20. Kapitel

Conway hatte geglaubt, er könnte sich gar nicht mehr schlechter fühlen, als es ihm vor ein paar Stunden nach der Entdeckung des Zusammenbruchs des Translatorsystems ergangen war. Er wollte diese Verantwortung unter keinen Umständen übernehmen, allein der Gedanke daran erschreckte ihn schon zu Tode. Bis zu diesem Moment hatte er gelegentlich davon geträumt, irgendwann einmal Leiter des Orbit Hospitals zu werden und die absolute Kontrolle über alle medizinischen Angelegenheiten innerhalb dieses riesigen Gebildes zu haben. Aber in diesen Träumen war das Hospital natürlich kein sterbender, vom Krieg erschütterter Koloß gewesen, der durch den Zusammenbruch der Verständigung zwischen seinen einzelnen lebenswichtigen Organen praktisch gelähmt war. Darüber hinaus hatte das Hospital dabei weder von tödlichen Waffen gestrotzt, noch an einem geradezu kriminellen Personalmangel oder an einer furchtbaren Überbelegung gelitten.

Wahrscheinlich hatte jemand wie er jedoch nur unter solchen Umständen zum Leiter dieses Hospitals werden können, sagte sich Conway betrübt. Dabei war er nicht einmal der beste zur Verfügung stehende Kandidat, sondern lediglich der einzige noch in Frage kommende. Trotzdem empfand er ein ganz unbeschreibliches Gefühl, eine Mischung aus Angst, Wut und Stolz darüber, daß er für die restlichen Tage oder Wochen seines Lebens diesem einmaligen Krankenhaus vorstehen sollte.

Conway sah sich kurz in der Station um und betrachtete die geordneten, wenn auch ungleichmäßigen Reihen tralthanischer und terrestrischer Betten und das in unauffälliger Weise tüchtige Personal. Das alles hatte er selbst zustande gebracht. Andererseits begann Conway aber auch allmählich einzusehen, daß er sich hier unten versteckt hatte und vor seiner Verantwortung davongelaufen war.

„Ich hab tatsächlich eine Idee“, sagte er plötzlich zu O’Mara. „Leider ist es keine gute Idee, und ich glaube, wir sollten in ihrem Büro darüber sprechen. Denn wahrscheinlich werden Sie gegen die Idee Einwände haben und diese auch lautstark äußern, und das könnte die Patienten stören.“

O’Mara blickte ihn scharf an. Als er antwortete, war der Zorn allerdings aus seiner Stimme gewichen, weshalb sie lediglich wieder den üblichen Sarkasmus aufwies. „Ich hab gegen sämtliche Ihrer Ideen etwas einzuwenden, Doktor. Ganz einfach deshalb, weil ich meine Gedanken immer beisammen hab.“

Auf dem Weg zu O’Maras Büro kamen sie an einer Gruppe ranghoher Offiziere des Monitorkorps vorbei, und der Major erklärte Conway, daß diese Offiziere zu Dermods Stab gehörten, der die Verlegung des taktischen Kommandos ins Orbit Hospital vorbereitete. Im Moment kommandierte Dermod von der Vespasian aus — selbst die Großkampfschiffe standen mittlerweile unter Beschuß, und fast wäre dem Flottenkommandanten die Domitian praktisch unter den Füßen weggeschossen worden.

Als Conway und O’Mara im Büro ankamen, sagte Conway: „Die Idee ist nicht gerade umwerfend, und als ich unterwegs die Monitore gesehen hab, ist mir sowieso noch eine bessere gekommen. Angenommen, wir bitten Dermod um die Benutzung der Schiffstranslatoren…“

O’Mara schüttelte den Kopf. „Das würde nicht funktionieren“, entgegnete er. „Daran hab ich auch schon gedacht. Die einzigen für uns überhaupt brauchbaren Übersetzungscomputer scheinen die auf den großen Schiffen zu sein. Aber diese Computer sind solch ein wesentlicher Bestandteil der Schiffskonstruktion, daß man das Schiff beim Ausbau praktisch zerstören würde. Unabhängig davon würden wir für den absoluten Minimalbedarf allein die Computer von zwanzig Großkampfschiffen benötigen. Wir haben aber keine zwanzig Großkampfschiffe mehr, und die übriggebliebenen kann Dermod, wie er selbst sagt, besser gebrauchen.

Und wie lautet Ihre nicht sehr gute Idee?“

Conway erzählte sie ihm.

Als er fertig war, musterte O’Mara ihn fast eine Minute lang. Schließlich sagte er: „Betrachten Sie ihre Idee als abgelehnt, und zwar auf entschiedenste Weise. Wenn Sie wollen, können Sie sich ja vorstellen, wie ich vor Wut hoch- und runterspringe und dabei auf den Schreibtisch einhämmere. Genau das würde ich nämlich tun, wenn ich nicht so verdammt müde wäre. Begreifen Sie denn nicht, worauf Sie sich da einlassen?“

Irgendwo unter ihnen ertönte ein furchtbares Krachen mit grotesken gongartigen Obertönen. Conway zuckte unwillkürlich zusammen und antwortete dann: „Ich glaube schon. Ich werde eine relativ starke geistige Verwirrung durchmachen und wohl auch körperliche Beschwerden haben. Ich hoffe aber, einen Großteil davon vermeiden zu können, indem ich das Wesen vom Physiologieband nur solange die Kontrolle über mich ergreifen lasse, bis ich das Gewünschte erreicht hab. Dann unterdrücke ich das Wesen wenigstens zum Teil wieder und nehme die Übersetzung vor. So hat das jedenfalls beim Tralthanerband funktioniert. Und es gibt keinen Grund, warum es nicht auch mit den Kelgianerbändern und allen anderen funktionieren sollte. Die Sprache der DBLFs müßte eigentlich ein Klacks sein, denn das Stöhnen der Kelgianer ist viel einfacher nachzuahmen als das Trompeten der Tralthaner.“

Conway hoffte, sich auf keiner Station sehr lange aufhalten zu müssen, denn eigentlich wollte er nur bis zur Beseitigung der am jeweiligen Ort bestehenden Übersetzungsprobleme bleiben. Einige der ET-Laute würde der terrestrische Sprechapparat sicherlich nur mit Schwierigkeiten nachahmen können, aber er hatte eine Idee, wie man bestimmte Musikinstrumente zur Erzeugung dieser Laute abändern müßte. Außerdem würde er wahrscheinlich nicht der einzige wandelnde Translator bleiben, denn bestimmt gab es noch ETs und andere terrestrische Ärzte, die ihm durch das Speichern von einem oder zwei Bändern helfen könnten. Vielleicht hatten das einige von ihnen bereits getan, bis jetzt jedoch noch nicht daran gedacht, die gespeicherten Kenntnisse auch für Übersetzungen anzuwenden. Während Conway das alles erläuterte, hatte seine Zunge Mühe, mit seinen rasenden Gedanken Schritt zu halten.

„Einen Moment mal“, unterbrach ihn O’Mara an einer bestimmten Stelle.

„Sie reden dauernd davon, die eine Persönlichkeit in den Vordergrund treten zu lassen, sie dann wieder zurückzudrängen, um dann zwei Persönlichkeiten zusammen zum Vorschein zu bringen und so weiter. Sie werden möglicherweise feststellen müssen, daß Sie gar nicht soviel Kontrolle über Ihr Gehirn und die darin gespeicherten Persönlichkeiten haben. Mehrere Physiologiebänder im Kopf sind eine heikle Sache, und Sie haben bisher noch nie mehr als zwei Bänder gleichzeitig gespeichert gehabt. Ich kenne doch Ihre Akten.“

O’Mara zögerte für einen Moment, dann fuhr er in ernstem Ton fort: „Sie bekommen schließlich die aufgezeichneten Erinnerungen eines ETs, der auf seinem Heimatplaneten als hochqualifiziert galt oder immer noch gilt. Dabei handelt es sich zwar nicht um einen Alien, der bewußt um die Herrschaft über ihr Gehirn kämpft, aber weil seine Erinnerung und Persönlichkeit direkt neben Ihrer eigenen eingeprägt wird, könnten Sie in Panik geraten, weil sie fürchten, daß der Alien die Kontrolle über Sie zu erlangen versucht. Sie müssen nämlich wissen, daß einige der Physiologiebänder von äußerst aggressiven Individuen stammen.

Mit den Ärzten, die zum erstenmal langfristig mehrere Bänder im Kopf speichern, gehen seltsame Dinge vor“, fuhr O’Mara fort. „Sie bekommen Schmerzen und Hautkrankheiten, und manchmal entwickeln sich bei ihnen sogar organische Funktionsstörungen. Natürlich hat das alles rein psychosomatische Ursachen, aber der Betroffene hat dieselben Schmerzen, als wenn er die Krankheiten aus rein körperlichen Gründen bekommen hätte. Diese Störungen können jedoch von einer willensstarken Persönlichkeit unter Kontrolle gehalten und sogar überwunden werden. Trotzdem würde der Verstand nur mit Stärke allein mit der Zeit unter dieser Last zerbrechen. Deshalb benötigt man zusätzlich zur Stärke auch geistige Flexibilität und irgend etwas, das sozusagen als mentaler Anker dient, etwas, das jeder selbst finden muß.

Angenommen, ich stimme Ihrer Idee zu“, schloß O’Mara abrupt, „wie viele Bänder würden Sie dann brauchen?“

Conway überschlug die Anzahl schnell im Kopf: Tralthaner, Kelgianer,

Melfaner, Nidianer, die ebenfalls im Hospital gebliebenen bewegungsfähigen Pflanzen, denen er vor seinem Abflug zum Planeten Etla begegnet war, sowie die Wesen, die Mannon zur Zeit des Raketeneinschlags auf seiner Station behandelt hatte. „FGLI, DBLF, ELNT, nidianischer DBDG, AACP und QCQL“, zählte Conway auf „Also sechs Bänder.“

O’Mara preßte die Lippen zusammen. „Mir würde es nichts ausmachen, wenn sich ein Diagnostiker diese Bänder einspielen lassen würde. Die sind ja daran gewöhnt, ihr Gehirn in sechs und mehr Teile zu spalten“, wandte er ein. „Aber Sie sind doch bloß.“

„Der ranghöchste medizinische Offizier des Hospitals“, beendete Conway den Satz lächelnd.

O’Mara machte nur „Hmpf“.

In der Stille konnten sie ein seltsames Aliengebrabbel und Stimmen von Terrestriern hören, die draußen auf dem Korridor vorbeikamen. Wer auch immer diese Laute hervorgebracht hatte, mußte sehr laut geschrien haben, denn das Büro des Majors sollte angeblich schalldicht sein.

„Na schön“, sagte O’Mara plötzlich, „Sie können es versuchen. Aber ich hab keine Lust, mich in meiner Eigenschaft als Psychologe mit Ihnen zu befassen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist nämlich viel größer, als Sie zu glauben scheinen. Wir haben viel zuwenig Ärzte, um es uns leisten zu können, daß Sie sich durch eine Zwangsjacke selbst außer Gefecht setzen, und deshalb werde ich Ihnen einen Wachhund zuteilen. Wir werden zusätzlich ein GLNO-Band auf Ihre Liste setzen.“

„Prilicla!“

„Ja. Als Empath hatte er es bei den hier vor kurzem überall ausgestrahlten Emotionen ziemlich schwer, und deshalb mußte ich ihn unter Beruhigungsmitteln halten. Aber Prilicla ist bestimmt in der Lage, geistig ein Auge auf Sie zu werfen, und kann Ihnen vielleicht behilflich sein. Und jetzt legen Sie sich bitte auf die Couch.“

Conway begab sich zur Couch hinüber, und O’Mara paßte den Helm an.

Dann sprach der Major sanft auf Conway ein; manchmal stellte er ihm Fragen, manchmal erzählte er nur. Er sagte, Conway würde während der Mehrfachübertragung das Bewußtsein verlieren und zum Erzielen der besten Ergebnisse mindestens vier Stunden lang schlafen — und Schlaf brauchte er ja sowieso. Wahrscheinlich, fuhr O’Mara fort, habe er sich diesen ganzen verrückten Plan überhaupt nur deshalb ausgedacht, um einen berechtigten Vorwand zum Schlafen zu haben. Vor ihm läge eine große Aufgabe, erzählte ihm der Psychologe in ruhigem Ton, denn er würde nicht nur aus sieben Wesen bestehen, sondern außerdem gleichzeitig auf sieben Stationen sein müssen. Deshalb würde der Schlaf ihm guttun.

„Schlaf wäre jedenfalls nicht allzu schlecht“, antwortete Conway und mühte sich ab, die Augen geöffnet zu halten. „Ich werde auf jeder Station nur so lange bleiben, bis ich ein paar Wörter und Redewendungen gelernt hab, die ich dann den Schwestern beibringen kann. Gerade so viel, daß sie den ET-Chirurg verstehen, wenn er „Skalpell“ oder „Zange“ oder „Schwester, hören Sie damit auf, mir dauernd auf die Pelle zu rücken“ sagt.“

Die letzten Worte, die Conway von O’Mara noch deutlich hörte, waren: „Behalten Sie Ihren Sinn für Humor, mein Junge, den werden Sie noch brauchen.“

Conway wachte in einem Raum auf, der zu groß und zu klein war und ihm auf sieben verschiedene Arten fremd und gleichzeitig vollkommen vertraut vorkam. Er fühlte sich überhaupt nicht ausgeruht. An der Zimmerdecke hielt sich ein kleines, riesiges, zerbrechliches, schönes, ekelhaftes, insektenartiges Lebewesen mit seinen sechs bleistiftdünnen Beinen fest. Dieses Lebewesen erinnerte ihn an seine schlimmsten Alpträume, nämlich an die amphibienartigen Cllels, die er auf dem Grund seines Privatsees zum Frühstück zu jagen pflegte. Bei diesem Anblick mußte Conway aber auch an viele andere Dinge denken, unter anderem an einen vollkommen normalen Cinrussker der Klassifikation GLNO, wie er selbst einer war. Der GLNO an der Decke fing leicht zu zittern an. Das war seine Reaktion auf die Emotionen, die Conway und seine sieben Gefährten ausstrahlten. Sie alle wußten, daß die GLNOs vom Planeten Cinruss Empathen waren.

Nachdem er sich an die Oberfläche eines Strudels aus Gedanken, Erinnerungen und Eindrücken von sieben Aliens und einem terrestrischen DBDG gekämpft hatte, kam Conway zu dem Schluß, daß es Zeit wäre, sich an die Arbeit zu machen. Prilicla stand sofort für den ersten Test seiner Idee zur Verfügung. Conway durchsuchte sein Gehirn nach den Erinnerungen und Erfahrungen des GLNOs und rief sie sich dann ins Bewußtsein. Daraufhin durchforschte er eine Flut von Alienwissen nach Kenntnissen, an die man zwar nicht bewußt denkt, die man jedoch ständig abruft: die der cinrusskischen Sprache.

Nein, nicht die der cinrusskischen Sprache, berichtigte er sich selbst mit Nachdruck, sondern die Kenntnisse seiner eigenen Sprache; er mußte nämlich genauso wie ein GLNO denken, fühlen und hören. Und allmählich fing er auch damit an.

Und das war keineswegs angenehm.

Er war jetzt ein Cinrussker, Angehöriger einer zerbrechlichen, insektenartigen Spezies von Empathen, die unter geringer Schwerkraft lebten. Das schöne, fein gezeichnete Ektoskelett und der jugendliche, schillernde Glanz auf Priliclas nicht ganz verkümmerten Flügeln wußte Conway erst jetzt richtig zu schätzen, genauso wie die Art, auf der Priliclas Mundwerkzeuge zitterten, weil der Empath Conways plötzliche Verzweiflung mitempfand, ein Empath zu sein. All die in seinem Leben als GLNO gesammelten Erinnerungen und Erfahrungen waren zwar die eines glücklichen und gesunden Empathen, aber Conway war eben kein wirklicher Empath. Er konnte Prilicla zwar sehen, doch die Fähigkeit, durch die der eine GLNO die Gefühle des anderen teilte, fehlte ihm. Durch die Empathie erhielt jedes Wort, jede Geste und jeder Gesichtsausdruck auf subtile Art Farbe, und deshalb war für Cinrussker der Aufenthalt in Sichtweite eines anderen Cinrusskers ein ungetrübtes Vergnügen. Conway konnte sich zwar an seine empathischen, sein ganzes Leben lang aufrechterhaltenen Kontakte erinnern, doch kam er sich vor wie ein Taubstummer.

Sein terrestrisches Gehirn besaß keine empathischen Fähigkeiten, und sie wurden ihm auch nicht durch die vom Physiologieband eingespeisten Erinnerungen zuteil.

Prilicla gab eine Folge von schnalzenden und summenden Lauten von sich. Conway hatte sich mit dem GLNO noch nie direkt unterhalten. Ihre Gespräche hatten bisher immer den Übersetzungsprozeß durchlaufen und dabei Satzmelodie und sämtliche Emotionen verloren. Trotzdem hörte Conway jetzt, wie Prilicla mit einer Stimme voller Sorge und Mitleid „Es tut mir leid“ sagte.

Als Antwort darauf versuchte Conway den weichen Triller und den Schnalzlaut nachzuahmen, aus denen Priliclas Name bestand; denn der Klang des terrestrischen Worts „Prilicla“ stellte lediglich eine schwerfällige Annäherung dar. Beim fünften Versuch brachte er erfolgreich eine Lautfolge hervor, die dem angestrebten Klang schon recht nahe kam.

„Das ist sehr gut, Freund Conway“, lobte ihn Prilicla mit Wärme. „Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß man Ihre Idee realisieren kann. Können Sie mich verstehen?“

Conway suchte nach den benötigten Wortklängen und formte sie behutsam. „Ja“, entgegnete er, „danke schön.“

Dann wagten sich die beiden auch an schwierigere Phrasen heran, nämlich an Fachausdrücke zur Vermittlung grober medizinischer und physiologischer Einzelheiten. Manchmal glückte Conway die Artikulation dieser Lautfolgen und manchmal auch nicht. Die beste Aussprache, die ihm gelang, klang wie cinrusskisches Kauderwelsch, aber er versuchte es unermüdlich weiter. Dann wurde er jedoch plötzlich unterbrochen.

„Hier O’Mara“, meldete sich eine Stimme aus dem Kommunikator im Zimmer. „Sie müßten inzwischen eigentlich wach sein, Doktor, deshalb erstatte ich Ihnen jetzt den neuesten Lagebericht. Wir werden immer noch angegriffen, aber die Situation hat sich ein wenig entspannt, da noch mehr freiwillige ETs zur Verstärkung unserer Streitkräfte eingetroffen sind. Dabei handelt es sich um Melfaner, noch ein paar Tralthaner und eine Truppe illensanischer Chloratmer. Sie werden sich demnächst also auch noch um PVSJs kümmern müssen, Doktor. Im Hospital selbst sieht es folgendermaßen aus.“

O’Mara gab nun eine genaue Aufschlüsselung der Verwundeten und des zur Verfügung stehenden Personals nach Spezies, Standort und Anzahl. Darüber hinaus teilte er nähere Daten über die in jedem Abschnitt herrschenden besonderen Probleme mit und nannte auch deren Dringlichkeitsgrad.

„.die Entscheidung, womit Sie anfangen wollen, liegt bei Ihnen“, fuhr er fort. „Und je eher Sie sich daran machen, desto besser. Aber für den Fall, daß Sie immer noch ein wenig durcheinander sein sollten, wiederhole ich das.“

„Nicht nötig“, unterbrach ihn Conway. „Ich hab alles mitbekommen.“

„Gut. Wie fühlen Sie sich?“

„Furchtbar. Entsetzlich. Und äußerst eigenartig.“

„Das ist in jeder Hinsicht eine normale Reaktion“, antwortete O’Mara trocken. „Ende.“

Conway löste die Riemen, mit denen er ans Bett gegurtet war, und schwang die Beine heraus. Sofort versteifte er sich, unfähig, die Bettkante loszulassen. Denn viele der Wesen, die jetzt das Gehirn mit ihm teilten, hatten schreckliche Angst vor dem Zustand der Schwerelosigkeit. Die Reaktion war rein instinktiv, deshalb war es sehr schwer, etwas dagegen zu unternehmen. Und als Conway feststellte, daß seine Füße nicht so wie Priliclas an der Decke hängen bleiben würden, geriet er einen Moment lang in zusätzliche Panik. Er lockerte den Griff um die Bettkante und bemerkte, daß er sich mit einer Gliedmaße festgehalten hatte, die bleich und schwammig war und sich furchtbar von den klaren und deutlichen Konturen des Mundwerkzeugs unterschied, das er eigentlich zu sehen erwartet hatte. Doch irgendwie schaffte er es, das Zimmer zu durchqueren, auf den Korridor zu gelangen und dort eine Strecke von fünfzig Metern zurückzulegen.

Dann wurde er angehalten.

Ein aufgebrachter Pfleger des Monitorkorps wollte von ihm wissen, warum er nicht im Bett liegen und von welcher Station er überhaupt kommen würde. Die Ausdrucksweise des Monitors war äußerst direkt und alles andere als respektvoll.

Jetzt erst wurde sich Conway seines abstoßend rosafarbenen Körpers bewußt, der groß, plump, zerbrechlich und zart zugleich wirkte. Ein wirklich schöner Körper, wie ihm ein Teil seines Gehirns beteuerte, wenn auch ein wenig zu schmächtig. Und dieses unförmige und mickerige Etwas war an der Verbindungsstelle mit den unteren Gliedmaßen von einem Stück weißem Stoff umgeben, das keinem offensichtlichen Zweck diente. Der Körper sah einfach fremdartig und lächerlich aus.

Verdammter Mist! dachte Conway, wobei er sich durch eine wirre, schier undurchdringliche Masse extraterrestrischer Sinneseindrücke an die Oberfläche zu kämpfen versuchte. Ich hab ja ganz vergessen, mich anzuziehen.

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