Es musste wohl an den Baldriantropfen liegen, weil Großmutter sich am anderen Morgen weder vom Rasseln des Weckers stören ließ, noch vom Klingeln der Zeitungsfrau. Den Freunden war es nur recht, dass sie heute länger ausschlief als sonst.
Zum Frühstück setzten sie Hotzenplotz zwölf gebratene Eier vor. Hernach packte Kasperl ein Brot für ihn ein, ein Stück Speck, ein Stück Käse und eine geräucherte Kümmelwurst.
„Damit Sie uns nicht verhungern, Herr Hotzenplotz – und jetzt kommen Sie bitte, wir müssen Sie umquartieren. Wenn Seppel und ich aus dem Haus gehen, könnte es sein, dass Großmutter Sie hier oben entdeckt."
„Wieso?"
„Weil sie jeden Morgen heraufkommt, die Betten lüftet und alles aufräumt."
„Dann werde ich eben so lange im Schrank verschwinden", schlug Hotzenplotz vor.
„Da kennen Sie Großmutter aber schlecht! Einen Blick in den Schrank tut sie allemal."
„Und wenn ich mich unterm Sofa verkrieche?"
„Dort stöbert Sie Großmutter mit dem Besen auf, wenn sie ausfegt."
Hotzenplotz stieß einen Fluch aus.
„Großmutter wird mir langsam unheimlich! Habt ihr denn keinen Winkel im ganzen Haus, wo man vor ihr sicher ist?"
Kasperl und Seppel führten ihn in den Kartoffelkeller.
„Heute ist Freitag", erklärte Kasperl. „Da gibt es zu Mittag bei Großmutter Apfelstrudel mit Zimt und Zucker."
„Was hat das mit mir zu tun?"
„Mehr als Sie glauben, Herr Hotzenplotz!"
Kasperl hatte sich alles genau überlegt.
„Weil man zum Apfelstrudel keine Kartoffeln braucht, wird es Großmutter heute bestimmt nicht einfallen in den Kartoffelkeller zu gehen. Ist das nicht klar wie Schuhwichse?"
Hotzenplotz war nicht gerade erbaut von dem neuen Versteck. Es war finster hier unten und kühl – und wie muffig roch es in diesem Kellerloch! „Wenn ich wenigstens ab und zu eine Prise Schnupftabak nehmen könnte ..."
„Bloß nicht, Herr Hotzenplotz!"
Kasperl wehrte mit beiden Händen erschrocken ab.
„Essen Sie lieber von Zeit zu Zeit ein Stück Brot und ein bisschen Speck – oder schnuppern Sie an der Kümmelwurst! Es dauert ja höchstens bis heute Abend!"
„Wenn Großmutter aber trotzdem kommt?"
„Dann kriechen Sie unter die leeren Kartoffelsäcke und tun keinen Mucks – dort wird niemand nach Ihnen suchen."
„Ist gut", brummte Hotzenplotz. „Haltet ihr mir den Daumen?"
„Das sowieso!"
Kasperl und Seppel schlossen den Keller von außen ab. Sie holten den Gartenschlauch aus dem Schuppen und setzten die Wege um Großmutters Haus unter Wasser: Selbst Wasti mit seiner Spürnase sollte nicht merken, dass Hotzenplotz in der Nähe war.
Dann legten sie einen Zettel aufs Küchenfenster: