25 Wie ein Gewittersturm

Als Cowinde sie in der grauen Dämmerung weckte, fühlte sich Egwene trotz ihrer Träume ausgeruht. Erfrischt und bereit zu erfahren, was sie in der Stadt lernen konnte. Ein ausgiebiges Gähnen und Strecken, dann stand sie auf, summte, während sie sich wusch und eilig anzog, und nahm sich kaum die Zeit, ihre Haare richtig zu bürsten. Sie hätte die Zelte auch ohne Frühstück verlassen, aber Sorilea sah sie, was dieser Absicht ein jähes Ende setzte. Was sich aber als günstig erwies.

»Ihr hättet das Dampfzelt nicht so überstürzt verlassen sollen«, belehrte Amys sie, während sie von Rodera eine Schale mit Getreideflocken und Dörrobst entgegennahm. Fast zwei Dutzend Weise Frauen hatten sich in Amys' Zelt zusammengefunden, und Rodera, Cowinde und ein weißgewandeter Mann namens Doilan, ein weiterer Shaido, waren bemüht, sie alle zu bedienen. »Rhuarc hatte viel über Eure Schwestern zu erzählen. Vielleicht könnt Ihr noch mehr hinzufügen.«

Egwene mußte nach Monaten der Verstellung nicht mehr glauben, daß sie die Abordnung der Burg meinte. »Ich werde Euch alles erzählen, was ich weiß. Was hat er gesagt?«

Egwene erfuhr, daß sechs Aes Sedai gekommen waren — davon zwei Rote, nicht eine, und Egwene konnte die Überheblichkeit, oder vielleicht Dummheit, nicht fassen, daß Elaida überhaupt welche mitgesandt hatte —, über die aber wenigstens eine Graue Befehlsgewalt hatte. Die Weisen Frauen, die überwiegend wie die Speichen eines Rades in einem großen Kreis lagen oder in den Zwischenräumen standen oder knieten, wandten ihre Blicke Egwene zu, sobald die Namensliste verkündet war.

»Ich fürchte, ich kenne nur zwei von ihnen«, sagte sie vorsichtig. »Es gibt immerhin zahlreiche Aes Sedai, und ich bin noch nicht ausreichend lange vereidigte Schwester, um auch viele zu kennen.« Köpfe nickten — sie erkannten das an. »Nesune Bihara ist aufrichtig gesinnt — sie hört allen Seiten zu, bevor sie eine Entscheidung trifft —, aber sie entdeckt auch den kleinsten Widerspruch in jemandes Worten. Sie sieht alles und erinnert sich an alles. Sie kann sich eine Buchseite einmal ansehen und sie Wort für Wort wiederholen, und ebenso eine Unterhaltung, die sie vor einem Jahr gehört hat. Manchmal spricht sie jedoch mit sich selbst, spricht ihre Gedanken aus, ohne es zu merken.«

»Rhuarc sagte, sie sei an der Königlichen Bibliothek interessiert.« Bair rührte in ihren Getreideflocken und beobachtete Egwene dabei. »Er sagte, er hätte sie etwas über Siegel murmeln hören.« Leichte Unruhe befiel die Frauen, die aber verging, sobald sich Sorilea geräuschvoll geräuspert hatte.

Egwene dachte nach, während sie ihr Frühstück aß, in dem sich Dörrpflaumen und süße Beeren befanden. Wenn Elaida Siuan gefoltert hatte, bevor sie hingerichtet worden war, wußte sie von den drei gebrochenen Siegeln. Rand hatte zwei davon versteckt — Egwene wünschte, sie wüßte, wo; er schien in letzter Zeit niemandem mehr zu trauen —, und Nynaeve und Elayne hatten eines in Tanchico gefunden und nach Salidar gebracht, aber davon konnte Elaida nichts wissen. Es sei denn, sie hätten vielleicht Spione in Salidar. Nein. Darüber mußte sie zu einem anderen Zeitpunkt nachdenken, jetzt war es unnütz. Elaida mußte verzweifelt auf der Suche nach den beiden anderen Siegeln sein. Es machte Sinn, daß Nesune in die nach der Weißen Burg zweitgrößte Bibliothek geschickt wurde, und das sagte Egwene den Weisen Frauen auch.

»Das habe ich bereits gestern abend gesagt«, grollte Sorilea. »Aeron, Colinda, Edarra — Ihr drei geht zur Bibliothek. Drei Weise Frauen sollten vor einer Aes Sedai finden können, was zu finden ist.« Das bewirkte drei lange Gesichter. Die Königliche Bibliothek war groß. Dennoch, Sorilea war Sorilea, und wenn die benannten Frauen auch seufzten und murrten, so stellten sie doch ihre Schalen ab und verließen sofort das Zelt. »Ihr sagtet, Ihr würdet zwei der Namen kennen«, sagte Sorilea, noch bevor sie das Zelt ganz verlassen hatten. »Nesune Bihara und wen?«

»Sarene Nemdahl«, sagte Egwene. »Ihr müßt wissen, daß ich beide nicht gut kenne. Sarene ist wie die meisten Weißen — sie durchdenkt alles logisch und scheint manchmal überrascht, wenn jemand nach dem Gefühl handelt —, doch ihr wohnt Zorn inne. Sie hält ihn meist strikt verborgen, aber wenn man zur falschen Zeit das Falsche tut, kann sie ... jemandem den Kopf abreißen, bevor er auch nur blinzeln kann. Sie hört jedoch zu, was man sagt, und gesteht auch ein, wenn sie sich geirrt hat — auch wenn sie zornig ist. Nun, irgendwann ist es dann ohnehin vergessen.«

Sie versuchte, die Weisen Frauen unbemerkt zu mustern, während sie sich einen Löffel Beeren in den Mund schob. Niemand schien ihr Zögern bemerkt zu haben. Sie hätte fast erzählt, daß Sarene jemanden die Fußböden schrubben ließ, bevor er auch nur blinzeln konnte. Sie kannte beide Frauen nur aus ihren Unterrichtsstunden als Novizin. Nesune, eine schlanke Kandori mit vogelähnlichen Augen, bemerkte sofort, wenn jemandes Aufmerksamkeit nachließ, auch wenn sie demjenigen den Rücken zuwandte. Sie hatte in mehreren Klassen unterrichtet, an denen Egwene gewesen war. Bei Sarene hatte sie nur zwei Vorlesungen über das Wesen der Wirklichkeit besucht, aber es war schwer, eine Frau zu vergessen, die vollkommen ernst verkündete, daß Schönheit und Häßlichkeit gleichermaßen Illusionen waren, während ihr Aussehen jeden Mann zweimal hinsehen ließ.

»Ich hoffe, daß Ihr Euch an noch mehr erinnern könnt«, sagte Bair und beugte sich zu ihr. »Anscheinend seid Ihr unsere einzige Verbindung.«

Das verwirrte Egwene kurzzeitig. Ja, natürlich. Bair und Amys mußten in der letzten Nacht versucht haben, in die Träume der Aes Sedai einzudringen, aber Aes Sedai schützten ihre Träume. Sie bedauerte, diese Fähigkeit nicht selbst erlernt zu haben, bevor sie die Burg verließ. »Ich werde tun, was ich kann. Wo befinden sich ihre Räume im Palast?« Wenn sie in Rands Nähe gelangen wollte, wenn er das nächste Mal kam, wäre es hilfreich, wenn sie auf ihrer Suche nicht an ihren Zimmern vorbeistolperte. Besonders nicht an Nesunes Zimmer. Sarene erinnerte sich vielleicht nicht an eine einzelne Novizin, aber Nesune würde dies höchstwahrscheinlich tun. Außerdem könnte sich vielleicht auch eine der Aes Sedai an sie erinnern, die sie nicht kannte. Es war viel über Egwene al'Vere gesprochen worden, während sie sich in der Burg befand.

»Sie lehnen Berelains Angebot des Schattens auch nur für eine Nacht ab.« Amys runzelte die Stirn. Unter den Aiel wurde ein Angebot der Gastfreundschaft stets angenommen. Es abzulehnen, galt auch unter Blutfeinden als Schande. »Sie wohnen bei einer Frau namens Arilyn, eine Adlige unter den Baummördern. Rhuarc glaubt, daß Coiren Saeldain diese Arilyn schon vorher gekannt hat.«

»Eine von Coirens Spioninnen«, sagte Egwene mit Bestimmtheit. »Oder eine der Spioninnen der Grauen Ajah.«

Mehrere Weise Frauen murrten zornig. Sorilea schnaubte angewidert, und Amys seufzte tief enttäuscht.

Andere beurteilten die Angelegenheit anders.

Corelna, ein grünäugiger Falke von einer Frau mit stark ergrautem flachsfarbenen Haar, schüttelte zweifelnd den Kopf, während Tialin, eine hagere Rothaarige mit scharfgeschnittener Nase, Egwene ungläubig ansah.

Spionage entweihte Ji'e'toh, obwohl Egwene noch nicht herausgefunden hatte, wie sich das mit dem Eindringen der Traumgänger in die Träume anderer Menschen vertrug. Es hatte keinen Sinn, darauf hinzuweisen, daß die Aes Sedai Ji'e'toh nicht folgten. Sie wußten es. Es war für sie nur schwer zu verstehen, weder bei Aes Sedai noch bei jemand anderem.

Was immer sie dachten — sie hätte alles darauf verwettet, daß sie recht hatte. Galldrian, der letzte König von Cairhien, hatte eine Aes-Sedai-Beraterin gehabt, bevor er ermordet wurde. Niande Moorwyn war, auch bevor sie nach Galldrians Tod verschwand, vollkommen unsichtbar gewesen, aber Egwene hatte unter anderem erfahren, daß sie die Ländereien der Lady Arilyn gelegentlich besucht hatte. Niande war eine Graue gewesen.

»Sie haben anscheinend einhundert Wächter unter diesem Dach versammelt«, sagte Bair nach einer Weile. Ihre Stimme wurde sehr sanft. »Es heißt, die Stadt sei noch unsicher, aber ich glaube, sie fürchten die Aiel.« Auf einigen Gesichtern war ein beunruhigend neugieriger Ausdruck zu erkennen.

»Einhundert!« rief Egwene aus. »Sie haben einhundert Männer hergebracht?«

Amys schüttelte den Kopf. »Über fünfhundert. Timolans Späher haben die meisten davon weniger als einen halben Tag nördlich der Stadt lagern sehen. Rhuarc sprach davon, und Coiren Saeldain sagte, die Männer seien eine Ehrengarde, aber sie hätten den größten Teil außerhalb der Stadt gelassen, um uns nicht zu beunruhigen.«

»Sie glauben, daß sie den Car'a'carn nach Tar Valon begleiten werden.« Sorileas Stimme hätte Steine sprengen können, aber ihr Gesichtsausdruck ließ ihren Tonfall dennoch sanft erscheinen. Egwene hatte den Inhalt von Elaidas Brief an Rand nicht zurückgehalten. Er gefiel den Weisen Frauen jedes Mal weniger, wenn sie davon hörten.

»Rand ist nicht töricht genug, dieses Angebot anzunehmen«, sagte Egwene, aber sie glaubte es nicht wirklich. Fünfhundert Männer konnten eine Ehrengarde sein. Elaida dachte vielleicht wirklich, der Wiedergeborene Drache würde etwas in der Art erwarten und vielleicht sogar geschmeichelt sein. Eine Reihe von Vorschlägen kam ihr in den Sinn, aber sie mußte vorsichtig sein. Ein falsches Wort konnte Amys und Bair dazu bringen — oder noch schlimmer, Sorilea —, ihr Befehle zu erteilen, denen sie nicht gehorchen konnte, so daß sie dennoch tun mußte, was nur sie tun konnte. Oder zumindest tun würde. »Ich nehme an, die Häuptlinge halten ein Auge auf die Soldaten außerhalb der Stadt?« Einen halben Tag nördlich — noch wahrscheinlicher einen ganzen Tag, da sie keine Aiel waren —war zu weit entfernt, als daß sie gefährlich wären, aber ein wenig Vorsicht konnte niemals schaden. Amys nickte. Sorilea sah Egwene an, als hätte sie gefragt, ob mittags die Sonne am Himmel stünde. Egwene räusperte sich. »Ja.« Es war wenig wahrscheinlich, daß die Häuptlinge solche Fehler begingen. »Nun. Ich schlage Folgendes vor: Wenn jemand von diesen Aes Sedai zum Palast geht, sollte eine von Euch, die die Macht lenken kann, hinterhergehen und sich versichern, daß sie keine Fallen zurücklassen.« Sie nickten. Zwei Drittel der Frauen dort konnten Saidar führen, einige nicht viel besser als Sorilea, aber andere gleich gut wie Amys, die genauso stark war wie jede Aes Sedai, der Egwene jemals begegnet war. Die Weisen Frauen waren einander insgesamt vergleichbar. Ihre Fähigkeiten unterschieden sich von denen der Aes Sedai — auf einigen Gebieten weniger, auf anderen mehr —, und doch sollten sie in der Lage sein, jede unwillkommene Gabe zu entdecken. »Und wir müssen uns versichern, daß es nur sechs sind.«

Sie mußte es ihr erklären. Sie hatten Feuchtländerbücher gelesen, aber selbst jene, die die Macht lenken konnten, kannten die um Aes Sedai, die mit Menschen umgingen, die das Saidin gefunden hatten, entstandenen Rituale nicht wirklich. Unter den Aiel glaubte ein Mensch, der erfahren hatte, daß er die Macht lenken konnte, daß er auserwählt sei, und ging nach Norden in die Große Fäule, um den Dunklen König zu jagen. Niemand kehrte jemals zurück. Egwene hatte die Rituale auch nicht gekannt, bis sie zur Burg ging. Die Geschichten, die sie vorher gehört hatte, wiesen selten Ähnlichkeit mit der Wahrheit auf.

»Rand kann mit zwei Frauen zugleich fertig werden«, endete sie. Das war für sie eine Tatsache. »Er könnte vielleicht sogar mit sechs fertig werden, aber wenn sie mehr sind, als sie uns glauben machen, ist das ein Beweis dafür, daß sie gelogen haben — oder zumindest etwas ausgelassen haben.« Sie zuckte fast zusammen, als die Weisen Frauen die Stirn runzelten. Wenn man log, lud man demjenigen Toh auf. Aber in ihrem Fall war es notwendig. Es war notwendig.

Während des restlichen Frühstücks entschieden die Weisen Frauen, wer heute durch den Palast wandern würde, und welchen Häuptlingen man bei der Auswahl der Männer und Töchter des Speers trauen konnte, die nach weiteren Aes Sedai Ausschau halten sollten. Einigen würde es ohnehin widerstreben, sich gegen die Aes Sedai zu stellen. Die Weisen Frauen sagten es nicht geradeheraus, aber es wurde aus dem, was sie — oft ungehalten — äußerten, nur zu deutlich. Andere dachten vielleicht, daß man jeder Bedrohung des Car'a'carn, auch der durch die Aes Sedai, am besten mit dem Speer begegnen sollte. Auch einige der Weisen Frauen schienen sich dieser Lösung anzunähern. Sorilea erwiderte auf mehr als einen fragwürdigen Vorschlag eilig, diese Sorge würde aus der Welt geschafft, wenn die Aes Sedai einfach nicht mehr da wären. Letztendlich stimmten Rhuarc und Mandelain von Daryne dem als einzige zu.

»Versichert Euch, daß sie keine Siswai'aman erwählen«, sagte Egwene, denn sie würden sicherlich beim kleinsten Hinweis auf eine Bedrohung zum Speer greifen. Diese Bemerkung brachte ihr viele erstaunte Blicke aller Schattierungen ein. Die Weisen Frauen waren keine Närrinnen. Eines beunruhigte Egwene. Keine der Weisen Frauen erwähnte, was sie fast immer zu hören bekam, wenn über Aes Sedai gesprochen wurde: daß die Aiel die Aes Sedai einst im Stich gelassen hatten und vernichtet würden, wenn sie es erneut wagten.

Bis auf diese eine Bemerkung hielt sich Egwene aus der Debatte heraus und beschäftigte sich statt dessen mit einer zweiten Schale Getreideflocken mit Dörrobst, was ihr ein anerkennendes Nicken von Sorilea einbrachte. Aber es ging ihr nicht um Sorileas Anerkennung. Sie hatte wirklich Hunger, aber hauptsächlich hoffte sie auch, daß sie ihre Anwesenheit vergessen würden. Es schien zu funktionieren.

Als das Frühstück und die Beratung vorüber waren, schlenderte sie zu ihrem Zelt, hockte sich dann unmittelbar hinter dem Zelteingang hin und beobachtete, wie eine kleine Gruppe Weise Frauen, angeführt von Amys, auf die Stadt zustrebte. Als sie durch das nächstgelegene Tor verschwanden, verließ sie ihr Zelt wieder. Überall waren Aiel und Gai'shain, aber die anderen Weisen Frauen befanden sich alle in ihren Zelten, und niemand beachtete sie, als sie gemessenen Schritts auf die Stadtmauer zuging. Wenn jemand sie bemerkte, würde er wohl denken, sie sei auf dem Weg zu ihren morgendlichen Übungen. Der Wind frischte auf und blies Staub und Asche vom Vortor heran, aber sie behielt ihren stetigen Schritt bei.

In der Stadt wußte die schlanke Frau, die von einem Wagen herab zu Wucherpreisen verschrumpelte Äpfel verkaufte und die sie als erste fragte, nicht, wo sich der Palast der Lady Arilyn befand, und auch eine rundliche Näherin nicht, die mit großen Augen auf eine Aielfrau zuging, die ihren Laden betreten hatte, noch eine magere Scherenschleiferin, die geglaubt hatte, Egwene sei an ihren Messern interessiert. Schließlich gab ihr eine schmaläugige Silberschmiedin, die sie die ganze Zeit über, die Egwene in ihrem Laden verbrachte, genau beobachtet hatte, die gewünschte Auskunft. Egwene bahnte sich kopfschüttelnd ihren Weg durch die Menge. Manchmal vergaß sie, wie groß eine Stadt wie Cairhien wirklich war, so daß nicht jedermann wußte, wo sich der Palast befand.

Egwene verlief sich dreimal und mußte noch zweimal nach dem Weg fragen, bevor sie sich an die Seitenwand eines Mietstalls drängte und um die Ecke auf der anderen Straßenseite eine gedrungene Anhäufung dunkler Steinquadern mit sehr schmalen Fenstern, winkelförmigen Baikonen und Stufentürmen erspähte. Das Gebäude war klein für einen Palast, wenn auch groß für ein Haus. Arilyn war irgendwo unmittelbar oberhalb des mittleren Adels Cairhiens anzusiedeln, wenn sich Egwene recht erinnerte. Soldaten in grünen Mänteln und mit Brustharnischen und Helmen standen auf der breiten Vordertreppe, an jedem für sie einsehbaren Tor und sogar auf den Baikonen Wache. Seltsamerweise schienen sie alle noch jung zu sein. Aber das war für sie weniger interessant. In diesem Gebäude lenkten Frauen die Macht, und da sie es sogar hier unten auf der Straße so massiv spüren konnte, handelte es sich nicht nur um geringe Mengen Saidar. Plötzlich wurde es weniger, aber es war noch immer erheblich.

Sie kaute auf den Lippen. Sie wußte nicht, was sie taten. Sie mußte erst die Stränge sehen, aber aus dem gleichen Grund mußten auch sie die Stränge sehen, tun sie zu verweben. Selbst wenn sie an einem Fenster standen, mußten alle Stränge, die aus dem Palast gelenkt wurden und die sie nicht sehen konnte, nach Süden gerichtet mit sein, weit vom Sonnenpalast entfernt, weit von allem entfernt. Was taten sie?

Ein Toreingang schwang ausreichend lange auf, um einen Sechsspänner durchzulassen, eine geschlossene schwarze Kutsche mit einem auf die Tür gemalten Siegel — zwei Silbersterne auf einem rotgrün gestreiften Feld. Die Kutsche bahnte sich einen Weg nordwärts durch die Menge, wobei der livrierte Kutscher seine lange Peitsche schwang, damit die Leute beiseite traten und um die Pferde anzutreiben. Fuhr die Lady Arilyn oder jemand von der Abordnung irgendwohin?

Nun, sie war nicht nur zum Schauen hierhergekommen. Sie wich zurück, so daß sie nur noch mit einem Auge um die Ecke spähte und gerade noch das Haus sehen konnte, dann zog sie einen kleinen roten Stein aus ihrer Gürteltasche, atmete tief durch und begann die Macht zu lenken. Wenn eine von ihnen auf dieser Seite aus dem Palast schaute, könnte sie die Stränge sehen, aber nicht Egwene. Sie mußte es riskieren.

Der glatte Stein war genau das: ein in einem Fluß glattgeschliffener Stein, aber Egwene hatte diesen Trick von Moiraine erlernt. Moiraine hatte den Stein für die Konzentration der Macht benutzt — zufällig ein Edelstein, aber das war nicht wichtig —, also tat Egwene es auch. Sie verwob Luft mit einem Hauch von Feuer, ein sehr leichtes Gewebe. So konnte man heimlich lauschen. Spionieren, würden es die Weisen Frauen nennen. Egwene war es gleichgültig, wie es genannt wurde, solange sie etwas über die Absichten der Aes Sedai erfuhr.

Ihr Gewebe berührte ein Fenster und öffnete es vorsichtig, ganz leise, dann ein weiteres und noch eines. Schweigen. Dann...

»...also sage ich zu ihm«, sprach die Stimme einer Frau ihr ins Ohr, »...wenn Ihr diese Betten gemacht haben wollt, solltet Ihr besser aufhören, mich am Kinn zu kitzeln, Alwin Rael.«

Eine andere Frau kicherte, »Oh, das hast du niemals gesagt.«

Egwene grinste. Dienstmädchen.

Eine beleibte Frau, die mit einem Brotkorb auf der Schulter vorbeiging, sah Egwene verwirrt an. Das war durchaus verständlich, da sie die Stimmen zweier Frauen hörte, obwohl nur Egwene dort stand und die Lippen nicht bewegte. Sie starrte die Frau so zornig an, daß diese aufschrie und fast ihren Korb fallen gelassen hätte, als sie davonstürzte.

Widerwillig verringerte Egwene die Intensität ihres Gewebes. Jetzt würde sie vielleicht nicht mehr so gut hören können, aber das war immer noch besser, als Gaffer anzuziehen. Sie wurde auch so schon von genügend vielen Menschen angestarrt — eine Aielfrau, die sich an eine Mauer preßte —, obwohl niemand lange zögerte, bevor er weiterging. Niemand wollte Schwierigkeiten mit Aiel haben. Egwene vertrieb sie aus ihren Gedanken. Sie bewegte das Gewebe von einem Fenster zum anderen, wobei sie heftig schwitzte, und das nicht nur aufgrund der bereits zunehmenden Hitze. Wenn nur eine Aes Sedai ihre Stränge bemerkte, selbst wenn sie nicht wußte, was sie waren, würde sie doch wissen, daß jemand die Macht auf sie lenkte. Sie würden den Zweck erraten. Egwene wich weiter zurück, so daß sie nur noch mit einem halben Auge zum Palast spähen konnte.

Schweigen. Schweigen. Ein Rascheln. Bewegte sich etwas? Leichte Schuhe auf einem Teppich? Aber keine Worte. Schweigen. Ein Mann murmelte, entleerte offensichtlich äußerst widerwillig Nachtgeschirre. Sie eilte mit brennenden Ohren weiter. Schweigen. Schweigen. Schweigen.

»...glaubt Ihr wirklich, daß es nötig ist?« Selbst im Flüsterton, wie es schien, klang die Stimme der Frau kräftig und selbstbewußt.

»Wir müssen auf alle Möglichkeiten vorbereitet sein, Coiren«, erwiderte eine andere Frau mit einer Stimme wie ein Reibeisen. »Ich habe ein bemerkenswertes Gerücht gehört...« Eine Tür wurde fest geschlossen und der Rest des Satzes abgeschnitten.

Egwene sank gegen die Steinwand des Stalles. Sie hätte vor Enttäuschung schreien mögen. Die diensthabende Graue Schwester und auch die andere mußten Sedai sein, sonst hätte sie niemals so mit Coiren, einer der Aes Sedai, gesprochen. Von keiner anderen hätte sie besser erfahren können, was sie hören wollte. Sie mußten also fortgehen. Welches bemerkenswerte Gerücht? Welche Möglichkeiten? Wie wollten sie sich vorbereiten? Das Lenken der Macht innerhalb des Palastes änderte sich erneut, nahm zu. Was taten sie? Egwene atmete tief ein und lauschte beharrlich.

Als die Sonne höher stieg, hörte sie eine große Anzahl kaum erkennbarer Geräusche und eine Menge Dienergeschwätz. Jemand namens Ceri würde ein weiteres Baby bekommen, und die Aes Sedai sollten zum Mittagessen Wein aus Arindrim bekommen, wo immer das lag. Die interessanteste Neuigkeit war jedoch, daß tatsächlich Arilyn mit jener Kutsche davongefahren war, um auf dem Land ihren Mann zu treffen. Das nützte jedoch nicht viel. Ein ganzer Vormittag war verschwendet.

Die Vordertüren des Palastes schwangen weit auf, und livrierte Diener verbeugten sich. Die Soldaten standen nicht stramm, aber sie wirkten jetzt aufmerksamer. Nesune Bihara kam heraus, gefolgt von einem großen jungen Mann, der aus einem Felsblock gehauen zu sein schien.

Egwene ließ ihr Gewebe hastig fahren, ließ Saidar fahren und atmete zur Beruhigung tief durch. Jetzt sollte sie nicht den Kopf verlieren. Nesune und ihr Wächter berieten sich. Dann spähte die dunkelhaarige Braune Schwester die Straße hinab, zuerst in eine Richtung, dann in die andere. Sie suchte anscheinend etwas.

Egwene entschied, daß sie jetzt vielleicht doch in Schrecken geraten sollte. Sie zog sich langsam zurück, um Nesunes scharfen Blick nicht auf sich zu ziehen, wandte sich hastig um, sobald sie außer Sicht dieser Frau war, raffte ihre Röcke, lief los und bahnte sich gewaltsam einen Weg durch die Menge. Sie lief drei Schritte. Dann stieß sie gegen eine Steinmauer, prallte ab und setzte sich so hart auf die Straße, daß sie auf den heißen Pflastersteinen erneut abprallte.

Sie schaute benommen hoch, wobei sie ihr Herzschlag noch benommener machte. Die Steinmauer war Gawyn, der auf sie hinabblickte und genauso benommen wirkte wie sie. Seine Augen waren strahlend blau. Und diese rotgoldenen Locken. Sie wollte sie erneut um ihre Finger wickeln. Sie spürte, wie sie zutiefst errötete. Du hast es niemals getan, dachte sie fest. Es war nur ein Traum!

»Habe ich Euch verletzt?« Besorgt kniete er sich neben sie. Sie mühte sich hoch und klopfte sich eilig ab. Hätte sie in diesem Moment einen Wunsch frei gehabt, hätte sie sich gewünscht, niemals wieder zu erröten. Sie hatten bereits einen Kreis Zuschauer angezogen. Sie schob einen Arm in seinen und zog ihn die Straße hinab in die Richtung, aus der sie gekommen war. Ein Blick über die Schulter zeigte ihr nur die ständig in Bewegung befindliche Menge.

Selbst wenn Nesune genau zu jener Ecke käme, sähe sie auch nicht mehr. Dennoch verlangsamte Egwene ihren Schritt nicht. Die Menge machte einer Aielfrau und einem Mann, der groß genug für einen Aiel war, auch wenn er ein Schwert trug, Platz. Die Art, wie er sich bewegte, zeigte, daß er mit dem Schwert umgehen konnte. Er verhielt sich wie ein Behüter.

Nach einem Dutzend weiteren Schritten löste sie ihren Arm widerwillig aus seinem. Er ergriff jedoch ihre Hand, bevor sie ihm entglitt, und sie ließ sie ihm, während sie weitergingen. »Vermutlich sollte ich darüber hinwegsehen«, sann er nach einer Weile, »daß Ihr wie eine Aiel gekleidet seid. Zuletzt hörte ich, Ihr wärt in Illian. Und vermutlich sollte ich auch keinerlei Bemerkung zu Eurem Davonlaufen vom Palast machen, wo sich sechs Aes Sedai aufhalten. Ein seltsames Verhalten für eine Aufgenommene.«

»Ich war niemals in Illian«, sagte sie und blickte sich hastig um, ob Aiel nahe genug waren, es gehört zu haben. Mehrere schauten in ihre Richtung, aber keine waren in Hörweite. Plötzlich erkannte sie, was er gesagt hatte. Sie ergriff seinen grünen Mantel, der dieselbe Schattierung aufwies wie die Mäntel der Soldaten. »Ihr gehört zu ihnen. Zu den Aes Sedai der Burg.« Licht, sie war eine Närrin, das nicht erkannt zu haben, sobald sie ihn gesehen hatte.

Sein Gesicht nahm einen weicheren Ausdruck an. Es hatte einen Moment sehr hart gewirkt. »Ich befehlige die Ehrengarde, die die Aes Sedai mitgebracht haben, um den Wiedergeborenen Drachen nach Tar Valon zu begleiten.« Seine Stimme war eine merkwürdige Mischung aus Verärgerung und Erschöpfung. »Wenn er letztendlich aufbrechen will. Und wenn er überhaupt hier wäre. Ich habe gehört, daß er ... auftaucht und verschwindet. Coiren ist beunruhigt.«

Egwene klopfte das Herz in der Kehle. »Ich ... ich muß Euch um einen Gefallen bitten, Gawyn.«

»Alle außer einem: Ich werde Elayne oder Andor nicht schaden, und ich werde kein Drachenverschworener. Aber davon abgesehen tue ich alles in meiner Macht Stehende für Euch.«

Köpfe wurden ihnen zugewandt. Jede Erwähnung Drachenverschworener erweckte Aufmerksamkeit. Vier Männer mit harten Gesichtern und über ihre Schultern geschlungenen Kutscherpeitschen sahen Gawyn an und ließen ihre Knöchel knacken, wie manche Männer es vor einem Kampf tun. Gawyn betrachtete sie nur. Sie waren nicht klein, aber ihre Angriffslust verging ihnen unter seinem Blick. Zwei neigten sogar die Stirn vor ihm, bevor sie alle vier in den Strom der Menge eintauchten. Aber es beobachteten sie noch zu viele Menschen, und zu viele versuchten den Anschein zu erwecken, nicht zuzuhören. Sie zog in ihrer Kleidung bereits Blicke auf sich, ohne ein Wort zu äußern, noch dazu in Begleitung eines Mannes mit rotgoldenem Haar, der sehr groß war und wie ein Behüter aussah —diese Verknüpfung konnte nur Aufmerksamkeit erregen.

»Ich muß unter vier Augen mit Euch sprechen«, sagte sie. Wenn sich irgendeine Frau mit Gawyn verbunden hat, werde ich... Seltsamerweise hegte sie diesen Gedanken ohne jeglichen Zorn.

Er führte sie wortlos zu einem nahegelegenen Gasthaus, dem Großen Mann, wo eine der rundlichen Gastwirtin zugeschobene Goldkrone eine fast ehrfurchtsvolle Verbeugung bewirkte und ihnen sofort ein abgeschiedenes Speisezimmer zugewiesen wurde, das dunkel getäfelt war und schwere Tische und Stühle sowie Trockenblumen in einer blauen Vase auf dem Kamin aufwies. Gawyn schloß die Tür, und sie wurden plötzlich verlegen, als sie einander allein gegenüberstanden. Licht, er sah prachtvoll aus, bestimmt genauso prachtvoll wie Galad, und wie sich sein Haar um die Ohren wellte...

Gawyn räusperte sich. »Die Hitze scheint jeden Tag schlimmer zu werden.« Er zog ein Taschentuch hervor, wischte sich damit über die Stirn und bot es dann ihr an. Als er jäh erkannte, daß es nun bereits benutzt war, räusperte er sich erneut. »Ich glaube, ich habe noch eines.«

Während er seine Taschen durchsuchte, zog sie ihr eigenes Taschentuch hervor. »Gawyn, wie könnt Ihr Elaida dienen nach dem, was sie getan hat?«

»Die Jünglinge dienen der Burg«, erwiderte er steif, aber er wandte unbehaglich den Kopf, »Wir tun dies solange ... Siuan Sanche...« Sein Blick wurde kurzzeitig eiskalt. Nur einen Moment. »Egwene, meine Mutter pflegte stets zu sagen: ›Auch eine Königin muß dem Gesetz gehorchen, das sie erläßt, sonst gibt es kein Recht.‹« Er schüttelte verärgert den Kopf. »Ich sollte nicht überrascht sein, Euch hier vorzufinden. Ich hätte wissen müssen, daß Ihr dort sein würdet, wo sich al'Thor aufhält.«

»Warum haßt Ihr ihn?« Es war Haß in seiner Stimme zu hören, oder sie hatte noch niemals Haß gehört. »Gawyn, er ist wirklich der Wiedergeborene Drache. Ihr müßt doch erfahren haben, was in Tear geschehen ist...«

»Es kümmert mich nicht, ob er der fleischgewordene Schöpfer ist«, grollte er. »Al'Thor hat meine Mutter getötet.«

Egwene fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Gawyn, nein! Nein, das hat er nicht getan!«

»Könnt Ihr darauf schwören? Wart Ihr dort, als sie starb? Jedermann sagt es. Der Wiedergeborene Drache hat Caemlyn eingenommen und Morgase getötet. Wahrscheinlich hat er auch Elayne getötet. Ich kann nichts über sie in Erfahrung bringen.« Aller Zorn wich aus ihm. Er sackte zusammen, wo er stand, sein Kopf sank nach vorn, seine Fäuste waren geballt und die Augen geschlossen. »Ich kann nichts herausfinden«, flüsterte er.

»Elayne ist unbeschadet«, sagte Egwene, überrascht, daß sie plötzlich unmittelbar vor ihm stand. Sie hob die Hände und überraschte sich erneut, indem sie ihre Finger in seinem Haar verschränkte und seinen Kopf anhob. Es fühlte sich genauso an, wie sie es in Erinnerung hatte. Sie riß die Hände zurück, als hätte sie sich verbrannt. Sie merkte, wie ihr Gesicht feuerrot wurde, aber... Auch Gawyns Wangen hatten sich gerötet. Natürlich. Er erinnerte sich auch, wenn auch nur an seinen eigenen Traum. Das hätte sie erst recht zum Erröten bringen sollen, bewirkte aber seltsamerweise das Gegenteil. Gawyns Erröten beruhigte ihre Nerven und hätte sie beinahe sogar lächeln lassen. »Elayne ist in Sicherheit, Gawyn. Darauf kann ich schwören.«

»Wo ist sie?« Seine Stimme klang gequält. »Wo war sie? Ihr Platz ist jetzt in Caemlyn. Nun, nicht in Caemlyn — nicht solange al'Thor dort sein könnte —, aber in Andor. Wo ist sie, Egwene?«

»Ich ... kann es Euch nicht sagen. Ich kann es nicht, Gawyn.«

Er betrachtete sie mit ausdruckslosem Gesicht und seufzte dann. »Jedes Mal, wenn ich Euch begegne, seid Ihr einer Aes Sedai ähnlicher.« Sein Lachen klang gezwungen. »Wißt Ihr, daß ich immer glaubte, Euer Behüter zu werden? Wie töricht war dieser Gedanke.«

»Ihr werdet mein Behüter sein.« Sie hatte nicht erwartet, das zu sagen, bis es heraus war, aber dann erkannte sie es als die Wahrheit. Jener Traum. Gawyn, der vor ihr kniete, während sie seinen Kopf hielt. Es hätte hundert verschiedene Dinge oder nichts bedeuten können, aber sie wußte es.

Er grinste sie an. Der Tor glaubte, sie mache Scherze! »Sicherlich nicht ich. Vielleicht Galad. Obwohl Ihr andere Aes Sedai gewaltsam vertreiben müßtet. Aes Sedai, Dienerinnen, Königinnen, Zimmermädchen, Kauffrauen, Bäuerinnen... Ich habe sie ihn alle anblicken sehen. Es sollte Euch nicht beunruhigen, daß Ihr nicht glaubt... «

Die einfachste Art, diesem Unsinn Einhalt zu gebieten, war, ihm eine Hand auf den Mund zu legen. »Ich liebe Galad nicht. Ich liebe dich.«

Gawyn versuchte es noch immer als Scherz zu betrachten und lächelte unter ihren Fingern. »Ich kann kein Behüter sein. Ich werde Elaynes Erster Prinz des Schwertes sein.«

»Wenn die Königin von Andor eine Aes Sedai sein kann, kann ein Prinz auch ein Behüter sein. Und du wirst mein Behüter. Präge dir das in deinen dicken Schädel ein. Ich meine es ernst. Und ich liebe dich.« Er sah sie an. Zumindest lächelte er nicht mehr. Aber er sagte nichts, sondern schaute nur. Sie nahm ihre Hand fort. »Nun? Willst du nichts sagen?«

»Wenn man sich so lange wünscht, etwas Bestimmtes zu hören«, antwortete er bedächtig, »und man es dann plötzlich und ohne Vorwarnung tatsächlich hört, ist es wie ein Blitzschlag und Regen auf ausgetrockneten Boden. Man ist wie betäubt und glaubt seinen Ohren nicht trauen zu können.«

»Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich«, belehrte sie ihn lächelnd. »Nun?«

Er hob sie als Antwort hoch und küßte sie. Es war genauso schön wie in den Träumen. Es war sogar noch schöner. Es war... Als er sie schließlich absetzte, klammerte sie sich an seine Arme. Ihre Beine schienen sie nicht mehr richtig zu tragen. »Meine Lady Aiel Egwene Aes Sedai«, sagte er, »ich liebe Euch auch und kann es kaum erwarten, daß Ihr Euch mit mir verbindet.« Dann ließ er von der spöttischen Förmlichkeit ab und fügte sanfter hinzu: »Ich liebe dich, Egwene al'Vere. Du sagtest, du wolltest mich um einen Gefallen bitten. Worum geht es ? Um den Mond an einer Halskette? Ich werde sie einen Goldschmied innerhalb einer Stunde anfertigen lassen. Sterne für dein Haar? Ich werde...«

»Sage Coiren und den anderen nicht, daß ich hier bin. Erwähne es ihnen gegenüber nicht einmal.«

Sie hatte Zögerlichkeit erwartet, aber er sagte schlicht: »Sie werden von mir nichts erfahren. Oder von irgend jemand anderem, wenn ich es verhindern kann.« Er hielt einen Moment inne und umfaßte dann ihre Schultern. »Egwene, ich werde nicht fragen, warum du hier bist. Nein, hör einfach zu. Ich weiß, daß Siuan dich in ihre Pläne eingebunden hat, und ich verstehe, daß du einem Mann aus deinem eigenen Dorf gegenüber loyal sein willst. Aber das ist unwichtig. Du solltest in der Weißen Burg sein und lernen. Ich erinnere mich, daß sie alle sagten, du würdest eines Tages eine mächtige Aes Sedai sein. Hast du einen Plan, wie du ohne ... Strafen zurückkehren willst?« Sie schüttelte schweigend den Kopf, und er sprach eilig weiter. »Vielleicht fällt mir etwas ein, wenn du nicht vorher eine Idee hast. Ich weiß, daß du keine andere Wahl hattest, als Siuan zu gehorchen, aber ich bezweifle, daß Elaida dem viel Gewicht beimessen wird. Allein die Erwähnung des Namens Siuan Sanche in ihrer Nähe entspricht fast dem Wert deines Kopfes. Ich werde einen Weg finden, irgendwie. Ich schwöre es. Aber versprich mir, daß du bis dahin nichts ... nichts Törichtes tun wirst.« Seine Hände schlossen sich einen Moment fester und fast schmerzhaft um ihre Schultern. »Versprich mir einfach, daß du vorsichtig sein wirst.«

Licht, das war eine schöne Misere. Sie konnte ihm nicht sagen, daß sie nicht die Absicht hatte, zur Burg zurückzukehren, solange Elaida auf dem Amyrlin-Sitz saß. Und etwas Törichtes bedeutete fast immer, daß es etwas mit Rand zu tun hatte. Er wirkte so besorgt um sie. »Ich werde vorsichtig sein, Gawyn. Das verspreche ich.« So vorsichtig wie möglich, verbesserte sie sich insgeheim. Es war nur eine kleine Änderung, die aber das, was sie als nächstes sagen mußte, noch schwieriger machte. »Ich muß dich noch um einen zweiten Gefallen bitten. Glaub mir, Rand hat deine Mutter nicht getötet.« Wie konnte sie es ausdrücken, ohne ihn zu überfordern? Wie dem auch sei — sie mußte es tun. »Versprich mir, daß du nicht gegen Rand vorgehst, bis ich beweisen kann, daß er es nicht getan hat.«

»Ich verspreche es.« Abermals ohne Zögern, aber seine Stimme klang belegt und seine Hände drückten erneut kurz zu, härter als vorher. Sie wich nicht zurück. Der leichte Schmerz fühlte sich wie eine Erwiderung des Schmerzes an, den sie ihm zufügte.

»Es muß so sein, Gawyn. Er hat es nicht getan, aber es wird einige Zeit dauern, das zu beweisen.« Wie, unter dem Licht, konnte sie es beweisen? Rands Wort würde nicht genügen. Alles war so verwirrend. Sie durfte sich nur auf jeweils eine Sache konzentrieren. Was hatten jene Aes Sedai vor?

Gawyn schreckte sie aus ihren Gedanken, indem er hastig einatmete. »Ich werde für dich alles aufgeben, alles verraten. Flieh mit mir, Egwene. Wir werden alles hinter uns lassen. Ich besitze südlich von Weißbrücke ein kleines Anwesen mit einem Weinberg und einem Dorf, so weit draußen auf dem Land, daß die Sonne mit zwei Tagen Verspätung aufgeht. Dort kann die Welt uns kaum erreichen. Wir könnten unterwegs heiraten. Ich weiß nicht, wieviel Zeit wir haben —al'Thor, Tarmon Gai'don —, ich weiß es nicht, aber wir werden sie zusammen haben.«

Sie sah überrascht zu ihm hoch. Dann erkannte sie, daß sie ihren letzten Gedanken laut geäußert hatte —was hatten die Aes Sedai vor? —, und ein Schlüsselwort —verraten — trat an seine Stelle. Er glaubte, daß sie ihn bitten wollte, die Aes Sedai für sie auszuspionieren. Und er würde es tun. Auch wenn er verzweifelt einen Weg suchte, es nicht zu tun, würde er es dennoch tun, wenn sie ihn darum bäte. Er würde alles tun, hatte er versprochen, und alles bedeutete für ihn, daß er es unabhängig davon täte, was es ihn kosten würde. Sie versprach sich selbst etwas. Und ihm, aber dieses Versprechen konnte sie nicht laut äußern. Wenn er versehentlich etwas verriete, was sie benutzen konnte, würde sie — müßte sie — es tun, aber sie würde nicht nachfragen, keinesfalls. Was auch immer es sie kosten mochte. Sarene Nemdahl würde es niemals verstehen, aber es war die einzige Möglichkeit, wie sie dem entsprechen konnte, was er ihr dargeboten hatte.

»Ich kann nicht«, sagte sie sanft. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie gern ich es täte, aber ich kann nicht.« Sie lachte jäh, spürte Tränen in ihre Augen steigen. »Und du. Verraten? Gawyn Trakand, dieses Wort paßt zu dir wie Dunkelheit zur Sonne.« Unausgesprochene Versprechen waren schön und gut, aber sie konnte es nicht dabei belassen. Sie würde benutzen, was er ihr gegeben hatte, es gegen das benutzen, woran er glaubte. Also mußte sie etwas anbieten. »Ich schlafe in den Zelten, aber ich gehe jeden Morgen in die Stadt. Ich komme kurz nach Sonnenaufgang durch das Tor in der Drachenmauer.«

Er verstand natürlich. Es war ihr Angebot, seinen Worten zu vertrauen, ihre in seine Obhut gegebene Freiheit. Er nahm ihre Hände in seine, drehte sie um und küßte sanft ihre Handflächen. »Du hast mir etwas Wertvolles anvertraut. Wenn ich jeden Morgen zum Tor in der Drachenmauer gehe, wird es sicherlich jemand bemerken, und ich kann vielleicht nicht jeden Morgen kommen, aber sei nicht allzu überrascht, wenn ich an den meisten Tagen, kurz nachdem du die Stadt betreten hast, neben dir auftauche.«

Als Egwene schließlich wieder herauskam, war die Sonne erheblich höher gestiegen, und die heißesten Stunden des Nachmittags waren angebrochen, so daß sich die Menge ein wenig gelichtet hatte. Die Verabschiedung hatte länger gedauert, als sie gedacht hatte. Gawyn zu küssen, war vielleicht nicht die Art Übung, welche die Weisen Frauen ihr zugedacht hatten, aber ihr Herz raste noch immer so, als wenn sie gelaufen wäre. Sie verbannte Gawyn entschlossen aus ihren Gedanken — nun, verbannte ihn mühsam in den Hintergrund — und kehrte dann zu ihrem Beobachtungsplatz neben dem Stall zurück. Jemand lenkte in dem Palast noch immer die Macht. Wahrscheinlich sogar mehr als nur ein Mensch, es sei denn, jemand wob etwas Großes. Es war schwächer zu spüren als zuvor, aber noch immer recht stark. Eine Frau betrat das Haus, eine dunkelhaarige Frau, die Egwene nicht erkannte, obwohl die Alterslosigkeit ihres Gesichts charakteristisch für sie war. Sie versuchte nicht mehr zu lauschen und blieb auch nicht lange — wenn sie ein- und ausgingen, bestand zu große Gefahr, gesehen und, trotz ihrer Kleidung, erkannt zu werden —, aber als sie davoneilte, ging ihr beharrlich ein Gedanke durch den Kopf. Was hatten sie vor?

»Wir wollen ihm anbieten, ihn nach Tar Valon zu begleiten«, sagte Katerine Alruddin und regte sich leicht. Sie war sich niemals schlüssig, ob die Stühle in Cairhien genauso unbequem waren, wie sie aussahen, oder ob man sie einfach für unbequem hielt, weil sie unbequem aussahen. »Wenn er Cairhien verläßt, um nach Tar Valon aufzubrechen, wird hier eine ... Leere entstehen.«

Lady Colavaere, die ihr gegenüber nachdenklich auf einem vergoldeten Stuhl saß, beugte sich leicht vor. »Ihr macht mich neugierig, Katerine Sedai. Laßt uns allein«, fuhr sie die Diener an.

Katerine lächelte.

»Wir wollen ihm anbieten, ihn nach Tar Valon zu begleiten«, sagte Nesune deutlich, aber sie war leicht verärgert. Trotz seines ruhigen Gesichtsausdrucks bewegte der Tairen unruhig die Füße, in der Gegenwart einer Aes Sedai ängstlich, weil er vielleicht erwartete, daß sie die Macht lenkte. Nur eine Amadician wäre schlimmer gewesen. »Wenn er erst nach Tar Valon aufbricht, wird Cairhien gestärkt werden müssen.«

Der Hochlord Meilan leckte sich die Lippen. »Warum erzählt Ihr mir das?«

Nesunes Lächeln hätte alles bedeuten können.

Als Sarene das Wohnzimmer betrat, befanden sich nur Coiren und Erian dort und tranken Tee. Ein Diener wartete natürlich darauf nachzugießen. Sarene bedeutete ihm zu gehen. »Berelain wird sich vielleicht als schwierig erweisen«, sagte sie, nachdem sich die Tür geschlossen hatte. »Ich weiß nicht, ob bei ihr besser das Zuckerbrot oder die Peitsche wirkt. Ich soll zwar morgen Aracome treffen, aber ich glaube, daß Berelain noch mehr Zeit braucht.«

»Zuckerbrot oder Peitsche«, sagte Erian angespannt. »Was auch immer notwendig ist.« Ihr Gesicht hätte aus von Rabenschwingen umkränztem, hellem Marmor sein können. Sarenes geheimes Laster war die Lyrik, obwohl sie niemals zugegeben hätte, daß sie etwas so ... Gefühlvolles interessierte. Sie wäre vor Scham gestorben, wenn Vitalien, ihr Behüter, entdeckt hätte, daß sie ihn in Gedichten unter anderen anmutigen, mächtigen und gefährlichen Tieren mit einem Leoparden verglichen hatte.

»Reißt Euch zusammen, Erian.« Coiren klang wie üblich, als hielte sie eine Rede. »Sarene macht sich Sorgen über ein Gerücht, das Galina gehört hat — das Gerücht, daß eine Grüne Schwester mit dem jungen Rand al'Thor in Tear gewesen und jetzt hier in Cairhien sei.« Sie nannte ihn stets den ›jungen Rand al'Thor‹, als wollte sie ihre Zuhörer daran erinnern, daß er jung und daher unerfahren war.

»Moiraine und eine Grüne«, sann Sarene. Das konnte tatsächlich auf Schwierigkeiten hindeuten. Elaida beharrte darauf, daß Moiraine und Siuan eigenmächtig gehandelt hätten, als sie al'Thor allein hatten gehen lassen, aber wenn eine Aes Sedai darin eingebunden war, könnte das vielleicht bedeuten, daß auch andere beteiligt waren, und das war eine Fährte, die den ganzen Weg bis zu einigen — vielleicht sogar vielen — anläßlich der Absetzung Siuans der Burg Entflohenen zurückführen könnte. »Aber es ist nur ein Gerücht.«

»Vielleicht nicht«, sagte Galina, während sie den Raum betrat. »Habt Ihr es nicht gehört? Jemand hat heute morgen die Macht auf uns gelenkt. Ich weiß nicht, zu welchem Zweck, aber ich denke, wir können es uns recht genau vorstellen.«

Die Perlen in Sarenes winzigen dunklen Zöpfen klangen zusammen, als sie den Kopf schüttelte. »Das ist kein Beweis für eine Grüne, Galina. Es ist nicht einmal ein Beweis für eine Aes Sedai. Ich habe Geschichten darüber gehört, daß einige Aielfrauen, diese Weisen Frauen, die Macht lenken können. Es könnte irgendeine arme unglückliche Person gewesen sein, die aus der Burg verwiesen wurde, weil sie die Prüfung als Aufgenommene nicht bestanden hat.«

Galina lächelte. »Ich denke, es ist ein Beweis für Moiraine. Ich habe gehört, daß sie einen Trick kannte zu lauschen, und ich glaube diese Geschichte nicht, daß sie so passenderweise tot sein soll, da keine Leiche zu sehen war und niemand Einzelheiten weiß.«

Das beunruhigte auch Sarene. Teilweise, weil sie Moiraine gemocht hatte — sie waren als Novizinnen und als Aufgenommene Freundinnen gewesen, obwohl Moiraine ihr ein Jahr voraus gewesen war, aber diese Freundschaft hatte über ihre wenigen Treffen während der folgenden Jahre weiterbestanden — und teilweise, weil es tatsächlich eine zu ungenaue und zu passende Geschichte war, daß Moiraine gestorben sei, tatsächlich verschwunden sei, während ihr eine Haftstrafe drohte. Moiraine könnte sehr wohl imstande gewesen sein, unter diesen Umständen ihren Tod vorzutäuschen. »Ihr glaubt also, wir haben es sowohl mit Moiraine als auch mit einer Grünen Schwester zu tun? Aber das ist doch nur eine Vermutung, Galina.«

Galina lächelte unvermindert, aber ihre Augen funkelten. Ihr war nicht mit Logik beizukommen — sie glaubte, was sie glaubte, wie auch immer sich etwas darstellte —, und doch hatte Sarene immer gedacht, daß Galina Großes in sich barg. »Ich glaube, daß Moiraine die sogenannte Grüne ist. Welche bessere Möglichkeit gäbe es, sich einer Inhaftierung zu entziehen, als zu sterben und als jemand anderer oder in einer anderen Ajah wiederzuerscheinen? Ich habe gehört, daß diese Grüne klein ist. Wir alle wissen, daß Moiraine keineswegs groß war.« Erian hatte sich steif aufgesetzt, die braunen Augen vor Zorn wie große schwelende Kohlen. »Wenn wir diese Grüne Schwester erwischen«, belehrte Galina sie, »schlage ich vor, daß wir sie für die Rückreise zur Burg Eurer Verantwortung überstellen.« Erian nickte heftig, aber der Zorn war noch nicht aus ihren Augen gewichen.

Sarene fühlte sich benommen. Moiraine? Die eine andere Ajah als ihre eigene beanspruchte? Sicherlich nicht. Sarene hatte niemals geheiratet — es war unvernünftig zu glauben, daß zwei Menschen ein ganzes Leben lang zusammenpassen könnten —, aber das einzige, womit sie das vergleichen konnte, war, mit dem Mann einer anderen Frau zu schlafen. Die Verantwortung machte sie benommen, nicht die Möglichkeit, daß es vielleicht wahr sein könnte. Sie wollte gerade darauf hinweisen, daß es viele kleine Frauen auf der Welt gab und daß eine geringe Größe vieles bedeuten konnte, als Coiren ihre gewaltige Stimme erhob.

»Sarene, Ihr müßt Euch wieder damit befassen. Wir sollten vorbereitet sein, was auch immer geschieht.«

»Das gefällt mir nicht«, sagte Erian entschlossen. »Es ist, als würde man sich auf eine Niederlage vorbereiten.«

»Das ist nur logisch«, belehrte Sarene sie. »Wenn man die Zeit in die kleinsten möglichen Mehrerträge aufteilt, kann man unmöglich sicher sagen, was zwischen dem einen und dem anderen geschehen wird. Al'Thor nach Caemlyn zu treiben könnte bedeuten, daß wir vielleicht dort ankämen und feststellen müßten, daß er inzwischen hierhergekommen ist. Also bleiben wir in der größtmöglichen Sicherheit hier, daß er schließlich zurückkehrt, auch wenn das morgen oder erst in einem Monat der Fall sein könnte. Jedes einzelne Ereignis in jeder Stunde dieser Wartezeit, oder jede Verknüpfung von Ereignissen, könnte uns keine andere Möglichkeit lassen. Also ist Vorbereitung nur logisch.«

»Sehr hübsch erklärt«, erwiderte Erian trocken. Sie hatte keinen Sinn für Logik. Manchmal dachte Sarene, daß dies allgemein für schöne Frauen galt, obwohl diese Folgerung nicht logisch war.

»Wir haben soviel Zeit, wie wir brauchen«, erklärte Coiren. Wenn sie einmal keine Rede hielt, gab sie Erklärungen ab. »Beldeine ist heute eingetroffen und hat sich ein Zimmer nahe am Fluß genommen, aber Mayam soll erst übermorgen eintreffen. Wir müssen vorsichtig sein, um uns Zeit zu verschaffen.«

»Es gefällt mir immer noch nicht, mich auf eine Niederlage vorzubereiten«, murmelte Erian in ihre Teetasse.

»Ich fände es nicht sehr schlimm«, sagte Galina, »wenn wir keine Zeit fänden, Moiraine zur Rechenschaft zu ziehen. Wir haben schon so lange gewartet. Bei al'Thor ist es nicht so eilig.«

Sarene seufzte. Was sie taten, machten sie sehr gut, aber sie konnte es nicht verstehen. Ihnen wohnte kaum Logik inne.

Sie zog sich in ihre oben gelegenen Räume zurück, setzte sich vor die erkaltete Feuerstelle und begann, die Macht zu lenken. Konnte dieser Rand al'Thor wirklich das Schnelle Reisen entdeckt haben? Es war kaum zu glauben, und doch war es die einzig mögliche Erklärung. Was für ein Mann war er? Das würde sie erkennen, wenn sie ihm begegnete, nicht vorher. Fast bis zum Bersten von Saidar erfüllt, wenn Süße zu Schmerz wurde, begann sie, Novizinnenübungen durchzuführen. Sie waren genauso gut wie alles andere. Sich vorzubereiten war nur logisch.

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