Kapitel 14

Rupert Ramsey empfing mich mit einem versteinerten Gesicht, wie man es normalerweise nicht bei einem Trainer erwartet, der einem zum Essen geladenen Besitzer die Tür öffnet.

«Gut, daß Sie schon da sind«, sagte er streng.»Bitte kommen Sie mit ins Büro.«

Ich folgte ihm durch die Diele in das vertraute warme Zimmer, in dem ein Kaminfeuer brannte. Er machte keine Anstalten, mir etwas zu trinken anzubieten, und ich fand, ich könnte ihm ebenso gut ein Stück entgegenkommen.

«Sie wollen mir sagen«, sagte ich,»daß das Pferd, das heute morgen von hier fort ist, nicht das ist, das Sie zurückbekommen haben.«

Er zog die Brauen hoch.»Sie streiten es also nicht ab?«

«Natürlich nicht. «Ich lächelte.»Ich würde nicht mehr ganz so viel von Ihnen halten, wenn Sie das nicht gemerkt hätten.«

«Der Pfleger hat es gemerkt. Donny. Er hat es dem

Futtermeister gesagt, und der hat es mir gesagt, und ich habe mich selbst überzeugt. Und jetzt möchte ich eine Erklärung.«

«Und zwar eine gute«, ergänzte ich in Anlehnung an seinen Schulmeisterton. Er zeigte sich nicht belustigt.

«Das ist kein Scherz.«

«Mag sein. Aber ein Verbrechen ist es auch nicht. Wenn Sie sich ein klein wenig beruhigen, erkläre ich es Ihnen.«

«Sie haben mir ein Pferd vertauscht. Kein vernünftiger Trainer läßt sich das bieten. «Sein Zorn war kalt und tief.

Ich sagte:»Das Pferd, das Sie für Energise gehalten haben, war das vertauschte. Und das habe nicht ich hergebracht, sondern Jody. Das Pferd, das Sie fürs Champion Hurdle trainieren wollten und das heute morgen hier wegging, ist ein ziemlich unbrauchbarer Siegloser namens Padellic.«

«Das glaube ich nicht.«

«Als Energise«, hob ich hervor,»hat er Sie maßlos enttäuscht.«

«Tja…«Ein erster leiser Zweifel kroch in seine Stimme.

«Als ich herausfand, daß Sie das falsche Pferd bekommen hatten, bat ich Sie ausdrücklich, es in kein Rennen zu führen, damit es nur ja nicht hieß, Sie — oder ich — hätten ein vertauschtes Pferd laufen lassen.«

«Aber wenn Sie es doch wußten… wieso haben Sie dann Jody nicht sofort auf seinen Irrtum hingewiesen?«

«Es war kein Irrtum«, sagte ich einfach.»Er hat absichtlich das falsche Pferd geschickt.«

Rupert ging zweimal schweigend durch das Zimmer und machte uns dann, immer noch wortlos, etwas zu trinken.

«Schön«, sagte er und reichte mir ein Glas.»Bitte erzählen Sie.«

Ich erzählte eine ganze Zeit lang. Er bedeutete mir, Platz zu nehmen, setzte sich mir gegenüber und hörte aufmerksam mit ernster Miene zu.

«Und dieser Wachdienst…«, sagte er schließlich.»Rechnen Sie damit, daß Jody versucht, sich Energise wieder zu holen?«

Ich nickte.»Jody ist ein ungemein entschlossener Mensch. Ich habe einmal den Fehler gemacht, seine Energie und seine Schnelligkeit zu unterschätzen, und schon war ich Energise los. Ich nehme an, als er heute bei seiner Rückkehr aus Chepstow gehört hat, was Felicity, der Fahrer und der Pfleger zu erzählen hatten, ist er in die Luft gegangen und hat beschlossen, sofort zu handeln. Er ist nicht der Typ, der eine Sache erst mal überschläft. Er kommt heute Nacht. Ich glaube und hoffe, daß er heute Nacht kommt.«

«Weiß er denn genau, daß Energise hier ist?«

«Das kann er sich wohl denken«, sagte ich.»Er wird seinen Fahrer über die Tour befragen, und der wird ihm von der Verkehrszählung berichten. Jody wird nachhaken und erfahren, daß Pete Duveen auch da war. Dann ruft Jody vermutlich Pete Duveen an, um zu hören, ob dem irgendetwas aufgefallen ist, und Pete, der nichts zu verbergen hat, wird ihm sagen, daß er hier ein schwarzes Pferd abgeholt hat. Und daß er auch wieder ein schwarzes Pferd hergebracht hat. Und daß ich mit am Verkehrskontrollpunkt war. Ich habe ihn nicht darum gebeten, das für sich zu behalten, und offen und frei heraus, wie er ist, wird er es schon sagen.«

Um Ruperts Mundwinkel zuckte der Anflug eines Lächelns.

Er verscheuchte es sofort.»Ich billige eigentlich nicht, was Sie getan haben.«

«Nichts Gesetzwidriges«, merkte ich an, ohne auf den Grenzfall mit Berts Pseudopolizeiuniform einzugehen.

«Mag sein. «Er dachte darüber nach.»Und die Wachleute sollen den Diebstahl von Energise verhindern und gleichzeitig Jody auf frischer Tat ertappen?«

«Genau.«

«Ich habe sie heute Abend auf dem Hof gesehen. Zwei Mann. Die sagten, sie erwarten Anweisungen von Ihnen, wenn Sie heute Abend kommen, aber da war ich offen gestanden so sauer auf Sie, daß ich kaum hinhörte.«

«Ich habe auf dem Weg ins Haus mit ihnen gesprochen«, bestätigte ich.»Einer geht in regelmäßigen Abständen den Hof ab, der andere setzt sich vor die Box. Sie sollen sich bei jeder Gelegenheit von ihrer Wache abbringen lassen.«

«Sie sollen?«

«Natürlich. Die Maus muß sich doch den Käse ansehen können.«

«Großer Gott.«

«Und könnten Sie — würden Sie sich vielleicht bereithalten, um als Zeuge aufzutreten, wenn Jody nach der Beute greift?«

Zum ersten Mal schien ihm bewußt zu werden, daß auch er Jodys Opfer war. Sein Gesicht nahm fast den gleichen Ausdruck an wie das von Charlie und von Bert — als fände er Gegenmaßnahmen ganz reizvoll. Das Lächeln zuckte wieder in den Mundwinkeln.

«Es hängt natürlich davon ab, um welche Zeit Jody kommt… wenn er denn kommt… aber zwei meiner Gäste heute Abend wären die besten unabhängigen Zeugen, die man sich wünschen kann. Eine Richterin und der Gemeindepfarrer.«

«Bleiben die länger?«

«Wir können's versuchen. «Er überlegte ein wenig.»Was ist mit der Polizei?«

«Wie schnell kann sie hier sein, wenn sie gerufen wird?«

«Hm… zehn Minuten. Viertelstunde.«

«Das reicht dann schon.«

Er nickte. Draußen klingelte es leise, die Ankündigung weiterer Gäste. Er stand auf, zögerte kurz, legte die Stirn in Falten und sagte:»Wenn die Wache sich weglocken lassen soll, warum wird sie dann überhaupt an der Tür postiert?«

Ich lächelte.»Wie soll Jody sonst wissen, an welche Box er sich halten muß?«

Die Dinnerparty schien endlos, wenn ich mich auch nachher an kein Wort und keinen Bissen erinnern konnte. Sieben andere saßen am Tisch, alle unterhaltsamer als ich, und insbesondere der Pfarrer glänzte mit seiner Verwandlungskunst. Ich hörte mit halbem Ohr die Serie nachgemachter Stimmen und sah, wie man sich ringsherum vor Lachen kugelte, konnte aber nur an meine Leute draußen in der Winternacht denken und an den Dieb, den ich anzulocken hoffte. Zum Leidwesen seines Publikums verwandelte sich der Pfarrer um Mitternacht in Aschenbrödel und verschwand, um sich für den Sonntag zu rüsten, und bald darauf gingen drei weitere Gäste. Rupert drängte die letzten zwei, noch auf einen Schlummertrunk zu bleiben: die Richterin und ihren Mann, einen stillen jungen Oberst im aktiven Dienst, der ungeahnte Mengen Portwein vertrug. Er blieb beim Anblick einer frischen Karaffe gern noch ein Weilchen, und sie schäkerte in gespielter Resignation weiter mit Rupert.

Mir gingen die gleichen Bedenken durch den Kopf wie am Morgen. Wenn ich nun falsch lag? Wenn Jody nicht kam? Was, wenn er kam, aber nicht bemerkt wurde, und wenn es ihm gelang, das Pferd zu stehlen?

Nun… auch darauf war ich eingestellt. Zum hundertsten Mal ging ich die Eventualitäten durch. Ich überlegte, an was ich noch nicht gedacht, was ich noch übersehen, was ich noch nicht eingeplant hatte. Rupert nahm meinen abwesenden Gesichtsausdruck belustigt zur Kenntnis und versuchte nicht, mich auf den Boden zurückzuholen.

Es klingelte lang, laut und energisch dreimal an der Tür.

Ich war schneller auf den Beinen, als es sich gehörte.

«Nur zu«, sagte Rupert nachsichtig.»Wir kommen gleich nach, wenn Sie uns brauchen.«

Ich nickte, verließ das Zimmer und ging über den Flur zur

Haustür. Mein Helfer stand draußen; grauer Flanellanzug, besorgter Blick, Taschenlampe.

«Was ist?«

«Ich weiß nicht genau. Die beiden anderen sollten den Hof abgehen, und ich habe sie schon eine Weile nicht mehr gesehen. Ich glaube aber, wir haben Besuch, nur ist er nicht mit einem Pferdetransporter gekommen.«

«Haben Sie ihn gesehen? Den Besuch?«

«Nein. Nur das Auto. Sie haben es neben der Straße in wildem Rhododendron versteckt… Jedenfalls steht da ein Auto, das vor einer halben Stunde noch nicht da war. Was meinen Sie?«

«Wir sollten nachsehen«, sagte ich.

Er nickte. Ich ließ Ruperts Haustür angelehnt, und wir gingen zusammen zum Hoftor. An der Einfahrt stand der Lieferwagen, mit dem die Wachmänner gekommen waren, und draußen kamen wir nach kaum fünfzig Metern zu dem Wagen im Gebüsch, der selbst im Schein der Taschenlampe schwer zu sehen war.

«Den Wagen kenne ich nicht«, sagte ich.»Wenn es nun bloß ein Liebespärchen ist?«

«Bei dem Wetter wären die drin, nicht irgendwo im rauhen Unterholz.«

«Stimmt.«

«Nehmen wir zur Sicherheit den Verteilerfinger raus.«

Wir öffneten die Motorhaube und entfernten vorsichtig das unentbehrliche Elektroteil. Dann eilten wir unter sparsamstem Gebrauch der Taschenlampe und möglichst auf Gras gehend zum Stall zurück. Die Nacht war so windig, daß sie kleine Geräusche verschluckte, so finster, daß man keine fünf Schritte weit sehen konnte, und so kalt, daß man keinen Hund vor die Tür geschickt hätte.

Am Hofeingang blieben wir stehen, schauten uns um und horchten.

Nirgends Licht. Die dunkle Masse der Gebäude war gegen den bedeckten Himmel eher zu ahnen, als zu sehen.

Kein Geräusch außer dem unseres eigenen Atems und der mächtigeren Lungen des Windes. Keine Spur von unseren beiden anderen Wachen.

«Was jetzt?«

«Wir sehen nach dem Pferd«, sagte ich.

Wir gingen in den Haupthof und schlichen dort am geräuscharmen, weil betonierten Rand entlang. Die Hofmitte war mit Kies bestreut, da knirschten sogar Samtpfoten.

Vor Box 14 stand ein Stuhl. Ein schlichter Küchenstuhl aus Holz, der mit dem Rücken an der Stallwand lehnte. Kein Wachmann saß darauf.

Leise schob ich den Riegel an der oberen Hälfte der Boxentür zurück und sah hinein. Nach einer leichten Bewegung das Rascheln eines Hufs auf Stroh. Im Aufblitzen der Taschenlampe sah ich die herrliche Gestalt friedlich, halb schlafend im Dunkeln stehen und die Pferdenacht verdösen.

Ich schloß die Tür und schob den etwas knarrenden Riegel wieder vor.

«Alles klar mit ihm«, sagte ich.»Schauen wir mal, ob wir die anderen finden.«

Er nickte. Wir schlössen die Runde um den Haupthof ab und gingen die Nebenställe entlang, immer vorsichtig und möglichst ohne die Lampe zu gebrauchen. Ich wurde das unheimliche Gefühl nicht los, daß wir nicht die einzigen waren, die hier im Dunkeln herumtappten. Ich sah Schatten sich verdichten und griff ängstlich nach Dingen, die nicht da waren, sondern nur dunklere Stellen in der durchgehenden Schwärze. Fünf bis zehn Minuten tasteten wir uns voran, lauschten, machten ein paar Schritte, lauschten, schlichen weiter. Wir gingen die ganzen außerhalb liegenden Boxen ab, sahen und hörten aber nichts.

«Das hat keinen Zweck«, sagte ich leise.»Nichts von ihnen zu sehen. Ob sie sich vielleicht vor uns verstecken, weil sie uns für die Einbrecher halten?«

«Kommt mir bald so vor.«

«Gehen wir wieder auf den Haupthof.«

Wir machten kehrt, nahmen diesmal aber einen schmalen Durchgang zwischen zwei Boxenreihen als Abkürzung. Da ich voranging, war ich es auch, der fast über ein am Boden liegendes Bündel stolperte.

Ich knipste die Taschenlampe an. Sah die marineblaue Uniform und das rot auf der Stirn glitzernde Blut. Sah die geschlossenen Augen und die erschlafften Glieder des Mannes, der auf dem Küchenstuhl hätte sitzen sollen.

«O Gott«, sagte ich verzweifelt und dachte, das verzeihe ich mir im Leben nicht. Ich kniete nieder und tastete nach seinem Puls.

«Er lebt«, sagte mein Freund im grauen Flanell. Er hörte sich zuversichtlich und beruhigend an.»Sehen Sie, wie er atmet. Der kommt schon wieder hin.«

Ich sah nichts als einen Mann, der verletzt war, weil ich ihn der Gefahr ausgesetzt hatte.»Ich hole einen Arzt«, sagte ich und stand auf.

«Und das Pferd?«

«Zum Teufel mit dem Pferd. Das hier ist wichtiger.«

«Ich bleibe bei ihm, bis Sie wiederkommen.«

Ich nickte und machte mich besorgt auf den Weg zum Haus, und jetzt ließ ich die Taschenlampe bedenkenlos brennen. Wenn der Mann durch meine Schuld bleibende Schäden davontrug…

Ich lief.

Stürmte durch Ruperts Tür ins Haus und fand ihn dort in der Diele, im Gespräch mit der Richterin und dem Oberst, die sich offenbar anschickten zu gehen. Sie zog gerade ein Cape um ihre Schultern, und Rupert hielt dem Oberst seinen Mantel hin. Sie drehten sich um und sahen mich wie zu einem Tableau erstarrt an.

«Mein Wachmann ist überwältigt worden. Bewußtlos«, sagte ich.»Könnten Sie einen Arzt rufen?«

«Natürlich«, sagte Rupert ruhig.»Wer hat ihn überwältigt?«

«Hab ich nicht gesehen.«

«Soll auch die Polizei kommen?«

«Ja, bitte.«

Er ging zum Telefon und wählte schnell.»Was ist mit dem Pferd?«

«Sie haben keinen Transporter dabei.«

Wir überlegten beide, was das hieß, während er den Notruf tätigte. Der Oberst und die Richterin standen mit halb offenen Mündern reglos in der Diele, und Rupert warf ihnen, als er den Hörer auflegte, einen gebieterischen Blick zu.

«Kommen Sie bitte mit auf den Hof«, sagte er.»Falls wir Zeugen brauchen.«

Sie waren nicht darauf trainiert, bei dem Gedanken das Weite zu suchen. Als Rupert mit mir im Schlepptau zur Tür hinauseilte, kamen sie uns ohne Hast nach.

Draußen sah immer noch alles ganz ruhig aus.

«Er liegt in einer Gasse zwischen zwei Stallblocks«, sagte ich.

«Ich weiß, wo Sie meinen«, sagte Rupert.»Aber erst sehen wir nach Energise.«

«Später.«

«Nein, jetzt. Warum hätten sie den Posten zusammenschlagen sollen, wenn sie es nicht auf das Pferd abgesehen hatten?«

Er ging geradewegs zum Haupthof, schaltete alle sechs Hoflampen an und marschierte über den hell erleuchteten Kies.

Die Wirkung war wie ein Trompetentusch. Lärm, Licht und Bewegung erfüllten den Platz, der still in völligem Dunkel gelegen hatte.

Beide Hälften der Tür von Box 14 gingen einen Spalt weit auf, und zwei dunkle Gestalten schossen daraus hervor.

«Haltet sie!«rief Rupert.

Es gab nur einen Weg aus dem Hof, den breiten Eingang, durch den wir gekommen waren. Die beiden Gestalten rannten im Bogen darauf zu, einer links von Rupert und mir, der andere rechts.

Rupert stürzte los, um den Kleineren abzufangen, der, als er seinen Kopf ins Licht drehte, sich plötzlich als Jody entpuppte.

Ich lief dem Größeren nach. Griff nach ihm. Bekam ihn zu fassen.

Er schwang seinen schweren Arm, stieß die Hüfte vor, und ich prallte buchstäblich von ihm ab, taumelte und fiel.

Steinharte Muskeln. Die Sonnenbrille blinkte.

Der Joker mischte mit.

Jody und Rupert wälzten sich auf dem Kies, einer klammernd, einer boxend, beide fluchend. Ich ging wieder ohne etwas zu erreichen auf den Muskelmenschen los. Nur weil er offenbar überlegte, ob er Jody beispringen sollte, war ich nochmals an ihn rangekommen, aber dann entschloß er sich zur Flucht. Bis ich mich wieder hochgerappelt hatte, strebte er mit Vollgas dem Ausgang zu. Eine kräftige Gestalt in Marineblau stürzte sich aus der Gegenrichtung auf ihn und brachte ihn mit einer gehechteten beidarmigen Kniezange zu Fall. Die Sonnenbrille flog in hohem Bogen weg, und die beiden Kontrahenten bildeten ein sich windendes Knäuel, wobei der blau Uniformierte obenauf lag und seinen Platz behauptete. Ich kam ihm zu Hilfe, indem ich mich auf die Fußgelenke des Muskelmenschen setzte und ohne Gewissensbisse seine Füße seitlich wegdrückte. Er schrie vor Schmerz und hörte auf zu kämpfen, aber ich muß gestehen, daß ich dennoch nicht gleich aufstand.

Jody riß sich von Rupert los und rannte an mir vorbei. Der Oberst, der an der Seite seiner Freundin erstaunt das Geschehen verfolgt hatte, entschied, daß es Zeit für ein wenig soldatischen Einsatz sei, und streckte elegant den Fuß vor.

Jody stolperte und fiel der Länge nach hin. Der Oberst ging einen Schritt weiter, indem er sich bückte und Jody am Kragen seines Mantels packte. Rupert kam ihm mit neuer Kraft zu Hilfe, und gemeinsam setzten sie sich mehr oder weniger auf Jody und hielten ihn am Boden fest.

«Was jetzt?«keuchte Rupert.

«Auf die Polizei warten«, sagte ich knapp.

Der Muskelmann und Jody begehrten gegen dieses Vorhaben zwar heftig auf, vermochten sich aber nicht zu befreien. Der Muskelmann beklagte sich, ich hätte ihm das Fußgelenk gebrochen. Jody fiel es unter der fachkundigen Betreuung des Obersts offenbar schwer, überhaupt etwas zu sagen. Ja, der Oberst kam allein so gut zurecht, daß Rupert aufstand, sich den Staub abklopfte und mich fragend ansah.

Ich zeigte mit dem Kopf nach Box 14, hinter deren noch immer halb offenstehender Tür man nur Dunkelheit sah. Er nickte langsam und ging hin. Schaltete das Licht an. Betrat die Box. Heraus kam er mit versteinertem Gesicht und drei bitteren Worten.

«Energise ist tot.«

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