Kasperl und Seppel machten Frau Schlotterbeck klar, dass sie das Haus von Grund auf durchsuchen mussten. Es konnte ja sein, dass Herrn Dimpfelmoser ein wichtiger Hinweis entgangen war.
Der Witwe war alles recht. „Hauptsache, dass die Kugel gefunden wird! Ohne sie bin ich eine Würstelfrau ohne Würstel – falls ihr versteht, was ich damit sagen will."
Kasperl und Seppel durchsuchten das Haus vom Dachboden bis zum Keller. Sie guckten in jeden Schrank und in jeden Ofenwinkel. Unter Frau Schlotterbecks Lehnstuhl schauten sie nach, in der Wäschetruhe, im Nähkörbchen, in der Zigarrenkiste und auf dem Wandbord, wo das Geschirr stand.
Es ging schon auf elf und noch immer hatten sie nichts entdeckt – da kam Großmutter angerannt.
„Polizei!", rief sie. „Polizei! Ist Herr Dimpfelmoser nicht hier? Ich muss eine Anzeige machen, man hat mich bestohlen, ich bin beraubt worden! Polizei! Polizei!!"
Sie war vollkommen aus dem Häuschen, Kasperl und Seppel rückten ihr einen Stuhl zurecht.
„Erst mal hinsetzen, Großmutter – und dann schön mit der Ruhe!"
Großmutter pustete sich das Haar aus der Stirn.
„Dieser Hotzenplotz! Ist der Kerl doch in meinem Garten gewesen und hat mir ..."
Sie schnappte nach Luft.
„Zwei Kürbisse hat er mir vom Kompost gestohlen!"
„Zwei – Kürbisse?"
„Vorgestern waren noch alle zwanzig da – und jetzt fehlen zwei! Zwei von den kleineren."
„Hast du sie etwa gezählt?", fragte Kasperl.
„Ich zähle sie jeden zweiten Tag", sagte Großmutter. „Ist es nicht eine Schande, dass Hotzenplotz frei herumläuft und Kürbisse stiehlt? Herr Dimpfelmoser muss ihn sofort verhaften!"
„Sie sprechen mir aus der Seele!", ereiferte sich Frau Schlotterbeck. „Zustände sind das – da kann man sich bloß noch schütteln!"
Kasperl und Seppel schüttelten sich vor Lachen.
„Wollt ihr mir bitte verraten", rief Großmutter, „wie ich mir euer dummes Gelächter erklären soll?"
„Gern!", sagte Kasperl. „Herr Hotzenplotz hat mit den Kürbissen nichts zu tun – das sind Seppel und ich gewesen!"
Großmutter fiel aus allen Wolken. „Ihr beiden, sagst du?"
„Wir haben sie Wasti gegeben. Wer konnte denn ahnen, dass du die Dinger gezählt hast!"
„Das wird seine Gründe haben", erwiderte Großmutter. „Jedenfalls züchte ich meine Kürbisse nicht für Wasti, merkt euch das!"
„Aber ihm schmecken sie wenigstens!", hielt ihr Seppel entgegen. „Den einen hat er im Handumdrehen verschnurpst – und den zweiten, das hättest du sehen müssen: Mit dem hat er Schnauzball gespielt! Ich sage dir, Großmutter ..."
„Schnauzball?", rief Kasperl wie von der Wespe gestochen. „Schnauzball!"
Bei Seppels Bericht war ihm ein Gedanke gekommen.
„Wollen Sie wissen, Frau Schlotterbeck, wer die Kugel vom Tisch geholt hat? Sie werden staunen!"