Geschichtlicher Hintergrund

Nach Bonapartes Staatsstreich im November des Jahres 1789 unterbreitete der amerikanische Wissenschaftler und Erfinder Robert Fulton dem inzwischen zum Ersten Konsul und somit zum Militärdiktator avancierten General an der Spitze der französischen Republik den Plan, ein Unterseeboot mit dem Ziel zu konstruieren, die britische Marine vollständig zu vernichten. Da sein Angebot positiv beschieden wurde, konstruierte Fulton in den Perrier-Werkstätten den ersten Prototyp seines neuartigen Schiffs. Er nannte es Nautilus und im Juni 1800 bestand das Boot seine Testfahrt in der Seine.

Trotz des positiven Ergebnisses finanzierten die Franzosen dieses Projekt nicht weiter. Sie argumentierten mit der Begründung, es handle sich dabei um eine zu entsetzliche Waffe gegen einen arglosen Feind. Doch inzwischen hatte die britische Regierung von diesem neuen Kriegsgerät erfahren und schickte Agenten aus, die Fulton überzeugen sollten, für England zu arbeiten. Aus Enttäuschung über die Franzosen wechselte Fulton die Seiten und traf im April 1804 in England ein.

Eine Sonderkommission wurde gebildet, deren einzige Aufgabe darin bestand, Fultons Unterseeboot sowie seine Unterwasserbomben, die so genannten Torpedos, auf seine Tauglichkeit zu prüfen. Auch diese Tests waren erfolgreich, und sie endeten mit der Zerstörung der Brigg Dorothea, die vor der Küste in Walmer Roads, in der Nähe von Dover, lag.

Doch nach Nelsons triumphalem Sieg über die Franzosen und Spanier bei Trafalgar im Jahre 1805 glaubten die Briten ihre Seeherrschaft endgültig gesichert und verzichteten auf die Weiterentwicklung von Fultons Boot. Fulton kehrte äußerst empört in die Vereinigten Staaten zurück und sandte 1811 einen Vertreter nach Frankreich in dem Bemühen, Kaiser Napoleon noch einmal zu veranlassen, seine Waffe gegen die Briten einzusetzen.


Viele Personen in meinem Roman haben wirklich gelebt, so die Mitglieder der Admiralität – mit Ausnahme des erfundenen Admirals Dalryde – und die Mitglieder der Sonderkommission, deren Aufgabe es war, Fultons Erfindung zu testen. James Read war seinerzeit Magistrat und Oberster Richter, obwohl ich gestehen muss, mir einige Freiheiten bei seiner Beschreibung herausgenommen zu haben.

Auch der geheimnisvolle Captain Johnstone hat gelebt. Er arbeitete zuerst mit Robert Fulton zusammen, konstruierte dann selbst Unterseeboote, und es hieß, er habe einen Prototyp hergestellt, der durch ein Uhrwerk angetrieben wurde. Doch die damalige britische Regierung änderte ihre Meinung und unterstützte ihn nicht mehr, worauf Johnstone sowohl von den Franzosen als auch von den Amerikanern aus Interesse an seiner Arbeit kontaktiert wurde. Mit dem endgültigen Sieg Blüchers und Wellingtons über Napoleon im Juni 1815 bei Waterloo endete jedoch der britische Bedarf an submariner Kriegsführung. Trotzdem hätten sich, Gerüchten zufolge, Bonapartisten mit der Bitte an Captain Johnstone gewandt, den Kaiser mit Hilfe eines Unterseeboots aus seinem Exil auf St. Helena zu befreien. Ein solcher Versuch wurde aber nie unternommen.

Einige weniger bedeutende Ereignisse, die in meinem Buch beschrieben werden, sind jedoch historisch belegt. So erschossen britische Scharfschützen den spanischen General auf dem Schutzwall um Montevideo, und Captain Renny fiel beim Sturm auf die Stadt. Aufgrund dieser Operation wurde Lieutenant Lawrence ausgezeichnet und befördert.

Auch die Prämien, die William Lee für jedes zerstörte britische Schiff erhalten sollte, sind exakt. Sie entsprachen den Summen, die Frankreich bereit war, Fulton für sein Unterseeboot zu bezahlen. Selbst für die damalige Zeit handelte es sich um astronomische Geldbeträge, die in heutiger Währung über mehrere Millionen Pfund betragen hätten. Aus diesem Grund ist Hawkwoods Erstaunen über ein derart hohes Honorar verständlich. Unterlagen über finanzielle Arrangements, wie zum Beispiel einen Vertrag über vierzigtausend Pfund, die Fulton bei seiner Ankunft in England zugesichert wurden und den Premierminister William Pitt unterzeichnet hat, kann man im Royal Navy Submarine Museum in Gosport einsehen.

Die HMS Thetis war ein britisches Kriegsschiff, doch sie ist nicht das in meinem Buch beschriebene Schiff. Ich habe nur ihren Namen missbraucht.

Robert Fultons Platz in der Geschichte und seine Bedeutung für die submarine Kriegsführung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden – ebenso sein Beitrag zur klassischen Literatur. Jules Verne ließ sich von Fultons Nautilus inspirieren, sowie von dessen Überzeugung, dass Freiheit auf den Weltmeeren herrschen müsse, damit freier Handel stattfinden könne. Sein großer Roman Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer legt davon Zeugnis ab.

Napoleons Plan, zusammen mit William Lee den Untergang der britischen Marine zu bewirken, scheiterte kläglich und war nur einer der Gründe, warum Frankreich den Krieg in Spanien verlor. Hinzu kamen eine feindlich gesinnte Bevölkerung, schwere militärische Verluste und das Abziehen von Verbänden, weil sie an anderen Fronten dringender gebraucht wurden. Als Zar Alexander I. die von Napoleon verhängte »Kontinentalsperre« brach und wieder mit England Handel trieb, musste der Kaiser handeln. Er fiel mit seinem über sechshunderttausend Mann starken Heer in Russland ein – und endete in einer Katastrophe.

Die Weltstadt London war zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein sehr gefährlicher Ort – vor allem für Polizei-Offiziere wie Matthew Hawkwood. Die Kriminalität hatte epidemische Ausmaße angenommen, und Leute wie Hawkwood mussten knallhart sein, wenn sie in diesem Beruf überleben wollten. Also waren die Bow Street Runners eine Elitetruppe, nur wenige an der Zahl, etwa zwischen sieben und zehn Offiziere. Ihre Arbeit war so wichtig, dass sie – oft auch in geheimen Missionen – im ganzen Land arbeiteten. Vermutlich erledigten sie sogar Aufträge im fernen Russland und in den noch weiter entfernten Vereinigten Staaten.

Englands Krieg mit Frankreich bedeutete zusätzliche Komplikationen und Intrigen. Und setzen wir einmal voraus, dass Hawkwood Kontakte zu Colquhoun Grant pflegte –Wellingtons fähigstem Agenten –, wäre es durchaus denkbar, dass ein Officer mit Hawkwoods Qualitäten in der Lage gewesen wäre, im Ausland Aufgaben zu erledigen, die in den Bereich des Geheimdienstes fielen.

Ob dem so sein wird oder nicht, wird die Zukunft zeigen …

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