»Frauen«, verkündete Mat, als er auf Pips über die staubige, selten benutzte Straße ritt, »sind wie Maultiere.« Er runzelte die Stirn. »Wartet. Nein. Ziegen. Frauen sind wie Ziegen. Außer dass jede Einzelne von ihnen verdammt noch mal der Meinung ist, sie sei ein Pferd, und dann auch noch ein Rennpferd. Versteht Ihr, was ich meine, Talmanes?«
»Es ist reine Poesie, Mat«, sagte Talmanes und stopfte Tabak in seine Pfeife.
Mat schnalzte mit den Zügeln, und Pips trabte weiter. Hohe Kiefern säumten die Pflasterstraße. Es war ein Glücksfall gewesen, diese uralte Straße zu finden, die noch aus der Zeit vor der Zerstörung der Welt stammen musste. Größtenteils war sie mit Vegetation überwuchert, und die Pflastersteine waren an vielen Stellen zerbrochen, und große Teile der Straße waren einfach ... nun, einfach weg.
Kiefernschösslinge hatten angefangen, am Straßenrand sowie zwischen Felsen in die Höhe zu wuchern; Miniaturausgaben ihrer hohen Väter über ihnen. Der Weg war breit, was gut war. Mat hatte siebentausend Mann dabei, alle zu Pferde, und sie legten seit fast einer Woche ein hohes Tempo vor, seit sie Tuon nach Ebou Dar zurückgeschickt hatten.
»Vernünftig mit einer Frau zu sprechen ist unmöglich«, fuhr Mat fort, den Blick nach vorn gerichtet. »Es ist, als würde man ... nun, vernünftig mit einer Frau sprechen zu wollen ist, als würde man sich zu einem freundschaftlichen Würfelspiel hinsetzen. Nur dass Frauen sich weigern, die verdammten Grundregeln des Spiels anzuerkennen. Ein Mann, der betrügt dich - aber er wird es auf ehrliche Weise tun. Er benutzt manipulierte Würfel, sodass du glaubst, du würdest zufällig verlieren. Und wenn du nicht schlau genug bist, ihn dabei zu erwischen, dann hat er vielleicht auch verdient, dir dein Geld abnehmen zu können. Und damit ist die Sache erledigt.
Aber eine Frau, die setzt sich zum selben Spiel, und sie wird lächeln und so tun, als würde sie spielen. Aber wenn sie dann mit Würfeln dran ist, bringt sie ein paar eigene Würfel ins Spiel, die auf allen sechs Seiten glatt sind. Ohne einen einzigen Zähler. Sie sieht sich also ihren Wurf an, dann sieht sie dich an und sagt: ›Offensichtlich habe ich gewonnen‹.
Und du kratzt dich am Kopf und betrachtest die Würfel. Dann siehst du sie an, und dann wieder die Würfel. ›Aber da sind doch gar keine Zähler auf den Würfeln‹, sagst du.
›Aber sicher doch‹, sagt sie. ›Und beide Würfe haben eine Eins gewürfelt‹.
›Das ist genau die Zahl, die man braucht, um zu gewinnen‹, erwiderst du dann.
›Welch ein Zufall‹, sagt sie und streicht die Münzen ein. Und du sitzt da und versuchst zu verstehen, was da gerade passiert ist. Und etwas wird dir klar. Zwei Einser ist gar nicht der Gewinnwurf! Nicht wenn du selbst eine Sechs geworfen hast. Das bedeutet, sie hätte stattdessen zwei Zweier gebraucht! Und aufgeregt erklärst du ihr, was du gerade entdeckt hast. Aber was tut sie wohl dann?«
»Keine Ahnung, Mat«, erwiderte Talmanes und kaute auf seiner Pfeife herum, aus der eine dünne Rauchwolke in die Höhe stieg.
»Sie greift zu und reibt über die glatten Flächen ihrer Würfel. Und dann sagt sie allen Ernstes: ›Es tut mir leid. Da war etwas Schmutz auf meinen Würfeln. Du siehst ja, dass eigentlich zwei Zweier kamen!‹ Und sie glaubt es. Sie glaubt das verdammt noch mal!«
»Unglaublich«, sagte Talmanes.
»Aber das ist ja noch nicht das Ende!«
»Hatte ich auch nicht angenommen, Mat.«
»Sie nimmt sich dein ganzes Geld«, sagte Mat und gestikulierte mit einer Hand, während er mit der anderen den Ashandarei quer über seinem Sattel zurechtrückte. »Und sämtliche Frauen im Raum kommen und gratulieren ihr zu ihrem Wurf mit den zwei Zweiern! Und je lauter du dich beschwerst, umso mehr dieser verdammten Frauen mischen sich ein. Im Handumdrehen bist du in der Minderzahl, und jede dieser Frauen wird dir erklären, dass auf diesen Würfeln tatsächlich Zweier waren und dass du endlich aufhören sollst, dich wie ein Kind zu benehmen. Jede verdammte Einzelne von ihnen wird die Zweier sehen! Selbst die Prüde, die deine Frau von Geburt an gehasst hat - seit die Großmutter deiner Frau ihrer Großmutter ihr Honigkuchenrezept gestohlen hat, als sie noch beide junge Mädchen waren -, auch diese Frau wird gegen dich Stellung beziehen.«
»Es sind dämonische Kreaturen«, sagte Talmanes mit ausdrucksloser Stimme. Talmanes lächelte nur selten.
»Wenn sie dann endlich fertig sind«, fuhr Mat beinahe versonnen fort, »hast du kein Geld mehr, mehrere Listen mit Botengängen, die du zu erledigen und wie du dich nun zu kleiden hast, und bohrende Kopfschmerzen. Du sitzt also da und fängst an dich zu fragen, ob diese Würfel vielleicht, nur vielleicht, doch keine Zweier zeigten. Nur um den Rest deines Verstandes zu bewahren. So ist das, wenn man vernünftig mit einer Frau reden will, das sage ich Euch.«
»Und das habt Ihr. Ausführlich.«
»Ihr macht Euch doch wohl nicht über mich lustig, oder?«
»Was denn, Mat!«, erwiderte der Cairhiener. »Das würde ich doch niemals tun.«
»Schade«, murmelte Mat und warf ihm einen misstrauischen Blick zu. »Einen guten Lacher könnte ich brauchen.« Er schaute über die Schulter. »Vanin! Wo auf dem pickeligen Hintern des Schwarzen Königs sind wir?«
Der fette ehemalige Pferdedieb schaute auf. Er ritt kurz hinter Mat und trug eine Karte der Gegend, die man auf einen Rahmen gespannt hatte, damit er sie im Sattel lesen konnte. Fast den ganzen Morgen hatte er über dem verdammten Ding gebrütet. Mat hatte ihn gebeten, einen unauffälligen Weg durch Murandy für sie zu finden und nicht, dass sie monatelang durch die Berge irrten!
»Das da ist Blendersgipfel«, sagte Vanin und zeigte mit einem dicken Finger auf einen Berg mit flachem Gipfel, der gerade noch so eben über den Baumwipfeln zu sehen war. »Glaube ich zumindest. Es könnte auch der Serdlen sein.«
Die gedrungene Erhebung sah nicht gerade wie ein Berg aus; dort oben war kaum Schnee zu sehen. Andererseits gab es hier nur wenig beeindruckende »Berge«, es war kein Vergleich mit den Verschleierten Bergen in der Nähe der Zwei Flüsse. Hier, nordöstlich des Damona-Bergmassivs, senkte sich die Landschaft zu einer Reihe niedriger Hügel. Ein schwieriges Terrain, aber manövrierbar, wenn man entschlossen genug war. Und Mat war entschlossen. Entschlossen, sich nicht noch einmal von den Seanchanern umzingeln zu lassen, entschlossen, sich von niemandem sehen zu lassen, der nicht wissen musste, wer er war. Bis jetzt hatte er dem Schlächter zu viel gezahlt. Er wollte aus der Henkersschlinge heraus, die dieses Land darstellte.
»Nun«, sagte er und lenkte Pips an Vanins Seite, »welcher Berg ist es denn nun? Vielleicht sollten wir noch einmal Meister Roidelle fragen.«
Die Karte gehörte dem Kartenmachermeister; nur dank seiner Anwesenheit hatten sie überhaupt diese Straße gefunden. Aber Vanin beharrte darauf, die Truppen zu führen - ein Kartenmacher war nicht dasselbe wie ein Kundschafter. Man ließ sich nicht von einem verstaubten Kartenmacher führen, hatte er behauptet.
Tatsächlich hatte Meister Roidelle keine große Erfahrung als Führer. Er war Gelehrter, Akademiker. Er konnte jede Karte großartig erklären, aber er hatte genauso große Probleme wie Vanin, zu bestimmen, wo sie waren, da diese Straße so kaputt und die Bäume hoch genug waren, um Landmarken zu verdecken, und die Hügel fast alle gleich aussahen.
Natürlich durfte man auch die Tatsache nicht außer Acht lassen, dass sich Vanin von dem Kartenmacher bedroht zu fühlen schien, als würde er sich sorgen, aus seiner Position verdrängt zu werden, Mat und die Bande zu führen. Niemals hätte Mat von dem übergewichtigen Pferdedieb eine derartige Gefühlsregung erwartet. Das Ganze hätte ihn ja durchaus amüsiert, würden sie nicht so viel verfluchte Zeit verlieren.
Vanin runzelte die Stirn. »Ich glaube, das muss der Sardlenberg sein. Ja. Er muss es sein.«
»Und das heißt ...?«
»Das heißt, wir bleiben auf der Straße«, sagte Vanin. »Das habe ich Euch schon vor einer Stunde gesagt. Wir können ja wohl kaum mit einer Armee durch einen so dichten Wald marschieren, oder? Also bleiben wir auf dem Pflaster.«
»Ich frage ja bloß«, sagte Mat und zog die Hutkrempe tiefer. »Ein Befehlshaber muss solche Dinge fragen.«
»Ich sollte vorausreiten«, sagte Vanin schon wieder stirnrunzelnd. Er runzelte gern die Stirn. »Wenn das der Sardlenberg ist, dann müsste in einer oder zwei Stunden ein Dorf von beträchtlicher Größe kommen. Ich müsste es vom nächsten Hügel aus sehen.«
»Dann macht«, sagte Mat. Natürlich hatten sie Vorauskundschafter, aber keiner von ihnen war so gut wie Vanin. Trotz seiner Größe konnte sich der Mann nahe genug an ein feindliches Lager schleichen, um die Barthaare in den Gesichtern der Wachtposten zu zählen, und sich niemals dabei sehen zu lassen. Vermutlich würde er sich auch noch mit ihrem Eintopf davonmachen.
Vanin schüttelte den Kopf, während er wieder die Karte betrachtete. »Jetzt, wo ich so darüber nachdenke«, murmelte er, »könnte es auch der Favlendberg sein ...« Er trabte los, bevor Mat etwas sagen konnte.
Mat seufzte und trieb Pips mit den Fersen an, um zu Talmanes aufzuholen. Der Cairhiener schüttelte den Kopf. Er konnte angespannt sein, dieser Talmanes. Am Anfang ihrer Bekanntschaft hatte Mat ihn für ernst gehalten, nicht dazu fähig, Spaß zu haben. Langsam wusste er es besser. Talmanes war nicht ernst, er war bloß reserviert. Aber manchmal schien ein Funkeln in den Augen des Adligen zu liegen, als würde er trotz des vorgeschobenen Kiefers und der niemals lächelnden Lippen die Welt auslachen.
Heute trug er einen roten Mantel mit goldenem Besatz, und sein Kopf war vorn nach cairhienischer Sitte kahl geschoren und gepudert. Es sah schrecklich lächerlich aus, aber wer war Mat denn, um da ein Urteil zu fällen? Talmanes mochte ja einen schrecklichen Geschmack haben, aber er war ein loyaler Offizier und ein guter Mann. Darüber hinaus hatte er einen ausgezeichneten Geschmack, was Wein anging.
»Schaut nicht so düster drein, Mat«, sagte Talmanes und paffte seine Pfeife. Wo hatte er die überhaupt her? Mat konnte sich nicht daran erinnern, sie je zuvor bei ihm gesehen zu haben. »Eure Männer haben einen vollen Bauch, volle Taschen, und sie haben gerade einen großen Sieg erkämpft. Viel mehr kann ein Soldat doch nicht haben wollen.«
»Wir haben tausend Mann begraben«, sagte Mat. »Das ist kein Sieg.« Die Erinnerungen in seinem Kopf - die, die nicht ihm gehörten - sagten, er solle stolz sein. Die Schlacht war gut gelaufen. Aber da waren noch immer diese Toten, die sich auf ihn verlassen hatten.
»Verluste gibt es immer«, bemerkte Talmanes. »Ihr könnt Euch nicht davon auffressen lassen, Mat. Das passiert eben.«
»Wenn man aber nicht kämpft, gibt es gar keine Verluste.«
»Warum dann so oft in die Schlacht reiten?«
»Ich kämpfe nur, wenn ich es nicht vermeiden kann!«, fauchte Mat. Verfluchte Asche, er kämpfte nur, wenn er es musste. Wenn man ihn umzingelt hatte! Warum schien es jedes Mal zu geschehen, wenn er sich nur umdrehte?
»Was immer ihr sagt, Mat«, sagte Talmanes, nahm die Pfeife aus dem Mund und zeigte damit wissend auf ihn. »Aber etwas macht Euch nervös. Und es sind nicht die Männer, die wir verloren haben.«
Verdammte Adelige. Selbst die, die er leiden konnte, so wie Talmanes, glaubten immer so viel zu wissen.
Natürlich war er jetzt selbst Adeliger. Nur nicht darüber nachdenken, befahl er sich. Talmanes hatte ein paar Tage damit verbracht, ihn als »Euer Hoheit« anzusprechen, bis er die Geduld verloren und den Mann angebrüllt hatte - Cairhiener konnten so pingelig sein, wenn es um den Rang ging.
Als Mat das erste Mal so richtig begriffen hatte, was seine Heirat mit Tuon bedeutete, hatte er gelacht, aber es war ein unglaublich gequältes Lachen gewesen. Und Männer nannten ihn einen Glückspilz. Nun, warum hatte ihm sein Glück nicht dabei geholfen, dieses Schicksal zu vermeiden! Der verdammte Prinz der Raben? Was hatte das zu bedeuten?
Aber im Moment musste er sich erst einmal um seine Männer kümmern. Er warf einen Blick über die Schulter und betrachtete die Reihen aus Kavalleristen, hinter denen die Armbrustmänner ritten. Es waren Tausende von beiden, allerdings hatte Mat ihnen befohlen, ihre Banner zu verstauen. Vermutlich würden sie auf diesem abgeschiedenen Weg nur wenigen Leuten begegnen, aber falls jemand sie sah, wollte er nicht, dass sie viel zu erzählen hatten.
Würden die Seanchaner ihn verfolgen? Er und Tuon wussten beide, dass sie jetzt auf zwei verschiedenen Seiten standen, und sie hatte erlebt, wozu seine Armee fähig war.
Liebte sie ihn? Er war mit ihr verheiratet, aber Seanchaner dachten nicht wie normale Menschen. Sie war bei ihm geblieben, hatte die Gefangenschaft erduldet und nie einen Fluchtversuch unternommen. Aber er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass sie sich gegen ihn wenden würde, wenn sie es im Interesse ihres Kaiserreiches fand.
Ja, sie würde ihm Männer hinterherschicken, allerdings beschäftigte ihn eine potenzielle Verfolgung nur halb so sehr wie die Sorge, dass sie es nicht sicher nach Ebou Dar zurückgeschafft hatte. Jemand hatte eine ordentliche Summe für ihren Kopf geboten. Dieser seanchanische Verräter, der Anführer des Heeres, das er vernichtet hatte. Hatte der Mann allein gearbeitet? Gab es andere? In was hatte er Tuon nur entlassen?
Diese Fragen verfolgten ihn. »Was meint Ihr, war es richtig, sie gehen zu lassen?«
Talmanes zuckte mit den Schultern. »Ihr habt Euer Wort gegeben, Mat, und ich glaube, dieser doch sehr große seanchanische Bursche mit dem entschlossenen Blick und der schwarzen Rüstung hätte nicht gut darauf reagiert, wenn Ihr versucht hättet, sie zurückzuhalten.«
»Sie könnte trotzdem in Gefahr schweben«, sagte Mat versonnen und schaute noch immer zurück. »Ich hätte sie nicht aus meinen Augen lassen sollen. Dumme Frau.«
»Mat«, sagte Talmanes und zeigte wieder mit der Pfeife auf ihn. »Ihr überrascht mich. Ihr klingt ja schon tatsächlich wie ein Ehemann.«
Das ließ Mat zusammenzucken. Er drehte sich auf Pips' Sattel um. »Was war das? Was habt Ihr da gesagt?«
»Nichts, Mat«, beeilte sich Talmanes zu sagen. »Nur, so wie Ihr Euch nach ihr sehnt ...«
»Ich sehne mich nach niemandem«, fauchte Mat und zog den Hut zurecht, dann richtete er das Halstuch. Sein Medaillon hing tröstlich schwer um seinen Hals. »Ich bin nur besorgt. Das ist alles. Sie weiß eine Menge über die Bande, und sie könnte unsere Stärken verraten.«
Talmanes zuckte mit den Schultern und paffte seine Pfeife. Eine Weile ritten sie schweigend weiter. Die Kiefern rauschten im Wind, und gelegentlich drang von hinten Frauengelächter an Mats Ohren, von der kleinen Gruppe Aes Sedai, die zusammen ritten. Auch wenn sie einander nicht ausstehen konnten, kamen sie für gewöhnlich doch prächtig miteinander zurecht, wenn andere sie sehen konnten. Aber wie er schon zu Talmanes gesagt hatte, Frauen waren nur miteinander verfeindet, solange kein Mann in der Nähe war, gegen den sie sich verbünden konnten.
Die Sonne war von dicken Wolken verhüllt; schon seit Tagen hatte er kein reines Sonnenlicht mehr gesehen. Tuon hatte er auch schon so lange nicht mehr gesehen. Die beiden Dinge schienen in seinem Kopf zusammenzugehören. Ob da eine Verbindung bestand?
Dummer Narr, dachte er. Als Nächstes fängst du noch an, so wie sie zu denken, liest in jede Kleinigkeit Vorzeichen hinein, suchst jedes Mal, wenn dir ein Hase über den Weg hoppelt oder dein Pferd einen fahren lässt, nach Symbolen und Deutungen.
Diese Art von Zukunftsdeutung war blanker Unsinn. Obwohl er zugeben musste, dass er jetzt jedes Mal zusammenzuckte, wenn eine Eule zweimal heulte.
»Habt Ihr je eine Frau geliebt, Talmanes?«, ertappte er sich zu fragen.
»Sogar mehrere«, erwiderte der kleine Mann und zog eine Rauchfahne hinter sich her.
»Je daran gedacht, eine von ihnen zu heiraten?«
»Nein, dem Licht sei Dank«, sagte Talmanes. Dann schien er noch einmal darüber nachzudenken, was er gerade gesagt hatte. »Ich will damit sagen, es war nie der richtige Zeitpunkt für mich. Aber ich bin sicher, für Euch wird sich alles auf großartige Weise fügen.«
Mat runzelte die Stirn. Wenn Tuon das mit der Heirat schon unbedingt hatte durchziehen müssen, hätte sie sich dann nicht wenigstens einen Augenblick aussuchen können, an dem es die anderen nicht mitbekamen?
Aber nein. Sie hatte es vor allen ausgesprochen, einschließlich der Aes Sedai. Das bedeutete, dass er verloren war. Aes Sedai waren gut darin, Geheimnisse zu behüten, es sei denn natürlich, diese Geheimnisse konnten Matrim Cauthon irgendwie in Verlegenheit bringen oder ihm Unannehmlichkeiten verschaffen. Dann konnte man sich darauf verlassen, dass sich die Neuigkeit in weniger als einem Tag im ganzen Lager verbreitete und vermutlich auch in drei Dörfern am Wegesrand. Vermutlich wusste es jetzt schon seine verfluchte Mutter - die meilenweit entfernt war.
»Ich höre nicht mit dem Spielen auf«, murmelte er. »Oder mit dem Trinken.«
»Ich glaube, das sagtet Ihr schon«, meinte Talmanes. »So drei- oder viermal. Ich glaube fast, sollte ich nachts in Euer Zelt hineinschauen, würde ich Euch es im Schlaf murmeln hören. ›Ich werde verdammt noch mal weiter spielen! Spielen und trinken, verdammt noch mal! Wo ist mein verfluchter Becher? Will jemand darum spielen?‹« Er sagte es mit völlig unbewegter Miene, aber wieder einmal lag die Andeutung eines Lächelns in seinen Augen, wenn man nur wusste, wo man hinsehen musste.
»Ich wollte nur, dass es auch jeder weiß«, sagte Mat. »Ich will nicht, dass mich plötzlich jemand für weich hält, nur weil ich ... Ihr wisst schon.«
Talmanes warf ihm einen aufmunternden Blick zu. »Ihr werdet schon nicht weich, nur weil Ihr geheiratet habt, Mat. Ich glaube sogar, dass einige der Großen Hauptmänner verheiratet sind. Davram Bashere ist es auf jeden Fall, und Rodel Ituralde auch. Nein, Ihr werdet nicht weich, weil Ihr jetzt verheiratet seid.«
Mat nickte scharf. Gut, dass das geklärt war.
»Allerdings könntet Ihr langweilig werden«, meinte Talmanes.
»Also gut, das reicht«, verkündete Mat. »Im nächsten Dorf gehen wir ins Gasthaus und würfeln. Ihr und ich.«
Talmanes verzog das Gesicht. »Bei dem drittklassigen Wein, den es in diesen Bergdörfern gibt? Bitte, Mat. Demnächst verlangt Ihr noch von mir, Ale zu trinken.«
»Keine Diskussion.« Mat schaute nach hinten, als er vertraute Stimmen hörte. Olver saß auf Wind und plauderte mit Noal, der auf einem knochigen Wallach neben ihm ritt. Der knorrige alte Mann lauschte aufmerksam Olvers Worten und nickte zustimmend. Der kleine Junge mit den abstehenden Ohren und dem hässlichen kleinen Gesicht sah erstaunlich ernst aus und erklärte zweifellos eine weitere seiner Theorien, wie man sich am besten in den Turm von Ghenjei einschleichen konnte.
»Dort ist Vanin«, sagte Talmanes.
Mat blickte wieder nach vorn und entdeckte einen Reiter, der auf dem steinigen Weg auf sie zukam. Vanin wirkte immer so lächerlich, wie er da wie eine Melone auf dem Rücken seines Pferdes hockte und seine Beine nach beiden Seiten abstanden. Aber der Mann konnte reiten, da gab es nicht den geringsten Zweifel.
»Es ist der Sardlenberg«, verkündete Vanin, als er sie erreicht hatte und sich die verschwitzte Stirn abwischte. »Das Dorf liegt gleich voraus; auf der Karte trägt es den Namen Hinderstap. Das sind verdammt gute Karten«, fügte er widerstrebend hinzu.
Mat atmete erleichtert auf. Er hatte schon angefangen zu glauben, sie würden bis zur Letzten Schlacht und darüber hinaus in diesen Bergen umherirren. »Großartig«, sagte er, »wir können ...«
»Ein Dorf?«, fragte eine barsche Frauenstimme.
Mat drehte sich seufzend um, als sich drei Reiter den Weg zur Spitze der Marschreihe erzwangen. Zögernd hob Talmanes die Hand, um die Soldaten anhalten zu lassen, während sich die Aes Sedai auf den armen Vanin stürzten. Der dicke Mann sah aus, als wäre er lieber beim Pferdediebstahl erwischt worden - und darum auf dem Weg zur Hinrichtung -, als dort sitzen und von Aes Sedai verhört werden zu müssen.
Joline führte das Rudel an. Einst hätte Mat sie mit ihrer schlanken Figur und den großen einladenden braunen Augen als hübsches Mädchen beschrieben. Aber nun war dieses alterslose Aes Sedai-Gesicht nur noch ein Warnzeichen für ihn. Nein, er würde es nun nicht einmal mehr in Gedanken wagen, die Grüne als hübsch zu bezeichnen. Ließ man zu, eine Aes Sedai hübsch zu finden, fand man sich zwei Zungenschläge später um ihren Finger gewickelt und sprang, wenn sie es befahl. Joline hatte doch tatsächlich schon angedeutet, dass sie ihn als ihren Behüter haben wollte!
Ob sie wohl noch immer wütend auf ihn war, weil er ihr den Hintern versohlt hatte? Natürlich konnte sie ihm mit der Einen Macht nichts antun - nicht nur wegen seines Medaillons, sondern weil Aes Sedai geschworen hatten, die Macht nie zum Töten einzusetzen, falls nicht ganz bestimmte Umstände eintraten. Aber er war kein Narr. Ihm war nicht entgangen, dass ihre Eide nichts über den Gebrauch von Messern sagten.
Jolines Begleiterinnen waren Edesina von der Gelben Ajah und Teslyn von den Roten. Edesina war nett anzuschauen, wenn man einmal das alterslose Gesicht ignorierte, aber Teslyn war etwa so appetitlich wie ein Stock. Die Illianerin hatte scharf geschnittene Gesichtszüge und war knochig, wie eine alte Katze, die zu lange allein für sich hatte sorgen müssen. Aber sie schien einen vernünftigen Kopf auf den Schultern zu tragen, soweit er es mitbekommen hatte, und manchmal hatte er den Eindruck, dass sie ihm mit einem gewissen Respekt entgegentrat. Respekt von einer Roten. Das musste man sich einmal vorstellen.
Aber wenn man sich einmal vergegenwärtigte, wie jede der Aes Sedai ihn nacheinander ansah, als sie ihn passierten, wäre einem nie in den Sinn gekommen, dass sie ihm ihr Leben schuldeten. So war das eben mit Frauen. Rettete man ihnen das Leben, und sie würden unweigerlich behaupten, dass sie kurz davor gestanden hatten, sich aus eigener Kraft zu befreien und einem deshalb gar nichts schuldeten. Vermutlich schimpften sie einen noch aus, weil man ihre angeblichen Pläne durcheinandergebracht hatte.
Warum machte er sich überhaupt die Mühe? Eines schönen Tages würde er endlich zur Vernunft kommen und den nächsten Haufen weinend in ihren Ketten zurücklassen.
»Was war das?«, wollte Joline von Vanin wissen. »Ihr habt endlich herausgefunden, wo wir sind?«
»Verflucht noch mal, ja«, erwiderte Vanin und kratzte sich unverfroren. Ein guter Mann, dieser Vanin. Mat lächelte. Behandelte alle Menschen gleich. Ganz egal, ob es nun Aes Sedai waren oder nicht.
Joline starrte ihn durchdringend an und beugte sich vor wie ein Wasserspeier auf dem Dach eines Lords. Und Vanin zuckte doch tatsächlich zusammen, sackte in sich zusammen und schaute dann verlegen zu Boden. »Ich meine, das habe ich in der Tat, Joline Sedai.«
Mats Grinsen verblasste. Verdammt, Vanin!
»Ausgezeichnet«, sagte Joline. »Und es gibt ein Dorf? Vielleicht finden wir ja endlich ein anständiges Gasthaus. Ich könnte etwas anderes als dieses ›Futter‹ gebrauchen, das Cauthons Schurken Essen nennen.«
»Moment mal«, mischte sich Mat ein, »das ist kein ...«
»Wie weit sind wir noch von Caemlyn entfernt, Meister Cauthon?«, unterbrach ihn Teslyn. Sie gab sich alle Mühe, Joline zu ignorieren. In letzter Zeit schienen sich die beiden ununterbrochen an die Kehle zu fahren - natürlich auf die kühlste und nach außen hin freundschaftlichste vorstellbare Weise. Aes Sedai zankten nicht. Mat hatte sich einmal einen langen Vortrag anhören dürfen, nur weil er ihre »Diskussionen« als »Zankerei« bezeichnet hatte. Ganz egal, dass er Schwestern hatte und genau wusste, wie sich eine ordentliche Zankerei anhörte.
»Was sagtet Ihr, Vanin?«, fragte er und sah seinen Kundschafter an. »Dass wir ungefähr zweihundert Meilen von Caemlyn entfernt sind?«
Vanin nickte. Der Plan sah vor, dass sie zuerst nach Caemlyn ritten, weil sich Mat mit Estean und Daerid treffen musste, um Informationen und Vorräte zu bekommen. Danach konnte er sein Versprechen an Thom erfüllen. Der Turm von Ghenjei würde noch ein paar Wochen warten müssen.
»Zweihundert Meilen«, wiederholte Teslyn. »Wie lange dann noch bis zu unserer Ankunft?«
»Nun, ich schätze, das hängt davon ab«, antwortete Vanin. »Die Strecke könnte ich in weniger als einer Woche schaffen, wäre ich allein unterwegs, mit ein paar guten Pferden, die man abwechselnd reiten kann und wenn das Gelände vertraut ist. Aber die ganze Armee, durch diese Hügel auf einer kaputten Straße? Zwanzig Tage, würde ich sagen. Vielleicht auch länger.«
Joline sah Mat an.
»Wir werden die Bande nicht zurücklassen«, erwiderte er. »Das steht nicht zur Debatte, Joline.«
Unzufrieden wandte sie den Kopf ab.
»Ihr könnt herzlich gern allein Weiterreisen«, fuhr er fort. »Das gilt für jede Einzelne von euch. Ihr Aes Sedai seid nicht meine Gefangenen; Ihr könnt aufbrechen, wann immer Ihr wollt, solange Ihr nach Norden reist. Ich werde nicht riskieren, dass Ihr zurückreitet und den Seanchanern in die Hände fallt.«
Wie das wohl sein würde, wieder ganz allein mit der Bande reiten zu können, ohne eine Aes Sedai in Sicht? Ach, wäre das doch nur möglich gewesen.
Teslyn sah nachdenklich aus. Joline sah sie an, aber die Rote gab keinen Hinweis, ob sie nun zum Aufbruch bereit war oder nicht. Edesina jedoch zögerte und nickte Joline dann zu. Sie war dazu bereit.
»Also gut«, sagte Joline hochmütig zu Mat. »Es wäre erfreulich, Eure Rohheiten nicht mehr ertragen zu müssen, Cauthon. Bereitet, sagen wir, zwanzig Pferde für uns vor, und wir sind fort.«
»Zwanzig?«
»Ja«, sagte Joline. »Euer Mann hier sagte, er würde zwei Pferde brauchen, um die Strecke in einer vernünftigen Zeit zurückzulegen. Vermutlich, damit er umsteigen kann, wenn eines der Tiere müde wird.«
»Ich zähle zwei von Euch«, sagte Mat mit steigender Wut. »Also sprechen wir von vier Pferden. Ich hätte Euch für schlau genug gehalten, Joline, um das ausrechnen zu können.« Um leiser hinzuzufügen: »Wenn auch nur so gerade eben.«
Joline riss die Augen weit auf, und Edesina erschien entsetzt. Teslyn warf Mat einen fassungslosen Blick zu und erschien irgendwie enttäuscht. Talmanes nahm die Pfeife herunter und pfiff lautlos vor sich hin.
»Euer Medaillon macht Euch unverschämt, Matrim Cauthon«, sagte Joline kalt.
»Mein Mund macht mich unverschämt, Joline«, erwiderte er mit einem Seufzen und berührte das Medaillon unter seinem nur locker verschnürten Hemd. »Das Medaillon macht mich nur ehrlich. Ich glaube, Ihr wolltet mir gerade erklären, warum Ihr zwanzig von meinen Pferden haben wolltet, wo ich kaum genug für meine Männer habe?«
»Zwei für Edesina und mich«, sagte Joline steif. »Je zwei für die ehemaligen Sul'dam. Ihr glaubt doch nicht, dass ich sie zurücklasse, damit Eure kleine Bande hier sie verderben kann?«
»Zwei Sul'dam«, sagte Mat und ignorierte die Spitze. »Das macht acht Pferde.«
»Zwei für Setalle. Ich nehme an, sie will genau wie wir weit weg von all dem hier.«
»Zehn.«
»Zwei weitere für Teslyn«, fuhr Joline fort. »Zweifellos wird sie uns begleiten, auch wenn sie im Moment nichts zu diesem Thema beizutragen hat. Dann brauchen wir vier Lastpferde für unser Gepäck. Sie werden sich die Lasten teilen müssen, also vier weitere. Macht also zwanzig.«
»Die ihr wie ernähren wollt?«, fragte Mat. »Reitet ihr schnell, werdet ihr keine Zeit haben, die Pferde grasen zu lassen. Es gibt sowieso kaum etwas für sie zu fressen.« Das hatte sich als großes Problem erwiesen; das Frühlingsgras wollte einfach nicht wachsen. Die Wiesen, an denen sie vorbeigekommen waren, waren mit einer braunen Schicht abgefallener Blätter bedeckt, der Schnee hatte das tote Wintergras flach gedrückt, und es spross kaum neues Grün. Natürlich konnten Pferde alte Blätter und Wintergras fressen, aber das Wild und andere Tiere hatten fast alles abgenagt, was sie finden konnten.
Wenn sich das Land nicht bald entschied, blühen zu wollen ... nun, dann stand ihnen ein schwieriger Sommer bevor. Aber das war ein ganz anderes Problem.
»Ihr werdet uns natürlich Futter mitgeben«, sagte Joline. »Und Geld für die Gasthäuser ...«
»Und wer wird sich um die vielen Pferde kümmern? Werdet ihr sie jeden Abend striegeln, ihre Hufe überprüfen, dafür sorgen, dass sie genau richtig zu fressen bekommen?«
»Wir sollten am besten eine Handvoll Eurer Soldaten mitnehmen«, sagte Joline. Sie klang nicht unbedingt erfreut. »Eine nötige Unannehmlichkeit.«
»Die einzige Sache, die nötig ist«, erwiderte Mat tonlos, »ist, dass meine Männer da bleiben, wo sie erwünscht sind, und nicht, wo sie eine Unannehmlichkeit darstellen. Nein, sie bleiben - und von mir bekommt Ihr kein Geld. Wenn Ihr gehen wollt, kann sich jede von Euch ein Pferd und ein Lastpferd für Eure Sachen nehmen. Ich gebe Euch etwas Futter für die armen Tiere, und Euch so viel zu geben, ist wirklich großzügig.«
»Aber mit nur einem Pferd werden wir ja kaum schneller als die Armee sein!«, sagte Joline.
»Stellt Euch nur vor«, erwiderte er und wandte sich von ihr ab. »Vanin, geht und richtet Mandevwin aus, er soll es weitersagen. Wir lagern bald. Ich weiß, wir haben kaum Nachmittag, aber ich will die Bande weit genug von diesem Dorf wissen, dass wir nicht bedrohlich erscheinen, aber nahe genug, dass ein paar von uns hinreiten können, um die Lage zu erkunden.«
»Geht in Ordnung«, sagte Vanin, ohne etwas von dem Respekt zu zeigen, den er den verdammten Aes Sedai entgegengebracht hatte. Er wendete das Pferd und ritt los.
»Und Vanin«, rief ihm Mat nach. »Sorgt dafür, dass Mandevwin eines klar ist. Wenn ich sage ›ein paar von uns‹ erkunden die Lage, meine ich eine sehr kleine Gruppe, die ich und Talmanes anführen. Ich lasse nicht zu, dass dieses Dorf von siebentausend Soldaten auf der Suche nach Vergnügungen überfallen wird! Dort werde ich einen Karren und so viel Ale kaufen, wie ich kann, den ich dann für die Männer zurückschicke. Im Lager ist strenge Ordnung einzuhalten, und keiner stattet aus Versehen einen Besuch ab. Verstanden?«
Vanin nickte und schaute grimmig drein. Es machte niemals Spaß, derjenige zu sein, der die Männer darüber informieren musste, dass sie keinen Urlaub erhalten würden. Mat wandte sich wieder den Aes Sedai zu. »Nun? Nehmt Ihr mein freundliches Angebot an oder nicht?«
Joline schnaubte bloß, dann ritt sie zurück vorbei an den Reihen, verzichtete offensichtlich auf die Gelegenheit, allein weiterzureisen. Bedauerlich. Allein der Gedanke hätte Mat bei jedem Schritt lächeln lassen. Dabei hätte Joline vermutlich bloß drei Tage gebraucht, um in irgendeinem Dorf einen Trottel zu finden, der ihr die nötigen Pferde gab, damit ihre Gruppe schneller vorankam.
Edesina ritt ebenfalls los, und Teslyn folgte ihr, nachdem sie Mat einen seltsamen Blick zugeworfen hatte. Sie erschien ebenfalls noch immer von ihm enttäuscht zu sein. Er sah weg, dann ärgerte er sich über sich selbst. Was kümmerte ihn denn, was sie dachte?
»Das war merkwürdig von Euch, Mat«, meinte Talmanes.
»Was? Dass ich so streng zu meinen Männern bin? Die Bande ist ein guter Haufen, aber mir ist noch nie eine Gruppe Soldaten begegnet, die nicht dann und wann einmal über die Stränge schlägt, vor allem, wenn es um Ale geht.«
»Ich meinte nicht die Männer«, sagte Talmanes und beugte sich vor, um die Pfeife am Steigbügel auszuklopfen. Asche regnete auf die Pflastersteine unter seinem Pferd. »Ich spreche davon, wie Ihr die Aes Sedai behandelt habt. Beim Licht, Mat, wir hätten sie los sein können! Ich finde, zwanzig Pferde und ein paar Münzen wären ein Schnäppchen, um zwei Aes Sedai loszuwerden.«
»Ich lasse mich nicht herumschubsen«, erwiderte Mat stur und signalisierte der Bande, sich wieder in Bewegung zu setzen. »Nicht einmal, um Joline loszuwerden. Wenn sie etwas von mir will, soll sie wenigstens mit einem Funken Höflichkeit fragen, anstatt zu versuchen, mich dazu zu zwingen, ihr das zu geben, was sie will. Ich bin doch nicht ihr Schoßhund.« Verflucht, das war er nicht! Und er benahm sich auch nicht wie ein Ehemann, was auch immer das zu bedeuten hatte!
»Ihr vermisst sie wirklich«, sagte Talmanes und klang irgendwie überrascht, als sich ihre Pferde wieder nebeneinander in Bewegung setzten.
»Was redet Ihr denn da?«
»Mat, ich muss zugeben, dass Ihr Euch nicht immer wie ein feiner Herr benehmt. Manchmal ist Euer Humor in der Tat etwas zu reif, und Euer Ton eher auf der barschen Seite. Aber Ihr seid nur selten richtig unhöflich, und auch nicht absichtlich beleidigend. Ihr seid wirklich angespannt, oder?«
Mat erwiderte nichts, sondern zog nur die Hutkrempe nach unten.
»Ihr wird es gut gehen, da bin ich sicher«, fuhr Talmanes in sanfterem Tonfall fort. »Sie gehört dem Hochadel an. Die wissen, wie sie auf sich aufpassen müssen. Und sie hat diese Soldaten, die auf sie aufpassen. Ganz zu schweigen von diesen Ogiern. Ogierkrieger! Wer hätte gedacht, dass es so etwas gibt? Ihr wird es gut gehen.«
»Diese Unterhaltung ist vorbei«, sagte Mat und griff nach dem Speer, drehte ihn um, dass die gebogene Klinge auf die unsichtbare Sonne über ihnen zeigte und das Ende in die Lanzenhalterung an der Sattelseite glitt.
»Ich habe nur ...«
»Vorbei«, sagte Mat. »Ihr habt nicht zufällig noch etwas von dem Tabak übrig?«
Talmanes seufzte. »Das war der Rest. Guter Tabak - von den Zwei Flüssen. Der einzige Beutel, den ich seit langem gesehen habe. Es war ein Geschenk von König Roedran, zusammen mit der Pfeife.«
»Er muss Euch sehr geschätzt haben.«
»Es war eine gute, ehrliche Arbeit«, sagte Talmanes. »Und schrecklich langweilig. Gar nicht so, wie mit Euch zu reiten, Mat. Es ist gut, Euch zurückzuhaben, auch wenn Ihr ruppig seid. Aber was Ihr zu den Aes Sedai über das Futter gesagt habt, macht mir Sorgen.«
Mat nickte. »Wie sehen unsere Vorräte aus?«
»Gering.«
»Wir kaufen so viel wir können in diesem Dorf. Das Geld kommt uns schließlich aus den Ohren, nach dem, was Euch Roedran gegeben hat.«
Ein kleines Dorf würde vermutlich nicht genug haben, um die ganze Armee zu versorgen. Aber wenn die Karten stimmten, würden sie bald in dicht besiedelte Gegenden kommen. In diesen Gegenden kam man jeden Tag an einem oder zwei Dörfern vorbei, wenn man mit einer schnellen Streitmacht wie der Bande unterwegs war. Um sich zu versorgen, kaufte man alles, was man in jedem Dorf bekommen konnte. Hier eine Wagenladung, dort einen Karren, einen Eimer Äpfel oder zwei auf einem Hof. Siebentausend Mann war eine Menge, die es zu versorgen galt, aber ein guter Befehlshaber lehnte nicht einmal eine Handvoll Getreide ab. Es läpperte sich zusammen.
»Ja, aber werden die Dorfbewohner auch verkaufen?«, meinte Talmanes. »Auf dem Weg zu Euch hatten wir große Probleme, jemanden dazu zu bringen, uns Lebensmittel zu verkaufen. Anscheinend gibt es davon im Moment nicht allzu viel. Das Essen wird knapp, ganz egal, wo man hinkommt und wie viel Geld man hat.«
Na großartig. Mat knirschte mit den Zähnen und ärgerte sich sofort darüber. Nun ja, vielleicht war er ja wirklich etwas angespannt. Aber nicht wegen Tuon.
Er musste sich entspannen. Und dieses vor ihnen liegende Dorf - wie hatte Vanin es genannt? Hinderstap? »Wie viele Münzen habt Ihr dabei?«
Talmanes runzelte die Stirn. »Ein paar Goldmark, einen Beutel mit Silberkronen. Warum?«
»Nicht genug«, sagte Mat und rieb sich das Kinn. »Wir werden uns noch etwas aus der persönlichen Schatulle holen müssen. Vielleicht sollten wir sie auch einfach mitnehmen.« Er wendete Pips. »Kommt schon.«
»Wartet, Mat«, sagte Talmanes, zügelte sein Pferd und folgte ihm. »Was sollen wir tun?«
»Ihr werdet freundlicherweise mein Angebot annehmen, uns in einem Gasthaus zu amüsieren«, sagte Mat. »Und während wir dabei sind, werden wir uns mit neuen Vorräten eindecken. Wenn mir mein Glück treu bleibt, wird uns das sogar nichts kosten.«
Wären Egwene oder Nynaeve da gewesen, hätten sie ihm die Ohren geknufft und ihm gesagt, dass er sich das aus dem Kopf schlagen konnte. Tuon hätte ihn vermutlich neugierig angesehen und dann etwas gesagt, durch das er sich bis in die Stiefelspitzen geschämt hätte.
Das Gute an Talmanes war jedoch, dass er einfach mit stoischer Miene sein Pferd antrieb und seine Augen einen Funken Vergnügen verrieten. »Nun, das will ich sehen!«