Acht

In der kleinen, verrauchten Bar drängten sich die Menschen. Im hinteren Bereich stand ein Billardtisch, und aus der Jukebox dröhnte Battleship Chains von den Georgia Satellites in einer Lautstärke, die dem Kanonendonner vom Schlachtfeld kaum nachstand. Das Publikum, eine Mischung aus Typen in Bürgerkriegsuniformen und solchen in moderner Kleidung, versuchte, irgendwo Platz zum Tanzen zu finden.

Hinter dem Tresen prangte die Konföderiertenflagge neben einem ausgestopften Hirschkopf. Irgendjemand hatte wohl schon vor langer Zeit einen Pappteller über dem Geweih befestigt, auf dem in Handschrift „schicker Vorbau“ stand.

„Ich glaube, die haben hier kein WLAN“, murrte Dean über den Tisch ihrer Sitznische hinweg. „Hier geht es ja zu wie in der Cantina in STAR WARS.

Sam klappte den Laptop auf und blickte zu Dean hinüber.

„Wo ist Cass?“

Dean zuckte mit den Schultern.

„Erledigt irgendwelche himmlischen Geschäfte, nehme ich an.“ Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas, aber das Bier schien ihm nicht zu bekommen. „Schockierende Neuigkeiten: Dave Wolverton war mehr als nur ein einfacher Kellner aus einem beliebigen Flughafenrestaurant. Ich habe über seiner Leiche die Exorzismus-Formel gesprochen, und die Sache wurde ruck, zuck ziemlich hässlich.“

„Was ist passiert?“, fragte Sam.

„Es hat sich herausgestellt, dass Cass“ Zeuge ’ne hübsche kleine Visitenkarte hinterlässt. So ein Ding namens Moa’ah. Das Vieh ist mir das Bein hochgekrabbelt. Cass musste es mit Weihwasser wegbrennen.“

„Moa’ah?“ Sam wandte sich der Tastatur zu. „Wie schreibt sich das?“

„Oh verdammt, weißt du, Sammy, ich habe glatt vergessen, auf sein Namensschild zu schauen.“ Dean nahm einen Schluck Bier. „Mir geht es übrigens gut.“

„Sorry. Ich wollte nur …“

„Vergiss es!“, sagte Dean. „Wir rufen Bobby an und fragen, ob er mal was von dem Vieh gehört hat. Hast du bei der Historischen Gesellschaft etwas herausgefunden?“

„Hm – wenn ich nur ein Signal bekäme – ja!“ Während er seine Mails abrief, erzählte Sam seinem Bruder von der Begegnung mit Tommy und Nate.

„Alte Scheiße!“, sagte Dean. „Nun, wenigstens war dein Typ kein heimlicher Perverser. Es ist schön, bei diesem Job ein bisschen Hilfe zu bekommen.“

Sam nickte zustimmend und öffnete Nates E-Mail. Er lud den Anhang herunter und drehte den Laptop so, dass Dean das Foto des alten Jubal Beauchamp betrachten konnte.

„Das ist unser Mann“, sagte er. „Der ursprüngliche Mann.“

„Und lass mich raten, diese Schlinge um seinen Hals …?“

„… ist nicht einfach irgendeine alte Schlinge.“ Sam drückte eine Taste, vergrößerte das Bild und korrigierte die Auflösung so, dass es wieder scharf wurde. Dann zeigte er auf etwas. „Was ist das?“

„Knoten?“

„Sie scheinen irgendeine spezielle Anordnung zu haben.“ Sam klickte auf einen Link, und ein neues Fenster öffnete sich. Es zeigte das Bild eines alten Stichs mit einem Seil, das zu komplizierten, ineinander verschlungenen Mustern geknotet war. „Hast du schon einmal etwas von der Judasschlinge gehört?“, fragte er.

Dean klatschte mit der flachen Hand auf den Tisch.

„Ich hab es verdammt noch mal gewusst.“

„Was gewusst?“

„Judas“, antwortete Dean mit gedämpfter Stimme. „Er muss dieser Zeuge sein.“

„Hör dir das an“, sagte Sam. „Der Überlieferung nach kann derjenige, dem es gelingt, die genaue Kombination der Knoten, die Judas verwendet hat, nachzubilden und sie jemandem um den Hals zu legen, einen sehr starken, dämonischen Fluch freisetzen. Der Träger bekommt teuflische Kräfte, die Schlinge schützt ihn vor dem Tod … und bringt ihn irgendwann um den Verstand. Und zwar im gemeingefährlichen Sinn.“

Er zögerte.

„Aber das ist noch nicht alles.“

„Ist das nicht immer so?“

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Schlinge – was immer sie auch repräsentiert – Teil meines Albtraums war.“

„Es steckt also schon in deinem Kopf“, sagte Dean. „Wie werden wir das wieder los, bevor das Ding anfängt, mit deinem Verstand Seilspringen zu veranstalten? Es ist ja nicht so, dass du noch viel davon zu verschenken hättest.“

„Das habe ich noch nicht herausgefunden.“ Sam klappte den Bildschirm des Laptops gerade so weit zu, das er seinem Bruder in die Augen schauen konnte. „Aber aus der Tatsache, dass du hier mit leeren Händen sitzt, schließe ich, dass du die Schlinge nicht in der Leichenhalle gefunden hast.“

„Nee.“ Dean erhob sein Glas, aus dem das Bier fast gegen seinen Willen verschwunden war. „Der Gerichtsmediziner ist übrigens nur ein Werkzeug. Ein mehr oder weniger nutzloses.“

„Ja, das habe ich mir gedacht“, sagte Sam. „Sollten wir noch mal mit dem Sheriff sprechen?“

Dean winkte ab.

„Vergiss sie, die ist genauso schlimm wie er.“

„Nein, Dean …“

„Ich meine es ernst“, drängte Dean. „Ich habe darüber nachgedacht. Sie hat gesagt: ‚So wie das da.‘ Das heißt, dass sie die Waffen, die Wolverton bei dem Vorfall benutzt hat, nicht in ihrem Büro hatte. Also, wo sind die hin? Und warum will sie uns nicht helfen, obwohl sie weiß, dass wir vom FBI sind? Die stecken wahrscheinlich alle unter einer Decke. Und außerdem …“

„Dean, ich versuche dir gerade zu sagen, dass sie …“

„Scharf ist“, sagte Dean. „Klar. Glaub mir, die würde ich auch nicht von der Bettkante schubsen. Aber wenn du glaubst, dass sie deshalb bei mir einen Freibrief hat …“

„Nein, ich versuche, dir zu sagen, dass sie … direkt hinter dir steht.“

Ein Anflug von Abscheu huschte über Deans Gesicht. Er drehte sich langsam um und sah, dass Sheriff Daniels neben ihnen stand, nicht mal einen Meter entfernt. Sie hatte das ganze Gespräch mitgehört und starrte Dean und Sam wütend an.

„Haben Sie gerade etwas über Ben Winston gesagt?“, fragte sie. „Bitte, reden Sie nur weiter!“

„Okay.“ Dean nickte stur und unbeugsam. „Wie wäre es damit: Er ist ein Idiot und ein Schleimer. Kennen Sie den Typen überhaupt?“

„Das sollte ich wohl“, sagte Sheriff Daniels. „Er ist mein Schwager.“

„Das hätte ich wissen sollen. Ist in dieser Stadt eigentlich jeder mit jedem verwandt?“

„Nicht nur das“, entgegnete sie. „Wir sind auch allesamt durch Inzucht degenerierte, rassistische Hinterwäldler. Also, worauf wollen Sie hinaus, Agent Van Zandt?“

„Er hat behauptet, der Toxikologiebericht wäre noch nicht gekommen. Es sind inzwischen mehr als vierundzwanzig Stunden vergangen. Was ist denn da los?“

„Wir sind hier nicht New York oder Los Angeles, Herr Bundesagent“, sagte sie kühl. „Bei uns hier laufen die Uhren einen Tick langsamer.“

„Langsamer, hä? Was Sie nicht sagen.“ Dean blickte quer durch den Raum. Ein Mädchen, das vielleicht gerade mal achtzehn war, tanzte intim mit einem Biker-Typen, der wohl doppelt so alt wie sie selbst war. Er trug ein Mojo-Nixon-T-Shirt und hatte seine Hände auf die Rundungen ihrer Hinterbacken gelegt, während sie sich lasziv an ihn drückte und die Hüften kreisen ließ.

„Scheint aber so, als ob’s manchen gar nicht schnell genug gehen kann.“

„Wie bitte?“, fragte Daniels und drehte sich um, um seinem Blick zu folgen.

„Nichts. Vergessen Sie’s!“

„Nun, ich hätte da ein passendes Stichwort für Sie“, sagte sie und wandte sich erneut Dean zu, um ihn mit einem weiteren feindseligen Blick zu durchbohren. „‚Richten‘. Wie in: ‚Richte nicht, auf dass du selbst nicht gerichtet wirst!‘“ Daniels lächelte, was aber keineswegs zu einem überzeugenden Ausdruck von Gastfreundschaft geriet. „Genießen Sie Ihren Aufenthalt!“

Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und ging.

Sam und Dean hatten die Bar verlassen und waren bereits auf dem Weg zum Impala, als hinter ihnen eine Stimme ertönte. Sie drehten sich um und sahen einen jungen Rebellensoldaten in voller Montur ins Licht der Straßenlaternen treten und auf sie zukommen. Der Unbekannte sah aus, als ob er in einer Bar noch unter das Jugendschutzgesetz fallen würde – blass und dünn, mit hohen, hervortretenden Wangenknochen. Was die Mangelernährung von Bürgerkriegssoldaten anging, wirkte er fast zu authentisch. Er sah Wolvertons Leiche ziemlich ähnlich. Einen Augenblick lang fragte sich Dean, ob er vielleicht gerade einem Geist gegenüberstand, dem Wiedergänger eines toten Konföderierten. Dann sah er, dass der Graurock einen iPod bei sich hatte.

Der junge Mann zog im Näherkommen die Miniaturkopfhörer heraus. Dean schnappte ein schwaches Summen elektrischer Gitarren auf, bevor der Soldat das Gerät abschaltete und die Winchesters aus großen blauen Augen ansah.

„Untersuchen Sie den Tod von Dave Wolverton?“

„Das ist richtig“, sagte Sam. „Kannten Sie ihn?“

„Das könnte man so sagen.“

„Schauen Sie“, mischte Dean sich ein, „nichts für ungut, Billy Yank, aber es ist spät, und wir hatten einen langen Tag. Wenn Sie uns irgendetwas sagen können, das uns vielleicht weiterhilft …“

„Ich habe mit ihm zusammengelebt“, sagte der Soldat. „Fast ein Jahr lang.“

„Sie meinen, Sie waren sein Mitbewohner?“

„Wir waren zusammen.“

„Sie und Wolverton?“

Der Soldat nahm die Kappe ab. Dean riss die Augen auf. Die Haarnadeln, die an der Mütze befestigt gewesen waren, lösten sich und setzten eine Flut von braunem Haar frei, die sich auf die Schultern des Soldaten ergoss, was die subtile Geometrie von Wangenknochen, Augen und Lippen in dem Gesicht entscheidend veränderte. Der dünne, irgendwie verweichlichte Soldat hatte sich vor ihren Augen in eine attraktive junge Brünette verwandelt.

„Mann!“, sagte Dean, der überhaupt nicht wusste, wie er das einordnen sollte. „Okay.“

„Mein Name ist Sarah Rafferty“, sagte die Frau. „Dave und ich kannten uns aus dem TGI Friday’s am Flughafen. Wir haben gut eineinhalb Jahre zusammen dort gearbeitet. Er hat mich auf das hier gebracht.“

„Das ist … cool, denke ich.“

„So verrückt es klingt“, sagte die Frau, ’es gibt tatsächlich historische Präzedenzfälle. Es gab auf beiden Seiten Frauen, die eine Uniform anzogen und mit den Männern in den Kampf zogen. Einige waren Trommler oder Pulverjungen, sogar in der Infanterie waren ein paar. Nicht viele, aber ein paar.“

„Also, Sie und Dave waren zusammen“, sagte Sam. „Wie lange?“

„Ein Jahr oder so. Er hat im Restaurant über das hier geredet, nach einer Weile hatte er mich angesteckt. Ich habe eigentlich im Hauptfach Kommunikationswissenschaften studiert, aber mein Nebenfach war amerikanische Geschichte. Dann hat Dave mich zu einer Nachstellung der Schlacht von Gettysburg eingeladen, und danach war ich Feuer und Flamme.“ Sie lächelte ein wenig angesichts ihrer Erinnerungen. „Es hat ihm gefallen, dass das unser Geheimnis war. Selbst die anderen im Zweiunddreißigsten wussten nicht, dass ich eine Frau bin.“

„Waren sie beide noch ein Paar, als er gestorben ist?“

Sarah schüttelte den Kopf.

„Ich habe vor ein paar Monaten Schluss gemacht.“

„Warum?“

„Es war wegen Dave – er hatte sich verändert. Ich meine, eine Weile war ich wirklich beeindruckt, wie sehr er sich darauf konzentrierte, jedes kleinste Detail mit absoluter Authentizität darzustellen. Aber irgendetwas war plötzlich anders. Er war nicht mehr Dave. Er war die ganze Zeit lang nur noch Jubal Beauchamp. Er hatte sich in seiner Figur verloren.“

„Aha!“

„Es gab Probleme am Arbeitsplatz. Mit den Kunden, meine ich. Wir arbeiteten in einem Flughafenrestaurant, also kommt unsere Kundschaft von überall her. Dave hat angefangen, mit den Gästen über die Konföderation zu sprechen und darüber, wie der Süden den Krieg gewonnen hätte. Das kam nicht gerade gut an.“

„Autsch!“, sagte Dean.

„Sie mussten ihn feuern. Aber Dave war das egal. Er sagte, dass er dann wenigstens mehr Zeit hätte, sich auf seine eigentliche Arbeit zu konzentrieren.“

„Jubal Beauchamp zu sein?“, fragte Sam.

„Ganz recht.“

„Aua!“, sagte Dean. „Alleinstehender weißer Konföderierter …“

Sam warf seinem Bruder einen strengen Blick zu und wandte sich wieder an Sarah.

„Gab es irgendeinen bestimmten Punkt, ein Ereignis, nach dem alles anders war?“

„Eigentlich“, sagte Sarah, „ist genau das der Grund, warum ich hier bin. Nachdem es aus und vorbei war, habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, an welchem Punkt alles schiefgegangen ist.“ Die junge Frau zögerte kurz und fuhr dann fort: „Dave und ich sind vor ungefähr vier Monaten wegen einer Hochzeit nach Mission’s Ridge gekommen. Einer der Jungs aus dem Zweiunddreißigsten hat in der Pfingstkirche geheiratet.“

„Da habe ich heute auch eine Hochzeit gesehen“, sagte Dean.

„Dort wird ständig geheiratet“, sagte Sarah. „Die Rollenspieler lieben es, in dieser Kirche zu heiraten, weil es das einzige Gebäude ist, das die Unionsarmee nicht niedergebrannt hat, als sie durch Mission’s Ridge gezogen ist. Phil Oiler, haben Sie ihn kennengelernt?“

„Ich glaube schon.“

„Ein Versicherungsmakler aus Atlanta. Er war derjenige, der dort geheiratet hat, und er wollte das natürlich in Uniform tun. Also haben wir uns alle dafür zurechtgemacht. Das gesamte Zweiunddreißigste Georgia kam in Galauniform.“ Sie stockte, und ihre Miene verfinsterte sich. „Aber irgendwann zwischen der Zeremonie und dem Empfang sind Dave und Phil eine Zeit lang verschwunden.“

„Wohin verschwunden?“

„Das ist es ja. Das weiß keiner. Sie waren fast eine Stunde weg. Natürlich war die Braut total wütend, weil der Fotograf und alle anderen draußen standen und darauf warteten, zum Empfang zu gehen. Dann, in letzter Minute, sind sie aufgetaucht, als ob nichts gewesen wäre. Die Leute haben gedacht, sie wären kiffen gegangen. Aber Dave hat so etwas nicht gemacht.“

Sie atmete lange und tief ein, dann ließ sie die Luft langsam entweichen.

„An diesem Abend, beim Empfang, habe ich das erste Mal bemerkt, dass Dave sich sehr verändert hatte. Er bat mich, ihn Jubal zu nennen. Ich dachte, er wäre betrunken, aber er tat es wieder und wieder. Sein Akzent war auch stärker. Er begann, unsanft mit mir umzuspringen … wenn wir allein waren. Und das, was er so sagte – das war einfach schrecklich. Ein paar Wochen später habe ich es nicht mehr ausgehalten. Ich habe meine Sachen gepackt und bin ausgezogen. Dann, als ich gehört habe, was gestern passiert ist …“ Ihre Augen glänzten feucht. „Ich musste einfach hierher zurückkommen.“

„In voller Uniform?“

Die Frau zögerte und wählte ihre Worte sorgfältig aus.

„Ich wollte mit Phil reden“, sagte sie schließlich. „Ich dachte, er würde mir vielleicht etwas mehr dazu sagen können, was mit ihm und Dave an diesem Tag in der Kirche passiert ist. Und natürlich konnte ich nicht als Sarah Rafferty zu ihm gehen. Ich musste als Private Will Tanner kommen.“

Haben Sie mit Phil gesprochen?“, fragte Sam. „Haben Sie ihn gefragt, was bei der Hochzeit passiert ist?“

Sie nickte.

„Er hat gesagt, dass er und Dave in den Keller gegangen sind, um einen Joint zu rauchen.“ Ihre blauen Augen blitzten vor Wut. „Er hat mich angelogen. Und jetzt ist Dave tot.“

„Haben Sie mit Sheriff Daniels gesprochen?“

„Das habe ich versucht. Es interessiert sie nicht. Ich verstehe das nicht … Ich dachte, wenn ich zu ihr komme und die Wahrheit über mich und Dave sage, dass sie dann ein wenig genauer hinschauen würde. Dass sie mir helfen würde, herauszufinden, was schiefgelaufen ist. Aber es ist fast so, als ob sie auf einer ganz anderen Mission wäre.“

„Wie denn?“, fragte Sam neugierig.

„Ich weiß nicht. Es ist, als wüsste sie mehr, als sie sich anmerken lassen will … als wäre sie hinter etwas her.“

Dean und Sam tauschten Blicke und schwiegen einen Moment. Dann fragte Sam Sarah: „Was genau hat Sheriff Daniels zu Ihnen gesagt?“

„Nun, ich habe ihr erzählt, was in der Kirche passiert ist. Das wollte sie wirklich wissen. Aber als ich keine ihrer Fragen beantworten konnte, hat sie das Interesse verloren.“ Sarah runzelte die Stirn. „Glauben Sie denn auch, dass sie etwas zu verbergen hat?“

„Es ist zu früh, um das zu sagen“, antwortete Sam.

„Schauen Sie“, sagte Sarah, „wenn Sie etwas wissen, müssen Sie es mir sagen. Dave war mir nicht egal. Ich möchte die Wahrheit erfahren.“

Sie rieb sich die Augen. „Darum dachte ich, dass Sie beide vielleicht – ich meine, ich habe gehört, dass Sie gesagt haben, Sie seien Bundesagenten, also …“

Sam berührte ihren Arm.

„Nun, wir tun, was wir können. Wenn Ihnen sonst noch etwas einfällt, irgendetwas, reden Sie nicht mit dem Sheriff. Kommen Sie direkt zu uns.“

Er gab ihr eine Visitenkarte mit einer Handynummer.

„Das werde ich.“ Sie blickte auf ihre Kappe, die sie immer noch mit einer Hand umklammerte. „Sie kennen inzwischen sowieso mein Geheimnis.“

„Morgen früh“, sagte Sam, „fahren wir zum Schlachtfeld und reden mit Phil Oiler über seinen Hochzeitstag.“

„Ich danke Ihnen beiden.“ Sie hielt ihnen einen Fetzen Papier hin. „Das ist meine Handynummer.“

„Wir melden uns“, sagte Dean und griff nach dem Papierstück. Während sie zum Auto gingen, betrachtete Dean die Nummer und atmete tief durch. Dabei stieß er die Luft ruckartig in einem erschöpften Seufzer aus.

„Was für ein Tag! Alles, was ich jetzt noch will, ist ins Hotel, einen Absacker trinken und ein bisschen den Erotikkanal schauen.“

Sam schüttelte den Kopf.

„Nicht heute Abend, Dean.“

„Was? Warum?

„Ich möchte, dass du ein paar Leute kennenlernst.“

Загрузка...