Sechste Scene.

Hofmarschall von Kalb in einem reichen, aber geschmacklosen Hofkleid, mit Kammerherrnschluesseln, zwei Uhren und einem Degen, Chapeaubas und frisiert à la Hérisson. Er fliegt mit grossem Gekreisch auf den Praesidenten zu und breitet einen Bisamgeruch ueber das ganze Parterre. Praesident.

Hofmarschall (ihn umarmend). Ah guten Morgen, mein Bester! Wie geruht? wie geschlafen?-Sie verzeihen doch, dass ich so spaet das Vergnuegen habe-dringende Geschaefte-der Kuechenzettel-Visitenbillets-das Arrangement der Partieen auf die heutige Schlittenfahrt-Ah-und dann musst' ich ja auch bei dem Lever zugegen sein und Seiner Durchleucht das Wetter verkuendigen.

Praesident. Ja, Marschall, da haben Sie freilich nicht abkommen koennen.

Hofmarschall. Oben drein hat mich ein Schelm von Schneider noch sitzen lassen.

Praesident. Und doch fix und fertig?

Hofmarschall. Das ist noch nicht Alles.-Ein Malheur jagt heut das andere. Hoeren Sie nur!

Praesident (zerstreut). Ist das moeglich?

Hofmarschall. Hoeren Sie nur! Ich steige kaum aus dem Wagen, so werden die Hengste scheu, stampfen und schlagen aus, dass mir-ich bitte Sie!-der Gassenkoth ueber und ueber an die Beinkleider spritzt. Was anzufangen? Setzen Sie sich um Gotteswillen in meine Lage, Baron! Da stand ich. Spaet war es. Eine Tagreise ist es-und in dem Aufzug vor Seine Durchleucht! Gott der Gerechte!-Was faellt mir bei? Ich fingiere eine Ohnmacht. Man bringt mich ueber Hals und Kopf in die Kutsche. Ich in voller Carrière nach Haus-wechsle die Kleider-fahre zurueck-Was sagen Sie?-und bin noch der erste in der Antichambre-Was denken Sie?-Praesident. Ein herrliches Impromptu des menschlichen Witzes-Doch das beiseite, Kalb-Sie sprachen also schon mit dem Herzog?

Hofmarschall (wichtig). Zwanzig Minuten und eine halbe.

Praesident. Das gesteh' ich!-und wissen wir also ohne Zweifel eine wichtige Neuigkeit?

Hofmarschall (ernsthaft, nach einigem Stillschweigen). Seine Durchleucht haben heute einen Merde d'Oye Biber an.

Praesident. Man denke!-Nein, Marschall, so hab' ich doch eine bessere Zeitung fuer Sie-Dass Lady Milford Majorin von Walter wird, ist Ihnen gewiss etwas Neues?

Hofmarschall. Denken Sie!-Und das ist schon richtig gemacht?

Praesident. Unterschrieben, Marschall-und Sie verbinden mich, wenn Sie ohne Aufschub dahin gehen, die Lady auf seinen Besuch praeparieren und den Entschluss meiner Ferdinands in der ganzen Residenz bekannt machen.

Hofmarschall (entzueckt). O mit tausend Freuden, mein Bester!-Was kann mir erwuenschter kommen?-Ich fliege sogleich-(Umarmt ihn.) Leben Sie wohl-in drei Viertelstunden weiss es die ganze Stadt. (Huepft hinaus.)

Praesident (lacht dem Marschall nach). Man sage noch, dass diese Geschoepfe in der Welt zu nichts taugen-Nun muss ja mein Ferdinand wollen, oder die ganze Stadt hat gelogen. (Klingelt-Wurm kommt.) Mein Sohn soll hereinkommen. (Wurm geht ab, der Praesident auf und nieder, gedankenvoll.)

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