Bergauf und bergab


Sie ließen Herrn Dimpfelmoser im Walde stehen und rannten zur Straße, wo sie das Fahrrad bestiegen. Seppel nahm Wasti auf dem Gepäckträger mit – und ab ging es, was die Pedale hergaben.

Am hinteren Türchen zu Großmutters Garten setzten sie Wasti auf alle Viere und Kasperl schlang sich das Ende der Hundeleine fest um das linke Handgelenk.

„Such Hotzenplotz, Wasti! Such Hotzenplotz!"

Der Krokodilhund ließ sich nicht lange bitten. Er schnupperte dahin, er schnupperte dorthin; dann stieß er ein kurzes, scharfes Gebell aus: „Wäff-wäff!" – und schon wetzte er los, dass Kasperl sich ganz schön abstrampeln musste um mit ihm Schritt zu halten.

Sie folgten fürs Erste der Landstraße, die nach Norden führte, obgleich ja Amerika, wie sie wussten, in westlicher Richtung lag – dann bog Wasti auf einen Feldweg ein.

Kasperl war nahe daran, erschöpft aus dem Sattel zu kippen.

„Lass mich mal!", bat Seppel.

Von jetzt an wechselten sie die Plätze in immer kürzeren Abständen.

Wasti hingegen blieb munter und frisch, er rannte auf seinen kurzen Beinen dahin wie mit Siebenmeilenstiefeln.

Sie fuhren durch Wald und Feld: Eine Weile bergauf, eine Weile bergab, eine Weile durch flaches Land – und plötzlich bemerkten die Freunde, dass sie in eine Gegend geraten waren, die sie von früher kannten.

„Guck mal!", rief Kasperl.

Er zeigte auf eine Dornenhecke, die sich um einen Haufen geborstener Mauersteine und Ziegel rankte. Schaudernd warfen sie einen Blick auf die traurigen Überreste von Petrosilius Zwackelmanns einstigem Zauberschloss.

„Weißt du noch, wie wir für ihn Kartoffeln geschält haben?", fragte Seppel. „Gut, dass er hin ist, der große und böse Zauberer Wackelzahn!"

Nun schlug Wasti den Weg nach der Hohen Heide ein.

Welch eine Überraschung für Kasperl!

Ob es die alte Wetterfichte noch gab, die einsam neben dem schwarzen Teich stand? Dort hatte er damals gesessen und auf den Mond gewartet.

„Du kannst dir nicht vorstellen, Seppel, wie froh ich war, als mir das Feenkraut unter der Fichte entgegenschimmerte: lauter silbrige, zarte Stängel mit silbrigen, zarten Blättchen ..."

Kasperl geriet ins Schwärmen.

„Ein winziger Büschel davon hat genügt um die Fee Amaryllis aus ihrer Verzauberung zu erlösen – nach sieben Jahren im Unkenpfuhl! – Übrigens ist sie mir gestern im Traum erschienen. Und weißt du, was sie gesagt hat?"

„Vorsicht!", rief Seppel. „Gleich rumpeln wir an den nächsten Baum!"

Kasperl konnte gerade noch ausweichen.

„Reichlich knapp!", meinte Seppel. „Statt an die Träume von gestern Nacht zu denken, solltest du lieber ein bisschen mehr auf den Weg achten!"




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