16. Kapitel

Aus irgendeinem Grund hatten sich Conways Gedanken eher mit den Auswirkungen der Explosion befaßt als mit deren Ursache. Vielleicht hatte er aber auch absichtlich nicht in diese Richtung denken wollen und sich statt dessen selbst weiszumachen versucht, daß die Explosion nicht durch einen Angriff auf das Hospital verursacht worden war, sondern irgendeine Art Unfall darstellte. Doch die unaufhörlichen Aufrufe und Mitteilungen aus den Lautsprechern erinnerten ihn an jeder Zwischenschleuse an die Wahrheit. Und auf dem Weg zu O’Maras Büro bemerkte er, daß sich alle doppelt so schnell wie sonst fortbewegten, allerdings stürmten sie in die entgegensetzte Richtung. Automatisch fragte er sich, ob diese Wesen seine eigenen Gefühle teilten, ob sie Angst hatten, sich schutzlos fühlten und wie er jeden Moment eine zweite Explosion erwarteten, die den Boden unter ihren dahineilenden Füßen auseinanderreißen könnte. Von Conway selbst schien jegliche Eile fehl am Platz, weil er, dem Verhalten der anderen nach zu urteilen, möglicherweise gerade auf den nächsten Explosionsort zulief.

Er mußte sich direkt dazu zwingen, langsam in das Büro des Chefpsychologen zu gehen, seine Wünsche genau darzulegen und O’Mara ruhig zu fragen, was geschehen war.

„Das waren sieben Schiffe“, entgegnete O’Mara und wies Conway auf die Couch, während er den Helm zur Übertragung des Schulungsbandes in die richtige Position herunterließ. „Anscheinend ganz kleine Dinger ohne ungewöhnliche Bewaffnung oder Abwehreinrichtungen. Es war ein kurzes, aber heftiges Gefecht. Drei Schiffe konnten entkommen, aber eins der vier vernichteten hat noch nach dem Beschuß durch die Verteidigungsflotte eine Rakete auf uns abgefeuert. Das war eine kleine Rakete mit chemischem Sprengkopf.

Das ist übrigens sehr merkwürdig“, fuhr O’Mara nachdenklich fort. „Denn wenn es ein Nuklearsprengkopf gewesen wäre, dann würde es jetzt kein Orbit Hospital mehr geben. Wir hatten die feindlichen Schiffe nicht so früh erwartet und waren deshalb ein wenig überrascht. Müssen Sie wirklich diese Patientin übernehmen?“

„Wie? Ach so, ja“, antwortete Conway. „Sie wissen ja: DBLR. Für die ist doch schon jede Schnittwunde ein Notfall. Und bis ein anderer Arzt sich die Patientin angesehen hat und wegen des Schulungsbands hierhergekommen ist, ist es vielleicht schon zu spät.“

O’Mara stöhnte laut auf. Seine kräftigen, kantigen, merkwürdig sanften Händen überprüften den Sitz des Helms und drückten Conway auf die Couch, dann sagte er: „Die haben versucht, ihren Angriff mit aller Kraft zu führen, es war wirklich brutal. Meiner Meinung nach war das ein klarer Beweis für die feindseligen Gefühle, die sie gegen uns hegen. Trotzdem haben sie bloß einen chemischen Sprengkopf eingesetzt, obwohl sie in der Lage gewesen wären, uns völlig zu vernichten. Eigenartig. Der Treffer hat allerdings auch eine gute Seite — dadurch sind nämlich die Zauderer endlich zu einem Entschluß gekommen. Jetzt werden alle, die ausharren wollen, auch wirklich hierbleiben, und diejenigen, die weg wollen, werden schleunigst abfliegen. Von Dermods Standpunkt aus ist das eine gute Sache.“

Dermod war als Flottenkommandant für die Verteidigung des Orbit Hospitals zuständig.

„. und jetzt machen Sie Ihren Kopf von allem frei“, schloß O’Mara griesgrämig, „oder wenigstens freier als sonst.“

Aber Conway mußte sich gar nicht anstrengen, seinen Kopf von allem frei zu machen — ein Vorgang, der die Aufnahme eines Physiologiebands im Gehirn unterstützte —, denn O’Maras Couch war wunderbar weich und bequem. Conway war sich dessen nie richtig bewußt gewesen, er schien direkt in der Couch zu versinken.

Ein heftiger Schlag auf die Schulter ließ ihn auffahren. O’Mara ermahnte ihn in bissigem Ton: „Schlafen Sie nicht ein! Gehen Sie ins Bett, wenn Sie mit Ihrer Patientin fertig sind. Mannon kommt in der Anmeldezentrale schon mit allem zurecht. Außerdem zerfällt das Hospital auch ohne Sie nicht gleich zu Staub, es sei denn, wir werden von einem Nuklearsprengkopf getroffen.“

Conway verließ das Büro, wobei sich schon die ersten Anzeichen zeigten, daß er in Gedanken allmählich doppelt zu sehen begann. Im Grunde war das Physiologieband eine Gehirnaufnahme einer medizinischen Kapazität der gleichen Spezies, der der zu behandelnde Patient angehörte. Doch der Arzt, der sich solch ein Band überspielen ließ, mußte danach sein Gehirn buchstäblich mit einer wildfremden Persönlichkeit teilen. Zumindest hatte der Betreffende das Gefühl, weil sich sämtliche Erinnerungen und Erfahrungen des Bandurhebers in das Gehirn des Empfängers einprägten, und nicht nur ausgewählte medizinische Datensätze. Physiologiebänder konnten nämlich nicht geschnitten werden.

Doch die DBLFs waren nicht so fremd wie einige der Wesen, mit denen Conway vorher sein Gehirn hatte teilen müssen. Obwohl die Kelgianer körperlich riesigen silbernen Raupen glichen, hatten sie vieles mit Terrestriern gemeinsam. Ihre Gefühlsreaktionen auf Reize wie Musik, ein Stück landschaftlicher Schönheit oder DBLFs vom anderen Geschlecht waren fast vollkommen identisch. Und der Kelgianer in Conways Gehirn mochte sogar Fleisch, weshalb er nicht an Salat zu verhungern brauchte, falls er das Band lange im Kopf behalten mußte. Was machte es da aus, wenn er sich wirklich unsicher fühlte, weil er auf nur zwei Beinen laufen mußte, oder feststellte, daß er beim Gehen rhythmisch einen Buckel machte? Als er schließlich die verlassene DBLF-Abteilung erreichte und im kleinen Operationssaal eintraf, in den man die Patientin gebracht hatte, machte es ihm nicht einmal mehr etwas aus, daß ein Teil seines Gehirns über Schwester Murchison wie über jedes andere Wesen dieser spindeldürren DBDGs von der Erde dachte.

Obwohl Murchison alles für ihn vorbereitet hatte, machte sich Conway nicht sofort an die Arbeit, da er wegen der Gedanken und der Persönlichkeit des großen kelgianischen Arztes in seinem Gehirn jetzt mit der Patientin wirklich mitempfinden konnte. Er erkannte die Ernsthaftigkeit ihres Zustands und wußte, daß mehrere Stunden heikler und schwierigster Arbeit vor ihm lagen. Gleichzeitig spürte er aber auch Müdigkeit und konnte kaum noch die Augen offenhalten. Es war für ihn schon anstrengend, die Füße zu bewegen, und bei der Überprüfung der Instrumente fühlten sich seine Finger müde und wie dicke Würste an. Ihm war klar, daß er in dieser Verfassung unmöglich arbeiten konnte, es sei denn, er wollte seine Patientin töten.

„Könnten Sie mir bitte eine Aufputschspritze fertig machen?“ bat Conway, wobei er die Zähne zusammenbiß, um nicht zu gähnen.

Einen Augenblick lang sah Murchison so aus, als ob sie Conway womöglich widersprechen wollte, denn Aufputschspritzen waren im Orbit Hospital verpönt. Man billigte ihren Einsatz nur im schlimmsten Notfall, und das aus sehr gutem Grund. Dennoch bereitete Murchison die Spritze vor und injizierte sie ihm schließlich, ohne ein Wort zu sagen. Dabei benutzte sie allerdings eine stumpfe Nadel und wandte beim Einstechen völlig unnötige Kraft auf. Obwohl ihm die Hälfte des Gehirns nicht mehr gehörte, merkte Conway deutlich, daß sie böse auf ihn war.

Und dann schlug die Spritze auf einmal an. Abgesehen von einem leichten Kribbeln in den Füßen und Flecken im Gesicht, die nur Murchison sehen konnte, fühlte sich Conway so scharfsichtig, wach und körperlich frisch, als ob er nach zehn Stunden Schlaf gerade aus der Dusche gekommen wäre.

„Wie geht es eigentlich der anderen Kelgianerin?“ fragte er plötzlich. Vor lauter Müdigkeit hatte er die Kelgianerin ganz vergessen, die er zusammen mit Murchison in der Schleuse zurückgelassen hatte.

„Die künstliche Beatmung hat sie wieder zu Bewußtsein gebracht“, antwortete Murchison matt und fuhr dann etwas lebhafter fort: „Aber sie hatte noch einen Schock. Ich hab sie nach oben in die Tralthanerstation geschickt, da sind immer noch einige vom medizinischen Fachpersonal.“

„Gut“, lobte Conway sie herzlich. Er wollte eigentlich noch mehr sagen, ihr auf persönlicherer Ebene schmeicheln, da er aber wußte, daß keine Zeit zum Herumstehen und Plaudern war, murmelte er nur vor sich hin: „Dann fangen wir mal an.“

Die Spezies der Klassifikation DBLF hatte, abgesehen von der dünnen,

engen Hülle rund ums Gehirn, kein Knochengerüst. Der Körper eines kelgianischen Wesens setzte sich aus einer Reihe von kreisförmigen Muskelbändern zusammen, die nicht nur zur Fortbewegung dienten, sondern auch dem Schutz der lebenswichtigen Organe im Körperinnern. Dieser Schutz war vom Standpunkt eines Lebewesens, dessen Körper von einem üppigeren Knochengerüst gestützt wurde, alles andere als ausreichend. Ein weiterer schwerwiegender Nachteil des kelgianischen Körperbaus war im Fall einer Verletzung das komplizierte und äußerst leicht verletzbare Kreislaufsystem — denn das Adernetz, das die gewaltigen, den Körper kreisförmig umgebenden Muskelbänder mit Blut versorgen mußte, verlief dicht unter der Haut. Zwar bot hier das dichte Fell einigen Schutz, aber eben nicht gegen große, gezackte Metallsplitter, die durch die Gegend flogen.

Folglich konnte eine Verletzung, die viele andere Spezies lediglich als oberflächlichen Kratzer ansahen, bei einem DBLF in Minutenschnelle zum Verbluten führen.

Conway operierte langsam und vorsichtig. Er löste das von Murchison in aller Eile aufgetragene Gerinnungsmittel auf, vernähte oder ersetzte beschädigte Hauptblutgefäße und verschloß die kleineren Verästelungen, die ihm wegen ihrer Feinheit sowieso keine andere Wahl ließen. Dieser Teil der Operation bereitete ihm die meisten Sorgen; nicht weil dadurch etwa das Leben der Patientin in Gefahr geraten wäre, sondern weil Conway wußte, daß der silberne Pelz an diesen Stellen nie wieder richtig wachsen würde. Wenn das Fell überhaupt nachwuchs, dann würde es gelb verfärbt und für einen männlichen Kelgianer optisch abstoßend sein. Die verletzte Schwester war eine außergewöhnlich gutaussehende Frau, und da konnte solch eine Verunstaltung eine wirkliche Tragödie darstellen. Conway hoffte, daß sie nicht zu stolz sein würde, diese Stellen ständig mit Kunstfell zu bedecken. Obwohl Kunstfell zugegebenermaßen nicht den prächtigen, tiefen Glanz des echten Fells besaß und bei näherem Hinsehen als künstliches Fell zu erkennen war, aber andererseits wirkte es eben optisch nicht so abstoßend wie dieser gelbe Naturpelz.

Noch vor einer Stunde wäre diese Kelgianerin für ihn lediglich eine Raupe unter vielen gewesen, dachte Conway. Eine Raupe, die er nur vom klinischen Standpunkt aus betrachtet hätte. Doch jetzt war er schon so weit, daß er sich über die Heiratsaussichten der Patientin Sorgen machte. Durch ein Physiologieband wurde man regelrecht dazu gezwungen, mit seinen ET-Patienten wirklich mitzufühlen.

Als er die Operation beendet hatte, rief er in der Anmeldezentrale an, beschrieb den Zustand der Patientin und drängte darauf, sie so schnell wie möglich zu evakuieren. Mannon sagte ihm, an den Schleusen würde zur Zeit ein halbes Dutzend kleinerer Schiffe liegen, die im Moment gerade Patienten an Bord aufnahmen. Die meisten dieser Schiffe seien für Sauerstoffarmer vorbereitet. Er nannte ihm zwei Schleusen in der Nähe der DBLF-Abteilung, von denen Conway sich eine aussuchen konnte. Mannon fügte hinzu, daß alle Patienten der Klassifikationen A bis G bis auf die wenigen Schwerkranken entweder schon abgeflogen waren oder eben im Begriff standen, das Hospital zu verlassen, und zwar zusammen mit Personalangehörigen derselben Klassifikation, denen O’Mara aus Sicherheitsgründen befohlen hatte zu gehen.

Von diesen Mitarbeitern des Hospitals hätten einige einen extremen Widerwillen gegen den Abflug an den Tag gelegt. Und ganz besonders ein uralter tralthanischer Diagnostiker, der das Pech hatte, Eigner einer privaten Raumjacht zu sein; ein Besitz, den man unter normalen Umständen sicherlich nicht gerade als Unglück angesehen hätte. Aber dieser Tralthaner wollte seine Jacht keinesfalls im Stich lassen, sondern — wenn es dazu kommen sollte — wie ein Kapitän zusammen mit seinem Schiff untergehen. Deshalb hatte man ihn offiziell des versuchten Hochverrats, der Störung des inneren Friedens und der Anstiftung zur Meuterei beschuldigen und festnehmen müssen. Das war die einzige Möglichkeit gewesen, ihn überhaupt auf ein Schiff zu bekommen.

Als Conway den Hörer auflegte, dachte er, daß man ihn mit viel weniger Mühe zum Verlassen des Orbit Hospitals bringen könnte. Er schüttelte wütend und über sich selbst beschämt den Kopf und gab Murchison die Anweisungen für den Transport der Patientin zum Schiff.

Für den ersten Abschnitt des Wegs durch die AUGL-Station, die ja jetzt durch ein Loch zum All hin offen war, mußte man die Kelgianerin in ein Druckzelt stecken. Im großen Becken befand sich kein Wasseratmer und auch kein Wasser mehr, denn es gab wirklich dringendere Dinge zu tun, als eine Abteilung instand zu setzen und wieder mit Wasser zu füllen, die höchstwahrscheinlich sowieso nie wieder benutzt werden würde. Beim Anblick des jetzt leeren, riesigen Beckens fühlte sich Conway furchtbar niedergeschlagen. Die Wände waren knochentrocken, und die üppige Unterwasservegetation, die die Station für die Insassen behaglicher erscheinen lassen sollte, hing von ihnen wie bröckelige, verfärbte Pergamentfetzen herab. Diese Niedergeschlagenheit hielt an, als er mit Murchison und der Kelgianerin die drei leeren Chlorebenen unter der AUGL-Station passierte und zu einem weiteren mit Luft gefüllten Abschnitt gelangte.

Hier mußten sie eine Pause einlegen, um einen Zug von TLTUs vorbeizulassen. Conway war froh, eine Zwangspause einlegen zu müssen; denn obwohl er sich selbst wegen der Aufputschspritze immer noch putzmunter fühlte, ließen bei Murchison die Kräfte allmählich merklich nach. Sobald sie ihre Patientin an Bord gebracht hatten, wollte er ihr befehlen, sich sofort ins Bett zu begeben.

Langsam fuhren sieben TLTUs in ihren Schutzkugeln vorbei. Diese waren auf Tragbahren befestigt worden, die von schweißgebadeten Pflegern mit angespannten Gesichtern gesteuert wurden. Auf diesen Kugeln sammelte sich jedoch, anders als bei denen der methanatmenden Lebensformen, kein Rauhreif an. Statt dessen ging von ihnen ein hoher, zitternder Pfeifton aus, der durch den Betrieb der Generatoren erzeugt wurde, die die Innentemperatur auf für die Insassen behagliche fünfhundert Grad Celsius hielten. Folglich war jede dieser vorbeifahrenden Kugeln von einem Hitzering umgeben, den Conway noch in sechs Metern Entfernung spüren konnte.

Wenn hier und jetzt ein zweiter Sprengkopf einschlagen würde und dabei eine dieser Kugeln platzte. Conway glaubte nicht, daß es eine schlimmere Art zu sterben gab, als wenn einem das in einer extrem heißen Dampfwolke gekochte Fleisch von den Knochen fiel.

Als sie schließlich die Patientin an der Schleuse dem medizinischen Offizier des Schiffs übergeben hatten, fiel es Conway schwer, die Augen auf einen Punkt zu richten, und seine Beine waren weich wie Gummi. Jetzt war es eigentlich angebracht, ins Bett zu gehen, dachte er, oder aber sich noch eine Aufputschspritze geben zu lassen. Er hatte sich gerade für die erste Möglichkeit entschieden, als ihn ein Offizier des Monitorkorps höflich abfing, dessen schwerer Schutzanzug noch die Kälte des Alls ausstrahlte.

„Die Opfer sind hier, Sir“, sagte der Offizier in dringlichem Ton. „Wir haben sie einfach mit einem Versorgungsschiff hergebracht, weil die Anmeldezentrale mit der Evakuierung beschäftigt ist. Wir haben an der Schleuse zur DBLF-Abteilung angedockt, aber da ist niemand. Sie sind der erste Arzt, dem ich begegnet bin. Können Sie sich um die Opfer kümmern?“

Conway wollte schon fragen, um welche Opfer es sich dabei handelte, konnte sich aber gerade noch rechtzeitig zurückhalten. Schließlich hatte es einen Angriff auf das Hospital gegeben, wie ihm plötzlich wieder einfiel. Den Angriff hatte man abgewehrt, und die Hauptsorge dieses Offiziers galt offensichtlich den dabei Verwundeten, egal, ob die Verletzungen schwer oder gering waren. Wenn er geahnt hätte, daß Conway viel zu beschäftigt gewesen war, um an das Gefecht und dessen Opfer zu denken.

„Wo haben Sie die Verletzten hingebracht?“ fragte Conway.

„Die sind noch auf dem Schiff“, antwortete der Offizier, wobei er sich etwas entspannte. „Wir hielten es für besser, daß sich erstmal jemand die Verwundeten ansieht, bevor wir sie transportieren. Denn einige sind. ich meine. ehm. würden Sie mir bitte folgen, Sir?“

Da lagen achtzehn Verwundete, die zertrümmerten Körper von aus Schiffswracks herausgefischten Männern. Sie steckten in Anzügen, die sich noch kalt anfühlten. Lediglich die Helme hatte man ihnen abgenommen, um festzustellen, ob sie überhaupt noch am Leben waren. Conway zählte drei Fälle von Dekompression. Bei den restlichen Verletzungen handelte es sich um unterschiedlich komplizierte Frakturen, von denen ein Fall ganz sicher ein eingedrückter Schädelbruch war. Glücklicherweise gab es keine Fälle von Strahlenverseuchung. Bisher war es also ein sauberer Krieg — sofern man Kriege überhaupt als sauber bezeichnen konnte.

Conway spürte, wie er langsam wütend wurde, unterdrückte aber seinen Zorn. Es war einfach nicht der geeignete Zeitpunkt, sich über blutende, asphyktische Patienten mit Knochenbrüchen oder die für ihren Zustand verantwortlichen Ursachen aufzuregen. Statt dessen stand er auf und wandte sich an Schwester Murchison.

„Ich brauche noch eine Aufputschspritze“, sagte er in schroffem Ton. „Das hier wird eine lange Behandlung. Aber zuerst muß ich das DBLF-Band löschen lassen und versuchen, Hilfe zusammenzutrommeln. Während ich weg bin, könnten Sie sich ja vielleicht schon mal darum kümmern, diese Männer aus den Anzügen rauszuholen und zum DBLF-Operationssaal fünf zu bringen. Danach sollten Sie Ihren Schlaf nachholen.

Und vielen Dank für alles“, fügte er verlegen hinzu — er wollte nicht zu viel sagen, weil der Monitor immer noch dicht neben ihm stand. Hätte er versucht, all das auszusprechen, was er Murchison sagen wollte, während achtzehn dringende Fälle um ihre Füße herum lagen, wäre der Offizier sicherlich empört gewesen, und Conway hätte ihm deswegen nicht einmal Vorwürfe machen können. Aber der Monitor hatte ja auch verdammt noch mal nicht seit drei Stunden an der Seite von Murchison gearbeitet, und das auch noch unter der Wirkung von Aufputschmitteln, die sämtliche Sinne steigerten.

„Falls es Ihnen helfen würde, könnte ich ja auch eine Aufputschspritze nehmen“, schlug Murchison unvermittelt vor.

Dankbar antwortete Conway: „Sie sind zwar ganz schön verrückt, meine Liebe, aber insgeheim hab ich gehofft, daß Sie so etwas sagen würden.“

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