Hotzenplotz kniete nieder, er stützte sich mit den Ellbogen auf den Boden und duckte sich. Kasperl und Seppel nahmen auf seinem Rücken Platz wie auf einer Bank, sie lehnten sich gegen den Bauzaun. Herr Dimpfelmoser erspähte sie, stieg vom Fahrrad und richtete seine Taschenlampe auf sie.
„Bist du das, Kasperl?"
„Ich denke: ja."
„Und Seppel ist auch dabei?"
„Warum fragen Sie?", meinte Seppel. „Wo Kasperl ist, bin ich auch."
„Dann ist es ja gut!" Herr Dimpfelmoser knipste die Lampe aus. „Großmutter ist in tausend Ängsten um euch."
„Wieso?", fragte Kasperl.
„Weil sie seit heute Morgen nichts von euch weiß."
„Von Kasperl und mir?", fragte Seppel.
Herr Dimpfelmoser war drauf und dran die Geduld zu verlieren.
„Habt ihr die Steckbriefe nicht gelesen? Sonst müsstet ihr wissen, dass Hotzenplotz bei Frau Schlotterbeck einen Einbruch verübt hat. Nicht auszudenken, wenn euch der Bursche gefangen hätte – das wäre euch schlecht bekommen!"
„Sie sehen ja selbst, dass wir heil und ganz sind", erwiderte Kasperl. „Wie kommen Sie übrigens ausgerechnet auf Hotzenplotz? Ist er beobachtet worden, wie er Frau Schlotterbecks Kugel gestohlen hat?"
„Das tut nichts zur Sache, der Fall ist ja sonnenklar. Für mich kommt als Täter nur er in Frage. Die Kugel ist weg – also kann ihm die Polizei nicht mehr auf die Finger schauen. Wenn überhaupt jemand einen Grund hatte bei Frau Schlotterbeck einzubrechen – dann er!"
Kasperl und Seppel versuchten Herrn Dimpfelmoser zu widersprechen.
„Das wissen wir zufällig besser! Wir schwören Ihnen, dass Hotzenplotz mit dem Raub der Kristallkugel nichts zu schaffen hat. Er ist unschuldig!"
„Papperlapapp!"
Herr Dimpfelmoser fuhr ihnen über den Mund, er ließ sie nicht ausreden.
„Marsch nach Hause mit euch – zu Großmutter! Es wird Zeit, dass ich mich aufs Ohr lege. Morgen früh ziehen Wasti und ich miteinander los: Und wo Hotzenplotz dann auch steckt – wir werden ihn finden und seiner gerechten Strafe zuführen. Das verspreche ich euch, so wahr man mich außer der Reihe zum Hauptwachtmeister befördert hat."
Er rasselte mit dem Säbel.
„Versprecht ihr mir hoch und heilig, dass ihr sofort nach Hause lauft?"
„Hoch und heilig, Herr Wachthauptmeister."
Herr Dimpfelmoser bestieg das Fahrrad. Kräftig trat er in die Pedale und fuhr davon. Die Freunde warteten, bis das Rücklicht verschwunden war, dann erhoben sie sich.
„Die Luft ist jetzt wieder rein, Herr Hotzenplotz."
Ächzend und stöhnend richtete sich der ehemalige Räuber auf und rieb sich das Kreuz.
„Ihr beiden seid ganz schön schwer, muss ich sagen. Und Dimpfelmoser hätte euch wenigstens anhören können! Wenn er mit Wasti Schlotterbeck auf mich Jagd macht, sitze ich bald wieder hinter Schloss und Riegel: Darauf könnt ihr Gift nehmen."
„Abwarten!", meinte Kasperl. „Sie dürfen natürlich auf keinen Fall in den Wald zurück ..."
„Wohin sonst?", fragte Hotzenplotz.
„Kommen Sie doch mit uns!", schlug ihm Kasperl vor. „In Großmutters Haus wird Sie niemand suchen: Dort sind Sie einstweilen sicher – und Seppel und ich haben Zeit um herauszukriegen, was mit Frau Schlotterbecks Kugel wirklich geschehen ist."