Es wurde für alle ein großes und unvergessliches Fest. Frau Schlotterbeck hatte zur Feier des Tages den Morgenrock gegen ein langes seidenes Kleid vertauscht. Herr Dimpfelmoser verehrte ihr einen Blumenstrauß, Hotzenplotz eine Flasche Sliwowitz – und Großmutter legte drei von den mittleren Kürbissen auf den Tisch.
„Für später."
Frau Schlotterbeck hatte türkischen Mokka gekocht, es gab Berge von Streuselkuchen und Mohrenkrapfen.
Wasti saß auf dem Ehrenplatz an der Tafel, er trug eine blaue Schleife hinter dem linken Ohr. Frau Schlotterbeck hatte ihm eine Schüssel voll Salzgurken vorgesetzt, weil er trotz allem ein vegetarischer Dackel geblieben war.
Man aß und man trank, man beglückwünschte Wasti zu seiner Erlösung. Er dankte den Gratulanten mit einem vergnügten „Waffwaff!".
Schließlich schnitt Großmutter einen der Kürbisse an.
„Ich könnte mir denken, dass es ein guter Nachtisch ist. Wer mag kosten?"
Kasperl und Seppel taten ihr den Gefallen und griffen zu.
„Es sind Kürbisse", sagte Großmutter, „die ich eigens gezüchtet habe – nach einem Geheimrezept meiner Schwiegertante."
Die Freunde bissen hinein und stutzten.
„Na?", fragte Großmutter. „Merkt ihr, wonach das schmeckt?"
„Ja", sagte Kasperl, „außen nach Schweizerkäse – und innen nach Rollmops."
Großmutter war entsetzt. „Nicht nach Schlagsahne?", rief sie. „Und nicht nach Himbeereis?"
„Nein", sagte Seppel.
„Dann muss ich den falschen Dünger verwendet haben!"
„Und?", meinte Kasperl. „Rollmops und Käse sind auch was Gutes – nach so viel Süßigkeiten!"
Frau Schlotterbeck stellte Teetassen auf den Tisch und füllte sie bis zum Rand mit Punsch.
„Trinken Sie, meine Lieben, trinken Sie – es soll Ihnen wohl bekommen!"
Ihr Blick fiel auf Hotzenplotz.
„Sie machen ja ein Gesicht wie ein saurer Hering. Haben Sie etwa Kummer?"
Der ehemalige Räuber kippte den Punsch hinunter.
„Wundert Sie das, Frau Schlotterbeck? Wenn ich an morgen denke, habe ich allen Grund dazu – wo ich doch nichts gelernt habe um mir auf ehrliche Weise mein Brot zu verdienen, verdammt noch eins!"
„Halb so schlimm!", rief Frau Schlotterbeck. „Wollen wir einen Blick in die Zukunft tun?"
„Wenn Sie das können ..."
Sie holte ein Kartenspiel aus der Truhe, dann schob sie die Tassen beiseite und legte die Karten auf.
„Dies hier“, erklärte sie, „ist die grüne Sieben – und das ist der Eichel-Ober. Schräg gegenüber davon liegt ... Ja wahrhaftig, wer sagt’s denn – jetzt kommt noch die rote Sau dazu! Wissen Sie, was das heißt?”
„Keine Ahnung."
„Das heißt", rief Frau Schlotterbeck, „dass Sie ein Wirtshaus aufmachen werden!"
„Ein-Wirtshaus?"
„Das Wirthaus >Zur Räuberhöhle im Wald< – oder wüssten Sie einen besseren Namen dafür?"
Hotzenplotz rutschte mit seinem Stuhl zurück. Es fehlte nicht viel und er wäre nach hinten umgekippt. Dann schlug er sich vor den Kopf und begann zu lachen.
„Hö-höööh, das ist wirklich kein schlechter Gedanke, Frau Schlotterbeck! Ihre Karten sind unbezahlbar! Ein Wirtshaus im Walde, hö-höööh! Und Sie, meine Herrschaften, wie Sie da sitzen, sind zur Eröffnung eingeladen – auf Räuberschmaus, Schwammerltunke mit Knoblauch und Sliwowitz ... Falls die Polizei nichts dagegen hat."
Herr Dimpfelmoser strich sich den Schnurrbart und hob die Punschtasse.
„Wenn Sie mich fragen, kann ich darauf nur antworten: Prosit, Herr Räuberwirt!"
„Prosit!", rief Kasperl – und „Prosit!", rief Seppel.
Dann aßen sie von den Käse-und-Rollmops-Kürbissen, bis sie Bauchweh bekamen und waren so glücklich, dass sie mit keinem Menschen getauscht hätten: nicht einmal mit sich selber.