6

Für den Großteil der Stadt war der nächste Tag »der Tag der Rückkehr von König Hieron« - bis auf Archimedes. Für ihn waren der König und seine Armee lediglich eine lästige Unterbrechung des Tages, an dem der »Begrüßer« transportiert wurde.

Nur ein einziger Handwerker - Elymos - assistierte ihm dabei, denn Eudaimon bestand darauf, daß alle übrigen in der Werkstatt blieben, um bei einem anderen Pfeilgeschütz zu helfen. Zum Glück war Straton noch immer für den Transport der Maschine zuständig, und lange vor Tagesende sollte Archimedes über seine Mithilfe sehr froh sein. Das schwere Ochsenfuhrwerk brauchte über zwei Stunden bis zum Hexapylon hinaus, und als sie endlich am Fort angekommen waren, mußten sie feststellen, daß es keinen Kran gab, um den EinTalenter auf die umfriedete Plattform des ausgewählten Turmes hinaufzuhieven.

Die Plattform bildete den ersten Stock eines der vier äußeren Türme des Forts. Normalerweise plazierte man große Katapulte im untersten Turmgeschoß und überließ die oberen Stockwerke den leichteren Geräten. An der Plattform, die zum Innenhof des Forts offenstand, führte eine Steintreppe vorbei, aber drei Mann konnten unmöglich einen neun Meter langen Ladestock die Treppe hinaufmanövrieren. Straton überredete die Garnison des Forts, ihnen ein paar Seile und Flaschenzüge zu leihen, woraus Archimedes Hebewerke baute. Trotzdem war der halbe Nachmittag vorbei, ehe sämtliche Katapultteile auf ihrer Plattform lagen. Und dann mußten sie erst noch zusammengesetzt werden. Währenddessen tauchte König Hieron mit seiner Armee vor den Toren auf. Die gesamte Fortbesatzung rannte hinüber, um dem vorüberreitenden König zuzujubeln, darunter auch Straton, was Archimedes für ziemlich überflüssig hielt. Er baute zwischenzeitlich mühsam seine Hebewerke um, damit der Ladestock des Katapults wieder in die Lafette eingepaßt werden konnte. Insgeheim dachte er wütend, Straton wäre besser dageblieben, um auf Zuruf die Zugrichtung der Seile zu ändern.

Aber kaum war der König weg, meinte Straton, er müsse nun Fuhrwerk und Ochsen wieder auf die Ortygia bringen, und verabschiedete sich ebenfalls. Nun mußten sich Archimedes und Elymos ganz allein abplagen. Als das Katapult endlich komplett an seinem Platz stand, war es bereits dunkel. Inzwischen taumelte Archimedes längst vor Erschöpfung. Die Seile hatten seine Hände derart aufgeschürft, daß er nicht mehr feststellen konnte, welche Blase gerade weh tat. Als die Arbeit beendet war, musterte er erst seine Blasen und dann Elymos, der vielleicht noch mehr Blasen hatte und erschöpfter war als er selbst. »Falls du nicht mehr den ganzen Weg zur Ortygia zurücklaufen willst«, erklärte er dem Sklaven, »kannst du heute nacht bei mir im Haus schlafen.«

»Sehr freundlich von dir, Herr«, sagte Elymos bedrückt, »aber auf Geheiß von Epimeles muß ich heute nacht hier bleiben.«

»Hier?« fragte Archimedes verblüfft, wobei er sich in dem nackten Raum umsah. Das Katapult war zwar zugedeckt, aber niemand käme auf die Idee, diesen Ort als bequem zu bezeichnen. Die Plattform hatte einen ungehobelten Bretterboden und stand zur Hofseite offen. In einer Ecke lagerte ein Haufen Vierzig-Pfund-Geschosse, die Überreste eines früheren Katapults.

»Ist schon in Ordnung«, bestätigte der Sklave kläglich. Auf Befehl von Epimeles durfte er das Katapult nicht aus den Augen lassen und mußte sich darunter einen Schlafplatz bauen.

»Aber - warum?« fragte Archimedes völlig perplex.

Elymos zuckte nur die Schultern und spuckte zur Schießscharte hinaus. Epimeles hatte ihm auch erklärt, er dürfe Archimedes nicht beunruhigen. »Wir wollen nicht, daß der Junge abgelenkt wird«, hatte er gesagt. »Schließlich möchten wir ihm nicht die Chance verderben. Wenn er jetzt unbeschwert durchs Ziel geht, wird er den Siegerkranz erringen, aber wenn er anfängt, über einen möglichen Spurt nachzudenken, fällt er vielleicht am Ende über seine eigenen Füße.«

»Vielleicht«, fuhr Elymos hoffnungsvoll fort, »könntest du den Hauptmann des Forts um eine Matte samt Decke und ein kleines Abendessen bitten?«

»Na klar«, sagte Archimedes verwirrt. »Wenn du willst, werde ich mich auch darum kümmern, daß du dazu noch etwas Wein bekommst.«

»Ich danke dir, Herr!« sagte Elymos mit strahlenden Augen.

Während seines langen Heimwegs kam Archimedes zu der Ansicht, daß sich Elymos mit seinem Angebot, auf dem Hexapylon zu übernachten, eigentlich sehr einfühlsam benommen hatte. Die Achradina war nicht ganz so weit weg wie die Ortygia, aber es war noch immer ein weiter Weg. Als er zu Hause ankam, war es schon sehr spät. Marcus ließ ihn gähnend herein, aber die anderen Familienmitglieder schliefen bereits seit Stunden. Nein, Elymos hatte es ganz richtig gemacht, daß er gleich beim Katapult schlief.

Trotz seiner Erschöpfung hatte Archimedes Mühe, einzuschlafen. Mit schmerzenden Händen wälzte er sich in der Hitze herum, während sein Kopf fieberhaft alle Möglichkeiten durchdachte, die bei seinem Katapult schiefgehen konnten. Als er endlich in einen unruhigen Schlummer fiel, träumte er, eine Armee greife den Hexapylon mit Rammböcken und Belagerungstürmen an. Bei einem Vorstoß bis an die Befestigungsmauern würde der Feind endgültig eindringen und alle töten, das war ihm klar. Genauso wußte er aber auch, daß er ihn zurückhalten könnte, wenn es ihm gelang, sein Katapult abzufeuern - aber das Katapult zerfiel ihm unter den Händen. Verzweifelt drosch er darauf ein. Als er mit der zerschundenen Hand gegen das Bett knallte, war er endgültig wieder wach.

Stöhnend rollte er sich auf den Rücken und starrte in die Dunkelheit hinauf. In seinen Händen pochte es. Nach einer Minute stand er auf, ging hinunter und goß etwas Wasser in einen Eimer, um seine Blasen zu kühlen. Über dem Innenhof hing schimmernd die Milchstraße. Die Sternbilder hatten sich schon weit Richtung Morgen gedreht. Archimedes setzte sich mit dem Rücken an die Wand, kühlte die Hände im Eimer und schaute den Sternen zu. Unendlich weit entfernt und ewig schön. Die ganze Erde war unvergleichlich winzig und Syrakus nur ein Tupfer auf einer Staubflocke. Er schloß die Augen und stellte sich die grenzenlose Sphäre des Universums vor. Und endlich verblaßte die Erinnerung an das Katapult.

Er schlief bis weit in den nächsten Morgen hinein und war noch immer nicht wach, als es an die Haustür donnerte. Marcus, der sich im Hof aufhielt, öffnete die Tür und fand zwei Männer in voller Rüstung vor. Einer davon war Straton, aber derart aufgeputzt, daß man ihn kaum wiedererkannte. Der andere, ein drahtiger Mann mit dem Purpurmantel und dem sternengeschmückten Helm eines Offiziers, trug einen wunderschönen Bronzepanzer, der mit glitzernden Silbermedaillons verziert war. »Ist das das Haus von Archimedes, dem Sohn des Phidias?« erkundigte sich der Offizier.

Marcus nickte. Sein Gesicht verwandelte sich in eine Maske.

»Ich muß ganz kurz mit ihm reden«, sagte der Offizier.

Philyra kam in Tunika und mit losen Haaren über die Treppe in den Innenhof herunter, merkte, daß ein fremder Mann an der Tür stand, und wich mit einem leisen Aufschrei wieder auf die Treppe zurück. Der Offizier grinste wohlgefällig zu ihr hinüber, was Marcus ganz und gar nicht paßte. »Herrin, dieser edle Herr möchte deinen Bruder sprechen«, verkündete er. Um von vornherein klarzumachen, daß es sich um die Tochter des Hauses handelte und nicht um ein Sklavenmädchen, betonte er die Anrede besonders. Mit einem Kopfnicken eilte Philyra wieder die Treppe hinauf.

Sie platzte ins Zimmer ihres Bruders und schrie: »Medion! Medion! Ein Offizier ist für dich da!« Ihr Bruder hob stöhnend den Kopf und zog sich gleich wieder die Decke über.

Philyra riß ihm die Decke weg, warf ihm die erstbeste Tunika zu, die ihr unter die Hände kam, und schon bald stolperte er barfuß und unrasiert die Treppe hinunter, hinaus in den Hof. Man hatte Dionysios, den Sohn des Chairephon, in den Hof gebeten, wo er inzwischen mit Arata plauderte, während Straton an der Tür zur Straße Wache hielt. Als Archimedes auftauchte, zog der Hauptmann die Augenbrauen hoch.

»Zieh dich an«, befahl er.

»Ich, äh«, sagte Archimedes, wobei er sich mit der Hand durch seine zerzausten Haare fuhr. Die erste Zeit nach dem Aufwachen war noch nie sein Fall gewesen, und außerdem war er in der letzten Nacht so müde gewesen, daß er nichts mehr essen konnte. Und wenn er es recht bedachte, dann war es ihm mit dem Mittagessen nicht anders ergangen. »Ich, äh - testen wir vielleicht heute morgen das Katapult?«

»Der König inspiziert heute morgen die Forts an der Mauer«, sagte Dionysios kurz angebunden. »Insbesondere hat er darum gebeten, beim Testversuch deines Katapults anwesend zu sein. Ich weiß nicht genau, wann er den Hexapylon erreichen wird, aber ich bin jetzt unterwegs, um mich seiner Eskorte anzuschließen. Also - zieh dich an. Wenn er auftaucht und du bist nicht da, dann bist du deine Stelle los.« Er nickte allen zu und brach auf. Straton grinste Archimedes an und setzte im schnellen Schritt hinterdrein.

Erneut kratzte sich Archimedes am Kopf, dann seufzte er. Philyra verschwand noch einmal nach oben und kam mit seinem guten Mantel wieder. »Laßt mich wenigstens mal etwas essenl« protestierte er mit einem angewiderten Blick auf das Kleidungsstück. Hätte Philyra beim Weben doch bloß an Leinen gedacht.

»Medion!« rief Philyra ärgerlich. »Das war der Hauptmann der Ortygia-Garnison. Er hat dir ausrichten lassen, daß du dich auf Wunsch des Königs beeilen sollst!«

»Meiner Meinung nach sind alle Bürger vor dem Gesetz gleich!« verkündete Archimedes stolz.

»Und meiner Meinung nach braucht dieser Haushalt ein geregeltes Einkommen!« warf ihm Philyra an den Kopf.

Arata schnalzte zustimmend mit der Zunge. Theoretisch war es ja in Ordnung, die Demokratie zu unterstützen, aber in der Praxis war Geld eine gute Sache, und dafür mußte man sich eben der Macht beugen. »Du kannst dir ja was zum Essen mitnehmen«, beruhigte sie ihren Sohn. »Ich werde einen Korb richten, und Marcus kann ihn dann tragen.«

Mit Marcus im Schlepptau, erreichte Archimedes noch vormittags den Hexapylon, jedoch der König war nicht da. Er hatte seine Inspektionsrunde am südlichen Ende der Stadt begonnen, und niemand wußte, wann er zum Hexapylon käme. Die Fortbesatzung war immer noch am Putzen und Polieren. Mißmutig ging er zur Katapultplattform, wo er den »Begrüßer« aufgebaut hatte.

Elymos lag noch immer unter der großen Maschine, aber als die beiden hereinkamen, setzte er sich auf. Er war blaß und fühlte sich nicht ganz wohl. In der vergangenen Nacht hatte man ihn großzügig mit Wein versorgt, und nun mußte er für die Folgen büßen. Zerstreut nickte ihm Archimedes zu und begann zu überprüfen, ob die Katapultsehnen richtig gespannt waren.

Marcus setzte den Essenskorb ab und starrte das Katapult an. So ein großes hatte er noch nie gesehen. Nach einer Weile fuhr er mit der Hand der Länge nach über das rauhe Eichenholz des Ladestocks, anschließend ging er zum Ende des Schlittens und schaute mit einer Hand am ungespannten Auslöser zur Öffnung hinaus. Er stellte sich vor, wie ein sechzigpfündiges Geschoß durch die Luft flog, und erzitterte.

»Ist doch ’ne Schönheit, oder?« fragte ihn Elymos.

Marcus gab keine Antwort. Beim Anblick des »Begrüßers« kam ihm nicht gerade der Begriff Schönheit in den Sinn. Er warf einen Blick zu seinem Herrn hinüber, der die Schießscharte geöffnet hatte und hinausstarrte. Nur schwer ließ sich jemand, der derart zerstreut und weichherzig war, mit einem so mächtigen und tödlichen Ding in Verbindung bringen. Seine eigenen Wünsche hatten sich ins Gegenteil verkehrt. Einen Augenblick lang wurde ihm buchstäblich übel. Diese Maschine sollte ein überragender Erfolg werden, das hatte er sich zum Wohl des Haushaltes und zum Wohl von Syrakus gewünscht. Aber daß diese Maschine gegen Römer und römische Verbündete eingesetzt würde, also gegen seine eigenen Landsleute, das war bestimmt nicht sein Wunsch gewesen.

Archimedes zog seinen neuen Mantel aus und ließ ihn auf das Gesims der Schießscharte fallen. »Marcus, wo bleibt das Essen?« nörgelte er.

Gemeinsam setzten sie sich an die offene Schießscharte und verspeisten das Brot und die Feigen, die ihnen Arata eingepackt hatte. Elymos saß dabei, wollte aber nichts zu essen.

Die Morgensonne durchflutete die Landschaft unter ihnen. Der Ausblick war atemberaubend. Die Gründerväter von Syrakus hatten damals lediglich die Hafenzone umfriedet. Damit konnte sie jeder Angreifer angreifen, der die Epipolaehöhen westlich der Stadt beherrschte. Als nun die Stadt mächtiger wurde, hatte man entlang dieses Höhenzuges Verteidigungsmauern gebaut, die Kilometer vom Herzen der Stadt entfernt waren und die Gegend von allen Seiten abriegelten. Diese Befestigungsanlagen waren nicht nur gut gewartet, sondern wurden auch laufend auf den neuesten technischen Stand der Kriegskunst gebracht. Die ursprünglich offenen Schutzwälle hatte man mit einem geteerten Steildach versehen, um die Verteidiger gegen brennende Katapultgeschosse zu schützen. Die Wachttürme und auch die Mauer selbst bekamen Schießscharten mit Bronzeläden. Vom Turm des Hexapylons aus konnten Marcus und Archimedes jene Straße sehen, die sich nach Norden durch eine fruchtbare Landschaft schlängelte, an Feldern und Weinbergen vorbei. Und über allem thronte in weiter Ferne der rauchende Ätna mit seiner Schneekappe. Als Archimedes seine Mahlzeit beendet hatte, starrte er nachdenklich den Vulkan an: Warum brach er aus? Gab es einen Zusammenhang zwischen seiner ungezähmten Natur und seiner Form, die definitiv einem stumpfen Kegel glich? Stumpfe Kegelsegmente besaßen einige äußerst interessante Eigenschaften. Er sah sich nach einer Möglichkeit zum Zeichnen um.

Als König Hieron endlich beim Turm des Hexapylons ankam und die Treppe hinaufstieg, fand er einen jungen Mann in abgetragener Tunika vor, der mit einem Brotmesser auf den Bodenbrettern herumkratzte. Sobald der Kopf des Königs auf der Treppe auftauchte, sprangen die beiden Sklaven, die hinter ihm am Ende des Riesenkatapults gesessen hatten, augenblicklich auf, während der junge Mann selbstvergessen weiterkratzte.

Der König kletterte die letzten Stufen hoch und betrat die Katapultplattform. Hinterdrein kam sein Gefolge: vier Stabsoffiziere, sein Sekretär, Dionysisos, der Hauptmann des Hexapylon, der Katapult-macher Eudaimon, der Oberingenieur Kallippos und sechs Wachen, einschließlich Straton. Ohne einem von ihnen auch nur die geringste Beachtung zu schenken, hockte sich Archimedes auf die Fersen, kaute am Griff des Brotmessers herum und musterte stirnrunzelnd seine Skizzen.

Nervös beäugte Marcus den König. Endlich trat er einen Schritt vor und zischte verzweifelt: »Archimedes!«

»Hm?« fragte Archimedes durchs Brotmesser.

Der König trat näher und starrte auf die Kritzeleien hinunter: zwei identische Kurven - der Schnitt durch einen mächtigen Doppelkegel. »Hyperbeln«, stellte er fest.

Archimedes grunzte zustimmend und nahm den Messergriff aus dem Mund. »Wenn ich doch nur meinen Zirkel hier hätte«, sagte er, »und einen Herrscher.«

»Ein Herrscher ist jedenfalls hier«, sagte der König.

Archimedes wanderte mit den Augen von der Zeichnung zu den Füßen vor ihm. Plötzlich begriff er die Bedeutung der goldbeschlagenen Sandalen samt ihren Purpursenkeln. Er schaute hoch, sprang auf und lief knallrot an.

Der König lächelte. Er war untersetzt - einen ganzen Kopf kleiner als Archimedes - und hatte ein freundliches, rundes, gutmütiges Gesicht mit schwarzen Locken und scharfen Augen, die genauso dunkel waren wie bei seiner Schwester. Trotz seines Purpurmantels, der gleichfarbenen Tunika und dem purpurfarbenen Stirnband zum Zeichen der Königswürde, sah er eher wie der Wirt eines Landgasthofes aus als wie ein sizilianischer Tyrann. Er war jünger, als Archimedes vermutet hatte, knapp über fünfunddreißig. »Ich nehme an, du bist Archimedes, der Sohn des Phidias?« sagte er.

»Äh, ja«, stotterte Archimedes und versuchte, sich zu erinnern, was er mit seinem Mantel angestellt hatte. »Äh - gute Gesundheit, o König!«

»Gute Gesundheit! Ich habe deinen Vater gekannt«, sagte König Hieron. »Ja, ich habe sogar in meiner Jugend einige Monate bei ihm studiert. Die Nachricht von seiner Krankheit hat mich sehr getroffen. Was fehlt ihm denn?«

Archimedes, der immer noch rot vor Verlegenheit war, gab stotternd einen kurzen Krankenbericht ab. Aufmerksam hörte Hieron zu, dann bat er Archimedes, dem Kranken seine Genesungswünsche zu übermitteln. »Und sag ihm, daß ich mir immer die Möglichkeit zu einem längeren Studium bei ihm gewünscht habe«, fügte er hinzu.

»Aber das ist heute nicht unser Thema. Das ist der Ein-Talenter, den du für mich gebaut hast, ja?« Hieron spazierte zum Katapult hinüber. »Beim Herakles, was für eine mächtige Maschine! Und wofür ist dieses Rad?«

»Zum leichteren Drehen, gnädiger Herr«, sagte Archimedes und demonstrierte es.

Sofort beugte sich Hierons Oberingenieur Kallippos - ein großer, ungefähr vierzigjähriger Mann mit Hakennase - übers Katapult und schubste seinen König mit dem Ellbogen beiseite. Prüfend betrachtete er das System aus Flaschenzügen und Winden aus der Nähe. »Ist das Alexandrinisch?« wollte er wissen.

»Ähem, nein«, sagte Archimedes. Ihm war nicht recht wohl in seiner Haut. »Ich, äh, habe das eben erst selbst entwickelt. Trotzdem, es funktioniert.«

Kallippos stieß einen halb zischenden, halb pfeifenden Laut zwischen den Zähnen aus und zog ein ungläubiges Gesicht. Sachte schob Hieron seinen Ingenieur wieder beiseite und übernahm selbst die Winden. Er zielte am Ladestock entlang durch die Öffnung, richtete das Katapult auf ein leeres Feld nördlich der Straße und ergriff dann die dritte Winde, um den Ladestock zu heben.

»Das funktioniert noch nicht so ganz gut«, erklärte ihm Archimedes verlegen. »Beim nächsten werde ich etwas anderes ausprobieren.«

Hieron runzelte die Augenbrauen, dann drehte er die Winde.

Sie ging sehr hart. Kallippos mußte ihm helfen, aber gemeinsam neigten sie das große Katapult langsam so weit nach hinten, bis es seinen maximalen Höhenwinkel erreicht hatte. »Es funktioniert«, meinte Hieron. »Welche Veränderung hattest du denn vor?«

Archimedes erklärte seine Idee mit einer Schraube, die an einem Rad unterm Katapult befestigt sein sollte. Wieder stieß Kallippos diesen Zischlaut aus und schaute noch ungläubiger drein. Bis jetzt hatte man Schrauben lediglich verwendet, um Dinge zusammenzuhalten.

Hierons Lächeln verstärkte sich. »Ich freue mich schon darauf«, sagte er, »aber bevor du das nächste beginnst, schauen wir uns jetzt mal an, wie dieses hier schießt. Ich muß doch sehen, daß es funktioniert. Erst dann kannst du bezahlt werden. War es nicht so abgemacht?« Er nickte dem Hauptmann des Forts zu, der seinerseits den Soldaten zunickte. Am Morgen hatte man Munition mit einem Talent Gewicht heraufgeschafft. Jetzt wurde ein sechzigpfündiger Stein herübergerollt. Unter furchterregendem Stöhnen wand man die Katapultsehnen zurück, um das Geschoß plazieren zu können.

Archimedes blinzelte. Das Stöhnen hatte anders geklungen als damals in der Werkstatt - tiefer und unreiner. »Wartet!« rief er und trat an die eine Katapultseite. Ein massiver Strang aus gedrehten Haaren bildete die Sehnen, die beim Anreißen einen dumpfen Ton von sich gaben. Er tauchte unter der nach oben gerichteten Schnauze durch und riß die Sehnen auf der anderen Seite an. Wieder ein dumpfer Ton - aber tiefer.

»Es ist verstimmt!« rief er entsetzt. Er konnte es nicht fassen. Noch am Morgen waren die Sehnen in Ordnung gewesen.

Im Gefolge des Königs regte sich Mißfallen. Man lockerte die Zugsehnen des Katapults wieder, um die Spannung neu justieren zu können. Archimedes kletterte auf den Ladestock, lief auf dem Schlitten bis zum Peritret hoch und lockerte die bronzene Schutzkappe an der Vorderseite jenes Sehnenbündels, das den tiefen Ton von sich gegeben hatte. Katapultsehnen wurden immer mit Hilfe eines kreuzförmigen Schlüssels gedreht, der anschließend mit Bolzen in einem Träger verankert wurde. Äußerlich schien das Gerät in Ordnung zu sein, aber als die beiden Sehnenbündel erneut angerissen wurden, war der Unterschied in der Tonhöhe sogar noch ausgeprägter. Jemand reichte Archimedes das schwere Drillgerät - eine Konstruktion aus Winde und Kurbel - hinauf. Er paßte es in das Kreuz ein, ohne genauer hinzusehen, wer ihm geholfen hatte. Um sich selbst abzustützen, legte er ein Bein über den Rahmen, drehte die Sehnen und sicherte sie. Dann nickte er Elymos zu, er solle die Sehnen auf der anderen Seite anreißen. Wieder dieser tiefe Ton. Erneut riß er seine Sehnen an. Sie klangen immer noch zu tief. Aber da war noch etwas viel Schlimmeres: Noch während des Nachhalls rutschte der Ton nach unten. Irgend etwas gab hier ständig nach. Mit gerunzelter Stirn überprüfte er die Bolzen - sie waren in Ordnung. Wieder riß er die Sehnen an, und der Ton sackte noch weiter ab.

Er sah sich nach dem König um, wobei er merkte, daß Hieron direkt unter ihm stand. Er war es gewesen, der das Drillgerät hochgereicht hatte. Wieder lief Archimedes rot an. Schlimm genug, daß sein Katapult nicht ordentlich funktionierte. Daß es vor den Augen des Königs versagte, war noch schlimmer, aber am allerschlimmsten war, daß sich der König als ein Mann entpuppte, der offensichtlich etwas von Katapulten verstand. »Tut mir leid, gnädiger Herr«, sagte er bedrückt, »meiner Meinung nach ist etwas mit der unteren Befestigung nicht in Ordnung. Die Spannung läßt ständig nach. Ich - ich werde zum Überprüfen die Sehnen abnehmen müssen und muß sie dann wieder aufspannen.«

Einer kicherte hämisch. Mit einem raschen Blick in die Runde stellte Archimedes fest, daß es Eudaimon gewesen war.

Dagegen wirkte Hieron mitfühlend und meinte: »Na schön, dann tu das mal.«

»D-das wird aber eine gute Stunde dauern«, stotterte Archimedes zutiefst beschämt.

»Macht nichts«, sagte der König fröhlich, »ich wollte sowieso irgendwo zum Mittagessen anhalten. Spann das Ding neu, dann werden wir es nach dem Essen testen.«

»Gnädiger Herr!« rief Eudaimon schockiert und verblüfft zugleich. »Dieses Katapult funktioniert nicht. Du wirst doch wohl nicht noch mehr Zeit dafür verschwenden?«

Hieron fixierte ihn mit einem strahlenden Lächeln. »Sohn des Kallikles, so wenig verstehe ich nun auch wieder nicht von Katapulten!« rief er. »Jedes Katapult kann sich verstimmen. Wir wissen also noch nicht, ob das hier funktioniert oder nicht. Schließlich haben wir es noch nicht abgefeuert und festgestellt, daß es krumm schießt, oder? Was natürlich genau dann passiert wäre, wenn es beim Abfeuern falsch gestimmt gewesen wäre. Können wir nicht von Glück reden, daß unser junger Archimedes hier so ein musikalisches Ohr hat? Den meisten Leuten wäre das Problem erst aufgefallen, wenn es zu spät gewesen wäre. Was in dem Fall aber doppelt schade gewesen wäre, weil man ihn entlassen hätte, stimmt’s? Oh, aber vielleicht hätte dich dieser Vorfall gefreut. «

Eudaimon wurde ganz blaß. Archimedes konnte nicht verstehen, warum. Auch Elymos war blaß geworden, während Archimedes selbst vor Verlegenheit noch immer einen roten Kopf hatte und sich viel zu sehr schämte, um sich über die beiden den Kopf zu zerbrechen. Er fing an, die Bolzen zu lösen, um an die Sehnen heranzukommen.

»Ich werde helfen«, bot Eudaimon plötzlich an.

»Nein«, sagte Hieron immer noch lächelnd, »das glaube ich nicht. Kallippos, du bleibst hier und hilfst. Und wenn du irgend etwas finden solltest, dann sag es mir. Du, Eudaimon, kommst mit und erklärst mir, weshalb wir auf der Verteidigungsmauer so viele Pfeilgeschütze haben und nur so wenige Steinkatapulte.« Er schnalzte mit den Fingern, dann stieg er wieder mit seinem Gefolge die Treppe hinunter. Der Hauptmann war schon vorausgeeilt, um das Essen vorzubereiten.

Kallippos beobachtete den Abmarsch mit ziemlich finsterer Miene, dann wandte er sich an Archimedes. »Wenn ich was finde, soll ich’s ihm sagen!« rief er. »Was soll ich denn überhaupt finden?«

Archimedes steckte bis zu den Ellbogen in Katapultsehnen. »Hm?« tönte es.

Nach einem kurzen Blick merkte Kallippos, daß jedes Wort sinnlos war, und begann seinerseits beim Lösen der Sehnen zu helfen.

Als sie die vielen braunen und schwarzen Haare endlich aus dem Bohrloch herausgeholt hatten, fiel aus den Strähnen ein ungefähr handlanges Metallstück klappernd auf die Bodenbretter. Kallippos hob es auf. Es war - eine Rasierklinge.

»Beim Zeus!« murrte der Oberingenieur, fuhr mit der Hand prüfend durch die zerzausten Haarsträhnen und fand die Stelle, wo die Rasierklinge gesteckt hatte. Einige Sehnen waren gleich zerschnitten worden, als man die Rasierklinge dazwischengesteckt hatte, aber erst als die gespannte Bogensehne gegen die Klinge drückte, wurde allmählich der überwiegende Teil gekappt. Eine höchst subtile Falle, die erst dann entdeckt werden sollte, wenn es längst zu spät war.

Einen Augenblick starrte Archimedes die Rasierklinge an, dann wanderte sein Blick zu Marcus weiter, ungläubig und doch anklagend. Ihm fiel niemand sonst ein, der bewußt ein syrakusisches Katapult sabotieren würde. Aber auch Marcus starrte voller Empörung die Rasierklinge an.

Da durchbrach ein kläglicher Schrei die verblüffende Stille. Elymos warf sich Archimedes zu Füßen und rief: »Ach, Herr! Er muß es letzte Nacht getan haben! Genau während ich schlief, muß er hereingekommen sein und sie ganz rasch hineingesteckt haben. Das ging ganz leise, und ich war viel zu müde, um aufzuwachen.«

Plötzlich zog Marcus ein finsteres Gesicht. »Müde! Betrunken warst du, du Arschloch! Du hättest es nicht einmal gemerkt, wenn sich jemand mit einer gottverdammten Axt über die Maschine hergemacht hätte!«

Elymos wimmerte. »Ich war aber müde! Den ganzen Tag haben wir geschuftet, um das Ding aufzustellen, und hatten nicht mal einen Kran. Bitte, Herr« - er wandte sich wieder an Archimedes -, »sag du Epimeles, daß ich mich an seinen Auftrag gehalten habe. Ich bin in der Nähe geblieben. Hab die ganze Nacht direkt darunter geschlafen, aber du weißt doch, wie müde ich war.«

»Ich verstehe das nicht«, sagte Archimedes hilflos. »Willst du damit sagen, Epimeles hat mit einem Sabotageanschlag auf mein Katapult gerechnet?«

»Ich weiß gar nichts!« rief Elymos verzweifelt. Inzwischen war ihm klargeworden, daß er bereits viel zuviel gesagt hatte. Falls dieser Vorfall ein juristisches Nachspiel hätte, würde man ihn sicher foltern. Ohne vorherige Folter traute das Gesetz höchst selten der Zeugenaussage eines Sklaven. »Ich habe nur getan, Herr, was mir Epimeles aufgetragen hat, das ist alles!«

Niedergeschmettert starrte Archimedes in die Luft. Er mußte daran denken, was bei einem Versagen des Katapults passiert wäre. Allein die Sehnen hätten ihn dreißig Drachmen gekostet und das Holz, Importeiche aus Epirus, der Meter zu drei Drachmen, ganz zu schweigen von der Bronze und dem Erz. Er malte sich aus, wie er seiner Familie zu Hause hätte erklären müssen, daß er nicht nur arbeitslos war, sondern auch seine sämtlichen Ersparnisse verloren hatte. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Stadt vielleicht mit einer Belagerung rechnen mußte. »Delischer Apollon!« rief er und sackte auf den Ladestock.

»Das werde ich dem König zeigen«, sagte Kallippos und hob die Rasierklinge auf. »Und du, Freundchen«, wandte er sich zu Elymos, »du kommst mit mir.«

Wieder heulte Elymos auf, kroch zu Archimedes und umklammerte bittend seine Knie. »Bitte, Herr!« flehte er. »Laß nicht zu, daß sie mich schlagen!«

Archimedes brachte sich mit einem kleinen Schritt in Sicherheit. »Laß ihn in Ruhe!« sagte er.

Kallippos funkelte ihn wütend an, aber Archimedes blinzelte nur, dann holte er tief Luft und sagte: »Wir wissen immer noch nicht, ob dieses Katapult funktioniert. Und wenn nicht, macht es auch keinen Sinn, wenn wir uns den Kopf wegen der Rasierklinge zerbrechen, ja? Und wenn wir die Tests durchführen sollen, dann brauche ich diesen Mann, um neu zu bespannen.«

Kallippos starrte ihn noch immer wütend an.

»Es ist Sache des Königs, ob er sich mit Elymos unterhalten möchte«, beharrte Archimedes.

Kallippos schnaubte, nickte aber trotzdem und stolzierte davon, die Treppe hinunter. Die Rasierklinge hielt er vorsichtig zwischen Daumen und Mittelfinger.

Elymos stieß einen langen, zittrigen Seufzer aus. Er war erleichtert, aber noch ehe er ein Wort sagen konnte, ging Marcus rasch zu ihm hinüber und versetzte ihm einen derartig heftigen Hieb an die Schläfe, daß er umfiel.

»Bei meinen Leuten«, meinte Marcus grimmig mit tiefer Stimme, »wird ein Posten, der während der Wache einschläft, üblicherweise von den Männern zu Tode geprügelt, deren Leben er gefährdet hat. Du verdienst es, daß man dich bewußtlos prügelt! Wenn das Katapult nicht funktioniert hätte, hätten wir persönlich für diesen Mistkerl geradestehen müssen!«

»Marcus!« protestierte Archimedes. »Laß ihn in Ruhe! Wir müssen das Katapult aufziehen.« Er stand auf und prüfte Strähne für Strähne die ölverschmierten Haare, um zu sehen, was davon noch zu retten war.

Als der König eine halbe Stunde später mit seinem Gefolge wieder auftauchte, war das Katapult bereits aufgezogen und Archimedes beim Stimmen.

König Hieron wirkte noch genauso vergnügt und interessiert wie zuvor, nur Eudaimon war nicht mehr dabei. Niemand machte eine Bemerkung über den abwesenden Katapultbauer, und auch über die Rasierklinge fiel kein Wort. Archimedes drillte die Sehnen fertig und prüfte, ob auf beiden Katapultarmen dieselbe Spannung lag. Dann wurde die große Maschine zum zweiten Mal aus- und aufgerichtet, die Sehnen gespannt und das Geschoß vorsichtig an seinen Platz gehievt. Jeder brachte sich außer Reichweite der immensen Arme, die sich derart weit nach hinten gebogen hatten, daß sie beinahe parallel zum Schlitten standen. Zum zweiten Mal visierte Hieron am Ladestock entlang, dann betätigte er den Auslöser.

Der »Begrüßer« gab ein tiefes Bellen von sich, das viele Laute in sich vereinte: das hohle Sirren der Sehnen, das Donnergepolter des Steines, als er den Schlitten entlang sauste, und der ohrenbetäubende Knall, mit dem die Arme gegen die Seitenplatten droschen. Man konnte das Geschoß wegen seiner hohen Geschwindigkeit nicht verfolgen, aber als die Zuschauer zur Schießscharte rannten, sahen sie den schweren, schwarzen Stein weit draußen in dem angepeilten Feld einschlagen. Lachend hieb Hieron seine Faust in die Hand. »Beim Zeus!« rief er. »Es hat die Reichweite eines nur halb so großen Gerätes!« Er machte mit der Hand eine Kreisbewegung zu den anderen hin, und wieder wurde das Katapult geladen. »Diesmal etwas näher!« befahl der König. Die Katapultspannung wurde leicht gelockert, dann kam der zweite Schuß.

»Wunderschön!« sagte der König. »Und jetzt ein bißchen nach links - etwas nach rechts - Feuer! Oh, wunderschön!«

Nachdem das Katapult ungefähr ein dutzendmal abgefeuert worden war, traten alle Zuschauer zurück und grinsten einander an. Der Hauptmann des Hexapylons strahlte dabei fast so sehr wie Archimedes. »>Begrüßer< - so habt ihr ihn getauft?« fragte er und streichelte den Auslöser der Maschine. »Bei allen Göttern, nach einem Begrüßungsgruß von diesem Helden wird sich der Feind mit Grausen davonmachen!«

»Ich denke, wir können alle bestätigen, daß dieses Katapult seinen Test überzeugend bestanden hat«, sagte Hieron zufrieden.

Archimedes leckte sich eifrig die Lippen. Jetzt gab es Geld und etwas, was für die Sicherheit seiner Familie noch viel entscheidender war: das Angebot für einen Posten als königlicher Ingenieur mit geregeltem Einkommen.

Aber Hieron sagte lediglich: »Kannst du ein noch Größeres bauen?«

»Oh!« Archimedes war überrascht, wenn auch nicht unangenehm. Der Bau des »Begrüßers« hatte ihm Spaß gemacht, aber eine Kopie davon würde selbst mit dem zusätzlichen Schraubenrad wesentlich weniger interessant sein. »Ja, selbstverständlich. Äh - wie groß denn?«

Hieron schenkte ihm ein wohlwollendes Lächeln. »Wie groß könnte deine größte Maschine werden?«

»Nun, ich, äh.« sein Blick wanderte über die Katapultplattform. »Ich meine, das hängt damit zusammen, wieweit man gehen möchte. Meiner, äh, Ansicht nach könnte man auf so einer Plattform nichts Größeres als einen Hundert-Pfünder unterbringen.«

Plötzlich trat Stille ein, dann zischte Kallippos wieder ungläubig.

»Natürlich, wenn man, äh, es auf den Erdboden stellt«, fuhr Archimedes verlegen fort, »könnte man auch ein noch Größeres bauen. Meiner Ansicht nach gäbe es, äh, erst dann Materialprobleme, wenn die Drei-Talent-Grenze überschritten wird. Man brauchte dazu eine Menge Material und außerdem - Kräne und Geräte«, er wedelte mit der Hand vage durch die Luft, »zum Laden. Und wenn es erst einmal steht, könnte man es nur sehr schwer wieder transportieren.«

»Könnte man es, wie dieses hier, zielgenau ausrichten?« fragte Hieron ruhig.

Archimedes blinzelte. »Nun - wahrscheinlich brauchte man dafür Windetrommeln. Aber mit genügend Seilen kann man alles bewegen.«

Kallippos schüttelte den Kopf. »Gnädiger Herr!« beteuerte er dem König. »Niemand hat je etwas Größeres als einen Zwei-Talenter gebaut, nicht einmal für Demetrios Poliorketes, den Städtebelagerer, oder für Ptolemaios von Ägypten.«

»Psst!« machte Hieron, der Archimedes immer noch leutselig anlächelte. »Laß mal sehen, ob ich dich richtig verstanden habe. Behauptest du tatsächlich, daß du jedes Katapult bauen kannst, egal, wie groß es ist?«

»Die ideale Mechanik kennt keine Grenzen«, sagte Archimedes. »Wenn man etwas korrekt baut, und es funktioniert nicht, dann liegt das am zu schwachen Material, das man verwendet hat, aber nicht daran, daß die Prinzipien falsch waren. Das ist dasselbe wie bei Hebeln und Rollen. Theoretisch kann man jedes Gewicht beliebiger Größe mit der kleinstmöglichen Kraft bewegen.«

»Das behauptest du!« rief Kallippos, der nun seinen Ärger und seine Entrüstung offen zeigte. »Aber ich habe noch nie jemanden ein Haus mit Hilfe von Hebeln und Rollen bewegen sehen!«

»Wenn man mir einen festen Punkt gibt, könnte ich die Erde bewegen!« erklärte Archimedes.

»Hier ist Syrakus und nicht Alexandria!« fuhr ihn Kallippos an. »Die Erde und nicht ein Wolkenkuckucksheim!«

»Egal, ein Haus könnte ich trotzdem bewegen!« erklärte ihm Archimedes trotzig. »Oder - ein Schiff.«

Jetzt strahlte Hieron übers ganze Gesicht. »Würdest du behaupten, auch das sei unmöglich zu bewerkstelligen?« fragte er seinen Oberingenieur.

Kallippos warf Archimedes und dem König einen gleich bitterbösen Blick zu und nickte.

Hieron wandte sich an Archimedes. »Dagegen behauptest du, du könntest das?«

»Ja«, antwortete Archimedes, ohne nachzudenken. »Mit genug Seilen.«

»Dann tu’s«, ordnete der König an. »Ich möchte es sehen. Liefere mir einen Beweis für die ideale Mechanik. Ich ermächtige dich hiermit, daß du dich nach Belieben jedes Schiffes, jeder königlichen Werkstatt und aller nötigen Seile bedienen kannst. Aber-Katapulte.« Er schlug auf den »Begrüßer«. »Hol dir Eudaimon zum Nachbauen, wenn er dazu fähig ist. Übrigens - er untersteht ab jetzt dir. Für heute hat er frei, aber morgen sollte er wieder in der Werkstatt sein.

Wenn nicht oder wenn er dir irgendwelche Probleme bereitet, dann laß es mich wissen. Verbessere alle seine Fehler, aber im übrigen laß ihn die aktuelle Tagesarbeit leiten. Ich wünsche, daß du dich auf einen Hundert-Pfünder konzentrierst. Eigentlich sogar auf einen Dreihundert-Pfünder, denn ich hoffe, daß Eudaimon nach deinem ersten Prototyp auch das genausogut kopieren kann. Wenn du mit ersterem fertig bist, kannst du allmählich über den Drei-Talenter nachdenken. Nein, machen wir einen Zwei-Talenter daraus. Für Kräne haben wir nicht genug Zeit. Übrigens, verschiebe nicht die Arbeit an deinem Beweis. Ich möchte sehen, wie du eigenhändig ein Schiff bewegst.«

Archimedes blinzelte dumm. Er fühlte sich überrollt und wußte nicht, was er sagen sollte.

»Oh«, fügte der König hinzu, »außerdem hat mir meine Schwester erzählt, was für ein ausgezeichneter Aulist du bist. Hättest du Lust, morgen abend zu mir nach Hause zum Essen zu kommen und deine Instrumente mitzubringen?«

Archimedes spürte, wie ihm wieder heiß im Gesicht wurde. Er öffnete den Mund, aber als kein Ton herauskam, machte er ihn wieder zu. Dann versuchte er es nochmals. »Äh, ja«, keuchte er, »ich danke dir, o König.«

»Ausgezeichnet!« sagte Hieron. »Nun denn, du kümmerst dich jetzt besser um deinen Beweis und um die Katapulte - und ich muß noch die anderen Forts besichtigen. Richte deinem Vater meine besten Wünsche aus. Hat er einen guten Arzt?«

»Ich - ich«, stotterte Archimedes, »ich denke schon.«

»Wenn du möchtest, schicke ich meinen Leibarzt hinüber.« Und dann mit einem Fingerschnalzen an seinen Sekretär gerichtet: »Erinnere mich daran. Nun denn, ich wünsche dir viel Vergnügen!«

König Hieron drehte sich um und begann, die Stufen hinunterzusteigen. Marcus lief zu Archimedes hinüber. »Herr!« zischte er seinem Herrn und Meister ins Ohr. »Das Geld!«

»Gnädiger Herr!« rief Archimedes laut. Hieron drehte sich mit einem fragenden Ausdruck um. »Äh, gnädiger Herr, ich. ich sollte bezahlt werden, sobald das Katapult geprüft wurde, und außerdem. das heißt, ich dachte, es wäre auch noch eine regelmäßig bezahlte Stelle drin.«

»Aha«, sagte Hieron, »eine Stelle. Macht es dir etwas aus, wenn wir die Frage nach deiner Stellung momentan beiseite lassen? Ich bin mir überhaupt noch nicht im klaren, was hier angemessen wäre.«

»Aber du hast doch gesagt, Eudaimon würde mir unterstehen«, tönte Archimedes kläglich. »Würde er - ich meine, er hat doch eine bezahlte Stellung - oder nicht?«

»Die hat er tatsächlich«, sagte der König. Seine dunklen Augen wanderten kurz zu Elymos hinüber, und er fügte hinzu: »Und du, Sklave, kannst deinem Vorarbeiter folgendes ausrichten: Was Katapulte anbelangt, so schätze ich seine Meinung sehr. Trotzdem war es sehr töricht von ihm, zu erwarten, daß ich angesichts einer Belagerung einen Katapultingenieur entlassen würde. Eudaimon bleibt so lange, wie er den Anordnungen von Archimedes gehorcht. Du wirst sehen, meiner Ansicht nach wird er das jetzt bereitwillig tun. Ich wünsche dir einen schönen Tag!« Damit drehte er sich um und ging die Treppe hinunter, ohne noch mal einen Blick zurückzuwerfen. Auch sein Gefolge packte zusammen und ging hinterdrein. Die Gesichter schwankten zwischen Spekulation, Neugier und Zweifel. Kallippos verschwand als letzter. Auf der obersten Treppenstufe zögerte er noch eine lange Minute und betrachtete Archimedes mit einer merkwürdigen Miene. Der zornige Blick war verschwunden, an seine Stelle war etwas ziemlich Undefinierbares getreten: immer noch Zorn, aber auch Mitleid und vielleicht sogar Bewunderung. Trotzdem sagte er kein Wort, und als die anderen endlich unten waren, wandte auch er den Blick ab und folgte ihnen.

Archimedes sank auf den Boden neben seinem Katapult. »Bin ich nun ein königlicher Ingenieur oder nicht?« Seine Frage war an niemanden speziell gerichtet.

»Er hat dir nicht ein einziges Kupferstück bezahlt«, sagte Marcus verärgert. »Meiner Meinung nach nicht.«

»Aber er hat doch mehr Katapulte bestellt«, erwiderte Archimedes verwundert, »und außerdem einen Beweis. Und er hat mich zum Essen eingeladen.« Zum Abendessen und zum Musizieren. Würde Delia am Essen teilnehmen? Nein - anständige Frauen gingen nicht zu Gelagen, bei denen Männer zu Gast waren. Aber vielleicht würde er sie sehen? Vielleicht ergäbe sich sogar noch einmal die Chance zum gemeinsamen Musizieren. Ein köstlicher Gedanke!

Er lächelte zu den beiden Sklaven hinauf und merkte, daß sie ihn wie einen gefährlichen Hund anstarrten. Er blinzelte.

»Mir war’s lieber, wenn er dich bezahlt hätte«, sagte Marcus rundheraus. »Du stehst mit fünfzig Drachmen in der Kreide, und er hat sich nicht mal auf einen Preis für die restlichen Katapulte festgelegt. Herr, du.«

»Kannst du wirklich eigenhändig ein Schiff bewegen?« unterbrach ihn Elymos.

Plötzlich strahlte Archimedes übers ganze Gesicht. Er hatte schon immer sehen wollen, wieviel Gewicht ein einziger Mensch mit einer unbegrenzten Menge Seile von der Stelle bewegen konnte, aber bisher hatte ihm noch keiner die nötigen Seile zur Verfügung gestellt. Voller Tatendrang sprang er auf die Beine und befahl: »Elymos, du gehst zurück in die Werkstatt und erzählst, daß der >Begrü-ßer< bestanden hat. Sag ihnen, sie sollen die gleiche Menge Holz wie vorher für einen weiteren Ein-Talenter herrichten. Und dann sag ihnen noch, daß ich morgen das Holz für einen Hundert-Pfünder bestellen werde. Marcus - du gehst nach Hause und erzählst ihnen die Neuigkeiten.«

»Und wohin gehst du?« erkundigte sich Marcus argwöhnisch.

»Zum Hafen, mich um meinen Beweis kümmern!« Und schon eilte er mit strahlenden Augen lächelnd davon und die Treppe hinunter.

Marcus stöhnte. »Beweise für ideale Mechanik!« sagte er empört. »Gelage und Musik!« Er trat gegen die Katapultlafette. »Was soll ich bloß denen zu Hause sagen? Er hat sich verpflichtet, umsonst zu arbeiten!«

»Das wird Epimeles aber gar nicht gefallen«, stöhnte Elymos. »Er dachte doch, Eudaimon müsse gehen, sobald der erste Schuß aus dem >Begrüßer< gefallen sei. Und das muß Eudaimon gewußt haben!«

»Eudaimon hat die Rasierklinge in die Sehnen gesteckt?« fragte Marcus.

Elymos nickte. Inzwischen schien es ihm sinnlos, einen Mitsklaven anzulügen.

»Damit mein Herr nicht seine Stelle bekommt?«

Wieder nickte Elymos. Er war nicht überrascht, daß es Marcus erraten hatte. Die Werkstatt war der Mittelpunkt seines Lebens, daher neigte er auch zu der Annahme, jeder wüßte über alles Bescheid, was dort wichtig war - wie zum Beispiel die Unfähigkeit von Eudaimon.

Nachdenklich stand Marcus einen Augenblick ganz still da. Jetzt war ihm klar, daß der König mit diesem Sabotageversuch gerechnet hatte. Jedenfalls hatte er so etwas angedeutet, und Eudaimon hatte es zumindest so verstanden. Als Eudaimon seine Hilfe beim Wiederbespannen des Katapults angeboten hatte, hatte ihm Hieron jede Gelegenheit verweigert, das Beweisstück seines Anschlags verschwinden zu lassen. Statt dessen hatte der König Eudaimons Vorgesetzten zum Augenzeugen bestimmt. Aber sobald Hieron die Rasierklinge in den Händen hatte, waren beide, sie und Eudaimon, wie von der Bildfläche verschwunden. Der ganze Vorfall schien lediglich eine Konsequenz zu haben: Der König erwartete jetzt, daß sich Eudaimon widerspruchslos Archimedes fügte.

Und daraus ließ sich wiederum nur eines ableiten: Der König hatte genug Beweise, um Eudaimon wegen Hochverrates anzuklagen, nutzte das aber, um ihn statt dessen zu erpressen. Warum? Und warum hatte der König Archimedes keine Anstellung gegeben? Marcus begann auf seiner Lippe herumzukauen. Hieron war bekannt für seine Gerissenheit, für unerwartete, taktische Hakenschläge und unvorhergesehene Allianzen. Er war durch die Armee an die Macht gekommen, obwohl er nie Gewalt angewendet hatte, um seinen Kopf durchzusetzen. Das hatte er auch nie nötig gehabt, denn Syrakus hatte ihm alles, was er wollte, gegeben. Anschließend hatte es sich allerdings manchmal verwundert gefragt, warum. Plötzlich keimte in Marcus der Verdacht auf, daß er heute gleich zwei Beweise höchster Kunst beobachten konnte: der eine für technische Begabung: Archimedes, und der andere für Manipulation: Hieron. Er hatte keine Ahnung, was Hieron mit seinen Manipulationen bezwecken wollte, wurde aber das dumpfe Gefühl nicht los, daß dieses Spiel noch nicht vorbei war und daß sein Herr mittendrin steckte. Warum?

Auf der Treppe waren Schritte zu hören. Straton kam mit einem Brief in der Hand eilends herauf, warf einen Blick über die Katapultplattform und schaute dann gereizt zu Marcus hinüber. »Wo ist dein Herr?« wollte er wissen.

»Fort, in die Stadt, um sich um die Vorbereitung eines Beweises für ideale Mechanik zu kümmern«, sagte Marcus verbittert.

»Er hätte wenigstens die offizielle Erlaubnis dazu abwarten sollen!« sagte Straton und wedelte mit dem Brief. »Wo ist er hin? Zum Flottenhafen? Beim Herakles! Glaubt er wirklich, er kann ein Schiff eigenhändig bewegen?«

»Ja«, antwortete Marcus. »Möchtest du wetten, daß nicht?«

Straton schaute ihn an und klopfte verunsichert mit dem Brief auf die Hand.

»Du schuldest mir einen Stater«, sagte Marcus absichtlich. »Möchtest du versuchen, ihn zurückzugewinnen?«

Straton saugte die Luft zwischen den Zähnen ein. »Ich schulde dir gar nichts! Die Wette hat gelautet, daß dein Herr die Stellung des Typen angeboten bekommt, der für irgend etwas zuständig ist, was er übernehmen wollte. Eudaimon ist noch immer auf seinem Posten.«

Elymos starrte sie mit offenem Munde an.

»Das ist Haarspalterei«, sagte Marcus. »Eudaimon war für die Katapulte zuständig, und jetzt ist es Archimedes - oder nicht?«

Unsicher zuckte Straton die Schultern. »König Hieron hat es noch nicht ausgesprochen.«

»Nein«, pflichtete ihm Marcus wütend bei, »König Hieron hat noch nicht einmal gesagt, ob er meinem Herrn die fünfzig Drachmen zahlen wird, für die er noch in der Kreide steht. Aber der einzige Sinn unserer Wette war doch der, daß die Kriegsmaschinen meines Herrn und Meisters besser sind als die von allen anderen. Jetzt weißt du, daß es stimmt - also los, bezahle!«

Straton schielte empört zum »Begrüßer« hinüber. Von Katapulten verstand er nichts, aber ihm war trotzdem klar, daß dieses hier ganz außerordentlich war. Seufzend durchwühlte er seinen Geldbeutel.

»Natürlich«, sagte Marcus gekonnt beiläufig, »kannst du, wenn du möchtest, deinen Einsatz um einen Stater erhöhen und wetten, daß Archimedes nicht eigenhändig ein Schiff bewegen kann.«

Straton runzelte die Stirn, zögerte und starrte Marcus an, dann schüttelte er den Kopf. »Ich wette nicht noch einmal gegen deinen Herrn«, erklärte er. Plötzlich grinste er und warf Marcus den ägyptischen Stater zu. »Hier«, meinte er, »nimm ihn und viel Glück. Ich weiß, wie ich mir den wiederhole! Ich werde Philonides eine Wette von drei zu eins vorschlagen, daß dein Herr dieses Schiff bewegt, und der wird einschlagen, daran zweifle ich keine Minute!« Grinsend nahm er den Speer auf die Schulter und machte sich mit dem Brief schleunigst davon.

Knurrend verstaute Marcus den Stater in seinem Geldbeutel. Da hatte er sich so auf den Gewinn dieser Wette gefreut, aber nun ging ihm das breite Lächeln des Königs nicht mehr aus dem Sinn und verdarb ihm den Spaß. Anstellungen waren eine Sache, da wußte man, was von einem erwartet wurde und was man dafür bekam. Aber Hierons Angebot war äußerst vage. Wer konnte schon wissen, was er dafür haben wollte?

»Du hast mit diesem Soldaten gewettet, daß dein Herr den Posten jedes Ingenieurs angeboten bekommt, dem er unterstellt wird?« fragte Elymos in die drückende Stille hinein.

»Richtig«, sagte Marcus kurz.

»Kallippos ist aber gut«, meinte Elymos zweifelnd.

Marcus warf ihm einen gereizten Blick zu. »So gut wie Archimedes?«

Nach einem Blick auf den »Begrüßer« schüttelte Elymos den Kopf. »Vermutlich nicht«, antwortete er verwundert.

Aus irgendeinem Grund reagierte Marcus darauf noch gereizter und wollte plötzlich ganz schnell nach Hause. Ein letztes Mal sah er sich auf der Katapultplattform um. Dabei fiel ihm auf, daß der Mantel von Archimedes noch immer wie ein Haufen Lumpen unter der Schießscharte lag. Er ging hin, um ihn aufzuheben, hielt dann aber inne und starrte auf die Straße nach Norden hinaus.

Der König rechnete mit einer Belagerung. »Es war sehr töricht von ihm, zu erwarten«, hatte er gesagt, »daß ich angesichts einer Belagerung einen Katapultingenieur entlassen würde.« Vielleicht würde schon bald eine römische Armee ihr Lager auf jenem Feld vor ihm aufschlagen, auf dem jetzt Ziegen grasten. Marcus schloß die Augen und stellte sich das Lager vor: hinter Wall und Graben ordentlich im Quadrat aufgestellte Zeltreihen, den Rauch der Lagerfeuer und die Klänge der lateinischen Sprache. Bitterkeit stieg in seiner Kehle auf. Seit dreizehn Jahren hatte er kein Latein mehr gesprochen. Bald würden die Römer mit ihren Verbündeten hier sein - seine eigenen Landsleute. Sie waren wegen einer üblen Sache nach Sizilien gekommen und bedrohten nun jene Stadt, die für ihn eine Art Heimat geworden war, und die Menschen, die ihm inzwischen am Herzen lagen. Im Falle einer Eroberung würde er vermutlich sterben. Und doch waren es noch immer seine Landsleute. Unglücklich warf er einen schiefen Blick auf den bedrohlichen Katapultschatten neben sich. Wenn er es richtig bedachte und loyal zu seinem eigenen Volk stehen würde, müßte er Archimedes die Kehle durchschneiden.

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