Kapitel Neunzehn Du kannst wieder nach Hause gehen (vorausgesetzt du hast einen echt großen Stock bei dir)

Molly, Janitscharen-Jane und ich standen auf der Straße vor dem Spirituosenladen und schauten zum Fenster des Blauen Elfen hoch. Die intensiven Lichtblitze hatten sich gelegt, und alles war sehr ruhig geworden. Leute gingen vorüber und beachteten uns nicht. Sie dachten, dies sei ein ganz gewöhnlicher Tag, nicht anders als jeder andere. Sie wussten nicht, dass es noch eine Welt gab, eine gefährlichere Welt, die sie sähen, wenn sie nur stehen blieben und schauten. Molly, Janitscharen-Jane und ich blickten schweigend hoch zu dem stillen, leeren Fenster und wandten uns schließlich ab.

»Sollten wir …?«, fragte Molly.

»Nein«, antwortete Janitscharen-Jane. »So oder so, es ist vorbei. Zu Ende.«

»Es ist Zeit, nach Hause zu gehen«, sagte ich. »Denn ich hab noch mein Teil zu tun und weit zu wandern bis zum Ruh'n.«

»Ich liebe es, wenn du literarisch redest!«, sagte Molly.

»Eddie …«, begann Janitscharen-Jane. »Es tut mir leid, aber ich werde nicht mit euch gehen. Ich kenne meine Grenzen. In Höllendimensionen gegen Dämonen zu kämpfen ist eine Sache; sich mit deiner Familie im Sitz ihrer Macht anzulegen … das ist weit außerhalb meiner Liga. Ich würde dir nur im Weg stehen. Deshalb … Ich denke, ich werde diesen Tanz auslassen, wenn das für dich in Ordnung ist.«

»Es ist in Ordnung, Jane«, antwortete ich. »Ich verstehe das. Glaub mir, wenn ich das hier nicht tun müsste, würde ich es auch nicht tun.« Ich blickte Molly an. »Du musst das hier nicht tun, Molly. Meine Familie weiß wahrscheinlich gar nicht mal, dass du in der Sache mit drinsteckst. Du könntest immer noch weggehen. Ich würde es verstehen.«

»Zum Teufel damit!«, meinte Molly vergnügt. »Ich träume seit Jahren davon, es den Droods an dem Ort zu besorgen, wo sie leben. Außerdem würdest du keine zehn Minuten ohne meine Unterstützung überleben, und das weißt du!«

»Danke, Molly«, sagte ich. »Das bedeutet mir viel.«

»Versprich mir nur eins!«, sagte sie. Sie blickte mir fest in die Augen, grimmig und fordernd. »Versprich mir, dass wir zurückgehen, um den Ort in Trümmer zu legen! Versprich mir, dass du nicht weich werden und sie anbetteln wirst, dich wieder aufzunehmen!«

»Eher friert die Hölle zu«, versicherte ich ihr, ohne ihrem Blick auszuweichen. »Es geht hier nicht mehr darum, was meine Familie mir angetan hat; es geht darum, was sie allen angetan hat.«

»Du hast einen weiten Weg zurückgelegt, Eddie«, sagte Molly. »Ich wünschte … ich könnte etwas tun, um dir zu helfen. Um dich vor dem zu retten, was in dir ist. Die ganzen Jahre, die ich mit dem Versuch verbracht habe, dich umzubringen, und jetzt kommt etwas anderes mir zuvor … Ich würde dich retten, Eddie, wenn ich könnte. Weißt du das?«

»Ich weiß«, antwortete ich. »Aber … In diesen letzten paar Tagen mit dir habe ich mehr gelebt als in den ganzen Jahren davor allein.«

»Ach, holt euch doch ein Zimmer, ihr beiden!«, sagte Janitscharen-Jane. »Ich verdrück mich, bevor ihr anfangt, Lieblingsgedichte auszutauschen.«

»Wir haben nichts miteinander!«, verwahrte sich Molly.

»Ganz bestimmt nicht!«, versicherte ich feierlich.

»Ja, ja, schon gut«, meinte Janitscharen-Jane. »Ich nehme jetzt den schwarzen Wagen und statte der hiesigen Niederlassung meiner Gewerkschaft einen Besuch ab. Mal sehen, ob ich eine direkte Aktion gegen das Manifeste Schicksal organisieren kann, weil sie Archie Leech gestattet haben, mich als Waffe in ihrem Kampf zu benutzen. Die Söldnergilde kümmert sich um die ihren, und Amateuren, die unlauteren Wettbewerb betreiben, sind wir schon immer ganz schön aufs Dach gestiegen. Wenn Geheimgesellschaften sich ihre eigenen Privatarmeen aufbauen wollen, dann sollen sie zu uns kommen. Und den festgesetzten Preis zahlen. Also dann … Eddie, Molly. Dies ist der Abschied. Viel Glück, ihr beiden; ihr werdet es brauchen. Und Eddie … danke. Dafür, dass du mich von Leech errettet hast. Du hättest auch einfach meinen Körper zerstören und ihn auf diese Weise loswerden können. So hätten es die meisten gemacht.«

»Ich bin nicht die meisten«, sagte ich.

»Das kann man nicht leugnen«, meinte Molly.

Wir lachten alle ein bisschen, und dann drehte sich Janitscharen-Jane um und ging fort, ohne noch einmal zurückzublicken. Sie war schon immer eine von der sentimentalen Sorte gewesen - für eine Söldnerin. Molly und ich beobachteten, wie sie in dem großen schwarzen Wagen wegfuhr, und dann standen wir zusammen auf dem Bürgersteig vor dem Spirituosenladen und sahen einander an. Ich wusste wirklich nicht, was ich zu ihr sagen sollte. Hatten wir eine Beziehung? Waren wir … ein Paar? Das war alles neu für mich. Unbekanntes Gelände. Ich bewunderte Molly. Mochte sie, respektierte sie, genoss ihre Gesellschaft … und riskierte mein Leben, um ihres zu retten, ohne auch nur darüber nachzudenken. Konnte das Liebe sein, die mir spät im Leben und unerwartet begegnet war? Die Familie erlaubt ihren Agenten, Freunde zu haben, auch Liebhaber, aber niemals zu lieben. Ehen werden von der Familie beschlossen. Das ist nur eine weitere Methode, um uns zu kontrollieren. Die Liebe kommt nach der Hochzeit, wenn man Glück hat; Pflicht und Familie müssen immer an erster Stelle stehen.

Denn wir beschützen die Welt. Für diese Lüge würde ich sie alle töten.

Und weil gerade ich weiß, dass meine Familie nicht dazu geeignet ist, die Welt zu beherrschen. Sie mussten aufgehalten werden, gestürzt und gedemütigt werden. Solange ich noch stark genug war, es zu tun. Ich würde mich vielleicht nicht selbst retten können, aber ich konnte trotzdem die Welt retten. Ein letztes Mal.

»Ich weiß, was dir durch den Kopf geht«, sagte Molly.

»Das bezweifle ich eher«, erwiderte ich.

»Lass uns einfach sagen, ich tappe ebenso sehr im Dunkeln wie du«, sagte Molly und legte sanft ihre Hand auf meinen rechten Arm. »Du bist ein guter Mensch, Eddie. Ich glaube, ich könnte dich sehr lieb gewinnen - mit der Zeit. Aber wir haben nicht viel Zeit, nicht wahr? Also lass uns einfach tun, was getan werden muss, und uns später Gedanken über andere Sachen machen. Falls es ein Später gibt.« Unvermittelt lächelte sie. »Teufel auch, deine Familie wird uns wahrscheinlich sowieso beide umbringen! Also lass uns uns einfach auf das konzentrieren, was wir als Nächstes machen wollen!«

»Ja«, stimmte ich ihr zu, »lass uns das tun!«

»Fangen wir mal mit dem Ding an deinem Revers an«, sagte Molly und beugte sich vor, um das Abzeichen besser betrachten zu können. »Das Confusulum. Irgendeine Vorstellung, wie man es bedient?«

Ich runzelte die Stirn und guckte auf das Abzeichen herunter. »Der Blaue Elf hat nichts gesagt. Und es gab auch nicht direkt eine Gelegenheit, nach einer Bedienungsanleitung zu fragen.« Ich tippte das Abzeichen mit der Fingerspitze an. »Hallo? Ist irgendwer da drin?«

Und einfach so stellte ich eine Verbindung mit etwas her. Nicht mittels meines Verstandes; eher mit meiner Seele. Ich konnte etwas in meinem Kopf und in meinem Herzen spüren; nicht menschlich, nicht in irgendeiner Weise menschlich, aber groß und lachend, verspielt und neugierig. Das Confusulum fand alles unglaublich lustig, von dieser faszinierenden neuen Welt, in der es war, bis hin zu seiner eigenen Form und Natur. Es war lebendig und nicht lebendig, mehr als lebendig … So sehr eine Kraft und ein Zweck wie eine Person. Diese Welt und alle Menschen darin waren bloß etwas faszinierend Neues für das Confusulum, etwas, woran es sich erfreuen und womit es spielen konnte, eine Zeit lang. Bis ihm langweilig wurde. Das Confusulum würde mir dienen, solange es belustigt blieb, und dann würde es irgendwo anders hingehen und etwas anderes machen. Es versuchte mir zu zeigen was, aber ich konnte nichts davon begreifen oder beurteilen. Das Confusulum lachte noch einmal, wie ein Kind, das mit einem brandneuen Spielzeug spielt, und brach den Kontakt ab. Ich schaute Molly an.

»Nun?«, fragte sie.

»Ich denke, es wird tun, was immer wir wollen«, sagte ich vorsichtig. »Es ist sehr … fremdartig. Ich weiß nicht, ob es unsere Feinde verwirren wird, aber mich bringt es völlig durcheinander.«

Molly rümpfte die Nase. »Hättest es mir geben sollen! Ich hätte ihm schnell beigebracht, Männchen zu machen. Ich bin den Umgang mit magischen Gegenständen, die ihren eigenen Kopf haben, gewohnt. Man muss ihnen zeigen, wer der Herr im Haus ist!«

»Oh, ich bin ziemlich sicher, dass es weiß, wer der Herr im Haus ist«, entgegnete ich.

»Hör zu, kann es uns bei unserem dringlichsten Problem helfen? Nämlich wie wir ins Herrenhaus kommen sollen? Alle üblichen und unüblichen Wege aus London heraus werden inzwischen bestimmt streng überwacht, entweder von deiner Familie oder vom Manifesten Schicksal, und ich habe nicht annähernd genug Energie mehr in mir, um ein Raumportal zu beschwören. Hätte ich doch nur nicht die Manxkatze zertrümmern müssen, um dir das Leben zu retten! Aus dieser Statue hätte ich viel Kraft schöpfen können.«

»Dann ist das Ganze also meine Schuld?«

»Alles ist deine Schuld, Drood, solange nicht das Gegenteil bewiesen wird.«

»In Ordnung«, sagte ich geduldig. »Lass uns also damit beginnen. Confusulum, kannst du Molly helfen, ihre Kraft zurückzubekommen?«

Oh, klar!, sagte eine erfreute Stimme in meinem Ohr. Null Problemo!

Das Abzeichen an meinem Revers pulsierte mit einem andersweltlichen Licht, und die Welt um uns herum wurde plötzlich ungewiss. Das Confusulum gebrauchte seine einzigartige Natur und brachte die Sache so durcheinander, dass das Universum selbst sich nicht mehr sicher war, ob Molly ihre Kraft noch hatte oder nicht. Es war, als ob jemand dem Universum einen Stups in die Rippen gegeben hätte, damit es einen Taktschlag übersprang, und einfach so … war die Welt fast unmerklich anders. In der Luft rings um Molly sprühte und knisterte Magie, als Kraft sie durchwogte und sie vor lauter Übermut laut lachte. Sie fuhr mit ihren Händen hin und her und schimmernde Energiespuren folgten ihnen. Mollys Gesicht war vor einer fast sexuellen Erregung gerötet, und sie sah unglaublich lebendig aus, zum Bersten voll von allen Energien der wilden Wälder.

Ich fand, sie hatte nie schöner ausgesehen.

(Die Veränderung hatte Nebenwirkungen. Plakate in den Schaufenstern hatten plötzlich andere Farben oder bewarben andere Produkte. Rote Rosen blühten in den Rinnsteinen. Und ein Schaf ging ernst rückwärts die Straße hinunter.)

»Verdammt!«, sagte Molly und grinste von einem Ohr zum anderen. »Das ist … erstaunlich! Ich komme mir vor, als ob ich es mit der ganzen Welt aufnehmen und sie wie ein Baby zum Weinen bringen könnte! Du willst ein Raumportal, Eddie? Ich fühle mich, als könnte ich diese ganze Straße von einem Ende des Landes zur anderen transportieren!«

»Das könnte augenblicklich ein bisschen auffällig sein, schätze ich«, erwiderte ich mit einer Stimme, von der ich hoffte, dass sie ruhig, vernünftig und sehr besänftigend war. »Und überhaupt, wir können es nicht riskieren, ein Raumportal zu benutzen, um zum Herrenhaus zu gelangen. Die Verteidigungsanlagen meiner Familie würden das entdecken. Nein, unsere einzige Chance besteht darin, uns hineinzuschleichen und meine Familie zu überrumpeln.«

»Du hast gesagt, du willst deine Familie stürzen!«

»Will ich auch, will ich auch! Aber selbst jetzt, wo du wieder in Höchstform bist, besteht trotzdem keinerlei Hoffnung, dass wir einen direkten Kampf mit meiner Familie überleben könnten. Das weißt du, Molly.«

Sie schaute mich finster an. »Na schön, vielleicht weiß ich das. Also, wie werden wir zum Herrenhaus kommen?«

»Wir benutzen das Confusulum«, erklärte ich. »Wenn es das gesamte Universum so durcheinanderbringen kann, dass es nicht mehr weiß, ob du Magie besitzt oder nicht, dann kann es auch die Welt so verwirren, dass sie nicht weiß, wo wir wirklich sind. Stimmt's, Abzeichen?«

Na klar! Kein Problem! Alles durcheinanderbringen ist mein Leben! Weißt du, für eine dreidimensionale Wesenheit sind deine Gedanken außerordentlich klar!

* * *

So wendete das Confusulum sich an, die Welt warf die Hände hoch und sagte: Ach, dann mach doch, was du willst!, und Molly und ich erschienen am äußersten Rand der Anlagen des Herrenhauses. Ausgedehnte Rasenflächen erstreckten sich von uns weg bis zum Horizont, wo das Herrenhaus selbst drohend aufragte. Es war jetzt früh am Abend, und das Licht verließ den Tag bereits. Am Himmel türmten sich Wolken auf, und die Luft war heiß und drückend. Ich blickte mich schnell um, aber es schien niemand in der Nähe zu sein. Halb geduckt und angespannt wartete ich darauf, dass Alarme losgingen und Verteidigungssysteme sich aktivierten, doch alles schien ruhig und still und der abendliche Frieden ungestört bis auf das Singen einiger schläfriger Vögel und das Wiehern der Einhörner in ihren Ställen. Die friedliche Ruhe konnte mich nicht zum Narren halten: Das Herrenhaus und seine Anlagen wurden zu allen Zeiten durch ganz entsetzliche wissenschaftliche und zauberische Mittel schwer beschützt. Die augenblicklich anscheinend alle vom Confusulum völlig verwirrt wurden. Ich richtete mich auf und nickte langsam.

Ich war heimgekehrt.

»Bleib dicht bei mir!«, sagte ich zu Molly. »Die Familie kann mich nicht fernwahrnehmen, solange ich den Torques trage, und solange du direkt neben mir bist, müsste er dich auch schützen.«

»Ich kann mich selbst schützen«, erwiderte Molly automatisch. Mit großen Augen und einem ungläubigen Lächeln schaute sie sich erstaunt um. »O Eddie, das hättest du mir sagen sollen! … Dieser Ort ist fantastisch! Ich meine, die Größe dieser Anlagen … Auf einem Rasen dieser Größe könnte man ein Flugzeug landen! Und ihr habt Brunnen und euern eigenen See … und Schwäne! Oooh … ich liebe Schwäne!«

»Ich auch«, sagte ich. »Lecker!«

»Barbar! Sind das Pfauen da drüben?«

»Ja. Versuch, sie nicht aufzustören! Sie können mehr Krach als die Alarmanlagen machen.«

»Ich hatte mir ja immer schon ausgemalt, dass ihr Leute gut lebt, aber das hier ist unglaublich! Ich kenne Landadel, der es nicht so gut hat!«

»Willkommen bei mir zu Hause!«, sagte ich. »Eines Tages wird nichts, aber auch gar nichts von dem mir gehören.«

Molly sah mich an. »Warum sind wir hier abgesetzt worden, so weit vom Herrenhaus weg? Warum sind wir nicht an einer besseren Stelle angekommen, im Haus drin?«

»Weil das die Alarme ausgelöst hätte«, antwortete ich. »Nicht einmal das Confusulum könnte mit der Art von Sicherheitsmaßnahmen fertig werden, die meine Familie im ganzen Herrenhaus getroffen hat. Die Art von Alarmen, die so eingestellt sind, dass sie schon losgehen, wenn sie auch nur misstrauisch sind oder bloß einen schlechten Traum haben. Die Verteidigungsanlagen hier draußen sind eher unkompliziert: an/aus, töten/nicht töten, etwa in der Art. Ein Kinderspiel fürs Confusulum.«

Molly grinste vergnügt. »Wenn ich gewusst hätte, dass es so einfach ist, ins Herrenhaus einzubrechen, dann hätte ich es schon vor Jahren gemacht!«

Wir bewegten uns vorsichtig über den Rasen aufs Haus zu. Wir mieden den Kiesweg, auf dem wir viel zu viel Lärm gemacht hätten, und ließen den Pfauen reichlich Platz. Ein paar machten Lärm, aber niemand im Haus würde ihren klagenden Schreien Aufmerksamkeit schenken. Molly und ich schafften es tatsächlich, eine ziemliche Strecke zurückzulegen, bevor plötzlich ein halbes Dutzend selbstgesteuerter Gewehre aus ihren verborgenen Silos im Boden aufstiegen. Große, hässliche, brutale Waffen, die hin und her schwenkten, während ihre Zielerfassungscomputer sich bemühten, die Eindringlinge anzuvisieren, deren Annäherung sie aktiviert hatte. Molly und ich standen ganz still, während ich eine Hand auf dem Abzeichen an meinem Revers ruhen ließ. Das Confusulum machte seine Sache, und die Gewehre schwenkten hin und her, zunehmend verwirrt und durcheinander durch widersprüchliche Impulse. Am Ende entschieden die doofen Dinger schließlich, dass, da sie die einzigen Objekte waren, die sich bewegten, sie die Eindringlinge sein mussten. Und schossen wie der Teufel aufeinander los. Mündungen donnerten, Kugeln flogen, und eins nach dem anderen flogen die selbstgesteuerten Gewehre in grellen Explosionen aus Rauch und Feuer in die Luft. Keine der Kugeln kam Molly oder mir nahe.

»So viel zum Thema hereinschleichen!«, stellte Molly fest, als die letzten Echos des Gewehrfeuers verklungen waren.

»Halt die Klappe und lauf los!«, antwortete ich.

Wir spurteten über den Rasen. Im Herrenhaus gingen Lichter an. Ich hatte keinen Zweifel, dass Leute sich um ihre Überwachungsmonitore drängten und herauszufinden versuchten, was los war. Hoffentlich würde das Confusulum sie eine Weile herumraten lassen. Es war bekannt, dass es bei den selbstgesteuerten Gewehren schon früher Fehlfunktionen gegeben hatte; sie waren eine von Alistairs Ideen.

»Da vorn!«, sagte Molly. »Was sind das für hässlich aussehende Dinger?«

»O Scheiße!«, sagte ich.

»Ich hasse es wirklich, wenn du das sagst.«

»Bleib nur dicht bei mir, okay?«

Zwei der Greifen kamen schwerfällig über das Gras auf uns zu, große, massige Geschöpfe mit grauen, schuppigen Körpern und langen, mürrischen Gesichtern. Sie waren die Einzigen, die sich auf Eindringlinge freuten, denn sie bekamen sie zu fressen. Das Confusulum musste eine gewisse Wirkung auf sie haben, sonst hätten sie unser Kommen vorhergesehen und das Haus gewarnt. Aber von so Nahem glaubten die schlichten Kreaturen, was ihre Sinne ihnen sagten, egal wie verwirrt sie sich fühlen mochten. Ich wartete, bis sie fast bei uns waren, und ging dann in die Hocke und redete zwanglos mit ihnen, ruhig und gelassen, ließ sie sich an meine Stimme erinnern und meine Witterung aufnehmen. Sie näherten sich mir langsam, beschnüffelten mich von oben bis unten und rieben dann ihre weichen Schnauzen an meinen Händen. Sie blinzelten Molly argwöhnisch an, aber ich redete einfach weiter besänftigend auf sie ein und hielt so ihre Aufmerksamkeit auf mich gerichtet. Sie hockten sich hin, lehnten sich mit ihrem großen Gewicht an mich und gaben zufriedene, schniefende Töne von sich.

»Diese Dinger stinken echt erbärmlich!«, sagte Molly.

»Pst! Du verletzt noch ihre Gefühle! Es sind Greifen. Besser als Wachhunde, weil sie sogar in die nahe Zukunft blicken können. Normalerweise. Aber weil ihnen noch nie ein Stück Aas untergekommen ist, in dem sie sich nicht wälzen wollten, dürfen sie nie ins Haus hinein. Als ich noch ein Kind war, taten sie mir immer leid; hier draußen allein gelassen, bei jedem Wetter. Deshalb habe ich mich nachts oft rausgeschlichen und sie mit Fleischabfall und Zeug aus den Küchen gefüttert. Anscheinend erinnern sie sich an mich …!«

»Du rührseliger alter Softie!«, sagte Molly. Sie streckte vorsichtig die Hand aus und kraulte einen der Greifen hinter seinem langen, spitz zulaufenden Ohr, und er schniefte laut vor Dankbarkeit.

»Runter!«, sagte ich plötzlich.

Molly und ich kauerten uns mit den Greifen nieder, bloß eine graue Silhouette in der zunehmenden Abenddämmerung, während ich beobachtete, wie der Seneschall steifbeinig aus dem Vordereingang des Herrenhauses kam. Er ließ seine Blicke über die Anlagen schweifen, wobei er sich viel Zeit nahm, sah aber über Molly, mich und die Greifen hinweg, ohne dass ihm ein Verdacht anzumerken gewesen wäre. Natürlich würde er nicht glauben, dass die gegenseitige Zerstörung der Gewehre einer Fehlfunktion zuzuschreiben war; er lebte, um das Herrenhaus zu verteidigen. Weitere Familienmitglieder strömten hinter ihm aus dem Eingang, und der Seneschall dirigierte sie mit knappen Instruktionen hierhin und dorthin. Einige verteilten sich um das Äußere des Hauses und suchten nach Anzeichen für einen Angriff oder einen Einbruch, während andere fächerförmig in die Anlagen ausschwärmten. Ein paar hoben sogar von den Landeplätzen auf dem Dach ab, in jenen unförmigen alten da-Vinci-Helikopterstühlen, denen der Waffenschmied schon seit Jahren die Mucken auszutreiben versuchte. Lieber ihnen als mir! Sie dröhnten über uns hinweg, und ihre Suchscheinwerfer stießen durch die zunehmende Düsterheit herab.

Eine so dramatische Reaktion auf einen einzigen Zwischenfall hatte ich nicht erwartet. Vermutlich waren alle noch nervös nach dem Angriff auf das Herz. Vielleicht war es ja auch, weil ich angerufen und mein Kommen angekündigt hatte … Der Gedanke gefiel mir.

»Du musstest ihnen ja unbedingt auf die Nase binden, dass wir kommen!«, sagte Molly.

»Die Anlagenverteidigungen sind alle aktiviert worden«, bemerkte ich, um ihr nicht antworten zu müssen. »Aber solange das Confusulum arbeitet, dürften sie uns nicht erfassen können.«

»Wieso tragen eigentlich alle Waffen?«, fragte Molly plötzlich. »Ich dachte, ihr Leute verlasst euch größtenteils auf eure Rüstung!«

»Größtenteils, ja. Aber erst vor Kurzem hat es einige ernst zu nehmende, echt hässliche Angriffe aufs Herrenhaus gegeben. Niemandem ist jetzt noch danach, ein Risiko einzugehen.«

»Angriffe?«, fragte Molly. »Von irgendjemandem, den ich kennen könnte?«

»Wir wissen nicht, wer dahintersteckt«, erwiderte ich. »Und wenn meine Familie es nicht weiß, dann weiß es niemand. Aber das ist der Grund, weshalb sie jetzt alle Register ziehen. Genau das hatte ich zu vermeiden gehofft, indem ich mich hereinschleiche. Der verfluchte Alistair und seine blöden selbstgesteuerten Gewehre!«

»Sollten wir weggehen?«, fragte Molly. »Vielleicht ein andermal wiederkommen?«

»Dazu haben wir keine Zeit«, sagte ich. »Wie es auch ausgehen mag, das hier ist die einzige Chance, die wir kriegen werden. Bist du noch dabei?«

»Aber immer!«, antwortete sie und grinste. »Lass uns ein bisschen Unruhe stiften!«

»Guter Vorschlag!«, sagte ich und erwiderte ihr Grinsen.

Wir tätschelten die Greifen ein letztes Mal, schoben sie dann entschlossen von uns weg und sprinteten über die offenen Rasenflächen aufs Haus zu. In der zunehmenden Abenddämmerung sollten wir eigentlich nur wie zwei weitere sich bewegende Gestalten aussehen. Falls die Familie sich auf einen Angriff von der Art von Wesen gefasst machte, die ins Sanktum eingebrochen war, dann würden sie nicht nach bloß menschlichen Zielen suchen. Ich konnte spüren, wie die Anlagenverteidigungen versuchten, etwas beizusteuern: die versteckten Falltüren und tödlichen Waffen, die wissenschaftlichen und magischen Vorrichtungen in ihren unterirdischen Silos, aber keine davon konnte Molly oder mich erfassen, solange wir vom Confusulum beschützt wurden. Kraftschilde knipsten sich überall um uns herum an und aus, zauberische Energien manifestierten und zerstreuten sich binnen eines Moments, und nichts davon konnte uns etwas anhaben. Die Verteidigungsanlagen des Grundstücks standen vor einem Rätsel. Aber es waren immer noch viel zu viele Menschen in der Nähe, zu viele Droods zwischen uns und dem Herrenhaus. Es war nur eine Frage der Zeit, bis uns jemand anrief.

»Wir brauchen ein Ablenkungsmanöver«, sagte ich zu Molly. »Etwas Großes und Dramatisches, um die Leute von der Vorderseite des Hauses wegzulocken.«

»Kein Problem«, versicherte Molly, ein bisschen außer Atem vom Laufen. »Schau gut zu!«

Sie murmelte und vollführte ein paar abgehackte Gebärden, und plötzlich schwebte ein riesiger Drache über dem Herrenhaus. Ein gewaltiges Geschöpf mit langem, goldgeschupptem Körper, das sich mit kraftvollen Schlägen seiner mächtigen, membranösen Schwingen in der Luft hielt. Unter entsetzlichem Kreischen ließ die Bestie sich auf das Herrenhaus herabsinken und reckte ihren scheußlichen, gehörnten Kopf, der dem Ende eines schlangengleichen Halses entsprang. Sie war unglaublich groß, halb so groß wie das Herrenhaus, und riss mit beiläufigen Schlägen ihrer klauenbewehrten Füße klaffende Löcher in die Außenmauer des Ostflügels. Sie spuckte Feuer über die Landeplätze auf dem Dach und fegte sämtliche dort befindlichen Luftfahrzeuge mit einem einzigen Flammenstoß hinweg. Sie stieß einen triumphierenden Schrei aus und krachte mit einer Schulter so heftig gegen das Herrenhaus, dass das ganze Gebäude erbebte.

»Reicht das?«, fragte Molly mich.

»Wo zum Teufel hast du einen Drachen von dieser Größe herbekommen?«, staunte ich. »Ich bin offiziell beeindruckt, Molly! Ehrlich. Aber dies ist mein Zuhause, und ich fände es nicht schlecht, wenn am Ende des Tages noch etwas davon übrig wäre! Sagt dir der Begriff Overkill etwas? Bist du sicher, dass du ihn überhaupt kontrollieren kannst?«

»Selbstverständlich!«, erwiderte Molly, »Ich hab mal einen Dorn aus seiner Pfote entfernt. Entspann dich, Eddie, es ist kein echter Drache; nur ein weiterer Zauber von meinem Kettchen.«

»Dann ist der Schaden, den er am Herrenhaus anrichtet, also auch nicht echt?«

Molly runzelte die Stirn. »Nun, ja und nein.«

»Lass uns schnell reingehen«, sagte ich, »bevor die Familie herausfindet, was los ist.«

Der Großteil der Familie war inzwischen um den rückwärtigen Teil des Hauses herumgegangen, um sich mit der offensichtlichsten Bedrohung zu befassen, wodurch die Vorderseite des Herrenhauses unverteidigt war. Nur offene Rasenflächen zwischen mir und dem Vordereingang. Und dann tauchten aus dem Nichts die Vogelscheuchen auf, von einem Augenblick auf den anderen, und stellten sich mir in den Weg. Erst eine, dann zwei und zum Schluss ein rundes Dutzend. Ich packte Molly am Arm, und rutschend kamen wir ein gutes Stück vor ihnen zum Stehen. Mit steifen Bewegungen nahmen sie Verteidigungspositionen zwischen uns und dem Vordereingang ein, und ihre behandschuhten Hände waren starr wie Krallen. Unnatürlich still, unglaublich stark. Zwölf Vogelscheuchen, die von ihren Kreuzen herabgestiegen waren und arg in Mitleidenschaft gezogene Kleider aus unterschiedlichen Zeitaltern bis zurück in siebzehnte Jahrhundert trugen. Die gehasstesten Feinde der Drood-Familie, zu Vogelscheuchen umgeändert, um das Herrenhaus zu bewachen, das sie einst bedroht hatten. Einfach weil wir es konnten. Die Gesichter der Vogelscheuchen waren verwittert, straff, braun wie Pergament und genauso spröde. Strohbüschel ragten aus ihren Ohren und Mündern, aber ihre Augen waren noch lebendig und ließen ihr endloses Leiden erahnen.

»Sind das die …?«, fragte Molly.

»Jawohl«, antwortete ich. »Jemand im Herrenhaus ist in Panik geraten und hat die Vogelscheuchen losgelassen. Unsere erbittertsten Feinde, besiegt und benutzt. Die Körper ausgehöhlt und mit Stroh gefüllt, während sie noch am Leben waren, und dann durch unbrechbare Pakte verpflichtet, das Herrenhaus zu verteidigen, nötigenfalls bis zu ihrer eigenen Vernichtung. Keiner von ihnen ist tot - sie könnten nicht mehr leiden, wenn wir sie sterben ließen. Wenn man die richtige übernatürliche Frequenz abhört, kann man sie schreien hören.«

»O mein Gott!«, sagte Molly. »Das da ist Lore Ley, der Wasserelementargeist, die Attentäterin, die sie einst die Liquidatorin nannten! Und da ist Mad Frankie Phantasma! Ich habe mich immer gefragt, was aus ihnen geworden ist.«

»Niemand greift die Familie in ihren eigenen Mauern an und kommt ungestraft davon«, erklärte ich. »Wir nehmen das persönlich. Und ein Spritzer Ironie bei unserer Rache hat uns schon immer gefallen. Jetzt weißt du also, was uns erwartet, wenn wir das hier vermasseln.«

»Warum kümmert sich das Confusulum nicht um sie?«, wollte Molly wissen.

»Gute Frage. Ich denke … weil die Vogelscheuchen auf der Grenze zwischen Leben und Tod existieren und weder in dem einen noch in dem anderen Zustand sind. Ihre Natur ist bereits so verwirrt, dass das Confusulum es nicht schlimmer machen könnte, selbst wenn es es versuchte.«

»Stecken wir da etwa in Schwierigkeiten?«, fragte Molly vorsichtig.

»Definitiv!«, antwortete ich. »Wegen dem, was sie sind und was ihnen angetan wurde, können die Vogelscheuchen weder verletzt noch aufgehalten noch abgewendet werden.«

»Und was machen wir jetzt?«

»Wir nehmen sie gnadenlos auseinander«, sagte ich. »Denn schließlich sind sie nur Vogelscheuchen, wohingegen wir Eddie Drood und Molly Metcalf sind!«

»Verdammt richtig!«, sagte Molly.

Ich rüstete hoch, und das lebende Metall glitt über mich, und ich ging, um den Vogelscheuchen entgegenzutreten, während sie vorwärtstorkelten. Die goldene Rüstung machte mich wieder stark, trotz der Schmerzen, die jetzt meine ganze linke Seite durchwühlten. Ich knallte gegen die erste Vogelscheuche und nahm sie mit roher gepanzerter Gewalt auseinander. Ich riss ihr die Arme ab, zerschmetterte ihren Brustkorb und riss ihr dann den Kopf geradewegs von den Schultern und schleuderte ihn fort. Die anderen Vogelscheuchen drängten sich um mich und schlugen mit ihren steinharten Fäusten nach mir und zerrten an meinen Schultern, aber selbst ihre unnatürliche Kraft war meiner Rüstung nicht gewachsen.

(Es war nie beabsichtigt gewesen, dass sie in der Lage sein sollten, einen Drood auseinanderzunehmen. Wir gehen niemals das Risiko ein, dass unsere eigenen Waffen gegen uns eingesetzt werden könnten.)

Sie zogen an meinen goldenen Beinen und versuchten mich umzukippen und bedrängten mich von allen Seiten, aber ich stand sicher und wollte nicht fallen. Ich riss sie in Stücke, Glied um Glied, und zu keinem Moment floss Blut, nur noch mehr Stroh stand aus ausgefransten Gelenkpfannen heraus. Ich zerfetzte ihre hohlen Körper und schleuderte die Stücke hierhin und dorthin. Köpfe rollten übers Gras, die Augen noch lebendig, immer noch leidend und hassend.

Wenn das hier vorbei war, würde die Familie sie einfach wieder zusammensetzen. Keine Ruhe für diejenigen, die es gewagt hatten, böse zu uns zu sein.

Molly ließ sich beim Kampf gegen die Vogelscheuchen nicht lumpen. Sie schlug mit den vier Elementen auf sie ein, mit allen zugleich. Wirbelstürme zogen aus dem Nichts auf, ergriffen die Vogelscheuchen, schleuderten sie hoch in den Himmel und ließen sie wieder auf die Erde krachen. Plötzliche Platzregen wählten sich einzelne Vogelscheuchen zum Ziel und durchtränkten sie so heftig, dass sie sich kaum noch bewegen konnten. Andere gingen in Flammen auf, die so wild brannten, dass die strohgefüllten Körper in Sekundenschnelle von ihnen verzehrt wurden. Und schließlich tat die Erde selbst sich auf, verschluckte alle Vogelscheuchen, die noch standen, und schlug über ihnen wieder zu und sperrte sie in ihrem Innern ein. Molly blickte sich um und nickte einmal befriedigt.

»Verdammt, wir sind gut!«

»Ja«, stimmte ich ihr zu, »das sind wir.«

Ich hätte das Confusulum benutzen können, um die Kräfte zu verwirren, die die Vogelscheuchen am Laufen hielten. Ich hätte es benutzen können, um die gefangenen Geister aus ihren

Vogelscheuchenkörpern zu erlösen. Doch ich tat es nicht. Denn sie hatten meine Familie dort angegriffen, wo wir leben, und das vergeben wir niemals.

* * *

Wir hatten das Herrenhaus fast erreicht, als eine Stimme in meinem Ohr plötzlich sagte: Sorry! Das war's! Die Geschäfte rufen und ich muss fort! Hat Spaß gemacht; das müssen wir irgendwann mal wiederholen! Ich blickte nach unten, und das Abzeichen an meinem Revers war weg. Einfach so hatte das Confusulum mich verlassen. Kurz davor, das Zentrum der Macht meiner Familie zu betreten, waren Molly und ich auf uns allein gestellt. Was … einfach typisch für die Art war, in der mein Leben in letzter Zeit gelaufen war. Ich beschloss, Molly nichts davon zu sagen; sie würde sich nur unnötig aufregen.

Mit großen Schritten ging ich zum Hauptvordereingang, stieß mit einer schwungvollen Gebärde die Tür auf und marschierte in die Eingangshalle hinein. Molly konnte es nicht erwarten hereinzukommen und schob sich in ihrem Eifer sogar an mir vorbei. Ich schloss die Tür sorgfältig hinter uns, und der Hintergrundlärm von meiner Familie, die gegen den Drachen kämpfte, erstarb augenblicklich. Im Hausinneren war alles ruhig und friedlich, genau wie immer. Das langsame Ticken alter Uhren; der Geruch nach Bienenwachs und Möbelpolitur und Staub. Und dann trat der Seneschall aus seinem Sicherheitsalkoven, um sich vor mich zu stellen, und mir fiel wieder ein, weshalb ich damals überhaupt so froh gewesen war, dem Herrenhaus den Rücken zu kehren. Gewichtig stand er vor mir und versperrte mir den Weg, steif und förmlich wie immer in seiner altmodischen Butleraufmachung. Der Mann, der immer sehr viel mehr gewesen war als bloß ein Butler. Ich blieb ganz ruhig stehen. Ich trug immer noch meine Rüstung. Ich sah wie jeder andere Drood aus. Es bestand die Möglichkeit …

»Ich weiß, dass du es bist, Edwin«, sagte der Seneschall. »Ich erkenne dich an der Art, wie du dich bewegst. Du warst schon immer schlampig, undiszipliniert. Als die Verteidigungsanlagen des Grundstücks nichts mehr erfassen konnten, wusste ich, dass du es sein musst. Immer der Querdenker, der Leisetreter, der sich in den Schatten herumdrückt. Und deine Begleiterin ist die berüchtigte Molly Metcalf? Hast nicht lange gebraucht, um in schlechte Gesellschaft zu geraten. Ich wusste schon immer, dass du nichts taugst, Edwin. Schon als du noch ein kleiner Junge warst.«

Ich rüstete herunter, um ihn anzusehen. Ich wollte, dass er mein Gesicht sehen konnte. »Ich bin schon lange kein kleiner Junge mehr, Seneschall. Ich habe keine Angst mehr vor dir. Siehst du diesen Mann, Molly? Er hat mir das Leben zur Qual gemacht, als ich ein Kind war. Er hat allen das Leben zur Qual gemacht. Nichts, was wir als Kinder taten, war jemals gut genug für ihn. Weißt du, alle erwachsenen Familienmitglieder können sich über die Halsreifen der Kinder hinwegsetzen. So können sie uns disziplinieren, uns kontrollieren … Uns bestrafen. Wir sind eine sehr alte Familie, sehr altmodisch, und wir haben nie daran geglaubt, die Rute zu schonen. Und dieser Mann hier … liebte es, Kinder zu bestrafen. Für alles und nichts. Einfach, weil er es konnte. Als Kinder lebten wir alle in Furcht vor dem Seneschall.«

»Es war nur zu eurem Besten«, sagte der Seneschall gelassen. »Ihr musstet lernen. Und du warst immer außerordentlich begriffsstutzig, Edwin.«

Ich rüstete wieder hoch und hob die Faust. Goldene Dornen entsprangen den schweren Knöcheln. »Tritt zur Seite, Seneschall! Diesmal werde ich mich nicht aufhalten lassen!«

»Es ist noch nicht zu spät«, sagte der Seneschall. »Noch könntest du dich ergeben. Dich der Familienbestrafung unterwerfen. Für deine Verbrechen büßen.«

»Ich habe nie irgendwelche Verbrechen begangen! Nie! Die Familie hingegen schon.«

Der Seneschall seufzte. »Du hörst nie zu und du lernst nie dazu. Leg deine Rüstung ab, Edwin, oder ich werde deine Gefährtin leiden lassen!«

Er zog Waffen aus der Luft; sein einmaliges Talent, das ihm gegeben worden war, damit er das Herrenhaus beschützen konnte. In einer Hand erschien ein Gewehr, ein Flammenwerfer in der anderen. Er richtete beide auf Molly, und ich machte einen Sprung vorwärts, um sie zu beschützen. Kugeln schlugen gegen meine gepanzerte Brust und prallten ab, aber die Flammen fegten einfach an mir vorbei und gefährdeten Molly … nur um im letzten Moment abzudrehen, abgelenkt durch Mollys Magie. Sie stieß mit einer Hand nach dem Seneschall, und der unsichtbare Schlag ließ ihn zurücktaumeln. Molly lachte ihn aus.

»Meine Gefährtin kann für sich selbst sorgen«, sagte ich zum Seneschall.

»Verdammt richtig!«, bekräftigte Molly.

Der Seneschall setzte dazu an, innerlich die Worte zu sprechen, die seine Rüstung hochrufen würden. Er hätte das in dem Augenblick machen sollen, als er mich erkannte, aber in seinem Stolz sah er in mir immer noch das Kind, das gezüchtigt werden musste. Doch als er zu den Worten ansetzte, ließ Molly einen Rattenregen auf ihn niedergehen. Sie prasselten aus dem Nichts auf ihn herab, Ströme von großen, schwarzen Ratten, die mit Zähnen und Klauen in Schwärmen über ihn herfielen. Er schrie vor Schreck und Schmerz auf, schlug nach den Ratten und versuchte sie abzuschütteln, unfähig, sich lang genug zu konzentrieren, um die Worte zu sagen, die seine schützende Rüstung hochgebracht hätten. Er taumelte hin und her und versuchte sich die Ratten mit bloßen Händen vom Körper zu reißen. Eine schlug die Zähne tief in sein Handgelenk und blieb dort hängen und trat und wand sich, während er sich vergeblich bemühte, sie abzuschütteln. Eine andere zerrte an seinem Ohr. Blut lief ihm übers Gesicht, als sie seine Kopfhaut aufrissen.

Ich hätte gern eine Weile einfach nur dagestanden und ihn leiden sehen, aber die Zeit hatte ich nicht. Also trat ich vor und versetzte ihm einen krachenden Schlag. Die Kraft hinter der goldenen Faust riss ihm fast den Kopf ab; er knallte auf den Boden, wo er schwach zuckend liegen blieb. Molly ließ die Ratten mit einer Handbewegung verschwinden. Ich stellte mich über den Seneschall und blickte auf ihn herab, und es fühlte sich gut an, so gut, mich endlich für die Jahre der Verachtung und Schmerzen gerächt zu haben. Jetzt sah er nicht mehr annähernd so groß aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Er war noch bei Bewusstsein - eben so.

»Wie viele Kinder hast du verprügelt, weil sie auf den Gängen herumgerannt sind?«, fragte ich ihn. »Wie viele hast du geschlagen, weil sie zu spät kamen oder nicht dort waren, wo sie sein sollten? Weil sie freche Antworten gaben? Weil sie es wagten, eigene Gedanken und Hoffnungen und Träume zu haben?«

Der Seneschall bewegte sich unter Schmerzen, und als er lächelte, lief ihm das Blut aus dem aufgeplatzten Mundwinkel. »Wir leben in einer erbarmungslosen Welt, Junge. Ich musste euch abhärten, damit ihr darin überleben konntet. Du hast deine Lektionen gut gelernt, Edwin. Bin stolz auf dich, Junge!«

»Wir waren bloß Kinder!«, brauste ich auf, aber er hatte das Bewusstsein verloren und konnte mich nicht mehr hören.

»Deine Familie hat eine echte Schwäche für Psychospielchen, was?«, meinte Molly.

»Nicht jetzt!«, sagte ich. »Bitte!«

Ich trat in den Sicherheitsalkoven des Seneschalls und öffnete den Kasten mit den Notalarmen. Er war so eingestellt, dass er sich für jeden öffnete, der einen Torques trug. Ich betrachtete die ganzen Schalter, die sich vor mir ausbreiteten, grinste und legte dann jeden einzelnen davon um. Innenalarme, Außenalarme, Feuer, Überschwemmung, Hexerei und Ludditen. (Ein paar unserer Alarme sind schon ziemlich alt.) Im gesamten Herrenhaus gingen Klingeln und Sirenen los, läuteten und heulten und schallten in einer fürchterlichen Kakophonie von Lärm. Lichter flammten auf und blinkten, Schutztüren schlugen zu, Stahlgitter krachten herunter und Familienmitglieder rannten hektisch hierhin und dorthin, verrückt gemacht von den kreischenden Alarmen. Ich hab ja schon immer gesagt, dass wir mehr Notfallübungen brauchen.

Ich ging mit Molly an meiner Seite dreist durch die Gänge und Korridore. Leute stürzten schreiend und gestikulierend an uns vorbei, aber keiner beachtete mich im Geringsten. Für sie war ich nur ein anderer Drood, anonym in meiner Rüstung. Und wenn Molly bei mir war, konnte es sich bei ihr nur um einen autorisierten Besucher handeln. In einem Notfall haben Menschen nur Zeit, das zu sehen, was sie zu sehen erwarten.

Ich führte Molly tiefer ins Herrenhaus hinein, und sie oohte und aahte, als sie das luxuriöse Mobiliar, die Porträts und Gemälde, die Statuen und Kunstwerke und die ganzen anderen Beutestücke, die sich meine Familie über die Jahrhunderte hinweg zugelegt hat, zu Gesicht bekam. Ich war mit all dem aufgewachsen, deshalb nahm ich es immer noch größtenteils als selbstverständlich hin und musste lächeln, wenn Molly über dieses oder jenes seltene Stück in Begeisterung und Verzückung geriet. Von ein paar Sachen, die sie sich näher ansehen wollte, musste ich sie sogar wegziehen. Wir mussten weiter; die Zeit war nicht auf unserer Seite. Molly zog eine widerspenstige Schnute, aber sie verstand.

»Betrachte mich als schwer beeindruckt!«, sagte sie. »Ich habe ja schon Geschichten über diesen Ort gehört, aber … ich hatte ja keine Ahnung! Hier gibt es Dinge, die man nicht mal in Museen findet! Gemälde bedeutender Künstler, die in keinem Katalog aufgeführt sind! So viele schöne Sachen … und dich lässt das vermutlich völlig kalt, du Banause! Kein Wunder, dass Sebastian einen so exzellenten Geschmack hatte! … Ich werde nicht hier weggehen, ohne mir ein paar Sachen in eine Tasche zu stopfen!«

»Später!«, sagte ich. »Wir müssen in die Waffenkammer!«

»Wieso?«

»Weil dort etwas ist, das ich brauche. Etwas, mit dessen Hilfe ich das Haus zu Fall bringen kann.«

* * *

Die Waffenkammer hätte eigentlich geschlossen sein müssen, abgesperrt, hermetisch verriegelt und bewacht; so jedenfalls sahen es die Notfallprotokolle vor. Ich hatte halb damit gerechnet, mir den Weg durch bewaffnete Wachen kämpfen und die explosionssicheren Türen mit meiner gepanzerten Stärke aufbrechen zu müssen. Oder auf Mollys Zauberkraft zurückgreifen zu müssen. Aber am Ende standen die schweren Türen sperrangelweit offen, völlig unbewacht, was … noch nie da gewesen war! Ich rückte langsam bis an die explosionssicheren Türen vor und spähte vorsichtig hinein: Alles deutete darauf hin, dass die Waffenkammer verlassen war. Ich bestand darauf, als Erster hineinzugehen, und indem Molly sich dicht hinter mich drängte und mir fast auf die Fersen trat, ließ sie keinen Zweifel an ihrem Missfallen diesbezüglich aufkommen.

Die Keller lagen wie ausgestorben da, alle Arbeitsplatzcomputer waren ausgeschaltet. Die Stille war unheimlich. Keine der üblichen Brände oder Detonationen oder plötzlichen überraschten Flüche. Ein einzelner Mann erwartete uns; er saß bequem in seinem Lieblingssessel direkt in der Mitte von allem. Mit gequältem Lächeln sah er zu, wie Molly und ich uns ihm vorsichtig näherten. Ein hochgewachsener Mann mittleren Alters mit Glatze und buschigen weißen Augenbrauen, der einen fleckigen weißen Laborkittel über einem T-Shirt mit dem Aufdruck Gewehre töten keine Menschen - wenn man nicht richtig damit zielt trug. Der Waffenschmied. Mein Onkel Jack. Ich hätte wissen müssen, dass er die Stellung halten würde, wo alle anderen geflohen waren.

»Hallo, Eddie«, sagte er ruhig. »Ich habe dich erwartet.«

Er hielt etwas in seiner rechten Hand hoch. Ein einfacher Knipser in der Form eines kleinen, grünen Froschs. Er klickte einmal damit, und meine Rüstung ging in meinen Torques zurück, einfach so. Sprachlos vor Erschütterung glotzte ich den Waffenschmied an, und er lachte leise.

»Bloß ein kleines Spielzeug, das ich schon vor langer Zeit zusammengebaut und bis jetzt für mich behalten habe. Schließlich weiß man nie, ob es sich nicht mal als nützlich erweist … Als ich sämtliche Alarme auf einmal losgehen hörte, wusste ich, dass du es sein musstest, Eddie. Du hattest immer einen Sinn fürs Dramatische. Warum bist du zurückgekommen? Du weißt, dass es den Tod für dich bedeutet, hier zu sein, jetzt wo du vogelfrei bist. Und warum hast du einen deiner ältesten Feinde in den geheimsten Teil des Herrenhauses mitgebracht?«

»Ich bin nicht mehr sicher, wer wirklich der Feind ist, Onkel Jack«, sagte ich. »Du kennst Molly Metcalf?«

»Natürlich weiß ich, wer sie ist, Junge. Ich kenne alle Namen von Bedeutung. Ich war zwanzig Jahre lang Agent an der Front, und ich blättere immer noch alle Berichte durch. Woher sollte ich sonst wissen, was ich für die heutigen Agenten entwerfen soll? Was macht die berüchtigte Molly Metcalf hier, Eddie?«

»Warum benutzen alle ständig dieses Wort?«, fragte Molly. »Ich bin nicht berüchtigt!«

»Sie ist mit mir zusammen«, sagte ich.

Der Waffenschmied lächelte unvermittelt. »Oh, so sieht's aus, tatsächlich? Naja, wurde ja auch langsam Zeit.« Er grinste Molly charmant an. »Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, meine Liebe. Ich fürchte, ich kenne Sie nur vom Hörensagen, und was man da so hört und sagt, ist recht furchteinflößend.«

»Ich habe mir meinen Ruf redlich verdient«, entgegnete Molly. »Obwohl ich mich selbst immer lieber als lustige Person gesehen habe.«

»Haben Sie wirklich die ganze Berkshire-Jagdgesellschaft für achtundvierzig Stunden in Füchse verwandelt?«

»Aber ja doch«, sagte Molly. »Ich dachte, es könnte ihnen ein wenig Einsicht verschaffen.«

»Gut für Sie, Mädchen«, sagte der Waffenschmied. »Habe die Fuchsjagd nie gebilligt. Barbarischer Sport, den heutzutage hauptsächlich durch Inzucht gezeugte Aristokraten und neureiche Arriviertenärsche ausüben. So, Eddie … hast du endlich eine Freundin mit nach Hause gebracht, um sie der Familie vorzustellen! Ich hatte schon angefangen, mir um dich Sorgen zu machen.«

»Sie ist nicht meine … na ja …«, sagte ich. »Wir arbeiten noch daran, was wir sind.«

»Genau«, stimmte Molly mir zu. »Es ist … kompliziert.«

»Was empfindest du für ihn, Molly?«, fragte der Waffenschmied und beugte sich vor.

»Ich mag ihn«, antwortete sie nachdenklich. »Wie einen großen, zottigen Hund, den niemand haben will, der aus dem Regen reingekommen ist, und man bringt es nicht übers Herz, ihn wieder rauszujagen.«

Der Waffenschmied zwinkerte mir zu. »Sie ist verrückt nach dir, Junge.«

»Wau, wau!«, sagte ich.

»Also, Bursche«, wandte sich der Waffenschmied energisch wieder dem Geschäft zu, »was zum Teufel machst du hier? Und was ist in dich gefahren, vorher hier anzurufen? Die Matriarchin ist stinksauer! Sie ist außer sich und hat Anweisung gegeben, dich beim ersten Anblick zu erschießen. Nur indem ich so wie jetzt mit dir rede, begehe ich schon Verrat an der Familie.« Er schnaubte verächtlich. »Als ob mich das davon abhalten würde! Ich habe nie jemand anderes gebraucht, um mir zu sagen, was im Interesse der Familie ist. Wenn du mich fragst, ist Mutter dieser Tage gar nicht da. Aber selbst dann kannst du nicht von mir erwarten, dass ich dir tatsächlich bei dem helfe, weswegen du hergekommen bist - was das auch sein mag. Du hättest nie zurückkommen dürfen, Eddie! Was um Gottes willen hast du hier zu finden geglaubt?«

»Waffenschmied«, sagte ich, »ich bin hierhergekommen, um nach der Wahrheit zu suchen. Genau, wie du es mich immer gelehrt hast, Onkel Jack.«

Er seufzte schwer und klickte noch einmal mit seinem grünen Frosch. »Ach, na schön; hier hast du deine Rüstung wieder. Ich weiß genau, dass ich das bereuen werde … Ich war schon immer weichherziger, als gut für mich war. Weshalb bist du hier runtergekommen, Eddie? Was willst du von mir?«

»Ich muss den wahren Grund herausfinden, weshalb man mich zum Vogelfreien gemacht hat«, sagte ich langsam. »Ich war nie ein Verräter an der Familie, Onkel Jack. Das weißt du.«

»Ja«, räumte der Waffenschmied ein, »das weiß ich. Bei jedem anderen hätte ich es vielleicht geglaubt, aber bei dir nicht, Eddie. Du warst immer so ehrlich und offen bezüglich deiner Zweifel … Ich konnte es nicht glauben, als sie es mir sagten. Wollte es nicht glauben, bis sie mir sagten, ich solle die Klappe halten und tun, was man mir sagt. Etwas geht in der Familie vor, Eddie, das ich nicht verstehe. Splittergruppen, interne Kämpfe, tiefe Uneinigkeiten wegen Debatten, denen ich nicht einmal folgen kann … Und jetzt haben verschiedene Teile der Familie sogar Geheimnisse voreinander! Ich werde auch absichtlich nicht mehr auf dem Laufenden gehalten, und das hat es vorher noch nie gegeben. Mutter hätte das nie zugelassen … Sie hat meinem Urteilsvermögen immer vertraut. Aber in den Jahren, seit du weggegangen bist, haben sich die Dinge dramatisch verändert, Eddie, und das nicht zum Besseren. Muss ich dir wirklich erzählen, dass mein Rücktritt als Waffenschmied zugunsten der lieben kleinen Alexandra nicht meine Idee war? Ich hätte gedacht, nicht.«

»Ich brauche deine Hilfe, Onkel Jack«, sagte ich. »Ich brauche dein Vertrauen!«

»Das wird mir wirklich nicht gefallen, stimmt's?« Er erhob sich und klopfte mir auf die Schulter. »Du wirst vermutlich weniger Schaden anrichten, wenn ich dir helfe. Hör zu, wenn du Antworten willst, musst du in die Bibliothek gehen. Alles befindet sich da drin, irgendwo.« Er angelte einen Schlüsselbund aus seiner Kitteltasche und nahm einen kleinen Schlüssel ab, den er mir reichte. »Die Bibliothek wird sich automatisch verschlossen haben, als die Alarme losgingen, aber dieser Schlüssel wird dir alle Türen öffnen. Gib gut auf diesen Schlüssel acht, Eddie; ich will ihn wiederhaben! Und jetzt seht zu, dass ihr euch hier rausschafft, bevor jemand kommt und mich beim Reden mit euch erwischt!«

»Danke für den Schlüssel«, sagte ich. »Aber ich brauche noch etwas von dir.«

»Ach ja, natürlich! Molly ist eine entzückende junge Dame, Eddie; meinen Segen hast du.«

»Nicht das! Na ja, danke dafür, aber … Ich brauche etwas aus der Waffenkammer. Um genau zu sein, ich brauche etwas aus dem Armageddon-Kodex.«

Der Waffenschmied hörte zu lächeln auf. »Du willst, dass ich dir eine der verbotenen Waffen gebe?«

»Jawohl. Ich brauche den Eidbrecher.«

Er sah mich einen langen Moment lang an, und sein Blick war sehr kalt. »Warum in des guten Gottes Namen solltest du dieses schreckliche Ding wollen?«

»Es gibt etwas Verderbtes im Herzen der Familie«, antwortete ich und begegnete standhaft seinem Blick. »Das weißt du so gut wie ich. Ich brauche die eine Waffe, gegen die kein Mitglied der Familie anzukommen hoffen darf. Die eine Waffe, bei der sie nicht einmal auf den Gedanken kommen werden, Widerstand zu leisten. Es ist die einzige Möglichkeit, bei der ich sicher sein kann, Blutvergießen zu vermeiden, Onkel Jack.«

»Nein, Junge«, sagte der Waffenschmied mit ausdrucksloser Stimme. »Du verlangst zu viel.«

»Das muss er«, mischte Molly sich ein. »Er hat keine Zeit, subtil zu sein. Er ist mit einem Pfeil aus fremder Materie angeschossen worden, die immer noch in seinem Organismus steckt und ihn vergiftet.«

Der Waffenschmied blickte mich scharf an. »Ist das wahr, Eddie?«

Ich nickte steif. »Hat meine Rüstung mühelos durchschlagen. Ich dachte, ich hätte die Wunde mit einem Medklecks geheilt, aber die fremde Materie ist immer noch in mir. Und sie breitet sich aus.«

»Du lieber Gott … Wie lang hast du noch, Eddie?«

»Drei Tage«, antwortete ich. »Vielleicht weniger.«

»O Mannomann! … Ich habe von dem Pfeil gehört, aber ich hatte ja keine Ahnung … Fremde Materie. Verfluchtes Zeug! Ich habe die einzigen Proben, die ich hatte, vernichtet. Lass mich ein paar alte Notizen durchforsten und schauen, was ich tun kann … Es muss etwas geben, was ich tun kann …«

»Die Zeit habe ich nicht, Onkel Jack«, sagte ich. »Deshalb muss ich das hier schnell erledigen, und deshalb brauche ich den Eidbrecher. Du hast mein Wort, dass ich nichts damit machen werde, was der Familie schaden würde.«

»Ich weiß nicht …«, zögerte der Waffenschmied.

»Ich aber«, sagte eine sehr vertraute Stimme hinter mir. »Du bekommst nichts, Verräter, außer das, was auf dich zukommt.«

Wir blickten uns alle um, und da stand Alexandra, groß und stolz wie immer. Sie war ganz in Schwarz gekleidet und hielt etwas Schreckliches in ihren Händen. Molly wollte auf sie zugehen, aber ich ergriff ihren Arm und hielt sie zurück. Der Waffenschmied ergriff ihren anderen Arm.

»Nicht bewegen, Molly!«, sagte er ruhig. »Sie trägt eine unserer gefährlichsten Waffen: der Torquesschneider.«

»Was zum Teufel ist das?«, fragte Molly, versuchte jedoch nicht, gegen uns anzukämpfen.

»Genau das, wonach es sich anhört«, sagte ich. »Hallo, Alexandra. »Du siehst … ganz wie du selbst aus. Was machst du mit dem Torquesschneider?«

»Ich habe ihn nur für dich aus dem Sicherheitsfach genommen, Eddie«, sagte sie. Ihre Stimme war beinah neckend, doch sie lächelte nicht, und ihre Augen waren sehr kalt. »Die Zeit ist abgelaufen, Eddie. Das Spiel ist vorbei.«

»Würde mir bitte mal jemand verraten, warum sich alle immer so dramatisch aufführen müssen?«, sagte Molly.

»Die Schere, die sie hält, ist das Einzige, was den Torques eines Droods durchtrennen kann«, erklärte der Waffenschmied ihr. »Sie zerreißt die lebenslange Verbindung zwischen einem Drood und seiner Rüstung. Die Operation verläuft immer tödlich. Der Torquesschneider ist eine sehr alte Waffe, älter noch als die Familiengeschichte. Sie sollte, wenn überhaupt, nur als letzte Zuflucht benutzt werden, um einen Vogelfreien zur Strecke zu bringen, der die gesamte Familie gefährdet, und das auch nur, wenn alles andere fehlgeschlagen ist. Sie ist seit Jahrhunderten nicht mehr eingesetzt worden.«

»Sieht aus wie eine Gartenschere«, und da war was Wahres dran. Die Schere bestand aus unbeschichtetem Eisen, nicht aus Stahl, und sah nach dem aus, was sie war: ein einfaches Schneidewerkzeug. Ode und funktional, aber in den Augen jedes Droods hässlich durch ihre bösartige Bedeutsamkeit. Eines der wenigen Dinge, die einen Drood absolut garantiert töten konnten. Ich stand sehr still da und sorgte dafür, dass Molly es mir gleichtat. Alexandra würde nicht zögern, den Torquesschneider zu benutzen. Bei diesem Gedanken fragte ich mich, warum sie ihn nicht schon längst benutzt hatte - ich an ihrer Stelle hätte es. Vielleicht … war es möglich, dass ein Teil von ihr wollte, dass ich es ihr ausredete? Wir hatten uns einmal nahegestanden - einst.

»Tu das nicht, Alex!«, sagte ich vorsichtig. »Du weißt, dass das alles Scheiße ist. Du weißt, dass ich niemals ein Verräter sein könnte. Du warst es doch, die mich einmal am besten von allen kannte.«

»Das dachte ich auch«, entgegnete sie. »Aber dann gingst du fort, und du hast mich nicht mitgenommen.«

»Ich habe dich gefragt«, sagte ich.

»Du wusstest, dass ich nicht gehen konnte! Ich musste mir hier im Herrenhaus mein eigenes, neues Leben schaffen. Ein Leben, in dem ich sehr mächtig geworden bin, Eddie. Und du bist ganz eindeutig ein Verräter, ein Verräter am wahren Geist der Familie! Du bist eine Bedrohung für die Zukunft der Familie, Eddie. Und das kann, das werde ich nicht zulassen.«

Sie trat vor und hob den Torquesschneider, und der Waffenschmied bellte ein einziges Wort. Die hässliche schwarze Schere sprang geradewegs aus Alexandras Händen und in die des Waffenschmieds. Aus ihrem Blick sprach etwas wie Erschütterung, als er die Schere unbekümmert und mit selbstgefälligem Lächeln in seine Kitteltasche stopfte.

»Ich habe ein sicheres Wort in alles eingeflochten, was durch mein Labor kommt, nur für den Fall, dass die Sachen in die falschen Hände geraten. Und die tödlichsten Waffen haben alle erst vor Kurzem die Waffenkammer passiert, dank der Anweisungen der Matriarchin. Mutter war schon immer ein wenig paranoid, und glücklicherweise hat sie eine gesunde Portion dieser Paranoia an ihre Kinder weitergegeben.« Nach diesen Worten zog er einen Nadelrevolver aus der anderen Tasche und schoss Alexandra damit in den Hals. Sie hatte gerade noch Zeit, eine Hand auf die Einschussstelle zu schlagen, dann fiel sie wie ein nasser Sack zu Boden, aus wie ein Licht. Der Waffenschmied blies imaginären Rauch vom Lauf seines Revolvers und steckte ihn danach wieder weg. »Den hab ich immer griffbereit, falls meine Laborassistenten mal ein bisschen überdreht sind. Sie wird ungefähr eine Stunde lang schlafen. Leg sie irgendwohin, wo sie es bequem hat, Eddie; ich gehe derweil den Schlüssel für den Kodex holen.«

»Dann hilfst du mir also?«, fragte ich.

»Ja. Ich werde dich nicht mit dem Ruf sterben lassen, ein Verräter zu sein, Eddie; so viel kann ich für dich tun. Außerdem, wenn Alexandra mit dem Torquesschneider durch die Gegend läuft, dann weiß Gott allein, was sonst noch da draußen ist. Du wirst den Eidbrecher brauchen.«

»Ich verspreche, dass ich ihn sicher wiederbringen werde!«, sagte ich.

»Das will ich dir auch verdammt noch mal geraten haben«, erwiderte der Waffenschmied. »Bring mich nicht dazu, hinter dir herzulaufen, Eddie! Ich kenne ein paar schmutzige Tricks, die du dir in all deinen Jahren an der Front nicht träumen lassen hast!«

»Ich habe mich auch schon immer gewundert, wieso deine alten Akten gesperrt sind!«, antwortete ich.

Molly und ich setzten Alexandra in eine Ecke und lehnten sie gegen die Wand. Sie murmelte nörgelig im Schlaf, aber das war alles. Molly blickte auf sie herab.

»Hätte sie dich wirklich mit dem Ding umgebracht?«

»Vermutlich«, sagte ich.

»Willst du, dass ich sie ein bisschen trete, solange sie k.o. ist?«

»Nein. So was mache ich nicht.«

»Weichei!« Sie betrachtete mich nachdenklich. »So, diese Alexandra war also einmal ein alte Flamme von dir?«

»Vor langer Zeit«, sagte ich, »als wir beide viel jünger waren. Sie war nicht immer so wie jetzt, musst du wissen. Du bist doch nicht etwa eifersüchtig, oder?«

»Ich? Nein! Wieso sollte ich eifersüchtig sein? Ich hatte viele Freunde in meiner Zeit. Dutzende!«

»Sie wussten dich wahrscheinlich nicht so zu würdigen, wie ich es tue«, meinte ich.

* * *

Zur zusätzlichen Sicherheit bewahrt die Familie den Armageddon-Kodex in einer Taschendimension auf. Einzig der Waffenschmied und sein designierter Nachfolger können sich ihr nähern, geschweige denn Zutritt zu ihr erlangen. Der Kodex enthält die mächtigsten Waffen der Familie, die zu gefährlich sind, um sie einzusetzen, es sein denn die Realität selbst ist bedroht. Normalerweise muss man bändeweise Papierkram ausfüllen, bevor einem auch nur erlaubt wird, sich der Matriarchin mit einem Ersuchen zu nähern. Der Waffenschmied bewies großes Vertrauen in mich, indem er mich den Eidbrecher nehmen ließ. Trotz aller Sympathie würde er das nicht tun, wenn er nicht bereits überzeugt wäre, dass mit der Familie etwas ernsthaft nicht in Ordnung war.

Um zum Armageddon-Kodex zu gelangen, muss man durch den Rachen des Löwen. Am allerhintersten Ende dessen, was einmal, bevor sie zur gegenwärtigen Waffenkammer umfunktioniert worden waren, die alten Weinkeller dargestellt hatte, befindet sich ein riesiges Steinrelief eines Löwenkopfes, komplett mit Mähne. Vollkommen bis ins kleinste Detail, sieben Meter hoch und fast genauso breit, herausgemeißelt aus dem dunklen, blau gemaserten Stein, aus dem die entlegensten Bereiche des Kellers bestehen. Die Augen des Löwen scheinen zu funkeln, das Maul scheint zu fauchen, und das ganze Ding sieht aus wie das Leben selbst, in Stein erstarrt. Als ob er bloß darauf wartete, loszuspringen, könnte er nur den Rest seines Körpers durch die Steinmauer zwängen, die ihn festhielt. Nicht ganz überraschend verliebte Molly sich auf den ersten Blick darin, ließ ihre Hände über das detaillierte Relief wandern und gurrte entzückt.

Der Waffenschmied ging auf den knurrenden Löwenrachen zu und steckte einen langen Messingschlüssel in ein Loch darin, das ich nicht einmal sehen konnte. Er drehte den Schlüssel zweimal um und sprach dabei innerlich eine ganze Reihe von Worten, dann zog er den Schlüssel wieder heraus und trat zackig zurück, als der Rachen des Löwen sich langsam und knirschend öffnete. Die Oberlippe hob sich stetig, betätigt von irgendeinem unsichtbaren Mechanismus, und enthüllte gewaltige, schartige Zähne oben und unten. Die Kiefer öffneten sich immer weiter, bis das Maul des Löwen weit aufklaffte und einen Tunnel erkennen ließ, der so groß war, dass man ihn begehen konnte, ohne den Kopf einziehen zu müssen. Der Hals des Löwen, der zum Armageddon-Kodex führte.

»Ist er … lebendig?«, fragte Molly flüsternd.

»Wir glauben es nicht, aber niemand weiß es mit Bestimmtheit«, antwortete ich. »Er ist so alt wie das Haus - vielleicht älter. Möglicherweise hat die Familie ihn geschaffen oder auch nur Gebrauch davon gemacht. Die Legende besagt, dass man, wenn man durch den Löwenrachen schreitet, reinen Herzens und edler Absicht sein muss, sonst wird sich der Rachen über einem schließen.«

»Und dann?«, wollte Molly wissen.

»Haben Sie noch nie gesehen, wie jemand von einem Steinkopf gefressen worden ist?«, fragte der Waffenschmied.

»Ich schon, ein Mal«, sagte ich. »Ich war unten in Cornwall -«

»Das war eine rhetorische Frage!«, fuhr mich der Waffenschmied an. »Tut mir leid, Molly, meine Liebe; er hat schon immer alles zu wörtlich genommen, schon als Kind.«

»Wollt ihr damit sagen, dass er wirklich Menschen frisst?«, fragte Molly. »Wenn sie nicht … reinen Herzens sind?«

»O ja!«, bekräftigte ich.

»Ich denke, ich werde hier draußen warten«, meinte Molly.

»Entspannen Sie sich!«, sagte der Waffenschmied. »Es ist nur eine Geschichte, die wir den Kindern erzählen, um sie davon abzuhalten, beim Rachen herumzustreunen. Die raffinierten kleinen Kerle treiben sich nämlich immer dort herum, wo sie nicht sollen. Vertrauen Sie mir, Molly: Solange Sie bei uns sind, werden Sie vollkommen sicher sein. Schon gut, ehrlich! Ich bin nicht mehr reinen Herzens gewesen, seit ich mit zehn meine erste Erektion gehabt habe.«

Er wackelte sie mit seinen buschigen Brauen an, und Molly lächelte pflichtbewusst. Trotzdem blieb sie sehr dicht bei mir, als wir dem Waffenschmied durch den Löwenrachen und seinen Hals hinab in den Armageddon-Kodex folgten. Der sich als bloß eine weitere Steinhöhle herausstellte, jedoch mit furchtbaren Waffen, die in Reihen an den Steinwänden hingen wie Dekorationsstücke der Hölle. Manche hingen an Platten; andere standen in speziellen Nischen, die aus dem nackten Stein herausgehauen worden waren. Keine davon war namentlich gekennzeichnet; entweder man wusste, was man vor sich hatte, oder man hatte kein Recht, sie zu berühren. Einige der Waffen kannte ich vom Sehen und vom Hörensagen, dank der zahllosen Stunden, die ich mit Lesen in der Bibliothek verbracht hatte.

Da war der Sonnenzerstörer, mit dem man nacheinander die Sterne auslöschen konnte. Daneben der Moloch-Arbeitsanzug. Und dort - der Zeithammer, um die Vergangenheit durch nackte Gewalt zu verändern.

Der Waffenschmied bemerkte, dass ich den Hammer musterte, und nickte rasch. »Bei seiner Untersuchung kam mir die Idee für die Umkehruhr, die ich dir gegeben habe, Eddie. Da steckt eine Menge Gehirnschmalz drin. Ich hoffe, du passt gut auf sie auf!«

Geistesabwesend nickte ich, immer noch fasziniert von den schrecklichen Waffen, die sich vor mir ausbreiteten, Objekte, von denen ich nie geglaubt hätte, dass ich sie einmal in natura zu sehen bekommen würde. Da war Winterleid, eine schlichte Kristallkugel voller wirbelnder Schneeflocken. Sie mochte einmal ein Briefbeschwerer oder ein Kinderspielzeug gewesen sein. Aber man brauchte bloß das Kristall zu zerbrechen, und es würde den Fimbulwinter entfesseln: eine endlose Jahreszeit von Kälte und Eis über der ganzen Welt, für immer und ewig und ewig. Molly streckte die Hand aus, um die Kugel zu berühren, und sagte: »Oh, wie süß!« Und der Waffenschmied und ich brüllten sie beide an und zerrten sie weg. Wir schickten sie zurück und sagten ihr, sie solle am Eingang stehen bleiben, und schmollend gehorchte sie. Und dann, endlich, war da der Eidbrecher.

Er machte äußerlich nicht viel her. Nur ein langer Stock aus Eisenholz, in den tiefe vormenschliche Symbole geschnitzt waren. Eine uralte Waffe, älter als der Torquesschneider, älter als die Familiengeschichte. Alter als die Familie wahrscheinlich. Wir haben keine Ahnung, wer sie erschaffen hat oder warum. Vielleicht hatten sie sie benutzt und es gab deshalb nirgends Aufzeichnungen über sie. Schließlich streckte der Waffenschmied eine ruhige Hand aus und nahm den Stock herunter. Er verzog das Gesicht, als ob allein die Berührung beunruhigend für ihn sei. Er wog ihn einmal in der Hand, dann drehte er sich abrupt um und gab ihn mir. Ich nahm ihn ganz behutsam entgegen. Er fühlte sich … schwer an, beladen mehr mit spirituellem Gewicht als mit materiellem. Eine Last für den Körper und für die Seele.

Wegen dem, was er war und was er tun konnte.

»Aber … das ist ja bloß ein Stock!«, sagte Molly. Sie hatte sich herangeschlichen, um wieder bei uns zu sein. »Das ist es? Ich meine, ist das das ganze Teil? Verwandelt er sich in etwas anderes, wenn man damit auf den Boden schlägt? Oder hast du nur vor, den Leuten damit auf den Kopf zu hauen?«

»Dies ist der Eidbrecher«, erklärte ich. Mein Mund war ganz trocken, gleichzeitig schwitzten meine Hände. »Er macht alle Vereinbarungen rückgängig, alle Bindungen. Bis ganz hinunter auf die atomare Ebene, wenn nötig.«

»Na schön«, sagte Molly, »jetzt machst du mir Angst!«

»Gut!«, sagte ich. »Denn mir jagt er eine Heidenangst ein. Waffenschmied, gib Molly den Torquesschneider! Nur für alle Fälle.«

»Geh in die Bibliothek«, sagte der Waffenschmied. »Und bring in Erfahrung, was du wissen musst. Ich werde ein Auge auf Alexandra haben. Aber lass dir nicht zu lange Zeit, Eddie! Der Lärm und das Getümmel, die du ausgelöst hast, werden die Leute nicht lang zum Narren halten.«

»Ich weiß, Onkel Jack.«

»Die Familie … ist nicht mehr das, was sie einmal war, Eddie. Ein Teil von mir … wünscht, ich könnte mit dir gehen, wenn du weggehst. Aber jemand muss bleiben und für die Seele der Familie kämpfen. Um der Droods willen - und um der Welt willen.«

Загрузка...