Hinunter ging es wirklich leichter. Ren hielt sich einfach am Seil fest, stemmte die Füße gegen die Backsteine an der Innenseite des Kamins und ließ sich Stück für Stück hinunter. Nur einmal, als er plötzlich eine große Schwäche und Müdigkeit in den Schultern verspürte, rutschte er ein Stück ab und hätte die Flasche um ein Haar fallen gelassen. Tag und Nacht hatten sich für Ren völlig ins Gegenteil verkehrt, ihr Anfang und ihr Ende verschwammen. Inzwischen war er um vier Uhr morgens höchstwahrscheinlich wach, rollte sich dafür mittags in einer dunklen Ecke zu einem kurzen Schläfchen zusammen. Für Ren war ein Tag immer etwas ganz Konkretes gewesen, so wie die Uhr in Pater Johns Büro – eine zweigeteilte Sonne, die Tag und Nacht anzeigte. Jetzt begriff er, dass es keinen genauen Zeitpunkt gab, an dem die Nacht in den Morgen überging, ja dass es eigentlich nie einen wirklich neuen Tag gab.
Als er das untere Ende des Schornsteins erreichte, hörte er aus der Küche leise Stimmen. Geräuschlos kam er in der Feuerstelle auf und sah Benjamin und die Hasenscharte. Sie saß auf seinem Schoß und schob ihm mit einem Löffel Eingemachtes aus einem Weckglas in den Mund. Benjamins Hand war unter ihrem Rock. Dort, wo er ihn seitlich hochgeschoben hatte, war ein schwarzer Strumpf zu sehen. Seine Naht löste sich auf, und darunter kam die zarte Haut ihrer Wade zum Vorschein. Benjamin flüsterte dem Mädchen etwas ins Ohr, und sie lächelte.
»Ich bin schon spät dran«, sagte sie und rutschte mit geröteten Wangen von seinem Schoß. Als sie Ren im Kamin stehen sah, war schwer zu erkennen, ob es sie eher in Verlegenheit brachte oder ärgerte. Sie schnappte sich ihr Schultertuch vom Haken, dann streckte sie ihm die Zunge heraus und verschwand.
Ren wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte, dann kroch er in die Küche und stellte die Flasche mit dem Tee auf dem Boden ab. Er entknotete das Seil um seinen Bauch und klopfte sich den Staub aus den Kleidern.
»Sieh an«, sagte Benjamin. »Der Weihnachtsmann.« Er trug einen neuen Mantel mit einem blauen Samtkragen, der zu seinen Augen passte, und nagelneue Stiefel mit runden Kappen. Das Leder war von Hand verarbeitet und die Schnürsenkel noch fast ohne Falten.
»Wo warst du?«, fragte Ren.
»Ich bin dem Schankkellner gefolgt. Er wohnt draußen auf dem Land, aber am Ende hat es sich gelohnt. Seine ganze Familie ist tot. Vom Fieber dahingerafft.« Benjamin wischte den Ruß von Rens Jacke. »Was zum Teufel hast du im Kamin zu suchen?«
Ren erzählte von Anfang an. Erst berichtete er, wie sie Mrs. Sands gefunden hatten, dann über die Begegnung mit den Hutmännern auf der Straße. Benjamin runzelte die Stirn, als er von Dollys Mordtaten hörte, dann berührte er den Schnitt auf Rens Wange. Doch als die Sprache aufs Geld kam, packte er Rens Jacke und durchwühlte die Taschen. Er zog die übrig gebliebenen Geldscheine heraus und warf sie auf den Tisch.
»Und wo ist der Rest?«
»Damit habe ich den Doktor bezahlt.«
Benjamin stieß Ren von sich weg. Er ging zur Feuerstelle und warf ein Scheit ums andere auf den Eisenrost.
Ren stand reglos da; seine Finger umklammerten die Stuhllehne. »Sie haben behauptet, sie würde sterben.«
»Du sollst andere Leute bestehlen«, sagte Benjamin, »nicht mich.«
»Ich habe nicht gestohlen.«
»Wie würdest du es dann nennen?«
Ren musste an das denken, was Benjamin auf der Straße gesagt hatte, nachdem sie dem Farmer Pferd und Wagen gestohlen hatten. »Borgen in redlicher Absicht.«
Kopfschüttelnd blickte Benjamin zur Zimmerdecke hinauf, als führte er ein ganz persönliches Gespräch mit ihr. Dann warf er noch ein Scheit aufs Feuer. »Hör zu«, sagte er. »Du kannst nicht einfach rumgehen und dich um andere Leute kümmern. Sonst werden sie noch von dir abhängig, und dann bringst du es nicht mehr übers Herz wegzugehen, wenn es sein muss.«
Ren beobachtete ihn, als er sich bückte und dafür sorgte, dass das Holz Feuer fing. Genau der gleiche Aschegeruch hatte sich in der Küche des Farmers ausgebreitet, als seine Frau in der Glut herumgestochert hatte, um das Feuer so weit anzufachen, dass sie ihnen ein Essen vorsetzen konnte.
»Was ist, wenn ich gar nicht von ihnen weg will?«
»Von wem?«, fragte Benjamin. »Von dem toten Mann?«
»Er ist nicht tot. Er ist mein Freund.«
»Na, und wer macht sich jetzt was vor?« Benjamin warf einen Kiefernzweig in die Flammen; die Nadeln knackten und rauchten. »Ich hätte ihn nicht in deiner Obhut lassen sollen.«
»Hast du aber«, sagte Ren. Er hob die Flasche mit dem Wurmkrautsud vom Boden auf und stellte sie behutsam auf den Küchentisch. »Ich habe ihm gesagt, dass er bei uns bleiben kann.«
Das Feuer im Kamin loderte jetzt, die Schlackestückchen in der Asche sprühten Funken. Benjamin strich sich übers Kinn und seufzte. Er zog einen Stuhl heran und bedeutete Ren, sich hinzusetzen.
»Dieser Mann ist nicht dein Freund. Er ist ein Mörder. Wenn es ihm in den Sinn kommt, bringt er uns womöglich noch alle um.« Als Ren protestieren wollte, hob Benjamin eine Hand. »Ich kenne diese Sorte. Männer, die überhaupt nichts mehr empfinden. Erst spendieren sie dir ein Bier, und im nächsten Augenblick schneiden sie ohne jeden Grund dem Schankkellner die Kehle durch oder schlitzen eine Frau neben dir auf oder sägen einem Mann die Hand ab.« Benjamin rieb sich die Nase, dann sah er Ren an, um sich zu vergewissern, dass dieser ihm zuhörte. Ren musste an den Mann mit den roten Handschuhen denken, der seine Suppe mit dem Löffel des Schankkellners gegessen hatte. »Sein einziger Wert besteht in dem, was er für uns tun kann. Ich habe versucht, dir beizubringen, was ich weiß«, sagte Benjamin. »Wann immer du dich an jemanden bindest, bringst du dich in Gefahr.«
Ren spürte die Hitze auf seinem Gesicht. Es war zu warm für ein Feuer. Er wusste, dass Mrs. Sands es missbilligt hätte, und befürchtete, der Schornstein könnte nicht so rechtzeitig abkühlen, dass sich der Zwerg sein Abendessen holen konnte. Bestimmt schwitzte Benjamin in seinem neuen Mantel, aber er blieb sitzen, obwohl seine Stirn feucht wurde, und wartete darauf, dass Ren sagte, was er hören wollte.
»Ich bin überhaupt nicht in Gefahr.«
»Gut«, sagte Benjamin.
An diesem Nachmittag machten sie sich auf den Weg, um Tom zu suchen. Ren schaute in O’Sullivans Taverne nach, und Benjamin klapperte drei Bordelle in der Darby Street ab, aber kein Mensch hatte ihn gesehen. Auf dem Rückweg zur Pension kauften sie eine Tüte Walnüsse, und Benjamin knackte eine nach der anderen am Küchentisch, pulte den Kern heraus und aß sie alle auf.
»Bestimmt taucht er bald wieder auf«, sagte Benjamin. Aber Ren merkte, dass er sich Sorgen machte.
Zusammen gingen sie nach oben, um nach Dolly zu sehen. Als sie sich dem Treppenabsatz näherten, konnten sie ihn schnarchen hören. Im Zimmer kniete sich Benjamin auf den Boden und begutachtete den Mann unter der Matratze wie ein Möbelstück, von dem er nicht genau wusste, ob er es behalten sollte.
»Ich weiß nicht, warum er so viel schläft.«
»Offenbar hat er es nötig«, sagte Ren.
Benjamin stand auf und klopfte sich den Staub von den Knien. »Ich weiß ja nicht, wie es dir geht«, sagte er, »aber wenn ich eine zweite Chance im Leben hätte, würde ich sie nutzen.«
Für das Abendessen war nicht mehr viel da. Die Mausefallenmädchen hatten kurzen Prozess mit den Vorräten gemacht, genau wie der Zwerg prophezeit hatte, aber ein bisschen gepökeltes Schweinefleisch und Kartoffeln waren noch übrig. Benjamin schnitt das Fleisch in Stücke und briet es im Schweinefett. Er schnitt ein paar Kartoffeln in Scheiben und warf sie obendrauf. Dann schlug er ein halbes Dutzend Eier von den Hühnern im Hof darüber und schob alles zusammen in den Herd. Als er die Pfanne herausholte, war die Mischung gestockt, und er schnitt sie in Stücke wie einen Kuchen.
»Was ist das?«, fragte Ren.
»Das habe ich in Mexiko kennengelernt«, sagte Benjamin.
Ren probierte ein Stück. Es hatte eine eigenartige Konsistenz. »War es da furchtbar schrecklich?«
Benjamin blies auf seine Gabel. »Gut war es nicht. Aber einige Männer fanden Gefallen daran.«
Ren versuchte sich vorzustellen, was für Männer das gewesen sein mochten. Dann wurde ihm klar, dass sie vermutlich so waren wie Dolly. Er stocherte an einem Kartoffelstückchen herum. »Wusstest du, dass sie mich zur Armee geschickt hätten?«
»Pater John hat so etwas erwähnt.«
»Ist das der Grund, weshalb du mich ausgewählt hast?«
»Einer der Gründe.«
Ren hob den Kopf. Er hatte das Gefühl, sich bedanken zu müssen. Und er tat es.
Ausnahmsweise fehlten Benjamin die Worte. Er räusperte sich und stellte die Teller zusammen. Er trug sie zur Anrichte hinüber, suchte nach einem freien Platz, um sie abzustellen, und stapelte sie dann vorsichtig auf all das andere schmutzige Geschirr, das sich angesammelt hatte, seit Mrs. Sands nicht mehr da war.
Es klopfte am Fenster. Benjamin schien erleichtert. »Das ist bestimmt Tom.«
Ren ging zur Tür, drückte mit seinem ganzen Gewicht auf die Klinke und riss sie auf. Er brachte kein Wort über die Lippen, kniff nur die Augen zusammen und blinzelte. Blinzelte noch einmal. Denn vor ihm standen Brom und Ichy. Nass, zitternd und halb verrückt vor Angst.
»Ich hab dir deine Kameraden gebracht«, lallte Tom und schob die Zwillinge unsanft ins Haus. »Jetzt sind wir endlich eine Familie.«
Die Jungen taumelten zu Boden, standen aber sofort wieder auf und flüchteten in eine Ecke, um möglichst viel Abstand und Mobiliar zwischen sich und Tom zu legen. In Rens Augen sahen sie aus wie Bettler – zerschlissene Hemden, zu kurze Hosen, die Jacken fadenscheinig und voller Löcher.
»Hast du den Verstand verloren?«, schrie Benjamin. »Wozu brauchen wir drei Jungen?«
Tom zog seinen Mantel aus, warf ihn auf den Boden und torkelte auf einen Stuhl. Ren hatte ihn noch nie so betrunken gesehen. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten, so dass Ren sich fragte, wie er den weiten Weg bis Saint Anthony geschafft hatte, ganz abgesehen davon, was er Pater John erzählt hatte, um die Jungen zu kriegen. Dann fiel Ren wieder ein, was Bruder Joseph über Brom und Ichy gesagt hatte – dass kein Mensch sie jemals adoptieren würde –, und da wurde ihm klar, dass die Mönche von Saint Anthony die Zwillinge so bereitwillig hergegeben hatten, wie sie ihn Benjamin überlassen hatten.
Tom fischte ein aufgeweichtes Päckchen Tabak aus der Tasche und warf es auf den Tisch. Aus der anderen Tasche zog er eine Flasche. »Das sind seine Kameraden.« Tom ließ die Faust auf den Tisch krachen. »Ein Junge braucht seine Kameraden.«
»Wir schicken sie zurück«, sagte Benjamin. »Noch heute Abend.«
»Ich bin ihr Vater«, sagte Tom.
»Lass den Blödsinn.«
»Du hast Ren.«
Benjamin ging zu Brom und Ichy, die sich in der Ecke aneinander kauerten. Er hob beider Kinn an, drehte ihre Köpfe hin und her und zog sie ins Licht. Fassungslos schüttelte er den Kopf und warf beide Arme in die Luft. »Zwillinge! Von jetzt an ist uns das Unglück auf den Fersen, das spüre ich.«
Brom und Ichy hatten geheult. Ihre Augen waren gerötet, ihre Gesichter verquollen. Ren hakte sich bei seinen Freunden unter und zog sie um die Ecke und die Treppe hinauf ins Schlafzimmer. Die Zwillinge folgten ihm blind, zu erschöpft, um Fragen zu stellen. Irgendwie kamen sie ihm jünger vor als die Freunde, die er zurückgelassen hatte, wie kleine Kinder, obwohl sie fast so alt waren wie er. Ren war dankbar, sie zu sehen, und sobald sie allein waren, umarmte er beide.
»Er hat behauptet, dass er uns zu dir bringt«, sagte Brom. »Aber sicher konnten wir nicht sein.« Er sah dünn und blass aus. »Ichy wollte nicht mitkommen.«
»Doch, wollte ich schon.« »Nein, wolltest du nicht. Er hat sich im Garten versteckt und sich geweigert, seine Sachen zu holen. Und dann hat er auf dem ganzen Weg hierher geheult. Und Papa wurde wütend und hat gesagt, wenn Ichy nicht aufhört, erwürgt er uns beide.«
»Er hat gesagt, wir sollen ihn Papa nennen.«
»Er hat gesagt, wenn wir das nicht tun, erwürgt er uns auch.«
Ichy packte Ren an der Jacke. »Glaubst du wirklich, dass er uns erwürgt?«
Ren wusste, dass seine Freunde schon genug Angst ausgestanden hatten, deshalb beschloss er zu tun, was Mrs. Sands getan hätte, wenn sie hier gewesen wäre. Er holte Wasser, damit sie sich Gesicht und Hände waschen konnten. Aus dem Zimmer der Hauswirtin holte er ein paar Nachthemden und noch ein paar Steppdecken. Rasch stiegen die Zwillinge aus ihren verdreckten Kleidern und schlüpften in die Hemden, dann krochen sie nebeneinander ins Bett und zogen die Decken fest um sich.
»Er hat uns unsere Steine weggenommen.«
»Er hat sie unterwegs weggeworfen.«
»Er hat gesagt, Pater John ist ein Betrüger.«
»Und er hat gesagt, dass es keinen Gott gibt.«
Die Matratze unter ihnen bebte. Verunsichert schauten sich die Zwillinge an. Dann plötzlich verrutschte das Bett, hob sich kurz vom Boden, schwankte leicht in der Luft und landete dann wieder auf den Füßen. Ichy schrie auf, und Brom umklammerte den Bettpfosten.
»Das ist nur Dolly«, sagte Ren. »Wenn er sich umdreht, bewegt sich das Bett.«
Die Zwillinge lugten über den Bettrand. Unter ihnen lag Dolly, nach wie vor in seiner Mönchskutte. Sein Mund stand offen, und sein Brustkorb unter der Matratze hob und senkte sich.
»Wo habt ihr denn den her?«, fragte Brom.
Ren zögerte. »Wir haben ihn auf der Straße gefunden.«
Ichy beugte sich hinunter und stupste Dolly mit einem Finger an. »Und warum schläft er da unten?«
»Wahrscheinlich gefällt es ihm da.«
Von unten hörte man Tom brüllen. Dann zerbrach klirrend ein Teller, und ein Stuhl wurde umgestoßen. Ängstlich sahen die Zwillinge Ren an.
»So haben wir uns das ganz und gar nicht vorgestellt.«
»Glaubst du, er bringt uns wieder zurück, wenn wir ihn fragen?«
»Du könntest doch mit uns kommen.«
Ren dachte an sein Leben in Saint Anthony. An Bruder Joseph und Pater John und daran, wie sie jeden Morgen im Schlafsaal der kleinen Jungen aufgewacht und hin und wieder von den wohltätigen Großmüttern geschrubbt worden waren. Er musste an den Brief denken, den er in jener ersten einsamen Nacht im Keller geschrieben hatte. Er hatte ihn nie abgeschickt. Doch jetzt begriff er, dass die Zwillinge genau das brauchten – etwas Erfreuliches.
Ren zeigte ihnen seine neuen Kleider, die Jacke und die Hose des ertrunkenen Jungen, die so sorgfältig für ihn hergerichtet worden waren, die lange Unterwäsche darunter, die fachmännisch gestopften Socken. Er beschrieb Mrs. Sands’ Frühstück – jede Menge Muffins und frische Eier und Milch und Speck und Würste, und wenn sie wollten, gab es auch einen zweiten und dritten Nachschlag. Er erzählte, dass er in die Taverne ging und Whiskey zu trinken bekam und so lange aufbleiben durfte, wie er wollte. Dann fielen ihm die Spielsachen ein, die der Zwerg geschnitzt hatte. Ren stahl sich aus dem Zimmer und kam mit einem Armvoll Spielzeug zurück, das er wie eine Geschenklawine auf das Bett fallen ließ.
Eigentlich waren die Zwillinge zu alt für Spielzeug, aber als sie sich die liebevoll geschnitzten Holzstücke ansahen, wich alle Angst und Erschöpfung aus ihren Gesichtern. Sie nahmen ein Tier nach dem anderen in die Hand und reichten es zwischen sich hin und her, streichelten die kleinen Schweine, klappten die Mäuler der Fische auf und zu, ließen die Marionette über das Brett am Kopfende tanzen. Ichy probierte die Mondmaske auf, ging damit ans Fenster und sagte: »Ich bin der Vollmond.« Dann drehte er sich zur Seite. »Und jetzt bin ich ein Halbmond.«
Ren sah seinen Freunden beim Spielen zu, verspürte aber keine Lust, sich zu beteiligen. Er musste an den lädierten Zinnsoldaten denken, der ihnen gemeinsam gehört hatte und der noch immer auf dem Grund des Brunnens lag, unter all dem vielen Wasser. Und außer den drei Jungen in diesem Zimmer wusste niemand mehr, dass es ihn überhaupt gab.
Ichy stellte sich auf Zehenspitzen, um sich im Spiegel zu betrachten. Die Mondmaske war zu groß für sein Gesicht. Ein Auge lugte durch das Loch, das für die Nase gedacht war. Auf der anderen Seite des Zimmers biss sich Brom vor lauter Konzentration auf die Unterlippe, während er Wikingerschiffe über das Bett und die zu Meereswogen aufgetürmten Steppdecken fahren ließ. Ein Sturm war im Anzug, eine Flutwelle rollte heran. Er hob das Ende der Decke, und sämtliche Schiffe gerieten ins Schlingern.