Elf

Schlaf ist die einzige Freude, die ungelegen kommen kann.

Nein, das stammt nicht von Montaigne. Das habe ich mir selbst ausgedacht.

Doch im Ernst, genau so ist es. Zuzugeben, dass man gern schläft, ist ja irgendwie sogar unangenehm. Tolle Beschäftigung - schlafen! Arbeiten sollte man, zum eigenen Wohl und zum Wohl des Staates. Oder ein Buch lesen, für Herz und Geist. Oder in die Disco gehen, mit einer Frau tanzen, wo der Homo sapiens nun schon mal permanent dem Geschlechtstrieb ausgesetzt ist und folglich die Balztänze der Steinböcke praktisch zu jeder Jahreszeit aufgeführt werden müssen. Schlaf! Was ist das schon? Nonsens! Reinste Zeitverschwendung. Einen interessanten Traum hat man höchst selten, und wen interessieren heutzutage, da man sich Filme aus dem Internet herunterladen kann und Computerspiele den Markt überschwemmen, überhaupt noch Träume!

Andererseits sollte man mal ein Kind, das den ganzen Tag gespielt hat, fragen, ob es schlafen wolle. Oder einen Studenten ansprechen, der gerade von einer Party zurückkommt und missmutig zu seinem Lehrbuch zur Quantenphysik hinüberstiert. Oder junge Eltern, denen die Nacht nur Geschrei aus der Wiege gebracht hat. Oder den Alten, der nicht mehr ohne Tabletten ins Bett geht. Den Physiologieprofessor, der sein Gähnen nicht unterdrücken kann, während er detailliert über den Schlaf-Wach-Zyklus des Gehirns referiert, über die Bedeutung des Schlafs für die körperliche und geistige Gesundheit ...

Kurz und gut, Schlaf ist wirklich eine Wonne. Wenn man nur irgendwie auf Vorrat schlafen könnte. An langweiligen Abenden und leeren Tagen, in langen Winternächten - und diesen Schlaf in den Nächten der turbulenten Jugend, für wichtige, unter Termindruck zu erledigende Arbeiten oder interessante Gespräche zur Verfügung hätte ...

Ich langte nach der Kaffeekanne und goss die Reste des bereits erkalteten Kaffees samt Satz in die Tasse. Marco sah mich mitleidig an. »Vielleicht wollen Sie erst ein wenig schlafen, Kirill?«

»Gleich. Lassen Sie uns vorher nur noch einmal die Daten durchgehen. Sie schreiben das Jahr 2009 ... Dem kann ein Fehler in der Berechnung zugrunde liegen ... Wann wurde Rom gegründet?«

»Im 8. Jahrhundert vor Christus.«

»Das stimmt also.« Ich wusste nicht viele Geschichtsdaten auswendig, die meisten hatte ich nach meinem Schulabschluss sofort erfolgreich vergessen. Ein paar spukten mir aber noch im Kopf herum. »Was ist mit ... Julius Cäsar?«

»Ja?«, fragte Marco entgegenkommend zurück. »Was ist mit Cäsar?«

»Ist er so an die fünfzig Jahre vor unserer Zeitrech... vor Christi Geburt von Brutus umgebracht worden?«

»Nein.«Marco schüttelte den Kopf. »Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, starb Cäsar bei einem Liebesspiel an einem Herzinfarkt ... 24 vor Christus.«

»Dann ist das der Punkt, an dem sich die Geschichte unserer Welten getrennt hat!«, stieß ich triumphierend hervor.

»Das ist der übliche Irrtum eines Menschen, der versucht, die Unterschiede der einzelnen Welten im Multiversum zu begreifen.« Marco lächelte. »Nehmen wir doch mal ein Datum, das näher an unserer Zeit liegt.«

»Ja, Sie haben recht ...« Ich blickte auf den Band Montaigne. »Ihre Bibliothek ... wenn es solche uralten, weit zurückliegenden Unterschiede zwischen den Welten gäbe ... Dann hätten Sie keinen Montaigne, keinen Cervantes, keinen Hugo, keinen Dostojewski ...«

»Wer ist Cervantes?«

»Kennen Sie Don Quixote? Oder Sancho Pansa?«

»Sind das Spanier?«, wollte Marco wissen. »Sind das alles bekannte Schriftsteller aus eurer Welt?«

»So kommen wir doch nicht weiter!«, explodierte ich. »Wenn eine Welt sich verändert, dann muss sie sich grundsätzlich verändern. Die Veränderungen häufen sich an, irgendwann gibt es nichts Gemeinsames mehr! Welche Länder kennen Sie? Sind wir hier in Italien?«

»Wir sind im Vatikan«, meinte Marco lächelnd. »Und der Vatikan liegt in Italien, das ist richtig. Er teilt Italien in einen Nord- und einen Südteil.«

»Das macht die Sache auch nicht einfacher. Was ist mit den USA?«

»Den Unabhängigen Staaten von Amerika?«

»Den United States of America.«

»Die gibt’s.«

»Ist das ein entwickeltes Land?«

»Ein hochentwickeltes. Eines der am weitesten entwickelten Länder überhaupt. Kanada steht natürlich noch besser da.«

»Absurd!«, sagte ich mit Nachdruck. »Was ist mit Russland?«

»Welches denn? Nordostrussland? Das Südlich-Ukrainische Russland? Oder das Sibirisch-Fernöstliche Russland? Das ist eine Konföderation.«

Ich konnte mich nicht mehr beherrschen und langte nach der Cognacflasche. Es handelte sich um einen ausgezeichneten Cognac, hergestellt in der gleichnamigen französischen Provinz dieser Welt.

Und der Cognac schmeckte wie eh und je.

»Luther?«

»Ein bekannter Kirchenmann.«

»Lenin? Hitler? Stalin? Churchill?«

»Churchill«, zeigte sich Marco erleichtert. »Ein berühmter englischer Schriftsteller und Philosoph. Meiner Ansicht nach sterbenslangweilig, aber ...«

»Wie ist das zu erklären, Marco? Einer ist völlig ausgelöscht, einer hat ganz andere Bücher geschrieben, einer hat sich in seinem Leben mit völlig anderen Dingen beschäftigt. Nehmen wir einmal an, das sei das Werk der Funktionale. Nehmen wir weiter an, sie mischen sich nicht seit Hunderten, sondern seit Tausenden von Jahren ein. Aber solche Manipulationen müssten eine Welt vollständig verändern! Nicht nur partiell!«

»Ganz richtig! Nehmen wir nur einmal Veros, wo es kein Öl gibt. Dort hätten die Veränderungen folglich noch in prähistorischer Zeit vonstatten gehen müssen. Globale, geologische Veränderungen. Man trifft jedoch auf Veros bekannte Namen und Menschen, die sich mit den gleichen Dingen beschäftigt haben wie bei uns oder auf Demos.«

Marco schenkte sich jetzt ebenfalls Cognac ein. »Du versuchst, innerhalb von wenigen Stunden eine Antwort auf die Fragen zu finden, mit denen sich unsere Welt bereits seit hundert Jahren plagt«, meinte er mit mitleidsvollem Blick. »Laß sein, Kirill.«

»Aber es muss eine Antwort geben«, beharrte ich stur. »Vielleicht liegt sie ja sogar auf der Hand, nur dass euer Blick getrübt ist.«

»Getrübt?«

Ich erklärte ihm, was das bedeutete.

»Vielleicht«, stimmte mir Marco bereitwillig zu. »Wir sind anders als ihr. Ihr seid Techniker, wir Biologen.«

»Bei uns würde es ›Gentechniker‹ heißen ... Mir ist allerdings völlig schleierhaft, wie ihr euch mit Gentechnik beschäftigen könnt, wenn ihr kein Elektronenmikroskop oder den ganzen anderen Kram habt ...«

»Mit Gottes Hilfe«, meinte Marco lächelnd.

»Verstehe. Und vermutlich mit Hilfe irgendwelcher Quallen ... des Engelsauges ... Marco, der Kardinal hat gesagt, ihr würdet uns nicht helfen. Eure Soldaten würden unsere Welt nicht verteidigen.«

»Jeder verdient nur die Welt, die er selbst zu verteidigen vermag«, erklärte Marco unerschütterlich. »Wenn wir zu euch kämen - und sei es mit dem aufrichtigen Wunsch, euch zu helfen -, womit würde das enden? Eure Bräuche würden uns in Angst und Schrecken versetzen, genau wie umgekehrt. Bei euch lebt eine große Zahl von Atheisten, wären die bereit, unsere Hilfe zu akzeptieren? Und was mit den Moslems? Vor allem, da es um die Hilfe im Kampf gegen einen unbekannten Feind geht, der euch im Grunde gar nichts tut.«

»Und wenn es im Geheimen geschähe?«

»Das würde nicht klappen. Schließlich geht es hier nicht um ein Ritterduell auf einer abgelegenen Turnierbahn. Hier geht es um einen Krieg - in den Straßen eurer Städte und Dörfer. Häuser werden brennen, Frauen und Kinder werden sterben ... Seid ihr bereit, diesen Preis zu zahlen? Wir haben ihn bezahlt, aber wir haben auch selbst diese Entscheidung getroffen.«

»Wissen Sie, Marco, ich habe begonnen, Respekt für euch zu empfinden«, gab ich ehrlich zu. »Veros hat mir gefallen ... ich war nur in zwei Städten, aber die waren schön. Und eure Welt ... also, obwohl ich sie noch nicht gut kenne, mag ich sie auch. Sie haben recht, es ist besser, wenn Sie sich nicht einmischen.«

Marco breitete die Arme aus.

»Aber was sollen wir dann tun?«, murmelte ich. »Schließlich jagt man mich!«

»Wenn Sie wollen, bleiben Sie bei uns«, schlug Marco kurzerhand vor. »Asyl würden wir Ihnen selbstverständlich immer gewähren. Auch Ihrer Familie oder Ihren Freunden, wenn Sie es wünschen. Wir leben nicht mehr in den Zeiten, in denen selbst ehemalige Funktionale in geschlossene Siedlungen verbannt wurden. Kommen Sie hierher und freuen Sie sich des Lebens. Ein Mann von Ihrem Charakter - ich meine mit diesem technisch geschulten Verstand, Ihrer Energie und Ihrem Mut ... nein, nein, da brauchen Sie gar nicht zu lächeln, über all das verfügen Sie! - dürfte in unserer Welt meiner Ansicht nach bestens zurechtkommen.«

»Das klingt verlockend«, sagte ich. »Ehrlich.«

Das war tatsächlich fast ungelogen. Als ich mich fünf Minuten später in einem der mir zugeteilten Zimmer im Bett ausstreckte, ließ ich mir das Angebot ernsthaft durch den Kopf gehen.

Hier regierte die Kirche. Ja, und? Diese Kirche kannte ich, die Gebote ebenfalls. Niemand wurde gezwungen, es gab Gewissensfreiheit ... Aber keine Fernseher? Um so besser! Und Computer? Gut, die würden mir fehlen.

Dafür gab mir das gleich ein Betätigungsfeld! Ich würde als Gentechniker arbeiten. Ich würde lebende Computer züchten! Bei uns diskutierte man doch auch schon überall, ob es möglich war, einen Computer aus lebender Materie zu bauen. Und hier, wo Infrarotsichtgeräte und UV-Detektoren aus Quallen hergestellt wurden, würde das viel einfacher sein. Immerhin war dieser Planet doch auch eine Erde, wenngleich eine andere. Cervantes kannten sie nicht, dafür hatte Swift über seinen Gulliver eine ganze Serie geschrieben! Es hatte eben alles seine Vor- und Nachteile ...

Ihr Cognac war vorzüglich, der Tabak nicht verboten ... und die Frauen hübsch. Obwohl man vermutlich besser kein Auge auf diese wackeren Karmeliterinnen warf ...

Ich schlief mit den friedlichsten Gedanken ein.

Wofür unter Umständen auch der Cognac aus dem fremden Frankreich verantwortlich sein konnte.

Mich weckte ein Vogel, der vor meinem Fenster sang. Ich hob den Kopf hoch und starrte fassungslos zum Fenster hinaus.

Der Tag war bereits angebrochen, am blauen Himmel hing nicht eine Wolke. Ein buschiger grüner Zweig wippte hinter dem offenen Fenster auf und ab. Ein kleiner Vogel, der nur etwas größer als eine Meise war und einen azurblauen Körper und himbeerrote Flügel hatte, saß festverkrallt auf dem schaukelnden Ast und sang:

Mein Freund, der neue Tag ist da!

Die Liebe kehrt in dein Haus ein,

Ein Himmel voller Sonnenschein.

Mein Freund, der neue Tag ist da!




Der Vogel hatte zwar ein zartes, aber kein piepsiges Stimmchen. Eine angenehme Stimme, fast als sänge in der Ferne eine Frau.

Als der Vogel bemerkte, dass ich ihn ansah, zwitscherte er und hüpfte über den Zweig weiter ans Fenster heran. Ich bettete den Kopf wieder auf das Kissen.

War das ein Weckvogel? Oder ein Weck- und Wettervogel?

Lieber Freund, wach auf!

Preise den Herrn, halleluja!

La, la, la, la, la, la, la, la, la!

Lieber Freund, wach auf!

»Hau ab, du Unglücksvogel!«, rief ich aus. Als mir die Art und Weise einfiel, in der sich Andrej aus Oryssultan ausdrückte, fügte ich noch hinzu: »Schweig still, Sohn des Kummers und Stiefvater der Entspannung!«

Zumindest den Ton verstand der Vogel. Er tschilpte empört und flog davon.

Sollte ich mich über ihn wundern? Können Wellensittiche nicht etwa auch sprechen? Eben! Man musste es also nur noch bewerkstelligen, dass ihre Stimme angenehmer klang. Und ihnen ein paar Lieder beibringen. Wenn es regnet, würden sie wahrscheinlich singen:

Leichter Regen, darauf warten

Alle Gräser und der Garten!




Und wenn es sich bezieht, würden sie anstimmen:

Schwarz, schwarz, Schatten,

Der Himmel ist voller Matten!




Wenn man mal in Ruhe darüber nachdachte, war ein normaler Elektrowecker mit eingebautem Barometer und Hygrometer ja nicht weniger erstaunlich.

Ich stand auf und ging ins Bad. Unter der Dusche genoss ich das Gefühl des auf meinen Körper einprasselnden Wassers über alle Maßen. Ich nahm mir vor, zu Hause die dämliche Brause mit all ihren Löchern für normalen Strahl und für Massagestrahl abzuschrauben und mich nur noch direkt aus dem Schlauch zu bespritzen ...

Das Frühstück servierte man im Gemeinschaftsraum. Das Essen brachte ein junger Koch, der sehr ernst aussah. Ich hatte den Eindruck, er befürchte, die heißen Brötchen, der Camembert, die weichgekochten Eier, der Capuccino und der frisch gepresste Saft könnten mir nicht schmecken. Zu meiner Verwunderung handelte es sich bei dem Saft um Gemüsesaft - Tomate schmeckte ich heraus, Rote Bete und Sellerie -, der mit einer dicken Schicht fein gehackter Kräuter bestreut war. Er schmeckte erstaunlich gut, auch wenn ich persönlich auf den Sellerie verzichtet hätte.

Noch besser gefiel mir allerdings, dass ich nicht allein frühstückte. Marco tauchte zwar nicht auf, dafür aber die Korporalin von gestern. Die Frau trug heute keine Uniform, sondern ein weißes Kleid. Und sie kam nicht allein: Ihr Yorkshire sprang munter hinter ihr drein.

»Wollen Sie allein frühstücken, Kirill?«, erkundigte sie sich wie eine gute Bekannte. »Oder darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?«

»Mit Vergnügen«, sagte ich. Auch ein Kompliment konnte ich mir nicht verkneifen. »Die zivile Kleidung ... steht Ihnen sehr gut.«

Von der Zivilkleidung abgesehen, hatte die Frau auch zu ein wenig Schminke gegriffen, die Lippen waren fraglos gefärbt. An ihrem Hals schimmerte zudem ein ungewöhnlicher, aber aparter Schmuck: Kleine goldene Bienen, die hintere stets an der vorderen festgeklammert.

»Vielen Dank.« Sie quittierte das Kompliment mit einem Lächeln. »Während der Ausbildung musste ich immer eine strenge Tracht tragen. Das ist so Vorschrift. Und jetzt bei der Garde die Uniform. Aber im Moment habe ich frei. Ach ... wie ungehörig. Ich heiße Elisa.«

Ich rückte der Frau den Stuhl zurecht und ertappte mich dabei, wie ich leicht nervös wurde. Natürlich ist es weitaus angenehmer, in Gesellschaft zu frühstücken. Aber wer wusste denn, welche Regeln in dieser Welt bei Tisch galten. Fügte ich meinen freundlichen Gastgebern womöglich eine tödliche Beleidigung zu, wenn ich Elisa nicht half, Zucker in den Kaffee zu geben oder ihr Ei zu pellen?

Sollte ich bisher in irgendeinen Fettnapf getreten sein, hatte sich die Frau zumindest nichts anmerken lassen. Im Gegenteil: Ich durfte selenruhig und ohne ein Wort zu sagen frühstücken, während sie mich mit ihrem Geplauder unterhielt. Dem Anlass entsprechend fiel ihr zunächst ein, wie das Frühstück in dem Kloster gewesen war, in dem sie, Elisa, die Ehre gehabt hatte, ihre Ausbildung zur Gardistin zu absolvieren. Der Bericht kam dann wie von selbst auf das Kloster und die Ausbildung einer Horde junger, lebenslustiger Frauen in der Kunst des Kampfsports, der meisterlichen Handhabung der Pike und »anderer Spezialutensilien«. Als Elisa einen Witz über eine Klostervorsteherin, eine Pike und einen überstrengen Kardinal erzählte, der die militärische Ausbildung kontrollierte, verschluckte ich mich fast am Kaffee, denn ich musste aus vollem Hals lachen.

»Ich hätte mir nie im Traum einfallen lassen«, gestand ich schließlich, »dass hier der Ausdruck phallisches Symbol bekannt ist. Ich bin davon ausgegangen, diese Gesellschaft sei weit puritanischer.«

»Und wer sind die? Diese Puritaner?«

»Äh ... also, die gab’s bei uns mal. Kurz gesagt, Gläubige mit sehr strengen Ansichten.«

»Der Glaube darf nie eng sein«, meinte Elisa, die gerade ein Stück von ihrem Brötchen abgebissen hatte. »Ich bin verpflichtet, meine Jungfräulichkeit zu bewahren, solange ich der Garde angehöre, das ist meine heilige Pflicht. Aber das heißt nicht, dass mich die Beziehungen zwischen Frauen und Männern nicht interessieren. In drei Jahren verlasse ich die Garde und werde vermutlich nicht ins Kloster zurückkehren. Ich möchte einen anständigen Mann heiraten. Eine Gardistin ist übrigens eine gute Partie.«

»Das glaube ich gern. Dürfen Sie den Hund behalten?«

»Selbstverständlich.« Sie zerzauste ihrem kleinen Gefährten das Fell. »Sie würden kein anderes Frauchen akzeptieren. Deshalb wird Pfündchen bei mir bleiben.«

Ich nickte begeistert.

Was für eine herrliche, idyllische Welt! Unsere Erde ist wahrscheinlich die rückständigste und chaotischste aller bewohnten Welten!

»Man hat mir vorgeschlagen, hier bei Ihnen zu bleiben«, sagte ich. »Wenn ich das Angebot annehme, könnte ich Sie in drei Jahren ja mal in ein schönes Restaurant einladen.«

»Ich mag schöne Restaurants«, erwiderte Elisa lächelnd. »Also laden Sie mich ruhig ein. Sind Sie denn irgendwie bedroht?«

»Etwas ... in der Art«, meinte ich. »Ich habe mich mit den Funktionalen überworfen.«

»Die sind widerlich«, erklärte die Frau mit fester Stimme. »Bleiben Sie bei uns, wir werden Sie verteidigen.«

Bedrückt sann ich darüber nach, dass meine Chancen bei Elisa gewaltig sinken würden, wenn sie erfuhr, dass ich ein ehemaliges Funktional war. Aber vielleicht gab es in Italien ja gar nicht so wenig Elisas?

»Es ist allerdings bedauerlich, dass es hier überhaupt keine Technik gibt«, fuhr ich fort. »Ein Flugzeug macht das Reisen so viel leichter, auch das Telephon ist eine bequeme Sache ...«

»Ich weiß nicht, was ein Flugzeug ist, obwohl ich seinen Zweck erahne.« Sie nickte abwägend. »Aber noch kennen Sie unsere Welt ja überhaupt nicht. Vielleicht entdecken Sie bei uns etwas, das Ihnen gefällt?«

»Das habe ich schon«, machte ich ihr erneut ein Kompliment. Irgendwie war ich heute in Hochform.

Diesmal ging Elisa nicht darauf ein. »Nach dem Mittagessen erwartet Sie das kleine Konklave«, informierte sie mich. »Eine Eskorte wird sie abholen, ich werde Sie ebenfalls begleiten. Marco ist der Ansicht, Sie bräuchten jemand, den Sie kennen, damit Sie nicht so nervös sind. Er selbst musste jedoch wegfahren.«

»Verstehe ...«

Noch bevor ich enttäuscht sein konnte, weil ihre ganze Zuvorkommenheit nur Folge eines Befehls war, senkte Elisa bescheiden den Blick zu Boden und bemerkte: »Ich bin sehr froh, dass gerade mir die Ehre zuteil wurde, Ihre Freundin in unserer Welt zu sein.«

Kurzum, das Frühstück und die Zeit danach gestalteten sich mehr als angenehm. In Elisas Gegenwart wollte ich lieber nicht rauchen, weshalb wir in die Bibliothek gingen, um die Schriftsteller der Erde - oder genauer gesagt von Demos - mit denen Festes zu vergleichen. Elisa war recht belesen, möglicherweise kannte sie sogar mehr Werke als ich. Wir entdeckten noch ein paar Differenzen. Zum Beispiel existierte der Schriftsteller Daniel Defoe auf Feste entweder überhaupt nicht oder war kaum bekannt. In Dumas’ Œuvre fehlten die Drei Musketiere. Das brachte mich dermaßen auf, dass ich Elisa den Inhalt des Romans mit verteilten Rollen nacherzählte, wobei ich versuchte, den heiklen Moment, in dem sich die drei Musketiere und D’Artagnan gegen Kardinal Richelieu erheben, möglichst glimpflich darzustellen. Dabei kam etwas in der Art der modernen Fassung sowjetischer Bücher über den Bürgerkrieg heraus, die für Kinder bearbeitet werden, indem man das Revolutionspathos und die Ideologie vollständig herausnimmt. Es kämpften sogenannte Weiße gegen sogenannte Rote, wobei die einen als die Guten galten, weil der Autor ihre Abenteuer beschrieb, während die anderen die Bösen waren, welche die Guten aufhängen oder erschießen wollten.

Die drei Musketiere verkrafteten die Bearbeitung aufs Vorzüglichste. Elisa zeigte sich begeistert und meinte, eine derart spannende Geschichte würde hier sicher ungeheuer populär werden. Ich sollte meine Erzählung ruhig aufschreiben und als literarische Nacherzählung auf Feste veröffentlichen.

Mir gingen die Augen über, als ich den Vorschlag vernahm. Aber in der Tat. Warum sollte ich der Jugend einer ganzen Welt nicht die spannenden Abenteuer der vier Freunde bescheren? Der Schriftsteller Melnikow müsste mal hier herkommen, der würde sich fühlen wie die Made im Speck! Oder Kotja! Wie der hier schalten und walten könnte! Illan hatte ihm verboten, weiter seine erotischen Geschichten zu schreiben, es juckte ihn literarisch aber nach wie vor in den Fingern. Er würde hier der größte Schriftsteller aller Zeiten und Völker werden, wenn er auf die Stoffe zurückgriffe, die aufgrund einer ironischen Wendung des Schicksals nicht in diese Welt gelangt waren ... Apropos Ironie des Schicksals. Man könnte natürlich auch Filme nacherzählen oder sie zu Stücken umarbeiten. Eine weitere Nische!

Und erst all die glücklosen, unermüdlichen Graphomanen, die sich im Internet auslassen! Statt ihre eigenen Geschichten über einen bescheidenen jungen Mann zu entwerfen, den es in eine fremde Welt verschlägt, wo er sich als Erbe des Elfengeschlechts herausstellt, sich magische Kenntnisse aneignet und gegen den Schwarzen Herrscher in den Krieg zieht, könnten sie die Romane Stevensons, Coopers, Mayne Reids, Tolkiens, Kings und anderer populärer Autoren ausschlachten. Bei Tolstoi oder Shakespeare würde der Trick vermutlich nicht klappen, denn bei ihnen hing nicht alles vom Sujet, sondern viel von der Kunst des Schreibens ab. Aber Abenteuerromane, Fantasy, Science Fiction und Krimis würden dergleichen schadlos überstehen.

Ich war von unserer Unterhaltung und meinen Überlegungen derart abgelenkt, dass ich das Erscheinen des Kardinals nicht einmal bemerkte. Erst als Elisa aufsprang, eine stramme Haltung annahm und trotz der Zivilkleidung militärisch salutierte, bekam ich mit, dass wir nicht mehr allein in der Bibliothek waren.

Rudolf stand in der Tür, seinen alten Hund auf dem Arm. Hinter ihm hatten sich zwei Frauen in Uniform aufgebaut.

»Guten Morgen, Elisa. Guten Morgen, Kirill.« Der Blick des Kardinals schien mir besorgt zu sein. Aber vielleicht hatte das Engelsauge auch nur schlecht gefrühstückt ... »Wie hast du geschlafen?«

Die Frage galt wohl mir, denn Elisa hüllte sich in Schweigen.

»Gut, vielen Dank. Ein lustiges kleines Vögelchen hat mich geweckt.«

»Ach ja ...« Die Andeutung eines Lächelns huschte über Rudolfs Gesicht. »Sie gehören hier zu jedem Schlafzimmer ... ein überflüssiger Luxus, wie mir scheint, auf dem Land reichen ein, zwei Vögel für alle Häuser ... Gut, sehr gut. Hat Elisa dich darüber in Kenntnis gesetzt, dass wir vors Konklave treten müssen?«

»Ja, Eure Eminenz.«

»Gehen wir!« Er zögerte kurz. »Übrigens, Elisa, Sie fahren mit uns. Ist Ihre Uniform greifbar?«

»Sie ist in der Kaserne. Ich könnte ...«

»Dann vergessen wir das. Wir sollten uns damit jetzt nicht aufhalten.«

Der schlichte Hinweis, man bräuchte sich mit etwas nicht aufzuhalten, bekam, ausgesprochen vom Kardinal, die Kraft eines Befehls, sich zu sputen. Schnellen Schrittes verließen wir das Haus. Ich wunderte mich nicht, als ich im Hof nicht nur eine Kutsche mit zwei vorgespannten Pferden, sondern auch vier berittene Gardistinnen erblickte, die zwei weitere Reittiere am Zügel hielten. Der Kardinal, Elisa und ich nahmen in der Kutsche Platz, die sechs Frauen in ihren Papageienuniformen, die uns eskortieren sollten, bezogen eine klassische militärische Schutzformation: zwei vorneweg, zwei hinten und zu jeder Seite der Kutsche eine Gardistin. Damit war auch der letzte Zweifel beiseite gefegt: Die Luft knisterte vor nervöser Anspannung. Selbst der alte Hund im Arm des Kardinals schlummerte nicht, sondern beäugte mich mit einem aufmerksamen, absolut nicht hündischen Blick.

»Ist etwas passiert, Eure Eminenz?«, konnte ich meine Neugier nicht zügeln.

Der Kardinal seufzte.

»Ja. Es ist dein gutes Recht zu wissen, dass ... Wer wusste über deinen Besuch hier auf Feste Bescheid?«

»Mein Freund Kotja. Der Zöllner Zebrikow auf der Erde ... auf Demos. Der Zöllner Andrej auf Veros. Nein, Zebrikow wusste meiner Meinung doch nicht, wohin ich weiter wollte ...«

»Das ist indes nicht schwer zu erraten, wenn seine Zollstelle einen Ausgang in der Nähe des wiederum einzigen Tors in unsere Welt hat ...« Der Kardinal verzog das Gesicht, als die Kutsche über Stein rumpelte. Der Kutscher trieb die Pferde zum Äußersten an. »Nein, das ist nicht die Erklärung. Nach meinem Dafürhalten dürften die Arkaner vielmehr in der Lage sein, deine Bewegungen durch die Welten zu verfolgen.«

»Das trifft wahrscheinlich zu. Auf der Erde haben sie es jedenfalls mit Sicherheit gekonnt.«

»Vor zwei Stunden sind Parlamentäre aus Arkan bei uns eingetroffen.«

Ich erschauderte.

»Das kommt bisweilen vor«, fuhr der Kardinal fort. »Ich hatte gehofft, es handle sich erneut um Gespräche über unsere Aussöhnung oder über den Austausch von ...« Er verstummte. Dennoch wusste ich nun sicher, was ich bisher nur geahnt hatte: Nicht nur Arkan schickte seine Agenten in fremde Welten, sondern auch Feste. Aber das war jetzt zweitrangig.

»Es ging um mich?«, fragte ich.

»Ja. Sie verlangen deine Auslieferung. Die Auslieferung eines Funktionals, das einen terroristischen Akt auf Arkan vollübt hat, eine Frau auf Demos getötet, eine Frau aus einem Heillager auf Nirwana entführt ...«

»Ein terroristischer Akt?«, japste ich. »Die haben mit großkalibrigen MGs auf mich geschossen! Ein Heillager? Das ist ein KZ!«

Mit einer energischen Handbewegung brachte mich der Kardinal zum Schweigen. »Das spielt überhaupt keine Rolle. Ich glaube dir, nicht ihnen. Die Liste deiner Verbrechen enthält noch ein Dutzend weiterer Punkte: Zerstörung fremden Eigentums, rassistische Beleidigung eines arkanischen Bürgers und so weiter und so fort. Das ist jedoch in keiner Weise von Belang. Die Frage besteht allein darin, wie wir uns jetzt verhalten sollen.«

»Drohen sie?«, wollte ich mit finsterer Miene wissen. Zu gern hätte ich Elisa angesehen, aber ich befürchtete, in ihren Augen Angst oder Ekel zu lesen.

»Selbstverständlich. Mit der Vernichtung ...« Er seufzte. »... all unserer Bürger in anderen Welten. Eine entsprechende Liste haben sie uns ausgehändigt. Und sie haben niemanden vergessen. Außerdem noch ... mit der Aufkündigung des Friedensvertrags.«

»Wir haben einen Friedensvertrag mit den Funktionalen geschlossen?«, fragte Elisa entsetzt.

»Ja, Korporalin«, antwortete der Kardinal sanft. »Ja. Du kannst mich jetzt gern daran erinnern, dass Geschäfte mit dem Teufel ein Verbrechen darstellen - und ich wüsste keine Antwort darauf. Aber dieser Pakt existiert schon seit etlichen Jahrzehnten ...«

»Wären die denn in der Lage, Sie zu besiegen?«

»In einem ehrlichen Kampf? Ich hoffe nicht. Aber ... wir haben keine Atombomben, Kirill. Was vermag ein Wesen aus Fleisch und Blut dem Höllenfeuer schon entgegenzusetzen?«

»Die unsterbliche Seele«, sagte Elisa. Die Nachricht von dem Vertrag musste sie weit stärker erschüttert haben als die Wahrheit über meine Natur und die Liste meiner Sünden.

Schweigend und mit geschlossenen Augen dachte der Kardinal nach. »Du hast recht, Mädchen«, brachte er schließlich mit einem Seufzer hervor. »Ich hoffe, das Konklave wird sich unserer Auffassung anschließen ...«

»Hat man Ihnen Fristen gesetzt?«, bohrte ich weiter.

»Drei Tage.«

»Warum dann diese Eile?« Ich ließ den Blick zwischen dem Kardinal und Elisa hin- und herwandern.

»Die Funktionale haben ein höchst flexibles Verhältnis zu Fristen«, meinte der Kardinal mit unfrohem Lächeln. »Eine Frist als Bedenkzeit ist eine Sache. Der Versuch, dich mit Gewalt gefangen zu nehmen, eine völlig andere. Wenn du so wichtig für sie bist, will ich kein Risiko eingehen. In den Zitadellen des Vatikans wird es für dich sicherer sein als in einer frei stehenden Villa.«

»Was heißt das? Stehe ich damit unter Arrest?«

»Möchtest du, dass ich dich zum Portal nach Veros bringe? Wir fahren ohnehin in diese Richtung. Genau zu dem Portal, durch das die arkanischen Parlamentäre gekommen sind.«

Ich fuchtelte abwehrend mit den Händen. Nein, natürlich wollte ich das nicht.

»Du stehst nicht unter Arrest«, versicherte Rudolf eindringlich. »Du stehst unter Schutz.«

Diesmal waren die Fenster der Kutsche nicht verhangen. Ich neigte mich vor und schaute mit finsterer Miene auf die idyllische Landschaft hinaus.

Es war schwer zu verstehen, wie sich auf Feste der Vatikan und Rom zueinander verhielten. Der Vatikan schien hier aber abgesondert zu liegen, denn wir fuhren nicht durch die Stadt, sondern über eine gepflasterte Umgehungsstraße. Aus der Ferne bekam ich zwar keine architektonischen Details mit, aber zu meinem Erstaunen wies die Ewige Stadt sogar in dieser Welt einige Hochhäuser an der Peripherie auf. Keine Wolkenkratzer, keine Säulen aus Glas, Stahl und Beton, aber trotzdem eine Architektur, die ich recht gut kannte. Solche Hochhäuser - im Grunde gewöhnliche überdimensionierte Häuser, die keine eigene Kategorie von Gebäuden bildeten - dürften in den USA gebaut worden sein, als die Begeisterung für Wolkenkratzer gerade aufkam.

»Fahren wir aus Sicherheitsgründen außerhalb der Stadt?«, fragte ich.

»Ja«, antwortete Rudolf einsilbig. Nach einem ausgedehnten Moment fügte er jedoch hinzu: »Um der Sicherheit unserer Bürger willen.«

Ich konnte nicht behaupten, dass diese Worte meinem Optimismus förderlich waren. Aber die Straße schlängelte sich weiterhin idyllisch durch die Orangenhaine, auf den Feldern arbeiteten Menschen, die das Auftauchen der Kutsche als willkommenen Anlass für eine Verschnaufpause nahmen und uns nachsahen. Die wenigen Villen, an denen wir vorbeifuhren, verströmten Ruhe. Ein paar Mal kamen uns Wagen entgegen, meist Lastfuhrwerke, vor die sehnige, langbeinige Ochsen gespannt waren, die erstaunlich schnell waren. In der Ferne zeichnete sich die Kuppel des Petersdoms ab. Wir näherten uns wieder der Residenz der Kardinäle. Nach und nach wich die Anspannung von mir.

»Beunruhigt es Sie eigentlich gar nicht, dass mitten im Hof des Konklaves ein Durchgang in eine andere Welt existiert?«, wollte ich wissen. »Was, wenn eines Tages ein Panzer durch die Tür prescht? Was wollen die Damen mit den Hündchen da tun?«

»Ein Panzer kommt da nicht durch«, erklärte Rudolf. »Du warst wirklich nur sehr kurze Zeit ein Funktional, Kirill ... Die Höchstmaße der Portale sind beschränkt. Soweit wir wissen, nimmt die Kraft, die für ihre Öffnung nötig ist, exponentiell zu, weshalb ein Panzer sie nicht passieren kann. Das würde alle Energie der Welt erfordern.«

»Was ja nur gut ist«, sagte ich. »Atombomben sind allerdings sehr klein ... und man müsste sie nicht einmal durch die Tür bringen.«

Rudolf erwiderte kein Wort. Ich glaube, er wusste, dass die einzige Zerstörung einer Zollstelle in meiner Welt auf eine thermonukleare Explosion zurückging. Und diese Explosion hatte obendrein den gesamten Hügel auf Arkan vernichtet, zu dem dieses Portal führte.

»Ich an Ihrer Stelle würde mir darüber doch mal Gedanken machen ...«, ließ ich nicht locker.

»Worüber? Über die Zerstörung des Portals? Wir haben keine Bomben, wir können den Turm nur unter Steinen begraben oder mit Beton zugießen.«

»Oder den Vatikan an einen anderen Ort verlegen.«

»Wozu das? Damit die Arkaner, nachdem wir diese gewaltigen Anstrengungen auf uns genommen haben, wieder einen Durchgang öffnen? Direkt an der neuen Residenz? Wenn man einen Rattenbau verstopft, bauen sich die Tiere einen neuen, in unmittelbarer Nähe. Besser ist es, eine Falle aufzustellen.«

Ich hüllte mich in Schweigen. Es wäre dumm, mich für klüger als alle anderen zu halten. Wenn die Kardinäle sich mit der Tür in eine andere Welt direkt neben ihrer Residenz abgefunden hatten, dann mussten sie ihre Gründe dafür haben.

»Ich wiederhole noch einmal, dass du nicht unter Arrest stehst. Wir könnten dich zum Portal bringen«, sagte der Kardinal. Die Kutsche fuhr bereits wieder in die Stadt ein, keine Ahnung, ob es Rom oder die Vatikanstadt war. Die Straße wurde glatter.

»Auf gar keinen Fall«, entschied ich.

»Das ist bedauerlich«, meinte Rudolf seufzend. »Ich hatte gehofft, du würdest dich damit einverstanden erklären, und unsere Probleme wären aus der Welt ...«

Ich sah den Kardinal an. Er lächelte. Dennoch: In jedem Scherz liegt ein Körnchen Wahrheit. Und im aktuellen Fall war das zweifelsfrei mehr als nur ein Körnchen.

»Es tut mir unendlich leid, Sie zu enttäuschen ...«, setzte ich an.

In diesem Moment ertönte ein Geräusch, das in dieser Welt noch nie zu hören war und das es hier nicht geben konnte.

Das dumpfe Rattern einer MPi-Salve.

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