Winkelzüge

Der Weg zur Gerechtigkeit ist gewunden, lang, teuer und mühselig, und manchmal führt er nicht zum Ziel. >Winkelzüge< führen dorthin, mehr oder weniger, und erteilen auf dem Weg die eine oder andere Lektion.

Die erste Lektion: Wenn du freundlich sein willst, dann nimm dich gut in acht.

Sandy Nutbridge stützte sich auf die weiß gestrichenen Rails einer privaten Rennbahn im amerikanischen Staat South Carolina und versuchte, sich ein Urteil über den unscheinbaren Mann neben sich zu bilden.

Beide waren Engländer. Sandy Nutbridge versuchte, dem anderen (Jules Reginald Harlow) die zweijährige, in South Carolina gezüchtete Vollblutstute zu verkaufen, die gerade in schnellem Kanter über die Bahn ging. Geritten wurde sie von dem erstklassigen Trainingsreiter, den Sandy Nutbridge jedesmal zu engagieren pflegte, wenn er einen Verkauf in vielstelliger Höhe tätigen wollte.

Sein Trara und das Gewese, das er um die Herkunft der Zweijährigen sowie die Tatsache machte, daß sie schon so früh Anlagen für hohes Tempo zeigte, waren diesmal ehrlich. Der Elan, mit dem er seiner Bewunderung ihres feinknochigen Schädels, ihrer freundlichen, schrägstehenden Augen und tiefen, voluminösen Brust Ausdruck verlieh, war in der Tat berechtigt. Die Zweijährige hatte im Augenblick jedes Kompliment verdient — nur die Zukunft, die ließ sich natürlich, wie bei allem im Leben, nicht sicher vorhersagen.

Jules Reginald Harlow sah sich den flüssigen Lauf der Zweijährigen an und hörte den echten Enthusiasmus in der Stimme des Verkäufers heraus. Er hielt Sandy Nutbridge für einen guten Verkäufer, verwandte den größten Teil seiner Aufmerksamkeit jedoch auf die über die Bahn jagende Zweijährige, die genau das zu sein schien, was er brauchte.

Der Trainingsreiter kam nach zwei Runden — eine in Schritt und Trab, eine in schnellem Kanter — zu den beiden Zuschauern an den Rails hinübergeritten.

«Danke, Pete«, nickte Nutbridge ihm zu.

«Auch ich danke«, fügte Jules Harlow hinzu. Dann wandte er sich an den Verkäufer.»Unter dem Vorbehalt, daß ein Tierarzt die Zweijährige für gesund befindet, nehme ich sie zu dem Preis, über den wir uns geeinigt haben.«

Die beiden Männer besiegelten den Handel mit einem Handschlag; dann stieg Jules Harlow ohne Eile in seinen dunkelgrünen Lincoln Town Car, den er in der Nähe geparkt hatte, und fuhr davon.

Sandy Nutbridge gab der Vollblutagentur telefonisch durch, für wen er tätig gewesen war, und meldete den erfolgreichen Verkauf. Sein Chef, Ray Wichelsea, dem die Agentur gehörte, hielt große Stücke auf Sandy Nutbridge, vor allem als Verkäufer, aber auch als Mensch. Für Ray Wichelsea waren Sandys gedrungene Gestalt, sein drahtiges, langsam ergrauendes Haar und seine erkennbar englische Stimme vertrauensbildende Faktoren, die die Kunden für die Agentur einnahmen und sie ermunterten, ihr Geld aus der Tasche zu ziehen.

«Unser Mr. Harlow«, berichtete Sandy Nutbridge,»ist einer von der schweigsamen Sorte. Ich würde nicht sagen, daß er sehr viel von Pferden versteht. Er hat zwar den

Kauf der Zweijährigen mit Handschlag bestätigt, aber ich habe ihn nicht, wie ich es Ihren Anweisungen gemäß ja auch nicht sollte, um eine Anzahlung gebeten.«

«Gut. Wie sah er aus?«

Verwirrt antwortete Sandy Nutbridge, so gut er konnte:

«Also… er ist etwas kurz geraten. Ich schätze, so um die Fünfzig. Durchschnitt. Aber doch mit so was wie einem erstklassigen englischen Akzent. Trug einen grauen Anzug mit Schlips. In einer Menschenmenge würde er nicht weiter auffallen.«

«Unser Mr. Harlow«, sagte Ray Wichelsea mit ruhiger Betonung,»der Mr. Harlow, den Sie gerade beschrieben haben, ist, dessen bin ich mir fast sicher, der Computererfinder Harlow. Ein schöpferischer Mensch. Ein Unternehmer.«

«Und was hat das für uns zu bedeuten?«fragte Nutbridge.

«Er kann sich einen ganzen Stall voller Zweijähriger leisten.«

Der ruhige Mr. Harlow hatte die prächtige Zweijährige als Verlobungsgeschenk für die lebenslustige Witwe gekauft, die beschlossen hatte, daß er ihr Ehemann Nummer drei werden sollte. Bei Nummer eins und zwei hatte sie spuren müssen, dann waren sie gestorben und hatten ihr große Vermögen hinterlassen. Jules Harlow war noch reicher, doch ihm machte es mehr Vergnügen, sie ihre Wege gehen zu lassen. Die Witwe himmelte ihn an.

Sie wußte alles über Pferde und verbrachte ganze Tage vergnügt auf der Rennbahn. Vor ihrer Bekanntschaft hatte Jules kaum je vom Kentucky Derby gehört. Seine Tage bestanden darin, Schaltkreise für Mikrochips zu ersinnen und zu entwickeln, und weil er meistens in Gedanken vertieft war, war er so still.

Nachdem die beiden zum ersten Mal miteinander zu Abend gegessen und geschlafen hatten, erwiesen sich ihre unterschiedlichen Interessen und Persönlichkeiten als harmonische Mischung. Und die Zeit hatte dann ein übriges getan, um ihren Zusammenschluß zu festigen.

In England packte Sandy Nutbridges Mutter erregt ihren Koffer und versuchte — ohne Erfolg —, die überschäumende Freude ihrer beiden Enkelkinder Bob und Miranda (zehn und acht) zu zügeln, die sie nach South Carolina begleiten sollten, um dort zwei Wochen ihrer Osterferien mit ihrem Vater zu verbringen.

Seit seiner Scheidung sah Sandy Nutbridge seine Kinder nur noch selten. Auf den bevorstehenden Besuch, auch seiner Mutter, freute er sich von ganzem Herzen. Zwei ganze Wochen! Er hatte Ray Wichelsea gebeten, ihn während dieser Zeit nicht in Anspruch zu nehmen.

Er hatte Geld geschickt, um die Reisekosten aller drei zu decken: Seine verwitwete Mutter lebte von einer mageren Pension, seine inzwischen wiederverheiratete Exfrau hatte gemeint, wenn er seine Kinder zu Besuch haben wolle, könne er auch für sie bezahlen. Er holte sie am Flughafen ab und fand inmitten der Umarmungen und Küsse, daß es jeden Dollar wert gewesen sei. Seine Mutter, die neue Kleider trug, wischte sich die Tränen aus den Augen, und die Kinder, die niemals zuvor aus England herausgekommen waren, bestaunten die überraschende Geräumigkeit Amerikas mit echter Ehrfurcht und offenen Mündern.

Sandy Nutbridge wohnte in einer Mietwohnung mit zwei Schlafräumen im vierten Stock eines Apartmenthauses — an einem See mit bezauberndem Blick auf Segelboote,

Wälder, blaugraues Wasser und die untergehende Sonne. Eine einstündige Fahrt über breite Straßen brachte ihn ins Zentrum des Pferdelandes, wo er in Ray Wichelseas Büro regelmäßig die Füße auf den Schreibtisch legte und seinen Kaffee aus Pappbechern trank. Ray Wichelsea bezahlte ihm Kommissionen, kein Gehalt, und er strich diese Kommissionen in bar ein.

Sein Leben glitt an dem Tag, als seine Kinder ankamen, auf einem angenehm hohen Level von Wohlstand dahin: Das Leben eines in vernünftigen Grenzen ehrlichen Maklers ohne politische Ambitionen.

Die Kinder — und seine Mutter — waren trotz ihrer Müdigkeit nach dem Transatlantikflug ganz aus dem Häuschen angesichts eines Abendessens in einem echten amerikanischen Fast-food-Restaurant mit Burgern und Pommes und hatten sich schnell mit unschuldiger Freude den Ausdruck» Mayo Stop «angeeignet.

Das war am Dienstag. Zur Frühstückszeit am Mittwochmorgen zog Sandy Nutbridge einen dünnen Morgenrock über seinen Pyjama, ließ seine Familie allein bei der Entdeckung aller möglichen Sorten von Frühstücksgetreide zurück und ging in Schlappen hinunter in die Empfangshalle der Wohnanlage, so wie er es immer tat, um dort aus dem Verkaufsautomaten die Tageszeitung zu ziehen.

Hinter der Theke in der Empfangshalle saß das blau uniformierte, für vieles zuständige Faktotum der Wohnanlage, das sowohl als Sicherheitswache, als Empfangschef, als Anrufannahme und Übermittler von Botschaften tätig war. Sandy Nutbridge sagte im Vorbeigehen:»Hi, Bill«, so wie er es immer tat, und ging weiter zum Aufzug, ohne den beiden bewaffneten Polizisten, die sich auf Bills Theke lehnten, weiter Beachtung zu schenken.

Bill jedoch sagte zu den beiden Polizisten:»Das ist er«, und sie richteten sich wie elektrisiert auf und stürzten sich auf Sandy Nutbridge, warfen ihn mit dem Gesicht gegen die grüngemusterte Tapete und brüllten ihn an, die Hände hochzunehmen und seine Beine zu spreizen.

Sandy Nutbridge hatte lange genug in den Vereinigten Staaten gelebt, um zu wissen, daß jeder Protest vergebens sein würde. Die Polizisten mußten — dazu zwang sie ihre Angst — sichergehen, daß er in seinem Schlafanzug keine Handfeuerwaffen verborgen hielt. Sandy mochte es für absurd halten, daß sie ihm mit größter Grobheit die Handgelenke mit Handschellen auf den Rücken fesselten und» seine Rechte vorlasen«, die hauptsächlich aus der Drohung zu bestehen schienen, alles, was er sagte, vor Gericht gegen ihn zu verwenden. Nun, das schien in Amerika alles ganz normal zu sein.

«Was soll ich getan haben?«fragte er.

Die Polizisten wußten es nicht. Sie waren lediglich losgeschickt worden, um» Nutbridge zum Verhör herzuschaffen«.

Sandy Nutbridge fragte, ob sie ihn vielleicht nach oben begleiten könnten, damit er sich anziehen und auch seinen Kindern sagen könne, daß er für einige Stunden nicht da sei. Die Polizisten machten sich nicht einmal die Mühe, ihm zu antworten, sondern drängten ihn zur Tür und nach draußen.

«Sagen Sie meiner Mutter Bescheid, Bill«, rief Sandy noch über die Schulter zurück, aber er war sich nicht sicher, daß seiner Bitte entsprochen werden würde. Man konnte sich auf Bill nicht im geringsten verlassen.

Sandy Nutbridge nahm diese Farce einer Verhaftung immer noch nicht ernst und lachte, als die Polizisten im Kreis herumfuhren, weil sie den Weg zurück zur Hauptstraße in die Stadt nicht fanden. Aber wie lächerlich die Sache auch war, die Situation wurde schließlich ernsthaft besorgniserregend, als man ihn im Hauptquartier der Polizei ohne jede Umschweife in eine verriegelte Zelle drängte und dort einschloß.

Auf seinen energischen Protest hin gestattete man ihm schließlich ein Telefongespräch, das er darauf verwandte, einen Freund zu alarmieren, der Anwalt war, und ihn anzuweisen, ihm sofort zu Hilfe zu kommen, nachdem er seine zweifellos verängstigte Familie aufgeklärt und beruhigt hatte.

Sandy Nutbridge hatte niemals zuvor einen Anwalt in Anspruch genommen — er war eigentlich auch noch nie verhaftet worden — und war sich nicht darüber im klaren, daß sein Freund als Trinkkumpan besser war denn als Advokat. Und er war sich auch nicht darüber im klaren, daß er gerade diesem Freund seine Verhaftung verdankte — einem Freund, der absichtlich vor falschen Ohren das Maul aufgerissen hatte.

Patrick Green, der mit ihm befreundete Anwalt, sagte, er wolle versuchen herauszufinden, unter welchem Vorwurf Sandy festgehalten werde, kam aber zu keiner klareren Aussage als:»Die Steuerbehörde ist hinter dir her wegen einer Steuerangelegenheit, die mit der Einzahlung von Drogengeldern bei deiner Bank vor drei Jahren zu tun hat.«

Verwundert und inzwischen tief besorgt, sah sich Sandy Nutbridge am Donnerstagmorgen (nach einer üblen Nacht in der Zelle) vor Gericht einem Richter gegenüber, der sich gleichermaßen ungewiß zu sein schien, was seine Anwesenheit eigentlich zu bedeuten hatte, der aber für alles über eine Lösung verfügte. Auf Patrick Greens Einlassung hin, Sandy unverzüglich freizusetzen, erwiderte der Staatsanwalt, daß Nutbridge als britischer Bürger mit der

Greencard, die ihm als Ausländer Aufenthaltsrecht gewährte, das Land möglicherweise verlasse, bevor die Steuerbehörde ihre Nachforschungen abgeschlossen habe. Der Staatsanwalt widersetzte sich daher der Freilassung Nutbridges gegen Kaution.

Der Richter, der bereits Jahre ermüdender Fälle hinter sich hatte, schlug mit dem Hammer auf den Tisch und setzte die Kaution auf einhunderttausend Dollar fest.

Damit hatte Patrick Green gerechnet, aber für Sandy Nutbridge war diese Summe eine Katastrophe. Er hatte keine einhunderttausend Dollar, und seine Bank würde sie ihm ohne weitere Sicherheiten auch nicht zur Verfügung stellen. Wenn er aber das Geld nicht aufbrachte, würde er hinter Gitter bleiben, bis es zur Verhandlung kam, und da nicht einmal jemand genau sagen zu können schien, wessen er eigentlich angeklagt war, konnte natürlich auch noch kein Verhandlungstermin feststehen.

Patrick Green versicherte seinem Freund Sandy, daß die Kaution schnell aufgebracht werden könne: Sie würde ja schließlich denen, die sie zur Verfügung stellten, zurückgezahlt, sobald das Datum für die Verhandlung festgelegt war und Sandy zum Termin vor Gericht erschien.

Sie überlegten, wie sie die Summe aufteilen konnten: Einen Teil konnte Sandy selbst beisteuern, einen Teil seine Mutter, die herumtelefonierte, bei Nachbarn borgte und ihre Pension bei einer mitleidigen Bank in England verpfändete; ein Teil sollte von Ray Wichelsea kommen, der Sandy sein eigenes Geld, nicht das der Firma lieh, weil er Vertrauen in dessen nachdrückliche Erklärung hatte, er sei unschuldig, und zwar jedes Verbrechens, das er sich denken könne.

Als sie dann am späten Donnerstagnachmittag alles zusammenrechneten, fehlten immer noch zehntausend Dollar. Das Geld, das per Kabel anwei sung bereits von England unterwegs war, und die bereits in Barschecks in South Carolina zusammengesammelten Beträge würden noch am Abend dem Bezirksjustitiar übergeben werden, der die Haftentlassung Sandy Nutbridges nur autorisieren würde, wenn er die Hunderttausend buchstäblich in Händen hielt. Falls, hatte er nicht unfreundlich hinzugefügt, falls die noch fehlenden zehntausend Dollar bis Freitagmittag bei ihm wären, würde er dort Bescheid geben, wo Sandy Nutbridge einsaß, und falls seine Anweisungen dort bis zwei Uhr eintrafen, könne der notwendige Papierkram noch erledigt werden, um Nutbridge am gleichen Nachmittag wieder auf freien Fuß zu setzen, so daß er das Wochenende und den Rest des geplanten Urlaubs mit seiner Mutter und den Kindern verbringen könne.

Unter Tränen rief Mrs. Nutbridge Ray Wichelsea an, mit dem sie eigentlich gar nicht bekannt war, und bat ihn, Sandy aus dem Gefängnis zu holen. Ray Wichelsea konnte ihr nicht mehr als die beträchtliche Summe anbieten, die er bereits zur Verfügung gestellt hatte.»Aber…«, sagte er langsam,»wenn es wirklich die allerletzte Rettung ist, dann könnten Sie es bei einem Mann versuchen, dem Sandy vor ein paar Wochen ein Pferd verkauft hat. Er ist reich, und er ist Brite. Vielleicht erfüllt er Ihre Bitte, man kann ja nie wissen.«

Also rief Mrs. Nutbridge Jules Reginald Harlow an und schüttete ihm in von Schluchzern durchsetztem, dialektgefärbtem Englisch ihr empfindsames Herz aus.

«Sandy sagte, ich dürfe Sie nicht belästigen«, kam sie verzweifelt zum Ende.»Er erlaube das auf gar keinen Fall, sagte er zu mir am Telefon. Er meint, Mr. Wichelsea hätte niemals vorschlagen dürfen, daß ich Sie darum bitte, aber die Kinder haben diese lange Reise von zu Hause gemacht, und sie haben jetzt Angst… und ich weiß nicht, was ich machen soll…«Verwirrung und überwältigender Kummer schnürten ihr die Kehle zu, und mit ihr, der geplagten Großmutter, hatte Jules Harlow Mitleid, nicht mit dem Händler, ihrem Sohn, der wahrscheinlich dessen schuldig war (so glaubte er), um dessentwillen man ihn verhaftet hatte — was immer es auch gewesen sein mochte. Jules Harlow hatte sich seinen Glauben an die Herrschaft der Gerechtigkeit bewahrt.

Er sagte Mrs. Nutbridge:»Ich kann nichts versprechen«, notierte sich aber die Adresse und Telefonnummer von Sandys Wohnung und versprach, sich noch einmal zu melden.

Harlow saß eine Weile mit dem Telefonhörer in der Hand da und vergegenwärtigte sich noch einmal die Verzweiflung, die er lindern konnte. Dann rief er Ray Wichel-sea an und fragte ihn nach seiner Meinung.

«Wenn Sandy sagt, daß er zu gegebener Zeit zur Verhandlung erscheinen wird«, sagte Wichelsea,»dann wird er es tun. Ich vertraue ihm völlig. Darüber hinaus hat seine Mutter überall in England Geld für ihn geliehen, um diese schändlichen hunderttausend Dollar aufzubringen, und es ist völlig undenkbar, daß er zu seinem Gerichtstermin nicht erscheinen und sie dadurch in den Bankrott und in Schande stürzte. Wenn Sie Geld für diese Kaution aufbringen, werden Sie es auf jeden Fall zurückerhalten. Ich hätte meine eigenen persönlichen Ersparnisse nicht dafür aufgewendet, wenn ich mir dessen nicht sicher wäre.«

«Aber«, erwiderte Jules Harlow,»was hat er denn nun eigentlich getan?«

«Er sagte, er hätte nichts Verbotenes getan. Er sagt, vermutlich verdächtigten ihn die Steuermenschen, Drogengelder gewaschen zu haben, aber das habe er nicht.«

«Nun…«:, Jules Harlow zögerte,»hat er es denn getan?«

«Wenn er nein sagt, dann hat er es nicht getan.«

Ray Wichelseas Sicherheit überzeugte Jules Harlow nicht ganz, aber da das Computergenie begriff, daß die wesentliche Frage nicht die nach Schuld oder Unschuld, sondern die war, ob Sandy Nutbridge termingemäß vor Gericht erscheinen würde oder nicht, telefonierte er mit seinem Finanzberater und fragte ihn, was er von der Sache halte.

«Wenn Sie es tun wollen, dann tun Sie es«, sagte der Finanzberater.»Es gibt keinen Grund, warum Sie es nicht tun sollten.«

Es war inzwischen an diesem Donnerstagnachmittag lange nach Büroschluß, und der regelmäßig für Jules Harlow tätige Anwalt war nicht mehr in seiner Kanzlei und würde erst Montag wieder in der Stadt sein, so daß er sich von ihm nicht beraten lassen konnte. Jules Reginald Harlow trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch, blickte aus dem Fenster und dachte an die arme Mrs. Nutbridge, bis er schließlich deren Nummer wählte und ihrem Elend ein Ende machte.

«Oh!«rief sie und rang um Luft.»Oh! Wollen Sie das wirklich? Tun Sie es wirklich?«

«Sie müssen mir sagen, was ich tun soll.«

«Oh. Oh…«Langsam erholte sie sich.»Sandys Anwalt«, sagte sie.»Er heißt Patrick Green. Also, er ist nach Texas gefahren.«

«Was hat er getan?«

«Er hat dort einen anderen Fall. Er sagte, er müßte heute abend dorthin. Aber er meinte, eine Art Kollege von ihm… Nun, jedenfalls jemand, der sich das Büro mit ihm teilt… werde sich um Sandys Kaution kümmern. «Ihre Stimme schwankte vor Unsicherheit und Zweifel, ein getreues Abbild der Gefühle, die in Jules Harlow vorherrschten. Er wünschte sorgenvoll, niemals die Zweijährige von Sandy Nutbridge gekauft zu haben: ja, daß er überhaupt nicht erst die Idee gehabt hätte, seiner Verlobten ein Pferd zu schenken.

Mrs. Nutbridge sagte hastig:»Es ist alles in Ordnung, da bin ich mir ganz sicher. Sandys Freund sagt, wenn Sie mit einem Barscheck zeitig genug in seinem Büro sind, daß er ihn bis zwölf Uhr morgen mittag ins Büro des Distriktjustitiars bringen kann, wird Sandy am Nachmittag freigelassen werden.«

«Hm, wer ist denn dieser Freund?«

«Er ist ebenfalls Anwalt. Sein Name ist Carl Corunna. Er sagte, ich solle Ihnen seine Telefonnummer geben, und bittet Sie, ihn morgen kurz vor neun anzurufen; dann wird er in seinem Büro sein.«

Jules Harlow runzelte die Stirn, notierte sich die Telefonnummer und spürte, daß er sich nicht mehr in Ehren zurückziehen konnte, so gern er es auch getan hätte.

«Ich werde mich darum kümmern, Mrs. Nutbridge«, versicherte er ihr.»Haben Sie noch genug Geld für sich übrig, um etwas zu essen zu kaufen?«

«Mr. Wichelsea hat uns etwas gegeben. Er war wirklich sehr freundlich.«

Am Freitagvormittag rief Jules Reginald Harlow vor neun Uhr den Anwalt an, der sich die Büroräume mit Patrick Green teilte, und fragte ihn, was nun zu tun sei.

Dieser Kollege, Carl Corunna, gab gleichmütig einfache Anweisungen: Jules Harlow solle zu seiner Bank gehen und sich einen Barscheck über zehntausend Dollar ausstellen lassen. Dann solle Mr. Harlow in sein Büro kommen, das am Rand des Finanzzentrums lag. Er würde den

Scheck in Empfang nehmen, Mr. Harlow eine Quittung dafür ausstellen und ihn unverzüglich zum Gericht bringen.

Kollege Corunna gab ihm noch eine genaue Wegbeschreibung zu seinem Büro und sagte, er sei sich sicher, daß alles gutgehen würde. Das Aufbringen einer Kaution sei etwas ganz Gewöhnliches, reine Routine.

«Hm«, sagte Jules Harlow,»lasse ich den Barscheck auf Sie ausstellen?«

«Nein, nein. Ich vertrete Patrick Green nur während dessen Abwesenheit. Lassen Sie den Barscheck auf ihn ausstellen. Und kommen Sie, sobald Sie können. Von Ihnen bis zu meinem Büro ist es eine gute Stunde Fahrt, und es kommt auf jede Minute an, wie Sie wissen.«

Mit einem Seufzer milden Unwillens folgte Jules Harlow all diesen Instruktionen und erreichte die durchaus normalen Büroräume einer Anwaltskanzlei in einem etwa einen Kilometer vom Stadtzentrum entfernt gelegenen Gebäude. Um 11.25 Uhr parkte er davor.

Eine geschäftige Empfangskraft wies Jules Harlow den Weg in die büchergesäumte Domäne Carl Corunnas, der sich als beleibter, etwa gleichaltriger Bartträger von fünfzig Jahren erwies.

Beruhigt schüttelte Jules Harlow ihm die Hand. Carl Corunna sah sich einem eher zierlichen, wenig beeindruk-kenden Mann gegenüber, dessen irgendwie flaumiges Haar ergraut war; und wie gewöhnlich hatte er keine Schwierigkeit, die Begegnung zu dominieren und ihren Verlauf zu bestimmen.

«Sie haben den Scheck dabei?«fragte er, winkte Harlow zu einem Sessel und prüfte das teure Stück Papier, als er es in seinen großen Händen hielt, Zeile für Zeile und nickte zustimmend.

Er drückte ein paar Knöpfe auf seinem Telefon und erklärte Jules Harlow, daß er unverzüglich mit dem Büro des US-Bezirksjustitiars des Bundesbezirksgerichts sprechen würde.

«Ja«, sprach er in das Mundstück des Telefonhörers,»die letzten Zehntausend für Nutbridge sind hier. Ein Barscheck, ja. Ich werde ihn Ihnen sofort bringen. Und Sie stellen sicher, daß Nutbridge heute nachmittag auf freien Fuß gesetzt wird? Großartig. Vielen Dank.«

Er legte auf, rief seine Sekretärin, damit sie eine Fotokopie des Schecks machte, stellte eine Quittung aus, unterzeichnete sie und händigte sie Harlow aus.

«Und was passiert als nächstes?«fragte Harlow.

«Nichts«, erklärte Corunna ihm.»Wenn Sandy Nutbridge zu seiner Gerichtsverhandlung erscheint, erhalten Sie Ihr Geld zurück. Bis es soweit ist, warten Sie einfach.«

Mit dem Gefühl, daß der Sturm sich gelegt hatte, fuhr Jules Harlow ohne weitere Vorkommnisse heim. Sandy Nutbridge wurde um drei Uhr nachmittags aus der Zelle geholt und entlassen. Mrs. Nutbridge weinte vor Erleichterung, als er durch die Tür trat, und die Kinder verlangten zum Trost eine unendliche Menge Burgers und Pommes.

Mrs. Nutbridge rief Jules Harlow an, um ihm zu danken, und nach vergnüglichen Bootsfahrten auf dem See, mit denen sie den Rest ihrer Ferientage verbrachten, flog Sandys Familie sicher wieder nach England zurück. Sandy verkaufte weitere Pferde. Das Gericht kümmerte sich um andere Fälle, die Sache Nutbridge war nicht mehr so eilig. Und Jules Harlow, der von seiner Verlobten ganz hingerissen war, dachte nur noch dann an sein Abenteuer mit der Kaution, wenn die Zweijährige, die Sandy ihm verkauft hatte, ihre strammen, kleinen Beine fliegen ließ und wieder einmal ein Rennen gewann.

Drei Monate vergingen.

Gegen Ende dieser Zeit heiratete Jules Reginald Harlow seine wunderbare Rennsportlady und machte mit ihr eine Hochzeitsreise nach Paris. Während sie noch unterwegs waren, fand vor Gericht die Verhandlung gegen Sandy Nutbridge statt.

Sandy Nutbridge, der von dem ihm befreundeten Anwalt, Patrick Green (der inzwischen lange wieder aus Texas zurück war) unterstützt wurde, bewies vor Gericht erfolgreich, daß der Fiskus von falschen Voraussetzungen ausging und ihn irrtümlicherweise angeklagt habe. Der Richter pflichtete ihm bei und stellte den Fall ein. Da Nutbridge pünktlich zum Termin vor Gericht erschienen war, gab der Distriktjustitiar pflichtgemäß die seiner Obhut anvertrauten hunderttausend Dollar zurück.

Und das sollte eigentlich das Ende einer kaum bemerkenswerten Nichtkriminalgeschichte sein — wenn es nicht nur deren Anfang gewesen wäre.

Als Jules Harlow wohlgelaunt aus Frankreich zurückkam, rief er Ray Wichelsea an und beauftragte ihn, ein weiteres, gutes, junges Vollblut als Hochzeitsgeschenk für seine ihm frisch angetraute Frau ausfindig zu machen.

«Und übrigens«, fügte Jules Harlow hinzu,»gibt es irgendwelche Neuigkeiten von Sandy Nutbridge? Steht sein Verhandlungstermin schon fest?«

Ray Wichelsea erzählte ihm, daß die Anschuldigungen fallengelassen worden seien, und sagte, alles sei in bester Ordnung. Der US-Bezirksjustitiar habe ihm sein — Ray Wichelseas — Geld zurückgegeben, und Jules Harlow würde seins zweifellos ebenfalls in den nächsten Tagen erhalten, jetzt, da er wieder zu Hause sei.

Einige Tage vergingen, und es wurden drei Wochen daraus. Jules Harlow sandte Patrick Green, Sandys Anwalt, ein kurzes Schreiben und erklärte, daß er, da er nun wieder im Lande sei, seine zehntausend Dollar erwarte.

Eine Woche später erhielt er nicht seine zehntausend Dollar, sondern einen kurzen Brief in scharfem Ton:

Sehr geehrter Mr. Harlow, ich werde Ihnen die zehntausend Dollar, die ich vom US-Bezirksjustitiar als ausschließlich an mich auszahlbar erhalten habe, nicht überweisen, da Sandy Nutbridge mir mitgeteilt hat, Sie wünschten, daß ich diese Summe für die Begleichung meiner Honorare aus Tätigkeit für ihn verwende.

Hochachtungsvoll Patrick Green

Der sanfte Jules Harlow schnappte buchstäblich nach Luft. Er verlor nur sehr selten die Fassung, aber wenn, dann brach bei ihm kalter Zorn aus, kein rotglühendes, blindes Wüten. Angespannt kam er in Ray Wichelseas Büro und legte diesem den Brief vor.

Ray Wichelsea, der auf keinen Fall einen sehr guten Kunden verlieren wollte und durch Harlows Auftreten gewarnt war, las den Brief aufmerksam und wurde nun seinerseits bleich. Sandy Nutbridge, den man eiligst über ein Mobiltelefon herbeirief, sah sich zwei Männern mit steinernen, feindseligen Mienen gegenüber.

Er würdigte den Brief auf dem Schreibtisch kaum eines Blickes und zitterte selbst vor Wut, als er den Anschuldigungen zuvorkam.

«Das ist nicht wahr«, erklärte er heftig.»Ich habe niemals dergleichen gesagt. Und was noch mehr ist: Er hat einen solchen Brief auch meiner Mutter geschickt, und ich hatte sie am Apparat — sie ist außer sich. Sie hat sich das Geld ja selbst geliehen. Sie hat sich siebenundfünfzigtau-send Dollar zusammengeliehen… Und wie will sie ihre Schulden jemals zurückbezahlen, wenn Patrick Green dieses Geld behält? Sie hat ihre Pension, die ihr mein Vater hinterlassen hat, verpfändet. Sie hat von ihren Nachbarn und Freunden Geld geliehen und auf das Haus ihrer Schwester Geld aufgenommen… Und ich habe Green ins Gesicht geschrien, aber er grinst mich nur schleimig an und sagt, er werde mich wieder vor Gericht bringen, wenn ich jetzt Ärger mache…«

«Könnte er das?«unterbrach Jules Harlow ihn.»Könnte er Sie wieder vor Gericht bringen? Und unter welcher Anschuldigung?«

«Drogengelder gewaschen und Drogen verkauft zu haben«, erwiderte Sandy Nutbridge grimmig.»Was ich alles nicht getan habe. Aber wenn er Lügen erzählt, wird man ihm glauben.«

Patrick Green fühlte sich bei der Unterschlagung der siebenundfünfzigtausend Dollar von Mrs. Nutbridge und der zehntausend Dollar von Jules Harlow sicher, weil er sie beide für wehrlose Ausländer hielt, die von einem ersten aufgeregten Gekeife einmal abgesehen nicht viel unternehmen würden. Er würde ihnen einreden, daß er nicht in der Lage sei, weitere Anschuldigungen der amerikanischen Steuerbehörde gegen Sandy Nutbridge wegen Geldwaschens und Drogenverkaufs zu entkräften, solange seine Honorare für den ersten Fall nicht bezahlt waren. Die Steuerbehörde hatte seinen unbewiesenen Anschuldigungen das erste Mal geglaubt und danach gehandelt und würde, darauf vertraute er, schon aus dem gewohnheitsmäßigen Mißtrauen der Steuermenschen heraus wieder das gleiche tun.

Patrick Green, der an seinem schlauen Plan Vergnügen fand, verwandte die Nutbridge-Kaution, um seine eigenen bedrohlichen persönlichen Schulden zu begleichen. Er hatte sich zuviel Geld zu exorbitanten Zinsen von gefährlichen Leuten geliehen und war allzu nahe daran gewesen, mit deren Eintreibungsmethoden Bekanntschaft zu machen. Jetzt brauchte er endlich keine Angst mehr zu haben, in irgendeiner dunklen Nebenstraße zu Brei geschlagen zu werden. Selbst kein Mann, der zu Gewalttätigkeiten neigte, zuckte er schon bei dem Gedanken an Faustschläge zusammen. Er war regelrecht erleichtert, daß er das Geld dieser jämmerlichen Briten hatte stehlen und dadurch die ihm schon sicher bevorstehende Gewalt vermeiden können, und kein Hauch von Reue trübte seine Selbstgefälligkeit.

Patrick Green hatte sich zutreffenderweise ausgerechnet, daß Sandy Nutbridge seiner Mutter Monat für Monat Raten zur Zurückzahlung des Geldes, das sie für ihn geliehen hatte, schicken würde. Green wußte, daß es Sandy Nutbridge weit mehr kosten würde, als er sich leisten konnte, gute Anwälte zu engagieren und den Versuch zu unternehmen, das Geld seiner Mutter vor Gericht zurückzugewinnen. Was Patrick Green aber völlig übersehen hatte, war der Charakter des kleinen, stillen Mannes, dessen zehntausend Dollar er mit der Hilfe seines Kollegen Carl Corunna eingestrichen hatte.

Der schwere, bärtige Carl Corunna hatte ihm nach seinem Treffen mit Jules Harlow diesen als eine kraftlose Maus beschrieben, als unwissendes, leichtes Opfer. Carl Corunna hatte dann weiterhin darauf bestanden, daß er die Hälfte der unterschlagenen zehntausend Dollar verdient habe, für seine Anweisung, Harlow solle den Barscheck auf Patrick Green selbst ausstellen und nicht, wie es sicherer gewesen wäre, direkt auf den US-Distriktjustitiar. Patrick Green wehrte sich zwar erbittert dagegen, bot ihm aber schließlich eintausend Dollar an. Sie einigten sich schließlich auf zweitausend.

Wenn Jules Reginald Harlow sich in Angelegenheiten wie Kautionszahlungen auch nicht recht auskennen mochte, so besaß er doch einen unerschütterlichen Glauben an die Gerechtigkeit. Er machte sich daran, einen Anwalt von ausreichender Geistesschärfe zu suchen, um die Betrüger auszumanövrieren, und über bekannte Geschäftsleute, die etwas von dergleichen verstanden, traf er sich schließlich mit einem jungen, gutaussehenden Energiebündel namens David T. Vynn.»Mr. Harlow«, sagte Vynn,»selbst wenn Sie Ihr Geld zurückerhalten, was, wie ich Ihnen sagen muß, zweifelhaft ist, wird Sie das vielleicht das Doppelte an Anwaltshonoraren kosten.«

«Ihr Honorar, meinen Sie?«

«Ja, mein Honorar. Ich rate Ihnen, den Verlust abzuschreiben und als Lehrgeld zu betrachten. Damit kommen Sie am Ende billiger davon.«

Eine gute Minute lang betrachtete Jules Harlow das kindische Ergebnis seiner Suche nach einem Anwalt. Er hatte von David T. Vynn mehr Substanz erwartet, sowohl was seine körperliche Erscheinung als auch sein Alter anbelangte: kurz, einen Mann wie den großen, bärtigen Carl Corunna. Er dachte aber auch daran, daß Physiker, Mathematiker, Dichter, Künstler, Komponisten und fast alle Erfinder (einschließlich seiner selbst) im Alter zwischen zwanzig und dreißig ihre göttlichen Inspirationen gehabt hatten. Und er hatte sich nach dem Besten erkundigt: Also sollte er darauf vertrauen, daß er ihn in David T. Vynn gefunden hatte.

Währenddessen ging David T. Vynn (neunundzwanzig) in dieser langen Minute durch den Kopf, was man ihm von Jules Harlow (einundfünfzig) gesagt hatte: daß eine Gemse auf einem Berghang nicht so schnell oder so weit springen konnte, wie es der Intellekt dieses unscheinbaren Mannes vermochte. Er hatte diesen — für ihn — unbedeu-tenden Fall nur aus Interesse an dem Computergenie angenommen.

«Mr. Vynn«, sagte der graue Mann,»es ist keine Frage des Geldes.«

«Sondern des Stolzes?«Die Frage war fast eine Beleidigung, aber der Anwalt wollte sich über die Kraft und den Ursprung der Motivation seines Klienten Klarheit verschaffen.

Jules Harlow lächelte.»Vielleicht eine Frage des Stolzes. Aber bestimmt eine Frage des Prinzips. «Er hielt kurz inne und fügte dann hinzu:»Ich kenne mich mit den Winkelzügen des amerikanischen Rechts nicht aus. Ich brauche jemanden, der sich meisterhaft darauf versteht. Ich will, daß Patrick Green den Tag verflucht, an dem er auf die Idee kam, mir etwas zu stehlen, und ich werde Sie gewähren lassen, bis Sie selbst aufgeben.«

Patrick Green hatte den falschen Mann bestohlen, dachte David T. Vynn trocken, aber nicht ohne eine gewisse Befriedigung.

Der Klient und der Anwalt trafen sich eine Woche später wieder.

David T. Vynn berichtete:»Um der Verschiebung großer im Drogengeschäft verdienter Geldbeträge zu begegnen, gibt es in Amerika ein Gesetz, das die Banken und andere Finanzinstitutionen verpflichtet, den IRS, die Steuerbehörde, zu informieren, falls Beträge von über zehntausend Dollar in bar an einem Tag auf ein Privatkonto entweder eingezahlt oder davon abgehoben werden.«

«Ja«, nickte Jules Harlow,»ich weiß.«

«Sandy Nutbridge ist verhaftet worden, weil er vor fast drei Jahren innerhalb von zwei Tagen drei große Summen in bar auf sein Konto eingezahlt hat. Die Zahlungen beliefen sich zusammen auf zweiundzwanzigtausend Dollar. Das Verfahren gegen ihn wurde eingestellt nicht aus Mangel an Beweisen, sondern aufgrund der eidesstattlichen Erklärungen Ray Wichelseas und anderer, daß mehrere ordnungsgemäße Kommissionen aus Pferdeverkäufen ihm zufällig in diesem Zeitraum in bar ausgezahlt worden seien. Er hat diese Barbeträge auch als Einkommen deklariert und ordnungsgemäß versteuert. Daraufhin wurde das Verfahren eingestellt.«

«Ende der Geschichte.«

«Nicht ganz. «David Vynn lächelte verhalten.»Der IRS hat Sandy Nutbridge in erster Linie aufgrund von Informationen verhaften lassen, die ein sogenannter Freund, dem er unklugerweise vertraut hatte, zu seinem Schaden hatte durchsickern lassen. Ein befreundeter Anwalt, dem kein Weg, Profit zu machen, verborgen blieb.«

Jules Harlow sagte:»Großer Gott.«

«Genau. «Sein Anwalt nickte.»Patrick Green hat zuerst dafür gesorgt, daß Sandy Nutbridge ins Gefängnis kam, dann dafür, daß er gegen Kaution frei kam, und nun ist er dabei, so erfahre ich, die Dinge weiter aufzurühren, um Nutbridge mit dem Vorwurf, Kokain verkauft zu haben, wieder hinter Gitter zu bringen. Das heißt, falls dieser nicht bereit ist, Green noch einmal fast dreißigtausend Dollar Honorar zu zahlen. Ich muß sagen, daß in Greens blutegelhaften Machenschaften Ihre Zehntausend nur Hühnerfutter sind.«

Ausdruckslos fragte Jules Harlow:»Was können wir unternehmen?«

«Es gibt zwei Wege, die wir beschreiten können. «David T. Vynn war heiteren Sinns: Er liebte einen guten Kampf.

«Sie können ihn vor Gericht zur Rückzahlung des Geldes verklagen, und Sie können vor der Anwaltskammer von South Carolina eine Beschwerde gegen ihn erheben und damit versuchen, ihm die Zulassung für die Tätigkeit als Anwalt zu entziehen.«

«Und was schlagen Sie vor?«

«Beides.«

Nachdem er für geraume Zeit nichts von Jules Reginald Harlow gehört hatte, sagte Patrick Green sich selbstgefällig, daß er absolut richtig gelegen habe und der jämmerliche kleine Bursche aus England entdeckt haben müsse, daß es ihn zuviel kosten würde, große Scherereien zu machen. Er hatte sich gewiß mit seinem Verlust abgefunden und würde keine Schwierigkeiten mehr machen.

Patrick Green, der auf die Vierzig zuging, hatte viele Jahre lang die unscharfen Randbereiche des Rechts abgegrast und niemals die Anerkennung gefunden, die ihm seiner Meinung nach zustand. Er träumte von brillanten Verteidigungserfolgen in großen Mordprozessen, verlor aber bezeichnenderweise die von ihm vertretenen Fälle von Kleinkriminalität vor unbedeutenden Amtsgerichten. Der größte Teil seiner Tätigkeit bestand in diesem Stadium seiner unbefriedigenden Karriere darin, unehrliche Aufträge für andere unehrliche Anwälte auszuführen.»Geschenke «wie Sandy Nutbridge wurden ihm nur selten zuteil.

Daher war es ein häßlicher Schock für ihn, als er die Mitteilung erhielt, daß Jules Harlow ihn wegen Veruntreuung, Unterschlagung und Handelns gegen Treu und Glauben, was seine zehntausend Dollar anbelangte, verklagte. Und es gefiel ihm gar nicht, daß sein Anwalt, David T. Vynn, eine eidesstattliche Aussage von ihm verlangte. Der graue kleine Engländer, überlegte Green mit zusammengezogenen Brauen, hätte seine Lektion beherzigen und sich mit seinen Verlusten abfinden sollen. Er,

Green, würde jetzt dafür sorgen, daß dieser Zwerg nicht nur seinen Prozeß verlor, sondern es als Unglück erachten würde, ihn überhaupt angefangen zu haben.

Patrick Green hatte keine Angst vor der eidesstattlichen Erklärung selbst: Er würde schwören, die Wahrheit zu sagen, und dann lügen, daß sich die Balken bogen. Das hatte er schon oft getan. Die Menschen neigten dazu zu glauben, was in einer eidesstattlichen Erklärung ausgesagt wurde, weil die Falschaussage unter Eid auf einen mit Gefängnisstrafe bewehrten Meineid hinauslief.

Patrick Green, der sich meisterhaft auf falsche Darstellung und Verschleierung verstand, präsentierte seit fast zwei Jahren bei seinen eidesstattlichen Erklärungen überzeugende Lügen, und zwar mit dem Anschein vollkommener Glaubwürdigkeit.

Jules Reginald Harlow traf seinen Anwalt, David T. Vynn, zu einem Frühstück in einem Hotel. David T. Vynn zog Speisesäle den Büros vor, zum einen, weil man dort vor» Wanzen «sicher sein konnte, und zum zweiten, weil er ständig Hunger hatte.

Über Müsli, Eiern und Speckscheiben schilderte er seinem Klienten, daß Patrick Green bei seiner eidesstattlichen Erklärung einschmeichelnd, treuherzig und glaubwürdig gewirkt habe, und bei Erdbeeren, Waffeln und Ahornsirup faßte er Greens Erwiderung auf Harlows Vorwürfe zusammen: Jules Harlow habe Green am Telefon gesagt, er solle die zehntausend Dollar für seine Honorare verwenden. Green könne nicht verstehen, warum Harlow jetzt noch einmal auf die Sache zurückkomme.

«Green wurde bei seiner eidesstattlichen Erklärung von einem Anwalt begleitet, der auch als sein Verteidiger fungiert«, sagte David Vynn.»Er nennt sich Carl Corunna. Ist das die Person, die Ihnen gesagt hat, Sie sollten Ihren Barscheck auf Green ausstellen lassen? Hat er den Scheck entgegengenommen und Ihnen dafür eine Quittung gegeben, der den Scheck zum Gericht befördert hat?«

«Ja.«

«Gut.«

«Wieso ist das gut?«fragte Harlow.

«Weil ich ihn als Vertreter des Beklagten für unzulässig erklären lassen kann. Hm…«, erklärte er, als er Harlows Verwirrung bemerkte,»Carl Corunna ist doch auch ein Zeuge, nicht wahr? Wenn wir zu einem Richter gehen — das heißt, vor Gericht, aber nicht vor den Gerichtshof, sondern eine Nummer kleiner —, dann werde ich ihn wohl überzeugen können, daß Green sich für seine Verteidigung vor Gericht einen anderen Anwalt nehmen muß. Und das wird Mr. Patrick Green eine schöne Stange Geld kosten, die er nicht aufbringen kann, da er die gestohlenen Summen — wie man hört — bereits ausgegeben hat.«

«Es schien so eine einfache Sache zu sein«, seufzte Jules Harlow,»ein wenig Geld für eine Kaution zur Verfügung zu stellen.«

«Verzweifeln Sie nicht.«

David Vynn aß warme, englische, mit Apfelgelee bestrichene Muffins und beobachtete, wie der leicht düstere Ausdruck seines Klienten sich in strahlende Freude verwandelte, als eine lebenssprühende Frau sich ihnen zugesellte, die ihre Haute-Couture-Kleider so selbstverständlich trug wie andere einen Overall.

«Meine Frau«, sagte Harlow und stellte sie mit Stolz vor.

«Sie meint, es sei verrückt von mir gewesen, auf die arme Mrs. Nutbridge zu hören, und dieser Patrick Green fasziniert sie.«

«Sie haben diese Zweijährige für Ihre Frau gekauft und dabei Sandy Nutbridge kennengelernt?«fragte David Vynn.

Jules Harlow nickte. David Vynn sah von einem zum anderen und dachte, daß Patrick Green sich nicht die geringste Hoffnung machen könne, solchen Leuten irgendwelchen Schmutz wie Drogenhehlerei anhängen zu können.

Obwohl der Richter, an den sie sich wandten, mit David Vynn übereinstimmte, daß Patrick Green einen anderen Anwalt zu seiner Verteidigung vor Gericht engagieren sollte, war es weiterhin Carl Corunna, der in seinem Auftrag tätig wurde, als er seinerseits eine eidesstattliche Erklärung von Jules Reginald Harlow verlangte.

«Ich werde neben Ihnen sitzen«, erklärte der junge David Vynn seinem Klienten,»aber es ist mir nicht gestattet, die Fragen für Sie zu beantworten. Das werden Sie tun. Vergessen Sie nicht, daß Sie unter Eid geschworen haben, die Wahrheit zu sagen. Denken Sie nach, bevor Sie antworten. Man wird versuchen, Sie in eine Falle zu locken. Mit raffinierten Fragen. Wenn es denen gelingt, Sie in Widersprüche zu verwickeln, werden wir vor Gericht den kürzeren ziehen.«

Wie beruhigend, dachte Jules Harlow. Er begab sich zusammen mit David Vynn in die Kanzlei Carl Corunnas und stand dort in einem Sitzungsraum zum ersten Mal Patrick Green von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er hatte eigentlich erwartet, die Verworfenheit in Person zu erblicken, aber Greens Erfolg in der Welt beruhte auf einem glaubhaft überzeugenden Äußeren.

Green betrachtete Harlow als einen Trottel, der gutes Geld in die Gosse warf; ihm fehlte jedes Verständnis für den Geist des Mannes, dem er gegenüberstand. Angesichts einer von Kriegen zerrissenen und von Hungersnöten geplagten Welt betrachtete Jules Harlow den strittigen Besitz der zehntausend Dollar als unwesentlich. Aber dennoch glaubte er daran, daß Gerechtigkeit wichtig war, ganz gleich, ob im großen oder im kleinen, und er würde bis zum Äußersten gehen, um die Gültigkeit seiner Überzeugung unter Beweis zu stellen.

Abgesehen von den vier Männern, die einander paarweise — Corunna und Green versus Harlow und Vynn — an einem Ende des langen, glänzenden Tisches gegenübersaßen, war eine Gerichtsprotokollantin anwesend, die jedes gesprochene Wort unverzüglich maschinenschriftlich festhielt. Außerdem nahm eine Videokamera die Befragung auf, so daß, sofern die Notwendigkeit dazu bestand, die maschinenschriftlichen Aufzeichnungen später mit dem Videoband verglichen werden konnten, um zu beweisen, daß es keine unzulässigen Änderungen darin gegeben hatte.

Jules Harlow legte einen Eid ab, die Wahrheit zu sagen, und hielt sich daran. Carl Corunna versuchte ihn zu dem Eingeständnis zu nötigen, er sei damit einverstanden gewesen, daß Green die ihm vom Distriktjustitiar zurückgezahlte Kaution als einen Teil seines Honorars einbehielt.

«Auf keinen Fall«, sagte Jules Harlow.

«Sie haben den Barscheck auf Mr. Green persönlich ausstellen lassen, nicht wahr?«

«Ja. Weil Sie es mir gesagt haben.«

«Haben Sie sich auf dem Scheck ausbedungen, daß er für einen speziellen Zweck zu verwenden sei?«

«Sie wissen, daß er dazu bestimmt war, die Kautionssumme zu vervollständigen, damit Sandy Nutbridge freikam, um die Ferien mit der Familie zu verbringen.«

«Beantworten Sie die Frage«, wies Corunna ihn an.»Haben Sie auf dem Scheck festgesetzt, für welchen Zweck er zu verwenden war?«

«Also… Nein.«

«Haben Sie auf dem Scheck vermerkt, daß Sie erwarten, daß er Ihnen wiedergegeben würde?«

«Nein«, sagte Harlow.»Und warum«, fügte er bitter hinzu,»warum haben Sie als Anwalt mich nicht angewiesen, den Scheck direkt auf den Distriktjustitiar auszustellen? Ray Wichelsea hat es so gemacht, und er hat sein Geld ohne Schwierigkeiten zurückbekommen. Sie haben mir selbst gesagt, ich solle den Scheck auf Patrick Green persönlich ausstellen lassen. Wenn Sie wußten, daß das, was ich nach Ihren Anweisungen tat, nicht ratsam war, warum haben Sie mir diese Anweisungen dann gegeben?«

Carl Corunna weigerte sich zu antworten. Er sei es, sagte er, der hier die Fragen stelle.

Die Sitzung dauerte fünfundvierzig Minuten.

«Sie werden Ihre Erklärung vor Gericht nicht verwenden wollen«, sagte David T. Vynn nachher befriedigt.»Sie hören sich viel zu ehrlich an.«

«Ich habe die Wahrheit gesagt.«

«Es ist nicht immer die Wahrheit, der man glaubt.«

Die Mühlräder der Justiz schienen sich mit Schneckengeschwindigkeit zu drehen. Der Tag, da Jules Harlow die Zweijährige gekauft hatte, lag schon über zwei Jahre zurück, als er einen Anruf von David T. Vynn erhielt. Vynn teilte ihm mit, daß der Beschwerdeausschuß der Anwaltskammer von South Carolina bereit sei, seine Bitte, auf hinreichenden Verdacht zu erkennen, anzuhören.»Meine Bitte wonach?«fragte Jules Harlow verständnislos. Er hatte zu dieser Zeit den Kopf voll von Visionen, wie man Persönlichkeit und Gedächtnis auf implantierbaren Mikrochips speichern könne, um so in Unordnung geratene Gehirne wieder funktionsfähig zu machen. Seine geliebte Frau, die nach wie vor mit seinen Pferden glücklich war, führte ihn abends die Bürgersteige entlang, damit er in seiner Geistesabwesenheit nicht vor einen fahrenden Bus geriet.

David Vynn sagte:»Nächsten Dienstag in drei Wochen, abends um acht Uhr, in dem Hotel, wo wir uns zum Frühstück getroffen haben.«

«Ich dachte, wir gingen vor Gericht.«

«Nein, nein«, erklärte sein Anwalt ihm geduldig.»Wenn Sie sich erinnern, sagte ich Ihnen ganz zu Anfang, daß wir zwei Wege gehen. Der eine besteht darin, ein Verfahren anzustrengen, eine eidesstattliche Erklärung abzulegen und langsam den gewundenen Rechtsweg zu beschreiten; der andere ist eine Beschwerde vor der Anwaltskammer von South Carolina. Diese Beschwerde — Ihre Beschwerde gegen Patrick Green — steht dort jetzt endlich auf der Tagesordnung.«

«Die Doppelhelix«, murmelte Jules Harlow.

«Was? Ja, ich denke schon. Sie werden doch zur Anhörung vor der Anwaltskammer erscheinen, nicht wahr?«

Während dieser zwei Jahre war Sandy Nutbridge noch einmal verhaftet worden und wieder frei gekommen. Patrick Green, sein ehemaliger Freund, hatte wieder Informationen über ihn erfunden und in Umlauf gebracht und ihn mit einer Art Judaskuß hinter Gitter gebracht, aber diesmal hatte Sandy — seine Familie war sicher in England

— keinen Versuch gemacht, die Kautionssumme aufzubringen, sondern sich statt dessen dafür entschieden, resi-gniert hinter Gittern auf den Termin seiner Verhandlung zu warten.

Er entschied sich außerdem dafür, sich nicht durch Green, sondern durch einen Anwalt, der vom Gerichtshof pro bono festgesetzt wurde, verteidigen zu lassen, und obwohl er das Verfahren verlor und kleinerer finanzieller Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit seinen Pferdeverkäufen für schuldig befunden wurde, konnte ihm doch der weitaus schlimmere Vorwurf des Handels mit Kokain nicht angehängt werden. Er wurde zu einer Strafe verurteilt, die er mit der Untersuchungshaft bereits abgesessen hatte, und das bedeutete, daß er unverzüglich auf freien Fuß gesetzt wurde. Ray Wichelsea ließ ihn frohgemut weiter Pferde verkaufen, zahlte ihm seine Kommissionen jetzt aber per Verrechnungsschecks und nicht mehr in bar. Da Sandy Nutbridge für seine Mutter ebenfalls eine Beschwerde vor der Anwaltskammer von South Carolina eingereicht hatte — mit der gleichen Begründung wie David T. Vynn —, hatte der Ausschuß entschieden, beide Beschwerden zusammen anzuhören. Mrs. Nutbridge, die auf ihre Weise ebenso eisern entschlossen war wie Jules Harlow auf seine, erleichterte ihr Sparschwein um die letzten Pfunde und kam mit Hilfe von Coupons für Freiflugkilometer aus ihrem Supermarkt noch einmal über den Atlantik.

Sie traf mit Jules Harlow zum ersten Mal im Warteraum der teuren Geschäftssuite des Hotels zusammen, das die Anwaltskammer von South Carolina für ihre Anhörung ausgewählt hatte. Niemand machte sie förmlich miteinander bekannt, aber sie gingen auch so vorsichtig aufeinander zu, bis Jules Harlow (wie immer im grauen Anzug) die grauhaarige Großmutter, die ihr bestes Kleid trug, fragte:

«Sind Sie… eh…?«, und sie selbstbewußt erwiderte:

«Mr. Harlow, nicht wahr?«

Ohne sich in Rage zu reden, schütteten sie einander ihr Herz aus. Sandy Nutbridge sandte ihr zuverlässig kleine Beiträge, um so ihre Schulden zurückzubezahlen, hatte allerdings zu diesem Zweck seine teure Wohnung am See aufgeben müssen. Sie hielt Patrick Green für einen unsäglichen Schurken. Jules Reginald Harlow mußte an den Tag denken, als er ihrem Seufzen nachgegeben hatte, und vermutete, daß er es wieder tun würde, wenn er sich noch einmal in der gleichen Situation befände.

Jules Harlows lebenslustige Frau — sie meinte, sie hätte das Treffen der Anwaltskammer nicht für alle Vollblüter Kentuckys missen mögen — war gleich voller Mitleid für Mrs. Nutbridge und heiterte sie mit einigen munteren Scherzen auf. So kam es, daß die beiden Frauen in einer gleichförmigen Reihe langer Gesichter bald die einzigen Ausnahmen waren. Mrs. Nutbridge fand auch äußerlich sichtbar von ängstlicher Anspannung zu fester Entschlossenheit. Jules Harlows Frau sagte:»Ran an die Buletten!«

Es dauerte eine Weile, bis Jules Harlow begriff, daß der Beschwerdeausschuß seine Sitzung in dem großen Sitzungssaal gegenüber dem Empfangsbereich der Suite bereits begonnen hatte, und als David T. Vynn eintraf, bestätigte ihm dieser das.

Die vierzehn Anwälte, die zur Zeit dem Beschwerdeausschuß angehörten, hatten bereits seit fast einer Stunde den Lügen und Wahrheitsverzerrungen Patrick Greens gelauscht.

«Sie werden ihm glauben!«rief Jules Harlow niedergeschlagen.

David T. Vynn blickte von ihm zu Mrs. Nutbridge.»Es liegt an Ihnen, sie davon zu überzeugen, daß hinreichende Verdachtsgründe vorliegen.«

Jules Harlow fragte noch einmal:»Was sind hinreichende Verdachtsgründe?«

«Im Prinzip ist es so, daß, wenn der Ausschuß hinreichende Verdachtsgründe ausmacht, er zu einem späteren Termin gegen den betreffenden Kollegen verhandelt und ihn ausschließt, so daß er nicht mehr als Anwalt praktizieren kann — falls er oder sie zum Beispiel den ganzen Berufsstand in Verruf gebracht haben.«

«Wie bei den Ärzten?«fragte Mrs. Nutbridge.

David Vynn nickte.»Genau so.«

Zuerst rief der Ausschuß Mrs. Nutbridge allein auf. Jules Harlow wurde eine halbe Stunde später hineingerufen. Jeder von ihnen sah sich — einer nach dem anderen — in einem hell erleuchteten Raum vierzehn ernst dreinschauenden Anwälten gegenüber, die an einem langen Tisch saßen. Der Ausschußvorsitzende an einem Ende des Tisches bat Mrs. Nutbridge und später dann Jules Harlow, auf einem der wenigen leeren Stühle Platz zu nehmen und die ihnen gestellten Fragen zu beantworten.

Mrs. Nutbridge wurde ein Platz ungefähr in der Tischmitte zugewiesen; Jules Harlow sollte sich nach einem Wink des Ausschußvorsitzenden auf den einzig verbliebenen freien Platz am anderen Ende des Tisches setzen — zu seiner Bestürzung direkt neben Patrick Green. Auf Greens anderer Seite saß Carl Corunna. Eins schlimmer als das andere. Ausdruckslos nahm Jules Harlow seinen ihm zugewiesenen Platz ein und begann, recht hölzern, fast benommen wegen Greens körperlicher Nähe, die Fragen des Vorsitzenden zu beantworten. Die meisten davon setzten Greens Lügen als Tatsachen voraus.

Jules Harlow wußte, daß er seine Sache schlecht machte. Die versammelten Anwälte warfen sich angesichts seiner Antworten ungläubige Blicke zu, und Green neben ihm entspannte sich. Carl Corunna rümpfte die Nase.

Jules Harlow hörte im Geiste noch einmal David Vynns

Stimme:»Es ist nicht immer die Wahrheit, der man glaubt.«

Wenn man mir nicht glaubt, dachte er, ist es meine eigene Schuld.

Der Ausschußvorsitzende schaute in seine Notizen, die vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet lagen, und fragte Jules Harlow, an welchem Tag er Patrick Green am Telefon versprochen habe, daß er die zehntausend Dollar einbehalten könne, sobald sie vom Gericht zurückgegeben würden.

Der Vorsitzende, übergewichtig und mit chronischen Verdauungsstörungen geschlagen, fand die Verhandlung ermüdend. Die Hälfte der Ausschußmitglieder kämpfte gegen den Schlaf. Patrick Green lächelte.

Jules Harlow holte tief Luft und sagte laut:»Ich hätte niemals der Bezahlung irgendwelcher Honorare für Sandy Nutbridge zugestimmt.«

Einer der vor sich hin dösenden Anwälte riß weit die Augen auf und sagte:»Warum nicht?«

«Weil ich ihn nicht kannte.«

«Aber…«

«Als ich das Geld für seine Kaution zur Verfügung stellte, hatte ich ihn erst ein einziges Mal gesehen. Und zwar an dem Tag, als ich ein Pferd von ihm kaufte. Ein ganz gutes Pferd, wie sich herausstellte. Eine Stute. Vielleicht würden Sie gerne morgen im vierten Rennen auf sie setzen.«

Eine Welle der Erheiterung spülte jede Neigung zum Einschlafen davon.

«Wenn Sie Nutbridge nicht kannten…«, der Vorsitzende runzelte die Stirn,»… warum haben Sie dann Geld für seine Kaution zur Verfügung gestellt?«

«Wegen seiner Mutter. Ich habe es für sie getan. «Jules zeigte auf Mrs. Nutbridge.»Ich tat es, weil sie weinte. Ich tat es, weil sie Engländerin ist und ich Engländer bin. Sie in Ihrem Fall würden vielleicht die Hilfe eines amerikanischen Landmanns finden, wenn einer von Ihnen im Ausland darum bäte. Ich habe es einfach getan, weil ich es wollte.«

Einen kurzen Augenblick lang schwiegen alle erstaunt, bis sich eine Dame aus dem Ausschuß räusperte und mit einem Anflug von Humor bemerkte:»Wenn Sie mir die Frage gestatten, Mr. Harlow, sind zehntausend Dollar für Sie ein großer Batzen Geld?«

Jules Harlow lächelte.»Eigentlich nicht. Ich bitte Sie nicht, Patrick Green dazu zu bringen, mir zurückzugeben, was mir gehört, weil ich dieses Geld benötigte. Sondern wegen der Prinzipien, die hier auf dem Spiel stehen. Weil er Sie alle an der Nase herumführt.«

Harlow holte noch einmal tief Luft und sagte in das anhaltende Schweigen hinein:»Wenn ich es mir nicht hätte leisten können, zehntausend Dollar zu verlieren, dann wäre ich Mrs. Nutbridge nicht zu Hilfe gekommen. Aber ich hätte mich auf keinen Fall einverstanden erklärt, die Anwaltshonorare ihres Sohnes zu begleichen. Warum hätte ich das tun sollen? Ich habe kein einziges Mal mit irgend jemandem über irgendwelche Honorare geredet, nicht mit Patrick Green noch mit Carl Corunna noch mit Sandy Nutbridge. Ich habe darauf vertraut, daß Sandy Nutbridge seine Kaution durch termingerechtes Erscheinen vor Gericht auslösen würde, und das hat er getan. Ich habe einem Anwalt vertraut, daß er mir das Geld, von dem er wußte, daß ich es in gutem Glauben für eine Kaution gegeben habe, zurückgeben würde, und er hat es einbehalten. Ich habe einem Pferdehändler vertraut, und ich habe einem Anwalt vertraut. Wem von beiden hätten Sie Ihr Geld anvertraut?«

Der Beschwerdeausschuß verhandelte hinter geschlossenen Türen weiter und verkündete am nächsten Tag, daß er keinen» hinreichenden Verdacht «feststellen könne und daß der Fall damit abgeschlossen sei.

«Ich habe es vermasselt«, sagte Jules Harlow in der gleichen Woche bei einem Frühstück mit David Vynn düster.

«Das haben Sie bestimmt nicht«, versicherte David Vynn ihm.»Ich habe mir sagen lassen, daß der Ausschuß beinahe ausnahmslos Ihnen geglaubt hat und nicht Patrick Green.«

«Warum dann aber…?«:

«Sie schließen fast nie einen Kollegen aus. Selbst wenn sie wissen, daß Green bis zum Hals in der Sache drinsteckt, lassen sie ihn gehen, wenn auch nur die geringste Möglichkeit eines Zweifels besteht. Der geringste Zweifel ist ausreichend, wußten Sie das nicht?«

Jules Harlow sah zu, wie David T. Vynn sich daranmachte, einen Stapel Buchweizenpfannkuchen mit Bananen zu vertilgen.

«Wie auch immer«, sagte Jules Harlow,»Patrick Green ist damit durchgekommen.«

David löffelte sich geschlagene Butter auf seine Pfannkuchen und nahm in Vorfreude auf den dramatischen Augenblick einen besonders großen Happen auf seine Gabel.

«Patrick Green«, sagte er,»ist nichts dergleichen.«

«Er hat immer noch mein Geld.«

«Ich habe Ihnen von Anfang an gesagt, daß es unwahrscheinlich ist, daß Sie es zurückbekommen.«

«Aber wie ist es dann möglich, daß er nicht damit davongekommen ist?«

David Vynn widmete sich gedankenverloren seinem Pfannkuchen.»Ich habe unglaublich ergiebige Informationsquellen. Man erzählt mir so dies und das, wissen Sie. Man sagt mir, daß Sie den Beschwerdeausschuß in Erstaunen versetzt hätten. Sie gelten dort als ein makellos ehrlicher Zeuge. «Er hielt inne.»Sie alle wissen, daß Sie es sein werden, dem man glaubt, wenn vor Gericht gegen Patrick Green verhandelt wird.«

«Wenn!«

«Das ist der Punkt, über den ich mit Ihnen reden will. Der Weg zu einer Verhandlung führt von der Klageerhebung zur eidesstattlichen Erklärung, und danach ergeht ein Vermittlungsangebot für eine außergerichtliche Einigung. Nur wenn diese fehlschlägt, kommt der Fall zur Verhandlung. Nun, Patrick Green hat einer außergerichtlichen Schlichtung zugestimmt.«

«Ich verstehe nicht, warum Sie das so froh stimmt«, sagte Harlow.

«Das werden Sie schon noch.«

Mit schneckenhafter Langsamkeit drehten sich die Mühlen des Gesetzes weiter; aber endlich kam es zu einem Treffen zwischen David Vynn, seinem Klienten und einer Schlichterin, die sich als eine etwas gewitzigtere Version der großmütterlichen Mrs. Nutbridge erwies.

«Unser Ziel«, sagte sie,»besteht darin, die Bedingungen einer Einigung zwischen Mr. Green und Mr. Harlow zu klären, ohne dafür die Zeit oder die Kosten einer Gerichtsverhandlung in Kauf nehmen zu müssen. «Sie hielt inne.

«Mit Mr. Green habe ich bereits gesprochen.«

Schweigen.

«Er ist gewillt zu verhandeln«, sagte sie.

David Vynn bemerkte ironisch:»Ich nehme an, das bedeutet, daß er willens ist, den Verlust seines Hauses und seines Wagens und seiner Kanzlei und seines gesamten sonstigen Eigentums zu vermeiden. Er ist gewillt, eine dreimal so hohe Geldstrafe zu vermeiden. Er ist gewillt, keinen Schadenersatz zu leisten. Wie großzügig von ihm!«

«Was kann er anbieten, das Sie akzeptieren würden?«

Heiliger Himmel, dachte Jules Harlow, dem es wie Schuppen von den Augen fiel, Patrick Green gibt seine Schuld zu.

Patrick Green hatte in der Tat — konfrontiert mit der nackten Wahl zwischen einer Verurteilung wegen Veruntreuung, Unterschlagung und Handelns gegen Treu und Glauben mit automatisch folgendem Verlust seiner Anwaltslizenz und der Rückzahlung wenigstens dessen, was er Jules Harlow und Mrs. Nutbridge vorenthalten hatte — ganz plötzlich entdeckt, daß man draußen in der Welt wirklich Geld verdienen konnte, selbst wenn das bedeutete, im Supermarkt die Regale einzuräumen.

Die Schlichterin sagte:»Mr. Green bietet Ihnen fünftausend Dollar: die Hälfte der Summe, die Sie für die Kaution aufgewendet haben.«

«Mr. Green«, sagte David Vynn vergnügt,»mag das mit zwei multiplizieren. Wenn mein Klient rachsüchtig wäre, könnte er es mit vier multiplizieren.«

«Mr. Green hat mit den Kautionsgeldern Gläubiger befriedigt, die ihn sonst hätten zusammenschlagen lassen.«

«Gleich kommen uns die Tränen«, sagte David Vynn.

«Mr. Green hat Mrs. Nutbridge ihre Pension gestohlen.«

Jules Harlow hörte fasziniert zu.

«Sandy Nutbridge«, erwiderte die Schlichterin,»zahlt ihr zurück, was sie aufgewendet hat, um ihn frei zu bekommen. Mrs. Nutbridges Schulden sind die Angelegenheit ihres Sohnes.«

«Patrick Green hat Sandy Nutbridge zweimal bei der Steuerbehörde angeschwärzt«, meinte David Vynn trocken.

«Und zwar von Anfang an mit der Absicht, sich ein Vermögen an unnötigen Anwaltshonoraren von seinem sogenannten Freund zusammenzustehlen. Mr. Harlows Kautionsanteil, diese zehntausend Dollar, waren dann nur noch ein nicht geplantes Zubrot.«

«Mr. Green wird die Hälfte von Mr. Harlows Einsatz zurückzahlen.«

«Nein«, sagte David Vynn ruhig.»Alles.«

«Er hat kein Geld.«

«Mr. Harlow wird warten.«

Die alten, erfahrenen Augen betrachteten den klugen David T. Vynn mit Vergnügen: jung genug, um ihr Sohn zu sein, zu jung, um Mitleid mit einem Gauner zu haben. Sie setzte einen Termin fest, zu dem die Schlichtung endgültig vereinbart werden sollte.

Als Jules seiner geliebten Frau zum dritten Hochzeitstag ein neues Pferd versprach, beschloß sie, sich an den Chef der Vollblutagentur, Ray Wichelsea persönlich, zu wenden, um ihn um Rat zu fragen Ray Wichelsea, der sie als Kundin mehr als alle anderen schätzte, fand einen Zweijährigen für sie mit glänzenden Aussichten für das Triple Crown im folgenden Jahr.

Mrs. Harlow fragte, ob er irgendwelche Nachrichten von Mrs. Nutbridge habe, die ihr bei ihrer Begegnung vor dem Beschwerdeausschuß spontan gefallen hatte. Sandy Nutbridge hatte mittlerweile genug Geld zusammengespart, um sich von David Vynn beraten zu lassen, erzählte Ray Wichelsea ihr, und so hatte Patrick Green eilig auch in ihrem Fall einer Schlichtung zugestimmt.

Als es Zeit war, zu Bett zu gehen, meinte Mrs. Harlow zu Jules:»Selbst wenn sie den größten Teil ihres Geldes zurückbekommt, wird Mrs. Nutbridge wohl niemals wieder für irgend jemanden eine Kaution aufbringen wollen.«

Ihr Mann ließ sich durch den Kopf gehen, was er gelernt hatte, und dachte an die Tausender, die er ganz frohgemut für Anwaltshonorare ausgegeben hatte, um Patrick Green eine Niederlage zuzufügen.»Ich habe gehört«, sagte er,»daß es die Möglichkeit gibt, jemanden auf Kaution frei zu bekommen, indem man sich lediglich zur Zahlung der Kautionssumme verpflichtet und sie nur dann und erst dann wirklich bezahlt, wenn der Angeklagte untertaucht. Aber auf die Art und Weise ist es teuer. Es mag besser sein, vielleicht aber auch schlechter. Ich muß bei Gelegenheit einmal unser Wunderkind, David Vynn, danach fragen.«

Es gab ein weiteres ruhiges Treffen an einem Sitzungstisch, in der gleichen Paarung wie schon zuvor: Patrick Green und Carl Corunna gegen Jules Reginald Harlow und David T. Vynn.

Die großmütterliche Schlichterin, die einen grauen Geschäftsanzug trug — er war ebenso förmlich wie der von Jules Harlow und ebenso gesichtslos wie der des Anwalts —, schüttelte ihnen allen kurz die Hand, nahm am Kopf des Tisches Platz, teilte ein einfaches Dokument in mehreren Kopien aus und bat sie alle zu unterschreiben.

Jules Harlow fühlte sich trotz seiner Verluste von dem starken Gefühl erfüllt, daß die Gerechtigkeit gesiegt hatte. Hier hatten sie nun, dachte er bei der Unterzeichnung, einen Kampf auf Leben und Tod mit Stift und Papier und nicht mit Feuerwaffen ausgetragen. Patrick Green bestahl vielleicht andere, aber wenigstens erschoß er niemanden.

Patrick Green mußte sich düster eingestehen, daß er sowohl Jules Harlows Hartnäckigkeit als auch David Vynns meisterschaftlichen Umgang mit dem Recht unterschätzt hatte. Außerdem hatte der Vorsitzende des Beschwerdeausschusses furchterregende Drohungen von sich gegeben: Beim leisesten Gerücht eines Fehlverhaltens könne Green seine Lizenz in den Müll werfen. Aber mit der Zeit, dachte Patrick Green, mit der Zeit würde ihm wohl wieder etwas Neues einfallen, würde er irgendeinen anderen Trottel finden.

Verärgert unterzeichnete er das Dokument, das ihn verpflichtete, seine Schuld in vier Raten von jeweils zweitausendfünfhundert Dollar an Jules Harlow zurückzuzahlen.

Das Dokument kam im Ergebnis einem vollen Geständnis gleich.

Die Justiz wandte Patrick Green den Rücken zu und gab ihm nichts mehr zu tun.

Ein Jahr lang hatte er schlecht bezahlte Jobs und beglich lieber seine Raten bei Jules Harlow — widerwillig, aber pünktlich —, als sich vor Gericht wiederzufinden.

Vier weitere Jahre lang schuftete er, um das Mrs. Nutbridge gestohlene Geld zurückzuzahlen. Eine Verurteilung allerdings, das wußte er, wäre noch viel schlimmer gewesen. Nachdem er schließlich von seinen Schulden frei war, nicht aber von der ihm innewohnenden Unehrlichkeit, zog er in einen anderen Staat und verkaufte dort kleingedruckte Versicherungen.

Ein Mann, den er dort betrog, wählte einen direkteren Weg, um sich Gerechtigkeit zu verschaffen, als Jules Reginald Harlow es getan hatte, und schlug Patrick Green in einer dunklen Nebenstraße zu Brei.

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