Kapitel 52 Eine kurze Reise
Mein Reiseweg gestaltete sich einfach. Ich wollte flussabwärts nach Tarbean fahren, dann durch die Meerenge des Schrund und an der Küste entlang in Richtung Junpui und schließlich den Arrand aufwärts. Zwar war diese Strecke länger als der Landweg, aber insgesamt besser. Selbst wenn ich Postpferde gemietet und bei jeder Gelegenheit gewechselt hätte, hätte ich über Land an die drei Spannen bis nach Severen gebraucht. Und die meiste Zeit davon wäre ich im südlichen Atur und in den kleinen Königreichen unterwegs gewesen. Nur Priester und Narren hielten die Straßen in jenem Teil der Welt für sicher.
Auf dem Seeweg musste ich zwar einige hundert Meilen zusätzlich zurücklegen, doch brauchen Schiffe nicht dem kurvigen Verlauf einer Straße zu folgen. Und man mag mit einem guten Pferd schneller vorankommen als mit einem Schiff, aber man kann nicht ohne Pause Tag und Nacht reiten. Auf dem Seeweg würde ich, günstiges Wetter vorausgesetzt, nur rund ein Dutzend Tage unterwegs sein.
Mit dem Schiff zu reisen kam zudem meiner Neugier entgegen. Ich hatte noch nie ein größeres Gewässer als einen Fluss befahren. Meine einzige Sorge war, ich könnte mich von nichts als Wind, Wellen und Matrosen umgeben langweilen.
Unterwegs ereilten uns gleich mehrere Missgeschicke.
Wir mussten uns, kurz gesagt, mit einem Sturm, Piraten, Meuterei und Schiffbruch herumschlagen, wenn auch nicht in dieser Reihenfolge.
Im Verlauf der Reise wurde ich ausgeraubt, wäre fast ertrunken und landete zuletzt ohne einen Penny auf den Straßen von Junpui und musste mir mein täglich Brot zusammenbetteln. Ich stahl einem Mann die Schuhe und trug Gedichte vor. Letzteres zeigt mehr als alles andere, wie wahrhaft verzweifelt meine Lage war.
Doch haben diese Abenteuer wenig mit meiner eigentlichen Geschichte zu tun, ich übergehe sie deshalb zugunsten wichtigerer Dinge. Ich benötigte insgesamt sechzehn Tage bis nach Severen. Das war zwar etwas länger als geplant, doch habe ich mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt.