DAS GEHEIMNIS DER MADONNA

Der Wind pfiff erbarmungslos, und das Heulen der Wölfe jagte ihr Schauer über den Rücken. Sie waren in unmittelbarer Nähe, diese fürchterlichen Jäger der Nacht. Sehen konnte Schwester Fidelma sie nicht, denn das Schneetreiben nahm ihr jede Sicht. Die wirbelnden, eiskalten winzigen Flocken kamen in dichten Schwaden geflogen. Dahinter verschwand die Landschaft, kaum eine Armlänge konnte sie vor sich ausmachen.

Wäre es nicht so dringend gewesen, nach Cashel zu gelangen, dem Sitz der Könige von Muman, hätte sie nie den Ritt nach Norden unterhalb der dräuenden Gipfel der Berge von Comeraigh unternommen. Sie beugte sich im Sattel vor, um dem Unwetter standzuhalten. Dass sie auf einem Pferd unterwegs war, verdankte sie ihrem Rang als dálaigh bei den Gerichten der fünf Könige Irlands. Einer einfachen Nonne hätte kein Reittier zugestanden, aber Fidelma war keine einfache Nonne. Sie war die Tochter des verstorbenen Königs von Cashel, wirkte als Anwältin bei den Gerichtshöfen, die nach den Gesetzen des Fenechus Recht sprachen, und hatte sogar den Titel eines anruth erworben, die zweithöchste Auszeichnung eines Gelehrten. Unaufhörlich trieb ihr der Wind den Schnee ins Gesicht, der sich in den roten Haarsträhnen festsetzte, die unter ihrem cubhal, ihrem Schleier, hervordrängten und sie gegen die bleiche Stirn drückten. Konnte sich die Windrichtung nicht ändern, wenigstens für ein paar Minuten? Den Wind im Rücken zu haben wäre erträglicher gewesen. Doch der Sturm blies unablässig aus Nord.

Das bedrohliche Geheul der Wölfe kam näher. Bildete sie es sich nur ein, oder ritt sie dem Rudel auf dem einsamen Weg durch die Berge entgegen? Sie zitterte und schalt sich, dass sie die Nacht nicht im letzten Wirtshaus verbracht und milderes Wetter abgewartet hatte. Doch der Schneesturm hatte gerade begonnen, und es konnte Tage dauern, bis er sich legte. So viel Zeit aber blieb ihr nicht. Die Nachricht, die sie von ihrem Bruder Colgú erhalten hatte, war beunruhigend und drängend. Die Mutter lag im Sterben. Grund genug für Fidelma, bei so unbarmherzigem Wetter auf gefährlichem Pfad durch die im Schnee versinkende Bergwelt zu reiten.

Ihre Wangen waren eiskalt, die Hände steif und klamm, tapfer trotzte sie den vom Wind getriebenen Schneeschauern. Obwohl sie sich den schweren wollenen Umhang umgeschlungen hatte, klapperte sie mit den Zähnen und fror erbärmlich. Unversehens ragte eine dunkle Gestalt im Schneetreiben vor ihr auf. Das Herz schlug ihr bis zum Halse, ihr Pferd scheute und wäre fast gestürzt. Doch sie konnte sich halten, das Ross zügeln und erlöst aufatmen. Wenige Schritte vor ihr stand ein majestätischer Hirsch, beäugte sie, wandte sich mit einem Ruck um und verschwand im hoch aufstiebenden Flockenwirbel.

Sie ritt weiter und merkte bald, dass sie auf den Kamm einer Anhöhe geraten war, denn der Sturm drohte sie vom Pferd zu werfen. Auch ihr Tier senkte den Kopf und stemmte sich mit den Hufen gegen den Boden, um dem eisigen Ansturm besser standhalten zu können.

Fidelma schaute blinzelnd in der vor ihr verschwimmenden Landschaft umher. Sie glaubte, ein Licht erblickt zu haben. Oder war es nur Einbildung? Wieder und wieder blinzelte sie, trieb ihr Pferd voran, mühte sich, die Richtung nicht zu verlieren. Unbewusst zog sie ihren Überwurf noch dichter um Schultern und Hals.

Doch! Sie hatte richtig gesehen. Da war ein Licht!

Sie hielt an, glitt vom Pferd und schlang die Zügel locker um den Arm. Der Schnee war knietief, darin vorwärtszukommen war fast unmöglich. Aber sie konnte mit dem Ross nicht blindlings durch die Schneewehen reiten, sie musste sich erst selbst überzeugen, ob sie noch festen Boden unter den Füßen hatte. Binnen kurzem geriet sie an einen hohen Pfahl. Sie hob den Kopf, versuchte, in dem Schneegestöber etwas zu erkennen. Und siehe da, über ihrem Kopf schwankte eine Sturmlaterne im Wind.

Wo genau sie sich befand, enthüllten ihr die wirbelnden Flocken nicht. Doch sie war sich sicher, dass die Laterne das übliche Zeichen eines bruidhen, eines Gasthofs, war, denn es gab ein Gesetz, das alle Gastwirte verpflichtete, nachts oder bei Wetterunbilden eine Laterne als Wegweiser anzuzünden.

Sie entschied sich auf gut Glück für eine Richtung, in die sie weiter durch den tiefen Pappschnee stapfen wollte. Dann ließ der Wind für einen Moment nach, und sie konnte die dunklen Umrisse eines Gebäudes ausmachen. Erneut toste der Sturm los, sie zog den Kopf ein und wankte auf das Haus zu. Mehr durch Zufall als durch irgendeinen Fingerzeig geriet sie an die Querstange zum Anbinden der Pferde, knotete die Zügel fest und tastete sich an der kalten Steinwand zur Tür.

Das Schild über dem Eingang konnte sie nicht entziffern. Mit Befremden nahm sie einen an der Tür hängenden, fast völlig eingeschneiten Kranz trockener Gräser und Kräuter wahr. Sie griff nach der eisernern Klinke, drückte sie herunter und rüttelte daran, doch die Tür gab nicht nach. Unmutig krauste sie die Stirn. Dem Gesetz nach war jeder brugh-fer, jeder Gastwirt, verpflichtet, seine Tür zum Gasthaus Tag und Nacht und bei jedem Wetter geöffnet zu halten.

Wieder ließ der Sturm etwas nach, und sein Heulen schwächte sich zu einem leisen Stöhnen ab. Erbost hämmerte Fidelma mit der geballten Faust an die Tür. Ertönte von drinnen ein Aufjammern, oder war es nur das Wimmern des um die Ecken streichenden Luftzugs?

Jede andere Antwort blieb aus. Abermals trommelte sie gegen die Tür, nun schon richtig wütend. Dann vernahm sie ein Geräusch, hörte Schritte, und eine krächzende Männerstimme rief: »Gott und seine Heiligen, stellt euch zwischen uns und allem, das von Übel ist! Hebe dich hinweg, verfluchter Geist!«

Fidelma stand wie vom Donner gerührt, fasste sich rasch und rief, so laut sie konnte: »Mach auf, Gastwirt! Öffne einer Anwältin der Gerichtshöfe, öffne einer Schwester aus der Abtei Kildare! Im Namen der Barmherzigkeit, öffne einer, die bei dem Unwetter nicht weiterkann!«

Einen Augenblick blieb alles still. Dann glaubte sie Stimmen zu hören, die sich heftig stritten. Noch einmal pochte sie mit aller Kraft.

Schließlich wurden Riegel zurückgezogen, und die Tür ging auf. Ein Schwall warmer Luft umfing Fidelma, sie drängte sich hinein und schüttelte den Schnee von ihrem wollenen Umhang.

»Was ist das für ein Gasthaus, das die Gesetze der Brehons missachtet?«, fuhr sie den Mann an, der die Holztür hinter ihr schloss.

Er war groß und dürr, mittleren Alters, an den Schläfen bereits ergraut und sah aschfahl aus. Bekleidet war er nur dürftig, er hielt sich gebückt. Doch nicht deshalb sah ihn Fidelma erstaunt an. Sein entsetzter Gesichtsausdruck fesselte sie. Das war kein plötzliches Erschrecken. Kummer und Leid hatten tiefe Spuren in sein leichenblasses Antlitz gegraben.

»Ich habe mein Pferd draußen angebunden. Das arme Vieh erfriert, wenn sich niemand darum kümmert«, sagte Fidelma knapp, als der Mann ihr eine Antwort schuldig blieb und sie nur sprachlos anstarrte.

»Wer bist du?«, ertönte jetzt hinter ihr die schrille Stimme einer Frau.

Fidelma drehte sich um und sah sich einer Frau gegenüber, deren Züge einstmals hübsch gewesen waren, doch zunehmendes Alter hatte das Gesicht aufgeschwemmt und von Falten durchfurcht. Ihre Augen waren schwarz und hatten keine erkennbaren Pupillen. Fidelma gewann den Eindruck, in einem furchtbaren Moment ihres Lebens war der Frau das Blut erstarrt und nie wieder in Fluss geraten. Sie hielt ein langes, kunstvoll gearbeitetes Kruzifix vor sich, als wollte sie damit Unheil abwehren.

Mann und Frau nahmen sich nichts in ihrer Art.

»Sag schon, was für eine bist du?«

Mühsam beherrscht erwiderte Fidelma: »Wenn ihr die Wirte dieses Gasthauses seid, dann hat euch zu reichen, dass ich eine ermüdete Reisende bin, die durch die Berge hier zieht und die der Schneesturm zwingt, Unterkunft zu suchen.«

Die Frau ließ sich durch ihren herablassenden Ton nicht einschüchtern. »Das zu wissen reicht uns nicht«, entgegnete sie standhaft. »Sag, ob du uns Unheil bringst oder Segen!«

Fidelma stutzte. »Ich suche Schutz vor dem Sturm, das ist mein einziges Begehr. Ich bin Fidelma von Kildare«, erklärte sie, nach wie vor verärgert. »Außerdem bin ich eine dálaigh bei den Gerichten im Range eines anruth, und ich bin die Schwester von Colgú, dem Thronanwärter dieses Königreichs.«

Sich derart großsprecherisch vorzustellen, zeigte, wie ungehalten Fidelma war, denn üblicherweise verriet sie über sich selbst so wenig, wie irgend möglich. Auch verschwieg sie im Allgemeinen, dass ihr Bruder Colgú Thronanwärter im Königtum von Cashel war. Jetzt aber meinte sie, sich deutlich zu erkennen geben zu müssen, um die beiden hier aus ihrer merkwürdigen Haltung zu locken.

Während sie sprach, legte sie den schweren Umhang ab, so dass ihr Habit sichtbar wurde. Die Frau bemerkte sogleich das kostbare Kruzifix, das Fidelma an einer Kette um den Hals trug, und die eben noch kalten Augen zeigten, dass ihr Gemüt sich beruhigte.

Sie ließ ihr Kreuz sinken und neigte kurz den Kopf. »Verzeih, Schwester! Ich heiße Monchae und bin die Ehefrau von Belach, dem Gastwirt.«

Der Wirt stand immer noch unschlüssig an der Tür. »Soll ich das Pferd versorgen?«, fragte er, mit sich uneins.

»Wenn du nicht willst, dass es erfriert, solltest du es tun«, warf Fidelma hin und ging auf das offene Feuer zu, in dem Torfsoden glühten und anheimelnde Wärme verbreiteten. Aus dem Augenwinkel sah sie noch, dass Belach kurz zögerte, sich dann eine Decke überwarf und ein Schwert griff, das hinter der Tür lehnte. So bewaffnet, ging er hinaus in den Sturm.

Darüber wunderte sich Fidelma nun wirklich. Noch nie hatte sie gesehen, dass ein Stallknecht zum Schwert griff, ehe er ein Pferd in den Stall brachte.

Monchae schob den eisernen Haltearm, an dem ein offener Kessel hing, über die Torfglut.

»Wo bin ich hier eigentlich? Wie heißt der Ort?«, fragte Fidelma, während sie sich auf einem Stuhl niederließ und die Beine vor dem wärmenden Feuer ausstreckte. Die aus Balken bestehende Decke der Stube war niedrig. Der Raum wirkte gemütlich, doch bis auf eine hohe Statuette der Madonna mit Kind gab es keinerlei Schmuckgegenstände. Die Madonna war bunt bemalt und schien aus einer Art Gips oder Alabaster gefertigt zu sein. Ihren Ehrenplatz hatte sie am Ende des langen Tisches, an dem wahrscheinlich die Gäste bewirtet wurden.

»Das hier ist Brugh-na-Bhelach. Du bist geradenwegs von der Flanke des Berges heruntergekommen; wir nennen ihn Fionns Sitz. Keine Meile von hier fließt der Tua. Im Winter kommen hier selten Wanderer vorbei. Wohin zieht es dich?«

»Ich muss nach Norden, nach Cashel.«

Monchae füllte einen Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit aus dem Kessel und reichte ihn ihrem Gast. Fidelma schloss die froststeifen Finger um den Becher, konnte aber nicht gleich die Wärme spüren, die von dem heißen Getränk ausging. Es roch gut, der Dampf stieg ihr in die Nase. Vorsichtig nippte sie, und ihr Geschmackssinn bestätigte, was ihr der Geruchssinn schon verraten hatte.

Sie schaute zu der Frau auf, die neben ihr stand. »Warum war die Tür eures Gasthauses zugesperrt, Monchae? Warum musste ich bitten und betteln, eingelassen zu werden? Das Gesetz über Herbergen und Wirtshäuser kennt ihr doch gewiss.«

Monchae presste die Lippen zusammen. »Wirst du uns bei dem bó-aire anzeigen?«

Das war der für die Gegend zuständige Friedensrichter.

»Lieber möchte ich erfahren, warum ihr euch so eingeigelt habt. In der Kälte könnte ja jemand umkommen, bevor ihr ihn einlasst.«

Ratlos nagte die Frau an den Lippen.

Noch ehe sie antworten konnte, flog die Tür auf, eisiger Wind schoss herein, und Schneeflocken wirbelten umher. Nur kurz blieb Belach im Türrahmen stehen, auf seinem bleichen Gesicht malte sich das nackte Entsetzen. Er stöhnte auf, kam herein und schloss die Tür hinter sich. Das Schwert hielt er immer noch wie eine Waffe vor sich. Dann schob er geschwind alle Riegel vor. Verwundert verfolgte Fidelma sein Tun.

Monchae war erstarrt und hielt sich die Wangen. Belach wandte sich ihnen zu, seine Lippen zitterten.

»Ich hab ihn gehört!«, brachte er heraus, und dabei wanderten die Augen zwischen seiner Frau und Fidelma hin und her. »Ich hab ihn gehört!«

»Oh, Maria, Muttergottes, beschütz uns!«, jammerte die Frau und schwankte, als würde sie jeden Moment in Ohnmacht fallen.

»Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte Fidelma streng.

Belach sah sie flehend an und antwortete kläglich: »Ich war in der Scheune, hab deinem Pferd Streu hingeschüttet, Schwester, und habe ihn gehört.«

»Wen hast du gehört?«, rief Fidelma und suchte ihre Ungeduld zu bezähmen.

»Den Geist von Mugrán«, ächzte Monchae und fing an zu schluchzen. »Steh uns bei, Schwester. Um Christi willen! Steh uns bei!«

Fidelma erhob sich, nahm die Frau sacht am Arm und führte sie dichter ans Feuer. Sie spürte, dass Belach zu erregt und nicht in der Lage war, seiner Frau beizustehen. Sie griff sich einen Krug, vergewisserte sich, dass corma darin war, ein aus Gerste gebrauter Schnaps, und goss etwas davon in einen Becher. Den reichte sie der Frau und redete ihr gut zu, einen Schluck zu trinken.

»Erzähl mir, was das alles auf sich hat. Sonst kann ich euch überhaupt nicht helfen.«

Monchae schaute Belach an, wie um seine Erlaubnis einzuholen, und bedächtig nickte er zustimmend. »Erzähl ihr alles von Anfang an«, murmelte er.

Aufmunternd lächelte Fidelma sie an. »Eine Geschichte von Anfang an zu erzählen ist immer das Beste«, scherzte sie. Aber der Gastwirtsfrau stand der Sinn nicht nach Fröhlichkeit.

Fidelma setzte sich vor sie hin und schaute ihr erwartungsvoll ins Gesicht. Nicht lange, und Monchae fing an zu erzählen, stockend zunächst, dann aber immer flüssiger.

»Ich war ein ganz junges Ding, als ich hierherkam. Als Braut des Gastwirts kam ich, das war damals ein Mann namens Mugrán. Belach ist mein zweiter Mann, musst du wissen«, fügte sie rasch hinzu.

Da Fidelma darauf nichts erwiderte, fuhr sie fort. »Mugrán war ein guter Kerl. Aber manchmal hatte er so seltsame Anwandlungen. Musik konnte er wunderbar machen, spielte ausgezeichnet auf dem Dudelsack. In dem Raum hier hat er oft die Leute unterhalten, von weit und breit kamen die, um ihn zu hören. Aber ein unruhiger Geist war er immer. Ich merkte bald, dass ich die ganze Arbeit hatte mit der Wirtschaft, während er seinen Träumereien nachhing. Mugráns jüngerer Bruder Cano hat mir oft geholfen, stand aber stark unter dem Einfluss seines Bruders.

Sechs Jahre ist es her, da entzündete unser Stammesfürst das crois-tara, das flammende Kreuz, und schickte seine Reiter von Dorf zu Dorf. Jeder Clan sollte eine Schar Kämpfer ins Aufgebot des Cathal Cú cen Máthair von Cashel entsenden. Der wollte in die Schlacht gegen Guaire von Connacht ziehen. Eines Morgens eröffnete mir Mugrán, dass er und Cano sich der Schar der Krieger anschließen würden. Als ich dagegen aufbegehrte, hat er mich beruhigt. Um meine Sicherheit müsste ich nicht bangen. Er hätte im Gasthaus eine Erbschaft hinterlegt, die mich vor Armut schützen würde. Wenn ihm was zustoßen sollte, würde es mir an nichts fehlen. Sprach’s, stand auf und zog mit Cano los.«

Ihrer Stimme war anzumerken, wie sehr sie das selbst jetzt noch erbitterte.

»Die Zeit schlich dahin. Der Sommer kam und ging, und ich mühte mich, den Gasthof zu halten. Als der Schnee des Winters wegtaute, besuchte mich ein Bote. Der erzählte mir, an den Ufern des Loch Derg hätte eine große Schlacht stattgefunden, und mein Mann wäre dort erschlagen worden. Zum Zeichen brachte er mir sein blutbeflecktes Überhemd. Es hieß, Cano hätte Seite an Seite mit ihm gefochten und sei ebenfalls dort gefallen. Ich bekam auch seinen blutbeschmierten Umhang.«

Sie schwieg und schluchzte aufgewühlt.

»Ich will nicht behaupten, dass ich um ihn getrauert habe. Nein, betrauert habe ich meinen Ehemann Mugrán nicht. Wir haben ja kaum zusammengelebt. Er hatte immer neue Einfälle und verrückte Pläne und ist denen nachgejagt. Ich konnte sein Herz ebenso wenig an mich binden, wie ich der Hauskatze beibringen kann, mir zu Willen zu sein. Aber der Gasthof gehörte jetzt mir, nicht nur als Erbe, sondern auch, weil ich ihn mir erarbeitet hatte, während er seinen Phantastereien nachhing. Nach der Todesnachricht hat mir der Friedensrichter bestätigt, der Gasthof gehört mir, denn mein Mann läge tot an den Ufern des weit entfernten Sees. Ich habe unablässig weitergerackert, um hier alles am Laufen zu halten. Und das war schwer genug, denn Gäste kommen nur selten auf diesem abgelegenen Weg vorbei.«

»Und was ist aus dem Erbe geworden, das Mugrán im Gasthof hinterlassen hat und das dich vor Not und Armut bewahren sollte?«, fragte Fidelma, der die Geschichte naheging.

Die Frau lachte kurz auf. »Ich habe gesucht und gesucht, aber nichts gefunden. Das war wohl auch nur einer von Mugráns Träumen, eines von seinen verrückten Hirngespinsten. Wahrscheinlich hat er das nur gesagt, damit ich nicht jammerte, weil er sich auf und davon machte.«

»Und wie ist es dir danach ergangen?«, drängte Fidelma sie, weiterzuerzählen.

»Ein Jahr verging, und dann habe ich Belach getroffen.« Sie nickte ihrem Mann zu. »Belach und ich haben uns sofort ineinander verliebt. Nicht so, wie ein Hund seine Schafe liebt, sondern mehr, wie ein Lachs nicht von seinem Bergbach lassen kann. Wir haben geheiratet und seither immer miteinander gearbeitet. Und ich habe darauf bestanden, das wir das Gasthaus nach ihm benennen: Brugh-na-Bhelach. Hier leben zu können ist schwierig genug, aber wir haben es geschafft, unser Auskommen zu finden.«

Belach war hinzugetreten und hatte Monchaes Hand in seine genommen. Fidelma deutete es als Zeichen, dass die beiden sich noch immer liebten nach all den Jahren, die sie gemeinsam verbracht hatten.

»Fünf Jahre lang waren wir glücklich«, bestätigte Belach. »Und selbst wenn die bösen Geister uns jetzt überwältigen, diese fünf Jahre können sie uns nicht stehlen.«

»Böse Geister? Was meint ihr damit?«, fragte Fidelma stirnrunzelnd.

»Vor sieben Tagen hat das angefangen«, sagte Monchae langsam. »Ich hab gerade unsere Schweine gefüttert, da war mir, als hörte ich Musik oben vom Berg. Ich hab gelauscht. Und wirklich, da klang ein Dudelsack hoch oben in der Luft. Mich überlief es kalt. Die Melodie hab ich noch im Ohr, die hat Mugrán oft gespielt.

Ich lief ins Haus und hab Belach gesucht. Er hatte die Musik nicht gehört. Wir gingen nach draußen und lauschten, doch da war nur der Wind, der über die Berge fegte und Vorbote eines nahenden Sturms ist.

Am nächsten Tag um die Mittagszeit hörte ich ein dumpfes Geräusch vor der Haustür. Ich dachte, das ist ein Reisender, der die Klinke nicht niederdrücken kann, und öffnete. Doch da war niemand … so schien es, und erschrak erst, wie ich nach unten schaute. Auf der Schwelle lag ein toter Rabe. Wie der zu Tode gekommen war, ließ sich nicht feststellen, war vielleicht gegen die Tür geflogen und hatte das nicht überlebt.«

Fidelma lehnte sich zurück und schürzte die Lippen. Solche Geschichten waren für sie nicht neu. Musik von fern, ein toter Rabe vor der Tür. Das waren Anzeichen des Todes, wie alle Landbewohner der fünf Königreiche glaubten. Ein unheimliches Gefühl überkam sie, obwohl ihr Verstand es besser wusste.

»Seither haben wir die Dudelsackmelodie mehrfach gehört«, nahm jetzt Belach das Wort. »Auch ich habe sie gehört.«

»Und von woher kommt diese Musik?«

Belach machte eine ausladende Bewegung mit der Hand und wies auf die Berge draußen. »Immer von hoch oben, von oben in der Luft. Ist überall um uns rum.«

»Das ist die Totenklage.« Monchae stöhnte. »Ein Fluch liegt auf uns.«

Den Gedanken wehrte Fidelma verächtlich ab. »Es gibt keinen Fluch, es sei denn, es ist eine Strafe, die Gott verhängt.«

»Steh uns bei, Schwester«, flüsterte Monchae. »Ich fürchte, Mugrán ist gekommen und will unsere Seelen holen … Aus Rache, weil ich Belach liebe und nicht ihn.«

»Wie kommst du darauf?«, meinte Fidelma leicht spöttisch.

»Ich habe ihn gehört. Ich habe seine Stimme gehört, aus der Anderswelt hat er gestöhnt: ›Ich bin allein! So allein!‹, hat er gerufen. ›Komm zu mir, Monchae!‹ Ah, oft und oft habe ich es gehört, diese Geisterklage!«

Fidelma sah der Frau an, dass es ihr völlig ernst damit war.

»Du hast das wirklich gehört? Wann und wo war das?«

»Vor drei Tagen in der Scheune. Ich hab die Ziegen gemolken, wir machen Käse aus der Milch. Da habe ich Mugrán flüstern gehört. Ich schwöre, das war seine Stimme. Überall um mich herum war die Stimme.«

»Hast du gesucht, woher die kam?«

»Suchen? Nach einem Geist?« Monchae klang aufgebracht. »Gerannt bin ich, was ich konnte, ins Haus hinein, hab mich an mein Kruzifix geklammert.«

»Gesucht habe ich«, versicherte Belach gelassen. »Hab alles abgesucht, denn wie du, Schwester, suche ich Erklärungen erst in dieser Welt, bevor ich die Anderswelt in Betracht ziehe. Weder in der Scheune noch im Gasthaus habe ich jemand gefunden, von dem diese Laute kommen konnten. Doch ich hatte so meine Zweifel, genau wie du, Schwester. Ich habe unseren Esel genommen und bin hinunter ins Tal geritten zum Gehöft von Dallán. Das ist der Stammesfürst, der mit Mugrán zum Loch Derg gezogen war. Er hat Stein und Bein geschworen, Mugrán ist seit sechs Jahren tot. Er hat den Leichnam selbst gesehen. Was sonst hätte ich noch machen können?«

Fidelma nickte nachdenklich.

»Also, Monchae, nur du hast Mugrán reden gehört?«

»Nein!«, rief Belach überraschend dazwischen. »Bei Patrick und allen Aposteln, ich hab die Stimme auch gehört.«

»Und was hat diese Stimme zu dir gesagt?«

»Sie hat gesagt: ›Hüte dich, Belach. Du stehst in den Schuhen eines Toten, aber ohne den Segen seines Geistes.‹ Das und nichts anderes hat sie gesagt.«

»Und wo hast du das gehört?«

»Wie Monchae in der Scheune, da hat die Stimme zu mir gesprochen.«

»Na schön. Ihr habt einen toten Raben gesehen, habt einen Dudelsack von weitem spielen gehört und habt eine Stimme vernommen, von der ihr meint, es sei die von Mugrán. Und doch muss es eine vernünftige Erklärung dafür geben.«

»Erklärung?«, fuhr Monchae auf. »Dann erklär mir doch bitte Folgendes, Schwester. Gestern Nacht hab ich die Musik wieder gehört. Ich bin davon aufgewacht. Der Schneesturm hatte sich gelegt, der Himmel war klar, und der Mond schien. Bei dem Schnee war es hell wie am Tage. Da hörte ich die Musik von neuem.

Ich nahm allen Mut zusammen und bin ans Fenster gegangen, habe die Fensterladen aufgestoßen. Von da sieht man einen Hügel, keine hundert Schritte entfernt, einen kleinen schneebedeckten Hügel. Da stand ein Mann drauf, hielt einen Dudelsack in den Händen und spielte ein Klagelied. Dann hat er eine Pause gemacht, hat mich angeschaut und gerufen: ›Ich bin so allein, Monchae. Bald hole ich dich. Dich und Belach.‹ Danach hat er sich umgedreht und …«

Sie schluchzte auf und sank Belach in die Arme.

Fidelma schaute sie ratlos an. »War das eine Gestalt aus Fleisch und Blut?«

Angsterfüllt blickte sie zu Fidelma hin. »Das ist es ja. Der Körper schimmerte richtig.«

»Schimmerte?«

»Da war so ein seltsames Leuchten drum herum, es leuchtete wie eine geisterhafte Flamme. Ganz bestimmt war das ein Dämon aus der Anderswelt.«

Fidelma wandte sich Belach zu. »Hast du diese Erscheinung auch erblickt?«, fragte sie ihn und wartete fast darauf, dass er es bejahte.

»Nein. Ich habe Monchae aufschreien gehört, und davon wurde ich wach. Sie hat mir erzählt, was sie eben erlebt hatte, und da bin ich in der Nacht gleich hinausgegangen zu dem Hügel. Hatte gehofft, Spuren zu finden, dass da ein Mensch gestanden hatte. Doch gefunden habe ich nichts.«

»Keinerlei Anzeichen im Schnee, dass da jemand gewesen war?«

»Ich sage dir ja, nichts von einer menschlichen Spur war da. Der Schnee war frisch gefallen. Bloß etwas war merkwürdig …«

»Was war merkwürdig?«

»Auf dem Schnee lag ein seltsames Leuchten, es glitzerte irgendwie unheimlich.«

»Aber Fußabdrücke oder sonstige Spuren hast du nicht gesehen?«

»Nein.«

Die Frau schluchzte vor sich hin. »Das alles ist wahr, Schwester, ist wirklich wahr. Der Geist von Mugrán wird uns bald holen. Unsere Tage auf Erden sind gezählt.«

Fidelma schloss die Augen und dachte eine Weile angestrengt nach. »Nur der Lebendige Gott entscheidet, welche Lebensspanne dir zugemessen ist«, sagte sie halb geistesabwesend.

Beklommen standen die Wirtsleute da und betrachteten Fidelma, die sich in der Wärme des Feuers räkelte. Schließlich meinte sie: »Da ich nun einmal hier bin, brauche ich was zu essen und ein Bett für die Nacht.«

Zustimmend neigte Belach das Haupt. »Das sollst du haben, Schwester. Sei uns willkommen. Aber ob du so gut bist und ein Gebet vor Unserer Lieben Frau sprichst? Damit dieser grässliche Spuk aufhört. Sie ist die gebenedeite Mutter unseres Herrn Jesus und fordert gewiss nicht unseren baldigen Tod.«

Fidelma machte eine ungeduldige Handbewegung. »Ich würde nicht gleich alle Übel der Welt der Heiligen Familie aufbürden«, meinte sie tadelnd. Doch als sie ihre verängstigten Mienen sah, fügte sie sich dem Gottverständnis der beiden. »Ich werde für euch zu Unserer Lieben Frau beten. Aber jetzt bringt mir was zu essen.«

Irgendetwas ließ Fidelma aufwachen. Ihr Herz schlug rascher, ihr Körper war angespannt. Das Geräusch hätte auch zu ihrem Traum gehören können. Ein schwerer Gegenstand war herabgefallen. Reglos lag sie da und überlegte, was es gewesen sein könnte. Offensichtlich hatte der Sturm nachgelassen. Hinter den Fensterladen der kleinen Kammer, die ihr Monchae zum Schlafen zugewiesen hatte, war es still, geradezu unheimlich still sogar. Sie rührte sich nicht, lauschte angestrengt.

Dann knarrte es. In den alten Balken des Gasthofs knarrte und knackte es ohnehin ständig. Hatte sie wirklich nur geträumt? Sie wollte sich auf die Seite legen, da hörte sie wieder ein Geräusch, konnte sich aber nicht erklären, was es war. Und jetzt noch einmal, ein dumpfer Aufschlag.

Sie zwang sich, das warme Bett zu verlassen, und zitterte in der Kälte; Mitternacht musste längst vorbei sein. Sie langte nach ihrem schweren Umhang und legte ihn sich um die Schultern. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür, öffnete sie, so leise es eben ging, und horchte. Das Geräusch war von unten gekommen.

Sie wusste, dass außer ihr, Monchae und Belach niemand im Gasthof war. Die Wirtsleute hatten sich in ihre Schlafstube am oberen Treppenabsatz zur Ruhe begeben. Sie blickte nach oben, die Tür dort war zu.

Auf leisen Sohlen wie eine Katze tappte sie zur Treppe und starrte nach unten. Sonderbare Laute ließen sie erstarren. Es klang, als ob etwas Weiches und doch Schweres über die Dielen geschleift wurde. Von der Treppe konnte sie in den Gastraum sehen, wo die Glut des ausgehenden Feuers flackernde Schatten an die Wände warf. Fidelma biss in der Kälte die Zähne zusammen. Wenn sie doch nur eine Kerze hätte! Langsam stieg sie die Stufen hinunter und trat dabei auf ein loses Brett, das laut knackte. In der Stille der Nacht hallte das wie ein Donnerschlag.

Daraufhin schlurfte und scharrte etwas im Raum unten und veranlasste sie, beherzt die letzten Stufen zu nehmen. »Ist da wer?«, rief sie in die Düsternis. »In Christi Namen, gib dich zu erkennen!« Dabei pochte ihr Herz wild, und sie hatte Mühe, ihre Stimme gebieterisch klingen zu lassen.

Von weiter weg kam ein dumpfer Ton, dann herrschte völlige Stille. Sie sah sich in der großen Gaststube um, verfolgte die rötlichen, über die Wände huschenden Schatten. Etwas Genaues auszumachen war unmöglich.

Doch … da war wieder ein Geräusch hinter ihr.

Sie fuhr herum. Auf der Treppe stand Belach, und seine Frau schaute ihm ängstlich über die Schulter.

»Hast du es auch gehört?«, flüsterte er.

»Ich habe es gehört.«

»Gütiger Gott, schau herab auf uns«, seufzte der Mann.

Fidelma schniefte unbeherrscht. »Zünd eine Kerze an, Belach. Wir müssen alles absuchen.«

Der Wirt zuckte die Achseln. »Hat gar keinen Zweck, Schwester. Jede Nacht haben wir die Geräusche gehört, haben gesucht noch und noch. Gefunden haben wir nichts.«

»Ist ja auch nicht zu erwarten, dass ein Gespenst greifbare Spuren hinterlässt«, unterstützte ihn seine Frau.

»Doch Geräusche kann es machen, wie?«, knurrte Fidelma. »Nur etwas, das körperlich vorhanden ist, kann Geräusche verursachen. Los, sorge für Licht.«

Widerstrebend zündete Belach eine Lampe an. Der Wirt und seine Frau blieben an der Treppe stehen und schauten zu, wie Fidelma in jeden Winkel leuchtete. Sie war noch nicht weit gekommen, als Monchae losschrie und zu Boden fiel. Im Nu eilte Fidelma zu ihr. Ihr Mann tätschelte ihr die Hand, im Bemühen, sie damit zur Besinnung zu bringen.

»Sie ist ohnmächtig geworden«, murmelte er sinnloserweise.

»Hol Wasser!«, wies ihn Fidelma an. Dann spritzte sie ihr Wasser auf die Stirn und befeuchtete ihre Lippen. Monchae blinzelte und schlug die Augen auf.

»Was war mit dir? Was hat dich so erschreckt?«

Monchae starrte sie an, war leichenblass und zitterte am ganzen Leib.

»Die Sackpfeife!«, stammelte sie. »Sein Dudelsack!«

»Ich habe keinen Dudelsack gehört«, erwiderte Fidelma.

»Nein. Mugráns Sackpfeife … da auf dem Tisch!«

Belach blieb es überlassen, seiner Frau aufzuhelfen, denn Fidelma ging sofort hinüber, hielt die Kerze hoch, und da lag tatsächlich ein Dudelsack. Ein ganz gewöhnliches Instrument. Fidelma hatte schon viel bessere, mit mehr Kunstfertigkeit hergestellte gesehen.

»Was wolltest du mir dazu sagen?«, fragte sie die völlig verstörte Frau, die Belach stützte.

»Das ist die Sackpfeife von Mugrán. Die hatte er mitgenommen, als er loszog in die Schlacht. Es ist wahr, sein Geist ist zurückgekehrt. Oh, ihr Heiligen, beschützt uns!«

Verzweifelt klammerte sie sich an ihren Mann.

Fidelma nahm den Dudelsack in die Hand. Der war von der Art, die cetharchóire genannt wurde, weil er in vier Tonarten gestimmt war. Er hatte eine Spielpfeife, zwei kürzere Rohrblatt-Bordunpfeifen und einen langen Bordun. Eine einfache Sackpfeife, wie sie in fast jedem Haushalt in Irland zu finden war. Fidelma presste die Lippen zusammen und überlegte. Als sie zu Bett gingen, hatte kein Dudelsack auf dem Tisch gelegen.

»Woher nimmst du die Gewissheit, dass es der Dudelsack von Mugrán ist?«, fragte sie.

»Ich kenne ihn genau«, behauptete Monchae mit Nachdruck. »Weshalb kannst du mit Sicherheit sagen, welches Kleidungsstück dir gehört oder welches dein Messer ist? Weil du weißt, wie es gewebt ist, weil du seine Flecken oder Scharten kennst.«

Sie begann hysterisch zu heulen und zu schluchzen.

Fidelma riet Belach, seine Frau ins Bett zu bringen.

»Nimm dich in Acht, Schwester«, grummelte er und ging mit Monchae los. »Gewiss sind hier finstere Mächte am Werk.«

Fidelma lächelte unmerklich. »Ich vertrete eine stärkere Macht, Belach. Nichts geschieht auf Erden, ohne dass Er es will.«

Als sie fort waren, betrachtete sie noch eine Weile die Sackpfeife, konnte das Rätsel aber nicht lösen. Sie ließ das Instrument auf dem Tisch liegen und stieg die Treppe zu ihrer Schlafkammer hoch. Dankbar spürte sie, dass ihr Bett noch warm war, denn erst jetzt wurde ihr bewusst, wie kalt ihr Hände und Füße geworden waren.

Lange lag sie wach und grübelte über die rätselhaften Vorgänge nach, deren Zeuge sie in diesem abgelegenen Flecken in den Bergen wurde, und fragte sich, ob nicht doch übernatürliche Kräfte im Spiel waren. Fidelma gestand sich ein, dass es Mächte der Finsternis gab. Es wäre ja närrisch, an Gott zu glauben und gleichzeitig leugnen zu wollen, dass es auch den Teufel gab. Wenn das Gute existierte, dann zweifellos auch das Böse. Nur hatte Erfahrung sie gelehrt, dass stets Menschen die Urheber des Bösen waren.

Darüber war sie eingeschlafen. Es war noch dunkel, als sie erschrocken hochfuhr. Sie brauchte einige Augenblicke, ehe sie begriff, was sie ein zweites Mal in der Nacht weckte. In weiter Ferne spielte ein Dudelsack. Es klang lieblich und sanft. Das einschläfernde súan-traige war es, das schöne, wehmütige Wiegenlied. »Codail re suanán saine …« – »Schlafe sanft und in himmlischer Ruh.«

Fidelma kannte es gut, in ihrer Kindheit war ihr oft die liebliche, einlullende Melodie vorgesungen worden. Mit einem Ruck setzte sie sich auf und schwang sich aus dem Bett. Die Musik war kein Traum. Sie kam irgendwo von draußen. Vorsichtig öffnete sie einen Spalt die Fensterladen.

Wie ein weißer Teppich lag der Schnee auf den Hügeln und Bergen der Umgebung. Am Himmel türmten sich schwere grauweiße Schneewolken. Dennoch war die Nacht hell, man konnte meilenweit sehen. Der Mond hatte einen Hof aus Eiskristallen, die Luft war eisig, es war märchenhaft still. Ihr warmer Atem stieg in die Luft und löste sich gleich wieder in nichts auf.

Sie erstarrte, ihr Herz begann wie wild zu hämmern, als wollte ein verrückter Trommler die Toten erwecken. Auf dem kleinen runden Hügel vor dem Gasthof stand einsam und allein eine Gestalt mit einem Dudelsack und spielte das Wiegenlied, von dem sie aufgewacht war. Ein merkwürdiges Leuchten, das den Spielenden umgab, fesselte sie und flößte ihr zugleich Furcht ein. Es war wie ein schimmernder Glanz, und kleine Sterne funkelten im Widerschein des Schnees.

Reglos stand Fidelma da und sah gebannt hinaus. Die Melodie verlor sich, die Erscheinung wandte den Kopf zum Gasthof und gab ein Wehgeschrei von sich. »Ich bin allein! Bin so allein, Monchae! Weshalb hast du mich verlassen? Ich bin so einsam! Bald komme ich und hole dich!«

Wahrscheinlich waren es die zu Herzen gehenden Rufe, die Fidelma aus der Starre lösten. Sie griff sich ihre Schuhe und ihren Umhang und hastete die Treppe hinunter in die düstere Gaststube. Von oben rief ihr Belach nach. »Geh nicht hinaus, Schwester! Da steht der Böse. Das ist der Schatten von Mugrán!«

Fidelma ließ sich nicht abhalten. Sie zog die Türriegel zurück und stürzte hinaus in die frostige Nacht, stapfte durch den tiefen Schnee und spürte die Nässe und Kälte an ihren nackten Beinen. Bevor sie noch den Hügel erreichte, war sie sich darüber im Klaren, dass die unheimliche Gestalt nicht mehr da sein würde. Dennoch stieg sie hinauf. Sie fand niemand vor, der nächtliche Dudelsackspieler war spurlos verschwunden. Mit festem Griff zog sie den Umhang enger um die Schultern. Sie zitterte, doch das lag an der Kälte der Nacht, nicht etwa daran, dass sie sich vor dem Gespenst fürchtete.

Sie holte tief Luft und suchte nach Fußspuren, entdeckte aber keine. Bei genauerem Hinsehen merkte sie dann, so unberührt wie sonst überall wirkte der Schnee auf dem Hügel nicht. Die Oberfläche war aufgeraut, wie vom Sturm aufgewühlt. Auch ein merkwürdiges Funkeln fiel ihr auf. Sie nahm eine Handvoll Schnee, er glitzerte, zeigte ein merkwürdiges Glimmen.

Unschlüssig wandte sie sich um und ging in ihren Fußstapfen zurück. Belach erwartete sie aufgeregt mit dem Schwert in der Hand an der Tür.

»Wenn das ein Geist ist, wirst du damit wenig gegen ihn ausrichten können«, bemerkte sie spöttisch und grinste ihn an.

Belach schwieg, verschloss aber die Tür und verriegelte sie, sobald Fidelma im Gastraum war. Wortlos stellte er das Schwert in die Ecke, während sie zur Feuerstelle ging, um sich aufzuwärmen.

Monchae stand auf der untersten Treppenstufe, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und stöhnte leise. Fidelma holte den Krug mit corma, goß sich davon ein und nahm einen kräftigen Schluck. Dann füllte sie einen anderen Holzbecher und reichte ihn der Frau.

»Hast du das gehört? Hast du es gesehen?«, jammerte die Wirtin.

Fidelma nickte nur. Belach nagte an den Lippen. »Das ist der Geist von Mugrán. Unser Schicksal ist besiegelt.«

»Unsinn!«, entrüstete sich Fidelma.

»Und wie erklärst du dir das da?« Belach wies auf den Tisch. Der war leer. Dabei hatte der Dudelsack dort gelegen, als sie wieder ins Bett gegangen war.

»Bis die Sonne aufgeht, dürfte es noch zwei Stunden dauern«, meinte Fidelma bedächtig. »Ich möchte, dass ihr euch beide in eure Schlafstube zurückzieht. Mit dem hier unten muss ich allein fertig werden. Was ihr auch hört, ich möchte, dass ihr solange oben bleibt, bis ich euch rufe.«

Belach starrte sie an, seine Züge waren bleich und angstverzerrt. »Du willst dich doch nicht auf einen Kampf mit dieser verderblichen Macht einlassen?«

»Doch, das will ich«, sagte sie mit allem Nachdruck.

Er schüttelte bekümmert den Kopf und half seiner Frau die Treppe hinauf. Fidelma blieb im Dunkeln zurück und überlegte. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, egal, was sich in diesem einsamen Gasthaus zusammenbraute, es würde über kurz oder lang zum Ausbruch kommen. Vielleicht sogar noch vor Sonnenaufgang. Von zwingender Logik war das nicht, doch Fidelma hatte längst die Erfahrung gemacht, dass es unklug war, seinem Instinkt zu misstrauen.

Sie tastete sich zum anderen Ende der Gaststube bis zu einem Alkoven. Das Einzige, das dort stand, war eine breite Holzbank. Sie ließ sich darauf nieder, hüllte sich in ihren Umhang und wartete. Worauf, wusste sie nicht. Aber sie war davon überzeugt, nicht lange warten zu müssen, bis sich wieder etwas ereignete.

Sie sollte recht behalten. Schon bald hörte sie abermals die Töne der Sackpfeife. Diesmal war es nicht das sanfte Wiegenlied, sondern eine Trauerweise, die herzzerreißende Klage des gol-traige, voller Schmerz, Wehmut und Verlangen.

Fidelma neigte den Kopf, suchte zu ergründen, aus welcher Richtung die Töne kamen. Von draußen offenbar nicht, es klang eher wie ein Echo drinnen im Haus, drang durch die Dielen, durch die Wände, hallte wider von den Dachbalken.

Es überlief sie kalt. Noch konnte sie sich nicht entschließen, die Quelle zu suchen, betete aber, Monchae und Belach würden sich an ihre Weisung halten und in ihrer Kammer bleiben.

Sie wartete, bis das Lied zu Ende war. Jetzt herrschte Stille in dem alten Haus. Dann hörte sie etwas, hörte das Geräusch, von dem sie das erste Mal wach geworden war – ein leises Schlurfen. Sie beugte sich vor, hatte Mühe, im Dunkeln etwas zu erkennen. Aus dem Fußboden schien eine Gestalt zu wachsen; langsam schob sie sich am anderen Ende des Raums hoch.

Ihr stockte der Atem. Die Gestalt richtete sich zu voller Größe auf, trug etwas unter dem Arm, augenscheinlich den Dudelsack, und ging, merkwürdig hinkend, auf den Tisch zu. Immer wenn das Licht der auf dem Herd glühenden Torfsoden den Umhang der Erscheinung streifte, glitzerte es, als ob Myriaden winziger Fünkchen tanzten.

Fidelma stand auf. »Schluss mit dem Verwirrspiel«, rief sie energisch.

Das Wesen ließ den Dudelsack fallen und fuhr herum, suchte zu erfassen, wer da sprach, und holte erschrocken tief Luft. »Bist du das, Monchae?«, zischte es höhnisch.

Und ehe sich Fidelma versah, flog die Gestalt quer durch den Gastraum auf sie zu. Im flackernden Schein des Herdfeuers nahm sie das Aufblitzen einer erhobenen Klinge wahr, umklammerte instinktiv mit beiden Händen den ausholenden Arm und stemmte sich gegen den Angreifer, um die Wucht seines Körpers abzufangen.

Der grunzte wütend, als sein Überraschungsangriff fehlschlug. Der Zusammenstoß ihrer Leiber warf Fidelma zurück in den Alkoven und gegen die Holzbank. Sie stöhnte auf vor Schmerz. Ihr Gegner hatte ihren Griff abschütteln können und hob erneut das Messer.

»Du hättest besser fliehen sollen, Monchae, solange die Gelegenheit war«, knurrte eine Männerstimme. »Weder dir noch deinem Alten wollte ich etwas antun. Wollte euch nur aus dem Gasthof vertreiben. Aber jetzt musst du sterben!«

Fidelma sprang zur Seite, suchte fieberhaft nach einer Waffe, nach etwas, womit sie sich verteidigen konnte. Ihre Hände bekamen einen Gegenstand zu fassen. Undeutlich erkannte sie die Alabasterfigur der Madonna mit Kind. Sie schwang die Figur wie eine Keule, traf den Unhold seitlich am Kopf und war nicht wenig erstaunt, mit welchem Schwung ihr das gelang. Wie nicht anders von einer Gipsstatuette zu erwarten zersprang die Alabasterfigur in Stücke. Aber ihr Aufprall war so heftig, dass sie ihn in der Hand und im Arm spürte. Dazu klatschte es widerlich, als würde etwas Hartes auf Fleisch treffen.

Ihr Gegner röchelte seltsam und stürzte zu Boden. Sie hörte noch, wie etwas auf die Dielen glitt, – es war sein Messer, das ihm aus der Hand fiel.

Laut rief sie nach oben: »Ihr könnt herunterkommen! Euren Geist habe ich erledigt!« Dann tappte sie im Dunkeln umher, bis sie eine Kerze fand und sie anzündete.

Ihr Widersacher lag mit ausgestreckten Armen auf der Seite. Es war ein junger Mann. Entsetzt zuckte sie zusammen beim Anblick der tiefen Wunde an seiner Schläfe. Sie fühlte nach dem Puls, der war jedoch nicht mehr zu spüren.

Verwirrt schaute sie um sich. Ein bloßer Hieb mit einer Gipsfigur konnte doch niemanden töten! Überall lagen Gipsstücke herum. Mitten darunter sah sie eine in Sacktuch eingenähte Rolle. Sie war etwa einen Fuß lang und hatte einen Durchmesser von einem Zoll. Fidelma bückte sich und hob sie auf. Sie war ziemlich schwer. Mit einem Seufzer legte sie den Fund zurück.

Monchae und Belach kamen die Treppe herabgeschlichen.

»Belach, hast du eine Laterne?«, fragte Fidelma und richtete sich auf.

»Ja, was gibt es?«

»Zünde sie bitte an. Ich glaube, wir haben des Rätsels Lösung.« Sie war zu der Stelle gegangen, an der die Gestalt aus dem Boden aufgetaucht war, und stand vor einer Luke. Stufen führten hinunter in einen unterirdischen Gang.

Belach kam mit der Lampe. »Was ist geschehen?«, fragte er.

»Euer Geist war einfach nur ein Mann.«

Monchae stöhnte auf. »Mugrán etwa? Ist der doch nicht am Loch Derg gefallen?«

Fidelma lehnte sich an die Tischkante und schüttelte den Kopf. Sie nahm den Dudelsack in die Hand, den der unheimliche Besucher auf den Tisch geworfen hatte.

»Nein, es war wohl eher jemand, der ihm ähnelte und dessen Stimme dir so ähnlich klang wie die von Mugrán. Schau dir sein Gesicht an, Monchae. Vielleicht erkennst du ihn ja?«

Ihr Aufschrei bestätigte Fidelma, dass ihre Vermutung stimmte.

»Das ist Cano, Mugráns Bruder«, stellte Monchae fassungslos fest.

»Aber warum? Wie ist das möglich?«

»Das ist eine traurige, aber offenbar ganz einfache Geschichte. Cano ist nicht erschlagen worden am Loch Derg, wie man euch berichtet hat. Vielleicht war er nur schwer verwundet und ist schließlich zurückgekehrt. Ich vermute, er hinkte nicht, als er in die Schlacht zog.«

»Nein, ganz und gar nicht«, bestätigte die Wirtin.

»Mugrán war tot. Da hat er Mugráns Dudelsack an sich genommen. Warum es so lange dauerte, bis er hier auftauchte, werden wir nie erfahren. Vielleicht brauchte er bislang kein Geld, oder der Einfall ist ihm eben erst jetzt gekommen …«

»Ich versteh das alles nicht«, sagte Monchae und sank auf einen Stuhl neben dem Tisch.

»Cano hat sich erinnert, dass Mugrán Geld hinterlassen hat. Ziemlich viel sogar hatte er zusammengespart. Mugrán hatte dir versichert, falls er sterben sollte, würdest du keine Not leiden, es sei genug Geld im Gasthof. Das war doch so, nicht wahr?«

Monchae nickte. »Aber habe ich dir nicht erzählt, dass ich das für ein Hirngespinst von Mugrán hielt? Wir haben jeden Winkel im Gasthof abgesucht und haben nie etwas gefunden. Hat uns auch nicht weiter gekratzt, Belach und ich kommen mit dem aus, was wir haben.«

»Cano muss sich von dem Gedanken haben leiten lassen, dass ihr den Schatz seines Bruders nicht gefunden habt, und das hat ihn darauf gebracht, selbst danach zu suchen.«

»Aber so einen Schatz gibt es gar nicht«, kam Belach seiner Frau zu Hilfe.

»O doch, es gibt ihn«, beharrte Fidelma. »Und Cano wusste das. Er wusste nur nicht, wo. Er brauchte Zeit, um danach zu suchen. Also musstet ihr vom Gasthof, damit er in Ruhe überall herumstöbern konnte. Da kam ihm die Idee, euch zu vertreiben, indem er sich als Geist seines Bruders ausgab. Er hatte dessen Dudelsack und konnte die gleichen Lieder spielen, die sein Bruder gespielt hatte. Seinem Aussehen und seiner Stimme nach konntet ihr ihn für denjenigen halten, den ihr von früher kanntet. Natürlich ist er auf Abstand geblieben und hat sich nur von ferne mit gedämpfter Stimme hören lassen. Und so hat er angefangen, euch in Angst und Schrecken zu versetzen.«

»Und wie ist das mit dem Schimmern am ganzen Körper?«, wollte Belach wissen. »Wie hat er das zustande gebracht?«

»Es gibt so ein gelbes, lehmartiges Zeug, dem dieses seltsame Leuchten anhaftet«, erklärte ihm Fidelma. »Man kann es von den Wänden in den Höhlen westlich von hier abkratzen. Mearnáil heißt es, eine Art Phosphor. Und das glimmt im Dunkeln. Sieh dir Canos Umhang an, er hat ihn mit dem gelblichen Lehm beschmiert.«

»Aber Fußspuren hat er keine hinterlassen«, rätselte Belach. »Nicht ein Fußabdruck war im Schnee.«

»Trotzdem gibt es Spuren, die ihn verraten. Er hat einen Zweig von einem Busch gerissen, ist dann rückwärts vom Hügel gegangen und hat seine Fußspuren verwischt. Damit kann man zwar die eigenen Fußstapfen unkenntlich machen, aber an der Schneeoberfläche bleiben die Wischspuren sichtbar. Diesen Trick lernen Krieger, um ihre Spuren vor den Feinden zu verbergen.«

»Hat er all die Nächte in der Kälte draußen verbracht? Wie hat er das ausgehalten?«, fragte sich Monchae. Als praktisch denkende Hausfrau drängte sich ihr sofort eine solche Überlegung auf.

»Er war nicht immer draußen. Er hat im Gasthof geschlafen, oder zumindest im Stall. Mehrfach hat er versucht, im Gasthaus nach dem Schatz zu forschen. Deshalb hat es mitunter gebumst, und ihr seid von seltsamen Geräuschen wach geworden. Aber er hatte begriffen, gründlich konnte er nur zu Werke gehen, wenn er euch vergraulte.«

»Da hat er mit uns hier im Gasthof gehaust?« Belach war fassungslos.

Fidelma wies auf die offene Falltür in den Dielen hin. »Anscheinend hat er mehr geheime Gänge im Gasthof gekannt als ihr beide. War ja kein Wunder, wenn er hier aufgewachsen ist.«

Alle schwiegen. Schließlich meinte Monchae kleinlaut: »Und das alles, obwohl es gar keinen versteckten Schatz gab. Der arme Cano. Ein richtig schlechter Kerl war er eigentlich nicht. Musstest du ihn wirklich umbringen, Schwester?«

Fidelma sah betrübt drein. »Unser aller Leben liegt in Gottes Hand«, sagte sie schicksalsergeben. »Er hat mich mit dem Messer bedroht, ich musste mich wehren. In meiner Not hab ich die Statuette Unserer Lieben Frau gegriffen und damit nach ihm geschlagen. Die hat ihn an der Schläfe getroffen und ist dabei zerbrochen.«

»Die war doch nur aus Alabaster und hätte ihn nicht erschlagen können.«

»Erschlagen hat ihn das, was in ihr steckte. Nämlich das, wonach er die ganze Zeit suchte. Es liegt dort auf dem Boden.«

»Was mag das sein?«, flüsterte Monach. Ihr Mann bückte sich und griff beherzt nach dem runden Gegenstand in Sacktuch.

»Eine Rolle Münzen. Mugráns Schatz. Der hat Cano wie eine Eisenstange getroffen und ihn erschlagen. All die Jahre hat Unsere Liebe Frau den Schatz gehütet und zu guter Letzt dem den Tod gebracht, der nicht der rechtmäßige Erbe des Schatzes war.«

Durch die Fensterläden kroch das Licht des neuen Tages. »Es wird schon hell. Ich muss mein Fasten brechen und mich auf den Weg nach Cashel machen«, erklärte Fidelma. »Für euren bó-aire lasse ich ein Schreiben hier, in dem ich ihm darlege, was vorgefallen ist. Ich muss unverzüglich nach Cashel. Wenn er mich braucht, findet er mich dort.«

Versonnen blickte Monchae auf die Trümmer der Statuette. »Ich werde mir ein neues Standbild Unserer Lieben Frau anfertigen lassen«, sagte sie leise.

»Das kannst du dir nun auch leisten«, erwiderte Fidelma in vollem Ernst.

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