Champagne mit zwei Unteroffizieren. Vorige.
Champagne (zu diesen). Sehen Sie's, meine Herren? Sehen Sie's? Eben wollten sie an einander gerathen.
Lormeuil. Was suchen diese Leute bei uns?
Erster Unterofficier. Ihre ganz gehorsamen Diener, meine Herren! Habe ich nicht die Ehre, mit Herrn von Dorsigny zu sprechen?
Oberst. Dorsigny heiss' ich.
Champagne. Und dieser hier ist Herr von Lormeuil?
Lormeuil. Der bin ich, ja. Aber was wollen die Herren von mir?
Zweiter Unterofficier. Ich werde die Ehre haben, Euer Gnaden zu begleiten.
Lormeuil. Mich zu begleiten? Wohin? Es faellt mir gar nicht ein, ausgehen zu wollen.
Erster Unterofficier (zum Oberst). Und ich, gnaediger Herr, bin beordert, Ihnen zur Escorte zu dienen.
Oberst. Aber wohin will mich der Herr eskortieren?
Erster Unterofficier. Das will ich Ihnen sagen, gnaediger Herr. Man hat in Erfahrung gebracht, dass Sie auf dem Sprung stuenden, sich mit diesem Herrn zu schlagen, und damit nun-Oberst. Mich zu schlagen! Und weswegen denn?
Erster Unterofficier. Weil Sie Nebenbuhler sind-weil Sie Beide das Fraeulein von Dorsigny lieben. Dieser Herr hier ist der Braeutigam des Fraeuleins, den ihr der Vater bestimmt hat-und Sie, gnaediger Herr, sind ihr Cousin und ihr Liebhaber-O wir wissen alles!
Lormeuil. Sie sind im Irrthum, meine Herren.
Oberst. Wahrlich, Sie sind an den Unrechten gekommen.
Champagne (zu den Wachen). Frisch zu! Lassen Sie sich nichts weis machen, meine Herren! (Zu Herrn von Dorsigny.) Lieber, gnaediger Herr! werfen Sie endlich Ihre Maske weg! Gestehen Sie, wer Sie sind! Geben Sie ein Spiel auf, wobei Sie nicht die beste Rolle spielen!
Oberst. Wie, Schurke, das ist wieder ein Streich von dir-Champagne. Ja, gnaediger Herr, ich hab' es so veranstaltet, ich leugn' es gar nicht-ich ruehme mich dessen-Die Pflicht eines rechtschaffenen Dieners habe ich erfuellt, da ich Unglueck verhuetete.
Oberst. Sie koennen mir's glauben, meine Herren! Der, den Sie suchen, bin ich nicht; ich bin sein Onkel.
Erster Unterofficier. Sein Onkel? Gehn Sie doch! Sie gleichen dem Herrn Onkel ausserordentlich, sagt man, aber uns soll diese Aehnlichkeit nicht betruegen.
Oberst. Aber sehen Sie mich doch nur recht an! Ich habe ja eine Perruecke, und mein Neffe traegt sein eigenes Haar.
Erster Unterofficier. Ja, ja, wir wissen recht gut, warum Sie die Tracht Ihres Herrn Onkels angenommen-Das Stueckchen war sinnreich; es thut uns leid, dass es nicht besser geglueckt ist.
Oberst. Aber, mein Herr, so hoeren Sie doch nur an-Erster Unterofficier. Ja, wenn wir Jeden anhoeren wollten, den wir festzunehmen beordert sind-wir wuerden nie von der Stelle kommen-Belieben Sie, uns zu folgen, Herr von Dorsigny! Die Postchaise haelt vor der Thuer und erwartet uns.
Oberst. Wie? was? die Postchaise?
Erster Unterofficier. Ja, Herr! Sie haben Ihre Garnison heimlich verlassen! Wir sind beordert, Sie stehenden Fusses in den Wagen zu packen und nach Strassburg zurueckzubringen.
Oberst. Und das ist wieder ein Streich von diesem verwuenschten Taugenichts! Ha, Lotterbube!
Champagne. Ja, gnaediger Herr, es ist meine Veranstaltung-Sie wissen, wie sehr ich dawider war, dass Sie Strassburg ohne Urlaub verliessen.
Oberst (hebt den Stock auf). Nein, ich halte mich nicht mehr-Beide Unterofficiere. Maessigen Sie sich, Herr von Dorsigny!
Champagne. Halten Sie ihn, meine Herren! ich bitte-Das hat man davon, wenn man Undankbare verpflichtet. Ich rette vielleicht Ihr Leben, da ich diesem unseligen Duell vorbeuge, und zum Dank haetten Sie mich todt gemacht, wenn diese Herren nicht so gut gewesen waeren, es zu verhindern.
Oberst. Was ist hier zu thun, Lormeuil?
Lormeuil. Warum berufen Sie sich nicht auf die Personen, die Sie kennen muessen?
Oberst. An wen, zum Teufel! soll ich mich wenden? Meine Frau, meine Tochter sind ausgegangen-meine Nichte ist vom Complott-die ganze Welt ist behext.
Lormeuil. So bleibt nichts uebrig, als in Gottes Namen nach Strassburg zu reisen, wenn diese Leute nicht mit sich reden lassen.
Oberst. Das waere aber ganz verwuenscht-Erster Unterofficier (zu Champagne). Sind Sie aber auch ganz gewiss, dass es der Neffe ist?
Champagne. Freilich! Freilich! Der Onkel ist weit weg-Nur Stand gehalten! Nicht gewankt!