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Zavala verließ das Cockpit der 747 und ging nach hinten in die verkürzte Passagierkabine, wo Austin mit einem Laptop­computer saß und arbeitete. Zavala lächelte, als hätte er soeben einen guten Witz gehört.

»Piloten sind manchmal seltsame Menschen«, sagte Zavala und schüttelte amüsiert den Kopf. »Die Cockpit-Crew würde sich freuen, wenn du ihr verraten würdest, wohin sie das Flugzeug fliegen soll.«

»Ich habe bald eine genaue Position«, erwiderte Austin. »Einstweilen kannst du ihnen mitteilen, sie sollen Kurs auf den mittleren Südatlantik nehmen.«

»Das engt das Ziel erheblich ein«, sagte Zavala.

»Das ist die Region, die wir beobachten.« Austin deutete auf den Computerbildschirm. »Dies ist das NASA-Diagramm mit den Daten, die vom ROSAT-Satelliten gesammelt wurden. Der Fleck dort, der sich von Brasilien bis nach Südafrika erstreckt, ist unser Jagdrevier — die sogenannte Südatlantische Anomalie.« Er drückte auf einige Tasten seines Keyboards und holte eine Ansammlung von Rechtecken heran.

»In diesem Bereich befindet sich das ausgeprägteste Loch in der Magnetosphäre.«

»Was bedeutet, dass dies der logische Punkt ist, um einen Polsprung einzuleiten«, sagte Zavala.

»Ja und nein. Dort ist der Punkt, den wir meiner Meinung nach aufsuchen sollten.« Er tippte an einer anderen Stelle auf den Bildschirm. »Dort ist die Erdkruste dünner, so dass dort die Kovacs-Wellen am tiefsten eindringen können.«

Zavala blies seine Wangen auf. »Das ist immer noch eine ganz schöne Menge Ozean, die abgesucht werden muss. Mindestens fünfhundert Quadratkilometer.«

»Es ist ein Anfang«, sagte Austin.

Er spitzte die Ohren, als aus dem Laderaum ein elektrisches Summen ertönte. Kurz darauf kamen Karla und Barrett durch die Tür. Karlas blonde Haare waren strähnig, und sie hatte dunkle Ränder unter den Augen. Barretts Gesicht und Hände waren mit Schmiere bedeckt.

Austin dachte, dass Karla sogar in ihrem derangierten Zustand selbst das verhätscheltste Spitzenmannequin mit ihrer eleganten Schönheit beschämen würde. Sie hob den Schraubenzieher in ihrer Hand wie die Freiheitsstatue ihre Fackel.

»Ta-ta!«, rief sie. »Zeit für Fanfaren und einen Trommelwirbel. Wir sind fertig.«

»Die Dynamos sind allesamt justiert und in Betrieb«, meldete Barrett.

Barrett hatte das letzte Kabel weniger als eine Stunde zuvor eingeholt, und das Flugzeug war bereits wenige Minuten nach Schließen der Tür in der Luft. Al Hibbet hatte mit trauriger Miene verfolgt, wie das Flugzeug startete. Er hätte so gerne an der Mission teilgenommen, doch Austin meinte, sie brauchten am Boden jemanden, der über jedes Detail der Mission informiert war. Nur für alle Fälle.

Das Summen wurde stetig lauter. Karla nahm die Glückwünsche, die folgten, dankbar entgegen, dann streckte sie sich auf einigen freien Sitzen aus und schlief auf der Stelle ein. Austin nahm Karla behutsam den Schraubenzieher aus der Hand und legte ihn auf den Sitz neben ihr.

»Danke«, sagte Barrett. »Und jetzt bitte ich Sie, mich zu entschuldigen.« Karlas Beispiel folgend, gähnte er ausgiebig und suchte sich eine freie Sitzreihe, auf der er sich ebenfalls langmachte und sofort einschlief.

Austin hielt Längen- und Breitengrad der Position auf seinem Computer fest, dann ging er nach vorne zum Cockpit, um dem Navigator der Maschine die Koordinaten zu geben. Er fragte, wie lange es dauern würde, bis sie am Ziel einträfen, und erhielt eine Zeitspanne von etwa zwei Stunden. Austin blickte aus dem Cockpitfenster auf eine Schicht watteartiger Wolken, die sich unter ihm erstreckte, so weit das Auge reichte.

Die Crew bestand ausschließlich aus Freiwilligen, die sich zweifelsfrei darüber im Klaren waren, dass sie an einer gefährlichen Mission teilnahmen. Während der Navigator einen Flugplan erstellte, kehrten Austin und Zavala in die Passagierkabine zurück.

»Nach dem, was du im Cockpit gesagt hast, kommen wir etwa zur gleichen Zeit am Ziel an wie das Schiff«, sagte Zavala.

»Es wird zeitlich sogar noch knapper. Wir befinden uns in derselben Gegend. Wenn wir dort eintreffen, müssen wir sofort mit einem Suchschema beginnen. Und ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis wir das Transmitter-Schiff aufspüren.«

»Jede Verzögerung könnte sich als verhängnisvoll erweisen. Und die niedrige Wolkendecke ist auch keine Hilfe.«

»Darüber habe ich mir schon meine Gedanken gemacht. Die Trouts haben berichtet, dass sie in den Minuten, bevor ihr Boot in den Strudel gerissen wurde, am Himmel eine Menge elektrische Aktivität beobachtet haben.«

»Das stimmt. Und Al erzählte, es hätten die reinsten Himmelsfeuerwerke stattgefunden, als die Vereinigten Staaten und die Russen mit elektromagnetischen Waffen auf Basis der Kovacs-Theoreme herumgespielt haben.«

»Dann gibt es jeden Grund anzunehmen, dass wir das gleiche Phänomen beobachten werden, sobald Margrave und Gant ihren Zapper anwerfen. Ich glaube, wir sollten eher den Himmel beobachten als das Meer. Die Wolken könnten uns unter Umständen sogar helfen, das Schiff zu finden.«

»Hervorragend! Ich werde den Leuten im Cockpit sagen, dass sie nach einem Feuerwerk Ausschau halten sollen.«

Nur widerstrebend weckte Austin Karla und Barrett. Er ließ ihnen ein paar Minuten Zeit, um sich den Schlaf aus den Augen zu reiben. Während das Flugzeug der Südatlantischen Anomalie entgegenraste, brachte er sie auf den aktuellen Stand. Sie kamen überein, sich aufzuteilen, wenn es Zeit wurde, wobei Karla auf der einen Seite des Flugzeugs Posten beziehen würde und Barrett auf der anderen. Austin würde zwischen hinten und vorne hin und her pendeln und als Verbindungsmann zu Zavala fungieren, der im Cockpit sitzen und die Augen offen halten würde.

Zavalas Stimme drang aus den Lautsprechern. Er teilte ihnen mit, dass das Flugzeug die äußere Grenze des Suchgebiets in etwa einer Viertelstunde überfliegen werde. Austin konnte die wachsende Spannung in der Kabine fast körperlich spüren. Die Atmosphäre wurde noch dichter, noch bedrückender, als Zavala meldete, dass sie sich in der heißen Zone befanden. Sie nahmen ihre Positionen an den Fenstern des Jumbo-Jets ein. Zehn Minuten verstrichen, dann zwanzig. Austin ging in der geräumigen Kabine auf und ab und sprach den Leuten Mut zu. Es war nur schwer zu glauben, dass sich unter der dicken Wolkenschicht ein unendlicher Ozean erstreckte.

Austin hatte vorgeschlagen, dass das Flugzeug eine Reihe von parallel verlaufenden Bahnen über dem Suchgebiet abfliegen sollte. Es war das gleiche Rasenmähermuster, das Austin bei der Suche nach einem verschollenen Schiff benutzt hätte, und bot den Vorteil, innerhalb einer verhältnismäßig kurzen Zeit eine viele Quadratkilometer große Fläche abzudecken. Sie hatten eine Bahn hinter sich, dann eine zweite und befanden sich gerade auf der dritten, als Austin sich zu fragen begann, ob er einen Fehler gemacht hatte. Alle paar Sekunden schaute er auf seine Uhr.

Das Flugzeug hatte sich soeben in die Kurve gelegt, um die nächste Bahn zu beginnen, als Karla sich meldete. »Ich sehe etwas. Bei drei Uhr.«

Austin und Barrett eilten durch die Kabine auf die andere Seite des Flugzeugs und blickten durch die Fenster. Die Sonne stand tief am Himmel, und ihre Strahlen zauberten blaue Schatten auf die Wolkendecke. Aber auf der rechten Seite pulsierte am Himmel ein weißes Leuchten, das dem Lichtschimmer ähnelte, den ein Gewitter gewöhnlich zwischen den Wolken erzeugt. Austin ergriff das Mikrofon, das mit dem Cockpit verbunden war. Zavala bestätigte über die Lautsprecher, dass er ebenfalls das Leuchten in den Wolken beobachtet habe.

Das Flugzeug beschrieb eine enge Kurve und begann, ähnlich einer Motte, die von einer Flamme angelockt wird, den langen Sinkflug in Richtung des Lichts, das in der Ferne waberte wie ein riesiger Hexenkessel.

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