FÜNFZEHNTES KAPITEL in dem die Reisenden in eine sonderbare Traumgegend geraten und eine verhängnisvolle Spur entdecken

Am nächsten Morgen erwachten Jim und Lukas ziemlich spät. Das war zu begreifen, da sie ja erst lange nach Mitternacht schlafen gegangen waren. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, und glühende Hitze verbreitete sich. In einer Wüste, wo kein Baum und kein Strauch Schatten bieten, wird die Luft in kurzer Zeit so erstickend heiß wie in einem Backofen.

Die beiden Freunde beeilten sich mit dem Frühstück und brachen bald auf. Sie dampften fröhlich los, immer nach Norden. Da sie keinen Kompaß besaßen, war ihr einziger Anhaltspunkt das Gebirge „Die Krone der Welt". Sie hatten beschlossen, so zu fahren, daß die Berge stets rechts zu sehen waren. Irgendwo im Norden mußten sie dann nach ihrer Berechnung wieder auf den Gelben Fluß stoßen, dem sie stromaufwärts folgen würden bis zur Drachenstadt. Die Landkarte nützte ihnen jetzt nichts mehr, aber so ging es ja zunächst ganz gut.

Emma war wieder wohlauf. Wie es schien, hatte sie sich von der schweren Reparatur völlig erholt. Sie war eben trotz ihres Alters und ihrer dicklichen Figur eine sehr gute und solide Lokomotive.

Die Sonne stieg höher und höher. Die Hitze ließ die Luft über der Wüste flimmern. Lukas und Jim machten die Fenster fest zu. Zwar war es im Innern des kleinen Führerhauses durch die Feuerung auch ziemlich warm, aber das war immer noch erträglich gegen die Temperatur, die draußen herrschte.

Ab und zu lagen gebleichte und halb im Sand versunkene Tiergerippe neben ihrem Weg. Die Freunde betrachteten sie nachdenklich im Vorüberfahren.

Es mochte ungefähr um die Mittagszeit sein, als Lukas plötzlich überrascht ausrief:

„Nanu!"

„Was is'?" erkundigte sich Jim und schreckte auf. Er hatte, von der Hitze ermüdet, ein wenig vor sich hingedöst.

„Scheint, wir haben die Richtung verloren", knurrte Lukas.

„Schau doch mal zum rechten Fenster hinaus!" sagte Lukas. „Bisher war das Gebirge immer da drüben. Aber jetzt ist es auf einmal auf der anderen Seite."

Tatsächlich, es war, wie Lukas gesagt hatte: Im rechten Fenster war der leere, ferne Wüstenhorizont zu sehen und im linken das rot und weiß gestreifte Gebirge.

Das war schon seltsam genug, aber noch viel befremdlicher war, daß irgend etwas mit dem Gebirge nicht in Ordnung zu sein schien. Es sah aus, als stünde es nicht richtig auf dem Boden, sondern schwebte ein wenig darüber.

„Was is' denn da los?" fragte Jim beunruhigt.

„Weiß auch nicht", meinte Lukas. „Jedenfalls müssen wir wohl umkehren."

Aber noch ehe er ausgesprochen hatte, war das Gebirge ganz und gar verschwunden und weder links noch rechts zu sehen. Statt dessen entdeckten die Freunde plötzlich in einiger Entfernung einen Meeresstrand mit wiegenden Palmen.

„Nun schau sich einer das an!" murmelte Lukas verblüfft. „Verstehst du das, Jim?"

„Nein", antwortete Jim. „Da scheinen wir ja in eine sonderbare Gegend geraten zu sein."

Er drehte sich um und blickte nach hinten hinaus. Zu seiner größten Verwunderung erhob sich mit einemmal dort das rot und weiß gestreifte Gebirge. Aber jetzt stand es auf dem Kopf! Es hing sozusagen vom Himmel herunter.

„Da stimmt doch was nicht!" brummte Lukas, die Pfeife zwischen den Zähnen.

„Was sollen wir machen?" fragte Jim bang. „Wenn das so weiter geht, finden wir nie mehr unsere Richtung."

„Das Vernünftigste wird sein", meinte Lukas, „wir fahren auf jeden Fall erst mal weiter, bis wir aus diesem verrückten Ich-weiß-nicht-was herauskommen."

Sie fuhren also weiter. Aber sie kamen nicht heraus. Es wurde im Gegenteil immer verwirrender. Zum Beispiel sahen sie auf einmal große Eisberge über dem Himmel schwimmen. Das war ganz besonders befremdlich, weil Eisberge bei dieser Hitze ja eigentlich sofort hätten schmelzen müssen.

Plötzlich tauchte vor ihnen der Eiffelturm auf, der doch in Wirklichkeit in der Stadt Paris steht und keineswegs in der Wüste „Das Ende der Welt". Dann erschienen links viele Indianerzelte um ein Lagerfeuer in der Mitte und Krieger mit Federkopfputz und Kriegsbemalung, die wilde Tänze aufführten. Rechts lag unversehens die Stadt Ping mit ihren goldenen Dächern. Dann verschwand alles ebenso rätselhaft, wie es aufgetaucht war, und rundherum war nur kahle Wüste. Aber schon nach wenigen Augenblicken erschien wieder etwas Neues in der flimmernden Luft.

Lukas hatte gehofft, daß er am Nachmittag durch den Stand der sinkenden Sonne die Richtung nach Norden wiederfinden könnte. Aber daran war leider nicht zu denken. Die Sonne brannte nämlich einmal von rechts, dann wieder von links und oft sogar von beiden Seiten zugleich. Sie hatte sich tatsächlich verdoppelt. Es schien einfach alles toll geworden zu sein.

Schließlich vermischten sich die Erscheinungen sogar untereinander. Da stand zum Beispiel plötzlich ein umgekehrter Kirchturm auf der Spitze seiner Wetterfahne, und oben drüber in der Luft schwebte ein See, auf dessen Wellen Kühe weideten.

„Das ist ja wohl die verrückteste Unordnung, die mir je vorgekommen ist!" brummte Lukas beinahe belustigt.

Jetzt erschien eine große Windmühle, die auf dem Rücken von zwei Elefanten stand.

„Wenn die Sache nicht so unübersichtlich wäre", sagte Lukas, „dann fände ich dieses Durcheinander eigentlich ganz spaßig."

In diesem Augenblick zog über den Himmel ein gewaltiges Segelschiff, aus dem ein Wasserfall herniederstürzte.

„Ich weiß nicht recht", murmelte Jim und schüttelte besorgt den Kopf, „mir gefällt das alles ganz und gar nicht… ich wollte, wir fänden bald hier heraus."

Vor ihnen hüpfte jetzt ein halbes Riesenrad von einem Jahrmarkt in großen Sprüngen durch die Wüste, als ob es seine andere Hälfte suchte. Die war aber nirgends zu sehen.

„Mir wäre es auch lieber", gab Lukas zu und kratzte sich hinter dem Ohr. „Na, irgendwann werden wir diese kuriose Traumgegend ja mal wieder verlassen. Nach meiner Schätzung haben wir seit heute Mittag gute hundert Meilen zurückgelegt. - Wirklich zu dumm, daß wir vergessen haben, einen Kompaß mitzunehmen."

Eine Weile fuhren die Freunde schweigend weiter und beobachteten die auftauchenden und wieder verschwindenden Erscheinungen. Eben, als Lukas Jim darauf aufmerksam machen wollte, daß die Sonne jetzt sogar an drei Stellen zugleich zu sehen sei, stieß der Junge plötzlich einen Freudenschrei aus.

„Lukas!" rief er. „Da, schau doch! Wie is' denn das möglich? Da is' - da is' ja Lummerland!"

Tatsächlich! Da lag ganz deutlich Lummerland, umgeben vom blauen Meer. Der große und der kleine Gipfel ragten empor, und dazwischen war das Schloß von König Alfons dem Viertel-vor-Zwölften zu erkennen. Das kurvenreiche Eisenbahngleis glänzte, und die fünf Tunnels waren da und auch das Haus von Herrn Ärmel. Da stand die kleine Bahnstation und da das Haus von Frau Waas mit dem Kaufladen! Und im Meer lag das Postschiff.

„Schnell!" schrie Jim ganz außer sich, „schnell, Lukas! Laß uns hinfahren!"

Aber Emma hatte schon von sich aus Kurs auf Lummerland genommen. Offenbar hatte sie die Heimatinsel auch entdeckt. Sie kamen immer näher. Und nun sahen sie, daß der König zum Fenster herausschaute. Und vor dem Schloß stand Frau Waas mit einem Brief in der Hand, und der Briefträger war dabei und auch Herr Ärmel. Alle vier schienen sehr betrübt zu sein. Frau Waas wischte sich immerfort mit ihrer Schürze die Augen.

„Frau Waas!" schrie Jim, öffnete das Fenster und beugte sich trotz der glühenden Hitze, die ihm entgegenschlug, so weit er konnte hinaus. „Frau Waas, ich bin hier! Siehst du mich, Frau Waas? Ich bin's, Jim Knopf! Bleibt da, wir kommen!"

Er winkte und schrie so aufgeregt, daß er beinahe aus dem Fenster hinausgefallen wäre. Lukas konnte ihn gerade noch an dem großen Knopf an seiner Hose festhalten.

Als Emma kaum noch zehn Meter von Lummerland entfernt war, verschwand plötzlich alles ebenso rätselhaft wie die anderen Erscheinungen. Und wieder dehnte sich ringsumher nur die Unendlichkeit der sonnendurchglühten Wüste.

Jim wollte es zuerst gar nicht glauben. Aber es half alles nichts, Lummerland war nicht mehr da. Zwei dicke Tränen rannen über seine schwarzen Wangen. Er konnte es nicht verhindern.

Auch in Lukas' Augen blinkte es verdächtig, und er stieß dichte Rauchwolken aus.

Schweigend fuhren sie weiter. Doch das Allererstaunlichste stand ihnen noch bevor.

Plötzlich erblickten sie nämlich eine andere Lokomotive, die ganz genauso aussah wie ihre Emma. Und diese Lokomotive fuhr in etwa hundert Meter Abstand neben ihnen her. Sie hatte auch genau die gleiche Geschwindigkeit.

Lukas, der seinen Augen nicht trauen wollte, beugte sich aus dem Fenster hinaus, und auch drüben, auf der anderen Maschine, beugte sich der Lokomotivführer aus dem Fenster. Lukas winkte, und der andere Lokomotivführer winkte zurück.

„Jetzt wird's mir aber wirklich zu toll!" sagte Lukas. „Wir träumen doch nicht etwa?"

„Kein bißchen", versicherte Jim.

„Na, da wollen wir uns die Sache doch mal näher ansehen", meinte Lukas.

Sie bogen ein und hielten auf die andere Lokomotive zu. Aber zugleich bog auch die andere Lokomotive ein, und beide Lokomotiven fuhren aufeinander los.

Schließlich hielt Lukas die Emma an. Die andere Lokomotive stand ebenfalls. Lukas und Jim stiegen aus. Zur gleichen Zeit verließen ein Lokomotivführer und ein kleiner schwarzer Junge die andere Lokomotive.

„Da soll doch gleich…!" murmelte Lukas verblüfft.

Und nun gingen sie aufeinander zu, Lukas auf den anderen Lukas und Jim auf den anderen Jim. Die beiden Lukasse und die beiden Jims wollten sich eben zur Begrüßung die Hände geben, da strich ein ganz, ganz leichter Wind vorüber. Der andere Jim, der andere Lukas und die andere Emma wurden durchsichtig und verschwanden… lösten sich einfach auf in nichts.

Jim starrte fassungslos und mit kugelrunden Augen auf die Stelle, wo eben noch der andere Jim gestanden hatte. Plötzlich hörte er Lukas einen Pfiff ausstoßen und sagen:

„Jetzt geht mir ein Licht auf! Natürlich, das ist es!"

„Was?" fragte Jim.

„Hast du schon mal was vom Spiegelkabinett der Fata Morgana gehört?"

„Nein", antwortete Jim, „was für ein Vater?"

„Nicht Vater!" schmunzelte Lukas, „Fata Morgana! Komm zurück in die Emma, dann erkläre ich dir die Sache. Hier draußen ist es ja so heiß wie in einer Bratpfanne."

Sie stiegen wieder in ihr Führerhäuschen, und während der Weiterfahrt erklärte Lukas seinem Freund Jim die Sache mit dem Spiegelkabinett der Fata Morgana.

Ein Spiegelkabinett gibt es ja manchmal auf dem Jahrmarkt. Es ist eine Art Zimmer aus lauter Spiegeln. Wenn man da hineingeht, kann man ganz wirr werden, weil man niemals weiß, was Spiegel und was Wirklichkeit ist. Auf dem Jahrmarkt ist das ganz lustig, weil notfalls immer jemand da ist, der einen wieder herausführt. Aber in der Wüste ist das schon eine andere Sache!

Eine Fata Morgana besteht freilich nicht aus Spiegeln. Wo sollten denn auch in einer Wüste auf einmal all die Spiegel herkommen? Nein, man sagt nur so, weil es sich um etwas Ähnliches handelt. Eine Fata Morgana ist eine sogenannte Naturerscheinung. Wenn die Sonne auf die Sandfläche niederbrennt, wird die Luft sehr heiß. Und dann wird sie noch heißer. Und schließlich fängt sie an, vor Hitze zu flimmern. Und wenn die Luft nun immer noch glühender wird, dann fängt sie plötzlich an zu spiegeln wie ein richtiger Badezimmerspiegel. Sie spiegelt aber nicht nur Dinge, die in der Nähe sind, sondern holt im Gegenteil die Spiegelbilder am liebsten von sehr weit her. Dann erscheinen plötzlich Sachen, die viele, viele Meilen entfernt sind. Zum Beispiel kann es geschehen, daß Leute, die in der Wüste wandern, plötzlich vor sich ein Gasthaus erblicken, an dem ein Schild hängt mit der Aufschrift:

FRISCHE LIMONADE, Glas 10 Pfg.

Und wenn sie dann hinlaufen, weil sie vielleicht gerade schrecklichen Durst haben, dann ist alles wieder verschwunden. Dann haben sich die Leute verirrt und wissen nicht mehr, wo sie sind.

Natürlich kann es leicht vorkommen, daß die Spiegelbilder bei dem weiten Weg, den sie bis in die Wüste zurücklegen müssen, ein bißchen durcheinander geraten. Dann gibt es kuriose Erscheinungen, wie sie den beiden Freunden begegnet waren.

„Und zum Schluß", beendete Lukas seine Erklärung, „zum Schluß haben wir sogar unser eigenes Spiegelbild gesehen. Als der leichte Wind aufkam, da kühlte sich die Luft ein wenig ab und hörte auf zu spiegeln."

Jim dachte eine Weile schweigend nach, dann sagte er bewundernd:

„Ich glaube, es gibt einfach nichts, was du nicht weißt, Lukas."

„Doch", antwortete Lukas und lachte, „es gibt eine ganze Menge Dinge, die ich nicht weiß. Zum Beispiel weiß ich nicht, was das da vorne ist."

Sie spähten beide angestrengt auf die Strecke hinaus.

„Mir scheint, da is' eine Spur im Sand", sagte Jim.

„Richtig", brummte Lukas. „Sieht aus, wie eine Wagenspur."

„Wenn es nur nicht wieder eine Fata is"', meinte Jim besorgt. „In so einer Wüste weiß man ja nie, ob man eine Naturerscheinung vor sich hat oder nicht."

Sie fuhren näher, aber diesmal verschwand das Bild nicht. Es waren tatsächlich Spuren im Sand, Spuren von Wagenrädern.

„Das sieht aus", stellte Jim fest, „als ob hier schon vor uns jemand gefahren is'."

Lukas brachte Emma zum Stehen, stieg aus und untersuchte die Spuren.

„Verflixt!" sagte er schließlich und kratzte sich hinter dem Ohr, „hier ist wirklich schon jemand vor uns gefahren. Und weißt du auch wer?"

„Nein. Wer denn?"

„Wir selbst. Das ist Emmas Spur. Scheint fast, als ob wir in einem Riesenkreis zu unserer eigenen Spur zurückgekommen sind."

„Du lieber Himmel!" rief Jim entsetzt. „Wir müssen aber doch irgendwie aus dieser schrecklichen Wüste wieder herausfinden!"

„Stimmt!" bestätigte Lukas. „Fragt sich nur wie!"

Er schaute sich prüfend um.

Rechts von ihnen fuhr eben ein Dampfer über den Himmel, aus dessen Schornstein große bunte Seifenblasen aufstiegen. Links stand ein alter Leuchtturm. Auf seiner obersten Galerie machte ein Walfisch Kopfstand. Hinter sich erblickte Lukas ein stattliches Warenhaus, dem aus Fenstern und Türen Bäume herauswuchsen. Und vor sich sah er eine lange Reihe Telegrafenstangen. Auf den Drähten ging eine Nilpferdfamilie spazieren.

Lukas blickte zum Himmel hinauf. Die Sonne stand dreimal an ganz verschiedenen Stellen. Es war unmöglich festzustellen, welche davon die richtige Sonne und welche eine Spiegelung war.

Lukas schüttelte den Kopf.

„Es hat keinen Zweck", brummte er. „Wir müssen warten, bis die Fata Morgana aufgehört hat. Sonst finden wir hier nie wieder heraus. Wir dürfen auch nicht mehr unnötig Kohle und Wasser verbrauchen. Wir wissen ja gar nicht, wie lange wir noch mit unserem Vorrat auskommen müssen."

„Wann meinst du denn, daß die Fata aufhört?" erkundigte sich Jim bedrückt.

„Ich denke, nachts", antwortete Lukas, „wenn es nicht mehr so heiß ist."

Sie zogen sich also in das Führerhäuschen zurück, um sich auszuruhen, während sie auf den Sonnenuntergang warteten. Die große Hitze machte beide schläfrig, und Lukas war eben am Einnicken, als Jim plötzlich fragte:

„Warum sie wohl so traurig ausgesehen haben?"

„Wer?" gähnte Lukas.

„Alle", antwortete Jim leise. „Bei der Erscheinung von Lummerland, mein' ich."

„Kann sein, daß wir sie gerade in dem Augenblick gesehen haben, wo unser Brief angekommen ist", meinte Lukas gedankenvoll.

Jim seufzte tief auf. Nach einer Weile sagte er bekümmert: „Lukas, meinst du, wir sehen Lummerland noch mal wieder?"

Lukas legte freundschaftlich seinen Arm um Jims Schulter und tröstete ihn: „Ich hab' das sichere Gefühl, als ob wir eines schönen Tages alle drei nach Lummerland zurückkehren, du, Emma und ich."

Jim hob den Kopf, und seine Augen wurden größer und größer.

„Meinst du wirklich?" fragte er hoffnungsvoll.

„Könnte dir fast mein Wort darauf geben", brummte Lukas.

Jim wurde auf einmal ganz wunderbar leicht und fröhlich zumut, ganz so, als wären sie schon auf der Heimreise. Er wußte, wenn Lukas so etwas sagte, dann war es so gut wie sicher.

„Meinst du, daß es bald is'?" fragte er nur noch.

„Vielleicht, vielleicht auch nicht", erwiderte Lukas. „Ich weiß es nicht. Ist nur so ein Gefühl."

Und nach einer Weile fügte er hinzu: „Versuch jetzt lieber zu schlafen, Jim. Vielleicht müssen wir heute die ganze Nacht durchfahren."

„In Ordnung", sagte Jim, und im selben Augenblick war er auch schon eingeschlafen.

Aber Lukas blieb wach und dachte nach. Er machte sich ziemliche Sorgen. Als er sich eben eine neue Pfeife ansteckte und dabei in die Sonnenglut des Wüstennachmittags hinausblickte, bemerkte er, daß die Geier wiedergekommen waren. In einem großen Kreis hockten sie um Emma herum, geduldig, schweigend und erwartungsvoll. Sie schienen fest damit zu rechnen, daß die Reisenden niemals wieder aus dieser schrecklichen Wüste herausfinden würden.

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