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Thorpe starrte lange Sekunden auf den Monitor, ohne die leuchtenden Ziffern, die er vor sich hatte, glauben zu können. Es war geradezu unglaublich. Aus allen Asteroiden des Sonnensystems hatte der Computer ausgerechnet die beiden ausgewählt, die er kannte. Irgendwie musste ihm beim Programmieren ein Schnitzer unterlaufen sein. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass der Computer hätte Gedanken lesen müssen, um diese Zahlen von ihm zu erfahren. Thorpe bewegte seine vor Erschöpfung unbeholfenen Hände zum Keyboard zurück und ließ das kurze Programm anzeigen, das er geschrieben hatte. Er brauchte nicht lange, um zu erkennen, was geschehen war.

Das Programm war dazu gedacht gewesen, in Frage kommende Asteroiden innerhalb des Asteroidengürtels herauszufinden. Als der Computer seine Frage zweimal abschlägig beantwortet hatte, hatte er die Frage der meisten Einschränkungen entkleidet. Dann hatte er den Rechner versehentlich im Verzeichnis kleinerer Planeten suchen lassen. Er hatte alle bekannten Asteroiden hinsichtlich ihrer zukünftigen Aufenthaltsorte relativ zu Donnerschlag überprüft. Dass die beiden einzigen ausgewählten Kandidaten eingefangene Asteroiden waren, war nicht so überraschend, wie er zunächst gedacht hatte. Bei näherem Nachdenken konnte es kaum anders sein.

Es gab annähernd 100.000 kleinere Planeten im Sonnensystem. In der Größe variierten sie von Ceres – zweifacher Durchmesser von Donnerschlag und zwanzigfache Masse – bis zu Gesteinsbrocken von nur zehn Metern. Die meisten befanden sich in einem breiten Gürtel zwischen Mars und Jupiter. Sie stellten das Material dar, aus dem sich ohne den Einfluss des Jupiter ein zehnter Planet hätte bilden können. Der Gürtel war eine Ringfläche von rund zwei Milliarden Kilometern Umfang und dreihundert Millionen Kilometern Dicke. Er war sehr dünn besiedelt.

Die schiere Größe des Gürtels war es, welche in der Vergangenheit die Versuche zum Asteroidenbergbau hatte scheitern und das Einfangen zur einzigen gangbaren Alternative gemacht hatte. Der erste Schritt jedes Einfangprogramms war es, die Orbitalebene des betreffenden Asteroiden der der Erde anzugleichen, ihn in die Ekliptik zu befördern.

Donnerschlag lief in der Ebene der Ekliptik um. Deshalb, erkannte Thorpe mit einiger Verspätung, war die Tatsache, dass er den Kometen von der Erde ablenken wollte, geradezu die Garantie dafür, dass das Programm solche Asteroiden auswählte, die sich bereits in der Ekliptik befanden. Dies traf für Avalon und den Felsen zu.

Befriedigt darüber, dass die Erschöpfung seinen Verstand nicht verrückt spielen ließ, verlangte Thorpe eine Darstellung von Avalons Umlaufbahn zusammen mit der Donnerschlags. Der Computer brauchte einige Sekunden, um den Asteroiden in die Simulation der New-Mexico-Arbeitsgruppe einzufügen. Während Thorpe beobachtete, wie Donnerschlag auf die Sonne zujagte, bemerkte er, dass dieser Avalon dabei in einem Abstand von einer Million Kilometern passierte. Das war nach den Maßstäben des Sonnensystems praktisch ein unmittelbares Zusammentreffen.

Thorpe fragte Avalons grundlegende Daten ab. Er wurde enttäuscht. Avalons Masse betrug etwas mehr als 1,5 Billionen Tonnen, das Fünffache der Masse des Felsens, aber nur die Hälfte dessen, was gebraucht wurde, um Donnerschlag zu verlangsamen. Nein, entschied er, das stimmte ebenfalls nicht. Drei Billionen Tonnen waren nötig, wenn die Kollision stattfinden sollte, zweihundert Tage bevor der Komet die Erde erreichte. Avalons Umlaufbahn lag innerhalb der der Erde. Wenn Avalon zum Einsatz kommen sollte, würde die Kollision nur achtzig Tage vor dem Tag null liegen. Um die gleiche Verzögerung zu erreichen, wäre eine Masse von acht Billionen Tonnen notwendig.

Die Hoffnung, die in ihm aufgekeimt war, war mit einem Mal an den Klippen der harten Realität zerschmettert. Es sah ganz danach aus, als ob ihm seine Phantasie einen Streich gespielt hätte.

Aus reiner Frustration griff Thorpe in die Kometensimulation ein und modifizierte das Programm so, dass es eine Kollision mit Avalon achtzig Tage vor dem Tag null simulierte. Anstelle eines Streiftreffers auf die Erde erwartete er, den Kometen genau in der Erdmitte auftreffen zu sehen. Er sah das goldene Kometensymbol um die Sonne herumschwingen und sich auf die Erde zubewegen. Während der Annäherung strich der ausgedehnte Schweif über die dem Untergang geweihte Erde. Das Bild begann zu verschwimmen. Nach sechzehn Stunden fühlten sich Thorpes Augen wie gekochte Zwiebeln an. Er rieb sie.

Als er wieder auf den Monitor schaute, hatte die Erde den Kollisionspunkt überquert und setzte ihre Reise um die Sonne unbehelligt fort. Thorpe blinzelte und blickte erneut hin. Er starrte weiter auf den Schirm, darüber nachgrübelnd, was er soeben entdeckt hatte. Dann speicherte er den File unter seinem persönlichen Sicherheitscode, anschließend schaltete er den Bildschirm aus. Durch seine Adern pulste Adrenalin, als er seine Beine unter dem Tisch hervorzog und sich abstieß. Ein paar Minuten später befand er sich in der Kommunikationszentrale des Schiffs. Er formulierte noch an der vertraulichen Mitteilung an seinen Boss herum, als er den verlassenen Raum betrat.

Wieder einmal, so schien es, war Halver Smith Hüter eines schrecklichen Geheimnisses.


Wenn Den Haag im Winter wunderschön war, so galt das für den Spätsommer erst recht. Smith schlenderte aus seinem Hotel und machte sich auf den Weg zum New Ridderzaal Tower, der rund zwei Kilometer entfernt lag. Während er unter den ausladenden Ästen von Linden und Ulmen einherschritt, sog er den Duft von Blumen ein. Selbst zu dieser späten Jahreszeit waren die Parks und Nebenstraßen der Stadt ein einziges Blütenmeer.

Er überquerte einen der zahlreichen Kanäle und betrat einen großen Park. Sobald er aus dem Schatten der Bäume herausgetreten war, konnte er den Hauptsitz des Systemrats in der Ferne aufragen sehen. Als er im Januar hier gewesen war, war das schwarze Gebäude nichts weiter gewesen als der Hauptsitz einer von mehreren supranationalen Organisationen. Seitdem war es faktisch zur Hauptstadt der Menschheit geworden. Wenn der Komet die Menschen an das Kooperieren gewöhnen konnte, könnte er sich letztlich als ein verkappter Segen erweisen, fand Smith.

Er gelangte zum neuen Sicherheitszaun, der das Gebäude umgab, und zeigte der Wache seinen Ausweis vor. Sogleich wurde er zu der weitläufigen Eingangshalle geleitet. Wie im Januar erwartete ihn auch diesmal eine Führerin. Er folgte ihr zu einem Lift und erreichte bald darauf das Büro der Chefkoordinatorin.

»Und wieder einmal ersucht der Mann aus Kalifornien um ein dringendes vertrauliches Gespräch über ein Thema, das er sich weigert zu nennen«, sagte Constance Forbin zur Begrüßung.

»Tut mir leid, dass ich so melodramatisch bin. Ich habe meine Gründe.«

Sie lachte humorlos. »Glauben Sie mir, nach dem letzten Mal sind Sie der Einzige, der eine Privataudienz bei mir bekommen kann, wann immer er sie wünscht. Ich nehme an, es dreht sich wieder einmal um den Kometen.«

»In der Tat.«

»Was gibt’s diesmal?«

»Ich bin hergekommen, um Ihnen eine Lösung für unser Problem vorzuschlagen, jedoch eine, die weitere Probleme mit sich bringt.«

»Fahren Sie fort!«

»Vor drei Tagen erhielt ich eine vertrauliche Nachricht von Tom Thorpe. Er präsentiert ein Szenario, wie der Komet unschädlich gemacht werden kann.«

»Interessant, denn das hat noch keiner getan.«

»Wenn Sie es gehört haben, werden Sie wissen, warum«, versicherte ihr Smith. Er erläuterte Thorpes Idee, Avalon in Donnerschlags Flugbahn abzulenken und den Kometen so zu verlangsamen. Dann teilte er ihr mit, warum dies eine Möglichkeit zur Rettung der Erde war.

Als er geendet hatte, lehnte sich Constance Forbin verblüfft im Sessel zurück. »Sie haben das natürlich überprüft.«

»Erwin Kanzler hat alles durchgerechnet. Ich habe die Ergebnisse bei mir. Er kommt zu dem gleichen Schluss wie Thorpe.«

»Der Preis wäre verdammt hoch!«

»Nicht so hoch wie der zu zahlende Preis, wenn wir den Kometen nicht aufhalten können.«

Die Chefkoordinatorin betrachtete Smith über die Fingerspitzen hinweg für beinahe eine Minute. Schließlich sagte sie: »Ich muss sagen, Halver, Ihre Besuche sind so ziemlich das Letzte an Aufregung, was ich im Moment gerade noch verkraften kann.«

»Jetzt wissen Sie, warum ich auf einem persönlichen Treffen bestanden habe.«

»Wir werden sehr behutsam vorgehen müssen, wenn wir eine tiefgreifende Spaltung verhindern wollen.«

»Ich bezweifle, dass das überhaupt möglich ist.«

»Wir können das Unvermeidliche hinausschieben. Ich werde ein Team vertrauenswürdiger Personen zusammenstellen. Wenn das funktionieren soll, bleibt uns für die Vorbereitungen nicht viel Zeit.«


Eine Woche darauf suchte John Malvan an Bord der Admiral Farragut Amber Hastings auf. Der Frachter war noch fünfzehn Tage von Donnerschlag und zehn Wochen von der Erde entfernt. Kapitän Olafson hatte angeboten, für diejenigen, welche die Reise rasch hinter sich bringen wollten, die Kälteschlaftanks zu aktivieren. Niemand war darauf eingegangen. Wenn die Menschheit noch weniger als ein Jahr zu leben hatte, wollte niemand ein Viertel seiner verbleibenden Lebensspanne verschlafen.

»Kann ich Sie einmal sprechen?«, fragte er, als er sie in der Messe beim Kaffeetrinken entdeckt hatte.

»Natürlich. Schnallen Sie sich an.«

»Vertraulich.«

Etwas in seinem Gesichtsausdruck sagte Amber, dass das, was auch immer er mit ihr besprechen wollte, wichtig war.

»Wo?«

»In der Hydroponik müsste es um diese Zeit leer sein.«

Wie gemutmaßt, fanden sie die Abteilung leer vor. Normalerweise kümmerte sich der Chefingenieur um den Schiffsgarten, aber immer nur etwa eine Stunde pro Tag.

»Worum geht’s denn?«, fragte Amber.

»Ich habe eine verschlüsselte Nachricht vom Premierminister erhalten.«

»Oh?« Soweit sie informiert war, hatte Malvan, seit die Expedition zur Ablenkung von Donnerschlag vergattert worden war, nichts mehr von der Republik gehört. »Ich dachte, damit hätten Sie nichts mehr zu tun.«

»Das dachte ich auch. Offenbar haben wir uns beide geirrt. Premierminister Hobart ist besorgt über Berichte seiner Agenten auf der Erde. Vor ungefähr einer Woche wurde ein Teil des für das Projekt Donnerschlag zuständigen Personals auf die Newton-Station verlegt.«

Sie zuckte mit den Achseln. »Ja, und?«

»Nun, wir kennen den Grund für die Verlegung nicht, und niemand scheint darüber zu sprechen. Keiner der Verlegten stammte von Luna. Es gibt außerdem Gerüchte, dass die Gargantua und die Goliath wieder angewiesen wurden zu starten, und dass auf den Computern von Sky Watch neue geheime Berechnungen durchgeführt werden.«

»Was hat das alles mit uns zu tun?«

»Der Premierminister glaubt, dass der Anstoß zu allen diesen Vorgängen von diesem Schiff gekommen ist.«

»Was?«

»So steht es in der Nachricht. Der Nachrichtendienst der Republik hat sich hinter diese Angelegenheit geklemmt. Man hat herausgefunden, dass all diese seltsamen Ereignisse begannen, unmittelbar nachdem Smith Constance Forbin zu einem vertraulichen Gespräch aufgesucht hatte. Beide verbrachten anschließend den größten Teil der Nacht in einer geheimen Besprechung mit ihren engsten Beratern.«

Amber blinzelte. Das Gespräch begann eine Wendung zu nehmen, die ihr nicht gefiel. »Sollte das für mich irgendeine Bedeutung haben?«

»Der Geheimdienst hat weitere Nachforschungen angestellt. Offenbar haben wir Agenten im Hauptsitz von SierraCorp. Sie melden, dass Smith drei Tage vor seinem Treffen mit der Koordinatorin eine codierte Nachricht erhalten hat. Die Nachricht stammte von Bord dieses Schiffes.«

»Thomas?«

Malvan nickte.

»Das ist unmöglich. Er hätte mir doch etwas davon gesagt.«

»Sie wollen sagen, dass er das nicht getan hat?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nicht ein Wort.«

»Der Premierminister möchte, dass wir herausfinden, was vor sich geht.«


Amber hatte ihren Kopf auf Thorpes Brust gelegt. Sie wurde ein wenig von einem elastischen Schlafgurt behindert. Auch wenn die Poeten bei diesem Thema ins Schwärmen gerieten, hatte die Liebe in der Schwerelosigkeit doch ihre unbequemen Seiten, von denen die Tendenz des Paares, bei unbedachten Bewegungen auseinanderzuschweben, nicht die geringste war. Im Laufe der Jahre waren eine Reihe von Vorrichtungen entwickelt worden, um bei diesem Problem Abhilfe zu schaffen. Der Schlafgurt war eine der besten.

»Woran denkst du?«, fragte Amber nach langem Schweigen. Sie erschauerte, als Thorpes Finger ihre Rückenkuhle hinunterfuhr.

»Ich habe daran gedacht, dass wir heiraten sollten. Zeit, dass wir mit dem Kapitän sprechen.«

»Finde ich auch.«

Nachdem sie mit der Ablenkung von Donnerschlag gescheitert waren, hatte fast eine Woche lang keiner von ihnen die Heirat mehr erwähnt. Dann hatten sie nur noch beiläufig darüber gesprochen. Die ganze letzte Woche über hatte Amber überhaupt nichts mehr gesagt, weil sie gespürt hatte, dass Tom etwas bedrückte. Nach ihrem Gespräch mit Malvan wusste sie, dass sie sich nicht getäuscht hatte.

»Wie wär’s mit morgen?«

»Dass wir mit dem Kapitän sprechen?«

»Teufel, nein! Wir führen die Zeremonie durch.«

Sie hob den Kopf und starrte ihn an. »Meinst du das im Ernst?«

»Warum nicht? Wir knüpfen das Band nach dem Mittagessen in der Messe.«

»Wir sollten erst mit Kapitän Olafson sprechen. Vielleicht hat sie schon etwas anderes vor.«

Thorpe lachte. Sie hatte ihn schon allzu lange nicht mehr lachen gehört. »Ich habe gewisse Zweifel, dass ihr Terminkalender für die nächsten zehn Wochen besonders voll ist.«

»Wir sollten sie aber trotzdem vorher fragen.«

»Gut. Wir reden gleich am Morgen mit ihr.«

»Einverstanden.« Amber zögerte, dann sagte sie: »Thomas?«

»Hm?«

»Verheimlichst du mir irgendwas?«

So wie sie sich in seine Arme gekuschelt hatte, glaubte Amber plötzlich zu spüren, wie sich sein Körper versteifte.

»Was meinst du damit?«

»John Malvan sagt, auf der Erde gehen seltsame Dinge vor. Er wollte wissen, ob ich irgendetwas darüber weiß.«

»Was für Dinge?«

Amber berichtete, was ihr Malvan über die neue Arbeitsgruppe auf Newton und die Gerüchte über den Abflug der Goliath und der Gargantua von Donnerschlag gesagt hatte. »Malvan glaubt, dass du hinter all dem steckst«, schloss sie.

»Wie, zum Teufel, soll ich denn damit zu tun haben?«, fragte Thorpe. »Ich bin immer noch eine halbe Milliarde Kilometer vom Ort des Geschehens weg.«

»Er glaubt, du hättest eine Nachricht geschickt, die alles in Gang gebracht hat. Wir haben nachgesehen, und im Logbuch des Funkers steht nichts davon, aber das will natürlich nicht viel heißen.«

»Warum glaubt er das?«

Sie berichtete ihm von den lunarischen Agenten im Hauptsitz der Sierra Corporation.

»Das werde ich dem Boss weitergeben müssen.«

»Wechsle nicht das Thema. Hast du eine solche Nachricht geschickt?«

Thorpe seufzte und setzte sich auf, worauf sie ihre Füße gegen das Schott stemmen musste, um nicht wegzutreiben. Sie griff nach dem Schlafgurt und drehte sich neben ihm in eine sitzende Position.

»Hast du?«, drängte sie.

Thorpe nickte langsam. »Angeklagt und für schuldig befunden, Euer Ehren.«

»Was hast du denn bloß gesagt, um sie in eine solche Aufregung zu versetzen?«

»Ich habe herausgefunden, wie man den Kometen aufhalten kann.«

Sie schnappte heftig nach Luft und zog die Hände an ihre Brust. »Das ist ja wundervoll! Wie fangen wir es an?«

Thorpe erzählte ihr von seinem langen Arbeitstag und wie er zuletzt darauf gekommen war, Avalon in die Flugbahn des Kometen zu lenken, um diesen abzubremsen.

Sie sah ihn an wie eine Lehrerin ihren ein wenig zurückgebliebenen Schüler. Es war nicht die Reaktion, die er erwartet hatte.

»Was stimmt denn nicht?«

»Mein armer Liebling, weißt du denn nicht, dass wir das längst erwogen haben? Nicht mit Avalon natürlich, aber wir haben die Möglichkeit, einen kleineren Himmelskörper auf Donnerschlag aufprallen zu lassen, ziemlich gründlich durchdacht. In der Nähe seiner Flugbahn befindet sich nichts, was groß genug wäre. Wie groß ist dieser Avalon eigentlich?«

Thorpe sagte es ihr.

Sie dachte einen Moment lang konzentriert nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Es klappt nicht! Nicht annähernd genug Masse.«

Er zögerte eine lange Weile, unfähig dazu, ihrem Blick zu begegnen. »Genau genommen«, sagte er schließlich, »schließt mein Plan zwei Kollisionen ein. Der Zusammenstoß mit Avalon bereitet lediglich den zweiten Aufprall vor.«

»Erzähl mir nicht, du hast zwei Asteroiden entdeckt, die du dem Kometen in den Weg werfen kannst!«

»Nein, keine zwei Asteroiden.«

»Was dann?«

»Weißt du noch, wie wir herausgefunden haben, dass Donnerschlag die Erde treffen würde?«

»Eher würde ich meine erste Liebesnacht vergessen«, erwiderte sie. »Ich werde immer noch rot, wenn ich daran denke, welchen Narren ich aus mir gemacht habe. Zuerst erzähle ich dir, dass ein Zusammenstoß so unmöglich ist wie ein Schneeball in der Hölle, und dann rechne ich aus, dass er direkt auf die Erde knallen wird.«

»Zuerst nicht«, erinnerte er sie. »Deine erste Berechnung ergab, dass der Kern nah herankommen, die Erde aber verfehlen würde.«

»Das war, weil ich ein unvollständiges Gravitationsmodell benutzt hatte. In dem, das ich hatte, fehlte …« Entsetzen trat in Ambers Gesicht, als ihr Verstand ihren Mund überholte. »Nein, es muss eine andere Möglichkeit geben!«

»Ich wünschte, es gäbe eine«, sagte Thorpe, die angestaute Erregung in einem Schwall herauslassend. »Avalon wird Donnerschlag nicht genügend verlangsamen, um die Erde aus der Schussbahn zu bringen. Aber es wird Luna ermöglichen, azwischenzutreten. Wenn Donnerschlag mit Avalon kollidiert, wird er achtzig Tage später auf dem Mond einschlagen. Luna wird ihn abrupt aufhalten …«

»Und vernichtet werden!«


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