Bolitho hielt im Niedergang inne und ließ seinen Augen
Zeit, sich an den grellen Glanz zu gewöhnen.
Es war beinahe acht Glasen,[9] und die Männer der
Vormittagswache hatten sich zur Ablösung bereits lustlos unter der Achterdecksreling versammelt.
Bolitho war schon vor zwei Stunden an Deck gewesen, wie es seine Gewohnheit war. Trotz der Gewißheit, daß ein weiterer sengend heißer Tag bevorstand, war ihm zu dieser
Stunde alles frisch und lebendig erschienen. Der Tau auf
Segeln und Leinen hatte diese Illusion noch verstärkt. Doch jetzt stand die Sonne bereits hoch, und als Bolitho zum
Achterdeck hinaufstieg, fragte er sich unwillkürlich, wie lange sie noch nach der Eurotas suchen mußten.
Seit Sydney hatten sie gut zweitausendfünfhundert Meilen gesegelt — oder eher dreitausend, alle Kreuzschläge[10] und
Launen des Windes mitgerechnet. Herrick hatte bemerkt,
ihm käme es zwanzigmal länger vor.
Drei Wochen sengender Hitze und grenzenloser, leerer See.
Bolitho kniff die Augen zusammen und versuchte, über den leicht dippenden Bugsprit hinauszuspähen, aber das Licht war schon so grell, daß die See wie poliertes Silber blendete;
übergangslos verschmolz sie mit dem Himmel.
Nach und nach prüfte er die Stellung der Segel. Sie zogen noch, aber nur schwach; die leicht angebraßten Rahen hielten das Schiff auf Steuerbordbug.
Er hörte den Steuermannsmaat Leutnant Borlase melden:
«Die Wache ist angetreten, Sir.»
Dann quietschten Borlases Schritte auf Deck, seine Sohlen klebten wohl an dem heißen Pech fest.
Er, wie auch Keen, der ihn ablöste, waren sich der
Anwesenheit ihres Kommandanten bewußt, kannten ihn aber auch gut genug, um zu wissen, daß er in die Routine eines Wachwechsels nicht eingreifen würde.
Bolitho hörte Keen sagen:»Aye, Sir. Kurs Ostnordost…
Liegt an.»
Darauf Borlase, kurz und ungeduldig:»Wie üblich keine besonderen Vorkommnisse. Nur Peterson wurde wegen Unbotmäßigkeit ins Logbuch eingetragen. Der Erste Offizier kann sich später mit ihm befassen. «Er wischte sich das schweißnasse Gesicht und den Nacken.»Lösen Sie die Rudergänger ab, bitte. «Dann verschwand er mit einem Nicken im Niedergang.
Die Leute nahmen den Dienst auf, vier lange Stunden einer weiteren Wache.
Bolitho hatte Herrick mit dem Bootsmann und einigen Helfern auf dem Vorschiff gesehen. Die Arbeit nahm kein Ende. Wie jedes Schiff glich auch die Tempest einem feingestimmten Instrument, bei dem jeder Zoll der Takelage so entworfen und angeordnet war, daß er eine bestimmte Aufgabe erfüllte. Spleißen und Nähen, Malen und Kalfatern verlangten auf der Tempest viel Schweiß und knochenbrechende Mühe.
Herrick sah ihn und kam über die Gangway nach achtern. Seine untersetzte Gestalt bewegte sich fast senkrecht auf den ausgedörrten Planken. Das war kaum überraschend, denn obgleich alle Segel gesetzt waren, wies das Deck kaum Krängung auf.
Herrick bemerkte:»Das wird wieder ein harter Tag, Sir. «Er sah prüfend zu den Masten auf.»Ich habe die Leute frühzeitig rangenommen, das erspart ihnen das Schlimmste, Mr. Jury plant für heute nachmittag ein paar schwerere Arbeiten im Orlopdeck.»
Bolitho nickte. Er beobachtete Keen, der rastlos um Ruder und Kompaß wanderte. Wie die anderen Offiziere war er nur mit Hemd und Breecheshose bekleidet, und sein blondes
Haar klebte ihm schweißnaß an der Stirn.»Gut, Thomas«, sagte Bolitho.»Die Leute werden uns zwar wegen der schweren Arbeit verfluchen, aber das erspart ihnen anderen Ärger.»
Wie jeder andere Offizier wußte Herrick, daß zuviel Freizeit bei den herrschenden Verhältnissen zu Streitigkeiten und Schlimmerem führen konnte. In der Messe und den Offizierskammern war es schon schlimm genug. Aber im überfüllten Mannschaftslogis des Unterdecks mußte es die Hölle sein.
Herrick beobachtete ihn und wartete auf den richtigen Augenblick.
«Wie lange noch, Sir?«Bolitho drehte sich zu ihm um, aber Herrick hielt seinem scharfen Blick stand.»Ich meine, wir haben doch die volle Distanz zurückgelegt. Das Postschiff hat die Eurotas wohlbehalten und auf Kurs in diesen Gewässern gesichtet. Sie muß danach in Schwierigkeiten geraten sein. Und bei diesem Schneckentempo können wir sie kaum verpaßt haben.»
Bolitho packte die Reling mit beiden Händen. Das heiße Holz half ihm, seine Gedanken zu sammeln, seine Nervosität zu verbergen.
Unter sich sah er Jacob Twig, den Koch, im Schatten eines Laufgangs zielbewußt davoneilen, zweifellos zum Zahlmeister. Die frischen Lebensmittel und Sondervorräte, die sie in Sydney übernommen hatten, mußten mit dem üblichen Pökelfleisch gestreckt werden: mit gesalzenem Rind- oder Schweinefleisch, das manchmal so hart war wie das Teakholz der Schiffsplanken. Twig war sehr dunkel und ungewöhnlich groß. In seiner übelriechenden Kombüse stand er meist über seine Töpfe und Kasserollen gebeugt wie ein Zauberer, der magische Tränke braute. Bolitho sagte langsam:»Zugegeben, wir haben die volle Strecke zurückgelegt. «Er versuchte, sich das vermißte Schiff vorzustellen, zu erraten, was ihm zugestoßen sein mochte.
Während der ganzen drei Wochen hatten sie nur zwei andere Schiffe in Rufweite passiert, zwei kleine holländische Schoner. Die Begegnungen hatten eine Woche auseinandergelegen, aber keiner der beiden Kapitäne hatte etwas anderes gesehen als die üblichen Eingeborenenflottillen zwischen den vielen Inseln. Und es war immer klug, um sie einen weiten Bogen zu machen.
Bolitho fügte hinzu:»Unsere Position ist wieder im Süden von Tongatapu. Wenn wir wenden und der Wind so günstig bleibt, könnten wir morgen früh Land sichten. «Herrick wartete, er erriet seine Gedanken. Bolitho sagte:»Ich will das Schiff nicht mitten zwischen die Riffe setzen, aber wir können Boote an Land schicken. Der Häuptling dort ist uns angeblich freundlich gesonnen. Unsere Schiffe sind ihm nicht unbekannt, wie Mr. Lakey sagt.»
Herrick schnitt eine Grimasse.»Ich nehme trotzdem ein paar geladene Pistolen mit, Sir! Zu viele brave Seeleute sind schon hinterrücks niedergemacht worden. «Bolitho drehte sich nach einer Bewegung im Wasser um: ein Hai, der einen kleineren Fisch überfiel. In Sekunden war die Wasseroberfläche wieder glatt, und nur das gelegentliche Auftauchen der Schwanzflosse verriet, daß sie einen geduldigen Begleiter hatten.
«Manche Eingeborene haben guten Grund, uns zu hassen«, erwiderte er und berührte unwillkürlich die Haarsträhne, die sein rechtes Auge halb verdeckte.
Herrick bemerkte die Bewegung, sie war ihm so vertraut wie Bolithos ruhige graue Augen. Die Strähne verbarg eine tiefe, grausame Narbe an der Stirn. Als junger Leutnant war Bolitho von einem Eingeborenen niedergeschlagen und beinahe getötet worden, als er mit einer Gruppe Matrosen auf einer Insel Frischwasser beschaffen wollte. Herrick blieb ungerührt.»Trotzdem werde ich zuerst schießen, Sir! Ich bin zu weit herumgekommen, um mir mit einer Keule den Schädel einschlagen zu lassen. «Bolitho wurde plötzlich ungeduldig. Der Gedanke, daß die Eurotas von kriegerischen Eingeborenen überwältigt worden sein könnte, entsetzte ihn.
«Rufen Sie den Steuermann, Thomas. Wir werden einen neuen Kurs abstecken und beschließen, was wir unternehmen sollen.»
Herrick sah ihm nach, wie er mit versonnenem Gesicht zur Kampanje schritt. Er sagte zu Keen:»Achten Sie auf Ihre Wache. Spätestens in einer Stunde brauchen wir alle Mann. «Keen antwortete nicht. Auch er erinnerte sich an Viola Raymond, sie hatte ihn gepflegt, nachdem er verwundet an Land gebracht worden war. Wie manchem anderen war ihm ihre Beziehung zum Kommandanten bekannt und auch, was Herrick davon hielt. Keen mochte sie beide, besonders aber Bolitho. Wenn der Viola Raymond suchen und damit neue Gefahren heraufbeschwören wollte, so war das seine Angelegenheit. Er beobachtete Herricks besorgtes Gesicht. Oder etwa nicht?
In dem kleinen Kartenraum unter der Kampanje, neben der Steuermannskajüte, beugte Bolitho sich über den Tisch und sah zu, wie Lakey sich mit Zirkel und Lineal zu schaffen machte.
«Wenn der Wind anhält, morgen Mittag. «Lakey blickte auf, sein hageres Gesicht hob sich nur als Silhouette vor einem offenen Bullauge ab.
Dahinter schimmerte das Meer schmerzhaft in den Augen. Wieviel schlimmer mußte es auf einem großen, mit Deportierten überladenen Frachter sein. Wenn die Eurotas irgendwo auf Grund saß, konnte ihre Lage schnell wirklich kritisch werden. Der Wunsch zu entkommen, für die geringste Uberlebenschance frei zu sein, konnte Menschen zum Äußersten treiben.
>Wenn der Wind anhält.< Das muß sich jedem Seeoffizier mit der Zeit ins Herz eingraben, dachte Bolitho. Er sah Lakey nachdenklich an.»Dann bleibt es dabei. Hundertvierzig Meilen bis Tongatapu. Wenn wir nach der Kursänderung fünf Knoten schaffen, halte ich Ihre Schätzung für angemessen.»
Lakey hob die Schultern. Lob oder Kritik berührten ihn nur selten.»Mir wird wohler sein, wenn ich das Mittagsbesteck gesehen habe, Sir. «Bolitho lächelte.»Also gut.»
Er drehte sich auf dem Absatz um und eilte aufs Achterdeck zurück, denn er wußte, Lakey würde bereit sein, sobald er benötigt wurde.
«Also, Thomas, wir wenden zur halben Stunde und gehen auf Nordwestkurs. Das gibt uns Seeraum, wenn wir uns den Riffen nähern. Außerdem sind wir dann in besserer Position, um eine andere Insel anzulaufen, sollte der Wind umspringen.»
Als ein Schiffsjunge das Halbstundenglas neben dem Kompaß umdrehte, hatten die Matrosen schon die Brassen besetzt und holten keuchend die großen Rahen der Fregatte herum.
Die Tempest gehorchte dem Ruder und wälzte sich schwerfällig auf den anderen Bug. Bolitho verfolgte genau, wie lange das Manöver dauerte. Trotz des schwachen Windes hatte er jeden verfügbaren Mann an Deck und in der Takelage eingesetzt, denn er hielt es für töricht, bei Routinemanövern Nachlässigkeiten und Flüchtigkeit zuzulassen. In der Schlacht, wenn der größte Teil der Besatzung an den Geschützen und mit Reparaturen beschäftigt war, mußte das Schiff von viel weniger Leuten bedient werden. Dennoch hatte die Tempest soeben eher mit der gelassenen Würde eines Linienschiffs als mit der Behendigkeit einer Fregatte reagiert. Stets war die Gefahr groß, selbstzufrieden zu werden und den knochenbrechenden und undankbaren Geschütz- und Segel-drill unter Gefechtsbedingungen zu verschieben. Hier draußen, wo man manchmal monatelang kein anderes Kriegsschiff zu Gesicht bekam, fiel der nötige Exerziereifer schwer, besonders wenn man selbst ihn nur zu gern vergaß. Bolitho verfügte über eigene bittere Erfahrung. Als Kommandant der Undine war er seinerzeit zum offenen Kampf mit einer starken französischen Fregatte gezwungen worden, der Argus unter dem Befehl von Le Chaumareys, einem der erfahrensten und fähigsten Kommandanten des Admirals Suffren. Le Chaumareys verfügte über einen Kaperbrief des Eingeborenenherrschers Muljadi, war aber im besten Sinn des Wortes französischer Offizier geblieben. Er hatte Bolitho sogar davor gewarnt, es zur gleichen Zeit mit der Argus, mit Muljadis Piratenflotte und der lähmenden Inkompetenz der Regierungen am anderen Ende der Welt aufzunehmen. Doch konnte gerade die Machtprobe zwischen ihren beiden Schiffen über das Geschick eines großen Teils Indiens entscheiden.
Wie jetzt auf der Tempest, war Bolitho mit einer bunt zusammengewürfelten Besatzung gesegnet, und alles, was er dem Franzosen und seiner gutgedrillten Mannschaft entgegenzusetzen hatte, waren Jugend und frische Ideen. Le Chaumareys hatte seine Heimat schon vor Jahren verlassen. Sein jetziges Kommando unter einer fremden Flagge sollte sein letztes sein, ehe er sich ehrenvoll nach seinem geliebten Frankreich zurückzog. Doch es waren gerade seine Vorliebe für Routine, sein Vertrauen zu bewährten Methoden und Manövern gewesen, die ihn den Sieg und das Leben gekostet hatten.[11]
Bolitho fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er zu selbstzufrieden oder zu erschöpft sein würde, einer wirklichen Herausforderung entgegenzutreten. Oder ob er auch künftig die Schwächen würde erkennen können, wenn kein anderer da war, um ihn darauf hinzuweisen.»Kurs Nordwest, Sir. Voll und bei. «Herrick wischte sich mit dem Handgelenk über die Stirn.»Und auf diesem Bug ist es auch nicht kühler.»
Bolitho nahm das Teleskop von Midshipman Swift entgegen und richtete es nach vorn. Er blickte durch die straffen Wanten und Stage, über die goldene Schulter der Galionsfigur hinweg, und weiter ins Nichts.»Gut. Schicken Sie die Freiwache unter Deck. «Er hielt Herrick zurück, der schon davoneilen wollte.»Wie ich hörte, wünscht Mr. Borlase, daß Sie heute einen Seemann bestrafen?»
Herrick sah ihn ernst an.»Ja, Sir: Peterson. Wegen Unbotmäßigkeit. Er beschimpfte einen Bootsmannsmaat.«»Verstehe. Dann verwarnen Sie den Mann selbst, Thomas. Ihn für eine solche Geringfügigkeit auszupeitschen, würde nichts besser machen. Und dann sprechen Sie mit Mr. Borlase. Ich dulde nicht daß er oder ein anderer Offizier in dieser Weise seine Verantwortung von sich schiebt. Er war Wachführer und hätte den Fall sofort bereinigen müssen. «Herrick sah Bolitho nach, der das Deck verließ, und verfluchte sich, daß er die Sache nicht früher bereinigt hatte. Daß er es Borlase hatte durchgehen lassen, wie schon so oft. Wenn man müde und von der Sonne ausgedörrt war, schien es oft einfacher, etwas selbst zu tun, als den üblichen Dienstweg einzuhalten.
Das ist auch der Grund, weshalb ich es nie weiter als bis zum Leutnant bringen werde, dachte er. Während Herrick in Luv auf und ab ging, wurde er fast, ständig von Keen und Midshipman Swift beobachtet. Vom Midshipman auf der Undine zum Dritten Offizier der Tempest: Als Keen befördert worden war und die Offiziersprüfung bestanden hatte, war er überzeugt gewesen, daß nichts ihn je stolzer machen würde. Doch nun beobachtete er Herrick und fragte sich nicht zum erstenmal, wann der nächste Schritt in seiner Karriere kommen würde. Mancher Leutnant schien automatisch zum Kapitän zu avancieren und unaufhaltsam höher zu steigen — wie ein Komet. Andere blieben Jahr für Jahr auf der gleichen Stufe, bis die Marine sie ausstieß wie Strandgut. Wenn er doch im Krieg schon alt genug gewesen wäre, um unter Männern wie Bolitho und Herrick voll zu dienen! Er hörte Lakeys leichten Schritt neben sich.»Ich dachte gerade…»
Der Steuermann lächelte grimmig.»Mein Alter in Tresco sagte immer, überlaß das Denken den Pferden, Tobias, sie haben größere Köpfe als du. «Das schien ihn zu amüsieren.»Wir haben einem Kurs zu folgen, Mr. Keen. Und kein Brüten oder Bohren wird die Absichten des Kommandanten ändern, um keinen Deut.»
Keen grinste. Er mochte Lakey, obwohl ihre Welten so weit auseinander lagen.»Ich will's mir merken.»
Bolitho saß an seinem Schreibtisch und arbeitete sich langsam durch das tägliche Pensum. Wie meistens während der Vormittagswache empfing er einen regelmäßigen Strom von Besuchern.
Bynoe, der Zahlmeister, verlangte eine Unterschrift für seine Liste frisch geöffneter Fleischfässer. Er hatte harte Augen und ein noch härteres Herz, war aber besser als viele seines
Berufes, denen Bolitho begegnet war. Er gab faire Rationen aus und zweigte nichts von dem mageren Sold der Matrosen für Artikel ab, die sie nicht erhalten hatten, woran sie sich aber nicht mehr erinnern konnten, wenn sie schließlich abmusterten.
Der Schiffsarzt kam mit den täglichen Krankmeldungen. Die Besatzung blieb bemerkenswert verschont von Verletzungen und Erkrankungen, wie Bolitho dankbar feststellte. Doch wenn dann ein Unglück geschah, geschah es meist ohne Vorwarnung und erbarmungslos. Wie bei den Männern, die über Bord gegangen waren, und den beiden Verletzten, die er der Obhut der holländischen Ärzte in Coupang überlassen hatte.
Während Bolitho jedes Buch und jede Abrechnung studierte, die ihm Cheadle, sein Schreiber, vorlegte, war er sich des Treibens an Bord und um sich herum bewußt. Das alles waren Lebenszeichen des Schiffes selbst. Wenn einer starb oder von Bord ging, mußte er ersetzt werden, damit das Schiff weiterlebte.
Er hörte das Poltern der Lafetten, als alle Kanonen — von den langen Zwölfpfündern des Hauptdecks bis zu den leichten Sechspfündern achtern — innenbords geholt und vom Stückmeister Jack Brass inspiziert wurden. Einmal in der Woche überprüfte er routinemäßig jedes Geschütz, und mochte Gott dem Stückführer helfen, dessen Gruppe den Anforderungen dann nicht genügte.
Mit seinen Deckoffizieren und Veteranen hatte Bolitho Glück gehabt, und dafür war er dankbar. Selbst seine vier Midshipmen, ursprünglich von Eltern geschickt, die ihnen Erfahrung und Chancen verschaffen wollten, welche in Friedenszeiten sonst rar waren, konnten nach zweijährigem Dienst fast als Unterleutnants gelten. Swift und Pyper waren siebzehn und dachten schon an ihre Offiziersprüfung. Fitzmaurice, ein mopsgesichtiger Junge von sechzehn, hatte seine ursprüngliche Arroganz fast abgelegt. Er kam aus einer reichen Familie und hatte sich anscheinend eingebildet, auf der Tempest erwarte ihn eine Art Vergnügungsreise. Herrick und Lakey hatten ihn eines Besseren belehrt.
Der jüngste Kadett, Evelyn Romney, war fünfzehn. Sie alle unterschieden sich von den Zwölf- und Dreizehnjährigen, die man auf vielen anderen Schiffen fand, dachte Bolitho. Romney hatte sich am wenigsten entwickelt. Er war von Natur aus schüchtern, und ihm fehlte das Durchsetzungsvermögen, das er im Umgang mit viel älteren Männern brauchte. Doch während Fitzmaurice seine Familie verfluchte, weil sie ihn auf See geschickt hatte, schien der weit weniger talentierte Romney verzweifelt entschlossen, sich zu bewähren. Offensichtlich liebte er die Marine, und sein Kampf gegen die Schüchternheit verdiente Mitgefühl. Bolitho hörte den Marschtritt der Marinesoldaten, die von ihrem täglichen Drill auf dem Vorschiff und in den Masten zurückkehrten. Prideaux war bestimmt nicht dabei; Schweiß und Mühe überließ er dem Sergeanten. Später würde er dann auftauchen und kritisieren. Bolitho hatte ihn nie ein Wort der Ermutigung oder des Lobes äußern hören, nicht einmal, wenn einer seiner Soldaten befördert worden war. Isaac Toby war der Schiffszimmermann: beleibt, langsam und recht stoisch, erinnerte er an eine räudige Eule. Aber er war ein Meister seiner Zunft und führte mit seiner kleinen Arbeitsgruppe alle Reparaturarbeiten prompt aus, obwohl er bei einem aus Teakholz gebauten Schiff gewöhnlich andere Sorgen hatte. Im Augenblick war er mit dem Bau einer zusätzlichen Jolle beschäftigt. Das Ganze hatte als eine Art Witz begonnen, mit einer beiläufigen Bemerkung von Brass, dem Stückmeister, über die Vergeudung, als ein Matrose dabei ertappt wurde, wie er Holzabfälle über Bord warf. Toby hatte das als persönliche Herausforderung angesehen und versichert, er würde eigenhändig aus allen Abfällen, die Brass auftrieb, ein Boot bauen. Nun war das Boot fast fertig, und selbst Brass mußte zugeben, daß es die alte Jolle der Tempest übertraf.
Bolitho lehnte sich zurück und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
Cheadle nahm die letzten Dokumente auf und vergewisserte sich, daß die Unterschriften trocken waren. Der Schreiber war wie viele seiner Art ein seltsamer, in sich gekehrter Mann mit tiefliegenden Augen und so großen, ungleichmäßigen Zähnen, daß er ständig zu lächeln schien. Als Bolitho etwas von ihm über seine Vergangenheit erfahren wollte, hatte er jedes Wort einzeln aus ihm herausholen müssen. Cheadle war von einem anderen Schiff, das in Bombay umgerüstet worden war, zur Tempest versetzt worden. Der Kapitän hatte Bolitho versichert, er sei ein guter Schreiber, nur etwas schweigsam, und hätte früher in einem Krämerladen in Canterbury gearbeitet, wo er seinen Stolz dareinsetzte, die >besseren Herrschaften< zu bedienen. Doch in zwei Jahren des täglichen Kontakts hatte Bolitho darüber noch nichts von Cheadle zu hören bekommen.
Noddall trat ein, nachdem der Schreiber gegangen war, und stellte ein Glas Wein auf den Schreibtisch. Da frisches Wasser knapp und der Nachschub eine ständige Sorge war, wich Bolitho im allgemeinen auf Wein aus. Er erinnerte sich, wie er zu der berühmten Weinhandlung in St. James begleitet worden war, wo er vor seiner Reise mit der Undine ans andere Ende der Welt reichlich eingekauft hatte. Im Kampf mit der Argus war aus dem Wein eine Pfütze voller Glassplitter geworden, aber die Erinnerung war ihm geblieben. Er berührte die Uhr in seiner Tasche. Wie an so vieles andere.
Allday kam aus der Schlafkabine herüber und musterte ihn ernst.»Glauben Sie, daß wir sie noch finden, Captain?«Er hielt die Arme über der breiten Brust verschränkt, benahm sich ganz entspannt. Allday war eben mehr ein Gefährte als ein Untergebener. Wieviel hatten sie schon gemeinsam durchgestanden! Bolitho fragte sich oft, ob Allday England vermißte. Doch ganz bestimmt vermißte er die englischen Mädchen. Allday hatte immer Glück bei ihnen gehabt und war mehr als einmal froh, wenn nicht gar versessen darauf gewesen, aus Furcht vor einem Ehemann oder erzürnten Vater schleunigst davonsegeln zu können.»Hoffentlich.»
Bolitho schlürfte Wein: billig und schal. Nicht wie der französische, den Herrick für ihn besorgt hatte. Die Garnison in Sydney hatte diesen Vorrat wahrscheinlich von einem französischen Schiff oder einem ehrgeizigen Händler angekauft. Wer bereit war, Vermögen und Leben gegen wilde Eingeborene, Piraten und die ständige Gefahr des Schirrbruchs zu riskieren, der konnte hier alles an den Mann bringen.
Im Kielwasser von Seefahrern und Forschern wie Cook waren andere gekommen. Mancher Insel, auf der die Eingeborenen zuvor primitiv, aber idyllisch gelebt hatten, brachten die Schiffe Krankheit und Tod. Diese Handel treibenden Abenteurer hatten die Stämme durch ihr Angebot von schäbigen Waren und billigen Stoffen gegeneinander-gehetzt und dafür sichere Ankerplätze eingehandelt. Und nun bezahlte jeder dafür. Bald würde ein habgieriger Händler anfangen, Eingeborene mit Musketen zu beliefern. Bolitho hatte es in Amerika erlebt, wo die Franzosen Indianer zum Kampf gegen die Briten ausgebildet hatten, und die Briten hatten mit Gleichem erwidert. Später, als die Unabhängigkeit gewonnen und Briten wie Franzosen aus dem Land verschwunden waren, hatten die Amerikaner eine neue Armee in ihrer Mitte vorgefunden: indianische Krieger, die — wenn sie sich zusammenschlossen — die Siedler ins Meer zurücktreiben und die neuen Häfen und Städte isolieren konnten.
«Ich bezweifle sehr, daß wir an der Eurotas vorübergesegelt sind, ohne sie zu sichten«, fuhr Bolitho fort.»Wir hatten den Ausguck doppelt besetzt und bei Nacht so viele Lichter gesetzt, daß uns selbst ein Blinder hätte sehen müssen. Ihr Kapitän muß wissen, daß man sich seiner Verspätung wegen Sorgen macht; er würde versuchen, mit jedem Schiff Kontakt aufzunehmen.»
Alldays Augen waren nachdenklich in die Ferne gerichtet, durchs Heckfenster auf die See hinaus. Da der Wind von Backbord kam, krängte das Schiff leicht nach Steuerbord, so daß der Horizont schräg zu liegen schien. Wie die meisten Seeleute konnte Allday ohne zu blinzeln aufs Meer hinaussehen, obwohl es grell funkelte wie eine Wüste voller Edelsteine.
«Ich nehme an, daß sie Land anliefen, um Frischwasser zu übernehmen. Ihre Vorräte können verdorben sein, wie es auch uns mal passiert ist. «Er schnitt eine Grimasse.»Mit einem Schiff voll Deportierter kann der Kapitän sich nicht noch mehr Sorgen aufladen.«»Das ist richtig.»
Bolitho senkte den Blick; er erinnerte sich daran, wie Viola ausgesehen hatte. An ihre Sorglosigkeit gegenüber einer Entdeckung und dem Risiko, in Madras oder später in dieser elenden, fieberverseuchten Kolonie, wo Bolithos Schiff einem weiteren von diesen Gouverneuren hatte Respekt verschaffen sollen. Oft war ihm beim Gedanken an die Gefahr der Schweiß ausgebrochen. Jederzeit konnte die Tür aufgestoßen werden, dann mußte er ihr Gesicht und ihre Schultern zu verbergen versuchen. Aber niemand war gekommen, sie in ihrer Leidenschaft zu stören; nun war der Schmerz über ihren Verlust nur noch schwerer zu ertragen. Aber auch der Zorn. Was dachte James Raymond sich dabei, Viola wieder hierher zu bringen? Für europäische Frauen war dieses Klima verheerend, außerdem bestand dazu keine Notwendigkeit. Raymonds großes Haus, seine Stellung, alles, was er auf Kosten anderer erworben hatte, hätten es ihm leicht ermöglicht, Viola sicher und behaglich unter wohlwollenden Menschen und in vertrauter Umgebung zurückzulassen.
Es klopfte, und Borlase spähte herein, das Gesicht etwas weniger sanft als üblich.
«Ich wollte nur sehen, ob ich Sie sprechen kann, Sir. «Er warf einen schnellen Blick auf Allday.»Aber wenn ich ungelegen komme…»
Bolitho winkte, und nachdem Allday die Kajüte verlassen hatte, sagte er:»Fassen Sie sich kurz, Mr. Borlase, ich möchte noch vor Mittag mit den Zwölfpfündern exerzieren. «Er wußte, weshalb der Leutnant gekommen war, und auch das deprimierte ihn.
Borlase leckte sich die Lippen.»Ich hatte Anlaß, einen Matrosen ins Logbuch eintragen zu lassen, Sir.«»Peterson, ich weiß.»
Leutnant Borlase verriet kurz seine Überraschung, ehe er hastig fortfuhr:»Verstehe, Sir. Aber ich erwarte, daß Mr. Herrick eine angemessene Strafe verhängte. Peterson war herausfordernd und unbotmäßig gegenüber einem
Vorgesetzten gewesen, und zwölf Peitschenhiebe sind das mindeste, was er verdient!»
Beim Sprechen hatten sich seine Wangen gerötet. Wie ein reizbares, aber triumphierendes Kind, das bei seinem Erzieher eine Schwäche entdeckt hat, dachte Bolitho. Er entgegnete ruhig:»Der beleidigte Bootsmannsmaat war Schultz. Stimmt das?«Er wartete nicht auf Antwort, sondern fuhr im gleichen sachlichen Ton fort:»Er ist ein ausgezeichneter Seemann, und wir sind froh, ihn zu haben. Aber noch vor zwei Jahren konnte er kein einziges Wort sprechen, außer in seiner Muttersprache Deutsch. Der Wortschatz, den er nun beherrscht, besteht aus Redensarten und dem Slang der Seeleute, aus den Kommandos, die er braucht, um zu gehorchen oder zu befehlen. «Borlase blickte Bolitho verständnislos an.»Ich verstehe nicht..»
«Sie hätten sich die Mühe machen sollen, der Sache nachzugehen. «Bolitho spürte, wie der Zorn in ihm aufstieg; warum nur waren Leute wie Borlase niemals in der Lage, aus ihren Fehlern zu lernen?» Dann hätten Sie es mit einem Minimum an Aufwand geregelt. Ich hörte, daß Peterson einen Befehl nur langsam befolgte und daß Schultz ihn anschrie, er gehöre eher an den Galgen als auf eine Großrah. «Er wartete und beobachtete, wie sich Borlases Finger wie Klauen öffneten und schlossen.»Nun, war es so?»
«Ja, Sir. Etwa so. Darauf nannte Peterson Schultz ein Schwein und einen hartherzigen Teufel. «Borlase nickte nachdrücklich.»Deshalb habe ich befohlen, ihn unter Deck zu bringen.»
Bolitho verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Er spürte, wie ihm der Schweiß über die Brust rann; das Hemd, heute frisch angezogen, klebte wie ein nasser Fetzen an ihm. Vielleicht hatte es sich auf der verschwundenen Bounty oder an Bord der Eurotas ähnlich zugetragen. Vom Klima und der nie enden wollenden Arbeit gefoltert, waren die Männer durch eine unbedachte, dumme Bemerkung aus dem Gleichgewicht gebracht worden. Die übrigen explodierten dann wie ein Pulverfaß.
Er sagte:»Petersons Vater wurde seinerzeit in Exeter wegen Mordes und Diebstahls gehenkt. Aber er war zu unrecht beschuldigt worden; der wahre Mörder wurde ein Jahr später gefaßt und hingerichtet. «Sein Ton wurde härter.»Doch Petersons Familie war bereits von den Freunden des Toten aus ihrem Heim vertrieben worden. Sie wurden zwar rehabilitiert, aber zu spät. «Er sah Borlase blaß werden und fügte hinzu:»Ich mache Schultz keinen Vorwurf daraus, daß sein Wortschatz begrenzt ist, aber ich kann auch Peterson keinen Vorwurf machen. Schon die Erwähnung eines Galgens, wie beiläufig sie auch erfolgte, würde selbst mich an seiner Stelle in Wut versetzen.»
Borlase murmelte stockend:»Tut mir leid, Sir, das wußte ich nicht.»
«Und das mache ich Ihnen zum Vorwurf. Dieser Mann gehört zu Ihrer Division, und es war Ihre Wache. Ich wußte es, und der Erste Offizier weiß es auch. Ich erwarte, daß Sie etwas unternehmen werden, und zwar bald, um seinen Respekt wiederzugewinnen. Respekt muß man sich verdienen, Mr. Borlase, er wird nicht mit dem Rock des Königs geliefert.»
Borlase drehte sich um und verließ die Kabine, und einige Augenblicke verharrte Bolitho ganz still in seinem Sessel, ließ die Geräusche des Meeres das wilde Schlagen seines Herzens übertönen.
Allday sagte:»Eine schöne Standpauke, Captain.«»Ich hatte Ihnen befohlen, den Raum zu verlassen!«Er erhob sich, wütend über sich selbst, weil sein Temperament mit ihm durchgegangen war, und über Allday, weil der es so gelassen hinnahm.
«Das habe ich, Captain!«Allday machte ein undurchdringliches Gesicht.»Ich dachte, Sie hätten mich wieder gerufen.»
Bolitho lenkte ein.»War es denn so laut?»
Allday grinste.»Ich habe Schlimmeres erlebt. Aber ich nahm an, Sie hätten noch dringende Dinge zu erledigen und wollten vielleicht daran erinnert werden.»
«Danke. «Er spürte, daß sich sein Mund zu einem Lächeln verzog.»Aber Sie sind verdammt unverschämt.»
Der Bootsführer nahm Bolithos alten Degen von der Schottwand herunter und rieb mit seinem Hemd daran.»Ich werde ihn mal wieder polieren, Captain. Es könnte uns Glück bringen.»
Bolitho blickte zum offenstehenden Skylight empor, als nackte Füße hastig über Deck klatschten und er das plötzliche Knarren von Blöcken und Rauschen der Leinwand hörte. Die Wache an Deck trimmte Segel und Rahen. Kam mehr Wind auf? Sprang er um? Bolitho erhob sich schnell und ging an Deck.
Keen hatte noch die Wache, und er war so kompetent und zuverlässig, wie ein junger Offizier nur sein konnte. Doch Bolitho kannte seine große Schwäche: Keen würde eher sterben, als seinen Kommandanten zu Hilfe rufen, wenn der Wind umsprang oder auffrischte.
Bolitho erreichte das Achterdeck und sah die Matrosen an den Brassen die Rahen so trimmen, daß die Segel wieder voll zogen.
Starling, Steuermannsmaat der Wache, legte die Hand an die Stirn und meldete:»Der Wind räumt, Sir. Und frischt auch auf.»
Seine Stimme war besonders laut, wohl um seinen Leutnant zu warnen, daß der Kommandant in der Nähe war. Bolitho blickte auf den Kompaß und überprüfte die Stellung der Segel. Sie waren straff und prall gefüllt. Mit etwas Glück konnten sie ein paar Stunden lang einen Knoten schneller fahren.
Keen kam von der Achterdeckreling herbeigeeilt, das Gesicht besorgt.
Bolitho nickte gelassen.»Geschützexerzieren in einer Stunde, Mr. Keen. «Er sah die Überraschung und die Erleichterung auf Keens Gesicht.»Stimmt etwas nicht?«Keen schluckte hart.»N-nein, Sir. Alles klar. Ich dachte nur… «Er brach ab.
Bolitho wandte sich wieder dem Heck zu. Aus Keen würde nie ein guter Lügner werden.
Keen sah ihm nach, dann flüsterte er eindringlich:»Hat er etwas gesagt, Mr. Starling?»
Der Steuermannsmaat musterte ihn vergnügt. Wie die meisten an Bord mochte er Keen. Viele junge Offiziere waren, wenn sie erst einmal den Rang eines Leutnants hatten, zu arrogant, um noch mit einfachen Seeleuten zu sprechen.
Er antwortete:»Er wollte Ihnen wohl nur zeigen, daß er da ist, Sir. Für den Fall, daß Sie ihn brauchen. «Er grinste.»Aber selbstverständlich brauchen wir ihn nicht, Sir, oder?«Vor sich hinlachend ging er fort, um das Klarieren einer Wuling[12] zu überwachen.
Keen verschränkte die Hände auf dem Rücken, wie er es bei Bolitho so oft gesehen hatte und begann, an Deck auf- und abzugehen. Er ignorierte die Hitze und den Durst, der ihm den Mund ausdörrte. Manchmal war es schwierig, den Kommandanten zu verstehen, zu erkennen, ob er etwas mit einem teilte, oder ob er es zu seinem stillen Vergnügen für sich allein behielt.
Keen hatte Bolithos Stimme durch das Skylight gehört, aber nicht verstanden, was gesagt wurde. Doch Bolithos Ton und Borlases Gesicht, als er an Deck erschien, hatten ihm sehr viel verraten.
Für einen Kommandanten hörte der Dienst nie auf. Niemals. Keen sah Allday mit einem Degen unterm Arm über das Batteriedeck gehen und beneidete den Mann beinahe wegen seiner vertrauten Stellung zum Kommandanten. Mehr noch als selbst Herrick, schien Allday derjenige zu sein, mit dem Bolitho wirklich alles teilte.
Erschrocken fuhr Keen herum, als Bolitho ihn von der Reling her anrief:»Mr. Keen, ich weiß Ihre Absicht, sich durch Bewegung körperlich fit zu halten, durchaus zu würdigen, aber würden Sie bitte auch Ihren Verstand bemühen und ein paar Leute an die Fockmarsbrassen schicken? Sie bedürfen dringend Ihrer Aufmerksamkeit. «Keen nickte und eilte an die Reling. Gleichgültig, welche Probleme den Kommandanten auch beschäftigten, seine scharfen Augen wurden dadurch nicht beeinträchtigt.