13. KAPITEL 1947–1948

Allan hatte bestimmt schon bequemere Nächte verbracht als die, in der er bäuchlings auf der Ladefläche eines Lastwagens lag, der Richtung Teheran holperte. Kalt war es obendrein, und hier gab es keine Spezialziegenmilch, mit der man sich hätte wärmen können. Seine Hände waren immer noch auf dem Rücken gefesselt.

Kein Wunder, dass Allan sich freute, als die Fahrt offenbar überstanden war. Am späten Vormittag hielt der Laster vor dem Eingang eines großen braunen Gebäudes im Zentrum der Hauptstadt.

Zwei Soldaten zogen den Fremden gemeinsam auf die Füße und klopften ihm notdürftig den Staub ab. Dann nahmen sie Allan die Fesseln ab und bewachten ihn wieder mit vorgehaltenem Gewehr.

Hätte Allan Persisch beherrscht, hätte er auf einem kleinen goldgelben Messingschild neben der Tür lesen können, wo er gelandet war. Aber er konnte kein Persisch. Und es war ihm auch egal. Im Moment war ihm die Frage wichtiger, ob er vielleicht ein Frühstück bekommen konnte. Oder ein Mittagessen. Am liebsten gleich beides.

Die Soldaten wussten natürlich, wohin sie den mutmaßlichen Kommunisten gebracht hatten. Und als sie Allan durch die Tür schubsten, verabschiedete sich einer der Soldaten grinsend von ihm und fügte auf Englisch hinzu:

»Good luck

Allan bedankte sich für die guten Wünsche, obwohl er durchaus merkte, dass sie ironisch gemeint waren. Dann dachte er, dass er sicher gut daran tat, Anteil an dem zu nehmen, was als Nächstes kam.

Der Offizier in der Gruppe, die Allan verhaftet hatte, übergab ihn einem gleichrangigen Angestellten der Behörde, bei der Allan gelandet war. Sobald der Gefangene ordnungsgemäß registriert worden war, verlegte man ihn in eine Zelle im nächsten Korridor.

Die Zelle war das reinste Shangri-La, verglichen mit dem, was Allan in letzter Zeit gewohnt gewesen war. Vier Betten, auf jedem eine doppelte Decke, elektrisches Licht an der Zimmerdecke, ein Waschbecken mit fließend Wasser in der einen Ecke und in der anderen ein großer Eimer mit Deckel. Außerdem hatte man ihm eine gut gefüllte Schüssel mit Haferbrei und einen ganzen Liter Wasser in die Hand gedrückt, sodass er Hunger und Durst stillen konnte.

Drei der Betten waren unbelegt, aber auf dem vierten lag ein Mann mit gefalteten Händen und geschlossenen Augen. Als man Allan in die Zelle brachte, wurde er wach und stand auf. Er war groß und hager und trug ein weißes Beffchen, das sich von der ansonsten schwarzen Kleidung abhob. Allan hielt ihm die Hand hin, um sich vorzustellen, und verlieh seinem Bedauern Ausdruck, dass er die örtliche Sprache nicht beherrschte. Aber vielleicht verstand der Herr Pfarrer ja ein paar Worte Englisch?

Allerdings, erwiderte der Schwarzgekleidete, denn er sei geboren, aufgewachsen und ausgebildet in Oxford. Er stellte sich als Kevin Ferguson vor, anglikanischer Pfarrer, der sich seit zwölf Jahren im Iran bemühte, verirrte Seelen dem rechten Glauben zuzuführen. Wie es denn der Herr Karlsson mit der Religion halte?

Allan antwortete, auf den Aufenthaltsort seines Körpers habe er gerade leider keinen Einfluss, aber was seine Seele angehe, habe er nicht das Gefühl, dass sie sich verirrt hätte. Was den Glauben anging, war er schon immer der Meinung gewesen, wenn man etwas nicht mit Sicherheit wissen könne, sei es nicht sonderlich sinnvoll, sich aufs Raten zu verlegen.

Weil er sah, dass Ferguson darauf einsteigen wollte, fügte er rasch hinzu, er wäre dankbar, wenn der Pfarrer freundlicherweise seinen Wunsch respektieren könnte, weder Anglikaner noch sonst was zu werden.

Doch Pfarrer Ferguson gehörte nicht zu den Menschen, die sich so einfach mit einem Nein abspeisen ließen. Wenngleich er dieses eine Mal tatsächlich zögerte. Vielleicht sollte er dem Einzigen, der ihn – abgesehen von Gott natürlich – eventuell aus seiner Lage befreien konnte, nicht ganz so heftig zusetzen?

Es lief auf einen Kompromiss hinaus. Pfarrer Ferguson unternahm einen halbherzigen Versuch und schlug vor, dass er ihm die Drei- einigkeitslehre ein wenig erläutern könnte – das würde dem Herrn Karlsson doch sicher nicht schaden? Die Dreieinigkeit war zufällig der erste von den neununddreißig Artikeln des anglikanischen Glaubensbekenntnisses.

Die Antwort lautete, der Pfarrer könne sich nicht im Traum vorstellen, wie wenig sich Allan ausgerechnet für die Dreieinigkeit interessiere.

»Von allen Einigkeiten auf dieser Welt interessiere ich mich für die Dreieinigkeit wahrscheinlich am allerwenigsten«, betonte Allan.

Pfarrer Ferguson fand das so dumm, dass er versprach, Herrn Karlsson mit religiösen Belangen in Frieden zu lassen, »obwohl Gott sicher einen Plan hatte, als er uns in dieselbe Zelle steckte«.

Dafür verlegte er sich nun darauf, Allans und seine Situation zu erläutern.

»Es sieht nicht gut aus«, begann er. »Wir könnten beide auf dem besten Weg sein, unseren Schöpfer zu treffen. Wenn ich Ihnen nicht gerade versprochen hätte, das Thema ruhen zu lassen, hätte ich jetzt hinzugefügt, dass es vielleicht höchste Zeit für Sie wäre, sich zum rechten Glauben zu bekennen.«

Allan bedachte den Pfarrer mit einem strengen Blick, sagte aber nichts. Stattdessen ließ er den Pfarrer weitererzählen, dass sie gerade in einem Untersuchungsgefängnis der Behörde für innere Sicherheit und Nachrichtendienst säßen – mit einem Wort »Geheimpolizei« genannt. Das mochte sich ja schön und gut anhören, aber diese Polizei war eben nicht für die Wahrung von Allans und des Pfarrers Geheimnissen, sondern für die des Schahs zuständig. Eigentlich war sie nur dazu da, die iranische Bevölkerung einzuschüchtern sowie den Sozialisten, Kommunisten, Islamisten und ganz allgemein allen möglichen unerwünschten Elementen das Leben zur Hölle zu machen.

»Anglikanischen Pastoren auch?«, hakte Allan nach.

Pfarrer Ferguson antwortete, dass anglikanische Pfarrer nichts zu fürchten hätten, denn es herrsche immer noch Religionsfreiheit im Iran. Aber er sei in seiner Eigenschaft als anglikanischer Pfarrer vielleicht doch zu weit gegangen, glaubte er.

»Wer in den Klauen der Geheimpolizei landet, hat keine guten Aussichten. Ich für meinen Teil befürchte, das könnte hier die Endstation sein«, meinte Pfarrer Ferguson und sah plötzlich sehr traurig aus.

Sofort tat Allan der neue Zellengenosse leid, obwohl er ein Pfarrer war. Er tröstete ihn, dass sie sicher einen Weg finden würden, von hier zu fliehen, aber alles habe eben seine Zeit. Zuerst wollte er aber wissen, wie der Pfarrer überhaupt in diese Verlegenheit geraten sei.

Kevin Ferguson schniefte und richtete sich auf. Er habe ja gar keine Angst vor dem Sterben, meinte er, er fand nur, dass er auf Erden noch so viel hätte tun können. Er lege sein Leben in Gottes Hand, wie immer, aber wenn Herr Karlsson in der Zwischenzeit einen Ausweg für sich und ihn finden könnte, sei der Pfarrer sicher, dass Gott es ihm nicht übel nehmen würde.

Dann begann der Pastor seinen Bericht. Nachdem er gerade sein Examen abgelegt hatte, war ihm der Herr eines Nachts im Traum erschienen. »Geh in die Welt und missioniere«, hatte der Herr befohlen, aber mehr hatte er ihm nicht mitgeteilt, sodass sich der Pfarrer selbst ausdenken musste, wohin er gehen sollte.

Von einem englischen Freund und Bischof hatte er den Tipp bekommen, in den Iran zu gehen – ein Land, in dem die herrschende Religionsfreiheit schrecklich missbraucht werde. So könne man zum Beispiel die Anglikaner im Iran an zwei Händen abzählen, während es von Schiiten, Sunniten, Juden und Anhängern reiner Hokuspokusreligionen nur so wimmelte. Wenn es überhaupt Christen gab, waren es Armenier oder Assyrer, und wie jeder wusste, hatten die Armenier und Assyrer die christliche Lehre hoffnungslos in den falschen Hals gekriegt.

Allan sagte, das habe er ja noch gar nicht gewusst, aber jetzt wisse er Bescheid und bedanke sich für die Belehrung.

Der Pfarrer fuhr fort. Der Iran und Großbritannien standen auf freundschaftlichem Fuße miteinander, und mit Hilfe eines hochrangigen politischen Kontakts der anglikanischen Kirche hatte der Pastor in einem britischen Diplomatenflieger nach Teheran mitreisen dürfen.

So geschehen vor einem guten Jahrzehnt, ungefähr 1935. Seitdem hatte er sämtliche Religionen abgeklappert, rund um die Hauptstadt in immer größeren Kreisen. Zu Anfang konzentrierte er sich auf die verschiedenen religiösen Zeremonien. Er schlich sich in die diversen Moscheen, Synagogen und Tempel und wartete den richtigen Moment ab, um einfach die laufende Zeremonie zu unterbrechen, indem er mit Hilfe eines Dolmetschers die wahre Lehre verkündete.

Allan lobte seinen Zellengenossen und meinte, dass der Pastor wirklich ein mutiger Mann sei. Er stelle sich bloß die Frage, wie es um seinen Verstand bestellt sei, denn mit dieser Vorgehensweise dürfte er doch wohl kaum jemals Erfolg gehabt haben?

Pfarrer Ferguson räumte ein, dass er tatsächlich kein einziges Mal Erfolg gehabt habe. Er habe ja auch nie bis zum eigentlichen Kern der Sache vordringen können, weil der Dolmetscher und er jedes Mal an die Luft gesetzt wurden, und meistens hätten sie sogar noch Prügel bezogen. Das habe ihn jedoch nicht daran hindern können, seinen Kampf fortzusetzen. Er wusste, dass er jedem, dem er begegnete, die anglikanische Saat ins Herz setzte.

Schließlich hatte sich der Ruf des Pfarrers aber so verbreitet, dass es schwer wurde, noch Dolmetscher zu finden. Kein Dolmetscher habe sich ein zweites Mal zur Verfügung stellen wollen, und irgendwann habe es sich bestimmt unter ihnen herumgesprochen.

Daher legte der Pfarrer eine Pause ein und beeilte sich mit seinen Persischstudien. Unterdessen überlegte er, wie er seine Taktik verfeinern könnte, und als er endlich volles Vertrauen in seine Sprachkenntnisse hatte, setzte er seinen neuen Plan in die Tat um.

Statt Tempel und Zeremonien aufzusuchen, ging er auf Marktplätze, auf denen die jeweilige Irrlehre unter den Besuchern weit verbreitet war. Dort stellte er sich auf eine mitgeschleppte Holzkiste und bat um Aufmerksamkeit.

Diese Verfahrensweise hatte ihm zwar nicht mehr so viel Prügel eingetragen, aber die Zahl der geretteten Seelen entsprach nicht andeutungsweise Pfarrer Fergusons Vorstellungen.

Allan erkundigte sich, wie viele Konvertiten denn de facto auf das Konto des Pastors gingen, und erhielt die Antwort, das komme ganz auf die Betrachtungsweise an. Einerseits hatte Pastor Ferguson nämlich exakt einen Konvertiten pro Religion zu verzeichnen, insgesamt also acht Stück. Andererseits war ihm erst vor ein paar Monaten gedämmert, dass diese acht vielleicht Spione der Geheimpolizei gewesen waren, die den missionierenden Pfarrer ausspitzeln sollten.

»Also zwischen null und acht«, schloss Allan.

»Vermutlich eher null als acht«, erwiderte Pastor Ferguson.

»In zwölf Jahren«, sagte Allan.

Der Pfarrer gestand, wie es ihn bekümmert hatte, als er einsah, dass das sowieso schon magere Resultat in Wirklichkeit noch magerer war. Und da begriff er, dass er in diesem Land mit seiner Vorgehensweise niemals Erfolg haben würde, denn so gerne die Iraner konvertieren würden – sie würden es niemals wagen. Die Geheimpolizei war ja überall, und wenn einer die Religion wechselte, würde sie mit Sicherheit ein Dossier über ihn anlegen. Und wenn es erst mal ein Dossier über einen Menschen im Archiv gab, fehlte auch nicht mehr viel, dass er eines Tages spurlos verschwand.

Allan meinte, vielleicht verhalte es sich ja auch so, dass der eine oder andere Iraner – völlig unbeeinflusst von Pastor Ferguson und der Sicherheitspolizei – ganz zufrieden mit seiner eigenen Religion sei.

Der Pfarrer erwiderte, so etwas Dummes habe er selten gehört, aber er könne ja nicht angemessen darauf antworten, da Herr Karlsson ihm weitere Erläuterungen zum anglikanischen Glauben verboten habe. Aber ob sich Herr Karlsson vielleicht vorstellen könnte, sich den Rest der Geschichte anzuhören, ohne ihn öfter als notwendig zu unterbrechen?

Die Fortsetzung ging so, dass Pfarrer Ferguson mit seinen neu gewonnenen Einsichten über die Infiltration seiner Mission durch die Geheimpolizei ganz neu zu denken begann, in ganz großem Maßstab.

Und so schüttelte der Pastor seine acht vermutlich spionierenden Schüler ab und nahm Kontakt mit der kommunistischen Untergrundbewegung auf. Er ließ ausrichten, er sei ein britischer Vertreter der Wahren Lehre, der sich mit ihnen treffen wolle, um über die Zukunft zu reden.

Es dauerte eine Weile, bis ein Treffen arrangiert war, aber schließlich saß er mit fünf Herren aus dem Führungskreis der Kommunisten in der Provinz Razavi Khorasan an einem Tisch. Eigentlich hatte er die Kommunisten aus Teheran treffen wollen, denn er dachte sich, dass die wahrscheinlich mehr zu sagen hatten, aber diese Diskussion konnte ihn sicher auch schon weiterbringen.

Oder auch nicht.

Pfarrer Ferguson unterbreitete den Kommunisten seine Idee, die kurz gefasst darauf hinauslief, dass der Anglikanismus iranische Staatsreligion werden sollte, wenn die Kommunisten an die Macht kamen. Wenn sie einverstanden wären, würde er sich als Kirchenminister anbieten und als solcher dafür sorgen, dass von Anfang an genug Bibeln zur Verfügung standen. Dann müsste man eben noch Kirchen bauen, aber fürs Erste könnte man ja auf geschlossene Synagogen und Moscheen ausweichen. Was schätzten die Herren Kommunisten eigentlich, wie lange es noch dauern würde bis zur kommunistischen Revolution?

Seine Gesprächspartner hatten nicht mit dem Enthusiasmus oder zumindest der Aufgeschlossenheit reagiert, die Pfarrer Ferguson sich erhofft hatte. Vielmehr wurde ihm klar, dass es weder Anglikanismus noch andere Ismen neben dem Kommunismus geben würde, wenn dessen Zeit erst gekommen war. Außerdem blies man dem Pastor noch ganz gehörig den Marsch, weil er sich diese Unterredung durch Vorspiegelung falscher Tatsachen erschlichen hatte. So etwas von Zeitverschwendung war den Kommunisten ja noch nie untergekommen.

Mit drei zu zwei Stimmen wurde beschlossen, dass Pfarrer Ferguson eine ordentliche Tracht Prügel kriegen sollte, bevor man ihn wieder in den Zug nach Teheran setzte, und mit fünf zu null Stimmen, dass es für die Gesundheit des Pastors das Beste war, wenn er sich nicht noch einmal die Mühe machte, zu ihnen zu kommen.

Allan lächelte und meinte, er könne die Möglichkeit nicht ausschließen, dass der Pfarrer nicht ganz richtig im Oberstübchen sei, wenn Pfarrer Ferguson die Formulierung entschuldigen wolle. Eine religiöse Übereinkunft mit den Kommunisten zu erzielen, war doch von vornherein aussichtslos, ob ihm das nicht in den Kopf gehe?

Der Pfarrer entgegnete, dass Heiden wie der Herr Karlsson gut daran täten, sich kein Urteil darüber anzumaßen, ob jemand richtig im Oberstübchen sei oder nicht. Obwohl, natürlich hatte auch der Pastor gewusst, dass die Erfolgsaussichten äußerst gering waren.

»Aber nun stellen Sie sich mal vor, es wäre tatsächlich gelungen, Herr Karlsson. Stellen Sie sich vor, man hätte dem Erzbischof von Canterbury telegrafieren können, um ihm zu melden, man habe auf einen Schlag fünfzig Millionen neue Anglikaner gewonnen!«

Allan gab zu, dass die Grenze zwischen Verrücktheit und Genialität manchmal haarfein sein konnte und dass er nicht mit Sicherheit sagen könne, was in diesem Fall vorlag. Trotzdem behalte er sich seine Skepsis vor.

Jedenfalls stellte sich dann heraus, dass die verdammte Polizei des Schahs die Kommunisten in Razavi Khorasan abhörte, und Pastor Ferguson war kaum aus dem Zug in Teheran gestiegen, als man ihn auch schon verhaftete und zum Verhör mitnahm.

»Da habe ich alles gestanden und noch ein bisschen mehr«, erzählte Pfarrer Ferguson, »denn mein magerer Körper ist nicht dafür geschaffen, Folter auszuhalten. Eine gestandene Tracht Prügel ist eine Sache – Folter eine andere.«

Nach seinem sofortigen, übereifrigen Geständnis hatte man den Pfarrer in dieses Gefängnis gebracht, und hier hatte man ihn die letzten zwei Wochen in Frieden gelassen, weil der Chef, der Vizepremierminister, auf Dienstreise in London war.

»Der Vizepremierminister?«, hakte Allan nach.

»Ja, beziehungsweise der Chefmörder«, sagte Kevin Ferguson.

Es hieß, man könne sich keine zentralistischer geführte Organisation als die Geheimpolizei vorstellen. Um die Bevölkerung routinemäßig einzuschüchtern oder Kommunisten, Sozialisten und Islamisten umzubringen, brauchten sie natürlich nicht den Segen ihres obersten Vorgesetzten. Doch sobald gewisse Grenzen überschritten wurden, lag die Entscheidung bei ihm. Der Schah hatte ihm zwar den Titel »Vizepremierminister« verliehen, aber in Wirklichkeit war er einfach nur ein Mörder, meinte Pastor Ferguson.

»Und nach allem, was die Gefängniswärter erzählen, lässt man das ›Vize‹ lieber weg, wenn man ihn anredet. Wenn man denn das Pech haben sollte, ihn persönlich treffen zu müssen, und in Ihrem und meinem Fall sieht es ja ganz danach aus.«

Vielleicht hatte der Pfarrer mehr Umgang mit den Kommunisten im Untergrund gehabt, als er zugeben wollte, dachte Allan, denn Ferguson fuhr fort:

»Seit Ende des Weltkriegs ist die amerikanische CIA vor Ort und hilft dem Schah, die Geheimpolizei aufzubauen.«

»Die CIA?«

»Ja, so heißen die jetzt. Früher hießen sie OSS, aber es ist dieselbe schmutzige Organisation. Die haben der iranischen Polizei alle Tricks und alle Foltermethoden beigebracht. Was muss das für ein Mensch sein, der zulässt, dass die CIA die Welt auf diese Art zerstört?«

»Sie meinen den amerikanischen Präsidenten?«

»Harry S. Truman wird einst in der Hölle schmoren, das kann ich Ihnen schwören«, erklärte Pfarrer Ferguson.

»Ja, meinen Sie?«, sagte Allan.

* * * *

So vergingen die Tage im Gefängnis der Geheimpolizei in Teheran. Allan hatte dem Pfarrer die eigene Lebensgeschichte erzählt, ohne ein Detail auszulassen. Da wurde der Pastor ganz still und sprach nicht mehr mit Allan, denn nun wusste er, in welcher Verbindung sein Zellengenosse zum amerikanischen Präsidenten und – noch schlimmer! – zu den Bomben auf Japan stand.

Stattdessen wandte er sich an Gott und bat um Rat. Hatte der Herr ihm diesen Karlsson geschickt, um ihm zu helfen, oder steckte am Ende gar der Teufel dahinter?

Doch Gott antwortete mit Schweigen, das machte er manchmal, und das deutete Pfarrer Ferguson stets so, dass er selbst nachdenken sollte. Es war zwar nicht immer gut gegangen, wenn der Pastor selbst nachdachte, aber man sollte es nie aufgeben.

Nachdem er zwei Tage und zwei Nächte das Für und Wider abgewogen hatte, kam Pastor Ferguson zu dem Schluss, dass er vorerst Frieden mit dem Heiden im Nachbarbett schließen sollte. Und er teilte Allan mit, dass er jetzt wieder mit ihm zu reden gedenke.

Allan erwiderte, es sei zwar herrlich ruhig gewesen, als der Pastor schwieg, aber netter sei es doch wohl, zu antworten, wenn der andere einen ansprach.

»Außerdem werden wir wohl irgendwie versuchen, von hier zu fliehen, und vielleicht am besten noch, bevor dieser Chefmörder aus London zurückkommt. Da wäre es ungünstig, wenn wir uns jeder in seinen Schmollwinkel verziehen, nicht wahr, Herr Pastor?«

Ja, da stimmte Pfarrer Ferguson ihm natürlich zu. Wenn der Chefmörder wieder da war, würde es ein kurzes Verhör geben, und dann würden sie einfach verschwinden. So hatte Pfarrer Ferguson es jedenfalls von anderen gehört.

Die Zelle war zwar kein richtiges Gefängnis mit Hochsicherheitsschlössern und allem Drum und Dran. Es kam sogar vor, dass die Wachen sich gar nicht die Mühe machten, die Tür richtig abzusperren. Doch am Ein- und Ausgang des Gebäudes saßen nie weniger als vier Wachen, und die würden sicher nicht tatenlos zusehen, wenn Allan und der Pfarrer versuchten, sich hinauszuschleichen.

Könnte man wohl irgendwie einen Tumult stiften?, überlegte Allan. Und sich dann in der allgemeinen Aufregung einfach verziehen? Das war vielleicht eine Überlegung wert.

Jetzt brauchte Allan Ruhe zum Nachdenken. Er beauftragte den Pastor, den Wachen die Information zu entlocken, wie viel Zeit sie noch hatten. Wann genau also der Chefmörder zurückkam. Wann alles zu spät war.

Der Pfarrer versprach, gleich bei der nächsten Gelegenheit zu fragen. Vielleicht sogar jetzt gleich, denn gerade rasselte es an der Tür. Der jüngste und netteste Wärter steckte den Kopf in die Zelle und verkündete mit mitleidiger Miene:

»Der Premierminister ist aus England zurück, Sie werden jetzt verhört. Wer will als Erster?«

* * * *

Der Chef der Behörde für innere Sicherheit und Nachrichtendienst saß in seinem Büro in Teheran und hatte schlechte Laune.

Während seines Aufenthalts in London hatten ihm die Briten die Leviten gelesen. Ihm, dem Premierminister (so gut wie), Leiter dieser Behörde, einem der wichtigsten Glieder der iranischen Gesellschaft, hatten die Briten die Leviten gelesen!

Dabei war der Schah doch so darauf bedacht, die vornehmen Engländer bei Laune zu halten. Das Öl war in britischer Hand, und er selbst räumte unter allen Kräften auf, die auf eine neue politische Ordnung hinarbeiteten. Und das war gar nicht so leicht, denn wer war denn schon zufrieden mit diesem Schah? Die Islamisten nicht, die Kommunisten nicht und ganz bestimmt nicht die Ölarbeiter, die sich buchstäblich zu Tode rackerten für umgerechnet ein britisches Pfund pro Woche.

Und dafür hatte er jetzt Schelte kassiert, statt belobigt zu werden!

Der Polizeichef wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte, als er mit einem verhafteten Provokateur unbekannter Herkunft ein bisschen grob umgesprungen war. Der Provokateur hatte sich geweigert, irgendetwas zu sagen, er hatte nur beharrlich wiederholt, dass er seine Freilassung verlange, denn er habe sich nichts weiter zuschulden kommen lassen, als darauf zu bestehen, dass sich in der Schlange beim Metzger jeder hinten anstellen musste, auch die Mitglieder der Staatlichen Geheimpolizei.

Nachdem der Provokateur seine Sache vorgebracht hatte, verschränkte er die Arme und beantwortete alle Fragen nach seiner Identität mit Schweigen. Sein ganzes Auftreten gefiel dem Polizeichef nicht (es war wirklich provokativ), daher setzte er ein paar von den neuesten Foltermethoden der CIA ein (der Polizeichef bewunderte den Erfindungsreichtum der Amerikaner). Erst da stellte sich heraus, dass der Provokateur Assistent an der britischen Botschaft war, und das war dann natürlich so richtig misslich.

Man löste das Problem, indem man den Assistenten wieder herrichtete, so gut es eben ging, um ihn dann freizulassen. Allerdings nicht ohne dafür zu sorgen, dass er gründlich von einem Lastwagen überfahren wurde, dessen Fahrer prompt Unfallflucht beging. So vermeidet man diplomatische Krisen, hatte sich der Polizeichef gedacht und war sehr zufrieden mit sich.

Doch die Briten sammelten die Überreste des Assistenten auf und schickten die ganze Chose nach London, wo die Leiche mit der Lupe untersucht wurde. Daraufhin hatte man den Polizeichef einbestellt und ihn um eine Erklärung gebeten, warum der Assistent der britischen Botschaft in Teheran erst verschwand, um dann drei Tage später justament auf der Straße vor dem Hauptquartier der Geheimpolizei aufzutauchen, wo er prompt überfahren und so übel zugerichtet wurde, dass man die Spuren der zuvor erlittenen Folter fast nicht mehr entdecken konnte.

Selbstverständlich hatte der Polizeichef hartnäckig jede Kenntnis in dieser Angelegenheit abgestritten, so funktionierte eben das diplomatische Spiel, aber dieser Assistent war dummerweise Sohn irgendeines Lords gewesen, der seinerseits ein guter Freund des kürzlich zurückgetretenen Premierministers Winston Churchill war, und jetzt wollten die Briten ein deutliches Zeichen setzen.

Daher hatte man der Behörde für innere Sicherheit und Nachrichtendienst die Verantwortung für den Besuch entzogen, den erwähnter Churchill Teheran in ein paar Wochen abstatten wollte. Stattdessen sollten die Amateure von der Leibwache des Schahs die Veranstaltung beaufsichtigen, was ihre Kompetenzen natürlich bei Weitem überstieg. Der Gesichtsverlust des Polizeichefs war bodenlos. Außerdem schuf das eine Distanz zwischen ihm und dem Schah, die ihm gar nicht gefallen wollte.

Um seine düsteren Gedanken zu zerstreuen, ließ der Polizeichef also einen der beiden Staatsfeinde zu sich rufen, die gerade inhaftiert waren. Er hatte ein kurzes Verhör im Sinn, gefolgt von einer diskreten Hinrichtung und traditioneller Kremierung der Leiche. Anschließend Mittagessen, und am Nachmittag würde er den anderen auch noch gleich abhaken.

* * * *

Allan Karlsson hatte sich freiwillig gemeldet. Der Polizeichef begrüßte ihn an der Tür zu seinem Büro, gab ihm die Hand, bat Herrn Karlsson, Platz zu nehmen, und bot ihm eine Tasse Kaffee an. Vielleicht auch eine Zigarette?

Allan hatte zwar noch nie einen Chefmörder getroffen, aber er hatte sich solche Leute wesentlich ungemütlicher vorgestellt als diesen hier. Also nahm er den Kaffee gerne an, während er auf die Zigarette lieber verzichten wollte, wenn der Herr Premierminister gestattete.

Der Polizeichef versuchte seine Verhöre immer möglichst gesittet zu beginnen. Nur weil man jemanden in absehbarer Zeit umbringen wollte, musste man sich nicht wie ein Flegel aufführen. Außerdem amüsierte es den Polizeichef regelmäßig, wenn er einen Hoffnungsschimmer in den Augen seiner Opfer aufglimmen sah. Die Menschen im Allgemeinen waren schrecklich naiv.

Doch dieses Opfer wirkte überhaupt nicht verschreckt. Noch nicht. Und es hatte den Polizeichef genau so angeredet, wie er angeredet werden wollte. Ein interessanter, guter Einstieg.

Auf die Frage, wer er war, gab Allan – in Ermangelung einer durchdachten Überlebensstrategie – ausgewählte Teile seiner Lebensgeschichte zum Besten: Wie er als Sprengstoffexperte von Harry S. Truman mit einem unmöglichen Auftrag nach China entsandt worden war, um die Kommunisten zu bekämpfen, wie er dann den langen Marsch nach Schweden angetreten hatte und auf dem Weg zu seinem Ziel bedauerlicherweise an der iranischen Grenze gelandet war. Er habe sich gezwungen gesehen, ohne das erforderliche Visum ins Land einzureisen, versprach aber, selbiges sofort zu verlassen, wenn der Herr Premierminister ihn nur ließ.

Der Polizeichef stellte ihm noch eine Reihe weiterer Fragen, die sich nicht zuletzt darum drehten, warum er sich bei seiner Verhaftung in Gesellschaft iranischer Kommunisten befunden habe. Allan antwortete ganz aufrichtig, dass er die Kommunisten zufällig getroffen habe und sie sich nur gegenseitig bei der Überquerung des Himalaya geholfen hätten. Er fügte hinzu, wenn der Herr Premierminister ein ähnliches Unterfangen vorhabe, dürfe er mit seinen Reisegenossen nicht allzu wählerisch sein, denn diese Berge könnten grässlich hoch sein, wenn es ihnen gerade einfiel.

Nun hatte der Polizeichef sicher nicht vor, den Himalaya zu Fuß zu überqueren, ebenso wenig, wie er beabsichtigte, diesen Menschen freizulassen. Doch ihm war ein Gedanke gekommen. Vielleicht konnte einem dieser international erfahrene Sprengstoffexperte noch irgendwie von Nutzen sein, bevor man ihn endgültig verschwinden ließ? Mit vielleicht etwas zu eifriger Stimme erkundigte sich der Polizeichef, auf was für Erfahrungen Herr Karlsson denn zurückblicken könne, wenn es darum ging, berühmte, schwer bewachte Leute heimlich umzubringen.

So etwas hatte Allan nun wirklich noch nie gemacht – einfach so einen Menschen aus dem Weg zu räumen, als wäre er eine Brücke. Und er hatte auch sicher nicht den Wunsch, so etwas zu tun. Doch jetzt musste er gut nachdenken. Hatte dieser kettenrauchende Chefmörder irgendetwas Bestimmtes im Sinn?

Allan überlegte noch ein paar Sekunden und durchforstete sein Gedächtnis, doch ihm wollte auf die Schnelle kein anderer Name einfallen als:

»Glenn Miller.«

»Glenn Miller?«, wiederholte der Polizeichef.

Allan konnte sich noch gut erinnern, welch große Bestürzung es einige Jahre zuvor auf der Militärbasis in Los Alamos in New Mexico ausgelöst hatte, als es hieß, dass der Flieger der U. S. Army, in dem Glenn Miller gesessen hatte, vor der englischen Küste verschwunden war und dass die junge Jazzlegende offiziell als vermisst galt.

»Genau der«, bestätigte Allan und schlug einen verschwörerischen Ton an. »Der Befehl lautete, dass es wie ein Flugunfall aussehen sollte, und das ist mir ja auch gelungen. Ich habe dafür gesorgt, dass die beiden Motoren in Flammen aufgingen, und dann ist er irgendwo in den Ärmelkanal gestürzt und wurde nie wieder gesehen. Ein würdiges Schicksal für so einen Nazi-Überläufer, wenn der Herr Minister mich fragt.«

»Glenn Miller war Nazi?«, fragte der Polizeichef verblüfft.

Allan nickte (und bat im Stillen alle Hinterbliebenen von Glenn Miller um Verzeihung). Der Polizeichef versuchte indes, sich von der Neuigkeit zu erholen, dass sein großer Jazzheld für Hitler gearbeitet hatte.

In diesem Moment beschloss Allan, dass es das Beste war, wenn er das Gespräch selbst in die Hand nahm, bevor der Chefmörder ihm weitere Fragen in Sachen Glenn Miller stellen konnte.

»Wenn der Herr Premierminister es wünscht, bin ich gern bereit, mit maximaler Diskretion jede Person aus dem Weg zu räumen, die mir angegeben wird. Im Gegenzug trennen wir zwei uns hinterher in Freundschaft.«

Der Polizeichef war zwar immer noch völlig aus der Bahn nach der traurigen Enthüllung über den Komponisten der Moonlight Serenade, aber deswegen ließ er sich noch längst nicht die Zügel aus der Hand nehmen. Auf Verhandlungen über Allan Karlssons Zukunft würde er sich ganz bestimmt nicht einlassen.

»Wenn ich will, werden Sie die Person aus dem Weg räumen, die ich Ihnen nenne, und im Gegenzug werde ich mir eventuell überlegen, ob ich Sie am Leben lasse«, korrigierte der Polizeichef und beugte sich über den Tisch, um seine Zigarette in Allans halb voller Kaffeetasse auszudrücken.

»Vielleicht hab ich mich ein wenig unklar ausgedrückt, aber genau so hatte ich das auch gemeint«, versicherte Allan.

* * * *

Das Verhör an diesem Vormittag hatte sich ganz anders entwickelt, als der Polizeichef es gewöhnt war. Statt einen mutmaßlichen Staatsfeind aus dem Weg zu räumen, hatte er das Gespräch vertagt, um die veränderte Situation erst einmal zu verdauen. Nach dem Mittagessen trafen sich der Polizeichef und Allan Karlsson noch einmal, und ihre Pläne nahmen Gestalt an.

Es handelte sich um ein Attentat auf Winston Churchill, während der von der Leibwache des Schahs beschützt wurde. Doch der Anschlag musste so inszeniert werden, dass niemand die geringste Verbindung zur Behörde für innere Sicherheit und Nachrichtendienst herstellen konnte, geschweige denn zu deren Leiter. Da man mit Sicherheit davon ausgehen musste, dass die Briten die Sache minutiös untersuchen würden, durfte nicht die geringste Schlamperei passieren. Doch wenn das Projekt gelang, würden die Auswirkungen dem Polizeichef in jeder Hinsicht zum Vorteil gereichen.

Vor allem würde es den überheblichen Briten das Maul stopfen, die dem Polizeichef die Verantwortung für die Sicherheit des Premiers entzogen hatten. Des Weiteren würde der Schah ihn sicherlich damit beauftragen, in den Reihen seiner unfähigen Leibwache aufzuräumen. Und sobald sich die Aufregung gelegt hatte, würde die Position des Polizeichefs wieder stärker denn je sein und nicht wie jetzt – empfindlich geschwächt.

Allan und er arbeiteten also ihren Plan aus, als wären sie die besten Freunde. Doch wann immer die Stimmung zu persönlich werden wollte, drückte der Polizeichef seine Zigarette in Allans Kaffee aus.

Nun rückte er langsam mit der Information heraus, dass die einzige gepanzerte Limousine des Staates in der Garage der Behörde für innere Sicherheit stand, ein speziell angefertigter DeSoto Suburban. Er war weinrot und sehr schick, versicherte der Polizeichef. Die Leibgarde würde sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit demnächst melden, um sich diesen Wagen auszubitten, denn wie sonst sollte Churchill vom Flughafen zum Palast des Schahs transportiert werden?

Allan meinte, die Lösung könnte in einem wohldosierten Sprengsatz unten am Fahrgestell des Wagens liegen. Aber mit Rücksicht auf den Wunsch des Premierministers, keine Spuren zu hinterlassen, die zu ihm führen könnten, schlug Allan noch zwei besondere Maßnahmen vor.

Erstens sollte der Sprengsatz genau aus den Ingredienzen bestehen, die Mao Tse-tungs Kommunisten in China benutzten. Zufällig war Allan über die Zusammensetzung dieser Bomben genauestens informiert, und er war zuversichtlich, den Anschlag als Tat der Kommunisten hinstellen zu können.

Zweitens sollte die betreffende Ladung im vorderen Teil des Chassis eingebaut werden. Mit Hilfe des Fernzünders, dessen Konstruktionsdetails Allan zufällig ebenfalls bekannt waren, würde der Sprengsatz nicht sofort detonieren, sondern sich lösen, herabfallen und eine Zehntelsekunde später explodieren, sobald er den Boden berührte.

Nach Ablauf dieser Zehntelsekunde befände sich der Sprengsatz nämlich direkt unter dem hinteren Drittel des Wagens, also dort, wo Winston Churchill mit Sicherheit saß und an seiner Zigarre zog. Die Bombe würde ein Loch in den Wagenboden reißen und Churchill in die Ewigkeit befördern, aber gleichzeitig einen Krater im Boden hinterlassen.

»So gaukeln wir den Leuten vor, dass der Sprengsatz im Boden vergraben und nicht am Auto befestigt war. Dieses Vertuschungsmanöver müsste dem Herrn Premierminister doch sehr zupass kommen, oder?«

Der Polizeichef kicherte vor lauter Vergnügen und Eifer und machte seine gerade angezündete Zigarette in Allans frisch eingeschenktem Kaffee aus. Allan meinte, der Herr Premierminister könne mit seinen Zigaretten und Allans Kaffee sicherlich ganz nach Belieben verfahren, aber wenn es sich so verhielt, dass der Herr Minister mit seinem eigenen Aschenbecher nicht so ganz glücklich sei, könne er Allan doch einen kurzen Hafturlaub gewähren, dann würde dieser gern in die Stadt gehen und dem Herrn Minister einen schönen neuen Aschenbecher besorgen.

Der Polizeichef kümmerte sich gar nicht um Allans Aschenbechergerede, sondern genehmigte den besprochenen Plan und erbat sich eine vollständige Liste aller Dinge, die Herr Karlsson brauchte, um innerhalb kürzester Zeit das betreffende Auto zu präparieren.

Allan schrieb die Bezeichnungen der neun Substanzen auf, die für diese Formel erforderlich waren. Außerdem fügte er noch eine zehnte hinzu – Nitroglycerin –, von der er meinte, dass sie auch ganz nützlich sein könnte. Und eine elfte – nämlich ein Glas Tinte.

Des Weiteren bat Allan darum, dass man ihm einen der vertrautesten Mitarbeiter des Herrn Premierministers als Assistenten und Einkäufer überließ und dass der Herr Premierminister Allans Zellengenossen, Pastor Ferguson, als Dolmetscher freistellte.

Der Polizeichef murmelte, dass er diesen Pfarrer lieber gleich ausschalten würde, denn Priester konnte er nicht ausstehen – aber seinetwegen solle diese Bitte gewährt werden, denn man wolle ja möglichst keine Zeit vergeuden. Daraufhin drückte er noch eine Zigarette in Allans Kaffee aus, um ihm zu verstehen zu geben, dass die Unterredung beendet war, und um ihn noch einmal daran zu erinnern, wer hier das Sagen hatte.

* * * *

Die Tage gingen ins Land, und alles lief nach Plan. Der Chef der Leibgarde hatte sich tatsächlich gemeldet und mitgeteilt, dass er nächsten Mittwoch vorbeikommen und den DeSoto abholen wolle. Der Polizeichef kochte vor Wut, denn der Chef der Leibwache hatte nicht um das Auto gebeten, sondern ihm mitgeteilt, dass er es abholen werde. Im ersten Moment war der Polizeichef so wütend, dass er fast vergaß, wie perfekt alles nach Plan lief. Denn wenn sich die Leibwache nicht wegen des Autos gemeldet hätte, was dann? Außerdem würde der Anführer der Leibgarde ja sowieso bald sein Fett wegkriegen.

Nun wusste Allan auch, wie viel Zeit er hatte, um den Sprengsatz fertigzustellen. Leider war inzwischen auch Pfarrer Ferguson dahintergekommen, was sich hier zusammenbraute. Nicht genug damit, dass er sich an der Ermordung des ehemaligen Premierministers Churchill mitschuldig machte. Nein, er hatte überdies allen Grund zu der Annahme, dass man seinem Leben direkt im Anschluss ein Ende bereiten würde. Der Gedanke, vor seinen Schöpfer zu treten, nachdem er gerade jemanden umgebracht hatte, wollte Pfarrer Ferguson so gar nicht gefallen.

Doch Allan beruhigte ihn mit dem Versprechen, dass er sowohl in der einen wie in der anderen Sache seine Vorkehrungen getroffen habe. Die eine Sache war die, dass Allan gewisse Fluchtchancen für den Pastor und sich sah, die andere, dass ihre Befreiung nicht unbedingt auf Kosten von Herrn Churchill geschehen musste.

Doch dazu war erforderlich, dass der Pastor im rechten Moment tat, was Allan ihm sagte. Er versprach es. Herr Karlsson war schließlich Fergusons einzige Hoffnung, Gott hatte ihm nämlich immer noch nicht geantwortet. So ging das nun schon bald einen Monat. Ob der Herr es dem Pastor wohl verübelte, dass er mit dem Gedanken gespielt hatte, sich mit den Kommunisten zu verbünden?

* * * *

Endlich war es Mittwoch. Der DeSoto war präpariert. Der Sprengsatz unter dem Auto war ein bisschen überdimensioniert, doch so gut versteckt, dass man ihn auch bei einer eventuellen Kontrolle nicht entdecken würde.

Allan zeigte dem Polizeichef, wie die Fernbedienung funktionierte, und erläuterte detailliert, wie das Ergebnis aussehen würde, wenn das Ding hochging. Der Polizeichef lächelte und sah richtig glücklich aus. Und drückte die achtzehnte Zigarette des Tages in Allans Kaffee aus.

Da holte Allan eine neue Tasse hervor, die er hinter seiner Werkzeugkiste versteckt hatte, und stellte sie strategisch günstig auf den Tisch neben der kleinen Treppe, die auf den Flur, zu den Zellen und zum Ausgang führte. Unauffällig fasste er anschließend den Pastor unter und verließ die Garage, während der Polizeichef immer wieder den DeSoto umkreiste und die neunzehnte Zigarette paffte. Er weidete sich an der Vorstellung der bevorstehenden Ereignisse.

Als der Pfarrer Allans festen Griff spürte, wusste er, dass es jetzt ernst wurde. Nun musste er Herrn Karlsson blind gehorchen.

Sie spazierten an der Zelle vorbei und gingen weiter zum Empfang. Dort blieb Allan gar nicht erst bei den bewaffneten Wachen stehen, sondern marschierte selbstbewusst an ihnen vorbei, ohne den Pastor eine Sekunde loszulassen.

Die Wachen hatten sich schon an Karlsson und den Pfarrer gewöhnt und sahen keinen Anlass zu der Vermutung, dass die beiden einen Fluchtversuch unternehmen könnten. Deswegen klang der oberste Wachmann auch eher verwundert, als er rief:

»Halt! Wo wollen Sie denn hin?«

An der Schwelle zur Freiheit blieb Allan mit dem Pfarrer stehen und setzte ein verdutztes Gesicht auf.

»Wir dürfen jetzt gehen. Hat Ihnen der Herr Premierminister das denn nicht mitgeteilt?«

Der Pastor erschrak bis ins Mark und musste sich ganz bewusst zum Weiteratmen zwingen, um nicht auf der Stelle ohnmächtig zu werden.

»Bleiben Sie stehen, wo Sie sind!«, sagte der Wachmann mit energischer Stimme. »Sie gehen nirgendwohin, bevor mir der Herr Premierminister das nicht bestätigt hat.«

Er befahl seinen drei Mitarbeitern, den Pfarrer und Herrn Karlsson im Auge zu behalten, während er sich selbst auf den Weg zur Garage machte, um sich zu erkundigen. Allan lächelte dem Pastor aufmunternd zu und meinte, jetzt würde gleich alles in Ordnung kommen. Es sei denn, es ging in letzter Sekunde doch noch schief.

Da der Polizeichef Allan und dem Pfarrer erstens nicht im Entferntesten die Erlaubnis gegeben hatte, sich zu entfernen, und zweitens auch nicht vorhatte, es zu tun, reagierte er ziemlich gereizt auf die Frage der Wache.

»Was sagen Sie da? Die stehen am Ausgang und lügen Ihnen frech ins Gesicht? Verdammt noch mal …«

Der Polizeichef fluchte eigentlich selten. Er war immer darauf bedacht, die Form zu wahren. Aber jetzt regte er sich wirklich auf. Aus alter Gewohnheit drückte er eine Zigarette in der Kaffeetasse des verfluchten Karlsson aus, bevor er mit finsterer Entschlossenheit die Treppenstufen zum Flur hinaufhastete.

Das heißt, er kam eigentlich nur bis zur Kaffeetasse. Denn dieses eine Mal enthielt die Tasse keinen Kaffee, sondern pures Nitroglycerin in schwarzer Tinte. Daher knallte es ganz beträchtlich, als der Vizepremierminister und sein Wachmann in Stücke gerissen wurden. Eine weiße Wolke drang aus der Garage und quoll durch den Flur, an dessen Ende Allan, der Pastor und die drei anderen Wachen standen.

»Jetzt gehen wir«, sagte Allan zum Pfarrer. Und dann gingen sie.

Die drei Wachen waren zwar wachsam genug, um sich zu denken, dass sie Karlsson und den Pfarrer eigentlich aufhalten sollten, aber nur wenige Zehntelsekunden später detonierte – logischerweise, denn die Garage war inzwischen ein Flammenmeer – auch noch der Sprengsatz unter dem DeSoto, der eigentlich für Winston Churchill gedacht gewesen war. Dabei bewies er, dass er seinen eigentlichen Zweck mit Leichtigkeit erfüllt hätte. Das ganze Gebäude geriet in Schieflage, und das Erdgeschoss stand lichterloh in Flammen, woraufhin Allan seinen Befehl an den Pfarrer noch einmal präzisierte:

»Laufen wir lieber.«

Zwei der drei Wachen waren von der Druckwelle gegen die Wand geschleudert worden und hatten Feuer gefangen. Der dritte Mann konnte seine Gedanken unmöglich auf die Gefangenen konzentrieren. Er überlegte ein paar Sekunden, was hier eigentlich gerade passiert war, doch dann gab er Fersengeld, um nicht zu enden wie seine Kollegen. Allan und der Pastor rannten in die eine Richtung davon, die einzige überlebende Wache in die andere.

* * * *

Nachdem Allan den Pfarrer und sich auf seine ganz spezielle Art aus dem Hauptquartier der Geheimpolizei befreit hatte, war es am Pastor, sich einmal nützlich zu machen. Er wusste nämlich, wo die meisten Botschaften lagen, und führte Allan bis zur diplomatischen Vertretung des schwedischen Königreichs. Dort schloss er Allan zum Dank fest in die Arme.

Der fragte ihn, was er denn nun vorhabe. Wo war überhaupt die britische Botschaft?

Die sei gar nicht so weit weg, meinte der Pfarrer, aber andererseits – was sollte er dort? Da waren sie doch schon alle Anglikaner. Nein, er hatte sich eine neue Strategie zurechtgelegt. Eines hatte er aus den letzten Entwicklungen nämlich gelernt: Alles begann und endete mit der Behörde für innere Sicherheit und Nachrichtendienst. Also musste man diese Organisation systematisch unterwandern. Wenn erst einmal alle Mitarbeiter und Mitläufer der Geheimpolizei Anglikaner waren, dann wäre der Rest ein Klacks.

Daraufhin meinte Allan, er kenne da ein gutes Irrenhaus in Schweden, für den Fall, dass der Pfarrer irgendwann einmal zur Vernunft kommen sollte. Der erwiderte, er wolle ja nicht undankbar aussehen, überhaupt nicht. Aber er habe nun mal seine Berufung, und jetzt werde es Zeit, sich Adieu zu sagen. Er wollte gleich damit anfangen, dass er die überlebende Wache suchte. Im Grunde sei das ein netter, sanftmütiger Junge gewesen, den könne man sicher zum rechten Glauben bekehren.

»Leben Sie wohl!«, sagte der Pfarrer feierlich und spazierte davon.

»Ja, dann machen Sie’s mal gut«, sagte Allan.

Er sah dem Mann noch lange nach. Die Welt war so seltsam, da war es gut möglich, dass der Pfarrer auch das nächste Abenteuer überlebte, auf das er gerade zusteuerte, dachte Allan.

Doch da täuschte er sich. Der Pfarrer fand den Wächter, der mit Verbrennungen an den Armen und einer ungesicherten Maschinenpistole in der Hand im Park-e Schahr im Zentrum von Teheran herumirrte.

»Da bist du ja, mein Sohn«, rief der Pastor aus und ging auf ihn zu, um ihn zu umarmen.

»Du!«, schrie der Wachmann. »Das bist ja du

Und dann erschoss er den Pfarrer, mit zweiundzwanzig Schüssen in die Brust. Es wären noch mehr geworden, wäre ihm nicht die Munition ausgegangen.

* * * *

Da Allan so überzeugend Sörmländisch sprach, ließ man ihn in die schwedische Botschaft. Dann wurde es jedoch schwierig, denn Allan hatte ja keine Papiere, die belegten, wer er war. Also konnte ihm die Botschaft auch nicht einfach einen Pass ausstellen, geschweige denn ihm bei der Heimreise nach Schweden behilflich sein. Außerdem hatte Schweden gerade ganz spezielle Personennummern eingeführt, erklärte der Dritte Sekretär Bergqvist, und wenn es stimmte, was Herr Karlsson behauptete, dass er nämlich lange Jahre im Ausland gelebt habe, dann gab es zu Hause im schwedischen System wahrscheinlich gar keinen Herrn Karlsson.

Darauf antwortete Allan, selbst wenn die Schweden mittlerweile anstatt Namen nur noch Nummern hätten, so war und blieb er doch Allan Karlsson aus Yxhult bei Flen, und jetzt möchte der Herr Dritte Sekretär doch bitte so gut sein und ihm mit seinen Papieren helfen.

Da der Dritte Sekretär Bergqvist nicht zur Diplomatenkonferenz in Stockholm hatte mitkommen dürfen, war er in diesem Moment der ranghöchste Verantwortliche in der Botschaft. Natürlich musste ihm da alles auf einmal auf den Kopf fallen. Nicht genug damit, dass ganze Straßenzüge des Stadtzentrums von Teheran seit einer knappen Stunde in Flammen standen, nein, jetzt marschierte ihm auch noch ein fremder Mensch über die Schwelle und behauptete, Schwede zu sein. Zwar sprach einiges dafür, dass er die Wahrheit sagte, doch wenn Bergqvists Karriere nicht ein jähes Ende finden sollte, musste er sich ans Reglement halten. Daher wiederholte er seine Entscheidung, dass er keinen Pass ausstellen könne, weil Herr Karlsson nicht zu identifizieren sei.

Allan meinte, der Dritte Sekretär Bergqvist sei ja ein ganz besonders Sturer, aber die Sache ließe sich vielleicht regeln, wenn der Dritte Sekretär ein Telefon zur Hand hätte.

Ja, das hatte der Dritte Sekretär, aber das Telefonieren von hier sei teuer. Wen der Herr Karlsson denn anzurufen gedenke?

Langsam hatte Allan diesen widerspenstigen Dritten Sekretär satt, daher gab er gar keine Antwort, sondern fragte stattdessen:

»Ist Per Albin immer noch Ministerpräsident?«

»Was? Nein«, sagte der verdutzte Dritte Sekretär. »Der heißt jetzt Erlander. Tage Erlander. Ministerpräsident Hansson ist letztes Jahr verstorben. Aber warum …«

»Wenn Sie jetzt mal kurz still sein könnten, dann ist die Sache gleich geklärt.«

Allan nahm den Hörer ab und rief das Weiße Haus in Washington an. Er stellte sich vor und wurde zur Chefsekretärin des Präsidenten durchgestellt. Die erinnerte sich sehr gut an Herrn Karlsson und hatte den Präsidenten oft so nett von ihm erzählen hören. Wenn es denn wirklich so wichtig sei, würde sie dafür sorgen, dass der Präsident geweckt werde. Es war ja erst kurz vor acht in Washington, und Präsident Truman kam morgens immer nicht so gut aus dem Bett.

Wenig später war der gerade geweckte Präsident Truman in der Leitung, und die beiden unterhielten sich mehrere Minuten sehr herzlich. Sie brachten einander auf den neuesten Stand, bis Allan schließlich sein Anliegen vortrug. Ob Harry wohl so nett sein könne, den neuen schwedischen Ministerpräsidenten Erlander anzurufen und sich für Allans Identität zu verbürgen, sodass Erlander wiederum vielleicht den Dritten Sekretär Bergqvist in der schwedischen Botschaft in Teheran anrufen und ihm mitteilen konnte, dass Allan unverzüglich seinen Pass bekommen solle?

Truman versprach natürlich, sich darum zu kümmern, er wollte nur zuerst den Namen dieses Dritten Sekretärs buchstabiert haben, damit er ihn auch korrekt weitergeben könne.

»Präsident Truman will wissen, wie sich Ihr Name schreibt«, gab Allan an den Dritten Sekretär Bergqvist weiter. »Möchten Sie der Einfachheit halber nicht gleich selbst mit ihm sprechen?«

Da buchstabierte der Dritte Sekretär Bergqvist dem Präsidenten der Vereinigten Staaten mehr oder weniger in Trance seinen Namen, legte auf und schwieg geschlagene acht Minuten. Das war genau die Zeitspanne, die es dauerte, bis Ministerpräsident Erlander anrief und dem Dritten Sekretär Bergqvist befahl, 1. Allan Karlsson umgehend einen Diplomatenpass auszustellen und 2. dafür Sorge zu tragen, dass Herr Karlsson ohne jede Verzögerung nach Schweden gebracht wurde.

»Aber er hat doch gar keine Personennummer«, protestierte Bergqvist schwach.

»Ich schlage vor, dass Sie dieses Problem lösen, Herr Dritter Sekretär«, erwiderte Ministerpräsident Erlander spitz. »Es sei denn, Sie hegen den Wunsch, Vierter oder Fünfter Sekretär zu werden?«

»Vierte oder Fünfte Sekretäre gibt es in der Botschaft gar nicht«, protestierte Bergqvist schwach.

»Und, was folgern Sie daraus?«

* * * *

Der Kriegsheld Winston Churchill hatte 1945 ein wenig überraschend die Wahl zum britischen Premierminister verloren. So sah also der Dank des britischen Volkes aus.

Doch Churchill sann auf Rache, und unterdessen reiste er durch die Welt. Der ehemalige Premierminister hätte sich nicht gewundert, wenn der Labour-Vollidiot, der jetzt Großbritannien regierte, die Planwirtschaft einführte und dazu im Empire die Macht an Leute abtrat, die damit nicht umgehen konnten.

Man denke nur an Britisch-Indien: Hindus und Moslems konnten einfach nicht miteinander auskommen, und mittendrin hockte dieser verfluchte Mahatma Gandhi im Schneidersitz und hörte jedes Mal auf zu essen, wenn ihm irgendetwas missfiel. Was war das denn bitte für eine Kriegstaktik? Wie weit er damit wohl gekommen wäre, als Hitler seine Bomben über England abwerfen ließ?

In Britisch-Ostafrika war es nicht ganz so schlimm – noch nicht –, aber es war nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die Neger auf die Idee verfielen, dass sie ihre eigenen Herren sein wollten.

Churchill begriff durchaus, dass nicht alles so bleiben konnte, wie es einmal gewesen war, aber die Briten brauchten jetzt trotzdem einen Obersten Befehlshaber, der ihnen mit fester Stimme erklärte, was Sache war. Keinen verkappten Sozialisten wie Clement Attlee (Winston Churchill gehörte zu den Leuten, die öffentliche Pissoirs mit Sozialismus gleichsetzen).

Was Indien anging, war die Schlacht schon verloren, das war ihm klar. Diese Entwicklung hatte sich über viele Jahre abgezeichnet, und während des Krieges hatte man sich irgendwann gezwungen gesehen, den Indern Versprechungen bezüglich ihrer Unabhängigkeit zu machen, damit man neben dem Überlebenskampf in Europa nicht auch noch einen Bürgerkrieg zu bewältigen hatte.

Doch an vielen anderen Stellen war noch immer Zeit, den Geschehnissen Einhalt zu gebieten. Churchill hatte vor, im Herbst nach Kenia zu fahren und sich an Ort und Stelle einen Einblick zu verschaffen. Aber zuerst machte er einen Umweg über Teheran, um mit dem Schah ein Tässchen Tee zu trinken.

Unglücklicherweise fand er im Iran das reinste Chaos vor. Tags zuvor war in der Behörde für innere Sicherheit und Nachrichtendienst etwas explodiert, und das ganze Gebäude war eingestürzt und ausgebrannt. Dieser Volltrottel von Polizeichef wahrscheinlich gleich mit, der vor Kurzem dummerweise mit einem unschuldigen Mitarbeiter der britischen Botschaft etwas zu hart umgesprungen war.

Insofern war der Schaden also nicht allzu groß, doch offenbar war die einzige Panzerlimousine des Schahs mit verbrannt. Daher fiel das Treffen des Schahs mit Churchill nicht nur wesentlich kürzer aus als geplant, sondern musste außerdem aus Sicherheitsgründen am Flughafen abgehalten werden.

Trotzdem war es gut, dass der Besuch stattgefunden hatte. Nach den Angaben des Schahs war die Situation unter Kontrolle. Die Explosion im Hauptquartier der Sicherheitspolizei war freilich unangenehm für ihn; bis jetzt konnte man nicht einmal sagen, was die Ursache gewesen war. Damit, dass der Polizeichef dabei umgekommen war, konnte der Schah durchaus leben. Es hatte ja doch ganz so ausgesehen, als hätte der Mann die Dinge nicht mehr richtig im Griff gehabt.

Insgesamt also eine stabile politische Lage. Demnächst würde man den neuen Chef der Geheimpolizei ernennen. Und die Anglo-Iranian Oil Company erwirtschaftete Rekordumsätze. Das Öl machte England und den Iran unglaublich reich. In erster Linie England, um genau zu sein, doch das war schließlich nur recht und billig, denn der Iran steuerte zu dem ganzen Projekt ja nicht mehr als die günstigen Arbeitskräfte bei. Na gut, das Öl natürlich auch.

»Alles in Butter im Iran«, fasste Winston Churchill zusammen, als er den schwedischen Militärattaché begrüßte, der mit ihm zurück nach London flog.

»Freut mich zu hören, dass Sie zufrieden sind, Herr Churchill«, erwiderte Allan. »Und dass es Ihnen offenbar so gut geht.«

* * * *

Via London erreichte Allan schließlich den Flughafen Bromma und betrat zum ersten Mal nach elf Jahren wieder schwedischen Boden. Es war Spätherbst 1947, und das Wetter gab sich entsprechend.

In der Ankunftshalle wartete ein junger Mann auf Allan. Er teilte ihm mit, er sei der Assistent von Ministerpräsident Erlander, und dieser wünsche Herrn Karlsson unverzüglich zu sprechen, wenn es einzurichten sei.

Aber durchaus, meinte Allan und folgte bereitwillig dem Assistenten, der ihn stolz bat, in das nagelneue Regierungsauto zu steigen, einen schwarz glänzenden Volvo PV 444.

»Haben Sie schon einmal so etwas Schickes gesehen?«, fragte der autobegeisterte Assistent. »Vierundvierzig PS!«

»Ich habe letzte Woche einen ganz hübschen weinroten DeSoto gesehen«, erwiderte Allan. »Aber Ihr Wagen ist eindeutig in einem besseren Zustand.«

Die Fahrt ging von Bromma nach Stockholm, und Allan sah sich interessiert um. Zu seiner Schande musste er gestehen, dass er noch nie in der Hauptstadt gewesen war. Wirklich eine schöne Stadt, überall Wasser und ungesprengte Brücken.

Bei der Staatskanzlei angelangt, wurde Allan durch die Korridore geführt, bis man beim Büro des Ministerpräsidenten war. Der hieß Allan herzlich willkommen mit einem: »Herr Karlsson! Ich habe schon so viel von Ihnen gehört!«, schubste seinen Assistenten aus dem Zimmer und schloss die Tür.

Allan sprach es nicht laut aus, dachte sich aber, dass er für seinen Teil noch überhaupt nichts von Tage Erlander gehört hatte. Er wusste nicht mal, ob der Ministerpräsident eigentlich links oder rechts stand. Mit Sicherheit war es entweder das eine oder das andere, denn eines hatte Allan in seinem Leben ganz sicher gelernt: Die Leute beharrten darauf, entweder so oder so zu denken.

Nun gut, mochte der Ministerpräsident sein, was er mochte. Jetzt wollte sich Allan erst mal anhören, was der Mann ihm zu sagen hatte.

Wie sich herausstellte, hatte Erlander Präsident Truman noch einmal zurückgerufen und sich mit ihm länger über Allan unterhalten. Somit wusste er jetzt alles über …

Doch da verstummte Ministerpräsident Erlander. Er hatte noch nicht ganz ein Amtsjahr hinter sich und musste noch viel lernen. Eines wusste er allerdings jetzt schon, und zwar, dass es in bestimmten Situationen besser war, nichts zu wissen. Oder vielmehr dafür zu sorgen, dass einem keiner nachweisen konnte, was man wusste.

Daher brachte er seinen Satz nicht zu Ende. Was Präsident Truman ihm über Allan Karlsson erzählt hatte, würde für immer unter ihnen bleiben. Also kam der Ministerpräsident lieber gleich zur Sache:

»Wenn ich das recht verstanden habe, haben Sie hier in Schweden nichts, worauf Sie zurückgreifen könnten. Daher habe ich dafür gesorgt, dass Sie eine Entschädigung in bar für die Dienste erhalten, die Sie unserer Nation erwiesen haben … gewissermaßen … Hier haben Sie jedenfalls zehntausend Kronen.«

Dann reichte er ihm ein dickes Kuvert mit Scheinen, und Allan quittierte den Empfang. Schließlich musste alles seine Ordnung haben.

»Ich danke Ihnen sehr, Herr Ministerpräsident. Mit diesem netten Zuschuss kann ich mir ja neue Kleidung leisten und heute Nacht in einem sauberen Hotelbett schlafen. Vielleicht könnte ich mir sogar zum ersten Mal seit August 1945 wieder die Zähne putzen.«

Bevor Allan ihm darlegen konnte, in welchem Zustand sich seine Unterhosen befanden, unterbrach ihn der Ministerpräsident und versicherte ihm, die erhaltene Summe sei selbstverständlich an keinerlei Bedingungen geknüpft. Nichtsdestoweniger wolle er Herrn Karlsson mitteilen, dass in Schweden gerade Kernspaltungsexperimente durchgeführt wurden, und es wäre sehr freundlich, wenn er sich die mal näher ansehen wolle.

In Wirklichkeit war Ministerpräsident Erlander noch ziemlich überfordert mit einer ganzen Reihe äußerst wichtiger Angelegenheiten, die er so plötzlich geerbt hatte, als Per Albins Herz im letzten Herbst einfach stehen blieb. Dazu gehörte auch die Frage, wie Schweden sich zum Thema Atombombe stellen sollte. Der Oberbefehlshaber Jung lag ihm damit in den Ohren, dass das Land sich vor den Kommunisten schützen müsse, denn zwischen Schweden und Stalin hätte man ja gerade mal diesen kleinen Puffer Finnland.

Freilich hatte die Sache zwei Seiten. Einerseits hatte Oberbefehlshaber Jung gerade reich geheiratet, und es war allgemein bekannt, dass er Freitagabend mit dem alten König bei einem Gläschen zusammensaß. Der Sozialdemokrat Erlander konnte den Gedanken nur schwer ertragen, Gustav V. könnte sich auch nur einbilden, noch Einfluss auf die schwedische Sicherheitspolitik zu nehmen.

Andererseits konnte Erlander nicht ausschließen, dass der Oberste Befehlshaber und der König tatsächlich recht hatten. Stalin und den Kommunisten konnte man nicht über den Weg trauen, und wenn sie auf die Idee kamen, ihr Interessengebiet nach Westen auszudehnen, war Schweden wirklich ungemütlich nah.

Das militärische Forschungsinstitut FOA hatte gerade sein gesamtes (begrenztes) Wissen über Kernkraft in die neu gegründete Firma AB Atomenergi gesteckt. Dort saßen die Experten nun und versuchten herauszufinden, was genau in Hiroshima und Nagasaki passiert war. Hinzu kam noch ein eher allgemein gehaltener Auftrag: die Analyse der nuklearen Zukunft aus schwedischer Perspektive. Man sprach es nie offen aus, und das war auch besser so, doch Ministerpräsident Erlander wusste, dass diese vage Formulierung im Klartext lauten musste:

Wie zum Teufel bauen wir selbst eine Atombombe, falls wir mal eine brauchen?

Und jetzt saß ihm die Antwort direkt gegenüber. Tage Erlander wusste das, aber er wusste vor allem, dass er nicht wollte, dass auch andere wussten, dass er es wusste. Politik war nun mal ein Eiertanz.

Daher hatte Ministerpräsident Erlander tags zuvor Kontakt mit Dr. Sigvard Eklund, dem Forschungsleiter der AB Atomenergi, aufgenommen und ihn gebeten, Herrn Karlsson zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen und sich dabei gründlich zu erkundigen, ob dieser dem Unternehmen wohl von Nutzen sein könnte. Vorausgesetzt natürlich, Herr Karlsson sei an einer solchen Tätigkeit interessiert, was der Ministerpräsident gleich am nächsten Tag zu erfahren wünsche.

Dr. Eklund war überhaupt nicht begeistert von dem Gedanken, dass sich der Ministerpräsident in die Personalpolitik des Atomprojekts einmischte. Er argwöhnte nämlich, Allan Karlsson könnte von der Regierung geschickt worden sein, damit man einen sozialdemokratischen Spion vor Ort hatte. Doch er versprach, ihn zu einem Gespräch zu empfangen – obwohl sich der Ministerpräsident seltsamerweise nicht zu den Qualifikationen des Mannes äußern wollte. Erlander wiederholte nur das Wort »sorgfältig«. Dr. Eklund sollte sich sorgfältig nach Herrn Karlssons Hintergrund erkundigen.

Allan wiederum hatte nichts dagegen, Dr. Eklund oder irgendeinen anderen Doktor zu treffen, wenn er dem Ministerpräsidenten damit eine Freude machte.

* * * *

Zehntausend Kronen, das war schon fast unanständig viel Geld, fand Allan, und er checkte im teuersten Hotel am Platz ein.

Der Portier im Grand Hôtel zögerte, als er den schmutzigen, schlecht gekleideten Mann sah, bis Allan sich mit einem schwedischen Diplomatenpass auswies.

»Natürlich haben wir ein Zimmer für den Herrn Militärattaché«, erklärte der Empfangschef. »Will der Herr Attaché bar bezahlen, oder sollen wir die Rechnung ans Außenministerium schicken?«

»Bar geht in Ordnung«, meinte Allan. »Möchten Sie im Voraus bezahlt haben?«

»Aber nicht doch, Herr Attaché! Wo denken Sie hin!«, rief der Portier mit einer Verbeugung.

Wenn er einen Blick in die Zukunft hätte werfen können, hätte er sicherlich anders geantwortet.

* * * *

Am nächsten Tag empfing Dr. Eklund einen frisch geduschten und leidlich herausgeputzten Allan Karlsson in seinem Stockholmer Büro. Der Doktor bat Allan, Platz zu nehmen, und bot ihm Kaffee und Zigaretten an, genau wie der Chefmörder in Teheran es immer getan hatte (allerdings drückte Eklund seine Kippen lieber in seinem Aschenbecher aus).

Dr. Eklund ärgerte sich darüber, dass der Ministerpräsident ihm in seine Personalpolitik hineinpfuschen wollte – hier hatte die Wissenschaft das Wort, nicht die Politiker – und schon gar nicht die Sozialdemokraten!

Er hatte das Problem sogar schon telefonisch mit dem Obersten Befehlshaber besprochen, der ihm seine moralische Unterstützung zusicherte. Wenn der Mann, den der Ministerpräsident da schickte, nicht den Anforderungen entsprach, würde man ihn auch nicht einstellen. Schluss, aus, fertig!

Allan wiederum spürte die negativen Vibrationen im Raum und fühlte sich flüchtig daran erinnert, wie er vor ein paar Jahren Song Meiling zum ersten Mal getroffen hatte. Die Leute mochten ja sein, wie sie wollten, aber Allan hatte schon immer gefunden, dass es völlig unnötig war, sich unwirsch zu geben, wenn man es sich auch verkneifen konnte.

Dr. Eklund hielt die Präliminarien kurz:

»Herr Karlsson, der Herr Ministerpräsident hat mich gebeten, mich sorgfältig zu erkundigen, ob Sie sich vielleicht für eine Stelle in unserer Organisation eignen könnten. Das habe ich auch vor, wenn es Ihnen recht ist.«

Ja doch, Allan fand es schon in Ordnung, wenn der Doktor mehr über ihn wissen wolle, und Sorgfalt war eine Tugend, daher solle der Doktor ihn ganz offen befragen.

»Nun gut«, begann Dr. Eklund. »Um mit Ihrem Studium anzufangen …«

»Da hab ich nicht viel vorzuweisen«, meinte Allan. »Das waren bloß drei Jahre.«

»Drei Jahre?«, rief Dr. Eklund aus. »Mit nur drei Jahren akademischer Studien können Sie doch wohl kaum Physiker, Mathematiker oder Chemiker sein?«

»Nein, ich meinte, drei Jahre insgesamt. Ich bin von der Schule abgegangen, kurz bevor ich neun wurde.«

Von dem Schreck musste Dr. Eklund sich erst mal erholen. Der Kerl hatte also überhaupt keine Ausbildung! Konnte der überhaupt lesen und schreiben? Doch der Ministerpräsident hatte ihn ja gebeten, sich …

»Haben Sie denn irgendwelche Berufserfahrungen vorzuweisen, die für eine eventuelle Tätigkeit in der AB Atomenergi relevant sein könnten?«

Ja, das könne man wohl sagen, meinte Allan. Er habe ja viel in den USA gearbeitet, in der Militärbasis Los Alamos in New Mexico.

Da hellte sich Dr. Eklunds Miene auf. Vielleicht hatte Erlander also doch seine Gründe gehabt. Was man in Los Alamos zustande gebracht hatte, war ja allgemein bekannt. Was der Herr Karlsson denn dort gearbeitet habe?

»Ich hab Kaffee serviert«, antwortete Allan.

»Kaffee?« Dr. Eklunds Gesicht fiel wieder in sich zusammen.

»Genau. Manchmal aber auch Tee. Ich war Assistent und Kellner.«

»Sie waren also Assistent in Los Alamos … Waren Sie überhaupt an irgendwelchen Entscheidungen beteiligt, die mit der Kernspaltung zu tun hatten?«

»Nein«, erwiderte Allan. »Höchstens das eine Mal, als ich mich bei einer Konferenz zu Wort gemeldet habe, bei der ich eigentlich nur Kaffee servieren und mich ansonsten nicht einmischen sollte.«

»Sie haben sich bei einer Konferenz zu Wort gemeldet, bei der Sie eigentlich Kellner waren … und was dann?«

»Tja, wir wurden unterbrochen … und dann hat man mich hinausgebeten.«

Dr. Eklund starrte Allan sprachlos an. Was hatte ihm der Ministerpräsident denn da geschickt? Glaubte dieser Erlander, ein Kellner, der die Schule vor seinem neunten Lebensjahr verlassen hatte, könnte beim Bau der Atombombe in Schweden mitwirken? Eigentlich sollte doch wohl auch einem Sozialdemokraten die Grenze für die einfältige These bewusst sein, dass alle Menschen gleich sind.

Dr. Eklund dachte im Stillen, dass es an eine Sensation grenzen würde, wenn dieser Anfänger von Ministerpräsident überhaupt ein Jahr im Amt blieb. Dann erklärte er seinem Gegenüber, wenn er nichts mehr hinzuzufügen habe, könne man das Gespräch als beendet betrachten. Er glaube, sie hätten momentan eher keine Verwendung für Herrn Karlsson. Die Assistentin, die den Akademikern bei der AB Atomenergi Kaffee kochte, sei zwar nie in Los Alamos gewesen, doch Dr. Eklund finde ihre Arbeit vollauf zufriedenstellend. Außerdem putze Greta auch noch die Räume, und das müsse man ihr zweifelsohne als Plus anrechnen.

Allan schwieg einen Moment und überlegte, ob er verraten sollte, dass er im Unterschied zu Dr. Eklunds Akademikern – und ganz bestimmt auch Greta – wusste, wie man eine Atombombe baut.

Doch dann entschied er, dass Dr. Eklund seine Hilfe nicht verdiente, wenn er nicht mal darauf kam, Allan diese Frage zu stellen. Außerdem war Gretas Kaffee die reinste Plörre.

* * * *

Allan bekam keinen Job in der AB Atomenergi, dafür wurde er als unterqualifiziert erachtet. Nichtsdestoweniger war er ganz zufrieden, als er auf einer Parkbank vor dem Grand Hôtel saß und auf das Königliche Schloss auf der anderen Seite der Bucht blickte. Wie auch nicht? Er hatte immer noch den Großteil des Geldes, das der Ministerpräsident ihm freundlicherweise gegeben hatte, er wohnte hübsch, er aß jeden Abend gut im Restaurant, und an diesem frühen Januartag wärmte ihm auch noch die tief stehende Nachmittagssonne Körper und Seele.

Allerdings war es schon ein bisschen kalt am Hintern, und so war es auch ein wenig überraschend, dass sich noch eine Person neben ihn auf die Bank setzte.

»Guten Tag«, grüßte Allan höflich.

»Good afternoon, Mr. Karlsson«, antwortete der Mann.

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