27. KAPITEL

»Es war bestimmt das Tier, das auf Eiríkurs Brust gebunden war«, sagte Matthias. »Zumindest sehe ich nirgendwo einen Fuchs.« Dóra und er waren auf Birnas und Robins Spuren nach Kreppa gewandert und standen an der Stelle, an der diese den Fuchs gefunden hatten. Er war nirgends zu sehen.

»Ein anderes Tier könnte seine Überreste gefressen haben, aber wahrscheinlich hast du recht«, meinte Dóra. »Wir haben hier bisher nur Schafe gesehen, und ich bezweifle, dass die Füchse fressen.« Sie schaute zum Himmel. »Vielleicht Vögel, aber dann wären die Knochen noch da.«

»Der Mörder muss also hier gewesen sein«, folgerte Matthias. Er schlug mit einem Zweig, den er auf der Suche nach dem Kadaver aufgehoben hatte, leicht ins hohe Gras.

»Oder er hat den Fuchs geschossen und ist ihm hierher gefolgt, nachdem Birna und Robin wieder weg waren«, überlegte Dóra. »Ich würde wirklich gerne wissen, welchen Zweck dieser Fuchs haben sollte.«

»Vielleicht kommt der rettende Engel Bella dahinter«, meinte Matthias. »Vielleicht sollte der Fuchs etwas symbolisieren.«

»Du meinst eine Botschaft?«, sagte Dóra skeptisch. »Vom Tierschutzverein oder so?«

»Nein, vom Mörder«, entgegnete Matthias. »Vielleicht steckt eine verstörte Person dahinter, die dadurch etwas mitteilen möchte. Ist denn vollkommen auszuschließen, dass etwas Derartiges auch an Birna festgebunden war?«

»Nicht, dass ich wüsste«, antwortete Dóra. »Zumindest war davon nie die Rede. Beide hatten Nadeln in den Fußsohlen, aber niemand hat im Zusammenhang mit Birna einen Fuchs oder ein anderes Tier erwähnt.«

Sie blieben auf dem Platz vor dem alten Hof stehen. »Wem gehört das Auto?«, fragte Matthias und zeigte auf einen geparkten Renault Mégane, ein ziemlich neues Modell.

Dóra zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Hier sollte niemand sein.« Sie betrachtete die Fenster des Hauses und sah, dass Licht eingeschaltet war. »Vielleicht packen die Geschwister den Rest der Sachen ein. Ich hoffe es.« Sie zog die Hausschlüssel hervor, und sie gingen zur Tür, die unverschlossen war. Dóra öffnete und steckte den Kopf hinein. »Hallo!«, rief sie. »Ist da wer?«

»Hallo!«, wurde zurückgerufen. Schritte näherten sich. »Ach, hi«, ertönte eine freundliche Stimme, und Elíns Tochter Bertha erschien. Sie hatte ihr Haar mit einem Band aus dem Gesicht gebunden und ein schmutziges Staubtuch in der Hand. »Ich hab mich total erschreckt«, sagte sie. »Kommt rein; ich packe für Mama und Onkel Börkur die alten Sachen ein.« Sie wedelte mit dem Staubtuch. »Hier ist so viel Staub, dass ich jedes Teil abwischen muss, bevor ich es einpacke, auch wenn mich das aufhält.«

Matthias erwiderte ihr Lächeln, froh, jemanden anzutreffen, der sich daran erinnerte, dass er Ausländer war, und Englisch mit ihnen sprach. »Hallo.« Er reichte ihr die Hand. »Nett, dich wiederzusehen.«

»Gleichfalls«, sagte Bertha. »Ich war so schlau, eine Thermoskanne mitzubringen, und hab gerade Kaffee gemacht. Eigentlich kommt ihr wie gerufen. Steini möchte nämlich keinen Kaffee, und ich hab zu viel gemacht.«

Sie folgten ihr in die Küche, wo der junge Mann in seinem Rollstuhl saß. Wie beim letzten Mal verdeckte er sein Gesicht mit einer tief heruntergezogenen Kapuze, aber als sie eintraten, spähte er sie darunter an. Er sagte jedoch nichts. »Gäste, Steini«, rief Bertha, woraufhin dieser etwas Schwerverständliches murmelte. »Bitte sehr«, sagte sie und zeigte auf die neben der Spüle aufgereihten Porzellantassen. »Ich hab sie gespült«, fügte sie lächelnd hinzu.

»Vielen Dank«, entgegnete Dóra. »Mir fällt jetzt erst auf, was für einen Kaffeedurst ich habe.« Sie schenkte sich eine Tasse ein und anschließend eine Zweite für Matthias. »Ist das nicht verdammt viel Arbeit?«, fragte sie, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte.

»Doch«, sagte Bertha energisch. »Ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe, meine Hilfe anzubieten.« Dann fügte sie hinzu: »Obwohl mir das eigentlich Spaß macht. Es ist eigenartig, mit den Dingen zu hantieren, die Urgroßvater Grímur und Urgroßmutter Kristrún gehört haben.«

»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Dóra. »Wir sind hergekommen, um einen Blick auf Birnas Arbeitszimmer zu werfen. Soweit wir informiert sind, hatte sie im ersten Stock einen Arbeitsplatz. Stimmt das?«

»Ja«, antwortete Bertha. »Soll ich ihn euch zeigen? Allerdings ist da nicht viel drin, nur Zeichnungen und so, aber kein Computer. Sie hatte einen Laptop, den wollte sie hier nicht anschließen.«

Sie zeigte auf das Kabel der Kaffeemaschine. »Die Steckdosen sind so alt, dass man einen speziellen Adapter braucht, und Birna befürchtete, die Spannung wäre ungleichmäßig. Sie wollte nicht riskieren, den Computer kaputt zu machen. Sie hat ihn immer im Hotel aufgeladen, bevor sie herkam.«

»Das macht nichts«, sagte Matthias. »Wir suchen nicht unbedingt nach einem Computer, wir möchten nur wissen, womit sie beschäftigt war.«

Bertha kniff die Augen zusammen. »Glaubt ihr, der Mord hat mit dem Haus zu tun, das sie entworfen hat?« Ihre Stimme ließ Zweifel erkennen. »Ist doch klar, dass der Mörder ein völlig durchgeknallter Sexualtäter war, oder?«

»Nein, das ist keineswegs klar«, erwiderte Dóra, beschloss jedoch, Jónas’ Festnahme noch nicht zu erwähnen. Das Mädchen könnte Dóra und Matthias sonst für Komplizen des Mörders halten, einen Rückzieher machen und ihnen ihre Hilfe verweigern. »Aber es ist unwahrscheinlich, dass Birnas Entwurf etwas mit dem Mord zu tun hat. Wir wollen nur abchecken, ob dort etwas ist, was zur Aufklärung des Falls beitragen könnte.«

»Verstehe«, antwortete Bertha. »Also, seit sie ermordet wurde, war ich nicht mehr dort. Ich dachte, die Polizei würde das Zimmer untersuchen, deshalb wollte ich nichts durcheinanderbringen. Aber sie war noch nicht hier; vielleicht ist das Zimmer nicht wichtig.« Sie wandte sich an Dóra. »Du bist doch Rechtsanwältin, oder? Die Anwältin von Jónas vom Hotel?«

»Ja«, antwortete Dóra und betete, dass das Mädchen nicht nach dem Befinden ihres Mandanten fragen würde.

»Dann darfst du bestimmt rein«, sagte sie. »Du bringst doch nichts durcheinander, oder?«

»Oh Gott, nein«, log Dóra unbeeindruckt. »Das würde ich nie tun. Wir nehmen nichts weg. Wollen nur mal kurz gucken.« Sie trank einen Schluck. »Der Kaffee ist sehr gut«, sagte sie und lächelte.

»Danke«, antwortete Bertha. »Manche finden ihn zu stark.« Sie wies mit dem Kinn in Richtung Steini.

»Er ist zu stark«, klang es unter der Kapuze hervor. »Viel zu stark.«

Matthias war offenbar in solchen Situationen weniger unsicher als Dóra, denn er antwortete Steini prompt: »Tu Milch rein. Das ist das Geheimnis«, sagte er ganz natürlich. »Solltest du mal probieren. Sahne ist noch besser.«

»Vielleicht«, sagte Steini. »Ich mag lieber Limo.«

Bertha lächelte Matthias dankbar zu, und Dóra wünschte, ihr würde etwas einfallen, was sie zu dem jungen Mann sagen könnte. Es hatte etwas Rührendes, wie liebevoll sich das Mädchen um ihn kümmerte. »Soll ich euch das Zimmer zeigen?«, fragte Bertha plötzlich. »Steini und ich wollten nämlich für heute Schluss machen.« Sie ging zur Tür, die in den Flur führte.

»Sehr gerne«, antwortete Dóra und stellte die Tasse ab. Matthias tat es ihr gleich. »Ihr könnt ruhig gehen, wenn ihr wollt«, sagte Dóra und folgte Bertha. »Wir nehmen nichts und machen nichts kaputt.«

»Ist schon okay«, entgegnete Bertha. »Ich muss sowieso noch kurz zusammenpacken.«

Die drei stiegen im Gänsemarsch die Treppe hinauf zur Tür von Birnas Zimmer. Es war der Raum, den Dóra und Matthias bei ihrem letzten Besuch nicht hatten öffnen können. »Als ich von dem Mord gehört hab, habe ich abgeschlossen«, erklärte Bertha, während sie sich mit dem im Schloss klemmenden Schlüssel abplagte. Am Ende gelang es ihr, ihn geschickt zu derhen, und sie stieß die Tür auf. Auf dem Schreibtisch stand eine Getränkedose, auf der Fensterbank ein Aschenbecher, und verschiedene andere Alltagsgegenstände waren im Zimmer verteilt. An der Wand hingen, wie im Hotelzimmer, Birnas Skizzen, überwiegend Zeichnungen, aber auch einige Computerentwürfe.

Dóra betrachtete die Zeichnungen von dem geplanten Standort des neuen Gebäudes sowie einige Hausentwürfe. »Was ist denn das?« Sie zeigte auf den Entwurf eines Hauses mit einem Tannenwald im Hintergrund. Vor dem Haus fuhren Busse und spazierten Menschen. »Das ist doch keine Idee für Jónas’ neues Gebäude?« Das Haus bestand aus einer einzigen Glasfassade, und es war schwer denkbar, dass sich hinter einer solchen Fensterfront Gästezimmer befinden sollten.

Bertha trat zu ihr. »Nein, wohl kaum. Birna hat mir ihre Ideen für das Haus gezeigt, und die waren ganz anders als das hier.« Sie beugte sich über eine Ecke der Zeichnung. »Es ist vor einer Woche datiert«, sagte sie und richtete sich wieder auf. »Es war also noch nicht hier, als Birna mich zuletzt reingebeten hat.«

»Aber es war hier, als du abgeschlossen hast, oder?«, fragte Matthias. »Es wurde doch nicht erst nach ihrem Tod aufgehängt?«

Bertha runzelte die Stirn, während sie versuchte, sich zu erinnern. »Ich weiß es einfach nicht«, sagte sie. »Ich hab vor dem Abschließen nur kurz den Kopf zur Tür reingesteckt, ich weiß nicht mehr, ob diese Zeichnung an der Wand hing.« Sie schaute die beiden betroffen an, so als sei das eine sträfliche Nachlässigkeit gewesen. »Aber es kann auf keinen Fall jemand hier gewesen sein, nachdem ich abgesperrt habe.«

»Wann war das genau?«, fragte Dóra.

»Am Samstag«, antwortete Bertha. »Ich weiß nicht, wie spät es war, aber es war nachmittags. Ist das wichtig?«, fragte sie mit besorgtem Gesichtsausdruck. »Glaubt ihr, der Mörder war hier?«

»Nein«, antwortete Dóra. »Bestimmt nicht. Es scheinen nicht viele von diesem Arbeitsplatz gewusst zu haben.« Sie ging zum Schreibtisch. Darauf lagen weitere Skizzen verstreut sowie einige Kreditkartenquittungen. Sie bewiesen lediglich, dass Birna bei Esso und Spöl eingekauft hatte. Dóra musste sich sehr anstrengen, um die verzogenen Schreibtischschubladen zu öffnen. Zwei waren gähnend leer, in einer befanden sich Schreibzeug und eine Heftmaschine, in der vierten war ein Schlüssel an einem Schlüsselbund mit einem kleinen Metallplättchen mit eingestanztem Label, das Dóra nicht kannte. Sie nahm den Schlüssel in die Hand. Er war klein und gehörte nicht zu einer Tür oder einem Auto oder irgendetwas anderem. »Weißt du, wofür der ist?«, fragte Dóra Bertha.

Bertha schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Aber der gehörte bestimmt Birna. So ein Schlüssel war hier nicht drin, als sie das Zimmer bezogen hat. Ich hab es leergeräumt, bevor sie mit ihren Sachen herkam.«

Dóra nahm den Schlüssel an sich. »Ich leihe ihn mir mal«, sagte sie zu Bertha. »Mach dir keine Sorgen wegen der Polizei. Ich gebe ihn sofort zurück, wenn sie ihn haben wollen.«

»Ach, ist mir egal«, sagte Bertha. »Ich will nur, dass der Mörder gefunden wird. Hauptsache, jemand findet ihn.«

»Ich denke, wir haben genug gesehen«, sagte Matthias, nachdem sie das Zimmer inspiziert hatten. »Gibt es hier im Haus noch andere Dinge, die ihr gehörten?«

»Unten könnte noch ein Glas sein«, sagte Bertha. »Ach ja, und Stiefel in der Garderobe. Wollt ihr die haben?«

Dóra lächelte. »Nein, nein. Aber eine Frage noch«, sagte sie. »Birna hat sich speziell für eine Falltür hier beim Haus interessiert. Weißt du vielleicht, warum?«

Bertha schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein, aber ich könnte mir vorstellen, weil sie überlegt hat, an das Haus anzubauen. Das war ungefähr zwei Monate, bevor ich sie zum ersten Mal getroffen habe.«

»Nein, sie hat sich auch später noch dafür interessiert«, erwiderte Matthias. »Weißt du, von welcher Falltür wir sprechen?«

»Ja«, sagte Bertha. »Oder besser gesagt, ich glaube es. Es gibt beim Haus nur eine Falltür. Wollt ihr sie sehen?«

Dóra warf Matthias einen Blick zu und zuckte mit den Schultern. »Warum nicht«, sagte sie. Sie folgten Bertha aus dem Zimmer und warteten, während sie gewissenhaft die Tür abschloss. Auf dem Weg nach draußen nutzte Dóra die Gelegenheit, das Mädchen zu fragen, ob es beim Einpacken auf alte Nazidevotionalien gestoßen war oder ob Birna etwas Derartiges erwähnt hätte.

Bertha drehte sich auf dem Treppenabsatz vor der Haustür um und schaute Dóra verwundert an. »Nein, wie kommst du darauf?«

»Ach, nur so. Solches Zeug befindet sich in den Kisten im Hotelkeller.«

»Was?«, sagte Bertha und versuchte, ihre Überraschung zu überspielen. »Das kommt mir komisch vor. Kann es sein, dass das von jemandem ist, der nicht zur Familie gehört?«

»Kann sein«, entgegnete Dóra, obwohl sie es besser wusste. »Noch was«, sagte sie dann, »sagt dir der Name Kristín etwas?«

»Kristín Sveinsdóttir?«, sagte Bertha, ohne aufzuschauen. Dóras Herz machte einen Sprung. »Die war jahrelang mit mir in einer Klasse. Hab sie lange nicht mehr gesehen.« Sie drehte sich mit verwundertem Gesicht zu Dóra. »Kennst du sie?«

Dóra verbarg ihre Enttäuschung. »Nein, ich hab an eine andere Kristín gedacht. Eine, die möglicherweise vor langer Zeit hier oder in der Nachbarschaft gewohnt hat.«

Bertha schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann mich an niemanden mit dem Namen erinnern. Aber ich bin auch nicht die richtige Adresse für Fragen nach Leuten von früher. Mama könnte dir vielleicht helfen.«

Sehr unwahrscheinlich, dachte Dóra. »Ist das die Falltür?« Sie zeigte auf eine Stahlplatte mit einem angeschweißten Griff, bei der Bertha stehen geblieben war. Sie befanden sich etwa zwanzig Meter hinter dem Haus.

»Ja«, sagte Bertha. »Es ist nichts Besonderes. Wollt ihr sie öffnen?«, fragte sie und signalisierte Matthias, dass er das gerne tun könne. Er beugte sich hinunter und versuchte, die schwere Platte anzuheben. Die alten Angeln knirschten, aber vergeblich. »Was ist da unten?«, fragte er.

»Nichts«, antwortete Bertha. »Wenn ich mich recht erinnere, ist das eine Vorratskammer. Sie ist vom Keller aus zugänglich. Ich glaube, hier wurden Kohlen gelagert, um das Haus zu heizen. Die Tür ist Gott weiß wie lange nicht mehr geöffnet worden. Solange ich denken kann, wurde das Haus mit Strom beheizt.«

»Dürfen wir vielleicht einen Blick in den Keller werfen?«, fragte Matthias, während er seine schmutzigen Hände am Gras abwischte.

Bertha nickte, betonte aber umgehend, dass dort nichts zu sehen sei. Sie brachte sie nach unten, und nachdem sie den Keller durch eine kleine Tür betreten hatten und durch einen kurzen Gang gelaufen waren, der aussah wie ein Tunnel, kamen sie zu einer Stahltür. Bertha stieß sie weit auf. Dahinter war alles dunkel. In dem schwachen Lichtschein aus dem Keller konnte man jedoch schwarzen Ruß und ein paar schwarze Klumpen auf dem Boden der Kohlenkammer erkennen.

»Ziemlich eklig«, sagte Bertha und schloss die Tür wieder. »Birna war nicht gerade der Typ, der sich für so was interessiert hat.« Sie stieg die Treppe hinauf. »Sie war natürlich oft alleine hier und es ist gut möglich, dass sie hier reingeschaut hat, aber ich wüsste nicht, warum.«

Oben angekommen, beschlossen Dóra und Matthias, es gut sein zu lassen. Sie verabschiedeten sich von Bertha und bedankten sich für ihre Hilfe. Matthias bat sie, Steini zu grüßen, und Dóra rutschte die Frage heraus: »Bertha, was ist eigentlich mit deinem Freund passiert?« Immerhin sprach sie so leise, dass es in der Küche nicht zu hören war.

Bertha stieß einen tiefen Seufzer aus. »Er hatte einen Autounfall. Er wurde angefahren, sein Wagen ging in Flammen auf. Steini hatte im Wagen geraucht«, antwortete sie ebenso leise.

»Oh Gott! Wie schrecklich. Ist er gelähmt?«

»Nein«, antwortete Bertha. »Zumindest nicht querschnittsgelähmt. Aber seine Beine sind so schwer verletzt, dass er nicht richtig laufen kann. Einige Muskeln sind verbrannt, und die Hauttransplantation macht ihm noch zu schaffen. Hoffentlich kriege ich ihn dazu, bald wieder mit der Krankengymnastik anzufangen. Es dauert eben seine Zeit.« Sie lugte schnell um die Ecke, um sich zu vergewissern, dass Steini nicht in der Nähe war. »Das Schlimmste ist, dass der Mann, der ihn angefahren hat, betrunken war. Steini war vollkommen nüchtern.«

»Was ist mit dem Mann geschehen?«, fragte Dóra. »Wurde er verurteilt?«

Bertha lächelte kühl. »Doch, man könnte sagen, er hat seine gerechte Strafe schon bekommen. Er ist bei dem Unfall gestorben. Seine Frau auch.« Sie schwieg einen Moment, als sei sie sich nicht schlüssig, ob sie weiterreden sollte, sagte aber dann: »Es waren Bauern hier aus der Gegend. Die Eltern von Rósa, Bergurs Frau.«

So ist das also, dachte Dóra. Offensichtlich führten alle Wege zu dem Bauern von Tunga.

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