23

Durch die Benommenheit, die der durch seinen Körper flutende Zorn des Schwertes hinterlassen hatte, dämmerte Richard, dass Nicci irgendwas im Schilde führen musste. Was sie damit bezweckte, wusste er nicht, aber der Umstand, dass sie ihn und Victor mit ihren Berufsbezeichnungen gerufen hatte, statt sie beim Namen zu nennen, war ein viel zu offenkundiger Wink, als dass man ihn hätte übersehen können. Es war die eindringliche Bitte, ihren Einfall aufzugreifen und es ihr nachzutun.

Doch Victor verstand die Andeutung nicht, wahrscheinlich, weil er häufig »Schmied« gerufen wurde, und öffnete bereits den Mund zu einer Erwiderung. Nicci verpasste ihm einen schallenden Schlag ins Gesicht. »Still! Ich will deine Ausflüchte nicht hören!«

Schockiert taumelte Victor einen Schritt nach hinten. Der Schrecken gerann zu einem finsteren Blick, aber er sagte nichts.

Als sie sah, dass die Botschaft, er solle den Mund halten, bei ihm angekommen war, richtete Nicci ihren Zorn auf Richard und drohte ihm mit dem Finger. »Du wirst dich dafür zu verantworten haben, Zimmermann.«

Richard hatte nicht die leiseste Ahnung, was sie vorhatte, aber als sich ihre Blicke begegneten, nickte er ihr kaum merklich zu. Mehr wagte er nicht, aus Angst, ihren wie auch immer gearteten Plan zu vereiteln. Nicci schien sich in einen Wutanfall hineingesteigert zu haben. »Was ist eigentlich los mit dir?«, schrie sie ihn an. »Wie kommst du nur auf die vollkommen inakzeptable Idee, du könntest dich aus eigenem Antrieb in dieser Weise aufführen?«

Da er nicht wusste, was sie von ihm hören wollte, zeigte er ihr nur ein ergebenes Schulterzucken, so als schämte er sich zu sehr, um sich zu rechtfertigen. »Aber er hat meine Kleine gerettet!«, rief Jamila. »Dieser Kerl hätte ihr um ein Haar die Kehle durchgeschnitten.«

Schäumend vor Empörung wirbelte Nicci zu ihr herum. »Wie kannst du es wagen, unseren Mitbürgern so wenig Achtung zu zollen und dir ein Urteil darüber anzumaßen, was im Herzen eines anderen vorgeht! Dieses Recht ist allein unserem Schöpfer vorbehalten, dir ganz bestimmt nicht. Oder bist du etwa eine Hexe, die in die Zukunft sehen kann? Wenn nicht, kannst du ja wohl kaum wissen, was dieser Mann getan hätte. Oder glaubst du etwa, man sollte ihn für eine Tat umbringen, die er deiner Ansicht nach möglicherweise begehen könnte? Selbst wenn er gehandelt hätte, so besäße niemand von uns allein die nötige Autorität, sein Tun als falsch oder richtig zu beurteilen.«

Sie wandte sich wieder zu Richard herum. »Wie hätte sich der arme Mann denn deiner Meinung nach verhalten sollen? Zu zweit werden sie vom Pöbel hier hereingeschleift, ohne Anklage, ohne Gerichtsverhandlung und ohne dass man ihnen erlaubt hätte, sich zu verteidigen. Du behandelst einen Mann wie ein wildes Tier und wunderst dich, dass er verwirrt und ängstlich reagiert? Wenn wir uns so aufführen, wie kannst du dann annehmen, dass Jagang der Gerechte unserem Volk noch eine zweite Chance gibt, auf den Weg von Recht und Anstand zurückzukehren? Plötzlich umringt von diesem geistlosen Pöbel, war es nur das gute Recht dieses Mannes, um sein Leben zu fürchten. Ich, als Gemahlin des Bürgermeisters, werde solch ein Benehmen niemals dulden, hast du verstanden? Es wird dem Bürgermeister sicher nicht gefallen, wenn er erfährt, wie abscheulich sich einige unserer Mitbürger heute Abend aufgeführt haben. In seiner Abwesenheit werde ich auf die Wahrung unserer Sitten achten. Und stecke endlich dein Schwert wieder weg.«

Allmählich schwante ihm, was sie vorhatte, also unterließ er jeden Versuch der Rechtfertigung und schob stattdessen, wie geheißen, sein Schwert zurück in die Scheide. Kaum hatte er die Hand vom Heft gelöst, erlosch auch schon der Zorn der Waffe, und fast hätten seine Knie nachgegeben. Egal, womit er sich rechtfertigte, wie groß sein Verlangen war und wie oft er sich des Schwertes schon völlig zu Recht bedient hatte – das Töten eines Menschen blieb eine verabscheuungswürdige Tat.

Er wollte Niccis Auftritt nicht verderben, also senkte er in gebührender Manier das Haupt. Nicci wandte sich, einen wutentbrannten, leidenschaftlichen Blick in den Augen, zu der Menge herum, die geschlossen einen Schritt zurückwich. »Wir sind ein friedfertiges Volk. Habt ihr eure Pflicht gegenüber euren Mitmenschen vergessen, gegenüber den Wegen des Schöpfers? Wie können wir darauf hoffen, dass Kaiser Jagang uns eines Tages wieder in den Schoß der Imperialen Ordnung aufnimmt, wenn wir uns wie menschenunwürdige Tiere aufführen?«

Die Menge stand schweigend da. Richard hoffte von ganzem Herzen, sie begriffen ebenfalls, dass Nicci einen bestimmten Zweck verfolgte und sie gut daran täten, ihren Plan nicht zu durchkreuzen. »Ich werde als Gemahlin des Bürgermeisters nicht zulassen, dass sinnlose Gewaltanwendung unser Volk und unsere Zukunft vergiftet.«

Die Hände in die Hüften gestemmt, löste sich eine jüngere Frau aus der Menge und trat einen Schritt vor. »Aber diese Männer wollten ...«

»Wir dürfen nie, in keinem Augenblick, unsere Pflicht den Mitmenschen gegenüber aus dem Auge verlieren«, fiel ihr Nicci in bedrohlichem Ton ins Wort, »um stattdessen unseren eigennützigen Begierden zu frönen.«

Richard, dem mehr und mehr dämmerte, worauf sie hinauswollte, zog die Frau mit einem verstohlenen Seitenblick auf Victor zurück, um sicherzustellen, dass sie den Mund hielt. Nicci ließ ihren Blick über die Wachposten schweifen. »Es ist unsere Pflicht, unseren Mitmenschen ein Vorbild zu sein, nicht sie niederzumetzeln. Heute Abend ist ein Mensch ermordet worden, ein Vorfall, von dem die Behörden in Kenntnis gesetzt werden müssen, ehe sie entscheiden, was mit diesem Zimmermann zu geschehen hat. Bis dahin werden einige von euch dafür sorgen müssen, dass er hinter Schloss und Riegel kommt. In der Zwischenzeit werde ich, als Gemahlin des Bürgermeisters, zu verhindern wissen, dass dem zweiten Mann hier ein ähnlich ungerechtes Schicksal widerfährt. Wiewohl ich weiß, dass mein Gemahl die Angelegenheit alsbald geregelt wissen möchte, weiß ich auch, dass er nicht bis morgen warten würde, um dies persönlich anzuordnen. Er würde die Angelegenheit sofort geklärt sehen wollen, deshalb werdet ihr diesen zweiten Bürger hier bis vor die Stadt geleiten und ihn dort auf freien Fuß setzen. Lasst ihn in Frieden seines Weges ziehen, wir werden ihm kein Härchen krümmen. Der Zimmermann wird, wie ich bereits erklärt habe, in Gewahrsam genommen, bis er den zuständigen Behörden vorgeführt werden kann, wo er sich für seine abscheuliche Tat zu verantworten haben wird.«

Victor machte eine Verbeugung. »Eine kluge Entscheidung, Madam. Ich bin sicher, Euer Gemahl, der Bürgermeister, wäre hocherfreut, dass Ihr in seinem Namen eingeschritten seid.«

Als er sich vor ihr verneigte, starrte sie einen Moment lang auf seine Schädeldecke, dann wandte sie sich ab, trat vor den zweiten gefangen genommenen Spion hin und verbeugte sich vor ihm. Richard fiel auf, dass sich irgendwann während ihres Auftritts die Schnur ihres Leibchens gelöst hatte, und das war auch dem Gefangenen nicht verborgen geblieben. Ihre tiefe Verbeugung gewährte ihm einen ausgiebigen, ungehinderten Einblick in ihr Dekollete, sodass es, als sie sich wieder aufrichtete, einen Moment dauerte, bis er ihr schließlich in die Augen sah.

»Ich hoffe, Ihr nehmt unsere Entschuldigung für Eure unmenschliche Behandlung an. Dies entspricht nicht der Art, die man uns beigebracht hat, alle Menschen als unsere Brüder und Gleichgestellte zu respektieren.«

Der Mann machte ein Gesicht, als wollte er zum Ausdruck bringen, es sei ihm unter Umständen möglich, die ihm widerfahrene Misshandlung zu verzeihen. »Ich kann schon verstehen, warum ihr alle hier so gereizt reagiert, schon wegen eures Aufstands gegen die Imperiale Ordnung und ähnlicher Dinge mehr.«

»Aufstand?« Nicci machte eine wegwerfende Handbewegung. »Unsinn. Das Ganze war nicht mehr als ein Missverständnis. Ein paar Arbeiter« – dabei wies sie, ohne hinzusehen, auf Richard –, »wie diese dummen, selbstsüchtigen Burschen hier, haben mehr Lohn und Mitbestimmungsrechte verlangt, das ist alles. Wie mein Gemahl mir gegenüber mehrfach beteuerte, wurde das Ganze falsch ausgelegt und unverhältnismäßig aufgebauscht. Ein paar Dickschädel haben eine bedauerliche Panik ausgelöst, die außer Kontrolle geraten ist. Im Grunde hatte das Ganze Ähnlichkeit mit dem Vorfall heute Abend – ein Missverständnis, das dazu führte, dass einem unschuldigen Kind des Schöpfers unnötiges Leid widerfuhr.«

Der Mann betrachtete sie lange mit einem unentzifferbaren Blick, ehe er sprach. »Und so empfindet ganz Altur’Rang?«

Nicci seufzte. »Nun, ganz sicher mein Gemahl, der Bürgermeister, und mit ihm die große Mehrheit der Bewohner Altur’Rangs. Er hat alles darangesetzt, diese Hitzköpfe und Unruhestifter zur Rede zu stellen, und wollte diese Leute, in Zusammenarbeit mit den Vertretern des Volkers, zur Einsicht bringen, welch großen Fehler sie begingen und welchen Schaden sie damit uns allen zufügten. Offenbar hatten sie bei ihrem Tun das Allgemeinwohl völlig aus dem Blick verloren. Mein Gemahl hat die Wortführer der Unruhen vor das Volkstribunal gebracht, das eine angemessene Strafe über sie verhängte. Die meisten haben sich reuig gezeigt. Gleichzeitig ist er bemüht, die weniger einsichtigen unter ihnen zu bessern und umzuerziehen.«

Er deutete ihr mit einem leichten Neigen seines Kopfes eine Verbeugung an. »Bitte richtet Eurem Gemahl aus, dass er ein weiser Mann ist und dass er eine gescheite Frau hat, die weiß, dass ihr Platz zu Recht im Dienst des Allgemeinwohls ist.«

Nicci erwiderte seine angedeutete Verbeugung. »Das Allgemeinwohl, ganz recht. Mein Gemahl sagt immer, trotz aller persönlichen Wünsche und Gefühle müssen wir das Allgemeinwohl immer zuerst bedenken und, selbst wenn es persönliche Opfer von uns verlangt, ausschließlich die Besserung der gesamten Menschheit im Blick haben, statt an der sündhaften Vorstellung persönlicher Wünsche oder Begierden festzuhalten.«

Niccis Worte schienen eine Saite in dem Soldaten zum Klingen gebracht zu haben, diese Ansichten entsprachen genau den fundamentalen Lehren und Glaubensüberzeugungen der Imperialen Ordnung. Offenbar beherrschte sie das Spiel auf diesen Saiten perfekt.

»Wie wahr«, meinte er und gönnte sich einen weiteren ausgiebigen Blick in den weit offenen Ausschnitt ihres Kleides. »Schätze, ich mache mich jetzt besser auf den Weg.«

»Der Euch wohin führen wird?«, erkundigte sich Nicci. Ihre Hand ging zu ihrem Ausschnitt, wie um das lose Oberteil ihres Kleides sittsam zu bändigen.

Er hob den Blick und sah ihr wieder ins Gesicht. »Oh, wir waren gerade auf der Durchreise. Unser Ziel liegt weiter südlich, wo wir Verwandte haben. Wir hatten gehofft, dort Arbeit zu finden. So gut kannte ich den Mann hier gar nicht. Wir haben uns erst vor ein paar Tagen zusammengetan.«

»Nun«, sagte Nicci, »in Anbetracht des Zwischenfalls heute Abend würde mein Gemahl Euch gewiss raten, Eure Reise fortzusetzen, schon um Eurer eigenen Sicherheit willen, und zwar, angesichts der paar rückwärts gewandten Bürger, die es hier noch gibt, am besten gleich. Ein tragischer Zwischenfall heute Abend ist betrüblich genug, wir brauchen nicht noch einen zweiten zu riskieren.«

Der Mann ließ einen tödlichen Blick über die versammelte Menge schweifen, bis sein Blick schließlich auf Richard fiel, der die Augen jedoch standhaft zu Boden gerichtet hielt. »Ja, natürlich, Madam. Bitte sprecht dem Bürgermeister meinen Dank aus, dass er versucht hat, diese widerlichen Unruhestifter auf den Weg des Schöpfers zurückzuführen.«

Mit einer fahrigen Handbewegung wies Nicci auf eine kleine Gruppe von Wachposten. »Männer, ihr werdet diesen ehrenwerten Bürger sofort sicher aus der Stadt geleiten. Ich muss euch wohl nicht daran erinnern, wie unerfreut der Bürgermeister und das Volkstribunal wären, sollte ihnen zu Ohren kommen, dass dem Mann auch nur ein Haar gekrümmt worden ist. Er hat die offizielle Erlaubnis, seines Weges zu ziehen.«

Nach einer knappen Verbeugung versprachen sie murmelnd, sich darum zu kümmern. Ihr Verhalten war für Richard der Beweis, dass es ihnen offenbar keine Mühe bereitete, wieder in ihr altes Verhaltensmuster während der unter der Imperialen Ordnung herrschenden Zustände zurückzufallen. Wortlos verfolgten die Menschen im Stallgebäude, wie sie sich mit ihrem Schützling in die Nacht hinaus entfernten. Und so, in angespanntem Schweigen, den Blick auf die leere Tür gerichtet, ängstlich jede Bemerkung vermeidend, bis der Mann weit genug fort war, sodass er nur ja nichts mitbekam, standen sie noch lange, nachdem sie längst außer Sicht waren. »Nun«, seufzte Nicci schließlich, »ich hoffe nur, er schafft es bis zurück zu seinen Kameraden. Wenn ja, dürften wir ein gutes Stück dazu beigetragen haben, vor der Schlacht für ein wenig Verwirrung zu sorgen.«

»Oh, das wird er bestimmt«, sagte Victor. »Er wird es kaum erwarten können, die Neuigkeiten, die er heute Abend aus Eurem Mund erfahren hat, an seine Vorgesetzten weiterzugeben. Hoffentlich macht sie das ihrer Sache so sicher, dass wir ihnen eine echte Überraschung bereiten können.«

»Wir wollen es hoffen«, sagte Nicci.

In diesem Moment brachen einige der Stadtbewohner, die noch im Stallgebäude ausgeharrt hatten, in aufgeregtes Geplauder aus. Niccis Kriegslist zur Verwirrung des Feindes war offenbar ganz nach ihrem Geschmack. Schließlich wünschten einige ihnen eine gute Nacht und gingen, während andere sich um den Toten scharten und ihn anstarrten.

Nicci schenkte Victor ein kurzes Lächeln. »Tut mir Leid, dass ich dich ohrfeigen musste.«

Der zuckte nur mit den Schultern. »Es war ja für einen guten Zweck.«

Als sie sich zu Richard herumwandte, wirkte sie leicht verlegen, so als erwartete sie eine Strafpredigt oder zumindest einen Rüffel.

»Die Truppen, die sich auf dem Weg hierher befinden, sollen auch weiterhin im Glauben bleiben, dass es für sie ein Leichtes wäre, uns vernichtend zu schlagen«, gab sie als Erklärung an. »Übergroße Siegesgewissheit verleitet zu Fehlern.«

»Aber das war doch noch nicht alles«, gab Richard zurück.

Nicci warf rasch einen Blick zu den Leuten hinüber, die sich noch im Stallgebäude befanden, ehe sie sich ganz dicht neben ihn schob, sodass die anderen sie nicht hören konnten. »Du hast gesagt, ich könnte mich dir anschließen, sobald die anrückenden Truppen überwältigt sind.«

»Ja, und?«

Ihre blauen Augen bekamen einen harten Zug. »Ich bin fest entschlossen, genau das zu tun.«

Er betrachtete sie eine Weile nachdenklich, dann gab er sich einen Ruck und beschloss, ihr bei der Unterstützung der Bewohner Altur’Rangs völlig freie Hand zu lassen und sich nicht in ihre Pläne einzumischen, zumal er ziemlich besorgt war, wie dieser Plan wohl aussehen mochte. Im Augenblick wollte er gar nicht wissen, was sie im Schilde führte. Er hatte schon genug Sorgen.

Richard ergriff die losen Enden der durch ihr Leibchen gefädelten Kordel, zurrte sie fest und knotete sie wieder zusammen, während Nicci, die Hände locker an den Seiten, dastand, ohne ihn auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. »Danke«, sagte sie, als er fertig war. »Schätze, es muss sich bei der Aufregung irgendwie gelöst haben.«

Richard überhörte ihre Ausrede und blickte zur Seite, wo er, verdeckt von einigen anderen Stadtbewohnern, Jamila stehen sah. Das Gesicht rot und verquollen, lag sie auf den Knien und drückte das völlig verängstigte kleine Mädchen an ihre Brust.

Richard ging zu ihr hin. »Wie geht es ihr?«

Jamila hob den Kopf. »Ihr ist nichts passiert. Danke, Lord Rahl. Ihr habt ihr kostbares Leben gerettet. Ich danke Euch.«

Das Mädchen, eben noch Zeugin einer grauenhaften Tat durch Richards Hand, klammerte sich schluchzend an seine Mutter und starrte Richard mit einem Ausdruck des Entsetzens im Gesicht an, als müsste es befürchten, von ihm als Nächste erschlagen zu werden.

»Ich bin sehr erleichtert, dass ihr nichts passiert und sie unverletzt ist«, wandte er sich wieder an Jamila. Richard lächelte dem Mädchen zu, erntete im Gegenzug aber nur einen hasserfüllten Blick. Voller Mitgefühl fasste Nicci seinen Arm, enthielt sich aber einer Bemerkung.

Schließlich ergriffen die im Stallgebäude Zurückgebliebenen das Wort und beglückwünschten ihn zur Rettung des Kindes. Ihnen allen schien mittlerweile klar geworden zu sein, dass Niccis an den Fremden gerichtete Bemerkungen eine Art Täuschungsmanöver gewesen waren, und nicht wenige von ihnen erklärten ihr ganz unumwunden, dass sie ihren Bluff für einen raffinierten Schachzug hielten. »Das sollte sie abschrecken«, meinte einer.

Doch Richard wusste, dass ihre Absichten sehr viel weiter gingen, als sie einfach nur »abzuschrecken«. Was sie tatsächlich im Schilde führte, bereitete ihm nicht geringe Sorgen. Er schaute kurz zu, wie einige Männer den toten Spion fortschleiften, während andere auf Ishaqs Anweisung darangingen, die Blutspuren zu beseitigen. Der Geruch des Blutes machte die Pferde nervös, und je eher es beseitigt wäre, desto besser.

Die Übrigen wünschten Richard eine gute Reise und begaben sich anschließend zurück in ihre Häuser. Binnen kurzem waren alle gegangen. Die Männer, die mit dem Beseitigen der menschlichen Überreste beschäftigt waren, beendeten ihre Arbeit und gingen ebenfalls, nur Nicci, Cara, Ishaq und Victor blieben noch. In dem Stallgebäude kehrte wieder Stille ein.

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