ZWÖLF

»Er ist so süß! Ehrlich! Ich glaube, ich habe schon lange nicht mehr so einen tollen Mann kennengelernt.«

Ninas Augen strahlen, und wenn sie erzählt, reden ihre Hände gleich mit. Mag auch unsere Aktion »Ein Prinz für Carolin« noch nicht von Erfolg gekrönt sein - zumindest ihre beste Freundin scheint endlich fündig geworden zu sein. Jedenfalls sitzt Nina seit einer geschlagenen Stunde auf unserer Couch und schwärmt von Dr. Wagner. Brrr, allein die Vorstellung, dass Nina ihre Zeit freiwillig mit diesem Hundeschinder verbringt, ist abenteuerlich. Ein Mann, an dessen Händen mit Sicherheit Blut klebt! Wenn nicht sogar mein eigenes! Andererseits kann es mir auch egal sein, wichtig ist für mich schließlich nur Carolins Wohlergehen.

Während Ninas Stimme im Hintergrund weiterplappert, schweifen meine Gedanken ab. Wenn das Wetter besser wird, wollen Herr Beck und ich gleich wieder loslegen. Immerhin kann man die Sache mit Willi nicht als totalen Flop bezeichnen. Beck hatte Recht - es war eine schöne Übung, und wir sind ziemlich weit gekommen. Gut, warum Carolin dachte, dass Willi ein Einbrecher sein könnte, ist mir nicht klar. Hatte es vielleicht mit seinem seltsamen Geruch zu tun? Aber den hat Carolin doch bestimmt nicht bemerkt. Dafür ist ihre Nase viel zu schlecht, und Willi stand nie direkt neben ihr. Irgendwas müssen Beck und ich da noch verbessern. Ich werde gleich mal im Garten nach ihm suchen. Vorausgesetzt, Nina kommt irgendwann zu einem Ende, und ich kann wieder mit Carolin in die Werkstatt. Danach sieht es momentan aber leider nicht aus; Nina sprudelt wie ein Wasserfall.

»Und wie er aussieht - einfach toll! Eine super Figur! Und dann diese vollen braunen Haare! Ein bisschen wie Hugh Grant. Findest du nicht?«

Ich spitze die Öhrchen. Vielleicht ist das Gespräch doch nicht so langweilig. Dr. Wagner sieht also gut aus. Womit wir bei einem für Hunde ziemlich undurchschaubaren Thema sind: Wann sieht ein Mensch für andere Menschen gut aus? Muss er besonders viele Haare haben? Oder lieber wenige? Ist groß schön - oder lieber klein? Gilt für Männer etwas anderes als für Frauen? O je, wenn ich genau darüber nachdenke, habe ich mir mit dem Projekt »Partnervermittlung« ganz schön viel vorgenommen. Umso interessanter, was Nina jetzt erzählt.

»Ist dir nicht auch gleich aufgefallen, was für unglaublich blaue Augen er hat?« Aha! Die Augenfarbe. Offensichtlich ein wichtiger Punkt. »Ne, ist mir nicht aufgefallen.«

Mir auch nicht. Allerdings kann ich Farben sowieso nicht so gut auseinanderhalten.

»Das musst du doch gesehen haben, die sind total auffällig. Kornblumenblau ! «

»Nina, ich weiß nicht, ob du dich noch dran erinnerst - aber als wir in der Praxis waren, hatte ich einen sehr schlecht gelaunten Herkules dabei, der erst die ganze Zeit jaulte und dann versuchte, zwei niedliche Kaninchen zu killen, woraufhin ein völliges Chaos ausbrach. Verzeih, dass ich keine Gelegenheit hatte, einen Blick in die tiefblauen Augen von deinem Superdoc zu werfen.«

Carolin klingt leicht genervt. Ob das an der Erinnerung an den schrecklichen Besuch beim Tierarzt liegt? Weil ich mich dort so schlecht benommen habe? Peinlich, peinlich.

»Meine Güte, bist du schlecht gelaunt. Ich dachte, es interessiert dich, wenn deine beste Freundin ein Date hatte.«

»Entschuldige, du hast Recht. Tut mir leid, dass ich so schlecht drauf bin. Ich gelobe Besserung! Also, mal abgesehen von den kornblumenblauen Augen: Wie küsst er denn so?«

Das scheint ein besonders wichtiger Punkt zu sein, sonst würde Carolin nicht als Erstes danach fragen. Aber woran sieht man das bloß? Wie finden Beck und ich einen Mann, der gut küsst?

Nina kichert. »Das wirst du mir jetzt nicht glauben - aber ich weiß es nicht. Wir haben uns noch nicht geküsst.«

Verstehe. Ist also keine Eigenschaft, die man Menschen ansehen kann. Muss man selbst ausprobieren.

»Ihr habt euch noch nicht geküsst? Ich denke, ihr wart den ganzen Abend unterwegs?«

»Waren wir auch. Und wir haben uns super unterhalten. Marc war sehr charmant und witzig. Aber wir haben uns nicht geküsst. Macht aber nichts. Ich will es mal ruhiger angehen lassen.«

»Hm«, meint Carolin, und es klingt zweifelnd. »Mal ruhiger angehen lassen? Du? Das ist eine völlig neue Taktik. Seit wann wendest du die denn an? In seiner Praxis war davon noch nichts zu merken. Da sah es eher nach die Sache schnell klarmachen aus. Ich meine, du lagst schließlich schon in seinen Armen.«

Nina schnaubt empört. »Na hör mal - ich bin einfach über deinen blöden Hund gestolpert! Und was heißt hier neue Taktik? Das klingt so, als ob ich die Typen immer mit der Schrotflinte erlegen würde.«

»Tja, also zimperlich warst du bisher nicht gerade, wenn dir jemand gefällt. Schon eher Schrotflinte als Präzisionsschütze.«

»Carolin, man merkt, dass du lange nicht mehr am Markt warst. Ich bin jung, ich bin Single. Und wenn mir ein Typ gefällt, warte ich nicht darauf, dass er auf einem Schimmel bei mir vorbeigeritten kommt, sondern nehme die Sache selbst in die Hand. Von mir aus nenn es Prinzip Schrotflinte - aber was spricht dagegen?«

Markt? Schimmel? Schrotflinte? Nina spricht in Rätseln. Carolin scheint allerdings zu verstehen, wovon sie redet.

»Schon gut, schon gut. Du hast Recht, ich war wirklich lange nicht mehr unterwegs. Ich muss mich erst mal wieder daran gewöhnen.«

Nina nickt heftig. »Ja, und ich sage dir - warte besser nicht, dass der passende Typ einfach so bei dir auftaucht! Das passiert nämlich nur im Märchen.«

Falsch, meine Liebe! Das passiert auch, wenn sich Carl-Leopold von Eschersbach persönlich darum kümmert. Dann muss man sich auch nicht die Abende mit einem Tierarzt um die Ohren schlagen. So, Mädels, und nun kommt mal zum Ende, damit ich Herrn Beck meine neuesten Erkenntnisse erzählen kann!

»Sag mal, meinst du, Herkules muss mal?« Nina schaut mich nachdenklich an.

»Wieso?«

»Na, der tigert hier auf einmal so unruhig herum. Nicht, dass er gleich ein kleines Geschäft unter deinem Sofa platziert.«

»Eigentlich war ich kurz mit ihm Gassi, bevor du gekommen bist. Aber vielleicht langweilen wir ihn auch. Ich kann ihn ja in den Garten lassen, ich muss sowieso noch einmal in die Werkstatt.«

»Schade, ich dachte, du kannst dir ein bisschen freinehmen, und wir gehen noch einen Kaffee zusammen trinken.«

»Würde ich gerne - aber ich habe Daniel in den letzten Wochen echt hängen lassen. Habe schon ein total schlechtes Gewissen.«

»Ach komm. Dir ging's nicht gut, und Daniel hat dir bestimmt gerne geholfen.« Nina grinst Carolin an und klopft ihr auf die Schulter.

»Du brauchst gar nicht so zu grinsen. Natürlich hat Daniel mir gerne geholfen, aber ich möchte ihn nicht weiter strapazieren. Er hat selbst genug auf dem Zettel. Wenn ich allein an die Rekonstruktion von Auroras Geige denke. Das wird eine Ewigkeit dauern.«

»Mir kommen gleich die Tränen. Offen gestanden ist es mir einfach lieber, wenn sich Daniel um dich als um so eine blöde Geige von einer noch viel blöderen Geigerin kümmert.«

»Aurora ist eine hervorragende Musikerin.«

»Sie ist eine blöde Kuh und baggert noch dazu ständig an deinem Partner herum«, lässt Nina nicht locker.

»Daniel ist nur mein Geschäftspartner. In seiner Freizeit kann ihn anbaggern, wer will.«

Nina verdreht die Augen und seufzt. »Ja, ja, wer's glaubt, wird selig. Und wer's nicht glaubt, kommt auch in den Himmel.«

»Nina, nicht schon wieder die Leier. Daniel und ich sind Freunde, mehr nicht. Herkules, auf geht's!«


»Unser idealer Kandidat hat blaue Augen und kann gut küssen.« Ich sitze neben Herrn Beck in der Sonne und berichte von meinen jüngsten Erkenntnissen in Sachen Menschen und Partnerwahl.

»Dann ist die Sache so gut wie geritzt. Das wird ja ein Kinderspiel. Ich schaue mir die Augen genauer an, und du küsst den Typen. Hoffe allerdings, du kannst beurteilen, was als gut küssen durchgeht.«

Ich werfe Beck einen bösen Blick zu. »Wieso bloß habe ich das Gefühl, dass du mich gerade nicht ernst nimmst?«

»Weil es so ist. Dein Gefasel bringt uns überhaupt nicht weiter. Zumal wir noch nicht einmal wissen, ob Carolin auch auf blaue Augen steht. Vielleicht mag sie braune lieber? Oder grüne? Und außerdem ist so ein menschliches Auge auch nicht gerade riesig. Von unserer Perspektive aus dürften wir kaum aus fünf Metern erkennen, welche Augenfarbe ein Mann hat. Und dann die Sache mit dem Küssen - also so weit sind wir noch lange nicht. Wenn wir einen Typen so nah an Carolin rankriegen, dass sie ihm die Hand schüttelt, dann sind wir schon richtig gut.«

»Also gut, wenn ich denn so ein kleiner, dummer Hund bin, dann schlage ich vor, du übernimmst hier einfach mal das Kommando, und ich dackel nur noch hinter dir her.« Jawoll, der kann mich mal, der blöde Kater.

»Sei doch nicht wieder gleich beleidigt! Unser Plan ist doch gut. Wir gehen wieder in den Park, und dann ziehen wir noch mal die gleiche Nummer ab wie bei Willi. Irgendwann wird schon der Richtige dabei sein. Prinzip Schrotflinte.«

»Komisch, davon hat Nina eben auch gesprochen.«

»Siehste! Und die kennt sich aus damit. Seitdem ich in diesem Haus wohne, habe ich Nina bestimmt schon mit fünf bis sechs verschiedenen Herren hier aufkreuzen sehen. Wir machen es einfach genauso - schleppen so viele Männer wie möglich an. Wie Nina. Glaub mir, die ist Expertin.«

Ich gucke ihn zweifelnd an. »Ach ja? Und warum hat sie dann noch keinen Mann? So toll scheint ihr Auswahlverfahren nicht zu funktionieren. Jetzt kommt sie sogar mit diesem furchtbaren Tierarzt an.«

»Wer weiß? Vielleicht will sie die Männer gar nicht dauerhaft behalten? Vielleicht sind die einfach nach einiger Zeit irgendwie ... aufgebraucht. Und dann muss ein neuer her.«

»Das wäre das erste Mal, dass ich so etwas über menschliche Partnerschaften höre. Ich dachte, das Konzept ist eher ewige Treue. Hast du selbst gesagt. Sonst hätte sich Carolin auch über die Sache mit dem Höschen nicht so aufgeregt, oder?«

Herr Beck legt den Kopf schief. »Hm, hast du auch wieder Recht. Ja, was weiß denn ich? Ich bin auch nur ein alter Kater, der sich redlich Mühe gibt, die Menschen zu verstehen. Muss aber nicht immer klappen. Also, was ist jetzt? Gehen wir in den Park?«

»Na gut.«

Aktion Schrotflinte kann beginnen.


Das Wetter ist heute schön, deswegen tummeln sich im Park mehr Menschen, als man sich in Ruhe ansehen kann. Wir beschließen, es vor allem bei den Parkbänken in der Nähe unseres Hauses zu versuchen. Dann müssen wir die Männer nicht über die halbe Wiese locken, wenn sie uns tatsächlich folgen. Leider sitzen auf den beiden nächsten Bänken entweder nur Frauen, oder aber Willi mit seinen Plastiktüten. Der uns übrigens freundlich zuwinkt. So hat's keinen Sinn.

Bei der dritten Parkbank werden wir schließlich fündig: Ein junger Mann hat sich dort niedergelassen und bindet sich die Schnürsenkel zu. Seine Augenfarbe kann ich zwar nicht erkennen, aber die wollten wir im ersten Anlauf sowieso unberücksichtigt lassen. Herr Beck und ich schleichen näher heran, dann beginnen wir mit der Show.

Das heißt - wollen mit ihr beginnen. Denn bevor ich noch so richtig loslegen kann, steuert auf einmal eine junge Frau auf die Bank zu, beugt sich zu dem Mann herunter und küsst ihn. Dann setzt sie sich neben ihn. Ich rapple mich wieder vom Boden auf, schüttle mich kurz und setze mich neben Beck.

»Mist, der hat schon eine Frau.«

Beck kichert. »Aber die könnten wir fragen, ob der Typ gut küssen kann. Das war doch eines deiner neu entdeckten Kriterien.«

»Ha, ha! Sehr lustig.«

Ich bin ein bisschen enttäuscht, weil der Mann für meinen Dackelgeschmack sehr nett aussah. Das Letzte, was ich da brauche, sind hämische Kommentare eines übergewichtigen Katers.

»Wie wäre es, wenn du den nächsten Mann aussuchst?«, schlage ich vor und klinge dabei eingeschnappter, als ich eigentlich zugeben wollte.

»Gerne, mein Lieber, gerne. Ich habe auch schon einen gesichtet - guck mal, da vorne!«

Er läuft ein Stückchen die Wiese entlang, dann hält er vor einer Bank neben einem schönen Blumenbeet. Okay, ich muss zugeben, der Mensch sieht auch nicht schlecht aus. Er liest Zeitung, was schon mal ein Zeichen von gewisser Bildung zu sein scheint und es uns außerdem ermöglicht, uns unbemerkt direkt vor seine Füße zu legen. Ich rolle mich also wieder auf den Rücken und beginne zu kläffen. Und zwar so richtig jämmerlich.

Nach einer Weile schaut der Mann von seiner Zeitung auf und beobachtet mich aufmerksam. Meine ich jedenfalls, denn natürlich kann ich das von meiner Warte aus nicht so genau sehen. Mir scheint allerdings, dass der Mann leider nicht die geringste anteilnehmende Regung auf meine Darstellung eines todkranken Hundes zeigt. Mist! Bei Willi hat das doch gleich geklappt. Ich winde mich mittlerweile direkt vor seinen Füßen und jaule so mitleiderregend, wie ich nur kann. Vor lauter Jaulen und Japsen bildet sich sogar ein wenig Schaum vor meinem Fang. Trotzdem guckt der Mann mich nur gelangweilt an und zieht seine Füße ein Stück zur Seite, um kurz darauf aufzustehen. Dann dreht er sich um und geht einfach weg. Ich bin sprachlos. Das gibt's doch nicht! Beck kommt auf mich zugetrabt.

»He, was war denn das? Ist der einfach abgehauen? Und hat dich deinem traurigen Schicksal überlassen? Unglaublich, wie herzlos diese Menschen manchmal sind!«

Wir schauen dem Mann hinterher. Jetzt bleibt er allerdings stehen und guckt noch einmal in unsere Richtung. Ob ihn doch die Reue packt? Er nestelt an seiner Tasche. Vielleicht Fleischwurst? Nein - er holt sein Handy heraus und fängt an zu telefonieren. Ich pirsche mich etwas näher an ihn heran, denn mein Gefühl sagt mir, dass es gleich um mich gehen wird.

»Hallo, Polizei? Ja, Diekamp hier. Also, Sie werden sich vielleicht wundern, aber ich möchte einen akuten Tollwutverdacht melden.« Er macht eine Pause. »Ja, ja. Richtig, hier in Hamburg. Gut, verbinden Sie mich.«

Eine weitere Pause, der Mann steht da und horcht angestrengt in sein Telefon. »Guten Tag, Diekamp mein Name. Ich habe es eben schon Ihrem Kollegen erzählt - ich möchte Sie über einen Verdachtsfall von Tollwut informieren. Bei einem Dackel. In Hamburg. Genau. Mhm, mhm ...«

Der Mann geht auf und ab und starrt in unsere Richtung. Als er sieht, dass ich näher gekommen bin, weicht er ein paar Schritte zurück.

»Tja, wie es sich äußert? Ich würde sagen, plötzliche distanzlose Anhänglichkeit, Krämpfe, fast ein bisschen Schaum vorm Mund. Aha, Hamburg ist kein Tollwutgebiet? Bei Haustieren ist ganz Deutschland kein Tollwutgebiet? Verstehe - aber vielleicht schicken Sie vorsichtshalber doch jemanden vorbei?«

Mittlerweile steht auch Herr Beck neben mir. »Sag mal, mit wem redet der Typ denn da so aufgeregt?«, will er wissen.

»Ich glaube, mit der Polizei. Er hat ihnen erzählt, dass ich Tollwut habe. Bin eben ein verdammt guter Schauspieler - wenn mich die Leute sogar für tollwütig halten! Weißt du, normalerweise bekommen das nämlich nur Füchse. Hat mir Opili erzählt. Das ist sehr gefährlich, und ein guter Jäger muss dann immer sehr vorsichtig sein, um nicht gebissen zu werden. Ein guter Jagdhund sieht sich natürlich auch vor.«

Meine Stimme hat einen leicht angeberischen Ton bekommen, aber das ist in Ordnung, schließlich kenne ich mich mit der Jagd wirklich gut aus. Theoretisch wenigstens.

»Wie bitte?« Herr Beck schüttelt den Kopf und lacht auf.

»Ja, komisch, nicht? Und nun will er noch, dass die extra vorbeikommen.«

Beck hört auf zu lachen. »Ehrlich? Auweia. Dann sollten wir aber ganz schnell von hier abhauen.«

»Warum? Jetzt wird's doch endlich mal spannend. Offensichtlich bin ich dem Kerl doch nicht egal, und vielleicht möchte er, dass die Polizei herausfindet, wo ich wohne.«

Ich würde sagen, Herr Beck ist schlicht eifersüchtig auf mein schauspielerisches Talent und die große Wirkung, die ich mit ihm erziele.

»So ein Quatsch, du doofer Hund. Was denkst du denn, was die Bullen mit einem Tier machen, das möglicherweise an einer sehr gefährlichen Krankheit wie Tollwut leidet? Das bringen sie nicht nach Hause, das kassieren sie ein! Vielleicht schläfern sie es auch gleich ein!«

»Sie schläfern es ein?«, echoe ich ein wenig unsicher.

»Genau. Sie töten es. Rucki zucki. Da kennen die gar nichts!«

Ich höre ein erschrecktes Quieken und will mich gerade wundern, was für seltsame Töne Beck machen kann, als ich feststelle, dass ich es bin, der hier quiekt. Herr Beck guckt mich eindringlich an.

»Genau, mein Freund. Du hörst ganz recht. Und wenn du mich fragst, gibt es jetzt genau eine Option, die wir noch haben.«

Wie aus einem Mund rufen wir gleichzeitig »Abhauen!« und rennen los, ohne uns noch einmal nach dem Mann umzusehen. So schnell wir können, flitzen wir Richtung Parkausgang, vorbei an Willi, der auf seiner Stammparkbank sitzt und uns erstaunt hinterherschaut.

Als wir vor unserem Haus ankommen, bin ich schweißgebadet. Nicht vor Anstrengung, sondern vor Angst. Einschläfern. Was für ein furchtbares, furchtbares Wort! Wir schlüpfen durch die Gartentür und legen uns beide in den Schatten des großen Baumes. Erschöpft schweigen wir eine Weile. Dann richte ich mich wieder auf.

»Ich weiß nicht, Herr Beck. Mein Plan war wohl doch nicht so toll. Oder jedenfalls in dieser Form nicht zur Männersuche geeignet.«

Beck wiegt den Kopf hin und her. »Jetzt mal nicht so schnell aufgeben. Die Grundidee ist auf alle Fälle richtig. Vielleicht müssen wir unsere Auswahl einfach ein bisschen stärker einschränken. Also, nicht jeder Mann, der bei gutem Wetter im Park sitzt, ist automatisch ein Kandidat.«

»Aber das war doch genau unser Ansatz - und nebenbei bemerkt: dein Vorschlag. Ich sag nur Schrotflinte.«

»Na und? Was interessiert mich mein Gewäsch von gestern? Man darf ruhig mal schlauer werden. Ich glaube, das Geheimnis unseres Erfolges wird in der gezielten Vorauswahl liegen. Und dann schlagen wir zu!«

»Ich weiß nicht«, maule ich, »wie soll denn das klappen mit der Vorauswahl?«

Beck überlegt - aber nur kurz. »Wir müssen die Männer mit Carolins Augen sehen.«

»Na toll, wie soll das denn gehen?«

Anstelle einer Antwort springt Beck auf. »Komm!«, ruft er mir über die Schulter zu. »Ich habe gerade eine Eingebung.«


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