26

Ein Festessen, das Mr Hersheimer einigen Freunden am Abend des Dreißigsten gab, blieb in Hotelkreisen noch lange in Erinnerung. Es fand in einem der Privaträume des Savoy statt und Mr Hersheimers Anweisungen waren kurz und bündig. Er gab dem Küchenchef eine Blankovollmacht – und wenn ein vielfacher Millionär eine Blankovollmacht gibt, dann erhält er auch etwas dafür!

Jede nur denkbare Delikatesse wurde herbeigeschafft. Kellner trugen Flaschen erlesensten alten Weins herein. Die Blumen der Dekorationen übertrafen jede Vorstellung. Früchte aller Art und aller Jahreszeiten häuften sich. Die Schar der Gäste war klein, aber erlesen. Es waren der amerikanische Botschafter, Mr Carter, der, wie er sagte, sich die Freiheit genommen hatte, einen alten Freund mitzubringen, Sir William Beresford, der Erzdiakon Cowley, Dr. Hall, die beiden Jungen Abenteurer, Miss Prudence Cowley und Mr Thomas Beresford, und schließlich Miss Jane Finn.

Hersheimer hatte keine Mühe gescheut, Janes Erscheinen zu einem vollen Erfolg zu machen. Ein geheimnisvolles Klopfen hatte Tuppence an die Tür der Zimmerflucht geführt, die sie mit der jungen Amerikanerin teilte. Draußen stand Hersheimer. In seiner Hand hielt er einen Scheck.

«Hören Sie, Tuppence», begann er, «wollen Sie mir einen Gefallen tun? Nehmen Sie das und lassen Sie Jane für heute Abend richtig ausstatten. Sie werden heute Abend alle mit mir im Savoy essen. Ja? Scheuen Sie keine Ausgabe.»

«Darauf können Sie sich verlassen!», rief Tuppence. «Es wird ein Vergnügen sein. Jane ist wohl das hübscheste Mädchen, das ich kenne.»

«Das finde ich auch», stimmte Hersheimer ihr zu.

Seine Begeisterung reizte Tuppence. «Übrigens, Mr Hersheimer, Sie haben mich doch gefragt, ob ich Sie heiraten will. Ich habe es mir also reiflich überlegt…»

«Und?», fragte Hersheimer. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Tuppence lachte auf.

«Sie sind doch ein großer Idiot. Ich habe gleich gesehen, dass Sie keinen Penny für mich geben würden.»

«Aber keineswegs! Ich hatte und habe noch immer die größte Hochachtung vor Ihnen, ja, ich bewundere Sie…»

«Schon gut! Das sind Empfindungen, die schnell vergehen, wenn jemand anders – wenn die Richtige auftaucht. Nicht wahr, alter Freund, so ist es doch?»

«Ich weiß nicht, was Sie meinen», antwortete Hersheimer betreten. Tuppence lachte und schloss die Tür.

Der Neunundzwanzigste verlief genauso wie jeder andere Tag. Diejenigen Zeitungen, die auf möglicherweise drohende Terrorgefahren hingewiesen hatten, machten nun verlegene Rückzieher. Niemand wusste mehr recht, wie eigentlich die Nachrichten von bevorstehenden Unruhen oder gar von einem Staatsstreich entstanden waren. In den Sonntagszeitungen erschien eine kurze Nachricht über den plötzlichen Tod von James Peel Edgerton, dem berühmten Kronanwalt. Die Montagszeitungen befassten sich ausgiebig mit der Laufbahn des Verblichenen. Niemals jedoch verlautete etwas darüber, auf welche Weise er eigentlich den Tod gefunden hatte.

Tommy hatte mit seiner Beurteilung der Sache Recht behalten. Es war wirklich eine Organisation gewesen, die von einem einzigen Mann geführt wurde. Ihres geheimnisvollen Führers beraubt, zerfiel sie. Kramenin hatte England Sonntagfrüh verlassen. Die Bande war panikartig aus Astley Priors geflohen und hatte in ihrer Eile einige Schriftstücke hinterlassen, die sie hoffnungslos kompromittierten. Dazu kam noch ein kleines braunes Tagebuch aus der Tasche des Toten, das ein freilich nicht ganz klares Resümee der ganzen Verschwörung enthielt.

In Mr Carters Bewusstsein freilich hatte sich unauslöschlich die Szene eingebrannt, deren Zeuge er am Abend zuvor in Soho geworden war.

Er hatte den unheimlichen Raum betreten, in dem nun der Mann, der ein ganzes Leben hindurch sein Freund gewesen war, still dalag – ein Opfer seiner selbst. Aus der Brieftasche des Toten hatte er den unheilvollen Vertragsentwurf genommen und ihn an Ort und Stelle sogleich in Flammen aufgehen lassen.

Und nun also empfing am Abend des Dreißigsten Mr Julius P. Hersheimer seine Gäste im Savoy.

Als erster traf Mr Carter ein. In seiner Begleitung befand sich ein cholerisch aussehender alter Herr, bei dessen Anblick Tommy errötete. Er trat auf ihn zu.

«Was?», rief der alte Herr und musterte ihn, als würde ihn sogleich der Schlag rühren. «Du bist also mein Neffe! Keine sehr eindrucksvolle Erscheinung – aber du scheinst gute Arbeit geleistet zu haben. Deine Mutter hat dich offenbar doch anständig erzogen. Wollen wir den alten Streit begraben? Du bist mein Erbe und ich will dir in Zukunft eine feste monatliche Zahlung zukommen lassen. Chalmers Park solltest du nun als dein Heim betrachten.»

«Das ist wirklich sehr nett von dir.»

«Und wo ist die junge Dame, von der ich so viel gehört habe?»

Tommy stellte ihm Tuppence vor. «Was!», rief Sir William und betrachtete sie genau. «Die Mädchen sind auch nicht mehr das, was sie zu meiner Zeit waren!»

«Aber doch», antwortete Tuppence. «Ihre Kleider sind vielleicht anders, aber sie selber sind noch immer die Gleichen.»

«Na ja, Sie mögen Recht haben. Katzen bleiben Katzen.»

«Stimmt. Ich bin eine furchtbare Wildkatze.»

«Das glaube ich Ihnen», antwortete der alte Herr und lachte. Dann kam der Geistliche, ein wenig verwirrt von der Gesellschaft, in die er da geraten war. Er war zwar froh, dass sich seine Tochter so ausgezeichnet verhalten hatte, blickte sie jedoch von Zeit zu Zeit ein wenig nervös an.

Als nächster kam Dr. Hall. Ihm folgte der amerikanische Botschafter.

«Wollen wir uns nicht setzen?», sagte Hersheimer, als er seine Gäste einander vorgestellt hatte.

«Tuppence, wollen Sie bitte…»

Er deutete mit einer Handbewegung auf den Ehrenplatz. Aber Tuppence schüttelte den Kopf. «Nein, das ist Janes Platz. Wenn man bedenkt, wie sie in all den Jahren durchgehalten hat… Sie ist die Königin dieses Abends.»

Jane nahm verlegen den Platz ein. So schön sie schon früher ausgesehen hatte, ihre Erscheinung an diesem Abend stellte alles in den Schatten. Tuppence hatte ihre Aufgabe getreulich erfüllt. Das Modellkleid war eine Fantasie in Braun, Gold und Rot, wogegen sich das Weiß ihres schlanken Halses vorteilhaft abhob.

Bald war das Fest in vollem Gang und alle baten nun Tommy, einen vollständigen Bericht über die letzten Ereignisse abzugeben.

«Sie haben in dieser Angelegenheit überhaupt nie den Mund aufgetan», beschuldigte ihn Hersheimer. «Mir haben Sie erzählt, Sie reisten nach Argentinien. Wahrscheinlich hatten Sie dafür Ihre besonderen Gründe. Ihre Vorstellung, die ja auch Tuppence mit Ihnen teilte, ich sei Mr Brown, finde ich wahnsinnig komisch.»

«Dieser Gedanke ist nicht ganz auf ihrem eigenen Boden gewachsen», sagte Mr Carter. «Diese Möglichkeit wurde von dem großen Meister in die Diskussion geworfen, der dieses Gift sehr behutsam dosierte. Er war durch eine Notiz in einer New Yorker Zeitung auf diesen Gedanken gekommen und damit spann er dann sein Netz, das einigen von uns fast zum Verhängnis geworden wäre.»

«Ich habe ihn nie gemocht», erklärte Hersheimer. «Ich habe stets den Verdacht gehabt, dass er Mrs Vandemeyer zum Schweigen brachte. Aber erst als ich hörte, dass der Befehl zu Tommys Liquidierung gleich nach unserer Unterredung an jenem Sonntag eintraf, gelangte ich zu der Überzeugung, er sei der große Unbekannte.»

«Ich bin niemals darauf gekommen», klagte Tuppence. «Ich habe immer geglaubt, klüger als Tommy zu sein – aber er hat mich zweifellos glänzend geschlagen.»

Hersheimer stimmte ihr bei. «Tommy hat den Vogel abgeschossen. Und anstatt nun stumm wie ein Fisch dazusitzen, sollte er uns jetzt alles erzählen.»

«Da gibt es gar nichts Besonderes zu erzählen», antwortete Tommy verlegen. «Ich tappte völlig im Dunkeln – bis zu dem Augenblick, an dem ich Annettes Fotografie fand und mir klar wurde, dass sie Jane Finn war. Dann fiel mir ein, wie eindringlich sie den Namen ‹Marguerite› gerufen hatte – und dachte an die Bilder. Na ja, so kam es. Dann habe ich mir noch einmal alles vergegenwärtigt, um mir klar darüber zu werden, was ich falsch gemacht hatte.»

«Weiter», ermunterte ihn Mr Carter, als Tommy Anstalten machte, sich wieder in sein Schweigen zurückzuziehen.

«Die Geschichte mit Mrs Vandemeyer ließ mich nicht mehr in Ruhe, nachdem Hersheimer mir davon erzählt hatte. Er oder Sir James – einer von beiden musste der Schuldige sein. Als ich die Fotografie in der Schublade Hersheimers fand, nachdem er doch die Geschichte mit dem Inspektor Brown erzählt hatte, begann ich Hersheimer zu verdächtigen. Dann entsann ich mich, dass Sir James die falsche Jane Finn entdeckt hatte. Schließlich konnte ich mich weder für den einen noch für den anderen entscheiden und beschloss, weder nach der einen noch nach der anderen Richtung hin leichtsinnig zu sein. Für Hersheimer hinterließ ich eine Mitteilung – für den Fall nämlich, dass er Mr Brown sei –, der zufolge ich nach Argentinien abreiste, und ich ließ auch Sir James’ Brief mit dem Stellenangebot neben dem Schreibtisch zu Boden fallen, damit er sähe, es handle sich um eine durchaus ernst zu nehmende Sache. Dann schrieb ich meinen Brief an Mr Carter und rief Sir James an. Auf jeden Fall erschien es mir das Beste, ihm alles anzuvertrauen. Und so sagte ich ihm alles – nur nicht, wo meiner Ansicht nach die Papiere versteckt waren. Die Art und Weise, in der er mir half, Tuppence und Annette auf die Spur zu kommen, entwaffnete mich fast, aber doch nicht ganz. Ich legte mich noch immer nicht fest. Und dann erhielt ich das gefälschte Schreiben von Tuppence – und da wusste ich Bescheid!»

«Aber wieso denn?»

Tommy holte den Brief aus seiner Tasche und ließ ihn am Tisch herumgehen.

«Es ist ihre Schrift – aber die Unterschrift bewies mir, dass die Mitteilung nicht von ihr stammen konnte. Niemals hätte sie ihren Namen ‹Twopence› geschrieben. Nur jemand, der noch kein Schreiben mit ihrer Unterschrift erhalten hatte, konnte sich dieser Schreibweise bedienen. Hersheimer hatte Schreiben von ihr gesehen – er zeigte mir einmal eine Mitteilung von ihr an ihn. Aber an Sir James hatte sie nie geschrieben. Danach war alles einfach. Ich schickte Albert in aller Eile zu Mr Carter. Ich tat so, als ginge ich weg, kehrte jedoch zurück. Als Hersheimer mit seinem Wagen angebraust kam, dachte ich mir gleich, dass dies nicht zu Mr Browns Plan gehörte und dass es wahrscheinlich einiges Durcheinander geben würde. Ich wusste nun aber: Wenn Sir James nicht auf frischer Tat ertappt wurde, würde mir Mr Carter auf meine bloße Vermutung hin niemals glauben.»

«Das hätte ich auch nicht», warf Mr Carter ein.

«Deswegen habe ich die Mädchen zu Sir James geschickt. Ich war überzeugt, dass sie früher oder später im Haus in Soho auftauchen würden. Ich bedrohte Hersheimer mit der Pistole, denn Tuppence sollte dies Sir James berichten, damit er sich unseretwegen keine Gedanken mehr machte. In dem Augenblick, in dem die Mädchen verschwunden waren, bat ich Hersheimer, wie der Teufel nach London zu jagen, und unterwegs erzählte ich ihm die ganze Geschichte. Wir gelangten noch rechtzeitig zum Haus in Soho und trafen draußen Mr Carter. Nachdem wir mit ihm alles besprochen hatten, gingen wir hinein und versteckten uns hinter dem Vorhang in der Nische. Die Polizisten hatten Anweisung, falls sie gefragt wurden, zu antworten, es wäre niemand im Haus. Das ist alles.»

Einen Augenblick lang herrschte Schweigen.

«Übrigens», rief dann Hersheimer, als fiele es ihm gerade ein. «Was Janes Foto betrifft, so haben Sie alle Unrecht. Es wurde mir tatsächlich weggenommen, aber ich habe es wiedergefunden.»

«Wo denn?», fragte Tuppence.

«In dem kleinen Safe in Mrs Vandemeyers Schlafzimmer.»

«Ich wusste doch, dass Sie etwas gefunden hatten», sagte Tuppence vorwurfsvoll. «Um bei der Wahrheit zu bleiben – damals fing ich an, Sie zu verdächtigen. Warum haben Sie es denn nicht gesagt?»

«Ich war wohl auch schon sehr argwöhnisch. Man hatte mir das Bild schon einmal abgenommen und ich war fest entschlossen, niemanden wissen zu lassen, dass ich es wieder hatte, ehe ein Fotograf Kopien davon angefertigt hatte!»

«Wir alle haben das eine oder andere für uns behalten», erklärte Tuppence nachdenklich. «Die Arbeit für einen Geheimdienst bringt das wohl so mit sich.»

In der Pause, die folgte, holte Mr Carter ein kleines, schäbiges braunes Buch aus seiner Tasche.

«Beresford hat vorhin gesagt, ich hätte Sir James Peel Edgerton nicht für den Schuldigen gehalten, falls er nicht sozusagen bei frischer Tat ertappt würde. Das stimmt. Tatsächlich habe ich erst dann wirklich geglaubt, dass alles auf Wahrheit beruhte, als ich die Eintragungen in diesem kleinen Buch gelesen hatte. Dieses Buch wird in den Besitz von Scotland Yard übergehen und der Öffentlichkeit nicht zugänglich sein. Ihnen aber, die Sie die Wahrheit kennen, möchte ich jetzt einige Abschnitte aus diesem Tagebuch vorlesen, die ein gewisses Licht auf die außergewöhnliche Mentalität dieses Mannes werfen.» Er schlug das Buch auf und blätterte in seinen dünnen Seiten.

«… Es ist Wahnsinn, dieses Tagebuch zu führen. Ich weiß es. Es enthält das Beweismaterial gegen mich. Ich bin aber niemals davor zurückgeschreckt, etwas zu wagen. Und ich habe das dringende Bedürfnis, meinen Gedanken Ausdruck zu geben… Schon in früher Jugend wurde mir klar, dass ich über ungewöhnliche Fähigkeiten verfügte. Nur ein Narr unterschätzt seine Begabung. Meine Intelligenz war der des Durchschnitts weit überlegen. Ich wusste, dass ich zum Erfolg geboren war. Meine Erscheinung war das Einzige, was gegen mich sprach. Ich war still und wirkte unbedeutend – völlig alltäglich…

Als Junge wohnte ich einmal einem Mordprozess bei. Ich war von der Beredsamkeit und der mitreißenden Kraft des Verteidigers sehr beeindruckt. Zum ersten Mal kam mir da der Gedanke, meine Fähigkeiten auf diesem besonderen Gebiet zur Entfaltung zu bringen… Dann betrachtete ich den Verbrecher auf der Anklagebank: Der Mann war ein Dummkopf. Ich empfand für ihn tiefe Verachtung. Es waren die Gescheiterten, das Strandgut der Zivilisation, die zum Verbrechen getrieben wurden… Seltsam, dass intelligente Männer diese ungewöhnlichen Möglichkeiten offenbar niemals erkannt hatten. Was für ein großartiges Betätigungsfeld: Welch unbegrenzte Möglichkeiten! Ich war wie berauscht…

Angenommen, dass meine außerordentlichen Fähigkeiten tatsächlich erkannt würden – dass ich als Anwalt bei höchsten Gerichten berufen würde… Angenommen, dass ich mich politisch betätigte und eines Tages, sagen wir, vielleicht sogar Premierminister würde… Was dann? War das ein wirklich großes Ziel? War das Macht? Überall eingeengt und von dem demokratischen System, dessen Exponent ich dann sein würde, gefesselt? Nein – die Macht, von der ich träumte, war absolut. Die Diktatur! Eine solche Macht aber ließ sich nur außerhalb der Gesetze erringen. Man musste die Schwäche der menschlichen Natur ausnutzen… Man musste eine schlagkräftige Organisation schaffen, um schließlich die bestehende Ordnung umzustoßen und zu herrschen!

Ich sah, dass ich ein Doppelleben führen musste. Ich musste eine erfolgreiche Karriere machen, hinter der ich meine eigentliche Tätigkeit verbergen konnte. Auch musste ich mich zu einer bestimmten, fest umrissenen Persönlichkeit entwickeln. So nahm ich mir berühmte Kronanwälte zum Vorbild, ahmte ihre Gewohnheiten nach, studierte das Wesen ihrer Anziehungskraft. Wäre ich zur Bühne gegangen, so wäre ich wohl der größte Schauspieler der Welt geworden. Keine Verkleidung, keine Schminke, kein falscher Bart. Nur die Verwandlung in eine andere Persönlichkeit. Ich schlüpfte in sie hinein wie in eine neue Haut. Warf ich sie ab, war ich wieder ich selber: still, unauffällig, ein Mann wie jeder andere auch. Ich nannte mich Mr Brown. Es gibt tausende dieses Namens, es gibt tausende, die genauso aussehen wie ich…

In meinem offiziellen Beruf hatte ich Erfolg. Er konnte gar nicht ausbleiben. Ich werde auch in dem anderen Erfolg haben. Ein Mann wie ich kann ganz einfach nicht versagen…

Ich habe eine Biographie über Napoleon gelesen. Er und ich haben vieles gemeinsam…

Ich spezialisiere mich darauf, Verbrecher zu verteidigen. Ein Mann sollte sich um seinesgleichen kümmern…

Ein- oder zweimal hatte ich Angst. Das erste Mal in Italien. Eine Einladung zum Abendessen. Professor D. der berühmte Nervenarzt, war anwesend. Das Gespräch wandte sich den Geisteskrankheiten zu. Er sagte: ‹Sehr viele große Männer sind irre und niemand weiß es. Sie wissen es ja selber nicht.› Ich verstehe nicht, warum er mich dabei ansah. Es war ein seltsamer Blick. Er gefiel mir nicht…

Es geht alles nach meinen Wünschen. Ein Mädchen ist hereingeplatzt; ich glaube nicht, dass es wirklich etwas weiß. Wir müssen jedoch die ‹Estnische Glaswaren-Gesellschaft› aufgeben. Jetzt darf man nichts aufs Spiel setzen…

Alles geht gut. Der Verlust des Gedächtnisses ist störend. Es kann sich dabei nicht um Simulieren handeln. Kein Mädchen könnte mich täuschen!

Der Neunundzwanzigste… Das ist sehr bald…» Mr Carter hielt inne. «Ich will nicht auf die Einzelheiten des geplanten Staatsstreichs eingehen. Aber hier sind noch zwei kleine Eintragungen, die sich auf Sie drei beziehen. In Anbetracht der Ereignisse sind sie interessant: Indem ich das Mädchen dazu veranlasste, von sich aus zu mir zu kommen, ist es mir gelungen, sie unschädlich zu machen. Sie hat jedoch intuitive Eingebungen, die gefährlich werden könnten. Man wird sie aus dem Weg räumen müssen. Mit dem Amerikaner kann ich nichts anfangen. Er ist misstrauisch und kann mich nicht leiden. Aber er kann nichts wissen. Meine Tarnung ist völlig undurchsichtig. Manchmal fürchte ich, dass ich den anderen jungen Mann unterschätzt habe. Es ist schwierig, ihm Tatsachen zu verheimlichen. Er sieht alles…» Mr Carter schlug das Buch zu. «Was für ein Mann. Genie oder Wahnsinn, wer vermag das zu entscheiden?»

Es folgte ein Schweigen.

Dann erhob sich Mr Carter. «Ich möchte mein Glas erheben – auf die Jungen Abenteurer, deren Erfolg sie so glänzend gerechtfertigt hat!»

Unter großem Beifall stießen alle an.

«Aber wir möchten noch etwas anderes hören», fuhr Mr Carter fort. Er sah den amerikanischen Botschafter an. «Ich spreche, wie ich weiß, auch für Sie. Wir möchten Miss Jane Finn bitten, uns ihre Geschichte zu erzählen, die bis jetzt nur Miss Tuppence gehört hat – zuvor aber wollen wir auch auf ihre Gesundheit trinken. Auf die Gesundheit einer tapferen jungen Amerikanerin, der unser aller Anerkennung und Dank gebührt!»

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