CATELYN

Der Treffpunkt war eine Wiese, die von bleichen grauen Pilzen und den rauen Stümpfen gefällter Bäume übersät war.

»Wir sind die Ersten, Mylady«, sagte Hallis Mollen und zügelte sein Pferd inmitten der Stümpfe, wo sie sich ganz allein zwischen den Armeen befanden. Das Schattenwolfbanner des Hauses Stark flatterte an der Lanze, die er hielt. Catelyn konnte das Meer zwar von hier aus nicht sehen, doch sie spürte, wie nah es war. Der Wind trug den schweren Geruch von Salz aus dem Osten heran.

Stannis Baratheons Männer hatten den Wald abgeholzt, um Belagerungstürme und Katapulte zu bauen. Catelyn fragte sich, wie alt die Bäume gewesen waren und ob Ned hier wohl gerastet hatte, als er sein Heer nach Süden geführt hatte, um die letzte Belagerung von Sturmkap zu beenden. An jenem Tag hatte er einen großen Sieg errungen, umso größer, da er unblutig gewonnen worden war.

Mögen die Götter geben, dass mir das Gleiche gelingt, betete Catelyn. Ihre Lehnsmänner glaubten, sie sei verrückt geworden, weil sie überhaupt hier erschien. »Dieser Kampf ist nicht der unsere, Mylady«, hatte Ser Wendel Manderly gesagt. »Ich weiß, der König würde nicht wünschen, dass sich seine Mutter einer solchen Gefahr aussetzt.«

»Uns allen droht Gefahr«, entgegnete sie, vielleicht ein wenig zu scharf. »Glaubt Ihr, ich wäre gern hier, Ser?« Ich gehöre nach Schnellwasser zu meinem sterbenden Vater, nach Winterfell zu meinen Söhnen. »Robb hat mich nach Süden geschickt, um an seiner Stelle zu sprechen, und das werde ich auch tun.« Zwischen diesen Brüdern einen Frieden zu schmieden, würde nicht leicht werden, das wusste Catelyn, doch zum Wohle des Reichs musste der Versuch unternommen werden.

Jenseits der vom Regen getränkten Felder und steinigen Anhöhen ragte die große Burg von Sturmkap mit dem Rücken zum Meer in den Himmel. Vor der Masse des hellgrauen Steins wirkte die Armee von Lord Stannis Baratheon klein und unbedeutend, wie Mäuse mit Bannern.

In den Liedern hieß es, Sturmkap sei in uralten Zeiten von Durran, dem ersten Sturmkönig errichtet worden, der die Liebe der schönen Elenei gewonnen hatte, der Tochter des Meergottes und der Windgöttin. In ihrer Hochzeitsnacht hatte Elenei ihre Jungfräulichkeit der Liebe eines Sterblichen geopfert und sich dadurch selbst zum Tode einer Sterblichen verurteilt, und ihre trauernden Eltern hatten ihrem Zorn freien Lauf gelassen und Wind und Wellen gegen Durrans Festung geworfen. Seine Freunde und Brüder und Hochzeitsgäste wurden von den einstürzenden Mauern erschlagen oder hinaus ins Meer geweht, doch Elenei barg Durran in ihren Armen, und so geschah ihm kein Leid. Und als endlich der Morgen graute, erklärte er den Göttern den Krieg und schwor, die Burg wieder aufzubauen.

Fünf weitere Burgen errichtete er, jede größer und mächtiger als die Letzte, nur um mit anzusehen, wie sie von den Stürmen aus der Sturmbucht zerschmettert wurden, die riesige Wassermauern vor sich her trieben. Seine Lords flehten ihn an, weiter im Binnenland zu bauen; seine Priester verlangten von ihm, er solle die Götter besänftigen, indem er Elenei dem Meer zurückgebe; sogar das Volk bat ihn einzulenken. Durran hörte auf keinen von ihnen. Er errichtete eine siebte Burg, die Mächtigste von allen. Manche behaupten, die Kinder des Waldes hätten ihm dabei geholfen und die Steine mit ihrer Magie behauen; andere sagten, ein kleiner Junge habe ihm erklärt, was er zu tun habe, ein Junge, der später zu Bran dem Erbauer heranwachsen sollte. Ganz gleich, wie man die Geschichte erzählte, am Schluss lief sie auf dasselbe hinaus. Obwohl die Götter Sturm auf Sturm gegen die siebte Burg schleuderten, trotzte sie den Winden, und Durran Götterfluch und die schöne Elenei lebten bis ans Ende ihrer Tage dort.

Götter vergessen nichts, und noch immer tosten die Orkane durch die Meerenge. Dennoch hielt Sturmkap Jahrhunderte und Jahrtausende stand, und es war eine Burg wie keine andere. Die große Außenmauer war über dreißig Meter hoch und weder von Schießscharten noch Seitentoren unterbrochen, überall rund und geschwungen, glatt. Die Steine waren so geschickt zusammengefügt, dass der Wind an keiner Ecke oder Ritze ansetzen konnte. Angeblich war die Mauer an ihrer dünnsten Stelle dreizehn Meter, auf der Seeseite fast fünfundzwanzig Meter dick, eine doppelte Steinwand, die im Inneren mit Sand und Geröll gefüllt war. Innerhalb des mächtigen Bollwerks waren Küchen und Ställe und Höfe vor Wind und Wellen geschützt. Es gab nur einen Turm, einen riesigen Rundturm, der zum Meer hin fensterlos war, und in dem die Vorratskammern, die Kaserne, die Festhalle und die Gemächer des Lords untergebracht waren und der von großen Zinnen gekrönt wurde, sodass er aus der Ferne aussah wie ein in die Höhe gereckter Arm, gekrönt von einer mit Nägeln gespickten Faust.

»Mylady«, rief Hal Mollen. Zwei Reiter aus dem kleinen Lager unterhalb der Burg ritten im Schritt auf sie zu. »Das dürfte König Stannis sein.«

»Ohne Zweifel.« Catelyn beobachtete ihr Herannahen. Ja, das muss Stannis sein, doch er führt nicht das Banner der Baratheons. Stattdessen war es gelb, nicht golden wie Renlys Fahne, und der Gegenstand darauf war rot, nur konnte sie ihn von hier aus noch nicht erkennen.

Renly würde als Letzter eintreffen. Das hatte er ihr bereits bei ihrem Aufbruch mitgeteilt. Er würde sein Pferd nicht eher satteln lassen, als bis sein Bruder unterwegs sei. Der Erste, der ankam, musste auf den anderen warten, und das wollte Renly nicht. Solche Spielchen treiben Könige miteinander, sagte sie sich. Nun, sie war kein König, daher brauchte sie sich daran nicht zu beteiligen. Catelyn hatte Übung im Warten.

Als Stannis näher kam, sah sie die rotgoldene Krone auf seinem Kopf, deren Zacken in Form von Flammen gestaltet waren. Sein Gürtel war mit Granaten und gelben Topasen verziert, und im Heft seines Schwertes war ein großer, viereckiger Rubin eingearbeitet. Ansonsten trug er schlichte Gewänder: eine mit Nieten beschlagene Lederweste über einem gesteppten Wams, abgetragene Stiefel und eine Hose aus derbem Stoff. Das Symbol auf seinem sonnengelben Banner war ein rotes Herz inmitten von orangefarbenem Feuer. Den gekrönten Hirsch fand Catelyn ebenfalls … zusammengeschrumpft und von dem Herz umschlossen. Noch ungewöhnlicher war der Reiter, der das Banner trug – eine ganz in Rot gekleidete Frau, deren Gesicht in der tiefen Kapuze ihrer scharlachroten Robe verschwand. Eine Rote Priesterin, dachte Catelyn verwundert. Die Sekte war in den Freien Städten und im fernen Osten weit verbreitet und einflussreich, in den Sieben Königslanden stieß man dagegen selten auf ihre Anhänger.

»Lady Stark«, grüßte Stannis Baratheon kühl, nachdem er sein Pferd gezügelt hatte. Er neigte den Kopf, der kahler war, als sie es in Erinnerung hatte.

»Lord Stannis«, erwiderte sie.

Unter dem kurz geschorenen Bart schob er das schwere Kinn vor, doch er wies sie nicht wegen des Titels zurecht. Dafür war sie ihm dankbar. »Ich habe nicht erwartet, Euch in Sturmkap vorzufinden.«

»Ich hatte auch nicht beabsichtigt hierherzukommen.«

Seinen tief liegenden Augen entging ihr Unbehagen nicht. Dieser Mann war nicht für seichte Höflichkeiten geschaffen. »Mein Beileid zum Tod Eures Lords«, sagte er, »wenngleich Eddard Stark nicht mein Freund war.«

»Er war auch nicht Euer Feind, Mylord. Als die Lords Tyrell und Rothweyn Euch in dieser Burg festsetzten und aushungerten, war es Eddard Stark, der die Belagerung beendete. «

»Auf Befehl meines Bruders und nicht aus Liebe zu mir«, antwortete Stannis. »Lord Eddard hat seine Pflicht getan, das will ich nicht leugnen. Habe ich je weniger getan? Ich hätte Roberts Hand sein sollen.«

»Es war der Wunsch Eures Bruders. Ned wollte die Aufgabe nicht.«

»Und doch hat er sie übernommen. Dabei stand sie mir zu. Dennoch, darauf gebe ich Euch mein Wort, sollt Ihr Gerechtigkeit für den Mord an ihm erhalten.«

Wie sehr es ihnen gefällt, Köpfe zu versprechen, diesen Männern, die sich Könige nennen. »Euer Bruder hat mir das Gleiche zugesagt. Um bei der Wahrheit zu bleiben, hätte ich lieber meine Töchter zurück. Die Gerechtigkeit würde ich dann den Göttern überlassen. Cersei hat meine Sansa noch immer in ihrer Gewalt, und von Arya habe ich seit Roberts Todestag keine Nachricht mehr erhalten.«

»Falls Eure Kinder gefunden werden, wenn ich die Stadt einnehme, werde ich sie zu Euch zurückschicken.« Tod oder lebendig, schwang in seinem Ton mit.

»Und wann wird das sein, Lord Stannis? Königsmund liegt nahe an Eurem Drachenstein, stattdessen finde ich Euch hier vor.«

»Ihr sprecht offen, Lady Stark. Sehr wohl, ich werde Euch offen antworten. Um die Stadt einzunehmen, brauche ich den Beistand der südlichen Lords, die ich auf der anderen Seite dieses Feldes sehe. Zurzeit verfügt mein Bruder über sie. Das gedenke ich zu ändern.«

»Männer schwören die Treue, wem sie wollen, Mylord. Diese Lords waren Robert und dem Hause Baratheon treu ergeben. Wenn Ihr und Euer Bruder Euren Streit schlichtet …«

»Ich habe keinen Streit mit Renly, so lange er seine Pflichten anerkennt. Ich bin der ältere Bruder und sein König. Ich will nur das, was mir dem Recht nach zusteht. Renly schuldet mir seine Treue und seinen Gehorsam. Die werde ich bekommen. Von ihm und von diesen anderen Lords.« Stannis musterte ihr Gesicht. »Und welcher Grund führt Euch auf dieses Feld, Mylady? Hat das Haus Stark sein Schicksal an meinen Bruder gebunden?«

Er wird sich niemals beugen, dachte sie, doch sie musste es trotzdem versuchen. Zu viel stand auf dem Spiel. »Mein Sohn regiert als König des Nordens durch den Willen unserer Lords und unseres Volkes. Er verneigt sich vor keinem Mann, doch streckt er allen die Hand zur Freundschaft entgegen. «

»Könige haben keine Freunde«, entgegnete Stannis barsch, »nur Untertanen und Feinde.«

»Und Brüder«, rief eine fröhliche Stimme hinter ihr. Catelyn blickte über die Schulter, während Lord Renlys Zelter sich seinen Weg zwischen den Stümpfen hindurch suchte. Der jüngere Baratheon sah prächtig aus in seinem grünen Samtwams und dem pelzgesäumten Satinumhang. Die Krone der goldenen Rosen saß auf seinen Schläfen, der Hirschkopf aus Jade ragte über seiner Stirn auf, und das schwarze Haar hing lang herab. Schwarze Diamanten schmückten seinen Schwertgurt, und eine Kette aus Gold und Smaragden hing ihm um den Hals.

Renly hatte ebenfalls eine Frau gewählt, um sein Banner zu tragen, allerdings verbarg Brienne Gesicht und Körper hinter einer Rüstung, die keine Aufschlüsse über ihr Geschlecht erlaubte. An ihrer vier Meter langen Lanze prangte der gekrönte Hirsch Schwarz auf Gold und flatterte im Meerwind.

Sein Bruder grüßte knapp: »Lord Renly.«

»König Renly. Bist du es wirklich, Stannis?«

Stannis runzelte die Stirn. »Wer sollte es sonst sein?«

Renly zuckte nur die Achseln. »Als ich das Banner sah, war ich mir nicht sicher. Wessen Banner führst du?«

»Mein eigenes.«

Die rotgekleidete Priesterin ergriff das Wort. »Der König hat sich das flammende Herz des Herrn des Lichts zum Siegel erwählt.«

Das schien Renly zu amüsieren. »Das ist sicherlich besser. Wenn wir beide die gleiche Fahne hätten, würde es in der Schlacht ein fürchterliches Durcheinander geben.«

»Hoffen wir, dass es keine Schlacht gibt«, sagte Catelyn. »Wir drei haben einen gemeinsamen Feind, der uns alle vernichten will.«

Stannis betrachtete sie, lächelte jedoch nicht. »Der Eiserne Thron steht dem Recht nach mir zu. Alle, die das verneinen, sind meine Feinde.«

»Das ganze Reich verneint es, Bruder«, erwiderte Renly. »Alte Männer verneinen es mit ihrem Todesröcheln, und ungeborene Kinder verneinen es im Leib ihrer Mütter. Sie verneinen es in Dorne und auf der Mauer. Niemand will dich als König. Tut mir leid.«

Stannis knirschte mit den Zähnen und sein Gesicht spannte sich. »Ich habe mir geschworen, niemals mit dir zu verhandeln, solange du die Krone des Verräters trägst. Hätte ich mich nur daran gehalten.«

»Das ist töricht«, warf Catelyn scharf ein. »Lord Tywin sitzt mit zwanzigtausend Mann in Harrenhal. Die Reste der Armee des Königsmörders haben sich am Goldzahn neu formiert, ein weiteres Heer der Lennisters versammelt sich im Schatten von Casterlystein, und Cersei und ihr Sohn halten Königsmund und sitzen auf Eurem kostbaren Eisernen Thron. Jeder von Euch beiden nennt sich König, während das Königreich blutet, doch keiner erhebt das Schwert, um es zu verteidigen – außer meinem Sohn.«

Renly zuckte die Achseln. »Euer Sohn hat ein paar Schlachten gewonnen. Ich werde den Krieg gewinnen. Die Lennisters können warten, bis es mir beliebt, sie anzugreifen.«

»Falls du einen Vorschlag unterbreiten möchtest, dann raus damit«, verlangte Stannis schroff, »oder ich gehe wieder. «

»Na schön«, antwortete Renly. »Ich schlage vor, dass du absteigst, dein Knie beugst und mir die Treue schwörst.«

Stannis würgte seinen Zorn hinunter. »Den Tag wirst du niemals erleben.«

»Du hast Robert gedient, warum nicht auch mir?«

»Robert war mein älterer Bruder. Du bist der jüngere.«

»Jünger, verwegener und viel besser aussehend …«

»… und außerdem ein Dieb und Thronräuber.«

Erneut zuckte Renly mit den Schultern. »Die Targaryen nannten Robert einen Thronräuber. Er hat sich anscheinend mit der Schande abgefunden. So wie ich.«

Das führt zu nichts. »Hört Euch doch bloß selbst an! Wenn Ihr meine Söhne wärt, würde ich Euch mit den Köpfen zusammenstoßen und Euch in Euren Zimmern einsperren, bis Ihr Euch wieder daran erinnert, dass Ihr Brüder seid.«

Stannis runzelte die Stirn. »Ihr werdet anmaßend, Lady Stark. Ich bin der rechtmäßige König, und Euer Sohn ist genauso ein Verräter wie mein Bruder. Auch sein Tag wird kommen.«

Die unverhüllte Drohung entfachte ihre Wut. »Ihr seid so frei und nennt andere Verräter und Thronräuber, Mylord, aber wie unterscheidet Ihr Euch von ihnen? Ihr behauptet, der rechtmäßige König zu sein, und doch scheint es mir, als habe Robert zwei Söhne gehabt. Dem Gesetz der Sieben Königslande nach ist Prinz Joffrey der rechtmäßige Erbe, und Tommen nach ihm … und wir alle sind Verräter, mögen wir noch so gute Gründe dafür haben.«

Renly lachte. »Du musst Lady Catelyn verzeihen, Stannis. Sie ist gerade den ganzen langen Weg von Schnellwasser heruntergeritten. Ich fürchte, sie hat deinen kleinen Brief nicht gelesen.«

»Joffrey entstammt nicht dem Samen meines Bruders«, sagte Stannis offen heraus. »Und auch Tommen nicht. Sie sind Bastarde. Ebenso das Mädchen. Alle drei sind abscheuliche Früchte des Inzests.«

Kann irgendjemand, selbst Cersei, so verrückt sein? Catelyn war sprachlos.

»Ist das nicht eine hübsche Geschichte, Mylady?«, fragte Renly. »Ich habe am Hornberg gelagert, als Lord Tarly den Brief erhielt, und ich muss zugeben, er hat mir die Sprache verschlagen.« Er lächelte seinen Bruder an. »Solche Schlauheit hätte ich nie von dir erwartet, Stannis. Wenn das wahr wäre, wärst du tatsächlich Roberts Erbe.«

»Wäre? Nennst du mich einen Lügner?«

»Kannst du ein einziges Wort dieses Märchens beweisen? «

Stannis knirschte mit den Zähnen.

Robert hat nichts davon gewusst, dachte Catelyn, sonst hätte Cersei sofort ihren Kopf eingebüßt. »Lord Stannis«, fragte sie, »wenn Ihr um diese ungeheuerlichen Verbrechen der Königin wusstet, warum habt Ihr Schweigen bewahrt?«

»Ich habe nicht geschwiegen«, verkündete Stannis, »ich habe meinen Verdacht Jon Arryn gegenüber geäußert.«

»Und nicht gegenüber Eurem Bruder?«

»Mein Bruder hat mir nicht mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht, als ihm die Pflicht gebot«, sagte Stannis. »Wäre ich mit diesen Anschuldigungen zu ihm gegangen, hätten sie überzogen und egoistisch in seinen Ohren geklungen, und er hätte geglaubt, ich wolle mich an die Spitze der Thronfolge drängen. Ich war der Überzeugung, Robert wäre eher geneigt zuzuhören, wenn der Vorwurf aus Lord Arryns Mund käme, denn ihn hat er geliebt.«

»Aha«, meinte Renly, »da haben wir also das Wort eines Toten.«

»Glaubst du, er sei durch Zufall gestorben, du blinder Narr? Cersei hat ihn vergiften lassen, weil sie fürchtete, er könne ihr Geheimnis aufdecken. Lord Jon hatte sichere Beweise gesammelt …«

»Die zweifellos mit ihm ins Grab gesunken sind. Wie ärgerlich. «

Catelyn kramte in ihren Erinnerungen und setzte verschiedene Teilchen zusammen. »Meine Schwester Lysa hat die Königin des Mordes an ihrem Gemahl beschuldigt, und zwar in einem Brief, den sie mir nach Winterfell geschickt hat«, sagte sie. »Später auf der Ehr hat sie Tyrion den Mord vorgeworfen.«

Stannis schnaubte. »Wenn man in ein Schlangennest tritt, ist es gleichgültig, welche zuerst zustößt.«

»Diese Geschichte von Schlangen und Inzest ist ja sehr hübsch, aber sie ändert nichts. Vielleicht hast du den größeren Anspruch, Stannis, aber ich habe immer noch die größere Armee.« Renly schob die Hand in seinen Umhang. Stannis bemerkte die Bewegung und griff nach seinem Schwert, doch bevor er die Klinge ziehen konnte, holte sein Bruder einen … Pfirsich hervor. »Möchtest du einen, Bruder?«, fragte Renly lächelnd. »Aus Rosengarten. So etwas Süßes hast du noch nie gegessen, das verspreche ich dir.« Er biss hinein. Der Saft rann ihm aus den Mundwinkeln.

»Ich bin nicht hergekommen, um Obst zu essen.« Stannis kochte vor Zorn.

»Mylords!«, rief Catelyn. »Wir sollten die Bedingungen für ein Bündnis besprechen, anstatt uns gegenseitig zu verhöhnen. «

»Dem Geschmack eines Pfirsichs sollte sich kein Mann verweigern«, sagte Renly, während er den Kern fortwarf. »Möglicherweise ist das seine letzte Chance. Das Leben ist kurz, Stannis. Denk dran, was die Starks sagen: Der Winter naht.« Er wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab.

»Ich bin auch nicht hergekommen, um mich bedrohen zu lassen.«

»Wurdest du auch nicht«, fauchte Renly zurück. »Wenn ich dir drohe, wirst du es schon merken. Um der Wahrheit willen, ich habe dich nie gemocht, Stannis, aber du bist von meinem Blut, und deshalb möchte ich dich nicht töten. Wenn du also Sturmkap möchtest, nimm es … als Geschenk eines Bruders. So wie es Robert einst mir gab, reiche ich es an dich weiter.«

»Es gehört dir gar nicht. Dem Recht nach steht es mir zu.«

Seufzend drehte sich Renly halb im Sattel um. »Was soll ich bloß mit diesem Bruder anfangen, Brienne? Er nimmt meinen Pfirsich nicht an, meine Burg will er auch nicht, er ist nicht einmal zu meiner Hochzeit erschienen …«

»Wir wissen beide, dass deine Hochzeit ein Mummenschanz war. Vor einem Jahr wolltest du das Mädchen noch zu einer von Roberts Huren machen.«

»Vor einem Jahr wollte ich sie zu Roberts Königin machen«, entgegnete Renly, »aber was zählt das schon? Der Keiler hat Robert bekommen, und ich Margaery. Und sie ist als Jungfrau zu mir gekommen.«

»In deinem Bett wird sie vermutlich auch als solche sterben. «

»Oh, ich erwarte, dass ich im nächsten Jahr einen Sohn von ihr bekommen werde. Und nun, Stannis, wie viele Söhne hast du? Ach ja – keinen.« Renly lächelte unschuldig. »Und was deine Tochter betrifft, so kann ich dich verstehen. Wenn meine Frau so aussähe wie deine, würde ich auch lieber den Narren zu ihr schicken.«

»Genug!«, brüllte Stannis. »Ich lasse mich nicht verhöhnen, verstanden? Das lasse ich nicht zu!« Er riss das Langschwert aus der Scheide. Der Stahl glänzte seltsam hell im fahlen Sonnenlicht, mal rot, mal gelb, mal blendend weiß. Die Luft um die Klinge herum schien wie von Hitze zu flimmern.

Catelyns Pferd wieherte und trat einen Schritt zurück, doch Brienne, die ebenfalls das Schwert gezogen hatte, ritt zwischen die beiden Brüder. »Steckt Eure Klinge ein«, schrie sie Stannis an.

Cersei Lennister lacht sich tot, dachte Catelyn müde.

Stannis deutete mit der schimmernden Klinge auf seinen Bruder. »Es ist nicht so, als würde ich keine Gnade kennen«, donnerte ausgerechnet er, der niemals Gnade walten ließ. »Und ich will Lichtbringer auch nicht mit dem Blut meines Bruders besudeln. Im Namen der Mutter, die uns beide zur Welt gebracht hat, werde ich dir eine Nacht Zeit lassen, deine Torheit zu überdenken, Renly. Senk deine Fahnen und komm vor der Dämmerung zu mir, dann werde ich dir Sturmkap und deinen alten Sitz im Rat geben und dich sogar zu meinem Erben ernennen, solange ich keinen Sohn habe. Verweigerst du dich mir, werde ich dich vernichten.«

Renly lachte. »Stannis, das ist ein sehr hübsches Schwert, das versichere ich dir, aber ich glaube, sein Glanz hat deine Augen getrübt. Schau einmal über das Feld, Bruder. Kannst du all die Banner dort sehen?«

»Meinst du, ein paar Ballen Tuch machen dich zum König? «

»Tyrells Schwerter machen mich zum König. Esch und Tarly und Caron machen mich zum König, mit Axt und Streithammer und Morgenstern. Pfeile von Tarth und Lanzen von Fünfrosen. Fossowey, Cuy, Mullendor, Estermont, Selmy, Hohenturm, Eichenherz, Kranich, Kaswell, Schwarzgitter, Morrigen, Biengraben, Schermer, Dunn, Fersen … sogar das Haus Florent, die Onkel und Brüder deiner eigenen Frau, sie alle machen mich zum König. Alle Ritter des Südens reiten an meiner Seite, und das ist noch der kleinste Teil meiner Macht. Meine Fußsoldaten folgen ihnen, hunderttausend Schwerter und Speere und Piken. Und du willst mich vernichten? Womit denn, bitte schön? Mit dem armseligen Pöbel, der sich da vor den Mauern der Burg drängt? Ich schätze sie großzügig auf fünftausend, Kabeljaulords, Zwiebelritter und Söldner. Die Hälfte des Haufens wird vermutlich zu mir überlaufen, ehe die Schlacht beginnt. Du hast nicht einmal vierhundert Berittene, berichten meine Kundschafter – freie Ritter in Lederharnischen, die meinen Gepanzerten nicht eine Minute standhalten werden. Mir ist es gleichgültig, für wie erfahren du dich als Krieger hältst, Stannis, dieses Heer wird nicht einmal den ersten Angriff meiner Vorhut überstehen.«

»Wir werden ja sehen, Bruder.« In der Welt schien es ein wenig dunkler zu werden, als Stannis sein Schwert in die Scheide zurückschob. »Im Morgengrauen werden wir es sehen. «

»Ich hoffe, dein neuer Gott kennt Gnade, Bruder.«

Stannis schnaubte und galoppierte voller Verachtung davon. Die Rote Priesterin verweilte noch kurz. »Ihr solltet Euch besser um Eure eigenen Sünden kümmern, Lord Renly«, sagte sie und riss ihr Pferd herum.

Zusammen kehrten Catelyn und Lord Renly ins Lager zurück, wo seine Tausende und ihre Wenigen warteten. »Es hat zwar nichts gebracht, war aber wenigstens amüsant«, bemerkte er. »Ich frage mich, wo ich ein solches Schwert bekommen kann. Nun, ohne Zweifel wird Loras es mir nach der Schlacht zum Geschenk machen. Ich bedauere, dass es so weit kommen musste.«

»Ihr habt eine fröhliche Art zu bedauern«, sagte Catelyn, die ihren Kummer nicht verbergen konnte.

»Ja?« Renly zuckte die Achseln. »Mag sein. Stannis war mir nie der liebste Bruder, das will ich gern zugeben. Glaubt Ihr, diese Geschichte ist wahr? Falls Joffrey wirklich der Sprössling des Königsmörders ist …«

»… wäre Euer Bruder der rechtmäßige Erbe.«

»Solange er lebt«, gab Renly zu. »Trotzdem ist es ein dummes Gesetz, stimmt Ihr mir da nicht zu? Warum der älteste Sohn und nicht der am besten geeignete? Die Krone passt mir, wie sie Robert nie passte und Stannis nie passen wird. Ich trage es in mir, ein großer König zu werden, stark und großzügig, klug, gerecht, gewissenhaft, meinen Freunden treu und Furcht erregend meinen Feinden gegenüber, dabei jedoch geduldig und zur Vergebung bereit …«

»… bescheiden«, ergänzte Catelyn.

Renly lachte. »Einen kleinen Makel müsst Ihr einem König schon zugestehen, Mylady.«

Catelyn fühlte sich sehr müde. Alle Mühe war vergeblich gewesen. Die beiden Baratheonbrüder würden sich gegenseitig zerfleischen, während ihr Sohn allein den Lennisters entgegentreten musste, und sie konnte nichts sagen oder tun, um das zu verhindern. Höchste Zeit, dass ich nach Schnellwasser zurückkehre, um meinem Vater die Augen zu schließen, dachte sie. Wenigstens das kann ich tun. Ich mag ein schlechter Unterhändler sein, doch trauern kann ich gut, mögen die Götter mich beschützen.

Das Lager lag auf einem steinigen Hügel, der sich in Nord-Süd-Richtung erstreckte. Es war weit ordentlicher als das ausgedehnte Lager am Mander, allerdings auch nur ein Viertel so groß. Als Renly von dem Überfall seines Bruders auf Sturmkap erfahren hatte, hatte er das Heer geteilt, wie Robb es bei den Zwillingen getan hatte. Seine zahllosen Fußsoldaten waren in Bitterbrück bei seiner jungen Königin geblieben; ebenso die Wagen, Karren, Zugtiere und die sperrigen Belagerungsmaschinen, während Renly die Ritter und berittenen Söldner persönlich in einem schnellen Marsch nach Osten geführt hatte.

Wie er seinem Bruder Robert ähnelte, sogar in dieser Hinsicht, nur hatte Robert stets Eddard Stark gehabt, der seine Verwegenheit mit Vorsicht dämpfte. Ned hätte gewiss darauf bestanden, dass Robert seine gesamte Streitmacht herbrachte, Stannis umzingelte und den Belagerer belagerte. Diese Möglichkeit hatte Renly außer Acht gelassen und war einfach Hals über Kopf losgestürzt. Der Versorgungstross mit all seinen Wagen, Maultieren und Ochsen lag mehrere Tage hinter ihm, und so musste es bald zur Schlacht kommen, oder er würde sein Heer nicht ernähren können.

Catelyn bat Hal Mollen, ihr Pferd zu versorgen, während sie Renly zum königlichen Pavillon im Herzen des Lagers begleitete. Im Inneren der grünen Seidenwände warteten seine Lords und Hauptmänner auf Nachrichten von der Unterredung. »Mein Bruder hat sich nicht verändert«, verkündete ihnen ihr junger König, derweil Brienne ihm den Mantel und die Krone aus Gold und Jade abnahm. »Burgen und Höflichkeiten genügen ihm nicht, er will Blut sehen. Nun, ich bin in der Stimmung, ihm diesen Wunsch zu gewähren.«

»Euer Gnaden, ich sehe keinen Grund, hier eine Schlacht zu schlagen«, warf Lord Mathis Esch ein. »Die Burg ist gut bemannt und verfügt über reichlich Vorräte. Ser Cortnay Fünfrosen ist ein erfahrener Kommandant, und bis heute wurde kein Katapult gebaut, welches die Mauern von Sturmkap brechen könnte. Gönnt Lord Stannis seine Belagerung. Er wird keine Freude daran haben, und während er hier hungrig und sinnlos in der Kälte herumsitzt, nehmen wir Königsmund ein.«

»Und die Männer werden sagen, ich fürchte mich, Lord Stannis entgegenzutreten?«

»Nur Narren werden das behaupten«, widersprach Lord Mathis.

Renly sah die anderen an. »Was meint Ihr?«

»Ich meine, Stannis stellt eine Gefahr für Euch dar«, erklärte Lord Randyll Tarly. »Wenn Ihr ihn jetzt in Ruhe lasst, wird er nur stärker werden. Eure eigene Stärke wird jedoch durch die Schlacht vermindert. Die Lennisters können nicht in einem Tag besiegt werden. Bis Ihr mit ihnen fertig seid, ist Stannis vielleicht so stark geworden wie Ihr … oder stärker. «

Andere stimmten zu. Der König wirkte zufrieden. »Dann werden wir also kämpfen.«

Ich habe Robb genauso enttäuscht wie Ned, dachte Catelyn. »Mylord«, rief sie, »wenn Ihr zur Schlacht entschlossen seid, ist meine Aufgabe hier beendet. Ich bitte um Eure Erlaubnis, nach Schnellwasser zurückzukehren.«

»Die werde ich Euch nicht erteilen.« Renly setzte sich auf einen Feldstuhl.

Sie erstarrte. »Ich hatte gehofft, Euch bei einem Friedensschluss behilflich zu sein. Im Krieg werde ich Euch nicht unterstützen. «

Renly zuckte mit den Schultern. »Ich wage die Voraussage, dass wir auch ohne Eure fünfundzwanzig Mann siegen werden, Mylady. Ihr sollt nicht an der Schlacht teilnehmen, Ihr sollt sie lediglich beobachten.«

»Ich war im Wisperwald, Mylord. Dort habe ich genug Metzeleien gesehen. Zu Euch kam ich als Gesandte …«

»… und als Gesandte werdet Ihr abreisen«, unterbrach Renly sie. »Allerdings klüger als vor Eurer Ankunft. Ihr sollt mit eigenen Augen sehen, auf welche Weise ich mit Aufrührern verfahre, damit Euer Sohn es aus Eurem Munde hört. Um Eure Sicherheit braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen.« Er wandte sich von ihr ab, um seinen Schlachtplan zu erläutern. »Lord Mathis, Ihr werdet den Hauptstoß des Angriffs führen. Bryk, Ihr übernehmt die linke Flanke. Die Rechte gehört mir. Lord Estermont, Ihr habt den Befehl über die Reserve. «

»Ich werde Euch nicht enttäuschen, Euer Gnaden«, antwortete Lord Estermont.

Lord Mathis Esch ergriff das Wort. »Wer führt die Vorhut an?«

»Euer Gnaden«, meldete sich Ser Jon Fossowey, »ich bitte um die Ehre.«

»Bittet, so viel Ihr wollt«, sagte Ser Guyard der Grüne, »dem Recht nach steht der erste Angriff einem der Sieben zu.«

»Man braucht mehr als einen hübschen Mantel, um einen Wall aus Schilden anzugreifen«, erklärte Randyll Tarly. »Ich habe Maes Tyrells Vorhut schon geführt, als Ihr noch an der Mutterbrust lagt, Guyard.«

Im Pavillon brach ein Tumult aus, als weitere Männer ihre Ansprüche geltend machten. Die Ritter des Sommers, dachte Catelyn. Renly hob die Hand. »Genug, Mylords. Wenn ich ein Dutzend Vorhuten hätte, würdet Ihr jeder eine bekommen, aber die größte Ehre steht dem größten Ritter zu. Ser Loras soll den ersten Angriff führen.«

»Von ganzem Herzen gern, Euer Gnaden.« Der Ritter der Blumen kniete vor dem König nieder. »Gewährt mir Euren Segen und einen Ritter, der an meiner Seite reitet und Euer Banner trägt. Hirsch und Rose ziehen gemeinsam in die Schlacht.«

Renly blickte sich um. »Brienne.«

»Euer Gnaden?« Sie trug immer noch ihre blaue Rüstung, hatte den Helm jedoch abgesetzt. Im Zelt war es wegen der vielen Anwesenden heiß, und Strähnen ihres gelben Haars klebten ihr schweißnass im breiten, schlichten Gesicht. »Mein Platz ist an Eurer Seite. Ich habe einen Eid geschworen, Euer Schild zu sein …«

»Einer von Sieben«, erinnerte der König sie. »Macht Euch keine Sorgen, vier Eurer Kameraden werden mich in den Kampf begleiten.«

Brienne kniete nieder. »Wenn ich schon in der Schlacht nicht bei Euch sein darf, Euer Gnaden, so gewährt mir die Ehre, Euch die Rüstung anzulegen.«

Catelyn hörte jemanden hinter sich kichern. Sie liebt ihn, die Arme, dachte sie traurig. Sie spielt seinen Knappen, damit sie ihn berühren darf, und es ist ihr gleichgültig, wenn sie deshalb für eine Närrin gehalten wird.

»Gewährt«, sagte Renly. »Jetzt lasst mich allein, Ihr alle. Sogar Könige müssen sich vor einer Schlacht ausruhen.«

»Mylord«, wandte sich Catelyn an ihn, »im letzten Dorf, das wir passierten, gab es eine kleine Septe. Da Ihr mir schon nicht gestattet, nach Schnellwasser aufzubrechen, lasst mich wenigstens dorthin reiten und beten.«

»Wie Ihr wünscht. Ser Robar, eskortiert Lady Stark sicher zu dieser Septe … aber sorgt dafür, dass sie bis zum Morgengrauen zurück ist.«

»Ihr solltet ebenfalls beten«, sagte Catelyn.

»Um den Sieg?«

»Um Weisheit.«

Renly lachte. »Loras, bleibt hier und helft mir beten. Es ist schon so lange her, ich glaube, ich habe vergessen, wie es geht. Was den Rest betrifft: Beim ersten Licht sitzt jeder von Euch bewaffnet und gerüstet auf seinem Pferd. Stannis soll einen Morgen grauen sehen, den er so schnell nicht wieder vergisst.«

Die Dämmerung legte sich über das Lager, als Catelyn den Pavillon verließ. Ser Robar Rois gesellte sich zu ihr. Sie kannte ihn flüchtig – er war einer von Bronze Yohns Söhnen, sah auf derbe Art gut aus und war als Turnierkämpfer recht bekannt. Renly hatte ihn mit einem Mantel seiner Regenbogengarde und einer blutroten Rüstung beschenkt und ihn zu einem seiner Sieben ernannt. »Ihr seid ein hübsches Stück vom Grünen Tal entfernt, Ser«, sagte sie.

»Und Ihr weit von Winterfell, Mylady«, erwiderte er.

»Ich weiß, was mich hierhergeführt hat, aber weshalb seid Ihr gekommen? Dies ist nicht Eure Schlacht, genauso wenig wie meine.«

»Ich habe sie zu meiner Schlacht gemacht, als ich Renly zu meinem König erkoren habe.«

»Die Rois’ sind Gefolgsleute des Hauses Arryn.«

»Mein Hoher Vater schuldet Lady Lysa die Treue, und ebenso sein Erbe. Der zweitgeborene Sohn muss die Ehre suchen, wo er sie finden kann.« Ser Robar zuckte die Achseln. »Eines Tages ist man die Turniere leid.«

Er war höchstens einundzwanzig, dachte Catelyn, im gleichen Alter wie sein König … doch ihr König, ihr Robb, besaß mit fünfzehn mehr Weisheit, als dieser junge Mann je erwerben würde. Zumindest betete sie dafür, dass dem so war.

In Catelyns kleiner Ecke des Lagers schnitt Shadd Karotten in einen Topf, Hal Mollen würfelte mit dreien seiner Männer aus Winterfell, und Lucas Schwarzhain wetzte seinen Dolch. »Lady Stark«, grüßte Lucas, »Mollen sagt, bei Tagesanbruch wird es eine Schlacht geben.«

»Hal hat Recht«, antwortete sie. Und außerdem ein loses Mundwerk.

»Kämpfen wir oder fliehen wir?«

»Wir beten, Lucas«, gab sie zurück. »Wir beten.«

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