11.

Es war Kiinas Stimme, die ihn weckte. Er hatte das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein; seine Lider waren schwer wie Blei, und das Rütteln, mit dem Kiina ihn aufzuwecken versuchte, schüttelte irgend etwas in seinem Kopf durcheinander, so daß er im ersten Moment Mühe hatte, seine Bewegungen zu koordinieren.

»Dein Arm, Skar.«

Die Worte drangen nicht wirklich an sein Bewußtsein, aber sie rührten an etwas, das tiefer lag, und das ihn alarmierte. »Wach auf, Skar! Dein Arm!«

Er öffnete die Augen und blinzelte verständnislos. Er lag neben dem Feuer, das wieder zu heller Glut angefacht worden war, und Kiina war nicht die einzige, die neben ihm kniete. Über ihre Schulter lugte das Fischgesicht Titchs wie eine grüngraue schuppige Grimasse, und auf der anderen Seite des Feuers standen mindestens drei Errish, die ihn mit einem Erschrecken ansahen, das Skar im ersten Moment nicht verstand. Erst dann fiel ihm wieder ein, was Kiina gerufen hatte: Dein Arm.

Er setzte sich auf, blickte verständnislos an sich herab - und fuhr zusammen.

Es war nicht sein Arm. Kiina hatte das falsche Wort benutzt. Es war seine linke Hand.

Sie war zur Kralle geworden; verkrümmt und hart und gichtig wie die eines uralten Greises, jeder Muskel bis zum Zerreißen gespannt, so daß die Sehnen wie Stricke durch die Haut schimmerten und seine Knöchel zu kleinen weißen, blutleeren Narben geworden zu sein schienen.

Und seine Finger waren von den Kuppen bis hinauf zum ersten Glied schwarz geworden.

Zwei, drei Sekunden lang starrte Skar diese Hand einfach an, wie etwas, das gar nicht zu ihm gehörte, und für die gleiche Zeit weigerte er sich einfach zu glauben, was er sah. Es wird dich auch töten, wenn du es trägst.

»Großer Gott, was ist das?« flüsterte Kiina.

Skar hob vorsichtig die rechte Hand, berührte die Kuppen seiner verwelkten Finger und wartete auf einen Schmerz oder irgendein Gefühl. Aber da war nichts. Das quälende Stechen war erloschen und hatte einer fast wohltuenden Taubheit Platz gemacht. Nur direkt unter dem silbernen Band, das er um das Gelenk trug, prickelte die Haut ein wenig.

Eine schmale Hand legte sich auf Kiinas Schulter und schob sie mit sanfter Gewalt beiseite. Skar protestierte nicht, als eine der Errish neben ihm niederkniete, behutsam seine Hand nahm und sie untersuchte. Aber er behielt das Gesicht des Mädchens dabei scharf im Auge, und es hätte ihres bedauernden Kopfschüttelns nicht bedurft, um ihm zu sagen, daß sie ihm nicht helfen konnte.

Trotzdem tat sie, was in ihrer Macht stand, und obwohl Skar ganz genau wußte, wie sinnlos es war, protestierte er nicht dagegen; ganz einfach, weil er vor Schrecken wie gelähmt war. »Tut das weh?« Die Errish zwickte mit den Fingernägeln seinen Daumen. Skar spürte die Berührung nicht einmal.

Sie zögerte, sah ihm einen Herzschlag lang mit einer Mischung aus Schrecken und Besorgnis in die Augen und griff noch einmal zu, und sehr viel fester. Skar sah, welche Überwindung es sie kostete, das verschrumpelte schwarze Fleisch seiner Finger zu berühren. Hätte seine Hand noch gelebt, hätte ihr Griff Blut zum Vorschein gebracht. Aber er fühlte auch diese Berührung nicht.

»Das ist... sonderbar«, murmelte das Mädchen. »Ich habe so etwas noch nie gesehen. Aber ich verstehe auch nicht viel von der Heilkunst«, fügte sie mit einem verlegenen Lächeln hinzu. »Habt Ihr irgend etwas berührt, was...« Sie suchte nach Worten. »... was vielleicht giftig war?«

Skar zog seine Hand zurück, preßte den Arm eng gegen den Leib und schüttelte den Kopf. »Laß es gut sein«, sagte er. »Du kannst mir nicht helfen. Ich fürchte, ich weiß, was das ist.«

»Was?« fragte Kiina. Sie schrie fast. Ihre Summe bebte, und im allerersten Moment glaubte Skar, es wäre dasselbe Entsetzen, das er in den Augen der jungen Errish gelesen hatte, beim Anblick seiner Hand. Dann begriff er, daß es das genaue Gegenteil war: kein Abscheu, sondern Angst.

Um ihn.

Seltsamerweise machte ihn die Vorstellung verlegen. Er sah weg und versuchte den Gedanken zu verscheuchen, aber er ertappte sich dabei, seine verkrümmten Finger mit der anderen Hand zu bedecken, als er aufstand.

»Was ist das, Skar?« beharrte Kiina. »Es ... es sieht entsetzlich aus.«

Und es wird bald noch schlimmer aussehen, dachte er schaudernd. Er empfand nicht einmal Furcht, sondern nur Zorn und Verbitterung. Er hatte gewußt, daß etwas in dieser Art passieren würde; nicht was, nicht wann, aber daß etwas passieren würde. Schließlich hatten weder Ennart noch Anschi versäumt, ihm mehr als nur einmal zu erklären, daß Ians Wunderreifen nicht nur Leben bewahrte, sondern auch zerstörte. Aber es war einfach unfair, daß es so schnell geschah. Sie ließen ihm nicht einmal Zeit, Atem zu schöpfen.

»Was ist das, Skar?« fragte Kiina ein drittesmal. »Was geschieht mit dir?«

Skar antwortete auch diesmal nicht, sondern trat mit einem gespielt optimistischen Lächeln auf sie zu. Kiina blieb stehen, aber die beiden Errish hinter ihr hatten sich nicht gut genug in der Gewalt, nicht einen halben Schritt zurückzuweichen.

»Ihr braucht keine Angst zu haben«, sagte er. »Es steckt nicht an.«

Eines der Mädchen senkte verlegen den Blick, während das andere wenigstens versuchte, sich zu einem Lächeln durchzuringen. Sie sind Kinder, dachte Skar bitter. In den letzten Tagen hatte er es fast vergessen, aber plötzlich kam ihm wieder zu Bewußtsein, wie verzweifelt ihre Situation trotz allem war. Die Errish ritten auf Drachen und geboten über das Feuer der Sterne, aber keines dieser Mädchen war älter als Kiina; die meisten sogar wesentlich jünger. Großer Gott - sie fochten einen Kampf, bei dem nichts weniger als ihre ganze Welt auf dem Spiel stand, und alles, was er hatte, war ein Dutzend Kinder!

Er ging an den beiden Errish vorbei und hielt seine Hand über das Feuer. Er spürte nicht einmal die Hitze der Flammen, obwohl sie nahezu seine Finger berührten, aber im grellen Licht sah er, daß die Grenze schwarz gewordenen Fleisches weitergewandert war; nicht viel, nur ein paar Millimeter, aber sie war weitergekrochen. Er versuchte in Gedanken die Zeit zu überschlagen, die ihm noch blieb, bis seine ganze Hand schwarz und tot war, dann sein Arm...

»Ians Band?«

Skar nickte, zog den Arm aber hastig zurück, als Titch sich neben ihn schob und nach seiner Hand greifen wollte. »Ja«, antwortete er. »Ich fürchte.«

Titch sah ihn ernst an, aber ohne ein Spur von Mitgefühl. »Deshalb haben sie sich also so wenig angestrengt, uns einzuholen«, sagte er.

»Was soll das heißen?« fragte Kiina. Sie versuchte, sich zwischen den Quorrl und Skar zu schieben und funkelte Titch wütend an, als er keine Anstalten machte, den Weg freizugeben. »Das soll heißen, daß Ian es nicht für nötig hielt, Skar zu töten«, antwortete Titch ungerührt. »Er stirbt sowieso. Dieses Ding da bringt ihn um.«

Kiinas Augen wurden groß. »Ist das... wahr?« flüsterte sie. »Vielleicht«, antwortete Skar. Er versuchte, Titch einen warnenden Blick zuzuwerfen, aber es gelang ihm nicht; der Quorrl sah nur abwechselnd Kiina und den silbernen Ring an Skars Gelenk an.

»Was ist das für ein Ding?« fragte Kiina erregt. »Warum reißt du es nicht einfach ab?«

»Ich fürchte, das geht nicht«, sagte Skar zögernd. »Es ist... Ian hat behauptet, es würde mich vor dem Gift schützen, das wir beide in Elay eingeatmet haben. Vielleicht stimmt das sogar. Aber es sieht so aus, als hätte es noch eine andere Wirkung.«

»Schneid es ab!« verlangte Kiina noch einmal. »Reiß es herunter, Skar, ehe es noch schlimmer wird!«

Es wird dich töten, wenn du versuchst, es zu entfernen. Aber welche Wahl hatte er schon? Er konnte es versuchen und dabei sterben, oder tatenlos stehenbleiben und warten, bis er bei lebendigem Leib verfault war. In längstens einer Stunde. Zögernd streckte er die Hand aus und berührte das silberfarbene Gewebe. Es war hart wie Stahl, obgleich es so weich und geschmeidig wie anschmiegsames Leder aussah.

Skar nahm all seinen Mut zusammen, packte entschlossen zu und riß mit aller Kraft an dem Band.

Ein entsetzlicher Schmerz explodierte in seinem linken Arm. Skar schrie auf, taumelte und wäre vornüber ins Feuer gestürzt, hätte Titch ihn nicht blitzschnell gepackt und zurückgerissen. Trotz des kräftigen Griffs des Quorrl fiel er auf die Knie, krümmte sich stöhnend und preßte die Hand gegen den Leib. Sein Arm schien bis zur Schulter in Flammen zu stehen.

Es dauerte Minuten, bis der Schmerz so weit nachließ, daß er aufhörte zu stöhnen und sich mühsam wieder aufrichten konnte. Sein Arm war taub. Als er versuchte, ihn zu bewegen, konnte er es nicht. Seine Hand war jetzt voller Blut, das unter dem Band hervorgequollen war.

Helfende Hände unterstützten ihn, als er vom Feuer wegtaumelte und sich stöhnend auf einen Stein sinken ließ. Alles drehte sich um ihn. In seinem Mund war der Geschmack von Blut, und wenn er den Kopf zu heftig bewegte, wurde ihm schwindlig. »Nicht«, flüsterte er, als auch Kiina neben ihm niederkniete und nach seinem Arm greifen wollte. »Es ... geht schon ... wieder.« Er atmete gezwungen tief ein und aus und versuchte vergeblich, den pulsierenden Schmerz in seiner Schulter zu ignorieren.

Kiinas Gesicht war grau vor Schrecken. Sie machte eine hilflose Bewegung, starrte Titch und die beiden Errish sekundenlang fast flehend an und wandte sich dann wieder an ihn. »Mein Gott, Skar, was ...«

»Es ist schon gut«, unterbrach sie Skar. Mit dem letzten bißchen Kraft, das ihm geblieben war, zwang er sich, den Kopf zu heben und sie anzusehen. Er versuchte zu lächeln, aber er spürte selbst, daß es bei einem Versuch blieb. Es wird dich töten, wenn du versuchst, es zu entfernen.

»Nein, es ist nicht gut!« widersprach Kiina. »Es ist schlimmer geworden. Sieh doch!«

Fast gegen seinen Willen sah Skar wieder auf seine Hand hinab. Kiina hatte recht. Es war schlimmer geworden, viel schlimmer. Als ob sein Versuch, Ians Todesgeschenk abzureißen, es zu neuer Wut anstachelte, hatte die Linie verwelkten Fleisches seine Hand erreicht, als hätte er die Fingerspitzen in schwarze Tinte getaucht, die nun unaufhaltsam in seiner Haut emporkroch.

»Du mußt es abreißen, Skar!« stammelte Kiina. Ihr Kopf flog mit einem Ruck in den Nacken, als sie die Errish anstarrte. »Helft ihm doch! Tut doch irgend etwas.«

»Beruhige dich, Kiina«, sagte Skar. »Gib mir ein paar Minuten. Ich kriege dieses verdammte Ding schon herunter. Aber es tut entsetzlich weh. Ich... brauche ein wenig Zeit, um Kraft zu sammeln.« Es gelang ihm sogar, überzeugend zu klingen, wenigstens für seine eigenen Ohren. Aber als er in Titchs Gesicht blickte, erkannte er, daß zumindest der Quorrl die Wahrheit wußte. Der Schmerz war unvorstellbar gewesen; das Schlimmste, was Skar jemals erlebt hatte. Viel zu schlimm, um es noch einmal zu versuchen. Vielleicht würde es ihm sogar gelingen, ihn zu ertragen, denn er war ein Satai, der seinen Körper hundertprozentig beherrschte. Aber das nutzte nichts. Selbst wenn er den Schmerz ertrug - er würde ihn einfach umbringen. Und der Quorrl wußte es.

Er gab Titch einen Wink mit den Augen, auf Kiina zu achten, und stand mühsam auf. Kiina streckte erschrocken die Hände nach ihm aus und ließ die Arme wieder sinken, als er fast unmerklich den Kopf schüttelte und sich an die jungen Errish wandte. »Habt ihr eine Anführerin?«

Als keines der Mädchen reagierte, deutete er mit der unverletzten Hand auf das, das seine Hand begutachtet hatte. »Du. Wie ist dein Name?«

»Jella, Herr.«

»Jella. Gut. Hör mir zu, Jella. Wenn mir... etwas zustoßen sollte, dann wird Titch das Kommando übernehmen. Ihr werdet ihm gehorchen.«

»Was soll das heißen?« fragte Kiina. Skar ignorierte sie. »Wie viele seid ihr?« fragte er.

»Neun«, antwortete Jella. »Aber ich weiß nicht, ob...«

»Wir brauchen zwei eurer Daktylen«, unterbrach sie Skar. »Eine für Titch, eine zweite für Kiina und mich. Du wirst die kräftigsten Tiere heraussuchen, denn wir haben einen sehr weiten Weg vor uns.«

»Ihr wollt allein weiterreiten?« Der Schrecken in Jellas Stimme war unüberhörbar. Skar verfluchte sich innerlich dafür, nicht schon am Abend mit den Errish gesprochen zu haben. Aber er hatte geglaubt, daß ihnen wenigstens eine winzige Atempause blieb.

»Wir müssen es«, antwortete er. »Es wäre euer Tod, wenn ihr versuchen würdet, uns in Titchs Land zu begleiten. Und ich habe eine andere Aufgabe für dich. Du kennst den Weg nach Ikne?« Das Mädchen nickte nervös.

»Wie lange braucht ihr dorthin?«

»Zwei... vielleicht drei Tage«, antwortete Jella zögernd.

»Nicht mehr.« Sie hatte Angst. Vielleicht hatte sie begriffen, was er mit seinen Worten wirklich sagen wollte, vielleicht hatte sie auch einfach Angst, allein zurückzubleiben. Trotz allem, das begriff Skar plötzlich, waren es der Quorrl und er gewesen, die diesen Kindern wenigstens die Illusion von Sicherheit gegeben hatten.

»Ihr müßt es in zwei Tagen schaffen«, sagte er. »Fliegt nach Ikne. Alle. Versucht nicht, irgend etwas Dummes zu tun oder euch gar in Kämpfe mit den Zauberpriestern einzulassen. Ihr müßt das Heer erreichen, bevor es die Stadt angreift. Fragt nach Del, dem Kriegsherrn der Satai. Erzähle ihm, was geschehen ist, und richte ihm folgendes von mir aus: Die Schlacht darf nicht stattfinden. Er darf die Stadt nicht angreifen, ganz gleich, was geschieht. Sage ihm, Skar hätte dich geschickt, und er solle sich daran erinnern, was in Drasks Burg geschehen ist, als es zum Kampf kam. Hast du das verstanden?«

Jella nickte. »Ja. Ich werde zu Del gehen und ihm Eure Worte ausrichten.«

»Es ist wichtig«, sagte Skar in hastigem, fast beschwörendem Ton. »Viel wichtiger, als du dir vorstellen kannst, Kind.«

»Ich werde es tun«, versicherte Jella noch einmal.

Skar sah seine Hand an. Die kriechende Linie hatte seine Knöchel erreicht und spaltete sie in eine Hälfte bleichen weißen Lebens und eine andere, größer werdende aus schwarzem Tod. Sein Arm hatte aufgehört zu bluten. Der Schmerz war zu einem qualvollen, aber erträglichen Pochen geworden, aber er war noch da. Er wußte, daß er nicht den Mut hatte, ihn noch einmal herauszufordern.

Langsam, mit Bewegungen, von denen er selbst spürte, wie erzwungen und mühsam sie waren, drehte er sich zu Titch um. Der Quorrl stand hinter Kiina, unauffällig, aber so, daß er nur die Hand auszustrecken brauchte, um sie festzuhalten. Kiina schien es nicht einmal zu merken. Sie starrte Skar an, mit weit aufgerissenen dunklen Augen und fassungslos über das, was sie gehört hatte.

»Du ... du glaubst, daß ... daß du stirbst?« stammelte sie. »Nein«, log Skar. »Aber es kann sein, daß ich eine Weile außer Gefecht gesetzt werde.« Er lachte leise und hob den Arm, so daß sich der Feuerschein auf dem silbernen Band brach. »Dieses kleine Biest hier hat scharfe Zähne.«

»Lüg nicht!« schrie Kiina. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, aber der Ausdruck auf ihrem Gesicht war mehr der von Zorn als von Schmerz. »Du stirbst! Du kannst es nicht entfernen. Es ... es tötet dich, wenn du es versuchst!«

»Unsinn«, sagte Skar barsch. »Ich habe noch nicht vor, zu sterben.« Rüde drehte er sich zu Jella um und deutete auf den schmalen Lederstreifen, der ihr Haar zusammenhielt. »Gib mir dein Haarband«, verlangte er.

Die Errish erbleichte, und Kiina schrie auf, als sie begriff, was er vorhatte. Skar drehte sich nicht zu ihr um, aber er hörte, wie Titch sie packte und festhielt, während Jella die Arme über den Kopf hob und mit zitternden Fingern den Knoten löste, der den dünnen Lederriemen zusammenhielt. Skar nahm ihn entgegen, band ihn fest um seinen linken Arm, zwei Finger breit über den tötenden Silberring, und versuchte ungeschickt, mit der rechten Hand und den Zähnen einen Knoten hinzubinden. Jella sah ihm einen Moment dabei zu, ehe sie mit einem Kopfschütteln seine Hand beiseite schob und den Arm abband; nicht sehr sanft, aber mit einer Geschicklichkeit, die ihre Worte Lügen strafte, nichts von der Heilkunst zu verstehen. Skars Unterarm färbte sich da, wo er noch nicht von der tödlichen Fäulnis befallen war, weiß. Seine Haut begann zu prickeln.

»Warte«, sagte sie, als er zurücktreten wollte. Ohne Kiina zu beachten, die aufgehört hatte zu schreien, sich aber noch immer aus Leibeskräften in Titchs Griff wand, zog sie das Schwert des Quorrl aus der Scheide und legte die Waffe ins Feuer. Skar sah, wie die Klinge schwarz wurde und sich dann binnen weniger Augenblicke rot zu färben begann. Plötzlich hatte er Angst. »Ich habe nichts, was ich dir gegen die Schmerzen geben könnte«, sagte sie. »Höchstens ...« Sie streckte die Hand aus und berührte sanft eine Stelle in seinem Nacken, aber Skar schüttelte den Kopf, als sie ihn fragend ansah. Vielleicht waren es seine letzten Sekunden. Er wollte sie nicht verschenken, gleich, wie qualvoll sie sein mochten.

Er sah noch einmal Titch an, und obwohl er kein Wort sagte, verstand der Quorrl die stumme Bitte in seinem Blick, und beantwortete sie mit einem Nicken. Er würde Kiina mit sich nehmen, so oder so.

Skar trat zurück, zog das Tschekal aus der Scheide und streckte den linken Arm aus, so weit er konnte. Jella bückte sich zum Feuer, umwickelte den Griff von Titchs Schwert mit einem Zipfel ihres Mantels und hob die Waffe aus den Flammen. Die Klinge glühte in mattem Rot.

Kiina schrie auf, als hätte er ihr die Klinge in den Leib gestoßen, als er das Schwert hob.

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