Bob Rawlinson hörte den Widerhall seiner Schritte in den langen Marmorgängen des Palastes. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so unglücklich gefühlt. Es war eine furchtbare Verantwortung, Juwelen von diesem Wert in der Hosentasche mit sich herumzutragen. Wahrscheinlich konnte ihm jeder seine innere Unruhe vom Gesicht ablesen… Er wäre sehr erleichtert gewesen, hätte er geahnt, dass der Ausdruck seines sommersprossigen Gesichts so gutmütig und harmlos war wie immer.
Die Palastwachen präsentierten das Gewehr, als Bob das Schloss verließ. Er schlenderte, noch immer ziemlich verstört, die Hauptstraße von Ramat hinunter. Wohin sollte er gehen? An wen konnte er sich wenden? Was für Pläne sollte er schmieden? Er wusste es nicht, aber er musste schnell einen Entschluss fassen, denn die Zeit war knapp.
Die Straße war, wie alle Geschäftsstraßen im Mittleren Osten, eine Mischung von Prunk und Elend. Die eleganten Neubauten und Banken ragten zum Himmel empor. In den Schaufenstern der kleinen, unmodernen Läden lagen minderwertige Plastikwaren, bunte Kinderkleider, Allerweltsheilmittel und billige Zigarettenanzünder in unübersichtlichem Durcheinander. In einem winzigen Geschäft gab es alle Arten von Schweizer Uhren; allerdings mochte man allein durch die Menge der Uhren misstrauisch werden und vor einem Kauf zurückschrecken.
Bob, der in seiner Verwirrung mit verschiedenen Leuten in der Tracht des Landes und mit ein oder zwei europäisch gekleideten Personen zusammenstieß, riss sich schließlich zusammen.
Er ging in ein Café und bestellte einen Tee mit Zitrone. Während er ihn langsam schlürfte, begann er allmählich ruhiger zu werden. Ihm gegenüber saß ein ältlicher Araber, der friedlich eine Bernsteinkette durch seine Finger gleiten ließ. Hinter ihm saßen zwei Männer, die Tricktrack spielten. Hier konnte man in Ruhe nachdenken.
Und er musste nachdenken und einen Weg finden, die ihm anvertrauten Juwelen aus dem Lande zu schaffen. Er durfte keine Zeit verlieren, denn die Revolution konnte jeden Augenblick ausbrechen.
Ali war wirklich verrückt, ihm so mir nichts, dir nichts drei viertel Millionen anzuvertrauen und sich darauf zu verlassen, dass Allah einen Ausweg finden würde. Für Bob waren diese Dinge nicht so einfach. Was sollte er nur mit den Juwelen machen?
Er dachte an die Fluggesellschaft – aber nein, das ging auch nicht; die würde sich bestimmt weigern, sich in Alis Privatangelegenheiten verwickeln zu lassen.
Er musste eine Privatperson finden, die im Begriff war, das Land unauffällig und auf dem normalen Weg zu verlassen; am besten einen Geschäftsmann oder einen Touristen, jemanden, der nichts mit Politik zu tun hatte und dessen Gepäck nur flüchtig oder gar nicht durchsucht werden würde. Natürlich musste man darauf gefasst sein, auf dem Londoner Flughafen eine Sensation hervorzurufen. »Versuch, Juwelen im Wert von drei viertel Millionen Pfund ins Land zu schmuggeln!« Und so weiter, und so weiter… Nun, das musste man eben in Kauf nehmen.
Ein gewöhnlicher Reisender, eine vertrauenswürdige Person. Aber natürlich! Wie hatte er das nur vergessen können. Bob fasste sich an den Kopf: Joan, seine Schwester Joan Sutcliffe. Joan hatte zwei Monate hier verbracht, weil der Arzt ihrer Tochter Jennifer nach einer schweren Lungenentzündung einen Aufenthalt in einem trockenen, sonnigen Klima verordnet hatte. Sie wollten in drei oder vier Tagen auf dem Seeweg nach England zurückfahren. Joan war die ideale Person. Was hatte Ali über Frauen und Juwelen gesagt? Bob lächelte. Die brave Joan würde selbst über dem kostbarsten Schmuck nicht den Kopf verlieren. Sie stand mit beiden Beinen fest auf der Erde. Ja, auf Joan konnte man sich verlassen.
Nein, einen Augenblick… konnte er sich wirklich auf Joan verlassen? Auf ihre Ehrlichkeit bestimmt, aber auf ihre Diskretion? Bob schüttelte bedauernd den Kopf. Joan würde darüber reden oder zumindest Andeutungen machen… »Ich hab etwas sehr Wichtiges nach England zu bringen, aber ich darf nicht darüber sprechen, mit keinem Menschen. Sehr aufregend!«
Joan hatte es noch nie fertiggebracht, etwas für sich zu behalten, obwohl sie das energisch bestritt, wenn man es ihr ins Gesicht sagte. Joan durfte also nicht wissen, was sie mitnahm – das wäre am sichersten. Er würde die Steine in einen kleinen, ganz gewöhnlichen Pappkarton packen und ihr ein Märchen erzählen. Ein Geschenk? Eine Verpflichtung? Ein Auftrag? Es würde ihm schon etwas einfallen…
Bob sah auf die Uhr und stand auf.
Es war höchste Zeit.
Trotz der Mittagshitze ging er mit schnellen, entschlossenen Schritten davon. Hier schien alles ruhig und normal zu sein. Nur im Palast war man sich des schwelenden Feuers bewusst, der flüsternden Spitzel, der heimtückischen Verräter. Alles hing von der Armee ab. Würde sie sich loyal verhalten? Wer war zuverlässig? Wer ein Rebell? Auf jeden Fall würde ein Staatsstreich versucht werden. Würde er erfolgreich sein oder nicht?
Bob betrat stirnrunzelnd das führende Hotel von Ramat. Es trug den großartigen Namen »Ritz Savoy« und hatte eine anspruchsvolle moderne Fassade. Es war vor drei Jahren mit großem Tamtam von einem schweizerischen Direktor, einem österreichischen Koch und einem italienischen Maître d’hotel eröffnet worden. Alles schien wunderbar. Dann war als Erster der Österreicher gegangen, gefolgt von dem Schweizer. Jetzt hatte auch der Italiener das Hotel verlassen. Die Karte war reichhaltig, aber das Essen schlecht. Die Bedienung war unmöglich, und die Wasserversorgung funktionierte nicht mehr richtig.
Der Empfangschef, der Bob gut kannte, strahlte ihn an.
»Guten Morgen, Major. Wollten Sie Ihre Schwester besuchen? Sie ist mit der Kleinen rausgefahren – zu einem Picknick.«
»Ein Picknick?« Bob war außer sich – warum musste sie gerade heute einen Ausflug machen…
»Mit Mr und Mrs Hurst von der Ölgesellschaft«, erklärte der Empfangschef. Hier wussten alle über alles Bescheid… »Sie sind zum Ka-lat-Diwa-Damm gefahren.«
Bob fluchte leise. Wer weiß, wann Joan zurückkommen würde.
»Ich möchte in ihr Zimmer gehen«, sagte er und bat um den Schlüssel, der ihm bereitwillig ausgehändigt wurde.
Er schloss die Tür auf und ging hinein. Das große Zweibettzimmer machte einen chaotischen Eindruck. Joan Sutcliffe war ein ziemlich unordentlicher Mensch. Auf einem Sessel lagen Golfschläger und auf dem Bett ein Tennisschläger. Über den Tisch waren Postkarten, Filme, Bücher und Reiseandenken verstreut, die größtenteils in Birmingham und in Japan hergestellt worden waren.
Bob sah sich um; sein Blick fiel auf Koffer und Reisetasche. Er stand vor einem Problem. Er würde Joan nicht mehr sprechen, bevor er mit Ali abflog, denn der Damm war weit vom Hotel entfernt. Er könnte ihr das Päckchen und einen Brief zurücklassen – aber nein, das war ganz unmöglich. Er wusste nur zu gut, dass man ihn beobachtete. Wahrscheinlich war man ihm vom Palast zum Café und vom Café zum Hotel gefolgt. Er hatte zwar niemanden gesehen, aber er wusste, dass die Rebellen geschickte Spitzel besaßen. Es war ganz in Ordnung, dass er seine Schwester in ihrem Hotel besuchte, aber wenn er ein Päckchen und einen Brief hinterließ, würde das Päckchen geöffnet und der Brief gelesen werden.
Zeit… Zeit… er hatte zu wenig Zeit!
Die kostbaren Juwelen brannten in seiner Hosentasche.
Er sah sich im Zimmer um…
Dann grinste er und zog die kleine Werkzeugtasche heraus, die er immer bei sich trug. Unter den Sachen seiner Nichte Jennifer fand er etwas Plastilin, das er gut gebrauchen konnte.
Er arbeitete schnell und geschickt. Einmal blickte er misstrauisch zum offenen Fenster. Nein, das Zimmer hatte keinen Balkon. Niemand konnte ihn beobachten, seine Nerven mussten ihm einen Streich gespielt haben.
Er beendete seine Arbeit und nickte zufrieden. Er war ganz sicher, dass weder Joan noch sonst irgendwer etwas bemerken würde – bestimmt nicht Jennifer, die ein egozentrisches Kind war und sich nur für ihre eigenen Angelegenheiten interessierte.
Nachdem er die Überbleibsel seiner Tätigkeit vom Tisch gefegt und in seiner Tasche verstaut hatte, sah er sich nochmals zögernd um. Er erblickte Joans Schreibblock und starrte stirnrunzelnd auf den Bogen, der vor ihm lag. Er musste ihr eine Botschaft hinterlassen, aber was konnte er schreiben? Nur Joan sollte den Inhalt seines Briefes verstehen, niemand sonst, dem das Schreiben in die Hände fiel, durfte wissen, um was es sich handelte… Leider war das ganz unmöglich. In den Kriminalromanen, die Bob in seiner Freizeit las, hinterließ man einfach Botschaften in einer Geheimschrift, die dann später erfolgreich entziffert wurde. Aber er hatte keine Ahnung, wie man so eine Geheimschrift erfand, außerdem besaß Joan zuwenig Fantasie, um eine Nachricht zu verstehen, die nicht klar und deutlich, versehen mit den nötigen Kommas und i-Punkten, auf dem Papier stand.
Plötzlich kam ihm die Erleuchtung. Er musste die Sache ganz anders anfangen. Um die Aufmerksamkeit von Joan abzulenken, musste er ihr einen völlig harmlosen Brief hinterlassen. Die eigentliche Botschaft würde er einer anderen Person geben, die sie Joan erst in England überbringen sollte. Er begann schnell zu schreiben:
Liebe Joan,
ich bin nur kurz vorbeigekommen, um dich zu fragen, ob du heute Abend eine Runde Golf mit mir spielen willst. Nehme allerdings an, dass du nach dem Ausflug zum Damm viel zu müde sein wirst. Wie wär’s mit morgen? Ich treffe dich um fünf im Club.
Herzlichst dein Bob.
Eine völlig belanglose Nachricht für die Schwester, die er vielleicht nie wiedersehen würde – aber je belangloser, desto besser! Joan durfte auf gar keinen Fall in diese gefährliche Sache verwickelt werden, sie durfte nicht einmal ahnen, dass er selbst darin verwickelt war.
Joan konnte nicht heucheln, deshalb war sie nur dann sicher, wenn sie nichts wusste.
Der Brief erfüllte außerdem einen doppelten Zweck; denn es ging daraus hervor, dass Bob keine Reisepläne hatte.
Er blieb noch eine Minute nachdenklich sitzen, dann stand er auf, ging zum Telefon und verlangte die Nummer der englischen Botschaft. Gleich darauf wurde er mit seinem Freund Edmundson, dem dritten Sekretär, verbunden.
»John? Hier spricht Bob Rawlinson. Kannst du dich nach Büroschluss mit mir treffen?… Geht es nicht etwas früher?… Bitte, tu mir den Gefallen, es ist sehr wichtig, es handelt sich nämlich um ein Mädchen…« Er räusperte sich verlegen. »Sie ist fabelhaft – das hat die Welt noch nicht gesehen! Aber leider ziemlich schwierig…«
»Was du immer für Mädchengeschichten hast, Bob«, erwiderte Edmundson steif und leicht vorwurfsvoll. »Also, wenns sein muss… passt es dir um zwei?«
Edmundson legte den Hörer auf, und gleich darauf hörte Bob noch ein leises Knacken in der Leitung…
Gut – Edmundson hatte ihn sofort verstanden. Er und Bob benutzten oft einen Geheimcode, da in Ramat sämtliche Telefongespräche abgehört wurden. »Ein fabelhaftes Mädchen – das hat die Welt noch nicht gesehen«, bedeutete, dass es sich um etwas sehr Dringendes handelte. Er würde Edmundson um zwei Uhr vor der Bank treffen und in sein Auto steigen. Dort würde er ihm von dem Versteck erzählen und ihm sagen, dass Joan nichts davon wisse. Er würde Edmundson auch zu verstehen geben, dass seine Aufgabe von ausschlaggebender Bedeutung sein würde, falls ihm, Bob, etwas zustoßen sollte. Da Joan und Jennifer auf einem Frachtschiff zurückfuhren, würden sie erst in sechs Wochen in England sein. Bis dahin hätte die Revolution höchstwahrscheinlich stattgefunden. Entweder würde sie erfolgreich sein oder niedergeschlagen werden. Ali Yusuf würde in Europa sein… Er musste Edmundson das unbedingt Notwendige mitteilen, aber nicht mehr.
Bob blickte sich zum letzten Mal im Zimmer um. Es sah unverändert unordentlich, friedlich und wohnlich aus. Nur sein harmloser Brief an Joan lag auf dem Schreibtisch.
Er ging aus dem Zimmer. Im Korridor begegnete ihm niemand.
Die Frau, die im Zimmer neben Joan Sutcliffe wohnte, verließ ihren Balkon. Sie hielt einen Spiegel in der Hand.
Sie war ursprünglich auf den Balkon gegangen, um ein einzelnes Haar besser sehen zu können, das auf ihrem Kinn wuchs. Sie zog es mit einer Pinzette heraus, dann studierte sie ihr Gesicht eingehend im hellen Sonnenlicht. In diesem Augenblick sah sie etwas im Nebenzimmer. Sie hielt ihren Spiegel in einem bestimmten Winkel, sodass sich der Spiegel des Kleiderschrankes im benachbarten Zimmer darin reflektierte. Und in diesem Spiegel beobachtete sie einen Mann, der etwas sehr Merkwürdiges tat.
Es war so merkwürdig und unerwartet, dass sie regungslos stehenblieb und ihn nicht mehr aus den Augen ließ. Er saß, mit dem Rücken zum Spiegel, am Tisch und konnte sie nicht sehen. Hätte er den Kopf umgewandt, würde er den Reflex ihres Spiegels im Schrankspiegel bemerkt haben, aber er war zu sehr in seine Arbeit vertieft, um sich umzublicken.
Einmal schaute er allerdings auf und wandte den Kopf zum Fenster. Da es dort nichts zu sehen gab, senkte er ihn wieder.
Die Frau beobachtete ihn, bis er seine Arbeit beendet hatte. Dann sah sie ihn einen Brief schreiben, den Bogen in einen Umschlag stecken und auf den Schreibtisch legen. Danach entfernte er sich aus ihrem Blickfeld, aber sie hörte seine Stimme am Telefon. Sie konnte nicht genau verstehen, was er sagte, jedoch klang seine Stimme fröhlich und unbeschwert. Gleich darauf hörte sie, wie die Tür geschlossen wurde.
Die Frau wartete ein paar Minuten, dann öffnete sie die Tür ihres Zimmers. Am anderen Ende des Korridors machte sich ein Araber mit einem Federbesen zu schaffen. Als er sie sah, verschwand er um die Ecke.
Die Frau ging rasch zur Tür des Nebenzimmers, die, wie sie erwartet hatte, verschlossen war. Es gelang ihr, die Tür mithilfe einer Haarnadel und eines Federmessers schnell und geschickt zu öffnen.
Sie betrat das Zimmer, machte die Tür hinter sich zu und ging sofort zum Schreibtisch. Der Briefumschlag war nur leicht zugeklebt und ließ sich mühelos öffnen. Sie las den Brief stirnrunzelnd. Der Inhalt war völlig belanglos.
Sie klebte den Umschlag wieder zu und legte ihn zurück auf den Schreibtisch. Dann ging sie in die gegenüberliegende Ecke. Dort blieb sie mit ausgestreckter Hand stehen, denn sie hörte Stimmen von der Terrasse unterm Fenster.
Sie erkannte die Stimme der Frau, die in diesem Zimmer wohnte. Es war eine entschlossene, selbstsichere Stimme.
Sie eilte zum Fenster.
Joan Sutcliffe und ihre Tochter Jennifer, ein blasses, aber kräftig gebautes fünfzehnjähriges Mädchen, standen mit einem großen, unglücklich aussehenden Engländer auf der Terrasse. Joan redete verärgert auf den jungen Konsularbeamten ein.
»Das ist doch einfach lächerlich! Hier ist alles ruhig und normal. Die Leute sind, wie immer, höflich und nett. Ich halte es für sinnlose Panikmache.«
»Auch wir hoffen, dass unsere Vorsicht sich als übertrieben erweisen wird, Mrs Sutcliffe, aber die Verantwortung, die Seine Exzellenz…«
Mrs Sutcliffe ließ ihn nicht weiterreden. Es interessierte sie nicht, ob sich der Botschafter für sie verantwortlich fühlte.
»Wir haben sehr viel Gepäck, und wir beabsichtigen, am kommenden Mittwoch auf einem Frachter nach England zu fahren. Der Arzt meint, dass die lange Seereise Jennifer gut tun wird. Ich weigere mich entschieden, meine Pläne zu ändern. Warum sollten wir zurückfliegen? Wozu diese lächerliche Eile?«
Der unglückliche junge Mann erklärte, dass Mrs Sutcliffe und ihre Tochter nur bis Aden zu fliegen brauchten; dort könnten sie noch immer das Schiff nehmen.
»Mit dem ganzen Gepäck?«
»Ja, daran haben wir natürlich gedacht. Unten steht bereits ein Wagen mit Gepäckanhänger. Wir können sofort alles aufladen.«
»Also gut.« Mrs Sutcliffe kapitulierte. »Dann werden wir eben packen.«
»Und zwar sofort – wenn ich bitten darf.«
Die Frau in Mrs Sutcliffes Zimmer ging schnell auf die Tür zu. Im Vorbeigehen las sie die Adresse auf einem der Kofferanhängen Sie verließ das Zimmer und öffnete ihre eigene Tür in dem Augenblick, als Mrs Sutcliffe um die Ecke des Korridors bog.
Der Empfangschef folgte ihr auf dem Fuß.
»Ihr Bruder, der Pilot, war hier, Mrs Sutcliffe. Er ist hinauf in Ihr Zimmer gegangen, aber ich glaube, dass er das Hotel schon wieder verlassen hat. Sie müssen ihn gerade verfehlt haben.«
»Wie schade«, erwiderte Mrs Sutcliffe, dann wandte sie sich an Jennifer. »Wahrscheinlich ist Bob auch in unnötiger Panik. Ich selbst habe keine Anzeichen von Unruhe in den Straßen bemerkt… Die Tür ist nicht verschlossen – wie unzuverlässig das Personal hier ist!«
»Vielleicht hat Onkel Bob vergessen abzuschließen«, meinte Jennifer.
»Zu dumm, dass ich ihn nicht gesprochen habe… Ach, hier liegt ja ein Brief.«
Sie riss den Umschlag auf.
»Bob wenigstens ist nicht in Panik verfallen«, sagte sie triumphierend. »Er scheint völlig ahnungslos zu sein. Diese Diplomaten hören das Gras wachsen… Ich hasse es, in der größten Hitze zu packen. Das Zimmer ist wie ein Backofen. So, Jennifer, nimm deine Sachen aus dem Schrank und aus den Schubladen. Wir müssen jetzt alles schnell in die Koffer werfen. Später können wir dann wieder umpacken.«
»Ich habe noch nie eine Revolution erlebt«, stellte Jennifer nachdenklich fest.
»Hier wirst du bestimmt keine erleben«, entgegnete ihre Mutter ärgerlich. »Ich halte die ganze Aufregung für grundlos. Nichts wird geschehen.«
Jennifer zeigte sich enttäuscht.