gegen den infernalischen Gestank zuhiejt. Kahega sagte: »Ich will nachsehen, ob sie Waffen hatten, Doktor.« Und er ging gleichfalls ins Lager. Zögernd folgten ihm die anderen Träger.

Elliot blieb mit Amy allein zurück. Amy betrachtete teilnahmslos die Zerstörung, griff allerdings nach seiner Hand. Er fragte sie in Zeichensprache, was vorgefallen sei. Amy gab zur Antwort: Dinge kommen. Was für Dinge? Schlimme Dinge. Was für Dinge?

Schlimme Dinge kommen Dinge kommen schlimme. Was für Dinge? Schlimme Dinge.

Offensichtlich brachten diese Fragen ihn nicht weiter. Er befahl ihr, außerhalb des Lagers zu bleiben, und ging ebenfalls hinein, bewegte sich zwischen den Leichen und den summenden Fliegen. Karen fragte: »Hat schon jemand ihren Führer gefunden?« Quer durch das Lager sagte Munro: »Menard.« »Aus Kinshasa?« Munro nickte: »Ja.« »Wer ist Menard?« fragte Elliot.

»Er hat einen guten Namen, kennt sich im Kongo aus«, sagte Karen Ross, während sie sich einen Weg durch die Trümmer suchte. »Aber er war nicht gut genug.« Einen Augenblick später blieb sie stehen.

Elliot ging zu ihr hinüber. Sie sah auf einen der Toten, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag. »Drehen Sie ihn nicht um«, sagte sie. »Es ist Richter.«

Elliot verstand nicht, wieso sie so sicher sein konnte. Immerhin war der Leichnam über und über mit Fliegen bedeckt. Er beugte sich vor.

»Hände weg!«

»Schon gut«, brummte Elliot.

Munro hielt einen grünen Zwanzig-LiterKunststoffkanister hoch, in dem eine Flüssigkeit gluckerte, und rief nach Kahega.

»Wir wollen das hier hinter uns bringen.«

Kahega und seine Leute verteilten mit raschen Bewegungen Kerosin über die Zelte und die Toten. Elliot nahm den scharfen Geruch wahr.

Karen Ross, die gerade unter ein zerfetztes Vorratszelt aus Nylon gekrochen war, rief: »Eine Minute noch.«

»Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen«, sagte Munro.

Er wandte sich Elliot zu, der Amy beobachtete.

Amy machte Zeichen für sich selbst: Menschen schlecht, nicht glauben, Menschen schlecht, Dinge kommen.

»Es scheint sie sehr kalt zu lassen«, sagte Munro.

»Eigentlich nicht«, sagte Elliot. »Aber ich glaube, sie weiß, was hier vorgefallen ist.«

»Ich hoffe, sie sagt es uns«, sagte Munro. »All die Männer hier sind nämlich auf dieselbe Weise ums Leben gekommen. Man hat ihnen den Schädel zerschmettert.«

Während die Expedition weiterzog, schlugen die Flammen hoch zum Himmel, und über dem ehemaligen Lager des Konsortiums stand noch lange schwarzer Rauch. Karen Ross schwieg, in Gedanken verloren. Elliot fragte: »Was haben Sie gefunden?« »Nichts Gutes«, sagte sie. »Sie hatten eine völlig einwandfreie Anlage, ähnlich unserem TSZ -Tierschutzzaun. Die Kegel, die ich gefunden habe, sind Geräuschsensoren, die ein UltraHochfrequenzsignal aussenden, wenn sie ansprechen. Dieses Signal ist sehr schmerzhaft. Zwar hilft es nicht gegen Reptilien, aber ganz ausgezeichnet bei Säugetieren. Wölfe oder Leoparden zum Beispiel würden sich schleunigst davonmachen.« »Hier hat es nicht funktioniert«, sagte Elliot.

»Nein«, sagte Karen Ross. »Es scheint auch Amy nicht viel ausgemacht zu haben.«

Elliot fragte: »Wie reagiert das menschliche Ohr darauf?« »Sie haben es doch gemerkt. Es ist lästig, und damit hat sich's.« Sie warf Elliot einen Blick zu. »Aber hier, in diesem Teil des Kongo, gibt es keine Menschen - außer uns.« Munro fragte: »Können wir uns besser gegen Tiere schützen?« »Das will'ich meinen«, sagte Karen Ross. »Wir haben den Tierschutzzaun der nächsten Generation - er hält alles ab, wenn es nicht gerade Elefanten oder Nashörner sind.« Allerdings klang ihre Stimme nicht besonders überzeugt.

Spät am Nachmittag kamen sie an die Stelle, an der das Lager der ersten ERTS-Kongo-Expedition gestanden hatte. Sie hätten es beinahe verfehlt, denn in den neun Tagen seit seiner Zerstörung hatten die Schlingpflanzen des Dschungels es bereits teilweise überwuchert, so daß fast alle Spuren verwischt waren. Es war nicht viel vom Lager übrig - ein paar Fetzen von den orangeroten Nylon-Zeltbahnen, ein zerbeulter Aluminiumkochtopf, das zerbrochene Stativ und die zerstörte Videokamera, deren grüne Leiterplatten auf dem Boden zerstreut lagen. Sie fanden keine Leichen, und da das Tageslicht schwächer wurde, suchten sie auch nicht, sondern zogen eilends weiter. Amy war sichtlich erregt. Sie ließ wissen: Nicht weiter. Peter Elliot achtete nicht darauf. Nicht weiter Ort schlimm Ort alt. »Wir gehen weiter, Amy«, sagte er.

Eine Viertelstunde später kamen sie an eine lichte Stelle, an der sich im Blätterdach über ihnen eine kleine Öffnung gebildet hatte. Als sie nach oben blickten, sahen sie den dunklen Kegel des Muhavura aufragen und die dünnen Laserstrahlen. Zu ihren Füßen, unter den sich kreuzenden Laserstrahlen, lagen moosbedeckte Felsblöcke, halb verdeckt von der Vegetation des Dschungels, die Reste der Stadt, die sie gesucht hatten. Sie waren in der toten Stadt Zinj. Elliot drehte sich nach Amy um. Doch Amy war verschwunden.

4. STAUB

Er konnte es nicht fassen.

Zuerst nahm er an, daß sie ihn bestrafen wollte, daß sie davongerannt war, damit er bereute, ihr am Fluß den Narkosepfeil in die Brust geschossen zu haben. Er erklärte Munro und Karen Ross, daß sie durchaus zu dergleichen Reaktionen imstande war. Sie verbrachten die nächste halbe Stunde damit, ihren Namen rufend durch den Dschungel zu streifen. Doch es kam keine Antwort, nichts unterbrach das ewige Schweigen des Regenwalds. Aus der halben Stunde wurde eine ganze, dann beinahe zwei Stunden. Elliot wurde von Panik ergriffen.

Als sie nach längerer Zeit immer noch nicht aus dem Blattwerk hervorkam, mußte eine andere Möglichkeit erwogen werden. »Vielleicht ist sie mit der letzten Gorillahorde weitergezogen«, sagte Munro.

»Unmöglich«, sagte Elliot.

»Sie ist sieben Jahre alt und praktisch geschlechtsreif.« Munro zuckte mit den Schultern. »Und immerhin ist sie ein Gorilla.« »Unmöglich«, beharrte Elliot.

Aber er wußte, was Munro damit sage-n wollte. Es war unvermeidlich, daß Menschen, die Menschenaffen aufzogen, zu einem bestimmten Zeitpunkt feststellten, daß sie die Tiere nicht mehr halten konnten. Mit einsetzender Geschlechtsreife wurden die Tiere zu groß, zu stark, ihrer eigenen Art zu ähnlich, als daß sie noch berechenbar waren. Man konnte sie nicht mehr in Windeln packen und nicht mehr so tun, als wären sie niedliche menschenähnliche Wesen. Ihre Spiele ließen deutliche Unterschiede erkennen, die man irgendwann nicht mehr übersehen konnte. »Gorillahorden sind keine geschlossenen Gesellschaften«, erinnerte ihn Munro. »Sie nehmen auch Fremde auf, vor allem Weibchen.«

»Amy würde nie mit ihnen gehen«, erklärte Elliot. »Sie könnte es gar nicht.«

Amy war von klein auf unter Menschen aufgewachsen. Ihr war die westliche Welt der Autobahnen und Schnellimbisse vertrauter als der Dschungel. Wenn Elliot mit seinem Wagen an ihrem Lieblings-Selbstbedienungsrestaurant vorbeifuhr, klopfte sie ihm rasch auf die Schulter und wies ihn so auf seinen Irrtum hin. Was wußte sie schon vom Dschungel? Er war ihr ebenso fremd, wie er Elliot fremd war. Und nicht nur das ...

»Wir sollten unser Lager aufschlagen«, sagte Karen Ross und sah auf die Uhr. »Sie kommt wieder - sofern sie das will. Immerhin«, schloß sie, »haben nicht wir sie im Stich gelassen, sondern sie uns.«

Obwohl sie eine Flasche Dom Perignon mitgebracht hatten, war jetzt niemand in der Stimmung, die Ankunft am Ziel mit Champagner zu feiern. Elliot machte sich Vorwürfe, nicht genug auf Amy achtgegeben zu haben. Die anderen dachten voller Entsetzen an das, was sie im Lager der früheren Expedition gesehen hatten, und da die Nacht rasch hereinbrach, blieb keine andere Möglichkeit, als das unter dem Namen STAUB (Schutzanlage vor Tierangriffen und Bedrohungen) bekannte ERTS-Abwehrsystem zu errichten.

Bei der Konstruktion von STAUB war der neueste Stand der Technik berücksichtigt worden. Man war davon ausgegangen, daß in der gesamten Geschichte der Erforschung des Kongo Schutzzäune eine Rolle gespielt hatten. Vor mehr als einem Jahrhundert hatte Stanley geäußert: »Kein Lager darf als vollständig betrachtet werden, das nicht von Büschen oder Bäumen umgeben ist.« In den Jahren danach hatte es wenig Anlaß gegeben, Grundlegendes an dieser Anweisung zu ändern. Allerdings war die technische Entwicklung auf diesem Gebiet nicht stehengeblieben, und STAUB konnte alle früheren Erfahrungen mit verwerten.

Kahega und seine Männer pumpten die silbern glänzenden Zelte auf und bauten sie dicht nebeneinander auf. Karen Ross überwachte die Anbringung der Infrarot-Überwachungsleuchten auf den ausziehbaren Stativen. Sie wurden so geordnet, daß sie den Umkreis des Lagers erhellten.

Als nächstes wurde der Zaun aufgestellt. Er war aus sehr leichtem Material, dem Aussehen und den Eigenschaften nach ähnlich wie Maschendraht, von der Struktur her aber wie Textilgewebe. Stützstäbe trugen ihn. Er umschloß das Lager vollständig.

Wenn der Zaun an den Transformator angeschlossen wurde, lag an ihm eine Spannung von 10000 Volt an. Um die Brennstoffzellen nicht unnötig zu entladen, wurden nur vier Spannungsstöße pro Sekunde auf den Zaun gegeben, wobei man jeweils ein leises Knackgeräusch am Spannungserzeuger hören konnte. Das Abendessen bestand aus Reis mit einer kreolischen Soße, die dehydratisierte und nun wieder mit Wasser aufgequollene Garnelen enthielt.

Das »Rehydratisieren« bekam den Garnelen nicht besonders, und so schmeckten sie vorwiegend nach Pappe. Doch beklagte sich angesichts der zunehmenden Dunkelheit im Dschungel niemand über dieses klägliche Versagen der Technik mitten im 20. Jahrhundert.

Munro teilte die Wachen ein: reihum jeweils vier Stunden. Er verkündete, er selbst werde mit Elliot und Kahega den Anfang machen und die erste Wache übernehmen.

Mit ihren Nachtsichtbrillen sahen die Wachtposten wie geheimnisvolle Heuschrecken aus, die in den Dschungel hinausstarrten. Es handelte, sich um Nachtsichtgeräte in Brillenform, die das Restlicht verstärkten, über das bereits bestehende Bild projizierten und das Ganze in geisterhaftes Grün tauchten. Elliot empfand das Gewicht der Brille als lästig, und es fiel ihm schwer, seine Augen an das elektronisch übertragene Bild zu gewöhnen. Als er die Brille nach einigen Minuten abnahm, war er erstaunt, den Dschungel in rabenschwarzer Dunkelheit zu sehen. Rasch setzte er die Brille wieder auf. Die Nacht verlief ruhig und ohne Zwischenfall.

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