Henri-Clément Sanson wurde am 18. März 1847 fristlos entlassen. Er hatte tatsächlich die Guillotine verpfändet. Seine Frau verliess ihn, er verfiel dem Alkohol und jungen Tänzerinnen und starb schliesslich 1889 im Alter von neunundachtzig Jahren.
Madame Tussauds Museum in London wurde 1925 durch ein Feuer zerstört, drei Jahre später aber wiedereröffnet und 1940 durch eine deutsche Bombe in Schutt und Asche gelegt, wobei ausgerechnet Adolf Hitlers Büste zufällig verschont blieb.
Charles-Henri Sanson führte während der Französischen Revolution Tagebuch. Er schrieb in einem nüchtern-trockenen Stil, der uns heute erschauern lässt. Es ist belegt, dass sein Enkel Henri-Clément Sanson diese Aufzeichnungen an den Journalisten d’Olbreuse verkaufte, der im Auftrag des jungen Druckereibesitzers Dupray nach einem Bestsellerstoff suchte. Dupray war ein visionärer Geist: Er revolutionierte Typographie und Verlagswesen und wollte mit einem Bestseller in ganz Frankreich für seine Druckerei werben. Es ist auch belegt, dass der junge Honoré de Balzac, der Henri-Clément Sanson persönlich kannte und befragte, einen Teil dieser Mémoires de Sanson als Ghostwriter schrieb. Dabei plünderte er diverse eigene Manuskripte seiner Comédie humaine, unter anderem Une messe en 1793 und Scènes de la vie politique et militaire. Wahrscheinlich erfand Balzac die schöne Klammer mit dem »Fluch« der Dynastie. Er war Romancier, und entsprechend üppig hat er die Fakten ausgeschmückt und seiner Dramaturgie unterworfen.
Mit Ausnahme der Figur Dan-Mali, die mit diesem Namen nicht überliefert ist, sind alle namentlich genannten Personen historisch belegt und teilweise mit Originalzitaten ausgestattet, die in Zeitungen gedruckt oder von Zeitzeugen in Briefen und Tagebüchern festgehalten wurden.
Die Französische Revolution gehört zu den prägendsten Ereignissen der neueren europäischen Geschichte. Inspiriert durch den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775–1783), ist sie Wegbereiterin der westlichen Demokratien. Aufklärung und Menschenrechte gehören zu ihren grössten Errungenschaften. Aus zeitgenössischer Sicht brachte sie den Franzosen aber nicht nur die bürgerlichen Freiheitsrechte, sondern auch vorübergehend (1793–1794) Terror und Massenhinrichtungen. Erst in der dritten und letzten Phase (1795–1799) trat eine Beruhigung ein, als die äusseren und inneren Feinde das Rad der Zeit nicht mehr zurückdrehen konnten.
Der Terror in den Jahren 1793 und 1794 verlief genauso blutig und menschenverachtend wie die Gewaltherrschaft der Roten Khmer im Kambodscha der 1970er Jahre. Unter Pol Pot versuchten sie, das Bürgertum auszurotten, und verhängten – genau wie die revolutionären Jakobiner Frankreichs – selbst für Bagatelldelikte und vage Verleumdungen die Todesstrafe. Legitimiert wurde die Ermordung von geschätzten 1,7 Millionen Kambodschanern damit, dass man den »neuen Menschen« schaffen wollte und dafür notfalls durch ein »Meer von Blut« waten müsse. Wie Robespierre und Saint-Just verfielen auch die Roten Khmer in einen derartigen Verfolgungswahn, dass die Säuberungswellen auf die eigenen Reihen überschwappten und Genossen der ersten Stunde eliminiert wurden.
Die Französische Revolution hat wie kaum ein anderes Ereignis die Moderne geprägt und in ihren Nachwirkungen den Menschen in der westlichen Welt ein Höchstmass an persönlicher Freiheit geschenkt. Zahlreichen Ländern in der Dritten Welt steht eine derartige Revolution noch bevor.