Nachwort des Autors

Arthur Conan Doyle hat sechsundfünfzig Kurzgeschichten und vier Romane über Sherlock Holmes geschrieben. Noch immer sind sie in den meisten Buchläden zu finden. Als die erste Geschichte erschien, war Sherlock schon ein etwa dreiunddreißig Jahre alter Detektiv mit einer feststehenden Reihe von Angewohnheiten und Fähigkeiten. Bei seinem letzten Auftritt war er circa sechzig Jahre alt und hatte sich an die Küste von Sussex zurückgezogen, um Bienen zu züchten. Ja, Bienen.

Meine Absicht bei dem vorliegenden Buch und denen, die noch folgen werden, ist es, herauszufinden, wie Sherlock war, bevor Arthur Conan Doyle ihn zum ersten Mal der Welt präsentierte. Wie war er als Teenager? Wo ist er zur Schule gegangen, und wer waren seine Freunde? Wo und wann entwickelte er die Fähigkeiten und Vorlieben, die er in seinem späteren Leben an den Tag legte: sein logisches Denkvermögen, das Boxen und Fechten, die Liebe zur Musik und zum Violinspiel. Was hat er auf der Universität studiert? Wann – wenn überhaupt einmal – ist er ins Ausland gereist? Wovor hat er sich gefürchtet und wen – wenn überhaupt jemanden – hat er geliebt?

Über die Jahre ist von anderen Autoren so viel über Sherlock Holmes geschrieben worden, dass er vermutlich zu einer der bekanntesten fiktiven Persönlichkeiten der Welt geworden ist. Die Zahl der von anderen Autoren geschriebenen Sherlock-Holmes-Geschichten übersteigt bei Weitem die der von Arthur Conan Doyle verfassten, und dennoch sind es gerade Doyles Geschichten, denen sich die Leser immer wieder zuwenden. Dafür gibt es natürlich einen Grund, und der liegt darin, dass Arthur Conan Doyle Sherlock von seinem tiefsten Inneren heraus verstand, während die anderen Verfasser zum größten Teil nur versuchten, sein Äußeres zu kopieren.

Arthur Conan Doyle hat sich wenig über Sherlocks frühe Jahre geäußert, und auch die meisten Autoren haben seitdem diese Zeitperiode gemieden. Wir wissen wenig über Sherlocks Eltern oder wo genau er in England gelebt hat. Wir wissen, dass er mütterlicherseits vom französischen Künstler Vernet abstammte und einen Bruder namens Mycroft hatte, der in einigen der Kurzgeschichten auftaucht. Aber das war’s dann auch schon. Das hat mir die Freiheit beschert, für den jungen Sherlock eine Geschichte zu kreieren, die einerseits mit den wenigen Hinweisen übereinstimmt, die Conan Doyle hat fallen lassen, andererseits aber auch zwangsläufig zu dem Mann und dessen Eigenschaften hinführt, die Conan Doyle beschrieben hat. Bei diesem Unterfangen war ich in der glücklichen Lage, die Zustimmung der beiden Nachlassgemeinschaften des 1930 verstorbenen Conan Doyle zu haben, die von Jon Lellenberg in den USA und Andrea Plunkett in Großbritannien so umsichtig repräsentiert werden. Ich hatte ebenfalls das Glück, in Robert Kirby und Rebecca McNally einen Agenten und eine Lektorin zu haben, die ein tiefes Verständnis dafür aufbrachten, was ich vorhatte.

Über die Jahre haben verschiedene Autoren versucht, ihre eigene Biographie von Sherlock Holmes zu verfassen, und dabei das wenige, das Doyle über Sherlock preisgegeben hat, mit realen historischen Ereignissen verknüpft. Diese Werke sind zwangsläufig fehlerhaft, unvollständig und subjektiv gefärbt, aber dennoch gestehe ich, dass ich eine heimliche Schwäche für William Baring-Goulds Werk Sherlock Holmes – A Biography of the World’s First Consulting Detective hege und einige Details (überwiegend Zeitangaben und Jahreszahlen) aus diesem Kultwerk entnommen habe.

Natürlich wird es weitere Abenteuer von Sherlock Holmes in der Schule und später auf der Universität geben. Aber in der Zwischenzeit möchte ich dazu einladen, die originalen Geschichten von Arthur Conan Doyle neu zu entdecken.

Die Kurzgeschichten sind in fünf Bänden erschienen: The Adventures of Sherlock Holmes, The Memoirs of Sherlock Holmes, The Return of Sherlock Holmes, His Last Bow und The Case-Book of Sherlock Holmes. (Auf Deutsch in den folgenden Erzählbänden enthalten: Die Abenteuer des Sherlock Holmes: Erzählungen, Die Memoiren des Sherlock Holmes: Erzählungen, Die Rückkehr des Sherlock Holmes: Erzählungen, Seine Abschiedsvorstellung: Erzählungen, Sherlock Holmes’ Buch der Fälle.)

Bei den Romanen handelt es sich um: A Study in Scarlett, The Sign of the Four, The Hound of the Baskervilles und The Valley of Fear. (Auf Deutsch in den folgenden Romanbänden enthalten: Eine Studie in Scharlachrot, Das Zeichen der Vier, Der Hund der Baskervilles, Das Tal der Angst.)

Wem das immer noch nicht genug ist, wird mit den Holmes-Romanen neueren Datums von Nicholas Meyer (The Seven Per Cent Solution, The West End Horror, The Canary Trainer), Michael Hardwick (The Revenge of the Hound) und Lyndsay Faye (Dust and Shadow) keine schlechte Wahl treffen. Auch empfehlenswert sind Michael Kurlands Geschichten (The Infernal Device, Death by Gaslight und The Great Game), die aus der Perspektive von Sherlock Holmes’ Erzfeind Professor James Moriarty geschrieben sind und einen erfrischend anderen Blick auf den großen Detektiv werfen.

Wer den einen oder anderen Titel nicht mehr im Buchhandel bekommt, sollte in Antiquariaten fündig werden.

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