3. Kapitel

Der Lieutenant war zur umgehenden Behandlung seines gebrochenen Oberarmknochens fortgeschickt worden, und etwa zwanzig Minuten später, als Conway und Prilicla den EPLH-Patienten mit weit stärkeren Riemen als zuvor am OP-Tisch festbanden, bemerkten die beiden, daß die dunkle, scheinbar geheilte Hautpartie wieder genauso spröde und brüchig war wie vor der Behandlung. Offensichtlich hatte die Spritze, die Conway dem Patienten verabreicht hatte, trotz der starken Dosis nur eine vorübergehende Wirkung gehabt, was äußerst ungewöhnlich, ja eigentlich unmöglich war.

Seit Prilicla hinzugezogen worden war und sich der Fall dank seiner empathischen Fähigkeit nun in einem völlig neuen Licht darstellte, war Conway der festen Überzeugung, daß die Ursache der Krankheit ein psychologisches Problem sein mußte. Außerdem wußte er, daß ein stark verwirrter Geisteszustand einem Körper enormen Schaden zufügen konnte. Aber dieser Schaden hier war rein physischer Natur, und daß die Behandlungsmethode — deren nachhaltige Wirksamkeit von der Pathologie immer wieder nachgewiesen worden war — normalerweise anschlug, war eine ebenso unumstößliche Tatsache. Und unabhängig von der Schwere einer Krankheit dürfte sich kein Wesen einer physikalischen Realität entziehen können, denn letztendlich unterlag im Universum alles gewissen unveränderlichen Naturgesetzen.

Soweit Conway die Lage einschätzen konnte, gab es dafür nur zwei Erklärungen: Entweder wurden diese Naturgesetze von dem Patienten bewußt ignoriert — weil es sich wirklich um ein göttliches Wesen handelte, das diese Gesetze selbst geschaffen hatte und somit auch unterlaufen konnte —, oder jemand — oder irgendeine merkwürdige Kombination aus Zufällen und Fehlinformationen — spielte ihnen einen Streich. Conway zog die zweite Möglichkeit der ersten bei weitem vor, da ihm die erste zu abstrus erschien, um sie ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Innerlich weigerte er sich einfach, in dem Patienten etwas anderes als einen normalen, wenn auch etwas exotischen Extraterrestrier zu sehen.

Nichtsdestoweniger suchte Conway gleich darauf das Büro von Captain Bryson auf, dem Kaplan des Monitorkorps, und fragte den Geistlichen eine ganze Weile nach vornehmlich praktischen Erfahrungen in bezug auf Gotteserscheinungen aus — Conway war nun mal ein Mensch, der sich möglichst stets nach allen Seiten absichern wollte. Sein nächster Besuch galt Colonel Skempton, dem Leiter der Ingenieursdivision, die in erster Linie für das Nachschub- und Nachrichtenwesen und die Wartung des Orbit Hospitals verantwortlich war. Dort forderte er, zusammen mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Hintergrundinformationen, eine vollständige Abschrift des Bordbuchs an, das der Patient geführt hatte — also nicht nur die für den Mord relevanten Passagen.

Dann begab er sich in den AUGL-OP, wo er vor Medizinstudenten verschiedene Operationstechniken an unter Wasser lebenden ETs demonstrierte. Vor dem Mittagessen konnte er schließlich noch zwei Stunden in der Pathologie verbringen, während der er einiges über die Unsterblichkeit seines Patienten herausfand.

Als er in sein Zimmer zurückkehrte, lag ein dicker Papierstapel auf seinem Schreibtisch. Mit Entsetzen dachte er daran, wie er seine sechsstündige Freizeit würde verbringen müssen, zumal er etwas ganz anderes geplant hatte. Vor ihm tauchte das deutliche Bild der sehr tüchtigen und außergewöhnlich hübschen Schwester Murchison auf, mit der er sich in letzter Zeit regelmäßig traf. Aber die Schwester war derzeit in der FGLI-Entbindungsstation stark eingespannt, und sie würden erst wieder in zwei Wochen eine Freizeit miteinander verbringen können.

Unter den gegenwärtigen Umständen war das vielleicht sogar ganz in Ordnung so, dachte Conway, und er begann, sich in die Unterlagen einzuarbeiten, die ihm von Skempton geschickt worden waren.

Den Monitoren, die das Schiff des Patienten untersucht hatten, war es zwar nicht gelungen, die EPLH-Zeiteinheiten exakt in terrestrische Werte umzurechnen, aber mit ziemlicher Bestimmtheit hatten sie feststellen können, daß viele der auf Band aufgenommenen Logbuchaufzeichnungen etliche Jahrhunderte alt sein mußten und einige sogar schon zweitausend Jahre und mehr. Conway begann mit der ältesten Aufzeichnung und arbeitete sich sorgfältig bis zur jüngsten vor. Von Anfang an hatte er feststellen können, daß es sich dabei weniger um ein Tagebuch mit persönlichen Eintragungen handelte, da subjektive Anmerkungen relativ selten vorkamen, als vielmehr um eine Art Ansammlung von Notizen, von denen viele schwer verständliche technische Angaben enthielten. Die für den Mord relevanten Aufzeichnungen, die er als letztes unter die Lupe nahm, waren da schon sehr viel aufschlußreicher.

mein Arzt macht mich krank, er tötet mich regelrecht, lautete der letzte Eintrag. Ich muß etwas dagegen unternehmen. Wenn er zuläßt, daß ich krank werde, ist er ein schlechter Arzt. Ich muß ihn irgendwie loswerden…

Mit einem Seufzen legte Conway das letzte Blatt auf den Stapel zurück und nahm eine bequemere Position ein, um besser nachdenken zu können. Dazu legte er die Füße auf den Schreibtisch, kippte seinen Sessel ein ganzes Stück zurück und rutschte so weit nach unten, bis er praktisch auf seinem Nacken saß.

Was für ein unglaubliches Durcheinander! fluchte er im stillen.

Die Einzelteile des Puzzles hatte er jetzt allerdings beisammen — jedenfalls die meisten —, und sie mußten nur noch richtig zusammengesetzt werden. Da war zunächst der Krankheitszustand des Patienten, für das Hospital ein Routinefall, aber eindeutig lebensbedrohlich, wenn keine Behandlung eingeleitet wurde. Dann gab es die Angaben der beiden Ianer, die sich auf diese gottähnlichen und machthungrigen, aber in erster Linie wohltätigen Wesen bezogen und auch auf deren Begleiter, die ausnahmslos einer anderen Spezies angehörten und stets mit ihnen gemeinsam reisten und lebten. Diese Weggefährten mußten allerdings immer wieder ersetzt werden, da sie im Gegensatz zu den EPLHs alterten und starben. Außerdem gab es noch die beiden Berichte aus der Pathologie — nämlich zum einen die Abschrift, die er noch vor dem Mittagessen erhalten hatte, und zum anderen den mündlichen Bericht, den ihm Thornnastor, der FGLI–Chefdiagnostiker der Pathologie, während eines zweistündigen Gesprächs erstattet hatte. Thornnastor war der festen Überzeugung, der EPLH sei nicht wirklich unsterblich — und wenn ein Diagnostiker erst einmal von etwas fest überzeugt war, kam das in der Realität einer felsenfesten Gewißheit sehr nahe. Während eine Unsterblichkeit aus verschiedenen physiologischen Gründen heraus ausgeschlossen werden konnte, hatten die Testergebnisse allerdings immerhin bewiesen, daß der Patient über ein sehr langes Leben verfügen mußte oder sich hin und wieder Verjüngungskuren unterzogen hatte.

Schließlich gab es noch Priliclas Aussagen über den emotionalen Zustand des Patienten, und zwar vor und während der Behandlungsversuche der erkrankten Hautpartien. Laut Prilicla hatte der Patient dabei die ganze Zeit Gefühle der Verwirrung, Angst und Hilflosigkeit ausgestrahlt. Nach Erhalt der zweiten Injektion hatte der EPLH jedoch wild um sich geschlagen, und nach Priliclas eigenen Worten hätte er aufgrund des vehementen Gefühlsausbruchs des Patienten fast selbst einen Gehirnschlag erlitten. Jedenfalls war es ihm unmöglich gewesen, einen solch gewaltigen Gefühlsausbruch zu analysieren, zumal er sich innerlich auf die zuvor ruhigere emotionale Ausstrahlung des Patienten eingestellt hatte. Doch immerhin stimmte er mit Conways Meinung überein, daß die Umstände auf ein höchst schizoides Verhalten des EPLH schließen ließen.

Conway sank noch tiefer in seinen Sessel zurück, schloß die Augen und ließ die Einzelteile des Puzzles in Gedanken langsam zusammenwachsen.

Alles hatte seinen Anfang auf dem Planeten genommen, auf dem sich der EPLH zur dominanten Lebensform entwickelt hatte. Im Laufe der Zeit waren diese Wesen zu einer Zivilisation herangereift, die es bis zu interstellaren Raumflügen und zu einer hochentwickelten medizinischen Wissenschaft gebracht hatte. Ihre von Natur aus hohe Lebenserwartung war zudem künstlich verlängert worden, so daß man es einer relativ kurzlebigen Spezies wie den Ianern nicht verübeln konnte, die EPLHs für unsterblich zu halten. Für ihre hohe Lebenserwartung hatten diese Wesen allerdings einen ebenso hohen Preis zahlen müssen: Die Erhaltung der eigenen Art — das natürliche Streben nach Unsterblichkeit aller sterblichen Wesen also — war als erstes eingestellt worden. Dann hatte sich ihre Gesellschaft — fast gezwungenermaßen — in eine Unzahl raumreisender Einzelwesen aufgelöst, was schließlich zu einem seelischen Verfall führte, zumal das Risiko des rein körperlichen Verfalls praktisch nicht mehr existierte.

Was für bedauernswerte Halbgötter, dachte Conway.

Sie vermieden die Gesellschaft ihrer Artgenossen aus dem einfachen Grund, weil sie sich gegenseitig satt hatten — jahrhundertelang das Gehabe der anderen, deren Sprache und Meinungen und zudem fortwährend deren Anblick ertragen zu müssen, schien unendlich langweilig zu sein. Weil sie fortwährend gegen diese Langweile anzukämpfen hatten, und weil sie über ein enormes Wissen und unendlich viel Zeit verfügten, hatten sie sich die Lösung schwerwiegender gesellschaftlicher Probleme anderer Spezies zur Aufgabe gemacht. Dabei kümmerten sie sich als grundsätzlich friedfertige Wesen in erster Linie um rückständige oder auf Abwege geratene planetarische Zivilisationen, bis diese aus eigener Kraft in der Lage waren, eine ähnlich hochstehende Kultur wie die ihre zu erreichen. Da ihre enorm hohe Lebenserwartung ihnen zudem eine immer größer werdende Furcht vor dem Tode einflößen mußte, wurden sie stets von einem Leibarzt begleitet, der ihren zweifellos sehr hohen medizinischen Ansprüchen genügen mußte.

Nur ein Teil des Puzzles schien nicht passen zu wollen — nämlich die merkwürdige Art, in der sich der EPLH gegen die Behandlungsversuche gewehrt hatte. Doch war Conway davon überzeugt, es müsse sich hierbei um ein rein psychologisches Problem handeln, das sich auch bald klären ließe. Entscheidend war nur, daß er jetzt wußte, wie er von nun an vorzugehen hatte.

Entgegen Thornnastors Behauptungen sprach eben doch nicht jeder Patient auf eine medikamentöse Behandlung an, und Conway hätte sofort einen operativen Eingriff durchgeführt, wenn die ganze Geschichte nicht zu so abwegigen Überlegungen geführt hätte, wer oder was der Patient eigentlich war und welche Tat man ihm überhaupt vorwarf. Der Umstand, daß der EPLH ein Halbgott und ein Mörder sein sollte oder ganz generell jemand, mit dem es nicht zu spaßen galt, waren unwichtige Begleitumstände, die ihn eigentlich nichts angingen.

Seufzend schwang er die Beine vom Schreibtisch; er hatte sich in dieser bequemen Lage allmählich zu wohl gefühlt und beschloß, lieber ins Bett zu gehen, denn fast wäre er im Sessel eingeschlafen.

Am nächsten Morgen bereitete Conway gleich nach dem Frühstück alles für die Operation des EPLH vor. Dazu forderte er die notwendigen Instrumente und Geräte an und erteilte die strikte Anweisung, daß der Beobachtungsraum völlig steril gehalten werden müsse — immerhin wurde dem Patienten unterstellt, bereits einen Arzt wegen mangelnder Sorgfaltspflicht getötet zu haben, und der EPLH würde bestimmt alles andere als begeistert sein, wenn er sich durch nachlässige Hygienemaßnahmen eines anderen Arztes eine Infektion zugezogen hätte. Zudem bat Conway einen tralthanischen Arzt, ihm bei den mikrochirurgischen Feinarbeiten zu assistieren, und suchte schließlich eine halbe Stunde vor Beginn der Operation O’Mara auf.

Der Chefpsychologe hörte sich zunächst kommentarlos an, was Conway zu berichten hatte, und auch das, was dieser zu planen gedachte.

„Wissen Sie eigentlich, was es für unser Hospital heißen kann, wenn dieser Kannibale hier frei herumläuft, Conway?“ fragte er schließlich besorgt. „Und das meine ich nicht nur im rein physischen Sinn. Nach Ihrer Darstellung ist der Patient psychisch stark gestört, wenn nicht sogar regelrecht psychotisch. Im Augenblick ist er bewußtlos, aber Ihren Worten nach müßte er über ein solch enormes psychologisches Wissen verfügen, daß er uns dazu bringen könnte, ihm aus der Hand, oder besser, aus den Tentakeln zu fressen. Am meisten beschäftigt mich die Frage, was passiert, sobald er aufwacht.“

Es war das erstemal, daß O’Mara vor Conway zugab, besorgt zu sein. Allerdings soll er vor einigen Jahren, als ein außer Kontrolle geratenes Raumschiff mit dem Hospital kollidiert war, wobei es sechzehn Stockwerke in Mitleidenschaft gezogen hatte, vor anderen Mitarbeitern des Orbit Hospitals eine ähnliche Besorgnis ausgedrückt haben.

„Darüber denke ich lieber erst gar nicht nach. Das lenkt vom aktuellen Problem nur noch mehr ab“, bemerkte Conway etwas kleinlaut.

O’Mara atmete tief ein und schnaubte die angestaute Luft langsam durch die Nase wieder aus — eine Marotte von ihm, mit der er seinem Gegenüber mehr klarmachen konnte, als mit jeder noch so vernichtenden verbalen Standpauke. „Irgend jemand sollte sich aber darüber Gedanken machen, Doktor. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen einzuwenden, wenn ich bei der bevorstehenden Operation zuschaue, oder?“

Auf diesen in höfliche Worte gefaßten Befehl blieb Conway nichts anderes übrig, als ebenso höflich zu antworten: „Es wäre mir sogar eine große Ehre, Sir.“

Als sie im Beobachtungsraum eintrafen, war das „Bett“ des Patienten, den man mit dicken Riemen überall fest angeschnallt hatte, bereits auf eine bequeme Operationshöhe eingestellt worden. Der Tralthaner hatte seinen Platz neben den Überwachungs- und Anästhesiegeräten eingenommen und beobachtete mit einem Auge den Patienten und mit einem anderen die Anzeigeinstrumente. Die beiden restlichen Augen waren auf Prilicla gerichtet, mit dem er sich genüßlich über die schlüpfrigen Einzelheiten eines besonders gepfefferten Skandals unterhielt, der erst tags zuvor ans Licht gekommen war. Da es sich bei den beiden Betroffenen um PVSJ-Chloratmer handelte, hätte diese Affäre für sie eigentlich nur von rein akademischem Interesse sein können, aber offensichtlich war dieses akademische Interesse sehr ausgeprägt. Beim Anblick von O’Mara stellten sie ihren Klatsch allerdings umgehend ein, und Conway gab das Zeichen, mit der Narkose zu beginnen.

Die Pathologie hatte das Anästhetikum als unbedenklich für die EPLH-Spezies bezeichnet, und während es verabreicht wurde, beschäftigten sich Conways Gedanken kurz mit seinem tralthanischen Assistenten.

Ein tralthanischer Chirurg setzte sich in Wirklichkeit aus zwei Wesen zusammen, nämlich aus einem FGLI und einem OTSB. Auf dem lederartigen Rücken des elefantenähnlichen Tralthaners haftete ein winziges und mit nur geringer Intelligenz ausgestattetes Wesen, das mit dem FGLI in Symbiose lebte. Auf den ersten Blick wirkte der OTSB wie ein kleiner Pelzball, aus dem so etwas wie ein relativ langer Pferdeschwanz hervorragte. Bei genauerem Hinsehen konnte man aber erkennen, daß sich der vermeintliche Pferdeschwanz aus dünnen, drahtähnlichen Tentakeln zusammensetzte, von denen die meisten mit winzigen Augen und Saugnäpfen besetzt waren. Da Wirt und Parasit stets miteinander in Verbindung standen, waren die FGLIs in der Kombination mit diesen kleinen OTSBs die besten Chirurgen der Galaxis. Zwar gingen nicht alle Tralthaner eine solche Symbiose ein, aber die Ärzte unter ihnen trugen ihre OTSBs auf dem Rücken mit sichtlichem Stolz wie ein hohes Rangabzeichen.

Plötzlich huschte der kleine OTSB über den Rücken seines Wirts und verharrte direkt zwischen den vier Stielaugen des kuppelförmigen Kopfs des FGLI. Der Tralthaner war also bereit.

„Wie man noch sehen wird, ist nur die Oberflächenhaut von der Krankheit betroffen“, sagte Conway, um seiner Protokollpflicht genüge zu tun, da die gesamte Operation von automatischen Kameras aufgezeichnet wurde. „Die gesamte Haut sieht spröde und ausgetrocknet aus und blättert an einigen Stellen bereits ab. Bei der Entnahme der ersten Hautproben traten keine Schwierigkeiten auf, aber bei späteren Entnahmen bin ich bis zu einem gewissen Grad auf Widerstand gestoßen, was an winzigen Wurzelfasern von wenigen Millimetern Länge lag, die, jedenfalls was meine Sehfähigkeiten anbelangt, mit bloßem Auge kaum zu erkennen waren. Es liegt also auf der Hand, daß die Krankheit in eine neue Phase eintritt. Sie dringt allmählich von der Oberhaut tiefer nach innen, und je eher wir etwas dagegen unternehmen, desto besser.“

Conway gab das gemeinsame Aktenzeichen des Pathologieberichts und der von ihm selbst erstellten Voruntersuchungsergebnisse an und fuhr dann fort: „Da der Patient aus für uns bis jetzt noch unerfindlichen Gründen auf eine medikamentöse Behandlung nicht anspricht, werde ich jetzt die befallenen Hautpartien operativ entfernen und dann die betroffenen Stellen ausspülen und reinigen und durch künstliche Haut ersetzen. Zudem wird ein von einem Tralthaner angeleiteter OTSB eingesetzt, um sicherzustellen, daß auch wirklich sämtliche Wurzelfasern herausgeschnitten werden. Da fast die gesamte Hautoberfläche betroffen ist, wird es sich zwar um einen recht langen Eingriff handeln, die Operation selbst dürfte aber relativ unkompliziert verlaufen.“

„Entschuldigung, Doktor“, unterbrach ihn Prilicla, „aber der Patient ist noch immer bei Bewußtsein.“

Im Nu brach zwischen dem Tralthaner und dem Empathen ein heftiger Streit aus, der von Priliclas Seite her allerdings in einem höflichen Ton ausgetragen wurde. Prilicla hielt daran fest, daß der EPLH nach wie vor geistig rege sei und entsprechende Gefühle ausstrahle, während sein Gegenpart darauf beharrte, der Patient habe so viel Anästhetikum im Blutkreislauf, daß er wenigstens die nächsten sechs Stunden gegenüber sämtlichen äußeren Einwirkungen völlig unempfindlich sein müsse. Kurz bevor der Streit auf eine persönliche Ebene abzurutschen drohte, fuhr Conway dazwischen.

„Nun, dieses Problem kennen wir ja bereits“, stellte er etwas gereizt fest. „Mit Ausnahme der wenigen Minuten von gestern ist der Patient seit seiner Einlieferung physisch nicht bei Bewußtsein, und dennoch hat Doktor Prilicla immer wieder rationale Gedankengänge des EPLH wahrgenommen. Dasselbe Phänomen tritt nun auch wieder auf, obwohl der Patient unter Narkose steht. Ich selbst hab dafür keine Erklärung, und wahrscheinlich wäre dafür eine chirurgische Untersuchung des Gehirns notwendig. Dazu haben wir jetzt aber keine Zeit. Im Augenblick ist nur wichtig, daß der Patient körperlich zu schwach ist, um sich zu bewegen oder Schmerzen zu empfinden. Können wir jetzt anfangen?“ An Prilicla gewandt fügte er hinzu: „Achten Sie bitte weiterhin auf sämtliche Ausstrahlungen des Patienten während der Operation, Doktor. Nur für alle Fälle.“

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