Am nächsten Tag war mit der Post alles in Ordnung. Sie war immer noch weit vor Tagesanbruch ausgetragen worden, aber die Briefsendungen selbst waren weder unnormal erfreulich noch unnatürlich schlecht. Da war eine Abonnementsmitteilung von Newsweek, eine Visa-Abrechnung und etwas Reklame. Nichts Außergewöhnliches, auch wenn eben das schon außergewöhnlich war.
Doug versuchte, Stockley bei der Zeitung anzurufen, doch die Sekretärin ließ ihn wissen, dass er zurzeit keine Gespräche annähme. Er bat sie, Stockley seinen Namen zu nennen, und nach langer Überzeugungsarbeit erklärte sie sich dazu bereit. Doch als sie sich wieder meldete, informierte sie ihn, dass gerade das endgültige Layout für die neue Ausgabe gemacht würde und der Herausgeber von niemandem gestört werden wollte. Sie sagte, Stockley würde Doug zurückrufen, wenn er die Gelegenheit hätte.
Auch am folgenden Tag war die Post so normal wie früher. In Doug wuchs immer mehr die Überzeugung, dass er voreilige Schlüsse gezogen und sich geirrt hatte. Trish sagte nichts, aber er konnte sehen, dass sie genauso dachte und ebenfalls erleichtert war.
Am nächsten Morgen war der Briefkasten voller Post. Doug ging vor dem Frühstück zum Kasten, während Billy noch schlief und Trish ihren Garten wässerte. Doug stutzte: Insgesamt waren es zehn Umschläge. Allein die Menge wirkte irgendwie unheimlich und bedrohlich. Doug warf einen raschen Blick auf die Vorderseiten der Briefe und sah, dass er die meisten Absender nicht kannte. Er steckte sie in die hintere Tasche seiner Hose, sodass sein Hemd über die obere Hälfte des Stapels hing. Im Haus zerriss er einen Umschlag nach dem anderen, ohne sich den Inhalt anzusehen, und schob die Fetzen in einen leeren Milchkarton im Müll.
Trish kam herein, als er gerade den Karton verschloss. »Irgendwelche Post?«, fragte sie, während sie sich die Hände an ihrer Jeans abwischte.
»Keine«, log er.
Am nächsten Tag gab es überhaupt keine Briefe, und auch nicht am darauf folgenden Tag. Es war beinahe so, als sollte Doug dafür bestraft werden, dass er die Post zerrissen hatte - als hätte er ein Angebot zurückgewiesen und bekäme zur Strafe nun kein neues mehr.
Aber das war ein verrückter Gedanke.
Dennoch war es genauso verstörend, überhaupt keine Post zu bekommen, wie mit Post überschüttet zu werden, und das machte Doug nervös. Wahrscheinlich hatte er zu viele Horrorfilme gesehen und zu viele unheimliche Bücher gelesen, aber er konnte nicht anders, als diesem zeitweiligen Ausbleiben von Post eine unnatürliche, böswillige Absicht zuzuschreiben. Es erschien ihm wie die Ruhe vor dem Sturm und als wartete er darauf, dass dieser Sturm losbrach. Er versuchte, die erste Wand des Schuppens fertig zu stellen, konnte sich aber nicht konzentrieren und gab nach nur einer Stunde Arbeit auf.
Am Nachmittag im Laden fiel ihm auf, dass viele der Leute, mit denen er in Kontakt kam, angespannt und gereizt zu sein schienen. Todd Gold, Eigentümer des Feinkostgeschäfts, erwiderte nicht einmal seinen Gruß. Als Doug ihm zuwinkte und »Hi« rief, drehte Gold sich nur kurz um und zog sich in seinen Laden zurück.
Doug erzählte Trish nichts davon. Sie schien viel glücklicher zu sein, seitdem keine Post mehr kam, und obwohl diese »Aus den Augen, aus dem Sinn«-Mentalität überhaupt nicht zu ihr passte, wollte er sie nicht in etwas hineinziehen, das er sich möglicherweise nur einbildete. Vielleicht war ja gar nichts Merkwürdiges, nichts Ungewöhnliches passiert. Vielleicht hatte seine Fantasie auf eine bizarre Aufeinanderfolge von scheinbar miteinander verbundenen Vorkommnissen überreagiert, die in Wirklichkeit gar nichts miteinander zu tun hatten.
Vielleicht.
Aber das glaubte er nicht.