IX BAHNHOF BAGDAD

1. Engel auf Rädern

Man sitzt in einem Garten vor der American Bar am Tigrisufer unter mageren Palmen. Im Abendlicht hat der Fluss fast eine Farbe von Orangenschalen. An einem Feuer aus Palmstielen steht ein Araber mit gerafftem Gewand und brät in einer gigantischen Pfanne mit siedendem Fett Pommes frites. Kaum sind sie fertig, serviert er sie khakitragenden Angelsachsen, die ermattet japanisches Bier trinken und über Malaria, Mückenfieber und Durchfall sprechen. Runde Boote aus Schilf und Häuten (siehe Xenophon) fahren schaukelnd auf dem schnellen Strom. Gelegentlich schießt ein langer Kahn mit einer Laterne am Bug unter der Pontonbrücke hervor, die sich kaum von derjenigen unterscheidet, auf der Cäsar den Rhein überquerte. Bei japanischem Bier flammt der Tag gelb auf wie eine flackernde Laterne und verlöscht, es bleibt die Nacht, bleiben die tanzenden Lichter der Kähne, die Bogenlampen auf der Brücke und der sternenübersäte chaldäische Himmel.

Aus der Ferne dringt das Pfeifen einer Rangierlokomotive und das Rumpeln von Güterwagen über den Fluss. Die Bagdadbahn. Spöttisch ertönen die dieselgetriebenen Lokomotiven hinter dem Horizont. Oh, unvollendete Bagdadbahn, die den Sultan Schah Mulay Wilhelm Khan Pascha mit seinen Ländereien im Orient verbinden sollte, Popanz lebergeschädigter Kolonialoffiziere in Indien, mit dem Leben junger Männer gemästeter Moloch, Phantom auf gespenstischen Rädern, das von den Neunzigern des letzten bis in die tollen Jahre des neuen Jahrhunderts irrsinnige Züge fahren ließ, nur um in der großen blutigen Entgleisung des Krieges ein für alle Mal zerschmettert zu werden. Noch heute schwebt die apokalyptische Vision flammender Räder, die Indien mit Konstantinopel, Wien, Zürich, Berlin und Ostende verbinden, wie ein gieriger und strafender Engel über unseren Köpfen, während wir in der Dunkelheit am Tigris sitzen und japanisches Bier trinken und Pommes frites essen, die ein Araber über einem Feuer aus Palmstielen brät. Aus dem Himmel über uns blicken die alten Götter von Chaldäa ungerührt auf den Fluss und die Pontonbrücke und die Stabsfahrzeuge und die Kasernen und die verwahrlosten Rangierbahnhöfe und die Schützengräben und die Sodawasserfabriken und die ausgebrannten Basare und die Filmtheater und die großen wuchernden übelriechenden Flüchtlingslager.

«Nun ja», sagt der Dicke aus Illinois, der hier Därme für die Wurstfabriken von Chicago einkauft, «vielleicht ist dies einmal das Chicago des Nahen Ostens ... Aber es muss sich noch viel tun, bevor ich hier in Immobilien investiere ...» – «Weiß nicht, wenn ich in der Nähe des Bahnhofs eine Chance hätte», sagt der Armenier aus St. Louis ...

Es gibt keine Pommes frites mehr. Wir haben genug von japanischem Bier. Drinnen an der Bar werden die ersten Cocktails serviert. Ich bin allein in der Dunkelheit unter den mageren Palmen. In der Ferne ist das verrückte Pfeifgelächter der Lokomotiven zu hören.

Hesekiel am Fluss Kebar in der großen Sumpfebene sah ebenfalls Engel auf Rädern:

Und in der Mitte zwischen den Gestalten sah es aus, wie wenn feurige Kohlen brennen, und wie Fackeln ... Das Feuer leuchtete, und aus dem Feuer kamen Blitze ... Die Räder waren anzuschauen wie ein Türkis und waren alle vier gleich, und sie waren so gemacht, dass ein Rad im andern war ... Und sie hatten Felgen, und ich sah, ihre Felgen waren voller Augen ringsum bei allen vier Rädern. Und wenn die Gestalten gingen, so gingen auch die Räder mit.

2. Die Wasser zu Babel

Der Lokführer des Zuges nach Kut, ein Schotte, ließ mich freundlicherweise in Babylon aussteigen. In der grauen Ebene glich das einspurige Gleis zwei langen Sonnenstrahlen. Überall Erdhügel und Scherbenhaufen, die man sich als Überreste von Mauern, Ziegelsteinen, Ziggurats denken konnte. Das hier muss ungefähr die 125. Straße gewesen sein. Jeremias kannte sich in Babylon offenbar gut aus.

Ich will ihr Meer austrocknen und ihre Brunnen versiegen lassen. Und Babel soll zu Steinhaufen und zur Wohnung der Schakale werden, zum Bild des Entsetzens und zum Spott, dass niemand darin wohne.

Und Jesaja:

So soll Babel, das schönste unter den Königreichen, die herrliche Pracht der Chaldäer, zerstört werden von Gott wie Sodom und Gomorra, dass man hinfort nicht mehr da wohne noch jemand da bleibe für und für, dass auch Araber dort keine Zelte aufschlagen noch Hirten ihre Herden lagern lassen, sondern Wüstentiere werden sich da lagern, und ihre Häuser werden voll Eulen sein; Strauße werden da wohnen, und Feldgeister werden da hüpfen, und wilde Hunde werden in ihren Palästen heulen und Schakale in den Schlössern der Lust. Ihre Zeit wird bald kommen, und ihre Tage lassen nicht auf sich warten.

«Morgen», sagte der Anführer einer Truppe von zerlumpten, staubigen Straßenjungen, die mich in die Innenstadt lotsten. «Bonjour ... ich Babylon kennen ... bloody no good.» Die anderen riefen im Chor «Fluus[25], Mista» und tanzten mit aufgehaltener Hand um mich herum, Jesajas Feldgeister, keine Frage. Und so stiegen wir stundenlang in der Mittagssonne über Trümmerhaufen, bis wir schließlich, in der Gegend von Times Square, zum Löwentor kamen und zu dem Fundament einer großen Halle, von der angenommen wird, dass Belsazar dort sein berühmtes Fest feierte.

Endlich, schweißgebadet und mit staubvollem Mund, ließ ich mich unter einer Palme vor dem stehenden Gewässer niedersinken, der früher der Hauptarm des Euphrats war, und dachte über die erstaunliche Wirkung der Flüche nach, die «der ruhige Fürst» Seraja auf Anweisung Jeremias in ein Buch schreiben und das er, mit einem Stein beschwert, in den Euphrat werfen musste, auf dass mit ihm auch das Schicksal Babylons besiegelt sei. «Ein Glas Bier wäre jetzt schön», murmelte ich kaum hörbar. Die Straßenjungen saßen, die Hand noch immer ausgestreckt, in einem Kreis um mich herum. «Glas Bier», rief ihr Anführer, «subito.» Und rannte los in Richtung der Lehmhütten unter den Palmen.

Bald darauf kehrte er zurück mit einer Flasche Münchner Exportbier, kühl und beschlagen, und einigen Datteln in einem rosa Tuch. Das ging auf Jeremia. Und es war keine Fata Morgana. Als ich die Flasche ausgetrunken hatte, sagte der Junge erwartungsvoll: «Noch eins», und lief los, eine zweite zu holen. Durch das Münchner erfrischt, begannen die hängenden Gärten, den Staub abzuschütteln. Bel und Marduk saßen wieder in ihren Sternengemächern hoch oben in den Wolkenkratzertempeln, und Ischtars charmante Girls sangen unter den Palmen. Und zwar «Deutschland, Deutschland über alles».

Nun ja, wenn allein schon die Hoffnung der Bagdadbahn dafür sorgt, dass Münchner Bier über die Staubhügel von Babylon fließt ... Aber das ging auf einen der hebräischen Propheten.

3. Unabhängigkeitserklärung

In Bagdad, genau wie im alten Rom, werden Besuche im Morgengrauen abgestattet. Gähnend dirigierte mich der Guide durch noch nachtkühle Gassen, unter schmalen, zerfallenden Bögen, vorbei an rissigen Lehmmauern, bis wir zu einer steilen Treppe in einer dicken Wand kamen. Am oberen Ende wartete ich in einem dunklen Zimmerchen, während der Guide durch eine Tür mit türkischen Intarsien voranging. Wenig später kam er zurück und führte mich in einen leeren, mit Teppichen ausgelegten Raum. «Und Scheich Soundso?» Er machte eine tätschelnde Handbewegung. «Schwajja, schwajja ...»

Wir setzten uns in eine kleine Fensternische. Unten floss der Tigris, schnell und braun, mit blauem Dunst überzogen. «Heutzutage», fuhr der Mann fort, «ist es für einen irakischen Patrioten sehr gefährlich ... Wir haben die Engländer in ihrem Kampf gegen die Türken gern unterstützt. Aber jetzt ist alles anders. Die Engländer sind wie der alte Mann des Meeres: zuerst sind sie leicht, dann werden sie immer schwerer. Und wenn ein wichtiger Mann sich gegen sie stellt ... nun ja ... Cokus[26] lädt ihn zum Tee ein ... und wenn er am nächsten Tag aufwacht, ist er unterwegs nach Ceylon. Der Mann, den wir heute besuchen, hat große Angst, von Cokus zum Tee eingeladen zu werden.»

Schließlich wurden wir von einem Jungen mit einem roten Tuch um den Kopf in eine Halle geführt, Teppiche auf dem Boden, ringsum große Sitzkissen an der Wand. Nach den unerlässlichen Begrüßungsformeln nahmen wir am anderen Ende des Saals Platz, in der Nähe eines alten Herrn in taubengrauem Gewand mit einem prachtvollen goldenen und silbernen Bart. Wir tranken Kaffee, und schließlich wandte sich der alte Herr an mich. Er sprach mit leiser, warmer Stimme, die Augen zu Boden gerichtet, und mit langen braunen Fingern strich er gelegentlich an seinem Bart entlang, ohne ihn zu berühren. Und wenn er innehielt, damit der Guide dolmetschen konnte, musterte er uns scharf. Mir fiel auf, dass er blaue Augen hatte.

Der große amerikanische Scheich Washiton, sagte er, habe vor vielen Jahren ein Buch geschrieben, in dem er die Unabhängigkeit Amerikas von den Ingliz erklärt habe. Seitdem hätten wir insoweit die Gebote des Propheten befolgt, als wir an einen einzigen Gott glaubten und der Genuss von Wein verboten sei. Das sei alles ganz ausgezeichnet. Und in dem großen europäischen Machtpoker in Paris habe unser Mister Vilson, ebenfalls ein großer Scheich, in seinen Vierzehn Punkten erklärt, dass alle Nationen frei, gleich und unabhängig seien. Auch das sei sehr gut. Wenn es nicht der Wille Gottes gewesen wäre, hätte er eine Nation geschaffen und nicht viele.

Die arabische Nation, die Gemeinschaft der Gläubigen in Bagdad und Damaskus, habe den Ingliz und Faransawi bereitwillig geholfen, die tyrannischen Osmanli zu verjagen, die nun, den Worten von Mister Vilson zufolge, mit aller Welt in Frieden leben wollten. Doch die Alliierten handelten nicht entsprechend den Worten von Mister Vilson und auch nicht entsprechend den Grundsätzen von Scheich Jurj Washiton. Das sei nicht gut. Die Faransawi hätten arabische Patrioten in Damaskus ins Gefängnis geworfen, und die Ingliz brächen ihr Wort und seien dabei, die Iraker zu versklaven. Die Ingliz glaubten, sie könnten die Araber von Bagdad und Basra und Damaskus wie das Volk von Hind behandeln. Sie würden erkennen, dass die Araber aus härterem Holz geschnitzt seien. Sie hätten versucht, durch die Errichtung von sogenannten Königreichen das Volk zu täuschen, wo doch der einfachste Lastenträger im Basar wisse, dass Feisal und Abdullah und selbst der König des Hedschas, obwohl ihm die heiligen Städte unterstehen, sich einzig auf die Gewehre der Ingliz stützten.

Der Amerikai müsse seinen Landsleuten berichten, dass das Volk des Irak weiterhin für seine Freiheit kämpfen werde und für die Prinzipien, die Scheich Washiton und Mister Vilson verkündet haben. Der letzte Aufstand sei gescheitert, weil schlecht vorbereitet. Das nächste Mal ... Seine Stimme wurde ein kleines bisschen lauter.

Wir erhoben uns, er geleitete uns zur Tür. Ich bat meinen Guide, ihn nach dem Plebiszit zu fragen. Der alte Mann lachte. O ja, in den Basaren habe man Zettel verteilt, die aber schon mit einem Ja für das Mandat bedruckt seien, damit die Ungebildeten, ohne es zu wissen, für die Regierung stimmen. Doch nur die Juden hätten ihre Stimme abgegeben und ein paar Ungebildete. Welcher Mensch, der lesen kann und das Gesetz kennt, werde sich durch Teilnahme an dieser Abstimmung erniedrigen?

O Selbstbestimmung, wo ist dein Stachel?

4. Missgeschick eines Konsuls

Aufgrund der Fata Morgana und weil wegen der Erdspalten in alten Wasserläufen der Piste schwer zu folgen war, trafen der Repräsentant des Weißkopfseeadlers und ich erst sehr spät in Samarra ein, nachdem wir in unserem Ford den ganzen Nachmittag durch die kahle, steinübersäte Ebene gefahren waren, in der man immer wieder an Trümmerhaufen verfallener Städte und Türme vorbeikommt. Es war fast dunkel, als wir auf der verrückten Fähre übersetzten und in der Ferne die Silhouette des mächtigen Ziggurat sahen, der an den Turm von Babel in alten Bibelillustrationen erinnerte. Gleich hinter uns kam der Berater in seinem Auto, um herauszufinden, was wir im Schilde führten. Wir begaben uns alle zum Haus des Gouverneurs, wo wir Zimmer bekamen, deren plüschiges Mobiliar frisch aus London importiert worden war. Das Dinner war eine grandiose Angelegenheit. Der Höhepunkt des Abends war, als der Gouverneur, angeregt durch hochprozentige Getränke (der Koran verbietet schließlich nur Wein) uns mit Brillantine salbte. Der Repräsentant des Weißkopfseeadlers war ein hochgewachsener Mann, der weder rauchte noch trank. Er saß aufrecht da, mit einem Glas Arak in der Hand, den er nicht anrührte, Brillantine lief ihm über das Gesicht, während ihm der Gouverneur durchs Haar fuhr. Der Berater, der seinen eigenen Whisky mitgebracht und sich der Operation fröhlich unterzogen hatte, lehnte sich mit puterrotem Gesicht zurück. Es war ein netter Abend.

Auf der Rückfahrt nach Bagdad am nächsten Nachmittag verfransten wir uns völlig. Bei Einbruch der Nacht war kein Tropfen Benzin mehr im Tank. Wir befanden uns auf irgendeiner Piste zwischen Tigris und Euphrat. Nach längerem Palaver, denn es galt als unsicher, sich nach Einbruch der Dunkelheit außerhalb von Städten aufzuhalten, ließen wir den Repräsentanten des Weißkopfseeadlers meloneessend im Wagen zurück, während wir uns auf die Suche nach einem geheimnisvollen Dorf machten, wo wir vielleicht einen Kanister Benzin auftreiben würden.

Geht hin, ihr schnellen Boten, zum Volk, das hochgewachsen und glatt ist, zum Volk, das schrecklicher ist als sonst irgendeines, zum Volk, das befiehlt und zertritt, dessen Land Wasserströme durchschneiden.

Seltsam, wie bibelerfüllt dieses Land ist, wie sehr die Verwünschungen der hebräischen Propheten diese trostlosen Ebenen und Steinhaufen versengt und verdorrt haben.

Der Konsulatsdiener und ich machten uns also auf die Suche nach Benzin. Abdullah war ein verhutzelter, brauner, sorgenzerfurchter Mann, der lange geduckte Schritte machte. Wir entfernten uns in östlicher Richtung von der Straße, einigen schwachen Lichtern entgegen, bei denen es sich vielleicht um ein Dorf handelte. Es war eigentümlich, über den unebenen Boden zu laufen. Am Himmel waren Sterne, aber sie gaben kein Licht. Ein kühler staubiger Wind schlug uns manchmal entgegen, ein Wind, der nach nichts roch. Wir gingen durch eine Leere, aus der sich alle Formen und Farben und Gerüche zurückgezogen hatten, so wie sich eine Schnecke in ihr Haus zurückzieht. Wir gingen und gingen, ohne ein Wort zu sagen. Abdullah legte die Hand auf meinen Arm. Wir blieben stehen. Direkt vor unseren Füßen klaffte ein tiefes Erdloch. Ich erinnerte mich, tags zuvor während der Fahrt Steinbrüche oder Kalkgruben gesehen zu haben. In der Dunkelheit war ein flackerndes Licht zu erkennen. Irgendwo roch es nach brennendem Holz. Wir kletterten und rutschten den Abhang hinunter, bis wir auf schlammigem Grund standen. Abdullah ging voran, ich hinterher, so gut es ging. Wir kamen zu einem brennenden Ofen. Rauchschwaden hüllten uns ein. Da wir niemanden fanden, stiegen wir wieder hinauf. Wir hörten Hundegebell. Als wir uns dem Dorf näherten, kam uns die kläffende Meute entgegen. Wir machten ein paar Lehmhütten aus und gingen dorthin, während die Hunde knurrend und zähnefletschend nach uns schnappten.

Ein alter Mann schaute verschlafen aus einer Tür und zeigte uns den Weg nach Kazimain. Eine ganze Weile folgten wir der Piste, bis sie irgendwo aufhörte und wir wieder über die zerklüftete Ebene stolperten. Das war frustrierend. Nach etwa einer Stunde stießen wir auf ein Eisenbahngleis. Die gute alte Bagdadbahn! Es hätte die Willimantic Air Line sein können. Schließlich kamen wir zu einem Bahnhof. Alles war dunkel, aber nach Osten ging wieder eine Straße. Sie führte durch ein Armeecamp. Zu Dudelsack und leisem Getrommel tanzten Soldaten neben lodernden Lagerfeuern. «Kazimain», sagte Abdullah, legte mir eine Hand auf die Schulter und wies mit der anderen zum Horizont.

In Kazimain klopften wir so laut am Tor des persischen Konsulats, dass die Toten aufgewacht wären. Schließlich erschien der Konsul in Pantoffeln persönlich in der Tür, hinter ihm Diener mit Lampen. Er muss gedacht haben, dass die perfiden Ingliz gekommen waren, ihn zu ermorden. Als er von der Lage seines Kollegen vom Weißkopfseeadler erfuhr, rang er die Hände und ließ seine Limousine vorfahren. Wir fuhren eilig die Straße entlang, um dem gestrandeten Konsul Hilfe zu bringen, bis die Straße plötzlich vor einer tiefen Erdgrube endete. Der Chauffeur des persischen Konsuls schüttelte den Kopf. Er könne unmöglich weiterfahren. Also machte sich der Hilfstrupp wieder zu Fuß auf den Weg, durch Rinnen und Hohlwege stolpernd, bis wir, jeder mit einem Kanister Benzin in der Hand, ganz erschöpft zu dem brennenden Kalkofen kamen. Schließlich fanden wir die Spuren des Fords auf einem Pfad. Wir riefen und jodelten. Von fern antworteten die kläffenden Hunde. Abdullah fand ein Stück Melonenschale. Das Auto war verschwunden. Hier musste es gestanden haben. Langsam und ahnungsvoll fügte er die Schalen zu einer kompletten Melone zusammen. In der Sternendunkelheit war sie kaum zu erkennen. Ja, alles deutete darauf hin, dass dies die Melone war, die der Sahib Konsul gegessen hatte, als wir ihn zurückgelassen hatten. Das Auto war verschwunden, vielleicht hatten Räuber es weggetragen. Abdullah hockte sich an den Wegesrand, wollte dort bis zur Morgendämmerung sitzen bleiben. Ich ließ ihn neben den Kanistern sitzen und machte mich zu Fuß auf den Weg nach Bagdad.

Allein auf staubigen Pisten zu gehen, dabei aufmerksam den Furchen zu folgen, ist, als bewege man sich durch einen Traum, an den man sich nicht mehr erinnert. Die Vielzahl unbekannter Sterne. Die Ebene ist trotz der Sterne vollkommen dunkel und leer, wird erdrückt von der Leere. Unter der Stille ist ein Vibrieren, das jederzeit in das irre Gekläff von Pariahunden ausbrechen kann. Land voll schwirrender Flügel ... ein Volk, das befiehlt und zertritt, dessen Land Wasserströme durchschneiden.

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