Vierundzwanzig

Als Erlendur abends nach Hause kam, wartete Sindri Snær in der Wohnung auf ihn. Er lag schlafend auf dem Sofa im Wohnzimmer, wachte aber auf, als Erlendur zur Tür hereinkam, und richtete sich auf.

»Und wo bist du gewesen?«, fragte Erlendur.

»Irgendwo«, sagte Sindri Snær. »Hast du schon gegessen?«

»Nee, aber das ist okay.«

Erlendur holte Roggenbrot, Lammpastete und Butter aus dem Kühlschrank und setzte Kaffee auf. Sindri behauptete zwar, keinen Hunger zu haben, aber Erlendur beobachtete, wie er dann doch ordentlich zulangte. Auch der Käse, den er auf den Tisch stellte, war im Handumdrehen weg.

»Weißt du etwas über Eva Lind?«, fragte Erlendur, als Sindri den gröbsten Hunger gestillt hatte und sie zusammen Kaffee tranken.

»Ja«, erwiderte Sindri, »ich habe sie getroffen.«

»Ist sie in Ordnung?«, fragte Erlendur.

»In gewisser Weise schon«, sagte Sindri, zog eine Zigarettenschachtel und ein billiges Feuerzeug aus der Tasche und zündete sich eine Zigarette an. »Ich glaube, es ist ziemlich lange her, seit Eva in Ordnung war«, sagte er.

Sie saßen eine Weile schweigend da und tranken schwarzen Kaffee.

»Warum hast du es hier drin bei dir so dunkel?«, fragte Sindri und blickte in Richtung Wohnzimmer, wo dicke Vorhänge die Abendsonne draußen hielten.

»Zu viel Helligkeit«, sagte Erlendur. »Vor allem abends und nachts«, fügte er nach einer Weile hinzu. Er ließ es dabei bewenden und ging nicht weiter auf das Thema ein.

Er sagte Sindri nicht, dass er winterliche Dunkelheit und pechschwarze Nächte dieser ewigen Sommersonne und der Helligkeit, die sie rund um die Uhr ausstrahlte, vorzog.

Er wusste selber nicht, woher das kam. Er wusste nicht, warum er sich in dunklen Wintern wohler fühlte als in hellen Sommern.

»Wo hast du sie aufgetrieben?«, fragte er. »Wo hast du Eva gefunden?«

»Sie hat eine Nachricht auf meinem Handy hinterlassen, und ich habe zurückgerufen. Wir haben immer Verbindung gehabt, auch als ich auf dem Land war. Wir haben uns immer gut verstanden.«

Er machte eine kleine Pause und schaute seinen Vater an.

»Eva ist prima.«

»Ja«, sagte Erlendur.

»Im Ernst«, sagte Sindri. »Wenn du sie gekannt hättest, als sie noch …«

»Das brauchst du mir nicht unter die Nase zu reiben«, unterbrach Erlendur ihn, ohne sich darüber im Klaren zu sein, wie schroff er klang. »Das weiß ich nur zu gut.«

Sindri saß stumm da und sah seinen Vater an. Dann drückte er die Zigarette aus und stand auf.

»Danke für den Kaffee«, sagte er.

»Willst du schon gehen?«, fragte Erlendur und erhob sich ebenfalls. Er ging Sindri hinterher. »Wo willst du hin?«

Sindri gab ihm keine Antwort, sondern nahm seine abgewetzte Jeansjacke vom Sofa und zog sie an. Erlendur sah ihm zu. Er wollte nicht, dass Sindri ihn im Streit verließ.

»Ich wollte nicht …«, begann er. »Es ist nur … Eva ist … Ich weiß, dass ihr euch gut versteht.«

»Was weißt du schon über Eva«, sagte Sindri. »Wieso glaubst du, dass du etwas über Eva weißt?«

»Stell sie bloß nicht auf ein Podest«, sagte Erlendur. »Das hat sie nicht verdient. Und das würde sie selber auch nicht wollen.«

»Das tu ich ja gar nicht«, entgegnete Sindri, »aber du brauchst dir auch nicht einzubilden, dass du Eva kennst.

Bilde dir das bloß nicht ein. Und was weißt du darüber, was sie verdient hat?«

»Ich weiß, dass sie ein Junkie ist, verdammt noch mal«, stieß Erlendur hervor. »Braucht man mehr zu wissen? Sie denkt gar nicht daran, ihr Problem in Angriff zu nehmen.

Du weißt, dass sie ein Kind verloren hat. Die Ärzte haben gesagt, dass sie, gemessen an dem, was sie während der Schwangerschaft an Drogen genommen hat, noch glimpflich davongekommen ist. Setz dich nicht aufs hohe Ross wegen deiner Schwester. Das dämliche Mädchen ist mal wieder versackt, und ich habe einfach keine Lust mehr, mich mit diesem verfluchten Schwachsinn rumzuschlagen.«

Sindri hatte schon die Tür aufgemacht und stand halb auf dem Gang. Er hielt inne und blickte über die Schulter zurück auf seinen Vater. Dann drehte er sich um, kam wieder in die Wohnung, schloss die Tür und ging auf Erlendur zu.

»Mich wegen meiner Schwester aufs hohe Ross setzen?«, wiederholte er.

»Sieh es doch mal realistisch«, sagte Erlendur. »Mehr will ich nicht sagen. Solange sie selber nichts unternimmt, können wir ihr verdammt wenig helfen.«

»Ich kann mich gut daran erinnern, als Eva noch nicht abhängig war«, sagte Sindri. »Kannst du dich daran erinnern?«

Er stand jetzt dicht vor seinem Vater, und Erlendur sah die Wut in seinen Bewegungen, seinem Gesicht, seinen Augen.

»Kannst du dich an Eva erinnern, als sie noch nicht mit Dope angefangen hatte?«, sagte er noch einmal.

»Nein«, sagte Erlendur, »das kann ich nicht. Das weißt du ganz genau.«

»Ja, das weiß ich ganz genau«, sagte Sindri.

»Fang du jetzt nicht auch noch an, mir Vorhaltungen wegen diesem Quatsch zu machen«, sagte Erlendur. »Das hat sie schon zur Genüge getan.«

»Wir sind also bloß Quatsch …«

»Herrgott noch mal«, stöhnte Erlendur. »Hör auf damit. Ich will mich nicht mit dir streiten. Ich will mich auch nicht mit ihr streiten, und ich will auf gar keinen Fall wegen ihr streiten.«

»Du weißt rein gar nichts, oder?«, sagte Sindri. »Ich habe Eva getroffen, vorgestern. Sie ist mit einem Typ zusammen, der Eddi heißt und zehn oder fünfzehn Jahre älter ist als sie. Er ist völlig ausgeklinkt. Er wollte mit einem Messer auf mich losgehen, weil er dachte, dass ich gekommen wäre, um Geld einzutreiben. Beide sind Dealer, und beide sind Addicts, aber die Kohle rollt nicht immer, wie sie soll.

Irgendwer ist hinter ihnen her. Diesen Eddi kennst du womöglich, weil du Bulle bist. Eva wollte mir nicht sagen, wo sie ist, weil sie eine Scheißangst hat. Sie hocken da in irgendeinem Rattenloch in der Altstadt. Eddi versorgt sie mit Dope, und sie liebt ihn. Hab noch nie so eine wahre und echte Liebe gesehen! Kapierst du? Er ist ihr Dealer. Sie war dreckig, nein, sie war ekelhaft. Und weißt du, wonach sie gefragt hat?« Erlendur schüttelte den Kopf.

»Sie hat danach gefragt, ob ich dich getroffen hätte«, sagte Sindri. »Findest du das nicht witzig? Das Einzige, was sie wissen wollte, war, ob ich dich getroffen hätte. Weißt du vielleicht, warum? Was glaubst du, warum sie ausgerechnet danach gefragt hat? Bei dem ganzen Schlamassel und der Scheiße, in der sie steckt, macht sie sich Gedanken wegen dir. Hast du eine Ahnung, warum?«

»Ich weiß es nicht«, sagte Erlendur. »Mir ist schon seit langem klar, dass ich aus ihr überhaupt nicht schlau werde.« Er hätte sagen können, dass Eva und er sowohl scheußliche als auch schöne Stunden durchlebt hatten. Dass ihre Verbindung, obwohl sie schwierig und fragil und alles andere als problemlos war, trotzdem eine Verbindung war. Er dachte an Weihnachten im vergangenen Jahr, als sie wegen des Kindes, das sie verloren hatte, in einem derartigen seelischen Tief war, dass er das Schlimmste befürchtete. Sie war über Weihnachten und Neujahr bei ihm gewesen, und sie hatten über das Kind gesprochen und die Schuldgefühle, die sie quälten. Und dann verschwand sie eines Morgens im neuen Jahr.

Sindri starrte ihn an.

»Sie hat sich Sorgen gemacht, wie es dir geht. Wie es dir geht!«

Erlendur schwieg.

»Wenn du sie bloß gekannt hättest, wie sie war«, sagte Sindri. »Bevor sie in dieser Dopescheiße landete, und wenn du sie gekannt hättest wie ich, dann würdest du die Krise kriegen. Wir hatten uns längere Zeit nicht getroffen, und als ich jetzt gesehen habe, wie sie aussieht, da … ich hätte am liebsten …«

»Ich glaube, ich habe alles getan, was ich tun konnte, um ihr zu helfen«, sagte Erlendur. »Es gibt Grenzen für das, was man tun kann. Und wenn man das Gefühl hat, dass kein richtiger Wille vorhanden ist, um dagegen anzukämpfen, dann …« Seine Worte verebbten.

»Sie war rothaarig«, sagte Sindri, »als wir klein waren. Sie hatte superschöne rote Haare, und Mama hat gemeint, das müsste aus deiner Familie kommen.«

»An die roten Haare kann ich mich erinnern«, sagte Erlendur.

»Mit zwölf Jahren hat sie sie abgeschnitten und schwarz gefärbt«, sagte Sindri, »und seitdem sind sie schwarz.«

»Warum hat sie das gemacht?«

»Ihr Verhältnis zu Mama war beschissen. Zu mir war Mama nie so wie zu Eva. Vielleicht, weil Eva die ältere war und Mama zu sehr an dich erinnert hat. Vielleicht, weil Eva immer Zoff gemacht hat. Sie war bestimmt hyperaktiv.

Rothaarig und hyperaktiv. Sie hat sich mit ihren Lehrern angelegt. Mama hat sie dann in eine andere Schule gesteckt, aber da wurde es nur noch schlimmer. Sie wurde geschnitten, weil sie neu war, und sie hat alles Mögliche angestellt, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Und sie hat andere Kinder gemobbt, weil sie dachte, dass sie dann von der Gruppe akzeptiert würde. Mama musste zigtausend Mal wegen ihr in die Schule.« Sindri steckte sich eine Zigarette an.

»Sie hat nie geglaubt, was Mama über dich erzählt hat. Zumindest hat sie gesagt, dass sie es nicht glaubt. Deswegen haben die beiden sich oft gefetzt, und Eva ist es immer auf geniale Weise gelungen, Mama auf die Palme zu bringen, indem sie dich benutzte. Sie hat erklärt, dass sie es mehr als gut verstünde, dass du sie verlassen hast, weil man mit ihr einfach nicht zusammenleben könnte. Sie hat dich verteidigt.«

Sindri hielt die Zigarette in der Hand und schaute sich suchend um. Erlendur deutete auf den Aschenbecher auf dem Wohnzimmertisch. Sindri tat einen letzten Zug und setzte sich dann an den Tisch. Er hatte sich etwas beruhigt, und die Spannung zwischen ihnen nahm ab. Er erzählte Erlendur, wie Eva sich Geschichten über ihren Vater ausgedacht hatte, als sie in das Alter kam, wo sie etwas über ihren Vater wissen wollte.

Beide spürten sie die Hassgefühle ihrer Mutter Erlendur gegenüber, und Eva glaubte keineswegs alles, was sie sagte, und legte sich für jede Situation die passenden Vaterbilder zurecht, und die waren ganz anders als das Bild, das ihre Mutter ihnen vermittelte. Zwei Mal, im Alter von neun und von elf Jahren, war Eva von zu Hause weggelaufen, um ihren Vater zu suchen. Ihren Freundinnen schwindelte sie vor, dass ihr Papa, ihr richtiger Papa, nicht die Kerle, die sich bei ihrer Mutter einquartierten, immer im Ausland war. Jedes Mal, wenn er nach Hause käme, würde er ihr tolle Geschenke machen. Die könnte sie aber niemandem zeigen, weil ihr Papa nicht wollte, dass sie damit vor den anderen angab. Wieder anderen Mädchen erzählte sie, dass ihr Papa eine riesengroße Villa besäße und dass sie manchmal bei ihm übernachten durfte und alles bekam, was sie sich wünschte, weil er so reich war.

Mit zunehmendem Alter fielen die Geschichten wirklichkeitsnaher aus. Ihre Mutter hatte ihnen gegenüber einmal erwähnt, dass Erlendur ihres Wissens nach immer noch bei der Polizei war. In all den schwierigen Zeiten, die Eva jetzt durchlief, als sie mit dreizehn, vierzehn Jahren zu rauchen begann, Hasch probierte und Alkohol trank — die ganze Zeit wusste Eva immer von ihrem Vater irgendwo in der Stadt. Mit der Zeit war sie sich aber nicht mehr so sicher, ob sie ihn kennen lernen wollte.

»Vielleicht«, hatte sie zu Sindri gesagt, »vielleicht ist es einfach besser, ihn nur im Kopf zu haben.« Sie ging davon aus, dass sie mit ihm, genau wie mit allen anderen, bestimmt nur Enttäuschungen erleben würde.

»Da hat sie sicher Recht gehabt«, sagte Erlendur.

Er hatte sich in seinen Sessel gesetzt. Sindri kramte wieder die Zigarettenschachtel hervor.

»Sie war auch nicht gerade attraktiv, mit diesen ganzen Piercings oder wie das Zeugs heißt«, sagte Erlendur. »Sie kommt nicht aus den eingefahrenen Bahnen heraus. Sie hat nie Geld und macht sich immer an jemanden heran, der den Stoff entweder ins Land oder unter die Leute bringt, und an den hängt sie sich. Egal wie widerlich sie von denen behandelt wird, sie hält sich immer an solche Typen.«

»Ich will versuchen, mit ihr zu reden«, sagte Sindri. »Trotzdem denke ich aber, dass sie darauf wartet, dass du kommst und sie rettest. Ich hab das Gefühl, sie pfeift auf dem letzten Loch. Sie ist oft übel dran gewesen, aber so schlimm wie jetzt habe ich sie noch nie erlebt.«

»Warum hat sie sich die Haare abgeschnitten, als sie zwölf war?«, fragte Erlendur.

»Da war ein Kerl, der sich an sie rangemacht und ihr den Kopf getätschelt hat, und dabei hat er ihr obszöne Sachen gesagt«, erklärte Sindri.

Er warf das ganz lässig ins Gespräch, und es hatte ganz den Anschein, als könnte er noch jede Menge mehr ausgraben, wenn er in seiner Erinnerung kramte.

Sindris Blicke glitten an den Bücherregalen entlang. In der Wohnung gab es fast nichts außer Büchern.

Erlendur ließ sich keinerlei Reaktion anmerken, aber seine Augen waren kalt wie Marmor.

»Eva hat mir erzählt, du würdest dich dauernd mit solchen verschollenen Typen beschäftigen.«

»Ja«, sagte Erlendur.

»Machst du das wegen deinem Bruder?«

»Vielleicht. Wahrscheinlich sogar.«

»Eva hat auch gesagt, dass du gesagt hast, du seist der verschollene Typ in ihrem Leben.«

»Ja. Auch wenn Leute verschollen sind, müssen sie nicht unbedingt tot sein«, sagte Erlendur und sah vor seinem inneren Auge einen schwarzen Ford Falcon am Busbahnhof in Reykjavik, an dem eine Radkappe fehlte.

Sindri übernachtete nicht bei Erlendur, der ihm das Sofa im Wohnzimmer anbot. Sindri lehnte aber dankend ab und verabschiedete sich. Nachdem sein Sohn gegangen war, saß Erlendur noch lange im Sessel, während ihm wirre Gedanken durch den Kopf gingen, Gedanken an seinen Bruder und an Eva Lind, an das Wenige, woran er sich erinnern konnte, aus der Zeit, als sie klein war. Sie war zwei Jahre alt, als er sich scheiden ließ. Die Geschichten, die Sindri über Evas Jugend erzählt hatte, hatten eine empfindliche Saite in ihm angerührt, und er sah das, was zwischen ihnen vorgefallen war, in einem anderen und noch trostloseren Licht als zuvor.

Als er kurz vor Mitternacht ins Bett ging und einschlief, kreisten seine Gedanken immer noch um seinen Bruder, um Eva Lind und um Sindri, und er hatte einen sonderbaren Traum. Sie machten zu dritt einen Ausflug mit dem Auto, er und seine Kinder. Die beiden saßen hinten, er war am Steuer und wusste nicht, wo er sich befand, denn draußen war das Licht so grell, dass er keine Landschaft erkennen konnte. Trotzdem kam es ihm so vor, als sei das Auto in Bewegung, und er musste sehr viel vorsichtiger als normalerweise steuern, weil er fast völlig geblendet war. Als er in den Rückspiegel blickte, konnte er die Gesichter seiner Kinder nicht erkennen. Er glaubte zu sehen, dass es Eva und Sindri waren, aber die Gesichter waren irgendwie undeutlich und verschwommen. Er kam aber zu dem Schluss, dass es wohl kaum andere Kinder sein konnten. Eva schien ungefähr vier Jahre alt zu sein. Er sah, dass sie sich an der Hand hielten.

Das Radio lief und eine betörende weibliche Stimme sang: Ich weiß, du kommst heut’ Nacht zu mir.

Urplötzlich sah er einen riesigen Lastwagen auf sich zukommen. Er versuchte, zu hupen und zu bremsen, aber nichts geschah. Als er in den Rückspiegel schaute, waren seine Kinder verschwunden, und er verspürte unsägliche Erleichterung. Er blickte nach vorn auf die Straße. Er näherte sich dem Lastwagen mit Furcht erregender Geschwindigkeit, und ein Zusammenstoß schien unvermeidlich.

Als alles aussichtslos zu sein schien, spürte er eine seltsame Nähe neben sich. Er schaute zum Beifahrersitz, dort saß jetzt Eva Lind und lächelte ihn an. Sie war aber kein kleines Mädchen mehr, sondern sie war erwachsen und sah entsetzlich aus in ihrem abgerissenen blauen Anorak, mit verfilzten dreckigen Haaren, Ringen unter den Augen, hohlen Wangen und schwarzen Lippen. Als ihr Lächeln breiter wurde, sah er Zahnlücken.

Er wollte ihr etwas sagen, brachte aber nichts heraus. Am liebsten hätte er ihr zugebrüllt, sie solle aus dem Auto springen, aber irgendetwas hielt ihn zurück. Vielleicht war es diese Ruhe, die von ihr ausging. Sie war vollkommen gelassen. Sie wandte ihren Blick von ihm ab, sah den Lastwagen und fing an zu lachen.

Im letzten Augenblick vor dem Aufprall wachte er auf und schrie den Namen seiner Tochter. Er setzte sich auf und brauchte einige Zeit, um sich zurechtzufinden. Als er den Kopf wieder auf das Kissen legte, drang ein seltsam trauriges Lied an ihn heran, das ihn in einen traumlosen Schlaf geleitete.

Ich weiß, du kommst heut’ Nacht zu mir …

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