Das Mörderturnier

Seit drei Tagen lag etwas in der Luft. Niemand konnte sagen, was so bedrückend war. Die Sonne schien mit jenem fast schon afrikanischen Glanz, der auch über dem sizilianischen Land lag. Von den Bergen und manchmal sogar vom Meer wehte ein warmer Wind. Das Training im Gelände und auf der Rennbahn von Syrakus hatte die Pferde in Hochform gebracht. Das Hotel, in dem die deutsche Equipe wohnte, lag auf einer Landzunge, die ins tiefblaue, nur schwach bewegte Meer ragte, ein Park umgab den im maurischen Stil gebauten Komplex, ein riesiger Swimming-pool mit Sonnensegeln und Liegestühlen verschaffte Abkühlung, die Verpflegung war vorzüglich — kurzum, man lebte in einem kleinen Paradies. Der >Po-kal des hl. Stephanus<, der >Hauspreis< der Sizilianer, war den deutschen Reitern so gut wie sicher. Was man beim Training bisher gesehen hatte, reichte allein schon, um die Deutschen zu haushohen Favoriten zu machen.

Aber diese Favoritenrolle war es nicht, was unmerklich bedrückte. Fallersfeld war aus Warendorfnach Syrakus gekommen, um nach der langen Weltreise der deutschen Mannschaft seine >Söhne<, wie er die Reiter nannte, wieder ans Herz zu drücken. Sogar Laska, sein gehaßtes Lieblingspferd, begrüßte er. Prompt trat sie nach ihm aus, als er ihrer Box zu nahe kam, und schob die Nüstern von den kräftigen Zähnen.

«Nur der Tod versöhnt uns!«sagte Fallersfeld resignierend.»Was habe ich dem Aas eigentlich getan?«

«Vielleicht gefällt ihr der Geruch Ihres Rasierwassers nicht?«lachte Hartung.»Oder Ihr Monokel. Es gibt da Allergien, die.«

«Seien Sie still, Horst!«Fallersfeld lehnte sich an die Stallwand.»Sie haben es mit Laska geschafft, schon zu Lebzeiten eine Legende zu werden, wissen Sie das?«

«Leider ist es so.«

«Wieso leider?«

«Es gibt kaum noch ein Turnier, wo nicht etwas passiert. Gehen Sie mal nachts hierher zu den Boxen. Bis auf hundert Meter kommen Sie heran, dann hat die Polizei Sie am Schlafittchen. Wir werden bewacht wie das Gold in Fort Knox. Es ist zum Kotzen.«

«Denken Sie an Mexiko, Horst.«

«Und ob ich daran denke. Ich reite die letzte Saison.«

«Blödsinn!«Fallersfeld ließ sein Monokel in die linke hohle Hand fallen und putzte es dann mit einem weichen Wildlederlappen.»Das können Sie dem deutschen Reitsport nicht antun. Das bringen Sie ja auch gar nicht fertig. Zu Hause auf seinem Kotten sitzen, Las-ka wie ein Schäfchen grasen lassen, die Daumen drehen und in die Wolken gucken! Sie nicht, Horst. Wenn Sie ein Pferd sehen, kribbelt es Ihnen in den Fingern und unter dem Hintern.«

«Ich werde älter, Baron.«

«Älter! Sechsunddreißig ist der Kerl! Ich bin über sechzig und klemme mich noch auf einen Gaul. Ein Reiter wird erst alt, wenn er aus dem Sattel rutscht bei stehendem Pferd!«

«Trotzdem, ich höre auf. Immer die Angst, daß Laska etwas geschieht.«

«In Mexiko! Aber hier in Europa.«

«Denken Sie an Rom.«

«Eine Ausnahme. Oder fühlen Sie sich etwa wieder bedroht?«Fallersfeld blickte Hartung scharf an.»'raus mit der Sprache.«

«Nein. Noch nicht.«

«Was heißt — noch nicht?«

«Es liegt was in der Luft.«

«Ja, hoffentlich Regen, sonst ist der Parcours knochenhart!«

«Ich habe so ein merkwürdiges Gefühl.«

«Ist Ihre Verdauung in Ordnung?«

Hartung verzog das Gesicht. Fallersfeld war wieder einmal sehr humorvoll.»Mit Witzchen ist da nichts zu machen«, sagte er.»Sie kennen die Sizilianer. Der >Pokal des hl. Stephanus< muß im Lande bleiben, wandert er ab, ist es ein nationales Unglück. Zum erstenmal sind ausländische Reiter zugelassen, wir wurden zu Favoriten gestempelt — und keine Reaktion erfolgt. Das ist irgendwie unheimlich.«

«Sie sind verwöhnt mit Attentaten, Horst, das ist es. Ein normales Leben können Sie sich nicht mehr vorstellen.«

«Kaum.«

Sie verließen den Stall, bummelten durch die Sonne zum Abreiteplatz und kauften bei einem Eisverkäufer zwei Eis am Stiel. Der kleine, schwarzlockige Italiener wühlte in seinem Wagen herum, der vor ein Fahrrad montiert war, bis er die Stange Fruchteis, die Hartung verlangte, gefunden hatte. Dann klappte er den Deckel zu und fuhr davon, als müsse er sein Eis vor einem Überfall retten.

Fallersfeld starrte ihm nach und schüttelte den Kopf.»Bei solchem Geschäftsgebaren wird er nie ein Onassis«, sagte er.

«Die Absicht hat er auch nicht. Sehen Sie mal hier. «Hartung hatte sein Eis ausgewickelt. Ein Zettel hing an der Schokoladenglasur. Damit war auch erklärt, warum der Eismann so lange in seiner Truhe herumgewühlt hatte.»Ein Liebesbrief. Sogar auf deutsch: >Wir freuen uns, Sie heute Abend auf Ihrem Zimmer besuchen zu dürfen. Wir haben Ihnen einen interessanten Vorschlag zu machen.< Na, wie ist das, Baron? Meine Ahnung.«

«Sofort zur Polizei! Sofort!«Fallersfeld warf sein Eis weg, als sei es vergiftet.»Das ist ja ungeheuerlich!«»Polizei? Sinnlos, Baron. Die beiden ehrenwerten Herren werden, wenn die Polizei uns beschattet, wirklich mit irgendeinem Vorschlag kommen, völlig harmlos, voll südländischer Liebenswürdigkeit, gespickt mit Charme und Phantasie. Aber in Wirklichkeit wird alles nur noch kompliziert — die Herren sind sehr empfindlich, und die Polizei löst bei ihnen Trotzreaktionen aus.«

Fallersfeld blickte Hartung betroffen an. Mit zitternder Hand rückte er sein Monokel zurecht.»Horst, Sie sind ja infiziert! Sie denken ja wie ein Gangster!«

«Ich hatte genug Gelegenheit, mich in ihr Seelenleben hineinzuversetzen. Hören wir uns erst einmal an, was die Herren wünschen. Es kann sogar ganz harmlos sein.«

«Mit einem Zettel um ein Eis am Stiel?«

«Mal etwas Neues. Die Werbung geht immer neue Wege.«

«Ihre Nerven möchte ich haben!«

«Noch habe ich sie, zum Glück. Aber nicht mehr lange. Verstehen Sie jetzt, warum ich nach dieser Saison aufhöre?«

«Sie brauchen ja nicht mehr Laska zu reiten! Der ganze Rummel hat ja erst eingesetzt, seitdem Laska zum Wunderpferd erhoben wurde. Früher haben Sie normale Pferde geritten und auch normal gelebt. Das machen Sie eben wieder.«

«Nein! Mit Laska habe ich meinen Höhepunkt erreicht, und man soll auf seinem Höhepunkt abtreten. Es ist tragisch, manchmal sogar lächerlich, wenn man den eigenen Abstieg nicht wahrnimmt und nur noch ein Zerrbild einstigen Ruhmes wird. Wollen Sie bei dem Gespräch dabeisein, Baron?«

«Natürlich! Die Kerle nehme ich aufs Korn.«

«Sie sind uns überlegen. Denken Sie daran, Baron, wir befinden uns im Mutterland der Mafia.«

Es war ein wunderschöner, blütendufterfüllter Nachmittag, als die beiden Herren im Hotel erschienen und mit dem Lift in den dritten Stock zum Zimmer 307 fuhren. Niemand beachtete sie, mit ihrer südländischen Eleganz fielen sie hier nicht auf. Nur der Chefportier hinter der Rezeption zog den Kopf unmerklich ein. Er beschloß, nichts gesehen zu haben.

Niemand, außer Fallersfeld, wußte von diesem Besuch. Angela und die anderen Reiter kühlten sich im Swimmingpool ab, spielten unter den Sonnensegeln Tischtennis oder auf dem englisch kurz gehaltenen Rasen Kricket. Das Hotel war voll belegt, die meisten Gäste tummelten sich am Schwimmbecken oder lagen unter den Sonnenschirmen in den Liegestühlen. Ein Bild sorglosen Nichtstuns.

Die beiden Herren nahmen ihre weichen Filzhüte ab, als sie Har-tungs Appartement betraten, und stellten sich vor.

«Ricardo Lambordano.«

«Piero Cabuzzi.«

«Das ist Baron Fallersfeld, unser Equipenchef«, sagte Hartung. Fallersfeld stand nicht aus seinem Sessel auf, er dokumentierte damit seine Mißbilligung des Besuches und seine Verachtung für die beiden Herren.

«Mich kennen Sie anscheinend.«

Lambordano — er schien der wichtigere Mann zu sein, denn Ca-buzzi blieb immer einen halben Schritt hinter ihm zurück — lächelte strahlend.»Es war klug, Signore, nicht die Polizei zu rufen. Was hätte sie auch genützt? Wir wollen Ihnen nur ein wundervolles Pferd anbieten, dagegen kann auch die Polizei nichts haben. «Er blickte wieder aufFallersfeld, der ihn durch sein Monokel musterte wie eine Schlange ein Kaninchen.»Ist nicht ein Mann zuviel im Zimmer, Signore?«

«Baron Fallersfeld ist — bei allen Geschäften mit mir — immer die letzte Instanz, Signor Lambordano.«

«Commendatore Lambordano. «Er sagte es mit Stolz.

«Oh, gratuliere! Commendatore, Sie wollen mir doch nicht wirklich ein Pferd verkaufen?«Hartung zeigte auf die Sesselgruppe. Lam-bordano und Cabuzzi setzten sich und sahen sich forschend um. Hartung schüttelte den Kopf.»Nein, kein Tonband und keine versteckten Mikrophone. Mein Ehrenwort.«»Ihr Wort ist uns genug. «Lambordano schlug die Beine übereinander. Hartung schenkte Campari mit viel Eis und einen Schuß Sodawasser in hohe Gläser und setzte sich dann auch. Man trank schweigend ein paar Schluck, in aller Ruhe und Gelassenheit, nur um Fallersfelds Lippen zuckte es nervös.»Zur Sache.«

«Bitte.«

«Wir wollen Ihnen tatsächlich ein Pferd verkaufen. Ein herrliches Pferd. Ein einmaliges Pferd. Ein Wunder von einem Pferd. Laska.«

Hartung hielt kurz den Atem an. Also doch, dachte er. Nur ist dieses Angebot illusorisch, denn Polizei bewacht Laska, und Romanowski liegt auf einer Matratze vor der einzigen Stalltür auf dem Boden. Sie werden Laska nie in ihre Hände bekommen.

«Ich bin an dem Kauf nicht interessiert«, sagte Hartung freundlich.»Ich besitze ein Pferd, das zufällig genauso heißt. Sie sollten schleunigst den Namen ändern, sonst gibt es Verwechslungen.«

Lambordano grinste breit. Er wies auf den kleineren, noch eleganteren Cabuzzi, der auf die Glut seiner Zigarre starrte.»Signor Cabuzzi wird Ihnen gern die Zusammenhänge erklären.«

«Sie sehen mich äußerst gespannt, Commendatore.«

Cabuzzi, nicht so gut Deutsch sprechend wie sein Chef oder Partner, trank noch einen Schluck Campari. Dann sagte er:»Es gibt zwei Möglichkeiten, ein Pferd zu besitzen — ein lebendes Pferd oder ein totes Pferd.«

«Frechheit«, keuchte Fallersfeld.»Infame Schurkerei.«

Commendatore Lambordano schielte zu Fallersfeld.»Ich ahnte es, Signor Hartung, der Baron stört.«

Hartung blickte Fallersfeld stumm, aber bittend an. Schweigen Sie, was diese Kerle auch sagen, wir müssen wissen, wie wir uns vor ihnen zu schützen haben. Reden lassen, dann sagt ein Mensch oft mehr, als er will. Die eigenen Worte reißen ihn mit.

«Das gilt natürlich nur im Notfall«, fuhr Cabuzzi ungerührt fort.»Zur Klärung der Lage. Was hier im Stadion von Syrakus veranstaltet wird, unterliegt unserer stillschweigenden Genehmigung und Kontrolle. Gegen ein geringes Honorar garantieren wir einen ungestörten

Ablaufder Veranstaltung, schützen alle Teilnehmer, schirmen sie vor Unbill ab. Kurz — die Veranstaltung wird ein Erfolg — durch unsere unsichtbare Hilfe.«

Hartung nickte.»In den USA nennt man so etwas Racket. Dadurch sind dort die Mafia und die Cosa Nostra steinreich geworden.«

«Das sind Namen, die wir nicht gerne hören. «Commendatore Lam-bordano wurde etwas steifer.»Alles, was man über diese angeblich existierenden Organisationen sagt, ist sehr phantastisch. Bringen Sie uns nicht mit so etwas in Verbindung. Wir sind ein seriöses Unternehmen, das für die allgemeine Sicherheit sorgt. Schließlich bin ich Commendatore!«

«Natürlich, ich vergaß es eine Sekunde. «Hartung verbeugte sich.»Was kostet Ihre Versicherungspolice?«

«Für die gesamte Dauer des Reitturniers nicht mehr als zwei Millionen Lire.«

«Verrückt. Das sind 12.000 Mark!«rief Fallersfeld.

«Bedenken Sie unsere Leistungen«, sagte Lambordano reserviert.»Wir haben Auslagen.«

«Und wenn wir nicht zahlen?«

«Mit einer solchen Möglichkeit rechnen wir gar nicht erst. «Lam-bordano umspannte das Campariglas mit beiden Händen. Er hatte gepflegte Finger, manikürt, zartgliedrig.»Die Amerikaner — wir haben ihnen natürlich auch unser Angebot unterbreitet — reagierten sofort und schrieben einen Scheck aus. Dabei sind sie nicht die Favoriten wie Sie, Signori. Der Geldpreis beträgt zehn Millionen Lire — da kann man zwei Millionen abzweigen.«

«Hinaus!«sagte Fallersfeld scharf. Er sprang auf und stand drohend vor dem Tisch.»Wir verhandeln nicht weiter!«

Die beiden ehrenwerten Männer blieben sitzen. Cabuzzi betrachtete seine Fingernägel. Der Commendatore hüstelte anhaltend und leise vor sich hin.

«Ich habe es von Anfang an erkannt, der Baron stört. Mit Ihnen hätte man reden können, Signor Hartung. Schließlich geht es um

Laska, und die gehört Ihnen und nicht dem deutschen Staat. Ihre Antwort ist uns wichtig.«

«Sie werden erstaunt sein, Commendatore — nein!«

Hartung schlug die Beine übereinander und trank mit einer Ruhe, die der am ganzen Körper bebende Fallersfeld bewunderte. Lam-bordano schien diesen Satz nicht zu begreifen, Cabuzzi riß erschrocken die Augen auf.

«Sie lehnen ab?«fragte er als erster.

«Ja.«

«Sie wissen, was das bedeutet?«

«Natürlich. «Hartung winkte lässig ab, als Lambordano etwas sagen wollte.»Laska wird bewacht wie ein Kronschatz. Sie kommen an sie nicht heran.«

«Wer sagt ihnen, daß wir an sie heranwollen?«Der Commenda-tore tippte mit dem Zeigefinger in die Luft.»Man könnte das Pferd beim Training erschießen, zum Beispiel.«

«Der Platz ist abgesperrt.«

«Es gibt hohe Bäume und Gewehre mit Zielfernrohren. Und es gibt hervorragende Schützen.«

«Jetzt wird es Zeit, daß wir die Polizei holen!«schrie Fallersfeld.»Ich bin Zeuge dieser infamen Erpressung.«

«Sie sind zwei und wir sind zwei — wem, glauben Sie, wird die Polizei zuhören? Sie sind Ausländer, ich bin Commendatore — wer wird wohl hier recht bekommen? Ihre Chancen sind gleich Null, wenn Sie nicht zahlen. «Lambordano stand auf. Cabuzzi folgte seinem Beispiel.»Sie haben noch drei Tage Zeit. Bis morgens um zehn am Turniertag ist unsere Kasse geöffnet. Später können wir leider nicht mehr für Ihren Schutz sorgen.«

An der Tür verbeugte sich der Commendatore höflich, Cabuzzi grinste und schwenkte seinen weißen Hut.

«Wir werden in diesen Tagen ein paarmal wegen Ihrer Entscheidung nachfragen«, sagte er.»Sogenannte letzte Worte spricht nur ein Sterbender. Auf Wiedersehen, Signori.«

Die Tür klappte zu. Fallersfeld ließ sein Monokel aus dem Auge fallen und fing es geschickt auf. Das war bei ihm der äußerste Ausdruck des Mißmutes.

«Unerhört!«sagte er heiser.»Wirklich unerhört! Verhältnisse wie zu Al Capones Zeiten.«

«Seine Nachkommen sind nicht ausgestorben. «Hartung schenkte sich ein neues Glas Campari ein.»Auch der seriöse Commen-datore ist nur ein kleiner Fisch, ein Zwischenglied. Die Zentrale ist unsichtbar, unangreifbar.«

«Mafia«, sagte Fallersfeld gepreßt.

«Ja. Ich überlege mir, wie wir aus diesem Druck herauskommen. Die Amerikaner haben bereits bezahlt, die anderen Nationen werden folgen — stillschweigend, denn wer hier den Mund aufmacht, kann sich gleich einen Sarg anmessen lassen. Die Polizei ist machtlos, die Behörden haben selbst Angst, Rom, das der Mafia mit Zerschlagung droht, ist weit, Zeugen sterben plötzlich, selbst hinter dik-ken Gefängnismauern werden sie vergiftet oder sogar auf offener Straße erschossen.«

«Und dagegen wollen Sie anrennen?«Fallersfeld stand der Schweiß auf der Stirn.»Sie kennen mich, Horst. Ich lasse mich zu nichts zwingen, ich kenne auch keine Angst, aber Laska zuliebe sollten wir zahlen. Stillschweigend, wie die anderen.«

«Das würden Sie für Laska tun?«

«Ja.«

«Das Biest, das Sie nicht leiden kann?«

«Es ist ein Pferd. «Fallersfelds Gesicht zuckte.»Ihr Verstand steht im umgekehrten Verhältnis zu der Größe ihres Kopfes. Der Intelligentere muß verzeihen. Sagen Sie den Halunken, sie könnten die zwei Millionen Lire abholen, morgen nachmittag.«

«Nein!«Hartung trat ans Fenster. Der Blick war zauberhaft. Unten der Hotelpark mit den Sonnenschirmen um den Swimming-pool; hinter der hohen Hecke die zerklüfteten Felsen, dann das tiefblaue Meer mit den leichten Schaumkronen an den Klippen. Ein goldorangefarbener Streifen durchschnitt das Wasser. Das Strahlenbündel der untergehenden Sonne.»Ich beuge mich keinem Terror. Vor allem kennen wir jetzt unsere Geschäftspartnern Kommen Sie, Baron, ich locke sie heraus.«

«Wohin?«

«Zur Polizei. Damit rechnen sie nicht.«

Polizeikommissar Enrico Portaldi hörte sich Hartungs Bericht mit schief geneigtem Kopf und ungläubigen Augen an. Er unterbrach ihn nicht mit Zwischenfragen, er notierte sich aber auch nichts. Es war, als lausche er einem literarischen Vortrag. Erst als Hartung schwieg, sagte er mit hochgezogenen Brauen:

«Commendatore Lambordano genießt den besten Ruf. Wissen Sie, was Sie da gegen ihn vorbringen?«

«Natürlich.«

«Ihre Anzeige ist Unsinn. Ich nehme sie gar nicht erst auf.«

«Das habe ich erwartet. Und Piero Cabuzzi kennen Sie auch?«

«Er ist ein angesehener Rechtsanwalt und Mitglied des Golfclubs.«

«Das genügt?«

«Wer im Golfclub spielt, ist ein Ehrenmann. Soll ich mich lächerlich machen, indem ich Ihre Anzeige aufnehme?«

«Es entspricht alles den Tatsachen!«

«Können Sie es beweisen?«Portaldi winkte ab.»Ich weiß, der Herr Baron. Was besagt das? Gegen einen Eid des Commendatore sind Sie machtlos, werden wegen übler Nachrede verurteilt, und ich werde strafversetzt. Glauben Sie, der Ätna hört auf zu spucken, wenn Sie sich auf den Krater setzen? Vergessen Sie das Ganze, Signor Hartung.«

«Das heißt, die Polizei rät mir, an die Mafia zu zahlen?«

«Ich habe kein Wort von Zahlungen gehört. «Portaldi blickte auf die Uhr. Ein Wink, daß er keine weitere Zeit an diesen Fall verschwenden wollte.»Denken Sie einmal nach, Signore. Ich bestelle den Commendatore auf die Wache. Cabuzzi kommt mit und erklärt sofort, daß dieser Verdacht eine ganz gemeine Schikane der Polizei sei. Beschwerde in Catania. Beschwerde in Rom. Wie stehe ich da ohne Beweise, nur mit Aussagen eines Ausländers, die kaum Beweiskraft haben? Na? Wie ein Idiot, der in die Hose pinkelt und ruft: Es regnet! Nein. Gehen Sie fort mit Ihrer Anzeige. Ich werde die Wachen verstärken, ich werde überall Patrouillen durchs Gelände gehen lassen, mehr kann ich nicht tun, Signore.«

Hartung ging. Mit vorgeschobener Unterlippe sah ihm Portaldi nach. Er glaubte Hartung alles, er wußte sogar, daß er recht hatte, der Commendatore war ein Mafioso, wie er im Bilderbuch steht — aber Beweise, eindeutige Beweise, die fehlten. Und so lange ist ein Mann wie Lambordano eben ein Ehrenmann mit blütenweißer Weste.

Die erste Warnung erfolgte bereits am gleichen Abend.

Romanowski ging hinüber zu den Badezellen im Stadion, nachdem er zwei Stallburschen der deutschen Equipe zu Laska geholt hatte,»'ne halbe Stunde«, sagte er.»Eenmal brausen, det mach ick imma alle halbe Jahr.«

Er lachte, klemmte sich ein zusammengerolltes Handtuch unter den Arm und trottete los.

In einem der vielen Gänge unter der Tribüne, wo Umkleideräume, Duschkabinen, Massagezimmer, Pressezimmer und einige Gymnastiksäle lagen, kamen ihm vier unscheinbare Männer entgegen, schwarzlockig, mit offenen Hemden und Goldkettchen aufder Brust. Sie gingen nebeneinander, eine lebende Wand, die sich durch den Gang schob. Romanowski blieb stehen und sah sich um. Er war allein. Und da ein Romanowski nie rückwärts geht, wartete er, was nun geschehen würde. Zwei Meter noch waren die vier jungen Burschen entfernt, kräftige Kerle mit grinsenden Gesichtern.

«Ick bin wie 'n Panzer«, sagte Romanowski und ließ seine Handtuchrolle fallen.»Überlegt euch det, ihr Heinis.«

Plötzlich waren sie über ihm. Lautlos, geschmeidig, wie Katzen. Sie fielen über ihn her, drückten ihn zu Boden und schlugen auf ihn ein. Romanowski wehrte sich, er hörte Stöhnen und Schmer-zensschreie, aber gegen acht Fäuste war auch er machtlos. Einer der Burschen machte ein schnelles Ende — er trat Romanowski mit aller Wucht gegen das Kinn. Es war, als zerplatze der Kopf in winzige, feurige Teile.

Ein Stadionwärter fand Romanowski zehn Minuten später. Er war noch ohnmächtig, auf seiner Brust lag ein Zettel.

«Denken Sie an uns?«

«Jetzt geht es los«, sagte Hartung eine Stunde später, als Romanowski von Dr. Rölle verpflastert worden war. Sein Gesicht sah aus wie eine Mondlandschaft im blauen Licht. Fallersfeld las den Zettel und zerknüllte ihn.

«Und die Polizei nimmt auch das nicht als Beweisstück an?«

«Können Sie sagen, wer ihn geschrieben hat?«fragte Hartung.

«Nein. Aber in wessen Auftrag.«

«Beweis?«

Fallersfeld fluchte.»Das ist doch absurd!«schrie er.»Bei uns genügt das, um.«

«Wir sind aber auf Sizilien, Baron. Ich bin gespannt auf die zweite Aktion.«

«Ab sofort verläßt Laska das Stallgebäude nicht mehr!«befahl Fallersfeld.

«Und das Konditionstraining?«

«Fällt aus! Laska tritt gar nicht zum Parcours an!«

«Das ist die zweite Hoffnung der Mafia. Zehn Millionen Lire Gewinn, und der Sieger muß die Hälfte abgeben! Nein, ich reite.«

«Die Schufte legen Sie und Laska einfach um. Sie haben's gehört — Gewehr mit Zielfernrohr! Scharfschützen.«

«An diese Drohung glaube ich nicht. Hier ist das eigene Risiko zu groß. Sie rechnen mit unserer Angst, wie die Mafia immer mit der Angst der anderen rechnet.«

«Angst, die sie durch Mord aufgebaut hat!«

Hartung schwieg. Was Fallersfeld sagte, war die Wahrheit. Die Mafia kannte kein Erbarmen mit dem, der sich ihr widersetzte. Sie konnte es auch nicht — nur blutige Konsequenz festigte ihre Autorität.

Kommissar Enrico Portaldi stellte Polizisten zur persönlichen Bewachung ab. Bei jedem Schritt wurde Romanowski von zwei martialisch aussehenden Beamten begleitet. Sie schliefen auch mit ihm im Stall.»Ick komm mir vor wie 'n Staatsfeind«, sagte Romanowski, als Hartung am nächsten Tag Laska zum Abreiten holte. Portaldi war mitgekommen, um Hartungs Schutz zu überwachen.»Selbst uff 'n Lokus stehen se um det Becken rum.«

Das Training verlief ohne Zwischenfälle. Auf dem Übungsplatz mit den Hindernissen ritt Hartung allein. Niemand durfte das Gelände betreten. Fallersfeld lief mit einer ausgebeulten rechten Rocktasche herum, etwas Schweres drückte sich durch den Stoff.

«Eine 08«, sagte er, als Hartung gegen die Tasche tippte.»Ich habe stehend freihändig auf fünfzig Meter die Zwölf geschossen!«

Es war eine merkwürdige, gereizte, krampfhaft-fröhliche Stimmung. Nur Angela zeigte, daß sie Angst hatte.»Verzichte auf das Springen«, sagte sie immer wieder, wenn sie mit Hartung allein war. Nachts kam sie in sein Zimmer, kroch unter seine Decke und schmiegte sich an ihn.»Sei vernünftig, Horst. Du weißt doch, daß sie stärker sind als du. Sie haben hier die Macht. Tu es mir zuliebe, bitte. Sag das Turnier ab, oder zahle diese verdammten zwei Millionen Lire. Zwölftausend Mark. Laska ist das Zehnfache wert.«

«Sie ist unbezahlbar.«

«Dann gib nach.«

«Nicht bei einem Menschen wie diesem Commendatore.«

«In Mexiko hättest du 50.000 Dollar gezahlt.«

«Da hatte ich Laska nicht mehr in den Händen. Aber heute ist sie sicher. Und bis übermorgen früh 10 Uhr wird uns kein Haar gekrümmt werden. Laska und ich sind ein lebendes Kapital. Tot nützen wir den Gaunern gar nichts.«

«Und um eine Minute nach zehn?«

«Soweit ist es noch nicht.«

«Ich habe Angst um dich.«

«Angi…«Er küßte sie. Sie schmiegte sich dicht an ihn und umarmte ihn, als wolle man ihn ihr entreißen. Ihr warmer, nackter Kör-per erfüllte ihn mit Glück. Er streichelte sie und spürte unter seinen Händen ihr Zittern.»Übermorgen um diese Zeit ist alles vorbei.«

«Ich liebe dich. Ich will nicht, daß ich dich übermorgen in einem Sarg finde.«

Sie war nicht zu beruhigen. Nachdem sie sich geliebt hatten, lag sie noch lange in seinen Armen, starrte in die Nacht und klammerte sich an ihm fest. Sie schlief erst ermattet ein, als die Dämmerung übers Meer kroch und die Wellen grüngolden schimmerten.

Mit der Post erhielt Hartung ein Päckchen. Poststempel Syrakus. Vorsichtig — er hatte schon gelesen, daß in solcher Form kleine Höllenmaschinen verschickt wurden, die beim Lösen der Paketverschnürungen explodierten — öffnete er es, indem er blitzschnell die Fäden durchschnitt, hinter der Couch in Deckung ging und sich flach auf den Boden warf.

Das Päckchen explodierte nicht. Hartung wickelte es aus, ein Karton kam zum Vorschein, und in dem Karton lag, sauber in Holzwolle gepackt, als sei er sehr zerbrechlich, ein kleiner schwarzer Sarg. Es war ein Meisterwerk der Schnitzkunst, nichts fehlte an ihm — das Kreuz und ein Palmwedel auf dem Deckel, die Griffe an den Seiten, die zierlichen Füße, Ornamentschnitzerei an den Seiten — ein typischer südländischer Prunksarg.

Hartung hob den Deckel ab. Auf einem winzigen seidenen Kissen lag ein weißes Kreuz. >H. Hartung< stand auf dem Querbalken.

«Sehr sinnig«, sagte Fallersfeld, der als erster das makabre Geschenk betrachtete.»Und mit Stilgefühl, das muß man dem Commenda-tore lassen. Er hat Bildung. So gefühlvoll ist noch keiner gewarnt worden.«

«Kein Wort darüber zu Angela, Baron. Ich bitte Sie!«

«Mit Vorbehalt. Wo ist sie überhaupt?«

«Sie macht einen Ausflug zum Ätna.«

«Allein? Sie Wahnsinniger!«»Sie sind zu dritt und der Chauffeur. Ein hoteleigener Wagen, unauffällig. Es ergab sich plötzlich. Ein amerikanisches Ehepaar wollte zum Ätna, und im Wagen war noch ein Platz frei.«

Fallersfeld betrachtete wieder den kleinen schwarzen Sarg.»Als Souvenir ist er zu gebrauchen«, sagte er,»aber nicht als Modell für einen richtigen Sarg, in dem Sie liegen werden.«

«Sie reden wie Angi, Baron.«

«Vertraue aufs Gefühl der Frauen, du kannst Paläste darauf bauen.«

«Von Schiller ist das nicht.«

«Von mir.«

«Drum. Sie werden nie in die Literaturgeschichte eingehen, Baron.«

«Lassen wir das dumme Gerede. Wir zahlen die zwei Millionen Lire.«

«Nein.«

«Ich will Sie lebend nach Deutschland zurückbringen!«brüllte Fallersfeld plötzlich. Die ganze aufgestaute Angst brach aus ihm heraus.»Dieser Sarg ist deutlich genug.«

«Einen Nervenkrieg würden Sie verlieren. Das genau ist es, was der Commendatore mit uns macht. Ich warte noch — bis morgen um zehn!«

«Bis dahin bin ich irrenhausreif.«

Sie zuckten beide zusammen, als hinter ihnen aufdem Nachttisch das Telefon klingelte.

«Lambordano«, sagte Fallersfeld tonlos.

«Warum so schwarzsehen? Es kann Angi sein, Romanowski, Dr. Rölle, Kommissar Portaldi, irgendwer.«

«Nehmen Sie endlich ab. «Fallersfeld war bleich geworden.»Das Klingeln macht mich verrückt.«

Hartung hob den Hörer ans Ohr. Dann verzog sich sein Gesicht, und er nickte Fallersfeld zu.»Piero Cabuzzi. Einen schönen guten Morgen, signor avvocato. Wie ist Ihr Befinden? Meines ist gut. Ich habe blendend geschlafen, bin viermal durch den Swimming-pool geschwommen, habe hervorragend gefrühstückt und bewundere jetzt eine sizilianische Schnitzarbeit. Ein Meisterwerk. Ist das kleine Kreuz mit meinem Namen geweiht?«

Cabuzzi schien Mühe zu haben, die gute Laune Hartungs zu verdauen. Er schwieg, als Hartung fröhlich lachte. Fallersfeld raufte sich die Haare.

«Provozieren Sie nicht!«zischte er.»Mein Gott, seien Sie doch vernünftig.«

«Kann ich den Scheck holen?«fragte Cabuzzi knapp.

«Nein.«

«Unterschätzen Sie uns nicht, Signore.«

«Auf gar keinen Fall, aber ich überschätze Sie auch nicht. Ich werde Ihnen etwas Schreckliches sagen, schrecklich für den lieben Com-mendatore: Laska ist mir keine tausend Lire wert. Noch weiß es niemand, aber bei ihrem Abenteuer in Mexiko — Sie haben sicherlich davon in den Zeitungen gelesen — hat sie sich beim Sprung über die Felsenmauer den linken vorderen Huf angeknackst. Noch merkt man nichts, unser Dr. Rölle pumpt das Bein mit Spritzen voll und macht nachts Umschläge. Aber wenn Laska länger geht, beginnt sie zu lahmen. Ob sie den Parcours bis zum Ende durchhält, weiß ich nicht. Nur eines wissen wir — sie ist nicht mehr zu heilen und wird in Deutschland eingeschläfert werden. Schießen Sie also ruhig auf Laska, mir ist's egal.«

«Das ist eine Lüge!«Hartung hörte, wie Cabuzzis Stimme vor Erregung schwankte.»Sie bluffen, aber schlecht.«

«Beobachten Sie das Training, nach zwanzig Minuten hinkt Las-ka.«

Cabuzzi verzichtete auf eine weitere Diskussion. Er warf den Hörer auf die Gabel und rief dann sofort den Commendatore an.

Fallersfeld starrte Hartung mit offenem Mund an.»Ist, ist das eine Tatsache?«stotterte er.

«Natürlich nicht. Aber Romanowski weiß Bescheid, und Laska hat bei den Zigeunern alle unerlaubten Tricks gelernt. Sie hinkt auf Kommando, und das wird sie ab sofort tun.«»Und damit glauben Sie, die Schurken aufhalten zu können?«

«Zumindest habe ich sie in Verwirrung gebracht. Der Commen-datore muß sich etwas Neues einfallen lassen.«

«Er wird Sie allein aufs Korn nehmen.«

«Genau das will ich. Laska habe ich, so scheint's, gerettet, um mich habe ich keine Angst. Außerdem bin ich Ihnen keine zwei Millionen Lire wert, nicht wahr, Baron?«

«Sie dämlicher Hund!«

Mit schnellen Schritten verließ Fallersfeld das Appartement. Ich werde eigenmächtig mit Lambordano verhandeln, dachte er. Ich gebe ihm die zwei Millionen Lire, ohne daß es Hartung weiß. Aber, verflucht, wie komme ich an Lambordano heran?

Er versuchte es telefonisch. Bei dem Commendatore meldete sich nur eine Mädchenstimme, eine Angestellte, die kein Wort Deutsch verstand. Auch bei Rechtsanwalt Piero Cabuzzi war niemand im Haus, nur ein Schreiber, der stotterte, und das noch aufitalienisch. Fallersfeld legte resigniert auf, putzte sein Monokel und sagte laut:

«Scheiße!«

Der Ausflug zum Ätna endete auf der Straße zwischen Augusta und Catania an einer einsamen Straßenstelle. Das Auto hatte gerade den winzigen Ort San Leonardo durchfahren, als zwei Motorräder quer über der Straße standen und vier Männer in schwarzen Lederanzügen mit einer Polizeikelle Halt geboten. Der Chauffeur bremste sofort, sprang aus dem Wagen und hob die Arme. Für jeden Sizilianer war es klar, daß dort keine Polizei die Straße sperrte. Das amerikanische Ehepaar zückte ahnungslos seine Pässe, Angela blieb wie versteinert sitzen und klammerte sich an dem Griff am Armaturenbrett fest.

Die vier schwarz gekleideten Männer kamen an das Auto, blickten dramatisch auf die amerikanischen Pässe, grinsten dann Angela an und winkten. Der größte von ihnen, ein Tarzantyp, zeigte auf die Straße und sagte höflich:

«Steigen Sie bitte aus, Signorina.«

«Nein«, stammelte Angela. Todesangst schnürte ihr die Kehle zu.»Nein! Ihr Chef bekommt das Geld, er bekommt es bestimmt! Bitte!«

«Man muß ihn leider immer daran erinnern, den berühmten signor cavalcatore. Steigen Sie aus, wir sind Damen gegenüber immer höflich, aber manchmal müssen wir gegen unser Gefühl handeln!«

Er zerrte Angela aus dem Wagen, zwei der schweigsamen Männer nahmen sie in ihre Mitte und führten sie weg in einen kleinen Pinienwald.

«Fahr weiter«, sagte der Tarzantyp zu dem Chauffeur und gab ihm einen Tritt in den Hintern.»Und halt die Schnauze, amico. Witwen sind in Italien arm dran.«

Der Chauffeur beeilte sich. Er hechtete in seinen Wagen, gab sofort Gas und brauste weiter, Richtung Ätna. Erstaunt, aber keineswegs erschrocken sahen sich die beiden Amerikaner an und blickten dann aus dem Rückfenster auf die Straße. Die Motorräder brausten auf einem Querweg davon.

«Sie haben eine unhöfliche Polizei, Mister«, sagte die alte Dame und tippte dem bleichen, noch immer zitternden Chauffeur auf den Rücken. Der zuckte zusammen, als sollte er einen Genickschuß bekommen.»Warum trat er Sie?«

«And Miss Diepholt. No papers?« Der Mann aus Alabama schüttelte den Kopf.»Gleich mitnehmen? Harte Polizei. Oh, look!« Er zeigte nach vorne und legte den Arm um seine Frau. »The Etna — wonderful!«

Am Nachmittag durchkämmten zwei Hundertschaften der Polizei das Gebiet zwischen San Leonardo und Carmito. Hartung, Fallersfeld, sämtliche deutschen Reiter und alle abkömmlichen Pferdeknechte beteiligten sich an der Suche nach Angela. Polizeikommissar Portaldi raufte sich die Haare.

«Das ist neu«, sagte er erschüttert.»Sprechen wir den Namen nicht aus, aber die >Organisation< hat bisher Frauen immer verschont. Ein Sizilianer achtet die Frau. Er sieht in ihr immer die Mutter. Und nun das! Ich bin verzweifelt über diesen Verfall der Moral! Das war noch nie da!«

Hartung schien um Jahre gealtert. Mit verkniffenem Gesicht durchkämmte er die Waldstücke, durchsuchte alte Ställe und Scheunen.»Das war ein Fehler von Lambordano«, sagte er dumpf, als Fallersfeld und Portaldi ihn einholten. Sie hatten einen Bauern befragt, er hatte nichts gesehen und nichts gehört. Es war immer dasselbe, das Land wurde schweigsam, wenn die >Organisation< zugeschlagen hatte.»Wenn Angela etwas geschehen ist, kann er sich verkriechen wie eine Wühlmaus. Und selbst aus der Erde hole ich ihn 'raus! Das schwöre ich!«

«Lassen Sie den Commendatore aus dem Spiel. «Portaldi warf die Arme hoch.»Sie haben keinerlei Beweise, verlieren können nur Sie! Sie sehen doch, gegen welche Mauern wir anrennen!«

«Was auch wird«, sagte Fallersfeld,»jetzt zahle ich! Glauben Sie endlich, Horst, daß diese Leute stärker sind als Sie?«

Es war schon dunkel, die Polizisten suchten mit starken Handscheinwerfern, als man Angela fand.

In einem Pinienwald östlich des trockengelegten Lago di Lenti-ni hatten die Schwarzledernen sie an einen Baum gebunden. Sie war unverletzt, nicht eine Schramme hatte sie abbekommen, nur ihre Haare waren abgeschnitten, zuerst mit einer Schere, dann mit einer Haarschneidemaschine. Ein Stoppelkopf wie die Jungfrau von Orleans vor ihrer Verbrennung. Auf der Brust, an einem Strick um den Hals gebunden, trug sie ein großes Schild.

«Denken Sie an uns?«

Hartung nahm sie in seine Arme und führte sie weg. Portaldi steckte sich mit bebenden Fingern eine Zigarette an und bot auch Fallersfeld eine an.

«Sie lebt«, sagte er stockend.»Das ist die Hauptsache.«

«Man hat sie mißhandelt!«knirschte Fallersfeld.»Die Haare abgeschnitten. Diese wunderschönen, seidigen Haare.«

«Sie wachsen nach.«

«In zwei Jahren vielleicht.«

«Es gibt Perücken. «Portaldi inhalierte gierig den Rauch seiner Zi-garette. Verblüfft stellte Fallersfeld fest, daß er mit dem Ergebnis der Suche zufrieden war.»Es sind doch Sizilianer, sie haben die Ehre der Frau nur ein wenig angeritzt.«

«Um Ihren Ehrbegriff beneide ich Sie!«Fallersfeld sah Hartung und Angela nach. Sein Herz schmerzte. Die heimliche Liebe zu Angela war zwar aussichtslos, aber wenn er schon als Mann nicht in Frage kam, so beanspruchte er doch gegenüber Hartung und Angela eine Art von Vaterstellung. Er sah, wie Angi den Kopf, diesen mißhandelten kahlen Kopf an Hartungs Schulter legte, wie er sie umfing, auf die Wangen küßte und auf sie einsprach.»Wenn ich morgen früh diesem Cabuzzi oder Lambordano selbst die zwei Millionen Lire gebe und Sie kommen kurz danach ins Zimmer — reicht das für eine Verhaftung?«fragte er.

Kommissar Portaldi schüttelte den Kopf.»Nein. Der Commen-datore wird sagen, er habe Ihnen etwas verkauft. Er besitzt eine Großhandlung. Haben Sie einen Gegenbeweis?«

«Er kann keine Lieferung vorweisen.«

«Kann er nicht? Was hat er Ihnen angeboten?«

«Ein Pferd.«

«Bitte, dann wird irgendwo ein Pferd bereitstehen, das er vorführt, wenn die Geldübergabe Schwierigkeiten mit sich bringt. Oh, Signore, dem Commendatore ist keiner gewachsen, seit zwanzig Jahren macht er mit uns, was er will.«

«Trotzdem bezahle ich!«

Portaldi nickte.»Ein Rat als Privatmann, Baron! Tun Sie das, so schnell Sie können. Sie ersparen damit auch mir viele Schwierigkeiten.«

Fallersfeld bezahlte nicht. Er konnte es nicht, weil wiederum weder Cabuzzi noch Lambordano zu erreichen waren. Daß der Com-mendatore kurz vor zehn bei Hartung anrief, wußte Fallersfeld nicht, und Hartung sagte es auch nicht.

Die Unterhaltung war kurz.

«Zahlen Sie?«

«Nein, Sie Schuft! Ein wehrloses Mädchen kahlzuscheren! Wagen Sie sich bloß nicht mehr in meine Nähe!«

«Ihnen ist nicht zu helfen! Um 16 Uhr springen Sie. Wir haben uns überzeugt, Laska hinkt. Wir schießen Sie aus dem Sattel!«

«Das steht Ihnen frei.«

«Immer diese heldenhaften Deutschen!«Lambordano schnaufte.»Sterben Sie anständig.«

«Darauf können Sie sich verlassen.«

Das Gespräch brach ab. Hartung sah auf die Uhr. Genau 10 Uhr. Er zog sein Reitzeug an, rief in den Ställen an und dann bei Angela. Der Hotelfriseur hatte ihr eine wunderschöne hellblonde Perücke besorgt. Eine schicke Lockenfrisur.

«Die Gefahr ist vorbei«, sagte Hartung.»Ich gehe jetzt zum Platz. Versprich mir, im Hotel zu bleiben bis nach dem Turnier.«

«Nein. Ich komme mit dir.«

«Angi, das ist Wahnsinn.«

«Wenn die Gefahr vorbei ist…«Ihre Stimme klang fest und ruhig.»Mich belügst du nicht. Ich merke sofort, wenn du schwindelst. Du kannst gar nicht lügen. Die Gefahr fängt jetzt erst an.«

«Angi.«

«Es gibt nichts, was mich zurückhalten könnte, bei dir zu sein. Das weißt du, also rede nicht weiter.«

Hartung seufzte. Es war wirklich nutzlos, mit Angela zu streiten. Wenn eine Frau so liebt wie sie, gibt es keine getrennten Probleme mehr.

Sie trafen sich unten in der Halle und fuhren zusammen hinaus zum Stadion. Hunderte Fahnen flatterten an den hohen weißen Masten, der Parcours war aufgebaut, die Militärkapelle, die mit flotten Märschen und Paradieren das Turnier eröffnete und die Pausen ausfüllte, probte zum letztenmal. Um die Ställe und den Abreiteplatz hatte Portaldi einen dichten Polizeikordon gezogen.

«Wenn es passiert, dann hier«, sagte Hartung und drückte Angela an sich.»Im Stadion ist es unmöglich.«

Das Morgenabreiten. Lockerungsübungen, Probesprünge. Schrittkombinationen, die ganzen Gehorsamsübungen, die bei einem temperamentvollen Springpferd notwendig sind — Hartung absolvierte sie mit äußerlicher Sicherheit. Im Nacken aber hatte er ein eiskaltes Gefühl. Irgendwo lauerte der Tod.

Nichts geschah. Romanowski, Fallersfeld, Kommissar Portaldi und Angela waren wie ein Ring um Hartung. Beim Mittagessen im Stadion-Restaurant bildeten sie einen Wall um ihn. Auch die anderen deutschen Reiter saßen sprungbereit. Portaldi hatte Pistolen verteilt, gegen alle Vorschriften. Das bewies, wie ernst er die Drohung der >Gesellschaft< nahm. Er nannte jetzt den amtlichen Namen — das Wort Mafia war tabu.

Vierzehn Uhr. Beginn des Turniers. Schwungvolle Reden, Musik, Jubel, Händeklatschen, die Militärkapelle, das A-Springen, das Italien gewann.

«Ich löse mich vor Angst auf«, flüsterte Fallersfeld, als Hartung mit Laska am langen Zügel zum Einreittor kam. Romanowski folgte ihm wie ein Revolvermann, er trug die Pistole offen im Gürtel und hatte die Hand darauf gelegt.

Zur gleichen Zeit schraubte auf dem obersten Stehplatz, hinter der riesigen Anzeigetafel, auf der die elektronischen Buchstaben summten, Mario Albertino ein Gewehr zusammen. Er tat es mit einer leidenschaftslosen Präzision. Kolben, Mittelteil mit Schloß, Lauf, Zielfernrohr. Er hatte das schon oft getan — in den Bergen, an der Küste, im Wasser, im Sumpf, im Wald, in den unmöglichsten Situationen. Mario Albertino war der gefürchtetste Scharfschütze der >Familie< Lambordanos, und Familie heißt bei der sizilianischen Mafia soviel wie Abteilung.

Als das Gewehr zusammengesetzt war, hockte sich Albertino unter die Anzeigetafel. Hier war er allein, Bretter und Stützen schützten ihn vor den Blicken der anderen, aber er selbst hatte eine vorzügliche Sicht über den gesamten Parcours. Er hob das Gewehr, blickte durch das Zielfernrohr und hatte die Hindernisse groß und schußsicher im Visier.

Zufrieden setzte er das Gewehr ab, holte ein kleines Funkgerät aus der Tasche und drückte auf einen Knopf.

«Alles in Ordnung«, sagte er.»Wann soll ich abdrücken?«

«Mitten im Sprung über das letzte Hindernis. Er soll bis zuletzt von der Angst zerfressen werden. Siehst du das letzte Hindernis?«

«Zum Greifen nahe. Ich schieße, wenn er genau drüber ist.«

«Und wenn du vorbeischießt?«

«Das ist noch nie vorgekommen.«

«Es darf heute nicht das erste Mal sein. Ende.«

Mario Albertino zuckte mit den Schultern, steckte sich eine Zigarette an und wartete.

Das Springen um den >Pokal des hl. Stephanus< begann.

Ein Riesending aus Silber, es stand unten auf einem mit rotem Samt bezogenen Podest. Und zehn Millionen Lire.

«Noch nichts«, stammelte Fallersfeld.»Ich werde wahnsinnig. Wenn sie die Drohung wahrmachen, dann nur jetzt.«

Um Hartung standen dichtgedrängt Polizisten. Militär, Ordner. Romanowski hielt Laska, pflichtschuldig hinkte sie ein wenig, was sich sofort bei den anderen Equipen herumsprach.

Es wurde ein vertracktes Springen auf einem steinharten Boden. Zwar hatte man vor und hinter den Hindernissen den Boden aufgepflügt und mit Sägemehl durchgearbeitet, aber schon nach den ersten sechs Umläufen war die Erde wieder festgetreten. Die Hindernisse selbst waren hoch, die Doppel- und Dreifachkombinationen weit, und vor allem standen sie ziemlich eng beieinander.

«Diesen Parcours hat ein Zwerg aus seiner Perspektive aufgebaut!«sagte Fallersfeld.»Die Pferde müssen ja hüpfen wie Gummibälle.«

Die Resultate waren auch so. Ohne zwölf Fehler ging keiner vom Platz, allein der deutsche Reiter Hans Mucke erreichte acht Fehlerpunkte. Nur die Italiener, hier zu Hause, nahmen die Hindernisse mit einer Eleganz und Leichtigkeit, die begeisterte. Sie waren die einzigen, die keine Fehler ritten. Das Stadion tobte und schrie, das südländische Temperament schäumte über.

Dann wurde Hartung aufgerufen. Als letzter, als Krönung des Tur-niers.

«Horst Hartung auf Laska, Deutschland.«

Mario Albertino legte sein Gewehr an. Neben ihm auf der Erde stand das kleine Funkgerät.»Bereit«, meldete er.

«Gut, Mario.«

Hartung ritt ein. Die übliche Vorstellung, Grüßen mit der Kappe, leichte Wendung auf der Hinterhand, Antraben zur Starterfahne, Senken der Fahne, es gab kein Zurück mehr. Die Uhr lief, der gnadenlose Zeitnehmer, und vor ihm lagen einundzwanzig Hindernisse.

«Jetzt ist er sicher«, sagte Fallersfeld und zog Angela an sich. Sie schluchzte leise und starrte auf den einsamen Reiter und sein Pferd. Ungläubig sahen auch die anderen Reiter Laska nach, sie hinkte nicht mehr, sie trabte auf das erste Hindernis zu, geballte Kraft, leuchtende goldrote Schönheit.

Mario Albertino, der Scharfschütze, auf dessen Kopf 500.000 Lire standen, verfolgte im Zielfernrohr den Ritt Hartungs. Groß, tödlich sicher lag sein Kopf im Fadenkreuz. Es konnte keinen Fehlschuß geben.

Laska sprang wie eine abschnellende Stahlfeder. Es war, als mache sie sich über die Hindernisse lustig, als gäbe es keine Höhen und Weiten für sie. Sogar Mario Albertino schnalzte mit der Zunge, wie sie Dreierkombinationen nahm, als seien es Cavalettis. Neben ihm pfiff leise das Funkgerät.

«Noch sechs Hindernisse, Mario.«

«Ich habe ihn genau im Kreuz. Brauch nur den Finger durchzuziehen.«

«Springt sie nicht herrlich? Das Hinken war eine Lüge. Aber er wird dafür bezahlen.«

Hartung ritt halbherzig. Er spürte die Gefahr, irgendwo in diesem Rund mit den tobenden Menschen verbarg sie sich. Irgendwo saß der Tod und wartete auf den günstigsten Augenblick. Wann war dieser Augenblick? Wie kam er? Wirklich mit einem Gewehrschuß?

Hartung spürte, wie ihm der kalte Schweiß über den ganzen Körper rann. Zum erstenmal in seinem Leben hatte er Todesangst, fühl-te er sich hilflos einer Situation ausgeliefert, von der er wußte, daß sie voraussichtlich in einer Katastrophe enden würde.

Ich bin kein Feigling, redete er sich zu. Reite weiter. Nein, höre nicht aufdie innere Stimme, die dir rät, den Ritt abzubrechen. Weiter, weiter. Über die Mauer, über den Doppeloxer, über den Steilsprung. Noch drei Hindernisse, dann das Hinausreiten — genügend Zeit und Wegstrecke, hier das Leben zu verlieren.

Warum schießt er denn nicht? Warum wartet er? Und wenn er Las-ka trifft? Er sieht ja jetzt, daß sie springen kann wie kein anderes Pferd auf der Erde. Mein Gott, wenn er statt auf mich wirklich auf Laska zielt.

Schweiß. Schweiß über den Augen, im Nacken, auf dem Rücken, in den Händen. Kalter Angstschweiß. Ich zittere ja. Ich zittere vor Angst. Laska, mein Mädchen, mein liebes Mädchen, ich war ein Narr, ich hätte bezahlen sollen, jetzt ist es zu spät.

Es war der Augenblick, in dem er hätte schreien können, in dem seine Nerven versagten, in dem er nichts mehr war als ein geschütteltes Angstbündel.

Laska.

Noch zwei Hindernisse.

Das letzte.

Mario Albertino atmete ganz ruhig durch. Im Visier, im Fadenkreuz, im Auge des Todes hatte er Hartungs Kopf. Das Funkgerät neben ihm schwieg. Der Tod braucht keine lauten Worte.

Hartung beugte sich über Laskas Kopf. Ihre Ohren spielten nervös, ihr Kopf, sonst gestreckt, schob sich hoch. Ihr Instinkt, ihr unglaubliches Gefühl sagte ihr, daß etwas nicht stimmte, daß ihr Herr auf ihrem Rücken nicht mehr ihr Herr war, und es war anders als in Tokio, wo er mit gebrochenem Schlüsselbein ritt, ganz anders. Der Strom der Angst ging von Hartung auf Laska über. Es war ein Rätsel, das niemand lösen konnte.

Das letzte Hindernis.

Mario Albertino krümmte langsam den Finger. Druckpunkt. Groß war Hartung im Kreuz. Jetzt der Sprung — auf dem Scheitel des Sprunges wurde abgedrückt.

Und da geschah es. Es kam so plötzlich, daß die dreißigtausend Zuschauer erst aufschrien, als es schon vorbei war.

Laska brach aus. Mitten im Angalopp machte sie eine Wendung, Rasenstücke wirbelten hoch, der goldene Körper wirbelte zur Seite und raste neben dem Hindernis vorbei zum Ausritt.

Zum erstenmal in ihrem Leben hatte Laska ein Hindernis verweigert.

Sie hatte Hartung das Leben gerettet.

«Ich kann nichts dafür!«schrie oben an der Anzeigetafel Mario Albertino in das Funkgerät.»Ich hatte ihn genau im Visier. Chef, ich hätte ihn getroffen. Wer denkt denn an so etwas.«

«Sei still. «Die Stimme war erregt, dieser Ritt hatte sogar den Com-mendatore Nerven gekostet.»Er hat vier Fehler gemacht. Italien hat gesiegt. Wir werden statt zwei Millionen Lire fünf kassieren. Dafür darf er leben. Pack ein und komm herunter.«

Als Hartung aus dem Stadion galoppierte, schweißüberströmt und mit Tränen in den Augen, raste er an einem fassungslosen Fallersfeld vorbei. Er stand da, mit leerem linken Auge, sein Monokel lag zerbrochen auf der Erde.

Auch das war das erstemal. In der Hand hielt er wie eine traurige Fahne das Wildlederläppchen.

«Ich werde dieses Pferd küssen«, stammelte er,»und wenn es mir die ganze Visage zerbeißt!«

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