Kapitel 5

Wo steht Ihr Wagen?«fragte Dart.»Ich fahre hinten raus. Von den Hetzbrüdern habe ich genug. Wo stehen Sie?«

«Ich bin hinten reingekommen«, sagte ich.»Setzen Sie mich da irgendwo ab.«

Er zog die Brauen hoch, sagte aber nur:»In Ordnung «und bog, als wir an der Tribüne vorbei waren, auf den unauffälligen Privatweg zum Haus des Verwalters.

«Wo kommt denn der riesige Bus her?«fragte er rhetorisch, als er ihn erblickte.

«Das ist meiner«, sagte ich, aber die Worte gingen in einem heftigen, entsetzten Ausruf Darts unter, der hinter dem Bus die unbewegte schwarze Silhouette des chauffeurgesteuerten Daimlers seiner Großtante gesichtet hatte.

«Tante Marjorie! Was zum Teufel tut sie hier?«

Er parkte seine Rostlaube neben dem blitzenden Prachtstück und entschloß sich wenig begeistert, der Sache nachzugehen. Der Anblick, der sich uns bot, als wir an dem modernen, gepflegten Verwalterhaus um die Ecke bogen, ließ mich in hilfloses Gelächter ausbrechen, auch wenn sonst niemand lachte.

Das zweiflügelige Garagentor stand offen. Die Garage war ausgefegt und leer. Ihr einstiger Inhalt lag in unordentlichen Haufen auf der Zufahrt — Gartengeräte, Pappkartons, ein Vorrat an Dachziegeln und etliche Rollen Nylonnetz zum Abdecken von Erdbeerbeeten. Als Schrott beiseitegestellt waren ein ausgeschlachteter Kühlschrank, ein vergammelter Kinderwagen, eine verbeulte Metalltruhe, ein von Mäusen zerfressenes Sofa und ein Wust von rostigem Draht.

Davor standen fünf unterschiedlich junge Helfer ziemlich desperat in mehr oder weniger soldatischer Haltung, während eine liebenswürdige, aber von höherer Gewalt bedrohte Mrs. Roger Gardner sie vergebens in Schutz zu nehmen suchte.

Marjories schneidende Stimme sagte soeben:»Es ist ja gut und schön, wenn ihr das ganze Zeug da rausholt, Jun-gens, aber so liegenlassen könnt ihr es nicht. Schafft sofort alles wieder rein.«

Die arme Mrs. Gardner sagte händeringend:»Aber Mrs. Binsham, ich wollte doch nur, daß sie die Garage ausräumen…«

«Dieses Durcheinander ist eine Zumutung. Tut, was ich sage, Jungens. Alles wieder zurück.«

Christopher, der sich verzweifelt umblickte und mich mit Dart kommen sah, klammerte sich an uns, als seien wir die rettenden Engel in einem Gruselschocker.

«Papa!«stieß er hervor.»Wir haben die Garage leergeräumt.«

«Ja, prima.«

Marjorie fuhr auf einem Absatz herum und lenkte ihren Unwillen auf Dart und mich, doch die Eröffnung, daß ich der Vater des Arbeitstrupps war, verschlug ihr erst einmal die Sprache.

«Mr. Morris«, sagte Roger Gardners Frau hastig,»Ihre Kinder waren großartig. Bitte glauben Sie mir.«

Ein mutiges Wort, wenn man bedachte, wie sehr ihr

Mann den Launen der Familie Stratton ausgeliefert war! Ich dankte ihr herzlich, daß sie so nett gewesen war, die Kinder zu beschäftigen, während ich an der Hauptversammlung teilgenommen hatte.

Marjorie Binsham sah mich durchdringend an, wandte sich aber an Dart, und ihr Mißvergnügen schwang in der Luft.

«Was tust du hier mit Mr. Morris?«

Dart sagte feige:»Er wollte Stratton Hays sehen.«

«Was du nicht sagst. Stratton Hays geht ihn nichts an. Aber diese Rennbahn, hätte ich gedacht, geht dich etwas an. Dich und deinen Vater. Und wie kümmert ihr euch darum? Ich muß hier rundfahren und nach dem Rechten sehen. Colonel Gardner und ich, nicht du und dein Vater, haben eine eingehende Besichtigung der Bahn vorgenommen.«

Ich konnte ebensogut wie sie sehen, daß Dart überhaupt noch nicht darauf gekommen war, er könne in irgendeiner Form für den Zustand der Bahn verantwortlich sein. Sie war bisher nicht in sein Aufgabengebiet gefallen. Er öffnete den Mund und schloß ihn wieder, verwahrte oder verteidigte sich aber nicht.

Ein erschöpft wirkender Colonel kam mit einem Jeep angebraust, sprang heraus und versicherte Marjorie Bins-ham, er habe ihre Anweisung, den Zuschauerabstand zu den Hindernissen zu vergrößern, damit es keine Verletzten mehr gab, bereits in die Tat umgesetzt.

«Das ist nicht meine Aufgabe«, hielt sie Dart vor.»Ein paar Pfosten, ein Seil, ein Schild >Bitte zurücktretenc, mehr braucht es nicht. Warum denkst du nicht daran? Die Rennbahn hat eine viel zu schlechte Presse. Noch ein Debakel wie vorigen Sonnabend können wir uns nicht leisten.«

Niemand wies darauf hin, daß die Pferde und nicht die Zuschauer das Unglück verursacht hatten.

«Außerdem«, fuhr Marjorie fort,»mußt du mit deinem Vater die Leute da am Haupteingang vertreiben. Die lok-ken sonst Chaoten aus der ganzen Gegend an, und die Rennbahnbesucher bleiben wegen der Belästigung zu Hause. Das macht der Bahn genauso schnell den Garaus wie die hirnverbrannten Pläne von Keith und deinem Vater. Und erst Rebecca! Falls es dich interessiert, bei der Gruppe am Tor ist eine Frau, die sehr viel Ähnlichkeit mit ihr hat. Bis jetzt ist es nur eine Gruppe. Sieh zu, daß kein Mob daraus wird.«

«Ja, Tante Marjorie«, sagte Dart. Es war ein bißchen viel verlangt. Da wäre wohl jeder überfordert gewesen.

«Demonstranten wollen keinen Erfolg haben«, hob Marjorie hervor.»Sie wollen demonstrieren. Sag ihnen mal, sie sollen für bessere Bedingungen in der Pferdepflege demonstrieren. Die Pferde werden genug gehätschelt. Die Pfleger nicht.«

Niemand merkte an, daß verletzte Pfleger gewöhnlich am Leben blieben.

«Nun zu Ihnen, Mr. Morris«, sie fixierte mich mit einem scharfen Blick,»ich möchte mit Ihnen reden. «Sie wies auf ihren Wagen.»Da drin.«

«In Ordnung.«

«Und ihr räumt jetzt sofort dieses Durcheinander auf, Kinder. Colonel, ich weiß nicht, was Sie sich dabei gedacht haben. Das ist ja ein Müllplatz hier.«

Sie rauschte zu ihrem Wagen hinüber, ohne sich zu überzeugen, ob ich mitkam, aber ich folgte ihr.

«Mark«, sagte sie zu ihrem Chauffeur, der hinter dem Steuer saß,»bitte machen Sie einen Spaziergang.«

Er tippte an seine Uniformmütze und gehorchte ihr, als sei er die Order gewohnt, und seine Chefin wartete an der hinteren Wagentür, bis ich sie ihr öffnete.

«Gut«, sagte sie und nahm auf der geräumigen Rückbank Platz.»Bitte setzen Sie sich zu mir.«

Ich setzte mich wie angewiesen und zog die Tür zu.

«In Stratton Hays«, kam sie gleich zur Sache,»hat Ihre Mutter mit Keith gewohnt.«

«Ja«, bestätigte ich erstaunt.

«Wollte sie, daß Sie es sich ansehen?«

«Dart hat es mir freundlicherweise angeboten. Ich war so frei.«

Sie musterte mich schweigend.

«Nach ihrem Weggang habe ich Madeline nie wiedergesehen«, sagte sie schließlich.»Ich war mit ihrem Schritt nicht einverstanden. Hat sie Ihnen das erzählt?«

«Ja, schon, aber nach all den Jahren war sie Ihnen nicht mehr böse. Sie sagte, Sie hätten Ihren Bruder gedrängt, mit der übrigen Familie gegen sie Front zu machen, aber sie war Ihrem Bruder zugetan.«

«Es hat lange gedauert«, sagte sie,»bis ich herausfand, was für ein Mensch Keith ist. Wußten Sie, daß seine zweite Frau sich umgebracht hat? Als ich meinem Bruder sagte, Keith hätte Pech bei der Wahl seiner Frauen, meinte er, das sei kein Pech, es liege an Keith selber. Er sagte, Ihre Mutter habe die kleine Hannah wegen der Umstände ihrer Empfängnis nicht lieben und nicht pflegen können. Sie hatte meinem Bruder gesagt, ihr werde übel, wenn sie das Kind nur anfasse.«

«Das hat sie mir nicht erzählt.«

Marjorie sagte:»Ich möchte Sie hiermit um Entschuldigung dafür bitten, wie ich Ihre Mutter behandelt habe.«

Ich überlegte nur kurz, was wohl im Sinne meiner Mutter gewesen wäre.»Einverstanden«, sagte ich.

«Danke.«

Ich dachte, damit sei die Unterredung beendet, doch schien es nicht so.»Keiths dritte Frau ist ihm weggelaufen und hat sich wegen unheilbarer Zerrüttung der Ehe scheiden lassen. Jetzt hat er eine vierte Frau, Imogen, die ist die halbe Zeit betrunken.«

«Warum läuft sie ihm nicht auch weg?«fragte ich.

«Sie will oder kann nicht zugeben, daß sie einen Fehler gemacht hat.«

Das kam meiner eigenen Gefühlssituation nah genug, um mir die Sprache zu verschlagen.

«Keith«, sagte seine Tante,»ist der einzige Stratton, der knapp bei Kasse ist. Das weiß ich von Imogen. Sie kann nach dem sechsten Glas Wodka den Mund nicht halten. Keith hat Schulden. Deshalb drängt er auf den Verkauf der Rennbahn. Er braucht das Geld.«

Ich betrachtete das Bild, das Marjorie nach außen bot: die kleine alte Dame hoch in den Achtzigern, mit welligem weißem Haar, zartrosa Lippen, blasser Haut und dunklen Falkenaugen.

Der scharfe, energische Verstand und die bündige Sprache kamen vielleicht den Eigenschaften des Finanzgenies am nächsten, das die Familie Stratton gegründet hatte.

«Ich war wütend auf meinen Bruder, weil er Madeline damals die Anteile gegeben hat«, sagte sie.»Er konnte mitunter starrköpfig sein. Jetzt, nach all den Jahren, bin ich froh, daß er es getan hat. Ich bin froh«, schloß sie langsam,»daß jemand von außerhalb der Familie da ist, der ein wenig Objektivität und Augenmaß in das Stratton-Treibhaus bringen kann.«»Ob ich das kann, weiß ich nicht.«

«Entscheidend ist«, sagte sie,»ob Sie es wollen. Oder vielmehr, wie sehr Sie es wollen. Hätten Sie überhaupt kein Interesse, wären Sie heute hier nicht aufgetaucht.«

«Das stimmt.«

«Sie könnten mir einen Gefallen tun«, sagte sie,»wenn Sie herausfänden, wieviel Schulden Keith hat und bei wem. Und wenn Sie herausfinden würden, in welcher Beziehung Conrad zu dem von ihm beauftragten Architekten steht, der laut Colonel Gardner den Rennsport nicht kennt und im Begriff ist, ein Monstrum zu entwerfen. Der Colonel meint, wir brauchten eher einen Architekten wie den, der Ihr Haus gebaut hat, aber der entwerfe nur im kleineren Stil.«

«Der Colonel hat Ihnen gesagt, daß er bei mir war?«

«Das Vernünftigste, was er in diesem Jahr getan hat.«

«Sie erstaunen mich.«

«Ich möchte Sie als Verbündeten«, sagte sie.»Helfen Sie mir, die Rennbahn zum Erfolg zu führen.«

Ich bemühte mich, mir über meine gemischten Gefühle klarzuwerden, und noch aus diesem inneren Widerstreit, nicht aus wohl durchdachten Gründen, kam meine Antwort.

«Na schön, ich will es versuchen.«

Sie streckte eine kleine Hand aus, um die Übereinkunft zu besiegeln, und ich ergriff sie, eine bindende Verpflichtung.

Marjorie ließ sich davonfahren, ohne der entrümpelten Garage erst noch einen Besuch abzustatten, und das war auch ganz gut, denn ich fand das Durcheinander dort unverändert vor, und die Jungen, die Gardners und Dart saßen in der Gardnerschen Küche und räumten mit einem Kuchen auf. Heller Rosinenkuchen, warm und duftend, frisch aus dem Ofen. Christopher fragte nach dem Rezept,»damit Pa den im Bus backen kann«.

«Pa kann kochen?«fragte Dart ironisch.

«Pa kann alles«, sagte Neil schmatzend.

Pa, dachte ich bei mir, hatte sich wahrscheinlich gerade aus einem Impuls heraus auf den sichersten Weg zum Mißerfolg begeben.

«Colonel — «, setzte ich an.

Er unterbrach.»Sagen Sie Roger zu mir.«

«Roger«, sagte ich,»kann ich… ich meine, kann der Architekt, der mein Haus entworfen hat, morgen mal herkommen und die Tribünen so, wie sie jetzt sind, besichtigen? Sie werden ja bestimmt fachmännisch beraten, was die Bausubstanz und so weiter angeht, aber könnten wir mal noch ein unabhängiges Gutachten einholen, um festzustellen, ob neue Tribünen für eine rentable Zukunft unbedingt nötig sind oder nicht?«

Dart hörte mittendrin auf, sein Stück Kuchen zu kauen, und Roger Gardners Gesicht verlor etwas von seinem gewohnt düsteren Ausdruck.

«Mit Vergnügen«, sagte er,»aber nicht morgen. Ich habe die Rennbahnarbeiter bestellt, und die werden in voller Besetzung hier sein und alles für die Veranstaltung am Montag in Schuß bringen.«

«Am Freitag also?«

Er meinte zweifelnd:»Das wäre der Karfreitag. Wir haben ja Ostern. Vielleicht möchte Ihr Fachmann an Karfreitag nicht arbeiten.«

«Der tut, was ich ihm sage«, erwiderte ich.»Ich bin es selbst.«

Roger und auch Dart waren überrascht.

«Ich bin staatlich geprüfter Architekt«, sagte ich sanft.»Ich habe fünf anstrengende Jahre an der Bauschule der Architectural Association studiert, einer der anspruchsvollsten überhaupt. Es stimmt, daß ich mich mit Häusern lieber als mit Hochbauten befasse, und zwar, weil horizontale Linien, die sich in die Natur einfügen, mir mehr entsprechen. Ich bin ein Schüler von Frank Lloyd Wright, nicht von Le Corbusier, falls Ihnen das etwas sagt.«

«Die Namen kenne ich«, meinte Dart.»Aber wer kennt sie nicht?«

«Frank Lloyd Wright«, sagt ich,»hat das Auslegerdach entwickelt, das man weltweit auf neueren Tribünen sieht.«

«Wir haben kein Auslegerdach«, sagte Roger nachdenklich.

«Nein, aber schauen wir mal, was Sie haben und auf was Sie getrost verzichten können.«

Darts Einstellung zu mir hatte sich ein wenig geändert.

«Sie sagten, Sie seien Bauunternehmer«, hielt er mir vor.

«Das bin ich auch.«

Dart sah die Kinder an.»Was macht euer Vater?«fragte er.

«Er baut Häuser.«

«Heißt das, mit seinen eigenen Händen?«

«Na ja«, erläuterte Edward,»mit Spaten und Traufel und Säge und allem.«

«Verfallene Häuser«, setzte Christopher hinzu.»Wir sind über die Osterferien auf Ruinensuche.«

Gemeinsam schilderten sie einem immer erstaunteren Publikum ihre Lebensgewohnheiten. Gerade daß sie ihre für Kinder keineswegs alltäglichen Erfahrungen als selbstverständlich hinnahmen, rief Verwunderung hervor.

«Aber das letzte, das er ausgebaut hat, behalten wir. Stimmt’s, Papa?«

«Ja.«

«Versprich es.«

Ich versprach es ungefähr zum zwanzigsten Mal, und auch daran ließ sich ablesen, wie groß ihre Sorge war, denn ich hatte ihnen gegenüber noch immer Wort gehalten.

«Ihr seid es bestimmt leid, dauernd umzuziehen«, meinte Mrs. Gardner verständnisvoll.

«Daran liegt es nicht«, erklärte ihr Christopher,»es ist wegen dem Haus. Das ist hervorragend. «Hervorragend bedeutete in seinem Teenagerjargon lediglich das Gegenteil von schrecklich (oder schräglich, wie er es sinnigerweise aussprach).

Roger nickte jedoch und stimmte zu.»Hervorragend. Nur verdammt schwer zu heizen, könnte ich mir vorstellen, bei so viel Raum.«

«Es hat ein Hypokaustum«, sagte Neil und leckte sich die Finger. Die Gardners und Dart starrten ihn an.

«Was«, gab Dart schließlich nach,»ist ein Hypokaustum?«

«Eine von den Römern erfundene Zentralheizung«, sagte mein Siebenjähriger gelassen.»Man bläst Heißluft durch Hohlräume und Rohrleitungen unter dem Steinboden, und der Boden bleibt immer warm. Pa dachte, es müßte funktionieren, und es klappt auch. Wir sind den ganzen Winter ohne Schuhe herumgelaufen.«

Roger drehte sich zu mir um.

«Gut, kommen Sie am Freitag«, sagte er.

Als ich zwei Tage später am sonnigen Morgen mit dem Bus wieder an gleicher Stelle erschien, war der Platz vor der Garage nicht vollgestellt mit dem Müll von Jahrzehnten, sondern voll von Pferden.

Meine Söhne starrten aus ihren sicheren Fenstern auf einen Trupp von vielleicht sechs großen, beweglichen Vierbeinern und beschlossen, ihnen lieber nicht vor die Hufe zu laufen, auch wenn jedes Tier von einem Reiter gebändigt wurde.

In meinen Augen waren die Tiere nicht schlank genug, um Rennpferde zu sein, und auch die Reiter nicht so leicht, wie Pferdepfleger es gemeinhin sind, und als ich mich aus dem Bus schwang, kam Roger rasch vom Haus herüber, wich ein paar massigen Hinterhänden aus und sagte mir, das seien Conrads Hunter bei ihrer Morgenarbeit. Eigentlich hätten sie auf der Landstraße gehen sollen, sagte Roger, aber sie seien von sechs oder sieben Strickmützen, die immer noch stur den Haupteingang blockierten, regelrecht angegriffen worden.

«Wo kommen sie denn her?«fragte ich und schaute mich um.

«Die Pferde? Conrad hat sie hier auf der Rennbahn stehen, in einem Hof drüben beim Hintereingang, wo Sie reingekommen sind.«

Ich nickte. Ich hatte die Ställe vermutlich von hinten gesehen.

«Jetzt traben sie hier den Serviceweg rauf und runter«, sagte Roger.»Das ist zwar nicht ideal, aber ich lasse sie nicht aufs Geläuf wie sonst manchmal, weil alles schon für die Veranstaltung am Montag fertig ist. Wollen Ihre Jungs nicht aussteigen und ihnen zusehen?«

«Glaub ich nicht«, sagte ich.»Seit dem Gemetzel am Graben vorigen Samstag haben sie ein bißchen Angst vor

Pferden. Sie waren entsetzt über die Verletzungen des toten Zuschauers.«

«Ich hatte vergessen, daß sie den armen Mann gesehen haben. Sollen sie denn im Bus bleiben, bis Sie und ich mit den Tribünen durch sind? Ich habe auch die alten Pläne bei mir im Büro parat liegen. Wenn Sie wollen, sehen wir uns die erst mal an.«

Ich hielt es für das beste, mit den Jungen möglichst nah an das Büro heranzufahren, und so parkten wir den Bus dort, wo vor zwei Tagen die Stratton-Autos gestanden hatten. Die Jungen waren darüber erleichtert und fragten, ob sie auf der Tribüne Versteck spielen dürften, sie würden auch bestimmt nichts kaputtmachen.

Roger willigte zögernd ein.»Ihr werdet sehen, daß viele Türen abgesperrt sind«, sagte er ihnen.»Und gestern ist hier schon für Montag geputzt worden, also macht nichts dreckig.«

Sie versprachen es. Roger und ich ließen sie allein, als sie anfingen, die Spielregeln aufzustellen, und gingen zu einem niedrigen, weiß gestrichenen Gebäude gegenüber dem Führring.

«Ziehen sie wieder auf Piratenfang?«fragte Roger belustigt.

«Ich glaube, heute wird’s der Sturm auf die Bastille. Dabei muß man einen Gefangenen befreien, ohne selbst gefangen zu werden. Dann muß der Befreite sich verstecken, damit ihn keiner wieder einfängt.«

Ich drehte mich um, als Roger sein Büro aufschloß. Die Jungen winkten. Ich winkte zurück, trat dann ein und begann mich durch eine Reihe uralter Baupläne durchzuarbeiten, die so lange gerollt gewesen waren, daß jeder Versuch, sie zu glätten, wie ein Kampf mit einem Kraken war.

Ich zog meine Jacke aus und hängte sie über eine Stuhllehne, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben, und Roger meinte, was für ein warmer Frühlingstag es doch sei und daß es hoffentlich bis Montag so bliebe.

Die meisten Pläne erwiesen sich als Arbeitsentwürfe mit detaillierten Angaben bis hin zur letzten Schraube. Sie waren exakt, komplett und eindrucksvoll, und das sagte ich auch.

«Das Problem ist nur«, meinte Roger mit einem schiefen Lächeln,»daß der Bauunternehmer sich nicht an die Angaben gehalten hat. Erst kürzlich hat sich herausgestellt, daß Beton, der fünfzehn Zentimeter dick sein sollte und die Stahleinlagen ausreichend bedeckt hätte, nur knapp elfeinhalb Zentimeter dick ist, und jetzt gibt es an den Logen endlose Scherereien, weil Wasser in die rissig gewordene Wand eindringt und die Eisenstäbe angreift, die sich durch den Rost natürlich dehnen, so daß der Beton noch mehr Risse bekommt. Es bröckelt an manchen Stellen.«

«Er platzt ab«, nickte ich.»Das kann gefährlich sein.«

«Und wenn Sie sich den Gesamtplan der Wasseranschlüsse und der Kanalisation ansehen, dann sind die Zeichnungen sehr schlüssig, aber in Wirklichkeit verlaufen die Wasser- und Abwasserleitungen nicht so. Eine Reihe Damentoiletten hier war aus unerfindlichen Gründen verstopft und hat den Boden überflutet, aber das Abflußrohr schien frei zu sein, und dann merkten wir, daß wir den falschen Abfluß inspizierten; der Toilettenabfluß lief in eine ganze andere Richtung und hatte sich völlig zugesetzt.«

Es war vertrautes Terrain. Bauunternehmer hatten ihren eigenen Kopf und mißachteten oft die sinnvollsten Weisungen des Architekten, sei es, weil sie wirklich dachten, sie wüßten es besser, oder um auf Kosten der Qualität mehr Gewinn herauszuschlagen.

Wir rollten noch ein Dutzend Pläne auf und versuchten sie mit Bechern voller Schreibstifte niederzuhalten, ein aussichtsloses Unterfangen. Dennoch konnte ich mir ein Bild vom Sollzustand machen und mir die Druckzonen und Schwachstellen ausrechnen, auf die zu achten war. Ich hatte schon sehr viel unzuverlässigere alte Baupläne gesehen, und die Zuschauerbauten hier waren effektiv keine Ruine: Weit über ein halbes Jahrhundert hatten sie Wind und Wetter widerstanden.

Im wesentlichen bestand die Tribünenfront mit den Zuschauerplätzen aus Stahlbeton und aus Stahlträgern, auf denen auch das Dach ruhte. Zusätzliche massive Steinpfeiler dienten als Stützen für die Bars, Restaurants und die nichtöffentlichen Räume der Rennleitung und der Besitzer. Eine Treppe in der Mitte des Tribünengebäudes führte fünf Stockwerke hinauf und bot auf der ganzen Länge Zugang nach innen wie nach außen. Ein einfaches, zweckmäßiges Konzept, wenn auch inzwischen überholt.

Die Tür des Büros flog plötzlich auf, und Neil stürzte herein.

«Papa«, sagte er eindringlich,»Papa…«

«Ich hab zu tun, Neil.«

«Aber es ist dringend. Wirklich ganz dringend.«

Ich ließ aus Versehen eine Rolle Zeichnungen zusammenschnurren.»Wieso denn?«fragte ich und versuchte sie wieder auseinanderzudrehen.

«Ich habe so weiße Kabel gesehen, Papa, die durch die Wände laufen.«

«Was für Kabel?«

«Weißt du noch, wie sie den Schornstein hochgejagt haben?«

Ich überließ die Pläne sich selbst und konzentrierte mich ganz auf meinen aufmerksamen Sohn. Mein Herz übersprang einen Schlag. Ich erinnerte mich sehr gut an den hochgejagten Schornstein.

«Wo sind die Kabel?«fragte ich, um Ruhe bemüht.

Neil sagte:»In der Nähe der Bar, wo der Boden so riecht.«

«Wovon redet er bloß?«wollte Roger wissen.

«Wo sind deine Brüder?«sagte ich knapp.

«Auf der Tribüne. Sie haben sich versteckt. Ich weiß nicht, wo. «Neils Augen waren groß.»Sie dürfen nicht in die Luft gehen, Papa.«

«Nein. «Ich wandte mich an Roger.»Können Sie die Lautsprecheranlage für die Tribüne einschalten?«

«Was in aller — «

«Können Sie’s?«Ich merkte, wie die Panik in mir hochstieg; kämpfte sie nieder.

«Aber — «

«Herrgott noch mal«, und ich brüllte ihn ungerechterweise fast an.»Neil sagt, er hat Sprengschnur und Sprengladungen auf der Tribüne gesehen.«

Rogers Gesicht erstarrte.»Ist das Ihr Ernst?«

«So wie bei dem Fabrikschornstein?«fragte ich Neil, um sicherzugehen.

«Ja, Papa. Genauso. Nun komm doch.«

«Die Lautsprecher«, drängte ich Roger zutiefst beunruhigt.

«Ich muß die Kinder sofort da wegholen.«

Er warf mir einen verdatterten Blick zu, setzte sich aber endlich in Bewegung, und wir eilten aus seinem Büro und rannten fast durch den Führring zum Waageraum, während er seinen Schlüsselbund hervorholte. Wir standen an der Tür des Büros von Oliver Wells; vor der Höhle des Vereinssekretärs.

«Wir haben die Lautsprecher gestern getestet«, sagte Roger, etwas umständlich hantierend.»Sind Sie auch sicher? Er ist noch so klein. Er hat sich bestimmt geirrt.«

«Lassen Sie es nicht drauf ankommen«, sagte ich und hätte ihn am liebsten an den Schultern gerüttelt.

Er brachte die Tür endlich auf und ging zu einer mit Blech verkleideten Schaltanlage.

«So«, sagte er und drückte auf eine Taste.»Sie können direkt von hier aus sprechen. Muß nur das Mikrofon anschließen.«

Er holte ein altmodisches Mikro aus einer Schublade, schob den Stecker ein und gab es mir.»Sprechen Sie«, sagte er.

Ich holte Luft und bemühte mich um einen eindringlichen, möglichst aber nicht beunruhigendenTon, obwohl mir selbst die Angst im Nacken saß.

«Hier ist Papa«, sagte ich gedehnt, damit sie mich genau verstehen konnten,»Christopher, Toby, Edward, Alan, auf der Tribüne ist es gefährlich. Wo immer ihr euch versteckt haltet, jetzt verlaßt die Tribüne und kommt zu dem Tor an den Rails, da, wo wir vorigen Sonntag die Bahn runtergegangen sind. Kommt vorn heraus und versammelt euch an dem Tor. Das Tor ist der Treffpunkt. Kommt sofort. Das Bastillespiel ist erst mal aus. Ihr müßt unbedingt sofort zu dem Tor kommen, durch das wir auf die Bahn gegangen sind. Es ist nicht weit vom Ziel weg, und jetzt ab mit euch. Die Tribüne ist gefährlich. Sie kann jeden Augenblick in die Luft gehen.«

Ich schaltete kurz aus und sagte zu Neil:»Weißt du, wie man zu dem Tor kommt?«

Er nickte und beschrieb mir genau den Weg.

«Dann geh du bitte auch hin, damit die anderen dich sehen, ja? Und sag ihnen, was du entdeckt hast.«

«Ja, Papa.«

Ich sagte zu Roger:»Haben Sie den Schlüssel für das Tor?«

«Ja, aber — «

«Es wäre mir lieber, sie könnten da raus und hinüber ans Ziel laufen. Selbst das ist vielleicht noch nicht weit genug.«

«Jetzt übertreiben Sie ja wohl«, wandte er ein.

«Das hoffe ich zu Gott.«

Neil hatte nicht gewartet. Ich sah die kleine Gestalt davonrennen.»Wir haben uns mal angesehen, wie ein alter Fabrikschlot gesprengt wurde«, erklärte ich Roger.»Die Jungen waren fasziniert. Sie haben auch gesehen, wie die Ladungen angebracht wurden. Das ist erst drei Monate her. «Ich sprach wieder in das Mikrofon.»Kommt runter an das Tor, Jungs. Es ist sehr, sehr dringend. Die Tribünen sind gefährlich. Sie können in die Luft gehen. Lauft schnell. «Ich wandte mich an Roger.»Würden Sie ihnen das Tor aufschließen?«

Er sagte:»Warum gehen Sie nicht selbst?«

«Wäre es nicht besser, ich sehe mal nach der Schnur?«

«Aber — «

«Also ich muß doch klären, ob Neil recht hat, oder? Und wir wissen ja auch nicht, wann die Ladungen gezündet werden sollen. Das kann in fünf Minuten, in fünf Stunden oder heute abend im Dunkeln sein. Die Jungen darf ich aber nicht gefährden. Die müssen sofort raus.«

Roger schluckte und erhob keine Einwände mehr. Beide liefen wir aus dem Büro und zur Tribünenvorderseite, er, um das Tor aufzuschließen, ich, um festzustellen, ob sie alle in Sicherheit waren.

Das Grüppchen am Tor wuchs auf vier an, als Neil dazustieß. Vier, nicht fünf.

Vier. Nicht Toby.

Ich rannte in Olivers Büro zurück und ergriff das Mikrofon.

«Toby, das ist jetzt kein Spiel. Komm von der Tribüne runter, Toby. Es ist gefährlich auf der Tribüne. Toby, tu um Himmels willen, was ich sage. Das ist jetzt kein Spiel.«

Ich hörte meine Stimme überall im Gebäude und auf den Sattelplätzen widerhallen. Ich wiederholte den Aufruf und lief dann erneut um die Tribüne herum nach vorn, um zu sehen, ob Toby gehört und gehorcht hatte.

Vier Jungen. Vier Jungen und Roger gingen über die Bahn zur Ziellinie. Sie liefen nicht. Wenn Toby sie sah, würde er keinen Grund zur Eile erkennen.

«Du kleiner Mistkerl, komm«, sagte ich leise. »Hör einmal in deinem Leben auf mich.«

Ich lief wieder ans Mikrofon und sagte es unverblümt und laut.»Auf der Tribüne sind Sprengladungen, Toby, hörst du mich? Erinnerst du dich an den Fabrikschornstein? So kann auch die Tribüne hochgehen. Komm schnell da raus, Toby, und lauf zu den anderen.«

Wieder lief ich auf den Platz vor der Tribüne, und wieder tauchte Toby nicht auf.

Ich war kein Abbruchspezialist. Wenn ich ein Gebäude bis auf die Grundmauern abreißen wollte, machte ich das gewöhnlich Stein für Stein und rettete, was noch zu retten war. Im Augenblick wäre ich froh gewesen, ich hätte mehr gewußt. Das Wichtigste war auf alle Fälle, mich davon zu überzeugen, was Neil gesehen hatte, und dafür mußte ich die Haupttreppe hinaufgehen, an der auch die Bar mit dem scharf riechenden Fußboden lag; die Mitgliederbar, in der immer so beklagenswert wenig Betrieb war.

Ich hatte bemerkt, daß es die gleiche Treppe war, die auf einer Ebene durch eine Flügeltür zu den geheiligten, mit Teppich ausgelegten Räumen der Strattons führte. Den Plänen und auch meiner Erinnerung nach war diese Treppe die vertikale Schlagader zur Versorgung aller Etagen der Haupttribüne; das Kernstück des ganzen Hauptgebäudes.

Oben befand sich ein großer verglaster Raum wie ein Kontrollturm, von dem aus die Mitglieder der Rennleitung mit mächtigen Ferngläsern den Rennen zuschauten. Ein moderner Ableger der Treppe führte noch eins höher zu einem Presseraum mit Fernsehanlage, dem Horst für die Bahnsprecher und die schreibende Zunft.

Auf anderen Ebenen gelangte man über die Treppe nach innen zu einem Mitglieder-Speiseraum und nach draußen zu einer Abteilung luftiger, den Elementen ausgesetzter Stehplätze. Im ersten Stock führte ein Gang zu einer Reihe von Logen mit zierlichen, leichten weißen Holzstühlen zur Entlastung der müden Beine reicher Leute.

Ich lief von der Tribünenfront zur Treppe und hinauf zu der stinkenden Mitgliederbar. Die Tür der Gaststube war verschlossen, aber an der weiß gestrichenen Flurwand lief knapp einen halben Meter über dem Boden eine unscheinbare, dicke weiße Schnur entlang, die aussah wie die Wäscheleinen, auf denen man im Garten hinterm Haus die nassen Sachen trocknet.

In Abständen war die Schnur in die Wand eingelassen und kam wieder zum Vorschein, um schließlich in einem durchgehenden Bohrloch zwischen Flur und Bar außer Sicht zu verschwinden.

Neil hatte sich nicht geirrt. Die weiße PseudoWäscheleine war tatsächlich eine sogenannte» Sprengschnur«, die mit einer Geschwindigkeit von rund achtzehntausend Metern pro Sekunde detonieren und alles, was an ihrem Weg lag, in die Luft jagen konnte. Überall da, wo die Schnur in die Wand eingelassen war, befand sich wahrscheinlich eine komprimierte Ladung Plastiksprengstoff. Kompression erhöht immer die Wirkung von Sprengmitteln.

Sprengschnur ist nicht zu vergleichen mit der herkömmlichen Zündschnur, die langsam einem Objekt mit der Aufschrift BOMBE entgegenzischelt wie in Comics und alten Wildweststreifen. Sprengschnur ist selbst ein Sprengmittel; und diese hier lief mindestens vom Stockwerk unter mir bis zum nächsthöheren an den Wänden des Treppenhauses entlang.

Ich brüllte aus vollem Hals, so laut ich konnte:»Toby!«Brüllte» Toby «nach oben und» Toby!«nach unten und bekam keinerlei Antwort.

«Toby, falls du hier bist, hier ist alles voll Sprengstoff. «Ich rief es die Treppe hinauf, die Treppe hinunter.

Nichts.

Er mußte woanders sein, dachte ich. Aber wo? Wo? Alle Gebäude hier konnten mit Sprengschnurgirlanden behan-gen sein, vom Club über den Tattersalls-Ring, wo an Renntagen die Buchmacher ihre Stände aufschlugen, bis zu dem billigsten der drei Ränge, wo es fast mehr Gaststuben als Sitzreihen gab.

«Toby!«rief ich, und die Antwort war Schweigen.

Es bestand keine Aussicht, daß ich auf wunderbare Weise einen offenbar sorgfältig geplanten Anschlag vereiteln konnte. Dazu wußte ich zu wenig — ich wußte nicht einmal, wo ich hätte anfangen sollen. Das Wichtigste für mich war auf alle Fälle die Sicherheit meines Sohnes, und so wandte ich mich wieder hinaus ins Freie, um den Riesenkomplex ein Stück hinunterzulaufen und es noch einmal zu versuchen.

Gerade wollte ich losrennen, da hörte ich einen winzigen Laut, und mir war, als käme er von weiter oben, von irgendwo über mir.

Ich stürzte zwei Etagen höher zum Richternest, dem Ausguck der Rennleitung, und rief noch einmal. Ich suchte die Tür des Raumes zu öffnen, und wie so viele war sie abgesperrt. Da konnte er nicht drin sein, doch ich rief trotzdem.

«Toby, falls du da bist, komm bitte raus. Hier kann alles jeden Moment in die Luft fliegen. Bitte, Toby. Bitte.«

Nichts. Falscher Alarm. Ich wollte wieder nach unten, um woanders weiterzusuchen.

Ein zittriges Stimmchen sagte:»Papa?«

Ich wirbelte herum. Er schälte sich gerade aus seinem maßgeschneiderten Versteck, einem spinnbeinigen kleinen Sideboard neben einer leeren Reihe Garderobenhaken für die Hüte und Mäntel der Rennleitungsmitglieder.

«Gott sei Dank«, sagte ich knapp.»Komm jetzt.«

«Ich war der entflohene Sträfling«, sagte er und richtete sich auf.»Wenn sie mich entdeckt hätten, wäre ich wieder in die Bastille gekommen.«

Ich hörte kaum hin. Ich wußte bei aller Erleichterung nur, daß wir keine Zeit verlieren durften.

«Geht die Tribüne wirklich hoch, Papa?«

«Hauen wir erst mal ab.«

Ich nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit zur Treppe, da machte es Rrrums unter uns, dann kam ein Blitz, ein fürchterliches Krachen, und alles um uns her geriet ins Wanken — ungefähr so, wie ich mir ein Erdbeben vorstellte.

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