Herr Dimpfelmoser wollte vorausradeln und sich um Großmutter kümmern – doch leider musste er feststellen, dass sein Fahrrad verschwunden war.
„Unerhört!", rief er. „Dieser Bursche stiehlt nicht nur Uniformen, er klaut auch behördeneigene Fahrräder! Hat man so etwas schon gehört?"
„Kommen Sie!", drängte Kasperl. „Wir müssen nach Haus!"
„Und zwar schnell!", fügte Seppel hinzu.
„So schnell wie die Feuerwehr!", sagte Herr Dimpfelmoser; und wie sich zu Kasperls und Seppels freudiger Überraschung herausstellte, war das wörtlich gemeint. „Da nämlich erstens Eile geboten und zweitens mein Fahrrad verschwunden ist", fuhr er fort, „müssen wir auf das Feuerwehrauto zurückgreifen. Los, werft den Motor an!"
Herr Dimpfelmoser setzte den Wagen so weit zurück, dass er wenden konnte. Die Freunde kletterten auf den Mannschaftssitz und schon brausten sie los: Linkskurve, Rechtskurve, über den Marktplatz, am Rathaus vorbei und mit Vollgas die Bahnhofstraße hinunter.
Kasperl und Seppel kamen sich vor, als säßen sie in der Achterbahn. Alles, was sie am Achterbahnfahren besonders schätzten, wurde ihnen hier auch geboten: das Ohrensausen, das Kribbeln im Bauch – und das wunderbare Gefühl, in einer Sekunde um zwanzig Pfund leichter zu werden und in der nächsten um dreißig schwerer. Herr Dimpfelmoser machte das ganz hervorragend.
Leider dauerte das Vergnügen nur kurze Zeit, dann kreischten die Bremsen. Kasperl und Seppel rumpelten gegen die Rückwand des Fahrersitzes.
„Aussteigen, wir sind da!"
Aufatmend stellten sie fest, dass im Wohnzimmer Licht brannte. Umso größer der Schreck, als Großmutter nirgends im ganzen Häuschen zu finden war.
Herr Dimpfelmoser legte die Stirn in Falten.
„Weg ist sie", brummte er. „Weg wie das Fahrrad und meine Uniform."
Kasperl bekam einen Heidenschreck.
„Glauben Sie etwa, dass Hotzenplotz sie geraubt hat?"
„Geraubt?", meinte Oberwachtmeister Dimpfelmoser. „ Großmütter raubt man nicht, Großmütter werden entführt."
Er streckte das Kinn vor und rasselte mit dem Säbel.
„Wir müssen sofort mit der Fahndung beginnen!"
„Mit was?"
„Mit der Fahndung! Das heißt, dass wir alles tun müssen, um den Schurken zu fangen und Großmutter zu befreien. Immerhin sind wir ja motorisiert. Alles aufsitzen, es geht los!"
Mit dem Feuerwehrauto fuhren sie kreuz und quer durch den ganzen Landkreis. Sie fuhren nach Norden und Süden, nach Westen und Osten, auf Hauptstraßen, Nebenstraßen und Feldwegen. Aber vom Räuber Hotzenplotz und von Großmutter fehlte jede Spur.
Gegen halb zwei in der Nacht – sie befanden sich unglückseligerweise gerade mitten im Wald – war der Sprit zu Ende. Der Motor begann zu stottern, dann setzte er aus und der Wagen stand.
„Auch das noch!", schimpfte Herr Dimpfelmoser. „Heute bleibt uns auch wirklich nichts erspart!"
Sie mussten das Feuerwehrauto im Walde stehen lassen und kehrten zu Fuß in die Stadt zurück.
Kurz nach drei fielen Kasperl und Seppel erschöpft ins Bett. Sie waren so hundemüde, dass sie es nicht mehr fertig brachten, sich auszuziehen. Sie schliefen in allen Kleidern, in Jacke und Hose, in Strümpfen und Schuhen, mit Kasperlmütze und Seppelhut.