Lormeuil. Franz Dorsigny.
Lormeuil. Sie werden sich erinnern, dass Sie mich mit Ihrer Fraeulein Tochter vorhin allein gelassen haben?
Dorsigny. Ich erinnere mich's.
Lormeuil. Sie ist sehr liebenswuerdig; ihr Besitz wuerde mich zum gluecklichsten Manne machen.
Dorsigny. Ich glaub' es.
Lormeuil. Aber ich muss Sie bitten, ihrer Neigung keinen Zwang anzuthun.
Dorsigny. Wie ist das?
Lormeuil. Sie ist das liebenswuerdigste Kind von der Welt, das ist gewiss! Aber Sie haben mir so oft von Ihrem Neffen Franz Dorsigny gesprochen-Er liebt Ihre Tochter!
Dorsigny. Ist das wahr?
Lormeuil. Wie ich Ihnen sage, und er wird wieder geliebt!
Dorsigny. Wer hat Ihnen das gesagt?
Lormeuil. Ihre Tochter selbst
Dorsigny. Was ist aber da zu thun?-Was rathen Sie mir, Herr von Lormeuil?
Lormeuil. Ein guter Vater zu sein.
Dorsigny. Wie?
Lormeuil. Sie haben mir hundertmal gesagt, dass Sie Ihren Neffen wie einen Sohn liebten-Nun denn, so geben Sie ihm Ihre Tochter! Machen Sie Ihre beiden Kinder gluecklich.
Dorsigny. Aber was soll denn aus Ihnen werden?
Lormeuil. Aus mir?-Man will mich nicht haben, das ist freilich ein Unglueck! Aber beklagen kann ich mich nicht darueber, da Ihr Neffe mir zuvorgekommen ist.
Dorsigny. Wie? Sie waeren faehig, zu entsagen?
Lormeuil. Ich halte es fuer meine Pflicht.
Dorsigny (lebhaft). Ach, Herr von Lormeuil! Wie viel Dank bin ich Ihnen schuldig!
Lormeuil. Ich verstehe Sie nicht.
Dorsigny. Nein, nein, Sie wissen nicht, welch grossen, grossen Dienst Sie mir erzeigen-Ach, meine Sophie! Wir werden gluecklich werden!
Lormeuil. Was ist das? Wie?-Das ist Herr von Dorsigny nicht-War's moeglich-Dorsigny. Ich habe mich verrathen.
Lormeuil. Sie sind Dorsigny, der Neffe? Ja, Sie sind's-Nun, Sie habe ich zwar nicht hier gesucht, aber ich freue mich, Sie zu sehen. -Zwar sollte ich billig auf Sie boese sein wegen der drei Degenstiche, die Sie mir so grossmuethig in den Leib geschickt haben-Dorsigny. Herr von Lormeuil!
Lormeuil. Zum Glueck sind sie nicht toedtlich, also mag's gut sein. Ihr Herr Onkel hat mir sehr viel Gutes von Ihnen gesagt, Herr von Dorsigny, und weit entfernt, mit Ihnen Haendel anfangen zu wollen, biete ich Ihnen von Herzen meine Freundschaft an und bitte um die Ihrige.
Dorsigny. Herr von Lormeuil!
Lormeuil. Also zur Sache, Herr von Dorsigny-Sie lieben Ihre Cousine und haben vollkommen Ursache dazu. Ich verspreche Ihnen, allen meinen Einfluss bei dem Obersten anzuwenden, dass sie Ihnen zu Theil wird-Dagegen verlange ich aber, dass Sie auch Ihrerseits mir einen wichtigen Dienst erzeigen.
Dorsigny. Reden Sie! Fordern Sie! Sie haben sich ein heiliges Recht auf meine Dankbarkeit erworben.
Lormeuil. Sie haben eine Schwester, Herr von Dorsigny. Da Sie aber fuer Niemand Augen haben, als fuer Ihre Base, so bemerkten Sie vielleicht nicht, wie sehr Ihre Schwester liebenswuerdig ist-Ich aber-ich habe es recht gut bemerkt-und dass ich's kurz mache-Frau von Mirville verdient die Huldigung eines Jeden! Ich habe sie gesehen, und ich-Dorsigny. Sie lieben sie! Sie ist die Ihre! Zaehlen Sie auf mich!-Sie soll Ihnen bald gut sein, wenn sie es nicht schon jetzt ist-dafuer steh' ich. Wie sich doch alles so gluecklich fuegen muss!-Ich gewinne einen Freund, der mir behilflich sein will, meine Geliebte zu besitzen, und ich bin im Stand, ihn wieder gluecklich zu machen.
Lormeuil. Das steht zu hoffen; aber so ganz ausgemacht ist es doch nicht-Hier kommt Ihre Schwester! Frisch, Herr von Dorsigny-sprechen Sie fuer mich! Fuehren Sie meine Sache! Ich will bei dem Onkel die Ihrige fuehren. (Ab.)
Dorsigny. Das ist ein herrlicher Mensch, dieser Lormeuil! Welche glueckliche Frau wird meine Schwester!