Howard hatte gehört, daß die Untersuchungsszene der ganzen Produktion einen spürbaren, rundum belebenden Auftrieb gegeben hatte. Von ungefähr zehn verschiedenen Seiten war ihm berichtet worden, daß Nash gesagt hatte: »Es ist gut geschrieben« - und Howard wußte, daß er Nashs Ausbruch so nicht geschrieben hatte.
»Sie«, fauchte er mich an, als er mich nach dem Dinner an einem kleinen Tisch in der Bar des Bedford Lodge aufspürte, einem viel zu öffentlichen Schauplatz für seine Affekte, »Sie haben das Skript geändert.«
»Na ja«, sagte ich friedlich, »aber nicht sehr. Ihre Worte sind weitgehend geblieben.«
»Aber die Atmosphäre nicht«, klagte er. »Sie haben meine Absichten vorsätzlich unterlaufen. Sie haben Nash gesagt, er solle die Beherrschung verlieren und Cibber drohen. Sie haben ihm gesagt, er solle wie ein Mörder dastehen, da gehe ich jede Wette ein, sonst wäre er nicht darauf gekommen, nicht nach meiner Vorlage.«
»Also Howard«, sagte ich resigniert, »eines sollten wir ein für allemal klarstellen. Ich will mich nicht mit Ihnen zanken. Ich möchte, daß wir zusammen einen guten Film auf die Beine stellen, aber Sie haben einen Vertrag unterschrieben -«
»Was Sie für einen guten Film halten«, unterbrach er,
»und was ich als werkgetreue Verfilmung meines Buches ansehe, sind zwei Paar Schuhe. Sie interessiert doch nur, wieviel Geld der Streifen einbringt.«
Ich nahm einen großen, stärkenden Schluck Verdauungscognac - zum Teufel mit der Abstinenz! - und entschloß mich, diesem weltfremden Idealisten ein paar Grundtatsachen des Filmgeschäfts auseinanderzusetzen, auch wenn er den kleinen Mund vor Groll noch mehr zusammenkniff.
»Ich habe einen Ruf«, hob er hervor. »Meine Leser erwarten Raffinesse, Understatement und psychologischen Tiefgang. Sie bieten ihnen Sex und Gewalt.«
»Noch einen Wodka mit Preiselbeersaft?«
»Nein.«
»Howard«, sagte ich, »ist Ihnen nicht klar, worauf Sie sich eingelassen haben? O’Hara hat ein Paket zusammengestellt, das von einem der sieben Topstudios getragen wird. So bedauerlich es sein mag, diese Leute finanzieren keine Bilderpoesie, die in Filmkunsttheatern gezeigt wird. Denen geht’s nur ums Geschäft. Um die Kasse, Howard.«
»Obszön«, meinte er mißbilligend.
Ich sagte: »Die wichtigste Verhandlungsgrundlage für O’Hara war die Zusicherung, daß wir gemeinsam einen Film produzieren, durch den die Firma zumindest kein Geld verliert. Ihre Weichzeichner-Ansicht von einem alten Skandal hat sich als Roman offensichtlich bewährt, und vieles davon habe ich ja bewußt auch beibehalten. Ganz gleich, was Sie denken, ich habe für Sie gekämpft.«
»Was, bitte, haben Sie denn beibehalten?« fragte er aggressiv.
»Im ersten Viertel Ihrer Geschichte tauchen die Traumliebhaber der Frau, die am Strick endet, quasi wie Geister auf.« »Ja.«
»Die Träume und Phantasien sind auch im Drehbuch«, erinnerte ich ihn. »Die Liebhaber, wie Sie sie schildern, sind Jockeys. Aber wer waren die wirklichen Jockeys? Haben sie die von ihrem Mann trainierten Pferde geritten?«
»Es gab sie nur in ihrem Kopf.«
»Aber wie kam sie an den Strick, Howard? Hat einer der Traumliebhaber sie aufgeknüpft? War sie es selbst? Hat ihr Mann sie umgebracht?«
Nach einer Pause sagte er: »Das weiß niemand.«
»Ist mir schon klar«, sagte ich. »Wenigstens hat es nie jemand erzählt. Aber wenn das Ende nicht irgendeine Erklärung liefert, geben die Leute für den Film kein Geld aus.«
Er sagte sarkastisch: »Der Umsatz mal wieder.«
»Ich lasse Ihnen die Traumliebhaber«, sagte ich. »Und Sie lassen mich eine plausible Erklärung anbieten.«
»Das ist nicht fair.«
Ich starrte ihn an. Er war alt genug, um zu wissen, daß selten etwas fair war. Die meisten Fünfjährigen wußten das schon.
»Was uns vorliegt«, ich versuchte es anders, »sind drei Versionen derselben Geschichte.«
»Inwiefern?«
»Wir haben die Geschichte, die in Ihrem Buch steht. Wir haben die Geschichte, die wir auf die Leinwand bringen. Und irgendwo in der Vergangenheit verborgen liegt das, was wirklich geschehen ist. Die gleichen Tatsachen aus dreierlei Sicht.«
Howard widersprach nicht.
Ich sagte: »Bis Sonntag, Howard, möchte ich von Ihnen eine einleuchtende Erklärung für den Tod der Frau.«
»Es ist doch schon Dienstag abend!« rief er entsetzt aus.
»Sie hatten buchstäblich jahrelang Zeit, die Wahrheit herauszufinden.«
»Aber die kennt doch niemand!«
»Dann versuchen Sie sie zu erraten.«
»Das tue ich nicht«, protestierte er streitlustig, »ich hab’s versucht.«
»Dann tue ich es«, sagte ich. »Ich werde die nötigen Szenen mit Ihnen zusammen erarbeiten. Wir können uns weitgehend an Ihr Drehbuch halten, aber der offene Schluß ist unmöglich.«
»So ist es aber nun mal gewesen. Die Story hat kein Ende.«
»Für den Film muß sie eins haben.«
»Scheren Sie sich denn gar nicht um die Tatsachen?«
»Wenn wir genau genug hinsehen«, sagte ich nur halb im Ernst, »decken wir ja vielleicht die Fakten auf. Am Ende finden wir sogar raus, was wirklich passiert ist?«
»Das geht nicht«, wehrte Howard ab. »Das weiß niemand.«
»Niemand sagt es. Das ist ein Unterschied.«
Ich schwieg. »Was hat Jackson Wells Ihnen erzählt, als Sie bei ihm waren?«
O’Hara hatte Howard das auch schon gefragt, und zu O’Haras maßlosem Erstaunen hatte Howard ihm offenbar gesagt, er habe mit Jackson Wells gar nicht gesprochen. Howard hatte das nicht für nötig gehalten. Howard hatte nicht riskieren wollen, daß Jackson Wells mit irgendwelchen dürftigen Enthüllungen daherkam, die ihm seine poetische Geschichte von den Traumliebhabern und dem halb mystischen Tod verdarben.
Moncrieff, der die Bar betrat und, als er uns sah, ohne Zögern zu uns herüberkam, ersparte Howard die Antwort.
Howard und Moncrieff waren einander unsympathisch, auch wenn sie es nicht groß nach außen kehrten. Moncrieff, kein Leser von Romanen, hielt Howard für einen kleinlichen, unpraktischen, pseudointellektuellen Störenfried auf dem Set. Howard machte keinen Hehl aus seiner Geringschätzung für Moncrieffs ungepflegtes Äußeres mit dem struppigen Bart, den dieser halb als Ausdruck seines Künstlertums, halb aus Unlust am Rasieren trug.
Keiner von beiden hatte die geringste Ahnung von der Funktion des anderen. Moncrieff, in Beleuchtungsfragen grenzenlos kreativ, bekam zwar die Schauspieler, die jeweilige Szene und den Sinn der Handlung vorgegeben, doch was er selbst einbrachte, ging himmelhoch über Howards Verständnis. Jeder der beiden gefeierten Individualisten glaubte, daß der Erfolg des fertigen Films voll und ganz von ihm abhing.
Da Nash Rourke zu der gleichen Auffassung neigte, aber auch O’Hara, aber auch ich und auch der Cutter, der unserer Arbeit die eigene Sicht aufprägen würde, war kaum anzunehmen, daß das Endergebnis nachher irgend jemanden völlig zufriedenstellte, selbst wenn es beim Publikum ankam. Howard wußte es anscheinend nicht zu schätzen, aber er hatte schon mehr Kontrolle über sein Werk als die meisten Autoren.
»Was ist denn das mit diesen Traumliebhabern?« fragte Moncrieff in barschem Ton.
Wie vorauszusehen fühlte Howard sich angegriffen. »Die stellt die Frau sich vor. Darum brauchen Sie sich nicht zu kümmern.« »Das muß er schon«, berichtigte ich freundlich. »Sie mag sich die Jockeys nur vorstellen, aber wir, die Zuschauer, sehen sie in ihrem Schlafzimmer stehen.«
Howard sah entgeistert aus, zu Moncrieffs Belustigung.
»Immer nur einen«, erläuterte ich. »Sie sieht einen bei sich im Schlafzimmer. Das nächste Mal sieht sie einen anderen. Dann wieder einen anderen. Wir lassen drei blendend aussehende Komparsen als Traumliebhaber auftreten. Sie werden nicht wie echte Jockeys aussehen. Sie sagen nichts, und keine Sorge, Howard, sie gehen auch nicht mit ihr ins Bett. Die Frau beobachtet vom Schlafzimmerfenster aus, wie ihr Mann mit seinem Lot zur Morgenarbeit aufbricht, dann wendet sie sich ins Zimmer und träumt ihren Liebsten herbei. Moncrieff leuchtet den Jok-key so aus, daß er eindeutig als Phantasiegestalt erkennbar ist. An einem anderen Tag winkt dann die Frau ihrem Mann, dreht sich um und stellt sich einen anderen Liebhaber vor.«
Moncrieff nickte. »Kein Problem.«
»Mit dem dritten Liebhaber tanzt sie. Langsam, orgia-stisch. Sie ist entrückt«, sagte ich.
Wieder nickte Moncrieff gelassen.
»Sie sehen, Howard«, sagte ich, »die Liebhaber sind so, wie Sie sie schildern. Kein Sex.«
»Alles sehr unwahrscheinlich«, lachte Moncrieff. »Jeder Jockey, der was auf sich hält, hätte ihr das Nachthemd ausgezogen, bevor der Ehemann runter vom Hof war.«
»Sie ist am Strick gestorben«, sagte ich. »Kein Traum.«
Zum Schweigen gebracht, starrten mich beide an.
Warum der Strick? fragte ich mich. Je weiter wir mit der Produktion vorankamen, desto mehr interessierte mich das, obwohl eher die Folgen dieses Todes - die Beschuldigung des Ehemannes und wie er damit umging - im Mittelpunkt von Howards Buch und insbesondere unserer Filmversion standen.
Ich schüttelte den Gedanken ab. Ich hatte keine Zeit, Detektiv zu spielen und ein sechsundzwanzig Jahre altes Geheimnis ans Licht zu fördern. Es genügte, wenn ich Howard dazu brachte, sich einen plausiblen Grund auszudenken und eine große runde Schlußszene, in der Nash die Wahrheit - Howards Version der Wahrheit - herausfand, so daß der Film mit einer vielleicht zynischheroischen Note zu Ende gehen würde.
»Was hat Sie veranlaßt, das Buch zu schreiben?« fragte ich Howard.
»Das wissen Sie doch. Ein Zeitungsartikel.«
»Haben Sie den noch?«
Er sah überrascht und wie üblich mißvergnügt aus. »Kann schon sein«, meinte er widerwillig, »aber nicht hier.«
»In welcher Zeitung stand er?«
»Das spielt doch keine Rolle.«
Howard kam in der darauffolgenden Gesprächspause offenbar selbst zu dem Schluß, daß er unnötig schroff gewesen war.
»Im Daily Cable«, sagte er. »Es war ein Nachruf auf den Mann vom Jockey Club, der im Buch Cibber heißt.«
Ich nickte. Das wußte ich schon. »Wie hieß Cibber in Wirklichkeit?«
»Visborough.«
Er buchstabierte es.
»Und wer hat den Nachruf verfaßt?« fragte ich.
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Howard nach wie vor störrisch, aber diesmal mit einer Verwunderung, die seiner Antwort Glaubwürdigkeit verlieh.
»Sind Sie dem nicht nachgegangen?« fragte ich.
»Natürlich nicht.«
Howard wurde herablassend. »Sie haben keine Vorstellung, wie ein kreativer Schreiber arbeitet. Daß der Nachruf alles offen ließ, war ja gerade das Inspirierende daran. Die Anregung kam aus dem Nachruf, und das Buch ist dann in meinem Kopf entstanden.«
»Sie haben also«, sagte Moncrieff, »gar nicht versucht herauszufinden, was passiert ist?«
»Natürlich nicht. Aber ich habe die Angaben aus dem Nachruf nicht verdreht, während O’Hara und Thomas für den Film alles mögliche geändert haben wollen.«
Er war giftig. »Meine Leser werden den Film hassen.«
»Nein«, sagte ich, »Hunderttausende von neuen Lesern werden Ihre Bücher kaufen.«
Die Vorstellung gefiel ihm, mochte er auch noch so meckern. Er grinste selbstgefällig. Moncrieffs Abneigung gegen ihn nahm sichtlich zu.
Howard aber hatte von Moncrieff und sicher auch von mir genug. Er stand auf und ging, ohne sich um irgendwelche Höflichkeiten zu bemühen.
»Was für ein Hornochse«, meinte Moncrieff, »und überall jammert er rum, wie hier sein Meisterwerk verschandelt wird. Daran ändern ein paar Traumliebhaber auch nichts.«
»Bei wem jammert er?« fragte ich.
»Ist das wichtig?«
»Ja. Sein Vertrag untersagt ihm jede negative öffentliche Kritik an dem Film, bis er ein halbes Jahr im Verleih gelaufen ist. Wenn er mit den Schauspielern und der Crew redet, ist das eine Sache. Beklagt er sich gegenüber Dritten, zum Beispiel in der Bar hier, muß ich ihn zum Schweigen bringen.«
»Können Sie das denn?« fragte Moncrieff zweifelnd.
»In seinem Vertrag stehen knallharte Richtlinien. Da ich ihn mir angesehen habe, weiß ich, was ich von ihm verlangen kann und was nicht.«
Moncrieff pfiff leise durch die Zähne. »Hat O’Hara den Vertrag aufgesetzt?«
»Unter anderen. Im großen und ganzen enthält er das Übliche. Howards Agent war damit einverstanden, und Howard hat ihn unterschrieben.«
Ich seufzte. »Morgen werde ich ihn mal dezent daran erinnern.«
Moncrieff wechselte das Thema. »Apropos morgen«, sagte er. »Bleibt’s bei dem Frühantritt um halb sieben auf dem Stallhof?«
»Unbedingt. Die Pferde müssen bewegt werden. Ich habe den Pferdepflegern heute abend gesagt, daß wir sie filmen, wie sie aufsitzen und durchs Tor zum Trainingsgelände reiten. Sie tragen ihre Alltagskleidung: Jeans, Anoraks, Sturzkappen. Ich habe ihnen eingeschärft, nicht in die Kameras zu sehen. Wir nehmen die aufsitzenden Reiter in der Totale auf. Nash kommt aus dem Haus und läßt sich aufs Pferd werfen. Wir proben das nur zwei-, höchstens dreimal. Ich will die Pferde nicht zu lange im Kreis gehen lassen. Wenn Nash sitzt, kann der Hilfstrainer das Lot zum Tor hinausführen. Nash wartet und folgt ihnen als letzter. Wenn er losreitet, dreht er sich um und sieht zu dem Fenster hoch, an dem seine Frau stehen soll. Sie haben doch eine Kamera da oben, die den Blickwinkel der Frau aufnimmt? Ed macht die Regie dort.«
Moncrieff nickte.
Ich sagte: »Die Haupteinstellung endet, sobald Nash zum Tor hinaus ist. Ich hoffe, wir müssen sie nicht zu oft wiederholen, aber wenn wir zufrieden sind, kann das Lot gleich weitergehen und wie gewohnt arbeiten, und Nash kommt zurück und springt runter. Am Samstag wiederholen wir das Ganze. Wir brauchen einen anderen Blick vom Zimmer der Frau aus und andere Jacken et cetera für Nash und die Pfleger. Außerdem Nahaufnahmen von Hufen auf Kies und dergleichen.«
Moncrieff nickte. »Und am Sonntag?«
»Läßt uns der Jockey Club auf dem Trainingsgelände filmen, weil dann nicht so viele echte Rennpferde arbeiten. Sie und ich fahren am Samstag die Gegend ab und nehmen eine Karte mit, auf der Sie die Kameras eintragen können. Ich weiß schon, wo sie am besten hinkommen.«
»Sollten Sie auch, wenn Sie hier aufgewachsen sind.«
»Mhm. Am Sonntag nachmittag werden die Pferde zur Rennbahn von Huntingdon gebracht. Ich hoffe sehr, daß wir drei schöne Vormittage haben.«
»Und wenn’s regnet?«
»Solange es nur nieselt, drehen wir. Pferde laufen ja bei jedem Wetter.«
»Was Sie nicht sagen.«
»Morgen nachmittag«, fuhr ich fort, »drehen wir wieder im Haus - im Untersuchungszimmer. Der Drehplan gilt. Es kommen also noch Wortwechsel zwischen Cibber, Nash und anderen. Von den Einführungstotalen abgesehen, handelt es sich meist um kurze Nahaufnahmen von den Sprechern. Das Übliche. Wir drehen erst Nash ab. Wenn die anderen sich nicht zu oft versprechen, dürften wir das meiste morgen schaffen. Sonst müssen wir den Samstagnachmittag noch dranhängen.« »Okay.«
Moncrieff und ich tranken aus und trennten uns; ich ging in meine Suite hinauf, um ein verabredetes Telefongespräch mit O’Hara in London zu führen.
»Wie ist die Jockey-Club-Szene gelaufen?« fragte er sofort.
»Nash hat voll eingeschlagen.«
»Gut also.«
»Na ja. wir müssen uns die Muster morgen ansehen. aber ich denke, das war eine Vorstellung, die aufhorchen läßt.«
»Braver Junge.«
»War er wirklich.«
»Nein, ich meinte. ach, schon gut. Wie geht’s sonst?«
»Nicht schlecht, aber«, ich hielt inne, »wir brauchen einen besseren Schluß.«
»Den vorgesehenen finde ich auch zu schwach. Hat Howard noch keine Ideen?«
»Ihm gefällt der schwache Schluß.«
»Machen Sie ihm Dampf.«
»Ja. Ehm, wußten Sie, daß sein Buch auf dem Nachruf für den Mann basiert, der bei ihm Cibber heißt? In Wirklichkeit hieß er Visborough.«
Ich buchstabierte es, genau wie Howard. »Könnten Sie mir eine Kopie dieses Nachrufs besorgen? Er stand im Daily Cable, sagt Howard. Das muß mindestens drei Jahre hersein. Howard weiß nicht, wer ihn verfaßt hat. Er hat überhaupt nicht recherchiert. Im Gegenteil, er meint, daß der Nekrolog, gerade weil er so viel offen ließ, seiner Phantasie den Anstoß gegeben hat, das Buch zu schreiben.« »Sie stellen vielleicht Ansprüche.«
»Das Daily Cable wird ein Archiv haben. Den Nachruf finden Sie bestimmt. Könnten Sie ihn mir hier ins Bedford Lodge faxen? Wenn ich erst mal genau weiß, was Howards Phantasie entfacht, kann ich ihm vielleicht helfen, eine explosive Auflösung zu finden.«
»Morgen haben Sie den Nachruf«, versprach O’Hara.
»Danke.«
»Wie geht’s Ihrem Bekannten?«
»Welchem Bekannten?«
»Dem, der im Sterben liegt.«
»Oh.«
Ich schwieg. »Er ist gestern nacht gestorben.«
»Pech.«
»Er war alt. Über achtzig. Ein Hufschmied, der zum beliebten Rennsportjournalisten aufgestiegen war, ein großes Original, ganz ungewöhnliches Leben. Schade, daß wir keinen Film über ihn drehen können.«
»Filme über gute Menschen finden wenig Anklang.«
»Wohl wahr.«
»Wie hieß der Mann?«
»Valentine Clark«, sagte ich. »Das Daily Cable bringt vielleicht auch einen Nachruf auf ihn, man kann nie wissen. Er schrieb für die Racing Gazette. Jeder in der Rennwelt kannte ihn. Und, ehm. er hat den echten Jackson Wells gekannt, den Trainer, auf den die von Nash gespielte Figur zurückgeht.«
»So?«
O’Haras Aufmerksamkeit am anderen Ende nahm zu.
»Dann haben Sie ihn doch sicher gefragt, was er über die Erhängte weiß.« »Ja. Er wußte aber nicht mehr als jeder andere. Die Polizei hat den Fall wegen fehlender Anhaltspunkte ad acta gelegt. Valentine meinte, die Frau von Jackson Wells sei eine unscheinbare graue Maus gewesen. Er konnte mir nicht weiterhelfen. Es liegt ja auch alles so lange zurück.«
O’Hara lachte beinah. »Für Sie liegt das lange zurück, Thomas, weil Sie jung sind. Jackson Wells empfindet, was vor sechsundzwanzig Jahren geschah, bestimmt so, als wäre es gestern gewesen.«
»Ich, ehm.«, sagte ich zaghaft, »ich dachte schon daran, ihn aufzusuchen.«
»Jackson Wells?«
»Ja. Wie gesagt, Valentine, mein verstorbener Bekannter, war früher Hufschmied. Er hat regelmäßig die Pferde meines Großvaters beschlagen und manchmal, wie er mir sagte, auch die von Jackson Wells trainierten Pferde. Damit hätte ich ja vielleicht einen Vorwand. jetzt, da Valentine tot ist. Jackson Wells in Erinnerung an alte Zeiten einen Besuch abzustatten. Was halten Sie davon?«
»Nichts wie hin«, sagte O’Hara.
»Er wird über die Erhängte nicht reden wollen. Er hat jetzt ein neues Leben, mit seiner zweiten Frau.«
»Versuchen Sie es trotzdem«, sagte O’Hara.
»Ja, denke ich auch. Aber er wohnt bei Oxford. das kostet mich einen halben Tag.«
»Den ist es auch wert«, sagte O’Hara. »Die Zeit kriegen Sie.«
»Gut.«
»Gute Nacht«, sagte er. »Eine Dame wartet auf mich.«
»Viel Glück.«
Er verfluchte mich - »Sie Bastard« - und legte auf.
Die frühen Morgenstunden im Rennstall hatten es mir immer schon angetan. Jahrelang war ich im Morgengrauen bei meinem Großvater auf dem Hof gewesen und hatte schon einen halben Tag hinter mich gebracht, wenn die Schulglocke zum Unterrichtsbeginn läutete. Jetzt bei der Filmarbeit neigte ich dazu, den Pferden mehr Aufmerksamkeit zu widmen, als vielleicht gerechtfertigt war, und suchte die Nähe zu den Geschöpfen, mit denen ich aufgewachsen war und mich immer wohl gefühlt hatte. Schon mit sechzehn war ich als Amateur in Hindernisrennen gestartet, und daß mein Leben in irgendeiner Form den Pferden gehörte, stand für die meisten aus meiner Familie fest, aber Glück und Geld - oder Geldmangel - führten dazu, daß ich mit zwanzig in Arizona Pferde für die Kavallerie in einem Westerndrama organisierte. Mit einundzwanzig war ich zum Regisseur eines kleinen, schlechten Films über Rodeoreiter avanciert, durfte im Anschluß daran aber in einem gutgemeinten Streifen über die amerikanischen Ureinwohner Regie führen, der sich als mittlerer Kassenerfolg erwies. Danach hatte ich ein Jahr in Schneideräumen gearbeitet, um das Handwerk des Cutters zu erlernen, gefolgt von einem Jahr Tontechnik und Musik, und mit sechsundzwanzig wurde mir die Regie für eine als Schnulze angesehene Geschichte über einen Jungen und einen Puma angeboten, die erstaunliche Gewinne einspielte. O’Hara hatte den Film produziert: Seitdem war ich nie mehr lange arbeitslos gewesen. »Der Junge ist ein Glückskerl«, lautete die Losung, mit der O’Hara meinen Namen anpries. »Glück kann man nicht kaufen. Vertrauen Sie mir.«
Bei dem vorliegenden Film hatte ich O’Hara bereits in der Entwicklungsphase vorgeschlagen, daß wir unsere ganzen Pferde diesmal nicht leasen oder gegen Gebühr leihen, sondern kaufen sollten.
»Zu teuer«, hatte er automatisch eingewandt.
»Nicht unbedingt«, widersprach ich. »Wir können billige Pferde kaufen. Es gibt Hunderte, die nie besonders gelaufen sind, die aber wie gute Rennpferde aussehen, und darauf kommt es an. Außerdem haben wir dann keine Probleme mit der Versicherung oder mit Ersatzansprüchen im Verletzungsfall, wir können sie transportieren, wann und wohin wir wollen, und mit ihnen arbeiten, ohne daß uns besorgte Besitzer mit Ratschlägen für Futter und Bewegung auf die Nerven gehen. Nachher können wir sie wieder verkaufen.«
Ein Hauptvorzug O’Haras war für mich seine Fähigkeit, Fakten rasch abzuwägen und schnelle Entscheidungen zu treffen. »Kaufen Sie«, hatte er gesagt und das Geld lok-kergemacht, für das eine Vollblutagentur die vierzehn gutaussehenden Nieten erworben hatte, die gegenwärtig Hafer und Heu in unserem Stall fraßen.
Da auch die Schauspielergewerkschaften fanden, daß wir die Pferde von echtem Stallpersonal versorgen lassen sollten, hatte ich bei einem renommierten Stall am Ort einen Trainerassistenten angeworben, ihm als unserem Reitmeister die Verantwortung für den ganzen Pferdebestand übertragen und ihm außerdem die aktive, aber stumme Rolle des Hilfstrainers im Film gegeben.
Er trieb bereits die Pfleger und die Pferde für den Morgendreh zusammen, als ich bei Tagesanbruch auf den Hof kam. Moncrieffs Crew hatte eine Filzbahn über den Kies gezogen, damit der Dolly - der Kamerawagen - geräuschlos rollen konnte. Moncrieff selbst hatte die Lichter gesetzt. Ed, so meldete er, sei bereits oben in Position.
Das Wetter war kalt und windig, mit dunklen, tieftreibenden Wolken. Moncrieff, von der Stimmung angetan, summte vergnügt vor sich hin, während er düstere, unheil-volle Schatten auf Nashs Double projizierte, das in Reitkleidung so gar nicht nach einem Trainer aussah. Als dann Nash selbst rollengemäß aus dem Haus marschiert kam und den Pflegern mißgelaunte Anweisungen zubrüllte, wirkte das so echt wie nur irgendein derartiger Moment, den ich erlebt hatte.
Es gab Probleme mit dem Dolly - eins seiner Räder quietschte trotz der Filzbahn. Öl und Flüche schafften Abhilfe. Moncrieff und ich ärgerten uns wegen der Lichtwerte über die Verzögerung. Nash schien weniger gereizt als resigniert zu sein.
Nur zweimal brauchten wir aufzunehmen, wie der Hilfstrainer Nash auf seinen Hack warf; das Pferd hielt wunderbarerweise still. Nash schwenkte ab und blieb, mal im Bild, mal außerhalb, auf seinem Reittier sitzen, während sich der Hilfstrainer in den Sattel schwang und die kreisende Schar berittener Pfleger durch das weit geöffnete Hoftor hinaus zum Trainingsgelände von Newmarket führte. Nash ritt als letzter und vergaß auch nicht, sich umzudrehen und zum Schlafzimmerfenster hochzuschauen. Als er mit seinem Pferd eine Weile außer Sicht war, rief ich: »Aus«, und das ganze Lot kam gemächlich wieder auf den Hof zurück, die Hufe knirschten auf dem Kies, die Männer frotzelten wie Kinder nach der Schule.
»Wie war’s?« fragte ich Moncrieff. »Kameras okay?«
»Okay.«
»Kopierer also.«
Ich ging zu den Pferden, um mit ihren Reitern zu sprechen. »Das war gut«, sagte ich. »Wir machen es jetzt trotzdem noch mal. Zwei Takes sind besser als einer.«
Sie nickten. Mittlerweile betrachteten sie sich alle als Filmfachleute. Die zweite Einstellung ging nicht ganz so glatt, doch das war nicht unbedingt entscheidend: Wir würden die Version verwenden, die auf Zelluloid natürlicher wirkte.
Ich folgte der Reiterschar nach draußen, wo sie und Nash im Kreis gingen und auf mein Urteil warteten. »Morgen früh das gleiche noch mal«, sagte ich und tätschelte Pferdehälse. »In anderen Kleidern. Also jetzt ab durch die Mitte. Achten Sie darauf, daß Sie keinen echten Rennern in die Quere kommen. Gehen und traben Sie nur auf dem Gelände, das man uns zugewiesen hat.«
Das Lot zog hinaus zur Arbeit, während Nash wieder auf den Hof kam, heruntersprang und die Zügel dem Pfleger reichte, der eigens dafür zurückgeblieben war.
»Bleibt’s bei morgen?« fragte er zu mir gewandt.
»Doncaster, meinen Sie?«
Er nickte.
»Natürlich bleibt’s dabei«, sagte ich. »Die Rennleitung hat Sie zum Lunch eingeladen, Sie haben also den ganzen Nachmittag deren Loge zur Verfügung und können so viel oder so wenig für sich sein, wie Sie wollen. Man hat zwei Eintrittskarten für Sie geschickt, falls Sie Begleitung wünschen.«
»Wen denn?«
»Wen immer Sie wollen.«
»Dann nehme ich Sie mit.«
»Was? Ich dachte an einen Bekannten - oder vielleicht Silva?«
Silva war die betörende Schauspielerin, mit der er sich im Bett getummelt hatte.
»Ach was«, sagte er heftig. »Sie. Warum nicht? Und erzählen Sie mir nicht, Sie müßten noch die Nahaufnahmen im Untersuchungszimmer machen. Die bringen wir mal schön heute nachmittag in den Kasten. Ich möchte Sie dabeihaben, weil Sie wissen, wo’s auf einer britischen Rennbahn langgeht und weil die Rennsportleute Sie kennen.«
Grüne Lichter bekamen, was sie wollten. Zudem stellte ich fest, daß ich es auch selber wollte.
»In Ordnung«, sagte ich. »Hubschrauber um halb zwölf.«
Ich sah wieder einmal seinen vertrauten Rücken, als er zu dem stets wartenden Rolls wanderte, dann rief ich über mein Mobiltelefon das Bedford Lodge an und bat das Personal, mich mit Howard Tyler zu verbinden, der in der Bar saß.
»Nur auf ein Wort, Howard«, sagte ich.
»Nicht noch irgendwelche Skriptänderungen?«
Er war beißend sarkastisch.
»Nein. Ehm. lediglich eine kleine Warnung.«
»Ich kann auf Ihre Warnungen verzichten.«
»Auch gut. Aber, ehm. da ich Ihre Einstellung kenne, wollte ich Sie nur noch mal daran erinnern, daß Sie sich verpflichtet haben, nicht über den Film zu meckern, bis er im Verleih ist.«
»Ich sage verdammt noch mal, was mir paßt.«
»Das steht Ihnen frei. Ich nehme an, die Strafbestimmungen in Ihrem Vertrag sind Ihnen gleichgültig.«
»Was für Strafbestimmungen?«
»Die stehen in den meisten Filmverträgen«, sagte ich. »In Ihrem ganz bestimmt. Filmgesellschaften beugen routinemäßig der Möglichkeit vor, daß ein verärgerter Autor den ganzen Film sabotiert, weil ihm oder ihr die Änderungen gegenüber der Vorlage mißfallen. Sie fügen Klauseln ein, die ihnen erlauben, beträchtliche Schadenersatzansprüche geltend zu machen.«
Nach längerem Schweigen sagte Howard: »So einen Vertrag habe ich nie unterschrieben.«
»Mag sein, aber vielleicht fragen Sie mal Ihren Agenten.«
»Sie wollen mir Angst machen«, beklagte er sich.
»Ich empfehle Ihnen nur, etwas vorsichtig zu sein.«
Stille. Howard legte einfach auf. Soviel zu meinem taktvollen Ratschlag!
Wie er es sich vorgenommen hatte, sorgte Nash rigoros dafür, daß wir die Aufnahmen im Untersuchungszimmer noch an diesem Tag unter Dach und Fach bekamen, wenn es auch nach acht wurde. Begierig auf eine Dusche und einen Stärkungstrunk fuhr ich zum Bedford Lodge zurück und fand dort ein langes Fax von O’Hara vor, das mit dem Daily Cable-Nachruf anfing.
Das Leben Rupert Visboroughs war dem Dienst an seinem Land, seiner Region und dem Sport der Könige gewidmet. Als Offizier der Scots Guards verließ er im Majorsrang die Armee, um in seiner Heimat Cambridgeshire in die Lokalpolitik einzusteigen. Zahlreiche Ausschüsse haben von seiner fachmännischen Leitung profitiert, darunter...
Die Liste war lang, brav und eintönig.
Der Gutsbesitzer wurde nach dem Tod seines Vaters, des für seine Verdienste um den Tierschutz geadelten Sir Ralph Visborough, in den Vorstand des Jockey Clubs gewählt.
Von allen, die ihn kannten, hochgeachtet, fühlte Rupert Visborough sich verpflichtet, seinen Namen von einer Kandidatenliste für die Parlamentswahlen zurückzuziehen, nachdem er ohne Schuld in einen ungeklärten Todesfall verwickelt worden war, der unmittelbar seine Familie betraf.
Die Schwester seiner Frau, Gattin des Newmarketer Trainers Jackson Wells, wurde in einer Box auf dem Stallhof ihres Mannes erhängt aufgefunden. Die eingehenden polizeilichen Ermittlungen erbrachten weder einen Grund für Selbstmord noch ein Motiv für Mord oder Hinweise auf einen Täter. Jackson Wells beteuerte immer wieder seine Unschuld. Der Jockey Club, der den Fall unabhängig untersuchte, kam zu dem Schluß, daß es nicht gerechtfertigt sei, Wells die Trainerlizenz zu entziehen. Rupert Visborough, der dieser Untersuchung beiwohnte, war verständlicherweise erbittert über die negativen Auswirkungen des Todesfalles auf die eigene Karriere.
Gerüchte, wonach Jackson Wells’ Frau außereheliche Beziehungen unterhalten haben soll, ließen sich nicht bestätigen. Ihre Schwester - Mrs. Visborough - hat die Tote als >spinnig< und als >Träumerin< bezeichnet. Da sie und ihre Schwester sich nicht nahegestanden hätten, könne sie jedoch keine zweckdienlichen Angaben machen.
Wer weiß, wie weit es Rupert Visborough im Leben hätte bringen können, wären diese Ereignisse nicht eingetreten? Der Verdacht, daß er, obwohl er es stets bestritten hat, über die Hintergründe der Tragödie mehr wisse als er zuzugeben bereit war, ist an seinem Namen haften geblieben. Der Tod seiner Schwägerin ist bis heute nicht aufgeklärt.
Visborough starb vergangenen Mittwoch im Alter von 76 Jahren an einer Gehirnblutung, und seine großen Möglichkeiten blieben in bedauerlicher Weise unerfüllt.
Er hinterläßt eine Frau, einen Sohn und eine Tochter.
O’Hara hatte von Hand unten über die Seite geschrieben: »Scheinheiliger Krampf! Niemand von der Zeitung weiß, wer der Pharisäer war. Ihre Nachrufe kommen oft von freien Mitarbeitern.«
Das seitenlange Fax ging jedoch weiter.
In O’Haras Handschrift stand da: »Diese Notiz erschien in der respektlosen Klatschspalte des Cable, am gleichen Tag wie der Nachruf.«
Familiengeheimnisse der Visboroughs mit ins Grab genommen? Anscheinend hat Jockey-Club-Mitglied Rupert (76), der am Mittwoch einem Hirnschlag erlag, den dubiosen Tod seiner vor 23 Jahren erhängt aufgefundenen Schwägerin nie aufklären können. Deren hinterbliebener Gatte, Jackson Wells, der jetzt wieder verheiratet ist und unweit Oxford Raps anbaut, hatte zu Visboroughs Hinschied »nichts zu sagen«. Es muß für dieses 23 Jahre alte Geheimnis eine Lösung geben. Wir bitten um Hinweise.
O’Haras Handschrift: »Cable erhielt ungefähr sechs durchweg unbrauchbare Zuschriften. Damit war die Geschichte für die Blattmacher erledigt. Aber sie haben mit großem Aufwand ihr Mikrofilmarchiv durchforstet und folgende, zur Zeit des Todes von Visboroughs Schwägerin eingegangenen und gedruckten Meldungen gefunden.«
Es fing mit einer kleinen Notiz an unter der Überschrift »Frau eines Trainers aus Newmarket erhängt aufgefunden«.
Danach hatte es fast zwei Wochen lang täglich neue Enthüllungen gegeben, vielfach zum Thema »Ist sie gesprungen oder gestoßen worden?« und ebenso viele über die von Visborough bitter empfundene Ungerechtigkeit der Art und Weise, wie seine politischen Ambitionen im Ansatz erstickt wurden.
Die Erhängte in der Familie hatte offenbar nicht nur Pferdebesitzer alarmiert; der Gifthauch wirkte auch auf Stimmenwerber und potentielle Wähler abschreckend.
Aus Mangel an Treibstoff war die Geschichte schließlich eingeschlafen. Die letzte Nachricht über Jackson Wells’ Frau versprach fälschlicherweise: »Die Polizei wird wohl in den nächsten Tagen eine Verhaftung vornehmen.«
Danach wurde es still.
Die grundlegende Frage blieb unbeantwortet - warum war sie gestorben?
Ich aß zu Abend und ging schlafen und träumte von ihnen, sah Visborough als Cibber, seine fremdgehende Frau als die hübsche Mimin Silva, Nash als Jackson Wells und die spinnige erhängte Frau als einen Hauch von Musselin, eine wehende Gardine am Fenster.
Kein Einblick. Keine Inspiration. Keine Lösung.