Kapitel 9

Langsam ritten sie zurück zum rath. Nur wenige Leute waren dort zu sehen. Es war Mittagszeit, und die meisten saßen bei Tisch. Eadulf klagte immer noch über Kopfschmerzen, und Fidelma hatte schließlich Mitleid mit ihm und schlug vor, er solle gleich zum Gästehaus gehen und sie werde die Pferde in den Stall bringen. Er nahm den Vorschlag ohne Zögern an. Fidelmaführte die beiden Pferde in den Stall und zu den hintersten Boxen, die als einzige leer waren. Von den beiden Stalljungen, die sich gewöhnlich um die Pferde kümmerten, war nichts zu sehen, aber sie brauchte nicht lange dazu, die Pferde abzusatteln und ihnen Futter und Wasser zu geben.

Sie stand gerade in einer Box und beugte sich nieder, um die abgelegten Satteltaschen aufzunehmen, als sie hörte, wie jemand den Stall betrat. Sie wollte sich aufrichten, da vernahm sie Bruder Solins Stimme. Er schien sich zu rechtfertigen. Nach kurzem Zögern ließ sie sich instinktiv im Schutz der Box auf die Knie sinken.

Es waren zwei Stimmen. Das zischende Keuchen Bruder Solins war unverkennbar, doch die zweite Stimme war ihr unbekannt. Sie war jung und männlich und hatte ebenfalls einen nördlichen Akzent. Fidelmaschob sich vorsichtig zum Eingang der Box und spähte kurz um die Ecke. Bruder Solin und ein junger Mann standen an der Stalltür. Sie zog sich wieder in die Deckung der Box zurück.

»Hier«, meinte Bruder Solin, »sind wir endlich unbeobachtet.«

»Es spielt keine Rolle, ob wir beobachtet werden oder nicht«, erwiderte die jüngere Stimme zornig.

»Im Gegenteil«, erklärte Bruder Solin verbindlich, »wenn jemand wüßte, daß du zum Spionieren hier bist, würden die Leute das nicht sehr freundlich aufnehmen. Sie würden vielleicht etwas dagegen tun - sagen wir, etwas Drastisches?«

»>Spionieren< ist ein hartes Wort, besonders wenn es von jemandem wie dir kommt«, höhnte der junge Mann. »Wie würdest du denn deinen eigenen Auftrag hier bezeichnen?«

»Bestreitest du mir das Recht, mich hier aufzuhalten?«

»Recht? Welches Recht? Ich bestreite jedenfalls deine Absichten.«

»Hör mal, mein junger Freund«, antwortete Bruder Solin ungerührt, »und hör mir gut zu. Ich rate dir, dich aus den Angelegenheiten von Armagh herauszuhalten. Glaubst du, du wärst unangreifbar wegen des Mannes, dem du dienst? Nun, es gibt stärkere Mächte als deinen Herrn, und sie werden sich keine Einmischung gefallen lassen.«

Der jüngere Mann holte zornig Luft.

»Komm mir nicht mit leeren Drohungen, du eingebildeter Kleriker, denn dein Kleid wird dich nicht vor dem Grimm dessen schützen, dem ich diene.«

Dann war es auf einmal still.

Vorsichtig schaute Fidelma über den Rand der Box und sah nur noch die stämmige Gestalt Bruder Solins an der Tür stehen und hinausstarren. Sein Gegner mußte wohl gegangen sein. Bruder Solin verharrte noch, anscheinend tief in Gedanken, dann zuckte er die Achseln und ging ebenfalls weg.

Fidelma verließ die Box und blieb unschlüssig stehen. Sie versuchte das, was sie gehört hatte, zu entschlüsseln, gab es aber seufzend auf. Sie nahm die Satteltaschen, schritt zur Tür und schaute hinaus, ob sie beobachtet würde. Sie sah noch, wie Bruder Solin in den Apothekerladen auf der anderen Seite des Hofes trat.

Sie eilte über den Hof zum Gästehaus.

Cruinn, die füllige Verwalterin, bereitete gerade das Mittagsmahl. Sie blickte mit einem breiten Lächeln auf, als Fidelma hereinkam.

»Dein Gefährte, der Ausländer, ist zu Bett gegan-gen«, verkündete sie vergnügt. »Aber das werden heute wohl viele Männer im rath machen. Bleibst du zum Essen?«

Fidelma bejahte und meinte, sie wolle vorher noch sehen, wie es Eadulf ginge. Sie wollte hinaufgehen, als die Dicke sich verlegen räusperte.

»Kann ich dich einen Moment sprechen, Lady, da wir gerade allein sind?«

Neugierig kam Fidelma zu ihr zurück.

»Sprich dich frei aus«, lud sie sie ein.

»Ich habe gehört, du bist eine dalaigh und mit unseren Gesetzen vertraut. Stimmt das?«

Fidelma nickte.

»Weißt du auch alles über die Ehegesetze?«

Diese Frage hatte Fidelma nicht erwartet und hob überrascht die Brauen.

»Ja, ich kenne den Text des Cain Lanamna.« Sie lächelte die nervöse Frau ermutigend an. »Hast du vor, dich zu verheiraten, Cruinn? Dann wendest du dich am besten an Murgal. Er weiß sicher über eure heidnischen Bräuche Bescheid.«

Die Verwalterin schüttelte den Kopf und wischte sich die Hände an ihrer großen safrangelben Schürze ab.

»Nein, den nicht. Ich brauche einen Rat. Ich zahle auch dafür, wenn ich auch nicht viel besitze.«

Ihr Gesicht war so besorgt, daß Fidelma sie am Arm nahm und zu einer der Bänke am Tisch führte. Sie ließ sich ihr gegenüber nieder.

»Du kannst meinen Rat umsonst bekommen, Cru-inn, wenn er für dich so wichtig ist. Wie kann ich dir helfen?«

»Ich möchte wissen ...«, Cruinn zögerte und sprach dann vorsichtig weiter. »Ich möchte wissen, ob eine Frau von niederem Stande einen Mann von fürstlichem Geblüt heiraten kann. Besteht die Gefahr, daß die Ehe nicht gültig ist?«

Im stillen amüsierte sich Fidelma. Sie wollte schon fragen, welchen Fürsten Cruinn denn heiraten wollte, unterließ es aber, denn sie wollte ihr Gegenüber nicht verspotten.

»Es hängt von der Stellung des Fürsten ab. Ist er königlicher Abstammung?«

»Nein, er ist ein aire coisring, der Fürst eines kleinen Clans«, antwortete Cruinn sofort.

»Aha. Nun, gewöhnlich sollten die formelleren Ehen zwischen Partnern von gleichem sozialem Stand geschlossen werden. Selbst von einem bo-aire erwartet man, daß er die Tochter eines Mannes von gleichem Rang heiratet. Aber Ehen zwischen Angehörigen niederen und höheren Rangs gibt es durchaus.«

Cruinn blickte rasch auf.

»Und ist eine solche Heirat gültig?«

»Ja, natürlich. Doch ich muß dich warnen: die finanzielle Last einer sozial gemischten Ehe fällt schwerer auf die Familie des Partners von niederem Rang. Wenn es die Frau ist, die von niederem Rang ist, wie du andeutest, dann muß ihre Familie zwei Drittel der Rinder zum gemeinsamen Vermögen beisteuern. Es ist ein schwerwiegender Schritt, und du solltest es dir gut überlegen, Cruinn, ehe du eine solche Bindung eingehst.«

Cruinn schüttelte den Kopf und lächelte dünn.

»O nein, es handelt sich nicht um meine Heirat, denn ich war sehr glücklich verheiratet und habe ein Kind. Mein Mann ist zwar schon tot, aber ich bin zufrieden. Nein, ich erkundige mich für eine Bekannte, die es selbst nie wagen würde, danach zu fragen.«

Fidelma verbarg ihr Lächeln. Cruinn stellte solche Fragen sicher nicht für eine Freundin. Fidelma war sich sicher, daß es sich um eine persönliche Angelegenheit handelte, konnte sich aber nicht vorstellen, wie Cruinn das Herz selbst des geringsten Lords eines Clans erobert haben sollte. Das war natürlich voreingenommen, was sie aber nicht daran hinderte, ein spöttisches Vergnügen dabei zu empfinden.

»Sag deiner Freundin, sie soll gut darüber nachdenken, denn es gibt einen alten Dreisatz, der besagt, es sei ein Unglück für die Nachkommen eines einfachen Mannes, nach einer Heirat mit den Nachkommen selbst des geringsten Lords zu trachten.«

Cruinn stand auf und knickste dankbar.

»Ich werde das beherzigen, und ich danke dir für deinen Rat, Lady. Nun bereite ich dir das Essen.«

Die Welt ist schon merkwürdig, dachte Fidelma und eilte die Treppe hinauf, um ihre Satteltaschen in ihrem Zimmer abzulegen und Eadulfs in sein Zimmer zu bringen.

Eadulf lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett ausgestreckt.

»Wie geht es dir?« fragte sie mitfühlend und legte die Taschen auf den nahen Tisch.

Eadulf zuckte beim Klang ihrer Stimme zusammen und öffnete die Augen nicht.

»Ich glaube, es ist an der Zeit, daß du ein cepoc für mich singst, aber sing es bitte nicht so laut.«

Fidelma schmunzelte. Ein cepoc war ein Grabgesang, die Klage um jemanden, der in die Andere Welt gegangen war.

»Hast du den Aufguß probiert, den Marga dir gegeben hat?« erkundigte sie sich fürsorglich.

»Das mache ich, sobald die dicke Walküre aus der Küche verschwunden ist.«

»Meinst du Cruinn?«

»Genau die.« Eadulf seufzte. »Sie wollte mir eine klebrige Masse zum Essen aufdrängen, als ich hereinkam, noch so ein Kräutermittel. Ich schwöre, sie wollte mich umbringen. Sie erklärte, damit würde es mir besser gehen und sie müsse wissen, was gut ist, denn sie sammle oft Kräuter für die Apothekerin.«

»Im Moment bist du zu nichts zu gebrauchen, Ea-dulf«, sagte Fidelma. »Ich gehe jetzt hinunter und esse. Erhol dich, so schnell du kannst.«

Unten saß Bruder Dianach schon beim Mittagessen. Cruinn war nicht mehr da. Fidelma begrüßte den jungen Mönch und setzte sich. Von Bruder Solin oder dem Neuankömmling im rath war nichts zu sehen.

»Ist Bruder Solin krank?« fragte sie, denn ihr fiel ein, daß sie ihn zuletzt hatte in den Apothekerladen gehen sehen.

Bruder Dianach schaute überrascht auf.

»Krank? Nein. Wie kommst du darauf?«

Fidelma beschloß, das für sich zu behalten.

»So viele Leute leiden anscheinend unter den Nachwirkungen des schlechten Weins gestern abend.«

Bruder Dianach rümpfte mißbilligend die Nase.

»Ich habe Bruder Eadulf heute morgen gewarnt, daß Gleiches nicht gegen Gleiches hilft.«

»Das hast du allerdings«, erwiderte Fidelma und stocherte zerstreut in ihrem Essen. »Ich dachte, ich hätte gehört, es sei ein weiterer Gast im rath eingetroffen?«

Auch darauf ging Bruder Dianach nicht ein.

»Davon weiß ich nichts.«

»Noch ein Reisender aus Ulaidh.«

»Nein. Da irrst du dich bestimmt.«

Auf der Treppe gab es ein Geräusch. Eadulf kam blaß und matt herunter und bereitete sich wortlos einen Aufguß aus Kräutern, die er gewöhnlich in einem kleinen Beutel bei sich trug. Fidelma bemerkte, daß er die Fingerhutblätter, die Marga ihm gegeben hatte, nicht verwendete. Eadulf war in der Kräuterkunde sehr bewandert und wußte, was er tat.

Nach einer Weile kam er mit einem Becher Tee zu ihnen an den Tisch und fing an, mit geschlossenen Augen daran zu nippen.

»Similia similibus curantur?« spottete Bruder Dia-nach verächtlich.

»»Contraria contrariis curantur«, erwiderte Eadulf. »Ich sehe euch später.« Er erhob sich unsicher, nahm seinen Becher und zog sich in sein Zimmer zurück.

Die Tür ging auf, und Bruder Solin kam herein. Er wirkte erhitzt und erregt.

»Ist die Verwalterin nicht da?« fragte er. »Ich habe Hunger.«

Fidelma wollte ihm schon sagen, er könne sich selbst bedienen, als Bruder Dianach aufsprang.

»Ich bringe dir das Essen, Bruder Solin.«

Fidelma schaute den Sekretär mißbilligend an.

»Deine Nase blutet, Solin«, stellte sie sachlich fest. Sie bemerkte auch, daß sein Leinenhemd auf der Brust mehrere Rotweinflecke hatte, und ein paar Spritzer auf seiner Stirn waren angetrocknet. Irgend jemand hatte Solin vor kurzem Rotwein ins Gesicht geschüttet, dessen war sie sich sicher.

Solin schnitt eine Grimasse, zog ein Tuch hervor und hielt es sich an die Nase. Er gab kleine Erklärung, sondern sah sie tadelnd an.

»Ich hoffe, heute nachmittag machen wir größere Fortschritte bei der Verbreitung des Glaubens an diesem Ort.«

»Du warst schuld daran, daß der Vormittag vergeudet wurde«, erwiderte Fidelma kalt.

Bruder Dianach eilte mit einem gefüllten Teller für seinen Herrn herbei und nahm mit unglücklicher Miene wieder am Tisch Platz.

Solin sah Fidelma finster an.

»Vergeudet? Es ist keine Zeitvergeudung, wenn man das Wort Gottes verkündet. Da du deinen Glauben nicht vor diesen Heiden verteidigen wolltest, war es an mir, das zu tun.«

Solin hatte anscheinend immer noch nichts begriffen.

»Hast du nicht bemerkt, daß Murgal mich in die Falle einer theologischen Debatte locken wollte, um damit Zeit zu verschwenden und den Hauptzweck meines Besuchs hier zu vereiteln?« fragte sie.

»Ich sah nur, daß du, statt für deinen Glauben einzutreten, dich aus der Halle entfernt und den Heiden den Sieg überlassen hast!« fauchte Solin. »Und das werde ich Ultan von Armagh übermitteln; du wirst dich vor ihm verantworten müssen.«

»Dann bist du ebenso blind wie blöd, Solin. Diese meine Meinung kannst du Ultan auch gleich übermitteln.«

Fidelma hatte ihr Mahl beendet, erhob sich und verließ das Gästehaus. Sie wollte in Erfahrung bringen, wer der geheimnisvolle junge Mann aus Ulaidh war, durfte aber keine Aufmerksamkeit erregen.

Einer der beiden Krieger, die am Tor standen und sich unterhielten, war der blonde Rudgal, der heimliche Christ. Sie ging über den Hof zu ihm, begrüßte ihn mit Namen und nickte dem anderen freundlich zu.

»Wie ich höre, ist im rath noch ein Besucher aus dem Norden angekommen?« begann sie das Gespräch.

Rudgal warf ihr einen anerkennenden Blick zu.

»Dir entgeht aber auch nichts, Fidelma von Cas-hel«, antwortete er. »Ja, während du und der Angelsachse unten in Ronans Weiler wart, traf ein Kaufmann ein.«

»Ein Kaufmann? Womit handelt er denn?«

Rudgal schien das nicht sonderlich zu interessieren.

»Er ist Pferdehändler, glaube ich«, meinte er gleichgültig.

Rudgals Kamerad grinste spöttisch, was von Fidelmanicht unbemerkt blieb.

»Du bist anderer Meinung?« fragte sie ihn.

»Pferdehändler?« erwiderte der Mann zweifelnd. »Der sieht ganz wie ein Berufskrieger aus.«

Fidelma blickte Rudgals Kameraden interessiert an.

»Du hast ihn dir anscheinend genau angeschaut. Warum hältst du ihn für einen Berufskrieger?«

Rudgal räusperte sich kräftig. Das war offenbar ein Signal. Der andere Krieger zuckte die Achseln, murmelte etwas der Art, daß er woanders gebraucht werde, und ging weg.

Rudgal wollte sich auch entfernen, doch Fidelma hielt ihn zurück.

»Was hat dein Kamerad damit gemeint?«

»Nur, daß ein Mann vielerlei sein kann«, erwiderte er gleichmütig. »Wie du weißt, Schwester, bin ich Wagenbauer von Beruf und diene doch auch in Gleann Geis als Krieger, wenn es nötig ist. So wie Ronan zugleich Bauer und Krieger ist.«

»Ist dieser Pferdehändler weitergezogen oder wohnt er im rath

»Wir haben im Moment keinen Platz mehr im Gästehaus, deshalb hat Laisre vorgeschlagen, daß der Händler auf Ronans Hof übernachten soll.«

»Ist er jetzt dort?« »Er ist zum rath zurückgekommen und hat gerade eine Unterredung mit Laisre im Ratssaal.«

»Aha. Und wo hat er seine Pferde? Sind die auch auf Ronans Hof?«

Rudgal sah sie verständnislos an.

»Seine Pferde?«

Fidelma bewahrte Geduld.

»Wenn er Pferdehändler ist, muß er doch Pferde zum Verkauf mitführen. Ich bin an Pferden interessiert. Ich würde gern sehen, was er anzubieten hat. Von hier aus können wir Ronans Koppeln da unten überblicken. Ich sehe keine Pferdeherde zwischen den Kühen grasen.«

Einen Moment schien Rudgal verblüfft.

»Das weiß ich nicht. Vielleicht sprichst du mit ihm selbst.«

Fidelma schaute Rudgal nach, der rasch vom rath fort den Berg hinunterschritt.

Sie merkte plötzlich, daß jemand an ihr vorbeieilen wollte, drehte sich um und blickte in das zornerfüllte Gesicht Orlas, der Frau des Tanist, die einem Gebäude nahe dem Tor zustrebte.

»Du siehst bedrückt aus, Orla«, rief sie ihr zu und zwang sie damit, stehenzubleiben, »kann ich dir helfen?«

Orla starrte sie einen Moment an und schluckte schwer, doch der Zorn wich nicht aus ihrem Gesicht.

»Möge die Göttin des Todes und der Schlachten euch Christen alle verfluchen«, sagte sie giftig. »Ihr wollt fromm, keusch und demütig sein, aber ihr seid nichts anderes als Tiere!«

Fidelma war verblüfft.

»Ich weiß nicht, was du meinst. Vielleicht kannst du’s mir erklären.«

Orla schob das Kinn vor. »Ich bringe dieses fette Schwein, diesen Solin, um, wenn er mir noch mal zu nahe kommt!«

»Ich hoffe, du hast nicht guten Wein an ihn verschwendet.« Fidelma lächelte, denn ihr fiel plötzlich ein, wie Bruder Solin ausgesehen hatte.

Orla starrte sie an.

»Wein?«

»Ich nehme an, du warst es, die Bruder Solin Rotwein ins Gesicht gekippt hat?«

Orla schüttelte den Kopf.

»Ich nicht. An dieses Schwein würde ich nicht einmal schlechten Wein verschwenden.« Ohne ein weiteres Wort setzte sie ihren Weg fort. Fidelma schaute ihr nachdenklich hinterher. Dann wandte sie sich zum rath zurück und ging über den Hof.

Jemand rief ihren Namen.

Es war Marga, die Apothekerin, die auf sie zu kam.

»Hältst du mich für blöd?«

Fidelma bewahrte Fassung. Zwei wütende Frauen hintereinander!

»Wieso meinst du, daß ich das tue?« fragte sie interessiert zurück.

»Heute morgen verlangtest du ein Mittel gegen den Kater deines ausländischen Freundes von mir. Wolltest du mich auf die Probe stellen?«

»Weshalb sollte ich das?«

»Wer weiß, was du wolltest? Dein angelsächsischer Freund besitzt selbst genügend Kenntnisse, um sich zu kurieren. Ich habe erfahren, daß er in Tuam Bre-cain studiert hat und so in der Medizin bewandert ist, daß er mich nicht um Rat zu fragen braucht.«

Fidelma schwieg einen Moment.

»Von wem hast du erfahren, daß er in Tuam Bre-cain studiert hat?« erkundigte sie sich nach kurzer Überlegung.

Marga war empört.

»Auf jede meiner Fragen antwortest du mit einer Gegenfrage! Bilde dir doch nicht ein, du könntest etwas geheimhalten an einem so kleinen Ort wie dem rath von Laisre.«

»Entschuldige.« Fidelma lächelte sanft. »Das ist eine Angewohnheit. Ich bin schon zu lange dalaigh, um sie noch abzulegen. Ach, ich glaube, ich weiß es. Heute morgen hat dich Bruder Solin aufgesucht.«

Offensichtlich hatte Bruder Dianach es Solin erzählt und Solin es weitergegeben, als er vormittags in Margas Apotheke ging.

Marga warf ihr einen Blick voller tiefer Abneigung zu, drehte sich auf dem Absatz um und schritt davon.

Fidelma sah ihr kurz nach und setzte dann ihren Weg fort zum Hauptgebäude des rath, in dem sich der Ratssaal befand.

An der Tür traf sie auf Murgals düstere Gestalt.

»Du hast dich also entschlossen, zurückzukehren?«

Offensichtlich war er nicht erfreut darüber.

»Wie du siehst, Murgal. Warum machst du deinem Fürsten seine Aufgabe so schwer?«

Murgal lächelte dünn.

»Du weißt doch schon, daß ich nicht einverstanden bin mit dem, was mein Fürst tut. Warum sollte ich ihm da den Weg ebnen?«

»Man hatte mir zu verstehen gegeben, daß bereits eine Entscheidung gefallen war. Wenn das so ist, solltest du dich an diese Entscheidung halten.«

»Eine willkürlich gefällte Entscheidung ist nicht für alle bindend.«

»Willst du damit sagen, daß Laisre die Entscheidung, Imleach und Cashel einzuladen, getroffen hat, ohne sie mit seinem Rat zu besprechen?«

Murgal zögerte, öffnete schon den Mund und überlegte es sich dann anders.

Fidelma wartete ab, doch da Murgal weiter schwieg, setzte sie hinzu: »Wir stimmen nicht in der Religion überein, Murgal, aber an eines glauben wir beide, und das ist die Herrschaft des Gesetzes. Das Wort deines Fürsten, wenn er es einmal gegeben hat, ist unantastbar. Du bist ein Brehon, Murgal. Du hast einen Eid geschworen, einen heiligen Eid, den Eid, das Gesetz aufrechtzuerhalten.«

Murgal schüttelte verächtlich den Kopf.

»Doch nach deinem Glauben ist mein Eid nicht gültig, weil er nicht bei deinem Gott geschworen wurde.«

»Du sprichst nicht mit einem fremden Kleriker, Murgal. Ob Christin oder nicht, ich stamme in gerader Linie von Eber dem Schönen ab. Du hast deinen Eid geschworen, ob auch das Meer steige und dich verschlinge oder der Himmel einfalle und dich erschlage. Du hast geschworen, am Gesetz festzuhalten. Das wirst du auch tun.«

»Du bist eine seltsame Frau, Fidelma von Cashel.«

»Ich bin ein Kind meines Volkes, genau wie du.«

»Ich bin ein Feind deines Glaubens.«

»Aber du bist kein Feind unseres Volkes. Wenn Laisre sein Wort entsprechend dem Gesetz gegeben hat, dann weißt du, daß du geschworen hast, es zu halten.«

Die Türen des Ratssaals öffneten sich, und Laisre trat heraus. Ihm folgte der junge Mann, den Fidelma am Tor des Pferdestalls gesehen hatte. Sie musterte den Neuankömmling eingehend.

Er war ungefähr dreißig, nicht groß, aber muskulös, das sah man trotz seiner lockeren Kleidung. Es war nicht die Kleidung eines Kriegers und schon gar nicht die reiche Tracht eines Adligen. Ihre scharfen Augen erkannten auch, was dem Krieger am Tor des rath offenbar aufgefallen war: die eigentümliche Haltung des jungen Mannes. Er trug ein Schwert an der Hüfte und einen Dolch im Gürtel, und beide Waffen sahen nicht wie Schmuckstücke aus. Die tiefbraunen Augen des Mannes waren unruhig, sie beobachteten und prüften wie die Fidelmas. Sein braunes Haar war gut geschnitten, sein Schnurrbart gestutzt. Die Kleidung schien überhaupt nicht zu ihm zu passen, sie wirkte wie aus Versehen angelegt.

Laisre hatte offensichtlich nicht erwartet, Fidelma und Murgal beisammen zu sehen.

Er blieb stehen, sein Blick wanderte fragend zwischen ihnen hin und her, und als er dann merkte, daß sie sich nicht gerade stritten, kam er mit einem gezwungenen Lächeln näher.

»Wir haben noch einen Fremden hier, der durch unser Land reist. Fidelma von Cashel, Murgal, darf ich euch Ibor von Muirthemne vorstellen?«

Der junge Mann trat einen Schritt vor und machte eine kurze, ruckartige Verbeugung.

»Lady, dein Ruf eilt dir voraus. Dein Name wird selbst in Tara mit Achtung und Zuneigung genannt.«

»Du bist sehr freundlich, Ibor«, erwiderte Fidelma. »Und du bist auch viele Meilen entfernt von deinem Heim in Muirthemne.«

»Es ist das Los des Kaufmanns, daß er nur selten seine Glieder am eigenen Herd ausstrecken kann, Lady.«

»Ich habe gehört, du bist Pferdehändler.«

Der junge Mann nickte. Er hatte ein warmes, offenes Gesicht, fand Fidelma, fast jungenhaft.

»Das hat man dir richtig berichtet, Lady.«

»Dann würde ich mir gern deine Pferde ansehen, denn Pferde interessieren mich sehr. Wo grast denn deine Herde?«

»Ich habe keine Herde«, antwortete der junge Mann ohne Verlegenheit.

Murgal nahm nun das Wort und formulierte die Frage, die Fidelma hatte stellen wollen.

»Ein Pferdehändler ohne Pferde? Das verlangt nach einer Erklärung.«

Uneingeschüchtert lachte der junge Mann.

»Ach, ein Pferd habe ich aber bei mir. Ein Pferd habe ich zum Verkauf mitgebracht.«

»Nur eins?« fragte Murgal etwas überrascht. »Es ist ein weiter Weg von Muirthemne hierher, nur um ein einziges Pferd zu verkaufen.«

»Das stimmt«, meinte Ibor. »Aber was für ein Pferd und was für ein Preis, den ich dafür erzielen will! Ich erwartete, es für dreißig seds zu verkaufen.«

»Dreißig seds?« rief Murgal aus. »Eine große Summe für ein Pferd.«

»Du sagtest - du erwartetest?« fragte Fidelma rasch.

»Ich hatte gehört, daß Eoganan, der Fürst der Ui Fidgente, ein Vollblutpferd suchte und für ein hochwertiges Tier einen Preis zu zahlen bereit sei, der meine Reise lohnenswert machen würde. Ich hatte ein solches Pferd gefunden, es war bei den Briten gezüchtet worden, und das brachte ich nach Eireann. Ich dachte, ich würde das Geld von Eoganan bekommen und das allein würde mich für die weite Reise entschädigen.«

Fidelma sah ihn mißtrauisch an.

»Aber Eoganan fiel schon vor sechs Monaten beim Berg Äine.«

Ibor von Muirthemne hob die Hände.

»Das erfuhr ich erst, als ich im Land der Ui Fidgen-te ankam. Dort traf ich den neuen Fürsten, Donen-nach, der sich bemüht, seinem besiegten Volk wieder zu Wohlstand zu verhelfen ...«

»Besiegt von Fidelmas Bruder, Colgü von Cashel«, warf Murgal boshaft ein.

»Nachdem die Ui Fidgente unter Eoganan versucht hatten, Cashel zu erobern«, erwiderte Fidelma verärgert. Es war nicht das erste Mal, daß Murgal sich bemühte, die Niederlage der Ui Fidgente gegen Cashel so darzustellen, als sei Cashel schuld daran.

»Ja, aber davon wußte ich nichts«, erklärte Ibor von Muirthemne.

»Neuigkeiten brauchen doch sicher nicht so lange, um nach Muirthemne zu gelangen?« forschte Fidelma.

»Ich war im Königreich Gwynedd bei den Briten, als sich das alles ereignete«, wandte Ibor ein. »Ich war mit dem Einkauf von Pferden beschäftigt. Ungefähr vor einem Monat kehrte ich nach Ulaidh zurück, und da war die Neuigkeit so alt, daß sich niemand die Mühe machte, sie mir zu erzählen. Ich nahm das Pferd, das ich ausgesucht hatte, und machte mich auf den Weg ins Land der Ui Fidgente ...«

»War es nicht schwierig, ein Vollblutpferd aus Ulaidh herauszubringen, da doch das Gesetz des All-muir Set vorschreibt, es nur innerhalb der Grenzen von Ulaidh zu verkaufen?« fragte Fidelma harmlos.

Der junge Mann zögerte und zuckte dann die Achseln.

»Ich hatte eine besondere Genehmigung vom König von Ulaidh«, erläuterte er eilig. »Ich erfuhr von der Niederlage der Ui Fidgente erst, als ich in ihr Land kam, wo ich gehofft hatte, Eoganan anzutreffen.«

»Was führte dich dann hierher? Die Ui Fidgente leben ja jenseits der Berge im Norden«, fragte Fidelma.

»Ich sagte doch schon«, erklärte der junge Mann etwas ungehalten, »dort herrschten Verwüstung und Zerstörung. Keiner wollte ein Vollblutpferd erwerben, nachdem ihre Rinderherden zur Strafe fortgetrieben worden waren. Ich wollte das Pferd nicht wieder zurück nach dem Norden mitnehmen, deshalb kam ich hierher. Einer der Ui Fidgente erzählte mir, Laisre von Gleann Geis sei ein Pferdekenner.«

Fidelma wandte sich neugierig an Laisre.

»Hast du dir schon ein Urteil über das Pferd gebildet?«

»Ich habe es noch nicht gesehen. Ibor ist gerade erst angekommen, und das Pferd steht unten auf Ronans Hof. Ich werde es mir in den nächsten Tagen anschauen, wenn sich unser Gast von der Reise erholt hat.«

»Ja«, stimmte ihm Ibor zu. »Ich habe Bairsech, Ronans Frau, versprochen, daß ich zurückkomme, um zu baden und mich zu erfrischen, und ich bin schon spät dran. Also entschuldigt mich, ich muß gehen.«

»Ich begleite dich bis Ronans Hof«, verkündete Murgal. »Ich muß auch in die Richtung. Meine . Meine Pflegetochter wohnt in Ronans Weiler.«

»Das ist nett von dir, Murgal.« Doch ganz offensichtlich war der junge Mann nicht erfreut über Mur-gals Gesellschaft. Er wandte sich höflich an Fidelma. »Es ehrt mich, dich kennengelernt zu haben, Fidelma von Cashel.«

»Ich bin immer daran interessiert, einem Pferdehändler zu begegnen, besonders einem, der so weit reist, um in diesen kleinen Winkel des Königreichs von Cashel zu kommen.«

Gemeinsam verließen Ibor und Murgal den rath.

»Ein ansehnlicher junger Mann«, bemerkte Laisre, während er und Fidelma ihnen nachschauten.

Fidelma blieb skeptisch.

»Ein törichter junger Mann.« Als Laisre sie fragend ansah, fuhr sie fort: »Nur ein Tor reitet in diesen unruhigen Zeiten allein mit einem wertvollen Pferd durchs Land der Ui Fidgente.«

»Vielleicht ist das Land der Ui Fidgente nicht so gefährlich, wie du denkst«, meinte Laisre. »Bruder Solin und sein junger Gefährte waren vor ein paar Tagen auch dort.«

Fidelma machte kein Hehl aus ihrer Überraschung.

»Bruder Solin kam durchs Land der Ui Fidgente hier her? Ist das nicht eine eigenartige Wahl des Reisewegs?«

»Es ist der nächste Weg von den nördlichen Königreichen her«, entgegnete Laisre.

»Das ist er wohl«, gestand Fidelma widerwillig, »aber ich würde es nicht wagen, ihn einzuschlagen.«

»Mein Rat und ich kommen heute nachmittag zusammen, um unsere Meinungsverschiedenheiten auszuräumen, und wir werden wahrscheinlich morgen vormittag unsere Verhandlungen wieder aufnehmen können. Ich entschuldige mich noch einmal für heute vormittag. Murgal ist ein ehrlicher Mann, aber er ist noch nicht davon überzeugt, daß die Duldung des neuen Glaubens zu etwas anderem führen wird als zum Verschwinden unseres Volkes. Er fürchtet die Veränderungen, die sich daraus ergeben.«

»Seine Haltung ist verständlich«, gab Fidelma zu. »Doch Heraklit sagte schon, daß in diesem Leben nichts beständig ist außer dem Wechsel.«

Laisre lächelte schwach.

»Ein weiser Spruch, aber es wird schwer werden, Murgal umzustimmen.« Er hielt inne und fügte dann hinzu: »Heute abend werden wir ein weiteres Fest feiern.«

Fidelma zuckte leicht zusammen.

»Vielleicht kannst du Bruder Eadulf und mich dabei entschuldigen?«

Der Fürst runzelte leicht die Stirn. Die Weigerung, an einem Fest teilzunehmen, grenzte schon an Beleidigung. Fidelma kannte die Gesetze der Gastfreundschaft. Sie fuhr eilig fort: »Ich stehe unter einem geis, der Verpflichtung, an jedem Tag nach dem Vollmond den Abend mit einfachem Essen und Meditieren über meinen Glauben zu verbringen.«

Laisres Augen weiteten sich leicht.

»Ein geis, sagst du?«

Fidelma nickte ernst. Ein geis war eine alte Verpflichtung, ein Tabu oder Gelöbnis, das jemandem auferlegt wurde und ihn zwang, die Vorschrift zu erfüllen. Der Begriff des geis lebte in den Brehon-Gesetzen fort. Der legendäre Kriegsheld von Ulaidh, Cüchulainn, hatte ein geis erhalten, niemals das Fleisch eines Hundes zu essen. Von seinen Feinden in eine Falle gelockt, mußte er schließlich doch Hundefleisch essen, und dieser Verstoß führte unweigerlich zu seinem Tode. Ein solches Verbot nicht zu beachten oder es zu übertreten bedeutete für den, der unter dem geis stand, aus der Gesellschaft und ihrer Ordnung ausgestoßen zu werden.

Fidelma hatte die Lüge nach einem ganz kurzen Kampf mit ihrem Gewissen ausgesprochen. Hatte nicht Brehon Morann gesagt: »Wer nie lügt, hat kein Schloß an der Tür seines Hauses. Unwahrheit ist zulässig als ein Mittel, sich vor einem größeren Übel zu schützen.« Sie wußte, daß Laisre es verstehen und eine solche Verpflichtung nicht in Zweifel ziehen würde.

»Nun gut, Fidelma. Ich will dich nicht weiter drängen.«

»Da wäre allerdings noch eins ...« Fidelma hielt ihn zurück.

»Du brauchst nur zu fragen.«

»Gibt es im rath eine Bibliothek?«

»Natürlich.« Einen Moment schien Laisre entrüstet. »Es sind nicht nur die Christen, die Bibliotheken besitzen.«

»Das wollte ich damit auch nicht unterstellen«, besänftigte ihn Fidelma. »Wo finde ich diese Bibliothek?«

»Ich zeige sie dir. Sie wird von Murgal als meinem Druiden und Brehon geführt.«

»Hätte er etwas dagegen, daß ich sie mir ansehe?«

»Ich bin sein Fürst«, erwiderte Laisre.

Er ging voran über den Hof zu dem Gebäude, in dem sich der Apothekerladen befand. Vom Haupteingang neben dem Laden führte eine Holztreppe zu den anderen Stockwerken. Laisre stieg sie empor bis zum dritten und letzten Stock und schritt einen Korridor entlang in den viereckigen, gedrungenen Turm, der den rath beherrschte.

»Das ist Murgals Wohnung.« Laisre zeigte auf einen angrenzenden Raum. »Und dies hier ist die Bibliothek.«

Fidelma betrat das kleine Zimmer, dessen Wände Reihen von Holzpflöcken zierten, an denen die Buchtaschen hingen. Jede Tasche enthielt einen ledergebundenen Band.

»Suchst du etwas Bestimmtes?« erkundigte sich Laisre, als Fidelma die Reihen entlangging und die Buchtitel einzeln musterte.

»Ich suche Gesetzbücher.«

Laisre wies auf mehrere Werke in einer Ecke. Er blieb zögernd stehen, als sie sie prüfend betrachtete. Fidelma achtete nicht weiter auf ihn, und schließlich räusperte er sich.

»Wenn du mich nicht weiter brauchst ...?« sagte er.

Fidelma schaute auf, als habe sie seine Anwesenheit vergessen, und lächelte entschuldigend.

»Es tut mir leid. Es dauert nicht lange, mir die Stelle anzusehen, die ich benötige. Aber du brauchst nicht auf mich zu warten. Ich finde selbst den Weg zurück.«

Laisre zögerte, dann nickte er.

»Wenn sich unsere Wege nicht früher kreuzen, sehe ich dich morgen vor dem Mittag im Rat.«

Er ging, und Fidelma wandte sich wieder den Buchtaschen zu. Sie suchte einen bestimmten Gesetzestext und fragte sich, ob der Brehon ihn wohl in seiner Sammlung von ungefähr zwanzig Texten besaß.

Schließlich fand sie das Gesuchte. Es war eine Abhandlung mit dem Titel Allmuir Set und betraf den Verkauf ausländischer Waren. Sie verbrachte eine halbe Stunde damit, den Text zu lesen, dann verstaute sie ihn wieder in seiner Tasche und hängte sie an den Pflock.

Mit nachdenklicher Miene verließ sie den Raum, stieg die Treppe hinab zum Hof und ging zuversichtlich zum Gästehaus.

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