Rettung aus höchster Not


Die Freunde schoben das Fahrrad hinter den nächsten Haselstrauch. Kasperl ergriff die Hundeleine und Wasti zerrte ihn durch den Wald: an der Räuberhöhle vorbei, über Stock und Stein, an den Rand des Moores.

Draußen im Moor stand Herr Dimpfelmoser und schrie um Hilfe.

Er fuchtelte mit den Armen, der Helm war ihm über die Ohren gerutscht, sein Gesicht war von Angst gerötet.

„Heda!", rief Kasperl. „Was ist denn mit Ihnen los?"

„Seht ihr nicht, dass ich im Dreck stehe? Helft mir raus da, sonst ist es um mich geschehen!"

Auf der Suche nach Hotzenplotz musste Wasti die Spur von gestern erwischt haben.

Das war Kasperl und Seppel klar.

Und Herr Dimpfelmoser?

Er hatte vermutlich im Eifer den Weg verfehlt; da genügte ein halber Schritt und man saß in der Patsche.

„Warten Sie bitte – wir kommen, so rasch es geht!"

Vorsichtig tasteten sich die Freunde ins Moor hinaus. Nur keine blinde Hast jetzt! Bei jedem Tritt hieß es höllisch aufpassen.

„Schnell!", rief Herr Dimpfelmoser. „Wenn ihr nicht schnell macht, versacke ich hier mit Haut und Haar! Wer soll dann den Räuber fangen – und wie soll Frau Schlotterbeck ihre Kugel zurückbekommen?"

„Da können Sie ganz beruhigt sein", meinte Kasperl. „Frau Schlotterbecks Kugel haben wir längst gefunden. Nicht Hotzenplotz hat sie ihr weggemopst, sondern Wasti. Was sagen Sie nun?"

Herr Dimpfelmoser hatte im Augenblick andere Sorgen. Er steckte bis über die Waden im Schlamm – und mit jeder Sekunde, das spürte er, sank er tiefer ein.

„Wollt ihr zusehen, wie ich vom Moor verschluckt werde? Helft mir raus da, ihr beiden – helft mir doch!"

Kasperl verzog keine Miene.

„Eins nach dem anderen. Reden wir erst mal von Hotzenplotz."

„Als ob das nicht Zeit hätte!", rief Herr Dimpfelmoser. „Ich bitte dich!"

„Eben nicht!", widersprach ihm Kasperl. „Hotzenplotz hat die Kristallkugel nicht geraubt, das ist klar erwiesen. Geben Sie uns Ihr Wort, dass Sie ihn von jetzt an in Frieden lassen?"

„Mein großes, amtliches, ortspolizeibehördliches Ehrenwort – wenn ihr mich nur herauszieht!"

„Topp!", sagte Kasperl.

Er packte Herrn Dimpfelmoser an beiden Handgelenken, Seppel hakte die Finger in Kasperls Gürtel und Wasti, nicht faul, schnappte Seppel beim Hosenträger.

„Hau – ruck! Hau – ruck!"

Ein schweres Stück Arbeit war es, Herrn Dimpfelmoser aus dem Morast zu zerren – aber sie schafften es schließlich doch. Freilich: Die Stiefel und seine Strumpfsocken blieben im Moor zurück, das war nicht zu ändern.

„Barfuß am Leben ist auch was wert", stellte Kasperl fest.

Herr Dimpfelmoser wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.

„Ich danke euch – das war Rettung aus höchster Not! Und was nun?"

Sie führten ihn an den Rand des Moores zurück.

„Nun gehen Sie bitte nach Hause, Herr Dimpfelmoser, und nehmen ein heißes Fußbad – damit Sie uns keinen Schnupfen kriegen."

„Und ihr?"

„Wir beiden und Wasti erledigen alles Übrige. Wenn wir Glück haben, kann da nichts mehr schief gehen."

„Waff!", machte Wasti. „Waff! Waff!"

Das bedeutete in der Hundesprache:

„Verlassen Sie sich darauf, Herr Hauptwachtmeister!"




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