Vierundzwanzig

Cerberus/Hades

2566


Sylveste brauchte nicht lange zu warten. Volyova kam in Begleitung von Khouri, der Frau, die ihr auf dem Planeten das Leben gerettet hatte. Wenn schon Volyova in seinen Plänen eine unbekannte Größe darstellte, dann galt das erst recht für diese Khouri. Bisher hatte er noch nicht feststellen können, wem ihre Loyalität gehörte: Volyova, Sajaki oder womöglich jemand ganz anderem. Aber er schob diese Bedenken zunächst in den Hintergrund, denn Calvin hatte ihn mit seiner Ungeduld angesteckt.

»Was heißt, es bringt ihn noch schneller um?«

»Genau das, was ich sage«, antwortete Calvin durch seinen Mund, ohne die Frauen zu Atem kommen zu lassen. »Wir haben uns exakt an Ihre Anweisungen gehalten. Trotzdem ist es, als hätten wir der Seuche eine massive Dosis Stärkungsmittel gespritzt. Sie breitet sich schneller aus denn je. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, Ihr Retrovirus hat ihr noch geholfen.«

»Verdammt«, sagte Volyova. »Entschuldigen Sie, das ist mir so herausgerutscht. Ich habe ein paar harte Stunden hinter mir.«

»Mehr haben Sie nicht dazu zu sagen?«

»Ich habe das Gegenmittel an kleinen isolierten Proben getestet«, verteidigte sie sich. »Da hat es gewirkt. Ich konnte nicht versprechen, dass es bei einem vollständig verseuchten Organismus ebenso wirksam sein würde… aber zumindest — im schlimmsten Fall — ging ich davon aus, dass eine gewisse, wenn auch beschränkte Wirkung eintreten würde. Die Seuche muss etwas von ihren Kräften zur Abwehr des Gegenmittels verwenden; daran kommt man nicht vorbei. Ein Teil der Energie, die sie normalerweise in die Expansion stecken würde, wird für den Widerstand abgezweigt. Ich hoffte, das Virus würde die Seuche töten — beziehungsweise so verwandeln, dass wir sie behandeln konnten —, aber selbst bei pessimistischster Einschätzung dachte ich, dass sie sich einen Schnupfen holen würde, der die Ausbreitung deutlich verlangsamte.«

»Davon sehen wir gar nichts«, bemerkte Calvin.

»Aber was sie sagt, leuchtet ein«, gab Khouri zurück. Sylveste merkte, dass er sie so wütend anstarrte, als wolle er ihr die Existenzberechtigung absprechen.

»Was sehen Sie denn?«, fragte Volyova. »Sie werden verstehen, dass ich ziemlich neugierig bin.«

»Wir haben die Zufuhr unterbrochen«, sagte Calvin. »Deshalb hat sich das Wachstum zunächst stabilisiert. Aber als wir dem Captain das Gegenmittel gaben, beschleunigte sich seine Ausbreitung. Es war, als würde die Masse des Gegenmittels schneller in seine Matrix integriert als das Schiffssubstrat.«

»Aber das ist doch lächerlich«, sagte Volyova. »Das Schiff wehrt sich nicht einmal gegen die Seuche. Wenn er sich tatsächlich schneller ausbreitet… würde das doch bedeuten, dass das Gegenmittel in ihn übergeht; dass es sich umwandelt, bevor die Seuche es zerstören kann.«

»Wie Frontsoldaten, die schon desertieren, bevor sie die Feindpropaganda gehört haben«, sagte Khouri.

Volyova nickte. »Ganz genau«, sagte sie, und Sylveste spürte zum ersten Mal etwas zwischen den beiden Frauen, das verdächtig nach gegenseitigem Respekt roch. »Aber das ist einfach nicht möglich. Dazu müsste die Seuche die Replikationsprogramme so völlig mühelos übernommen haben, als ob die nur darauf gewartet hätten. Ich sage Ihnen, das kann nicht sein.«

»Dann versuchen Sie es doch selbst.«

»Nein, danke. Nicht, dass ich Ihnen nicht glauben würde, aber Sie müssen auch mich verstehen. Aus meiner Sicht — und ich habe das verdammte Ding entwickelt — ergibt das einfach keinen Sinn.«

»Eine Erklärung gibt es«, sagte Calvin.

»Nämlich?«

»Könnte Sabotage im Spiel sein? Wie ich Ihnen bereits sagte, sind wir der Ansicht, dass jemand den Erfolg dieser Operation nicht wünscht. Sie wissen schon, wen ich meine.« Er war vorsichtig geworden, wollte in Khouris Gegenwart oder im Erfassungsbereich von Sajakis Abhörsystemen nicht zu viel preisgeben. »Könnte sich jemand an Ihrem Gegenmittel zu schaffen gemacht haben?«

»Darüber muss ich nachdenken«, sagte sie.


Sylveste hatte nicht das ganze Fläschchen verbraucht, das Volyova ihm gegeben hatte, deshalb konnte er die Molekularstruktur dieser Probe und der anderen Kulturen untersuchen, die noch in ihrem Labor waren. Er verwendete die gleichen Instrumente, mit denen sie Khouris Splitter analysiert hatte. Als sie die Probe mit den Laborkulturen verglich, ergab sich Identität im Rahmen der Messgenauigkeit. Die Probe, die Calvin dem Captain verabreicht hatte, war genau so, wie Volyova es vorgesehen hatte, bis hinunter zur kleinsten chemischen Bindung zwischen den unbedeutendsten Atomen in der kleinsten und unwichtigsten Molekularkomponente.

Volyova verglich die Struktur des Gegenmittels mit ihren Aufzeichnungen und stellte fest, dass sie nicht von dem Entwurf abwich, den sie viele subjektive Jahre lang im Kopf gehabt hatte. Alles war genau so, wie sie es geplant hatte. Niemand hatte sich an ihrem Virus zu schaffen gemacht. Niemand hatte ihm die Zähne gezogen. So viel zu Calvins Sabotagetheorie. Sie atmete auf — sie hatte nicht glauben wollen, dass Sajaki tatsächlich den ganzen Prozess behinderte; die Vorstellung, er könnte die Krankheit des Captains bewusst verlängern, war zu grässlich, sie war froh, dass sie sich nach der Untersuchung des Gegenmittels die ganze Idee mit Fug und Recht aus dem Kopf schlagen konnte. Natürlich traute sie Sajaki immer noch nicht über den Weg; aber wenigstens sprach nichts dafür, dass er sich in ein Ungeheuer verwandelt hatte.

Aber es gab noch eine andere Möglichkeit.

Volyova verließ das Labor und kehrte zum Captain zurück. Sie verwünschte sich selbst. Warum hatte sie nicht früher daran gedacht? Den Weg hätte sie sich sparen können. Sylveste fragte, was sie jetzt vorhabe. Sie sah ihn lange an. Dann sagte sie, ja, es gebe eine Verbindung zu Lascailles Schleier; davon sei sie jetzt überzeugt. Die Frage sei nur: Hatte sich die Mademoiselle einfach rächen wollen — für seine Feigheit, seinen Verrat, was immer es war, was sie im Grenzbereich vor dem Schleier fast das Leben gekostet hätte? Oder ging es noch weiter, bestand womöglich ein Zusammenhang mit den Aliens; den uralten, misstrauischen Intelligenzen, die Lascaille bei seinem eigenen Flug gespürt hatte? Hatte man es mit menschlicher Gehässigkeit zu tun oder mit Zwängen, die so uralt und fremdartig waren wie die Schleierweber selbst? Sie hatte eine Menge mit Sylveste zu besprechen — aber das wollte sie im Schutz des Spinnenraums tun.

»Ich brauche noch eine Probe«, sagte sie. »Vom Rand der Infektion, wo sie das Gegenmittel aufbrachten.« Sie zog ihre Laserkürette heraus, nahm rasch die lichtgesteuerten Schnitte vor und ließ die Probe — sie fühlte sich an wie eine Metallkruste — in einen wartenden Autoklaven fallen.

»Was ist mit dem Gegenmittel? Wurde es manipuliert?«

»Es wurde nicht angerührt«, sagte sie. Dann drehte sie die Spitze der Kürette nach unten und kratzte in winzigen Lettern gleich vor der ausufernden Wucherung des Captains eine Botschaft in das Schiffsmaterial. Lange bevor Sajaki die Chance bekam, sie zu lesen, würde sich der Captain darüber ergießen wie eine Flutwelle.

»Was machen Sie da?«, fragte Sylveste.

Doch bevor er noch weiter fragen konnte, war sie schon fort.

»Sie hatten Recht«, sagte Volyova. Sie hatten die Sehnsucht nach Unendlichkeit verlassen und klebten wie ein abenteuerlustiger Stahlparasit an der Außenhaut des Rumpfes. »Es war Sabotage. Aber nicht so, wie ich zuerst dachte.«

»Was soll das heißen?«, fragte Sylveste. Er war wider Willen von der Existenz des Spinnenraums beeindruckt. »Ich dachte, Sie hätten das Retrovirus mit den früheren Kulturen verglichen, die bei kleinen Proben verseuchten Gewebes gewirkt hatten?«

»Das habe ich getan und — wie gesagt — es gab keinen Unterschied. Damit blieb nur noch eine Möglichkeit.«

Schweigen hing in der Luft, bis schließlich Pascale Sylveste das Wort ergriff. »Er — es — wurde geimpft. So muss es gewesen sein, nicht wahr? Jemand hat eine Kultur Ihres Retrovirus gestohlen und es so abgeschwächt, dass seine tödliche Wirkung, die Replikationsfreudigkeit beseitigt wurden — um es dann der Schmelzseuche auszusetzen.«

»Das ist die einzige Erklärung«, sagte Volyova.

Khouri sah Sylveste an. »Und Sie glauben, das war Sajaki?«, fragte sie.

Er nickte. »Calvin hatte praktisch vorhergesagt, dass Sajaki versuchen würde, die Operation zum Scheitern zu bringen.«

»Ich kann nicht ganz folgen«, sagte Khouri. »Sie sagten, der Captain sei geimpft worden — ist das denn nicht gut?«

»Nicht in diesem Fall — eigentlich wurde auch nicht der Captain geimpft, sondern die Seuche, die ihn beherrscht.« Volyova hatte das Wort ergriffen. »Wir haben immer gewusst, dass die Schmelzseuche hyperadaptiv ist. Das war von jeher das Problem — jede Molekularwaffe, die wir ihr entgegenwerfen, macht sie sich Untertan, unterdrückt sie und wandelt sie in einer Generaloffensive um. Aber diesmal hatte ich gehofft, ihr einen Schritt voraus zu sein. Das Retrovirus war außergewöhnlich stark — es hatte die Chance, die normalen Angriffsmechanismen der Seuche zu umgehen. Stattdessen ermöglichte man es der Seuche, sich heimlich ein Bild von ihrem Feind zu machen, bevor sie sich aktiv mit ihm auseinander setzen musste. Sie bekam die Chance, das Gegenmittel zu zerlegen und kennen zu lernen, bevor es tatsächlich eine Gefahr darstellte. Und als Calvin das Mittel dann verabreichte, kannte die Seuche bereits alle seine Tricks. Sie hatte sich eine Strategie erarbeitet, um das Virus zu entwaffnen und zu ihrem Verbündeten zu machen, ohne dabei auch nur Energie aufwenden zu müssen. Deshalb ist der Captain schneller gewachsen.«

»Wer hätte das tun können?«, fragte Khouri. »Ich dachte, Sie seien der Einzige auf diesem Schiff, der zu so etwas fähig wäre.«

Sylveste nickte. »Ich glaube zwar immer noch, dass Sajaki versucht, die Operation zu sabotieren, aber dieses Vorgehen trägt nicht seine Handschrift.«

»Das denke ich auch«, sagt Volyova. »Dazu fehlen ihm einfach die nötigen Fachkenntnisse.«

»Was ist mit dem anderen Mann?«, fragte Pascale. »Dem Chimären?«

»Hegazi?« Volyova schüttelte den Kopf. »Den können Sie getrost vergessen. Er würde vielleicht Schwierigkeiten machen, wenn sich einer von uns gegen das Triumvirat stellte, aber für solche Dinge fehlt ihm ebenso die nötige Kompetenz wie Sajaki. Nein; ich sehe nur drei Personen auf diesem Schiff, die das getan haben könnten, und eine davon bin ich.«

»Wer sind die anderen?«, fragte Sylveste.

»Calvin ist der eine«, sagte sie. »Was ihn aus dem Kreis der Verdächtigen eigentlich ausschließt.«

»Und der dritte?«

»Hier wird es schwierig«, sagte sie. »Die einzige Person außer uns, die so mit einem Cybervirus verfahren könnte, ist genau diejenige, die wir die ganze Zeit zu heilen versuchen.«

»Der Captain?«, fragte Sylveste.

»Er hätte es tun können — natürlich nur theoretisch.«

Volyova schnalzte mit der Zunge. »Wenn er nicht schon tot wäre.«

Khouri war neugierig, wie Sylveste darauf reagieren würde, aber er schien nicht sonderlich beeindruckt. »Wer es war, spielt keine Rolle — wenn Sajaki es nicht selbst getan hat, dann hat er eben jemanden damit beauftragt.« Er wandte sich an Volyova. »Sie sind also von dieser Theorie überzeugt?«

Sie nickte ihm zu. »Ja, so sehr ich es bedaure. Was bedeutet das für Sie und Calvin?«

»Für uns?« Sylveste sah sie überrascht an. »Für uns hat es keinerlei Konsequenzen. Ich habe nie versprochen, den Captain zu heilen. Ich habe Sajaki von vornherein gesagt, ich hielte die Aufgabe für unmöglich, und das war keine Übertreibung. Calvin war der gleichen Meinung. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht einmal, ob Sajaki überhaupt Sabotage verüben musste. Selbst ohne die Abschwächung möchte ich bezweifeln, dass Ihr Retrovirus der Seuche viel hätte anhaben können. Was hat sich also geändert? Calvin und ich werden weiterhin so tun, als suchten wir nach einer Behandlungsmethode, und irgendwann wird jedem klar sein, dass wir keinen Erfolg haben können. Wir werden Sajaki nicht merken lassen, dass wir über die Sabotage Bescheid wissen. Wir wollen keine Konfrontation mit dem Mann — nicht gerade jetzt, unmittelbar vor dem Sturm auf Cerberus.« Sylveste lächelte nachsichtig. »Ich glaube nicht, dass Sajaki allzu enttäuscht sein wird, wenn er hört, dass alle Bemühungen vergeblich waren.«

»Das heißt, es bleibt alles beim Alten?« Khouri sah die anderen Hilfe suchend an, aber die verzogen keine Miene. »Das kann doch nicht wahr sein.«

»Der Captain bedeutet ihm nichts«, sagte Pascale Sylveste. »Begreifen Sie das denn nicht? Ihm geht es nur darum, sein Abkommen mit Sajaki einzuhalten. Für ihn zählt nur Cerberus. Der Planet zieht Dan geradezu magnetisch an.« Sie redete, als sei ihr Mann nicht mit im Raum. »Ach ja«, sagte Volyova. »Gut, dass Sie das Thema anschneiden, denn Khouri und ich müssen etwas mit Ihnen besprechen. Es betrifft Cerberus.«

Sylveste sah sie verächtlich an. »Was wissen Sie von Cerberus?«

»Eine ganze Menge«, sagte Khouri. »Viel zu viel.«


Sie hielt es für sinnvoll, ganz von vorne anzufangen. Sie beschrieb zunächst, wie sie auf Yellowstone reanimiert worden war, wie sie als Meuchelmörder für die Schatten gearbeitet hatte und wie die Mademoiselle an sie herangetreten war und ihr ein Angebot gemacht hatte, das sie nicht ablehnen konnte.

»Wer war sie?«, fragte Sylveste, bevor sie zum Hauptteil der Geschichte übergehen konnte. »Und was wollte Sie von Ihnen?«

»Das kommt schon noch«, sagte Volyova. »Nur Geduld.«

Nun wiederholte Khouri die Geschichte, die sie vor kurzem erst Volyova erzählt hatte. Seither schien eine Ewigkeit vergangen zu sein. Sie erzählte, wie sie unter falschen Voraussetzungen angeheuert hatte — und wie sie von Volyova, die einen neuen Waffenoffizier brauchte, ob sich nun ein Freiwilliger meldete oder nicht, überlistet worden war. Wie die Mademoiselle die ganze Zeit in ihrem Kopf präsent gewesen war und ihr immer genau so viel an Information gab, wie sie in der jeweiligen Situation brauchte. Wie Volyova sie an den Leitstand angeschlossen und wie die Mademoiselle dort ein Fremdwesen entdeckt hatte — eine Software-Entität, die sich Sonnendieb nannte.

Pascale sah Sylveste an. »Der Name«, sagte sie. »Er hat… irgendeine Bedeutung. Ich könnte schwören, dass ich ihn schon einmal gehört habe. Weißt du nicht mehr?«

Sylveste sah sie nur schweigend an.

»Dieses Ding«, fuhr Khouri fort. »Was immer es war — es hatte schon einmal versucht, den Leitstand zu verlassen, indem es in den letzten armen Teufel einfuhr, den Volyova angeworben hatte, und ihn in den Wahnsinn trieb.«

»Was hat das alles mit mir zu tun?«, fragte Sylveste.

Darauf hatte Khouri eine Antwort parat. »Die Mademoiselle hat herausgefunden, dass dieses Wesen nur bei einer ganz bestimmten Gelegenheit in den Leitstand gelangt sein konnte.«

»Sehr schön; fahren Sie fort.«

»Nämlich, als Sie zum letzten Mal auf diesem Schiff waren.«

Sie hatte sich gefragt, was wohl noch kommen müsste, damit es Sylveste endlich die Sprache verschlug oder er zumindest dieses selbstgefällige Lächeln verlor. Jetzt wusste sie es, und dieser Erfolg war eine der kleinen, unerwarteten Freuden ihres unruhigen Lebens. Endlich brach Sylveste den Bann und fragte mit bewundernswert beherrschter Stimme: »Was soll das heißen?«

»Genau das, was Sie glauben, aber nicht zur Kenntnis nehmen wollen«, entfuhr es ihr. »Was immer es war, Sie haben es mitgebracht.«

Volyova nahm Khouri die Erklärung ab. »Ein Neuralparasit«, sagte sie. »Er kam mit Ihnen an Bord und sprang auf das Schiff über. Vielleicht steckte er in Ihren Implantaten, vielleicht hatte er sich auch ohne jede Hardware in Ihrem Bewusstsein eingenistet.«

»Das ist doch lächerlich.« Doch seine Entrüstung klang nicht überzeugend.

»Vielleicht hatten Sie das Ding schon jahrelang mit sich herumgetragen, ohne es zu wissen«, sagte Volyova. »Vielleicht schon seit Ihrer Rückkehr.«

»Von wo?«

»Von Lascailles Schleier«, antwortete Khouri. Schon zum zweiten Mal prasselten ihre Worte auf Sylveste nieder wie ein winterlicher Regenschauer. »Wir haben die Chronologie überprüft; zeitlich passt alles zusammen. Was immer es war, es ist vor dem Schleier in Sie eingedrungen und so lange geblieben, bis Sie hierher kamen. Vielleicht hat es Sie auch dann nicht verlassen, sondern zur Sicherheit nur einen Teil von sich ins Schiff eingeschleust.«

Sylveste stand auf und winkte auch seiner Frau. »Diesen Irrsinn höre ich mir nicht länger an.«

»Ich finde, Sie sollten noch etwas bleiben«, sagte Khouri. »Ich hatte Ihnen noch nicht von der Mademoiselle und von dem Auftrag erzählt, den ich für sie erledigen sollte.«

Er sah sie fast eine Minute lang an, immer noch auf dem Sprung, in heller Empörung. Doch dann nahm er wieder Platz und wartete, dass sie weitersprach.

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