27.

»Ich bin an einem Punkt angelangt«, sagte Irene, »wo ich Angst habe, die Post zu öffnen.«

Trish, die auf dem antiken Zweiersofa saß, nickte. »Ich weiß, was du meinst. Als Erstes sehe ich mir jetzt immer den Absender an. Wenn er unbekannt ist, werfe ich den Brief weg.«

»Ich werfe alle Briefe weg, selbst wenn sie von Leuten kommen, die ich seit Jahren kenne. Der letzte Brief, den ich aufgemacht habe, war von Bill Simms, der mir vorgeworfen hat, ich hätte seinen Hund vergiftet. Kannst du das glauben?« Die alte Frau leckte sich unruhig über die Lippen, und Trish wurde klar, dass ihre Freundin Angst hatte. Große Angst. Sie runzelte die Stirn. Irene war keine Frau, die sich leicht einschüchtern ließ, und allein schon, sie in diesem Zustand zu sehen, machte Trish nervös. Es musste mehr geben als ein paar hasserfüllte Briefe, die Irene so sehr verängstigt hatten.

Trish stellte ihr Glas Eistee ab. »Was ist?«, fragte sie. »Was ist los? Da ist doch mehr als nur Bill Simms.«

Irene schüttelte den Kopf. »Nein. Da ist nichts.«

»Es ist nicht nichts, verdammt! Nun sag schon.«

Überrascht von der Heftigkeit ihrer Reaktion, starrte Irene sie an. Dann nickte sie. »Okay. Du willst wissen, was es ist? Dann komm mit.« Ihre Stimme war leise, verschwörerisch und klang sehr ängstlich.

Trish folgte ihr über den Flur in den verschlossenen Raum, der das Zimmer von Irenes Mann gewesen war. Es diente jetzt nur noch als Abstellkammer, voller Gegenstände und schmerzlicher Erinnerungen an die Vergangenheit - Dinge, die Irenes verstorbenem Ehemann gehört hatten. Trish schaute sich um. Sie war noch nie in diesem Zimmer gewesen. Nun sah sie, dass es von Bücherregalen beherrscht wurde, die an zwei gegenüberliegenden Wänden vom Boden bis zur Decke reichten. Kleidung und persönliche Gegenstände lagen aufgestapelt auf einem alten Esstisch aus Eiche, der in der Mitte des Zimmers neben anderen unbenutzten Möbeln stand.

»Da«, sagte Irene. Ihre Stimme bebte.

Trishs Blick folgte dem ausgestreckten Zeigefinger der Frau. Auf dem geöffneten Sekretär - neben einem Stapel alter, eingestaubter Taschenbuch-Western - lag eine kleine Schachtel, noch halb in das braune Packpapier gewickelt, in dem der Postbote sie zugestellt hatte. In der Staubschicht auf dem Schreibtisch war eine unregelmäßige, saubere Spur, wo die Schachtel über die Schreibplatte gerutscht war. Offensichtlich war sie hastig dorthingeworfen worden.

Irene blieb an der Tür stehen und umklammerte fest den Messingknauf. »Das wurde mir gestern geschickt«, sagte sie und schluckte mit offensichtlicher Mühe. Ihre Hände zitterten, und Trish konnte in der Stille des Raumes ihren unregelmäßigen Atem hören. »Da ist ein Zeh drin.«

»Was?«

»Da ist ein Zeh in der Schachtel.«

Trish ging langsam vorwärts. Ihr Herz schlug laut. Sie erreichte den Sekretär, nahm die Schachtel, öffnete sie.

Sie wusste, worauf sie sich gefasst machen musste, aber es war trotzdem ein Schock. Auf dem Boden der Schachtel lag ein Zeh, ein menschlicher Zeh, der sich leuchtend weiß vom Braun der Pappe abhob. Es war ein kleines Ding, aber erschreckend wirklich. Trish konnte die glatte, abgerundete Spitze erkennen, die Hautfalten am Gelenk, einzelne Haare auf der glatten Haut unterhalb des rosafarbenen Nagels. Der Zeh war sauber abgetrennt worden, aber da war kein Blut, kein einziger Tropfen.

Trish stellte die Schachtel hin. Ihr war leicht übel. Der Zeh rollte herum, und sie konnte das rote Fleisch, Adern und in der Mitte den runden weißen Knochen erkennen. Plötzlich erschien ihr der Raum zu klein, zu eng, und sie wich vom Sekretär zurück.

»Jasper hat seinen großen Zeh 1954 bei einem Unfall beim Holzfällen verloren«, sagte Irene.

Ausgestattet mit einer dokumentierten Vergangenheit, erschien Trish der abgetrennte Körperteil plötzlich noch unheimlicher. Sie sah ihre Freundin an. Irene war blass und voller Angst. Zum ersten Mal, seit Trish sie kannte, sah sie älter aus, als sie war.

Sie verließen den Raum. Irene schloss die Tür, und sie gingen schweigend zurück ins Wohnzimmer. Noch ehe Irene sich aufs Sofa setzte, nahm sie ihr Glas Eistee. Die Eiswürfel klirrten im Glas. »Er war damals im Tonto National Forest beschäftigt«, erzählte sie, »in der Nähe von Payson, und arbeitete mit der Axt. Er wollte einen Ast vom Stamm eines gefällten Baumes abschlagen, hat sich stattdessen aber den großen Zeh abgehackt. Ich weiß nicht, wie Jasper den Zeh erwischt hat und die anderen nicht oder warum er sich nicht ein ganzes Stück vom Fuß abgehackt hat, aber er hat nur den Zeh erwischt. Er hat gesagt, er habe so laut geschrien, dass die Waldarbeiter es kilometerweit gehört haben. Das Blut sei nur so gespritzt, sagte er, und habe die grünen Kiefernnadeln um ihn herum rot gefärbt.

Sie hatten immer jemanden dabei, der sich mit erster Hilfe auskannte, weil es solche Unfälle beim Holzschlagen öfters gab, und irgendwie haben sie es geschafft, die Blutung zu stoppen. Dann haben sie Jasper nach Payson ins Krankenhaus gebracht. Sie hatten damals noch nicht solche Operationsmethoden wie heute, und der Arzt sagte, er würde den Zeh nicht wieder annähen können, obwohl sie ihn gleich mitgebracht hatten. Er sagte, es wäre besser, die Wunde nur zu schließen und heilen zu lassen.« Irene schwieg einen Augenblick.

»Was ist mit dem Zeh passiert?«, fragte Trish.

»Jasper rief mich an und erzählte mir von dem Unfall, und ich ließ mich nach Payson bringen. Damals bin ich noch nicht selbst gefahren. Der Zeh war in einem Glasgefäß in seinem Krankenzimmer und schwamm in einer klaren Flüssigkeit. Jasper fragte mich, ob ich ihn aufbewahren wollte, aber ich konnte mir nichts Abscheulicheres vorstellen. Ich konnte es schon damals kaum ertragen, ihn anzusehen, und ich bat eine Krankenschwester, das Glas abzudecken, solange ich da war. Meine Güte, ich wollte doch keinen abgehackten Zeh im Haus haben! Also sagte ich Jasper, er solle das Krankenhaus mit dem Zeh machen lassen, was sie wollten.« Bei der Erinnerung schüttelte sie den Kopf. »Später habe ich herausgefunden, dass Jasper und seine Holzfällerkumpel sich besoffen, im Wald eine Art Beerdigung veranstaltet und den Zeh begraben haben.« Sie sah Trish mit gequältem Blick an. »Das ist sehr lange her. Es gibt nicht mehr viele, die die Geschichte kennen. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie der Postbote herausgefunden haben könnte, was damals passiert ist, geschweige denn, wie er den Zeh gefunden hat oder wie der Zeh in so gutem Zustand sein kann.«

»Vielleicht ist es nicht ...«

»Doch, ist es«, sagte Irene mit Bestimmtheit.

»Hast du die Polizei angerufen?«

»Wozu?«

»Das ist gegen das Gesetz. Irgendein ...«

Irene legte ihre Hand auf Trishs Arm. Die Finger der alten Frau fühlten sich trocken und kalt an. »Trish«, sagte sie, »das ist nichts für die Polizei. Das ist Privatsache.«

»Nein, ist es nicht.« Trish beugte sich vor. »Du weißt, was in der Stadt vor sich geht. Und du weißt, dass es keine Möglichkeit gibt, den Postboten dranzukriegen. Wir haben keine Beweise, um eine unserer Behauptungen zu stützen.« Sie deutete zum Flur und dem Zimmer dahinter. »Jetzt haben wir einen Beweis.«

»Wir haben gar nichts. Weißt du, was passieren wird? Dieser Kerl wird sagen, dass er die Post bloß zustellt und für den Inhalt nicht verantwortlich ist, und er wird leugnen, irgendwas davon gewusst zu haben. Das weißt du so gut wie ich.«

Trish blickte ihrer Freundin in die Augen. Irene hatte recht, so sehr Trish hasste, es zugeben zu müssen. Irene wusste genau, was der Postbote tun würde.

»Lass mich wenigstens Doug anrufen und es ihm erzählen. Er wird das Ding für dich wegschaffen. Du willst sicher nicht ...«

»Nein«, widersprach Irene. »Ich will nicht, dass irgendjemand ihn anfasst. Und niemand außer dir wird ihn jemals zu Gesicht kriegen.« Sie senkte die Stimme, und Trish spürte, wie es ihr kalt den Rücken herunterlief. »Er ist böse.«

Trish nickte. Sie täuschte um ihrer Freundin willen Verstehen vor, aber sie verstand gar nichts. Offenbar drehte Irene langsam durch. Das alles hatte sie gefährlich nahe an den Abgrund des Wahnsinns gebracht, und wenn noch etwas geschah, konnte es Irene in diesen Abgrund stürzen.

Und genau das wollte der Postbote.

Trish stand auf. »Ich muss gehen.«

»Du kannst nicht zur Polizei gehen«, sagte Irene.

»Ich finde, du solltest es jemandem erzählen. Das ist nicht in Ordnung, Irene!«

»Nein.«

Die Blicke der beiden Frauen trafen sich, und Trish seufzte. »Okay«, sagte sie. »Es ist deine Entscheidung.« Sie ging zur Tür und drehte sich noch einmal um, ehe sie das Fliegengitter öffnete. »Ruf mich an, wenn du irgendwas brauchst. Egal was. Doug und ich können sofort kommen, wenn Not am Mann ist.«

»Danke«, sagte Irene. »Aber es wird mir schon gut gehen.« Sie lächelte. »Vielleicht mache ich meinen Briefkasten einfach nicht mehr auf.«

»Das ist wahrscheinlich gar keine schlechte Idee.«

Die alte Frau lachte, und für einen Moment klang sie beinahe normal. »Auf Wiedersehen, Schatz«, sagte sie. »Wir sehen uns.«

Trish stieg langsam die Stufen der Veranda hinunter.

Als sie zum Wagen ging, hörte sie, wie die Tür hinter ihr abgeschlossen und der Riegel vorgeschoben wurde.

Beim Wegfahren winkte Trish, ohne nachzusehen, ob ihr Winken erwidert wurde. Sie bog auf die Straße ab und fuhr nach Hause. Sie hatte gewusst, dass der Postbote dafür verantwortlich war, dass es in der Stadt immer schlimmer wurde. Sie hatte gewusst, dass dieser Bastard für die unbezahlten Rechnungen, die fehlgeleitete Post, die Hassbriefe und wahrscheinlich auch für die Todesfälle verantwortlich war. Aber wie weit er zu gehen gewillt war, wie weit zu gehen er fähig war, war ihr noch nie mit solcher Wucht deutlich geworden wie in dem Augenblick, als sie in die Schachtel geblickt und den Zeh gesehen hatte. Solch willkürliche und zugleich wohl überlegte Bösartigkeit konnte sie einfach nicht begreifen.

Was ihr sogar noch mehr Angst machte war die Erkenntnis, dass der Postbote die einzige Person in Willis war, die zu jedermann in der Stadt Zugang hatte und die täglich mit fast jedem Haushalt zu tun hatte. Trish war nie religiös gewesen; sie war sich nicht einmal sicher, ob sie an »das Gute« und »das Böse« glauben sollte. Aber nun glaubte sie daran. Und sie glaubte, dass das Böse eine perfekte Gestalt gewählt hatte, in der es sein Werk verrichten konnte. Wenn John Smith ein Prediger oder Lehrer oder Politiker gewesen wäre, hätte er bei weitem nicht so viele Menschen erreicht wie jetzt, und er wäre nicht in der Lage gewesen, sich so unmerklich, so mühelos in das Leben der Menschen einzuschleichen.

Auch die Passivität der Stadt machte Trish Sorgen. Die Unwilligkeit der Leute, sich dem zu stellen, was vor sich ging, und etwas dagegen zu unternehmen. Auch sie selbst und Doug hatten wenig getan, um den Postboten zu stoppen und seinen Plänen ein Ende zu bereiten, obwohl sie viel davon gesprochen hatten. Es war, als warteten sie darauf, dass ein anderer die Verantwortung übernahm und das Problem löste.

Aber was konnten sie überhaupt tun? Obwohl sie sich bewusst waren, was vor sich ging, und versucht hatten, sich wirkungsvoll dagegen zu wappnen, hatte der Postbote massiv in ihr Leben eingegriffen. Sie hatten dem Sirenengesang der Post widerstanden, hatten sich gegen die offensichtlichen psychologischen Attacken auf sie blind und taub gestellt, und doch hatte ihr Familienleben sich unmerklich verändert. Im Angesicht der Not waren sie einander nicht näher gerückt, sondern hatten sich in gewissem Sinne in sich selbst zurückgezogen. Es gab keine offensichtlichen Mauern oder Barrieren; ihre Beziehung war nicht gespannt oder belastet, doch die Frotzelei und Kameradschaft, die beispielsweise Doug und Billy geteilt hatten, war verschwunden und ersetzt worden durch ein freundliches, aber förmlicheres und weniger intimes Rollenverhalten. Trishs eigene Beziehung zu Doug und Billy hatte eine ähnliche Veränderung durchgemacht. Sie und Doug gingen distanzierter miteinander um. Selbst der Sex schien weniger ein Ausdruck der Liebe zu sein als vielmehr die Befriedigung selbstsüchtiger Bedürfnisse, auch wenn sich von außen überhaupt nichts verändert hatte. Außerdem hatte sie sich in letzter Zeit angewöhnt, Billy Standpauken zu halten - in einem autoritären Tonfall, den sie nie hatte annehmen wollen.

Sie wusste, dass auch Doug diese Veränderungen bemerkt hatte, wenn auch keiner von beiden mit dem anderen darüber gesprochen hatte. Sie konnte es in seinen Augen sehen, an seinem Verhalten ablesen. Es drückte sich weniger durch das aus, was er sagte, als durch das, was er nicht sagte. Sie redeten immer noch über die aktuellen Ereignisse, über häusliche Angelegenheiten, versuchsweise sogar über den Postboten, doch ihre Gespräche besaßen eine gewisse Oberflächlichkeit. Mehr als einmal hatte Trish das Gefühl, dass sie mehr zueinander sprachen als miteinander.

Und das war die Schuld des Postboten.

Aber Trish wollte ihn nicht siegen lassen. Sie weigerte sich, ihre Familie von dieser Kreatur auseinanderreißen zu lassen. Es wäre einfach, zu kapitulieren und zuzusehen, wie der Bruch zwischen ihr und Doug größer wurde. Doch sie schwor sich, niemals zuzulassen, dass alles noch schlimmer wurde. Sie würde ihrem Mann und ihrem Sohn die Hand hinhalten. Sie würde der Lethargie der Gefühle ein Ende setzen, und sie würde die beiden zwingen, dasselbe zu tun.

Am liebsten hätte Trish am Postamt angehalten und dem Postboten ins Gesicht gesagt, dass sie seine Versuche, sie zu zerstören, nicht mehr hinnehmen würde. Doch sie erinnerte sich an das letzte Mal, als sie versucht hatte, ihm gegenüberzutreten. Bei dem Gedanken bekam sie Gänsehaut auf ihren bloßen Armen, und die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Sie war wütend, sie war entschlossen, aber sie war nicht dumm.

Sie sind hübsch.

Nie wieder würde sie allein zum Postamt gehen.

Trish war fast schon an der Abzweigung, die zu ihrem Haus führte, als ihr einfiel, dass sie noch fürs Abendessen einkaufen musste. Sie war an diesem Nachmittag nicht nur in die Stadt gefahren, um Irene zu besuchen, sondern auch, um Lebensmittel einzukaufen. Sie waren seit Tagen nicht einkaufen gegangen und brauchten dringend Milch und Butter und andere Grundnahrungsmittel sowie etwas für das Abendessen.

Trish wendete und fuhr zum Geschäft zurück. Normalerweise plante sie die Mahlzeiten für die Familie einen Tag im Voraus, aber ungefähr seit einer Woche war sie zu müde und zu unkonzentriert gewesen, um mehr zu tun, als in letzter Minute irgendetwas zusammenzurühren; ein Verhalten, das so sehr ihrem Charakter widersprach, dass sie sich fragte, warum es ihr nicht schon früher aufgefallen war. Diese Verrücktheit hatte nicht nur das Gefühlsleben ihrer Familie beeinflusst, sondern ihren Alltag.

Trish beschloss, beim Feinkostgeschäft zu halten, um nach frischem Fisch zu fragen. Sie hatte Lust auf Forelle, und wenn es einen guten Fang gegeben hatte, würde sie welche für das Abendessen mitnehmen.

Sie fuhr auf den Parkplatz des Einkaufszentrums. Obwohl sämtliche Parkplätze vor Bayless besetzt waren, entdeckte Trish zu ihrem Erstaunen, dass der Bereich vor dem Feinkostgeschäft fast leer war. Das war unheimlich. Todd hatte die feinste Auswahl an Käse und den besten frischen Fisch der Stadt, und wenn bei Bayless viel los war, war der Feinkostladen normalerweise sogar noch voller.

Trish parkte in einer Lücke direkt vor dem Eingang und ging hinein.

Sofort bemerkte sie, dass etwas anders war. Es war nichts, das sie sah, mehr ein Gefühl. Eine seltsame, bedrohliche Spannung lag in der Luft, ganz anders als die gewohnte Atmosphäre im Laden. Trish sah sich um. Abgesehen von ihr und Todd hinter der Theke war das Geschäft leer. Sie trat nach vorn und besah sich das Fleisch in der Fleischtheke. Dann lächelte sie den Ladenbesitzer an, aber der lächelte nicht zurück, und Trish beschloss, rasch ihre Einkäufe zu erledigen und zu verschwinden.

Sie zeigte auf eine Auswahl filetierter Forellen auf Eis hinter der Theke. »Frisch gefangen?«, fragte sie.

Todd nickte schweigend.

Trishs Unbehagen wurde stärker, und rasch sagte sie: »Ich nehme drei große.«

Der Ladenbesitzer öffnete die Rückseite der Theke, holte drei Forellen heraus und legte sie auf die Waage. »Sagen Sie Ihrem Mann, dass ich nicht schätze, was er macht«, sagte er.

Trish runzelte die Stirn. »Wovon reden Sie? Was macht er denn?«

»Sagen Sie ihm, dass ich es ganz und gar nicht schätze.«

»Dass Sie was nicht schätzen?« Trish starrte ihn an. »Todd, sagen Sie mir, was hier los ist. Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«

Todd ließ seine Reserviertheit fallen. Er lächelte Trish an, während er die Fische einwickelte, und in seinem Lächeln lag Traurigkeit. »Ich weiß, dass Sie es nicht wissen.«

»Todd?«

»Ich glaube Ihnen. Sonst wären Sie nicht hier.« Er deutete mit dem Arm in den leeren Laden. »Sie sind heute meine erste Kundin.«

»Was ist denn los?«, fragte Trish. Sie beugte sich über die Theke vor. »Ist es die Post?«

Todds Gesicht versteinerte und wurde kalt. »Das macht dann drei fünfzig.«

»Todd?«

»Drei fünfzig.«

Trish bezahlte den Fisch und verließ das Geschäft. Als sie auf dem Parkplatz zurücksetzte, sah sie, wie er in der Tür stand und hinter ihr her starrte. Es sah aus, als ob er weinte.

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